Literaturgefluester

2011-10-21

Frl. Ursula

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:30

„Frl. Ursula“ ist das letzte posthum herausgegebe Buch, des 2002 bei einem Motorradunfall verstorbenen Heiner Link, der 1960 geboren wurde, wie ich glaube, in München lebte, weshalb er auch mit Achternbusch und Karl Valentin verglichen wurde und unter anderen den Roman „Hungerleider“ und das Internet Tagebuch „Mein Jahrtausend“ herausgegeben hat. Das, glaube ich, wurde auch als print veröffentlicht und ich habe es bei einer der Literatur im März-Veranstaltungen bekommen. Beim Bachmannpreis hat er, glaube ich, auch einmal gelesen und 2001 mit Arno Geiger ein Hörspiel herausgebracht, das in der „Alten Schmiede“ vorgestellt wurde.
„Nichts für zimperliche Gemüter. Es geht nämlich immer nur um das Eine“, schreibt Elke Heidenreich auf die Buchrückseite. Oder um einen Mann, der in München oder sonstwo in einem Reihenhaus lebt, eine Freundin und einen Golfclub hat, wo er sich mit den Zahnärzten, Steuerberatern, Anwälten des Ortes trifft und dort über das Leben, das heißt die Begegnung mit den Frauen resumiert. Aufmerksame Leser könnten nun denken, daß ich mich an Elke Heidenreichs Ratschlag halte und an dem Buch nicht viel Gefallen finde, denn ein fortwährender Aufriß und die Phantasie des vierzigjärigen Mannes darüber, kann die Frau ja nerven. Heiner Link tut es aber auf eine sehr charmante, sich darüber lächerlich machende Art und so wird dieses Buch auch für sein bestes gehalten.
Es beginnt mit „Scherers erster Verkehr“, hat das Buch ja einen Ich Erzähler, der mit Scherer im Nachbarhaus lebt und der erzählt von den Freuden des Mannes an der Frau oder auch an seinen Mißerfolgen, denn er scheint ein richtiger Tolpatsch zu sein oder das, was er beschreibt, vielleicht nicht wirklich zu wollen.
Es beginnt, nachdem er von Scherers erster Frau, einer Gabi Oberpollinger, erzählt hat, mit seiner ersten Begegnung mit Fr. Ursula, einer Brotverkäuferin, die er als Student im Supermarkt trifft, seither ist er ihr verfallen und versucht sie bekommen und scheitert daran bis zum Schluß, was Heiner Link lustvoll zu beschreiben weiß.
Da gibt es die Szene, wo er eingeklemmt zwischen zwei Pensionisten an der Supermarktkasse steht, die umständlich ihr Geld zählen, um zu Frl Ursula zu gelangen und die, wo er mit ihr und mit fünfzig Mark in ein italienisches Restaurant geht und Frl Ursula ißt und ißt und der Kellner scheint sie auch noch zu verführen.
Es gibt dann einen Ausflug mit dem Auto seiner Mutter, der in einem Kornfeld landet, dann studiert der Held zu Ende, heiratet, zieht mit seiner Frau in ein Reihenhaus, kommt in den Golfclub Scherers, wo er die Toilette mit Sprüchen aus Peter Handkes „Am Felsfenster Morgens“ beschmiert und seine Frau auch mal mit den Frauen der Herren aus dem Golfclub betrügt.
Frl. Ursula hat inzwischen einen anderen. Es gibt auch eine Fanatsie, wo sie als Sexy Brotverkäuferin zuerst den Vertriebsleiter von Südschwaben zur Entlassung bringt, dann selbst trotz Volkshochschulbildung zur Betriebsleiterin wird, Scherer aber davon geht, so daß sich dieser schließlich erschißt.
Das Buch hat drei Teile. Im dritten geht es um den „Havanna Club“, da ist Scherer dann schon tot und der Ich-Erzähler will mit Frl Ursula Urlaub machen. Sie will in die Dominikanische Rebuplik, aber das kann er seiner Frau nicht erklären. So entscheiden sie sich für Cuba, er gründet den Havanna-Club. Was heißt, daß der Erzähler mit Frl. Urusla und den Golf-Honoratoren dort hin fliegt, wo er Frl. Ursula zuächst verliert, denn Cuba ist ja das Land, wo die Damen vor den Hotels stehen und die Herren locken und der Sicherheitschef hat Frl. Ursula entführt, so wankt der Held von einer Panne zur anderen, leert einige Rumflaschen dabei und wird zuletzt in sein Hotel begleitet, wo er Frl Ursula im blauen Bikini im Bett vorfindet.
„Wir haben dann mit einander geschlafen. Es war unheimlich schön.“, lauten die letzten Sätze.
Dann kommt noch eine editorische Notiz, „daß das Manuskript von Heiner Link selbst abgeschlossen wurde. Helmut Krausser und Georg M. Oswald haben es in Abstimmung mit der Witwe, Claudia Link, und dem Verlag für die Veröffentlichung behutsam lektoriert.“
Ein Nachwort von Norbert Niemann, auch ein Bachmannpreisträger, gibt es in fünf Teilen ebenfalls.

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