Literaturgefluester

2011-11-25

Short-Cuts-Eröffnung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:03

Short Cuts- Kurze Prosa lautet bekanntlich der Titel der heurigen Erich Fried Tage, die ja wie schon erwähnt jedes zweite Jahr im Literaturhaus stattfinden und bei denen ich eigentlich regelmäßig war. Da es das Literaturgeflüster ja erst seit 2008 gibt, weiß ich, daß 2009 Laut lauter lyrik das Thema war und das trägt, glaube ich, schon die Handschrift der neuen Leitung und ist vielleicht auch ein Resultat der Umstrukturierbemühungen, die zuerst mich als Veranstalterin aus dem Literaturhaus und später auch Silvia Bartl vertrieb, zumindestens läßt es sich da am deutlichsten ablesen. Eine Leistungsschau von dem, was als das Schönste und das Beste im gängigen Literaturbetrieb gilt, während unter Heinz Lunzer, wie Anne Zauner in ihrer Einleitung erklärte, 2005 „Literatur und Politik“ das Thema war und 2007 „Übersetzerfragen“, bei beiden war ich und es gibt dazu, glaube ich, auch Publikationen. 2009 war ein Lyrik Workshop und 2009 ist die Kurzprosa das Thema. Und wenn ich da persönlich werden darf, meine Leser wissen es, die Kurzprosa ist nicht so mein Thema, träume ich ja davon lange Romane zu schreiben, die dann oft ohnehin nur längere Erzählungen werden und auch beim Lesen, drücke ich mich um das Kurze mehr oder weniger herum. So stehen das von der Buch-Wien 2010 erschnorrte Anna Weidenholzer-Buch und die Rom-Anthologie noch immer auf meiner Leseliste und bei meinem CickLit Schwerpunkt aus der Vergangenheit, den ich derzeit habe, bin ich daraufgekommen, daß der „Wunderbare Wüstling“ von Eva Bakos auch ein Erzählband ist und das habe ich sowohl Robert Huez, als auch Anne Zauner gefragt, eine häufige Suchanfrage, die ins Literaturgeflüster findet ist „Lange Texte zum Abschreiben“, trotzdem wird bei dem Symposium der Blog als eine literarische Kurzform erwähnt. Nun ein Blog ist, was die Blogger daraus machen und Eva Jancaks Literaturgeflüster wird immer länger, ist aber natürlich eine Kurzform, wenn auch eine, die manchmal die tausend Wortgrenze überschreitet und es ist ein Frustblog, die literarische Ausdrucksform einer zu Kurzgekommenen, die seit fast vierzig Jahren im Literaturbetrieb herumroutiert, viel liest und da sie nun ja sozusagen einen eigenen Bücherschrank am Margaretenplatz bekommen hat, fast gezwungen ist, beinahe täglich zu bloggen über die Lesungen, die Bücher, das eigene Schreiben und manchmal, ganz wenig, auch eigene Texte und die sind dann natürlich kurz, das stimmt schon. Und da ist vor zehn Tagen würde ich fast sagen eine eigene Literaturgattung entstanden, nämlich der Jammertext. Dann gibt es noch den „Wunderschönen Tintentraum“, die Reisereportagen 1 2 3 4 und die „Momentaufnahme“ und das ist ein Text, den ich für die Kurztextmaschine, ein Projekt für die Erich- Fried- Tage, geschrieben habe. Ein paar der vierhundert eingegangenen Texte sind im Literaturhaus auch ausgestellt, meinen habe ich nicht entdeckt, aber vielleicht habe ich auch nicht genau genug geschaut. Cees Noteboom der Eröffnungsredner, war jedenfalls heute morgen im Morgenjournal und so habe ich, was ich auch sehr ungern mache, eine unfertige Diagnostik am Schreibtisch liegen lassen und bin ins Literaturhaus zur offiziellen Eröffnungsveranstaltung marschiert. Bernhard Denscher hat die für das Kulturamt der Stadt Wien vorgenommen, nach dem ihm Robert Huez für die großzügige Unterstüzung ohne die es das Festival nicht geben würde, dankte und Anne Zauner, die das Festival kuratierte. Klaus Amann vom Musil Institut in Klagenfurt hielt die Eröffnungsrede „Über kleine Formen“ und erwähnte das Märchen, die Sage, die Reportage, das Graphic Novel, den Blog etc als Beispiele und auch ein kleines gelbes Reclambuch, das sich mit den Kurzformen beschäftigt und natürlich all das nicht gelten lassen will, sondern nur die Kurzgeschichte als eine solche erwähnt und short cuts, das habe ich vergessen, ist ein Film von Robert Altmann aus dem Jahr 1993, den ich mit dem Alfred gesehen habe und der sich auf Raymond Carver bezieht. Und die short story kommt aus Amerika, die Kurzgeschichte stammt aus dem deutschen Sprachraum. Ich mag sie, wie schon erwähnt nicht so sehr, schreibe aber immer wieder kurze Texte, wenn sie angefragt werden. So hat mich vor ein paar Tagen Anton Blitzstein für eine Wortspende für seinen Kalender gebeten, ansonsten bin ich gerne lang und breit. Wenn ich könnte, wie ich ich wollte, so langatmig wie Heimito von Doderer, wenn vielleicht auch politisch linker, seine „Dämonen“ haben mich aber im Sommer 1977, als ich von zu Hause ausgezogen bin, sehr beschäftigt und Klaus Amann und Thomas Bernhard, auch ein eher langatmiger, beschäftigte er auch. So soll der große Meister, als er von Doderers Tod erfahren hat, ausgerufen haben, „Jetzt ist der Weg frei!“ und in einer Kurzstory hat er sich mit seinem Konkurrenten Peter Turrini beschäftigt und ihn in den Tod geschickt.
Es gibt aber noch viele andere literarische Kurzformen, Klaus Amann hat sie in seinem Einleitungsreferat erwähnt und die Zeitschrift „Volltext“, die zur freien Entnahme auflag und die auch in das Projekt einbezogen wurde, hat die beteiligten Promis befragt, was sie von Twitter, Blogs und Co halten und siehe, viele der Befragten schreiben noch mit der Schreibmaschine und haben keine Ahnung was Twitter und Co ist und Klaus Nüchtern, der kulturgewaltige preisgekrönte, meint, „daß es die massenhaft ins Netz gestellte Texte entwertet, wenn jeder publizieren kann und darf…“
Das trifft mich Dauerbloggerin natürlich, ist für mich das Bloggen ja ein Weg, mich von dem Literaturbetrieb, der mich nicht mag, zu verabschieden und mich trotzdem literarisch zu äußern und der Vorwurf, daß das Vielschreiben ein mangelnder Qualitätsbeweis ist, trifft mich irgendwie auch, denn in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze und ich bin ja episch breit und auch Klaus Amann beschränkte sich irgendwann und beendete sein Einleitungsreferat. Dann kam Cees Nooteboom im Gespräch mit Susanne Schaber und gab einen wahrscheinlich kurzen Einblick in seine literarische Produktion seit den Fünfzigerjahren. Da hat er, sagte er, ein Romankapitel in einer Bibliothek geschrieben, das er einem Autor zeigte, der es dann gleich bei einem Verlag veröffentlichte. Dann kamen aber einige Jahrzehnte Kolummnen und davon las Cees Nooteboom einige vor. Er ist auch viel auf Reisen, so schrieb er Reisereportagen und 1989 war er in Berlin, da habe ich einmal um einen Euro, bei Thalia in der Kremsergasse zu Weihnachten ein dünnes Bändchen gekauft, es ist aber auch der Roman „Allerseelen“ entstanden und ein paar Prosaskizzen, die er zu den Werken eines Malers geschrieben hat. Auch da gab es ein paar Kostproben aus dem Buch „Selbstbildnis eines Anderen“ und einen Bildband der mit seiner Frau einer Fotografin entstanden ist, da hat er sämtliche Friedhöfe bereis und herausgefunden, was dort zu finden ist, Bleistifte, Whiskeyflaschen etc. So hat er das Grab von Joseph Roth und das von Paul Celan bereist und war dann auch in dem Cafe, in dem Joseph Roth, ich glaube, das war 1939, zusammengebrochen ist und auch beim Grab seines Lehrers über das er ein Gedicht „Der Dichter der Leser“ geschrieben hat, war er. Am Schluß gab es noch eine Kurzgeschichte aus dem Band „Nachts kommen die Füchse“ und eine Vorschau auf die „Briefe an Poseidon“, die nächstes Jahr erscheinen werden. Nachher gab es wieder Wein und Knabberstangen und diesesmal interessante Gespräche, so haben mich beispielsweise ein paar Leute auf meinen Blog angesprochen, von denen ich keine Ahnung hatte, daß sie ihn kennen und ich bin jetzt natürlich neugierig auf die Short Cuts, obwohl das eine literarische Form ist, die mir so gar nicht liegt, das Literaturgeflüster inzwischen aber auch schon achthunderteindundneuzig Artikeln hat und ein paar davon sind Prosaskizzen. Ein neues „Kolik“, das sich auf die Short Cuts Kurzprosa bezieht und einige Erich Fried Prosatexte enthalten soll, gibt es auch. Gustav Ernst war so freundlich es mir zu schenken, dem ich mein Bedauern ausdrückte, daß die Namensliste der Studierenden der Sprachkunst inzwischen nicht mehr im Internet zu finden sind. Der erste Jahrgang war dort noch angegeben, bei den Studenten der zweiten Klasse habe ich das Ausdrucken versäumt und beim dritten Jahrgang habe ich überhaupt keine Ahnung, ob ich die kenne, die dort studieren. Inzwischen kommen aber immer wieder Suchanfragen, der von mir Erwähnten und Gustav Ernst verriet mir auch, daß es im Jänner wieder eine Lesung geben wird. Und wem es interessiert, das ist jetzt wieder ein langer Text von tausenddreihundertfünfunddreißig Worten geworden. Man sieht von Kurzprosa ist auf meinem Blog keine Spur, ich bin aber auch eine Außenseiterin des Literaturbetriebs.

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