Nach meinem vergeblichen Versuch am Freitag über den Alpha-Literaturpreis live am Ort und aus erster Hand zu berichten und meinem wirklich sehr gelungenen Geburtstagsfest am Samstag, das wohl weniger der Subkultur, als dem Gedanken literarische „Hausmusik“ zu machen, entsprang, gabs am Montag gleich ein paar Subkulturdämpfer, obwohl ich mich dieser gar nicht zuzähle und als mich vor Jahren, 1992, wird es wohl gewesen sein, eine Frau anrief und erklärte, daß sie für die Zeitschrift „Buchkultur“ einen Artikel über Frauenliteratur schreiben und mich interviewen wollte, die Subkulturliteraturzeitschriften zu denen ich damals meine Texte schickte, haben sie auf mich aufmerksam gemacht, war ich ganz erstaunt und antwortete, aber „Ich schreibe keine Subkultur“, natürlich nicht. Ich schreibe realistische Texte über erfolglose Schriftsteller, Ausländer, Arbeitslose und andere arme Teufel, die eben nicht zur Hochkultur zählen und offenbar genausowenig Chancen haben, wie die Subkultur im Literaturbetrieb.
Das Interview wurde gemacht und war sehr schlecht, weil die Interviewerin wahrscheinlich auch der Meinung war, daß man über schreibende Frauen, die es nicht schaffen ihre Texte in Literaturzeitschriften von den Manuskripten abwärts unterzubringen, nur verächtlich berichten kann.
Aber Ilse Kilic, Christine Huber, Patricia Brooks, Nora Grey, Helma Gianonne und ich waren unter den portraitierten. Ich war in jenem Jahr auch in der Jury des Nachwuchsstipendiums für Literatur des Bundesministeriums, für die mich die GAV, vielleicht auch eine Subkultureinrichtung, empfahl und habe mit Peter Paul Wipplinger, damals PEN heute GAV, durchgesetzt, daß ein Mitglied des sterischen Werkkreises der Arbeitswelt, ein Stipendium bekam und nicht verstanden, als mir Barbara Neuwirth sagte, daß der keine Chance im Literaturbetrieb haben wird.
Damals war ich noch sehr naiv und habe gedacht, daß es genügt zu schreiben und seine Veranstaltungen zu organisieren, was ich dann auch tat, macht es die GAV ja möglich und hat auch ihre Großveranstaltungen, wie die Lyrik im März und den Tag der Freiheit des Wortes, als der dann ein paar Jahre nicht mehr stattfand, habe ich die die Veranstaltung von 2001 bis 2009 organisiert und nach zwei „Frauen lesen Frauen“- Veranstaltungen im Lesetheater mit eigenen Texten, weil es mir ja wichtig ist, auch die nicht so prominente Frauenliteratur prominent zu präsentieren, ist es zu der Veranstaltung die „Mittleren“ gekommen, die 2006 das erste Mal im Literaturhaus stattfand.
El Awadalla, Mechthild Podzeit-Lütjen, Marlen Schachinger, Judith Gruber-Rizy und ich haben dabei gelesen, 2007 wollte ich eine Veranstaltung zu den prekären Arbeitsbverhältnissen mit Elfriede Haslehner und Ruth Aspöck und eine Diskussion darüber, machen, wurde aber von Silvia Bartl abgelehnt, weil es im Literaturhaus angeblich keine Diskussionen gibt und sie das Programm umstrukturieren wollte und 2008 waren die „Mittleren“ mit Petra Ganglbauer, Anni Bürkl und Erika Kronabitter dann nicht mehr prominent genug, die Veranstaltung fand in Vorarlberg statt und alle anderen „Mittleren im Amerlinghaus, womit ich sehr sehr zufrieden war und als die GAV beschloß, daß man nur mehr eine Veranstaltung organisieren kann, habe ich mich für die „Mittleren“ entschieden. Allerdings ist das Amerlinghaus seit 2009 in der Krise, weil es den Kulturverantwortlichen oder der Stadt Wien offenbar auch nicht prominent genug ist oder keine Subkultur fördern will und heute alles Eventcharakter haben muß, wo die ausgesuchten Autoren fünf Minuten ihre Texte lesen, die eingeladenen Gäste ihr Menu verzehren und die, die nicht so prominent darüber berichten wollen, ihre Berichte aus zweiter Hand über die Internetseite verfassen, die es zum Glück inzwischen gibt.
2010 gab es eine prominente Protestveranstaltung am Rathausplatz und ein paar weniger auffällige vor dem Burgtheater und der Amerlinghausbetrieb ist weiter gelaufen und es gab dort sehr gute Literaturveranstaltungen, wie zum Beispiel die der Lesefrauen und natürlich auch die Mittleren III, IV und V. Jetzt geht es an die Organisation der Mittleren VI und als ich mich da erkundigte wollte, ob mein Mail angekommen sei, erklärte mir die Claudia, daß Telefon und Internet gesperrt sei und sie nur mehr bis Ende Juni die Zusage haben, das Haus betreiben zu können. Da würden sich die Mittleren VI zwar noch ausgehen, es ist mir aber eine wahre Horrorvorstellung mir vorzustellen, dann von Ort zu Ort bitten zu gehen, der Readingroom böte sich noch an, aber da gab es schon Bedenken, daß der vielleicht zu klein für GAV-Veranstaltungen sei und meine Erfahrungen mit dem Cafe Amadeus waren ja auch nicht gerade rosig und wenn man achtunddreißig Jahre herumläuft, immer noch sehr literaturbesessen und begeistert ist, was sowohl das eigene Schreiben, aber auch jedes andere, egal ob es jetzt der Hoch-, der Sub- oder Mittelschichtliteratur angehört, ist und immer nur Absagen bekommt, entwickelt man soetwas wie Resignation…
Ich schreibe immer noch sehr viel, eigentlich in den letzten Jahren fast manisch, der Gedanke bei jeder neuen Arbeit, „Das wird ja wieder nichts! und „Das schaffst du nie!“, läßt sich aber nicht vertreiben und die Rezensionen, die von meinen kritischen Blogstimmen kommen und offenbar ihre Freude daran haben in Eigenregie gemachte Texte, ganz besonders zu zerlegen und der Trivialliteratur zuzuschreiben, machen es auch nicht gerade leichter, keine Depression zu entwickeln und nicht aufzugeben.
Aufgeben, werde ich nicht, sondern weiterschreiben, habe ich ja schon fünfundzwanzig Bücher selbst gemacht und das Literaturhaus hat mir auch versprochen, jedes Jahr eine Rezension zu bringen, mein literarisches Geburtstagsfest, das eigentlich als literarische Einzelinitiative ziemlich einzigartig ist und seit 2008 das Literaturgeflüster, ist auch etwas, von dem ich das glaube, weil es mir ja ein Anliegen ist, die Sub-die Hoch-und die Mittelschichtliteratur zusammenzubringen, beziehungsweise, ich selbst keinen Unterschied zwischen diesen Literaturen sehe, damit aber offenbar ganz allein und total naiv am verlorenen Posten kämpfe. Schreibe also weiter, reiche aber seit Jahren nicht mehr um ein Stipendium ein, schicke nicht mehr zu Literaturzeitschrifte und meine Manuskripte nicht mehr an Fischer, Rohwolt, Residenz, Resistenz, Arovell, Kitab etc und hoffe wieder, daß das Amerlinghaus erneut soviel kritisches Potential aufbringen kann, daß es die Mittleren VI geben wird und würde auch 2013 gerne wieder eine Frauenlesung machen. Denn man soll nicht aufgeben, auch wenn man keine Chance hat, ist das, was ich seit dreißig oder mehr Jahren denke, auch wenn mir der Erfolg nicht recht zu geben scheint. Denn meine Lesungen haben 2011 deutlich abgenommen und auch sonst gibt es deutliche Anzeichen, daß der Wirtschaftskrisenwind und die Sparbemühungen, die sogenannte Subkultur noch mehr vom Tisch wehen wird und nur mehr der Eventcharakter überbleibt, für den ich mich, wie ich auch mit Ilse Kilic beim kulturpolitischen Arbeitskreis gestritten habe, sehr interessiere, aber das allein ist zu wenig, denn es gibt, wie das Literaturgeflüster tapfer aufzuzeigen versucht, soviel anderes, das Lesetheater, die PoetNight und die KritLit, aber die hat ja auch nicht sehr viel Gewerkschaftsmitglieder am Wochenende an die Donau hinausgebracht und wie viele Leute sich jetzt auf Anna-Elsabeth Mayers „Fliegengewicht“ stürzen werden, weiß ich nicht. Ich interessiere mich jedesfalls immer noch sehr für Literatur, sowohl für die, die ich selbst schreiben kann, als auch für die der anderen und die „Zwillingswelten“ sind jetzt auch gekommen.
Unterschreiben für den Erhalt des Amerlinghauses kann man übrigens auch.
Kommentar verfassen