Waltraud Palme hat mir bei meinem Geburtstagsfest die Einladung zu ihren „Londonbooks“, die am 17. November im Freihausviertel-Doppeldeckerbus, der in der Schleifmühlgasse steht, gegeben und da ich E.A.Richter sein Belegexemplar der „Zwillingswelten“ geben wollte und außerdem wieder in die Gesellschaft für Literatur zu der Präsentation von Georgi Grozdevs Roman „Beute“ gehen wollte, habe ich zu dem Bus geschaut, an dem ich sowieso vorbeigegangen bin. Die „Londonbooks“ sind Waltraud Palmes Zeichentagebücher, die auf ihren Reisen entstanden und der Doppeldeckerbus ist ein austrangierter Londoner Bus, der dem Freihausviertel gehört und dem man offenbar für seine Präsentationen mieten kann, während in der Gesellschaft für Literatur eine Veranstaltung der internation Elias Canetti Gesellschaft stattfand, das heißt Manfred Müller leitete ein, daß die bulgarische Literatur eine große Tradition in der Gesellschaft für Literatur hat, die Germanistin Penka Angelova, die in Ruse die Elias Canetti Gesellschaft leitet und offenbar auch das Buch herausgab, moderierte und übersetzte. Der Roman „Beute“ des 1957 geborenen Schriftsteller, Publizist und Verleger Georgi Grozdev handelt von einem bulgarischen Naturreservat in dem ein Betreuer der ausländischen Jagdgäste, der seiner Vergangenheit entkommen will von ihr eingeholt wurde. Es waren nur ein paar Besucher da, so daß die Veranstaltung in den weichen Sesseln im Vorraum stattfand. Zuerst ein paar Seiten auf bulgarisch, dann las der Schauspieler Peter Moucka ein paar Szenen und dann gab es eine sehr intensive Diskussion im kleinen Kreis. Ulf Birbaumer war da und eine Dame, die erwähnte, daß sie das Buch gelesen, aber nicht recht verstanden hat, weil ihr die bulgarische Welt sehr fremd ist. Eine Erfahrung, die ich ja mit dem litauischen Roman von Renata Serelyte auch einmal machte. Dafür lagen aber eine Rezension und ein Vorwort auf, so daß man sich ein bißchen einlesen kann, denn der Roman „Beute“ ist sehr philosophisch und baut auf vielen mythologischen Betrachtungen auf.
Das ganze Leben als Beute, diese Frage, stellte dann auch der Autor, ob man sich als Beute betrachtet? Da gibt es natürlich sehr viele Betrachtungsweisen, ich neige ja dazu immer den Realismus zu suchen und da scheint es in dem Buch auch, um eine Entführung oder das Verschwinden der siebzehnjährigen Tochter des Protagonisten Hunters zu gehen und da las der Schauspieler eine Stelle, wo die Eltern zu der Polizei gehen und das Verschwinden melden und der Polizist wimmelt ab, in drei Tagen ist sie zu Hause oder man findet ihre Leiche und das erinnert ja sehr an Birgit Vanderbekes „Sweet Sexteen“, wo ja auch die Sechzehnjährigen an ihrem Geburtstag verschwinden. Eine bulgarische Dame fragte nach den Minderheiten, weil ein paar der Protagonisten türkische oder Zigeunernamen tragen, da wehrte der Autor eher ab und beantwortete auch meine Frage, wie er dazugekommen ist, sich als Beute zu fühlen, nur sehr vage. Irgendwer lobte die Übersetzung, da begann der Schauspieler von den Fehlern zu sprechen, die er gefunden und ausgebessert hätte, weil er beim ersten Lesen das Buch nicht verstanden hat und diese Erfahrung habe ich mit John Irvings „Der Bär ist los“ ja auch gemacht. Der Autor meinte, das wäre, weil eine Frau das Buch übersetzte und sich Frauen meistens nicht für das Jagen interessieren, daran knüpfte sich dann eine Diskussion über das Thema Jagd in der Literatur und ich habe das Vorwort zu dem Buch, das die mythologischen und philosophischen Anspielungen erklärt, noch nicht gelesen, so daß mir als Frau, ein Roman, der über das Jagen handelt, auch ein wenig fremd erscheint.
Interessant der kleine Kreis und die intensive Diskussion, der Autor ist auch Verleger und wird am 5. Dezember in einem Theater in Sofia sein zwanzigjähriges Verlagsjubiläum feiern, erzählte noch die Moderatorin, Ilia Trojanow hat er auch verlegt und dessen „Eistau“ spielt ja auch in einem Naturreservat, ob das ein Zufall ist?
Etwas anderes Interessantes habe ich heute noch bei http://www.buecher.at gefunden, nämlich die Aufklärung des „Rätsels“ über das „Kafka“-Buch, das in den letzten Tagen offenbar die Presse verwirrte. Denn da wurde Kafkas „Schloß“ mit vielen Fehler an Schulen verschickt und erklärt, daß das Buch von der EU mit 345 000 Euro gefördert worden wäre. Das ganze war aber eine Kunstaktion, die Kritik am schlechten Bildungssystem üben wollte und Gac am Rande, dabei noch die ISBN-Nummer von Thomas Glavinic Roman „Lisa“ verwendet hat.
2011-11-17
Bulgarische Literatur und Londonbooks
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