Literaturgefluester

2011-11-27

Erich Fried-Preis an Thomas Stangl

Filed under: Uncategorized — jancak @ 16:12

Heute also die Preisverleihung im Literaturhaus, die den Erich-Fried-Tagen und Kurze Prosa Festival der vergangenen Tage folgten. Kurz vor elf bin ich an der Prominenz vorbei in die Biblitothek gegangen und in der dritten Reihe einen Platz hinter Josef Haslinger und Herbert J. Wimmer gefunden, so daß ich die Gelegenheit nutzen konnte, Josef Haslinger zu fragen, was eigentlich der Unterschied zwischen einer Short Story und einer Kurzgeschichte ist und hörte heraus, daß es ohnehin das ist, was ich dachte. Lauter schriller amerikanischer oder aber auch die amerikanische Tradition, die, wie das kreative Schreiben einen großen Einfluß auf das deutsche Schreiben und die deutschsprachigen Autoren hat. Inzwischen mehrte sich der Unmut unter den Stammbesuchern, weil fast alle Plätze reserviert waren. Vierzig geladene Gäste erklärten mir die Bibiane und Robert Huez, da muß man reservieren. Wenn man aber als literarisch Interessierter keinen Platz bekommt, ist das auch nicht gut. Dann war es aber, wie ich mir ohnehin dachte, zu gut gemeint und es blieben noch einige Plätze frei. Die Droschls waren aber da, Christel Fallenstein, Rolf Schwendter und sogar Klaus Wagenbach, war der ältere Herr, der mir schon die letzten Tage aufgefallen ist, aber erst den Hinweis vom Josef brauchte, der mir erzählte, daß er damals am 4. 11. auch nicht bei Alpha hineingekommen ist. Inzwischen begrüßte Robert Huez Publikum und Festgäste und überreichte Anne Zauner, die das Programm kuratierte einen Blumenstrauß, die ja bewirkte, daß ich meine Einstellung zu Kurzgeschichten überdenke und sehr viel Neues habe ich auch gehört dabei. Heinz Lunzer, der Präsident der internationalen Fried Gesellschaft, überreichte Andrea Ecker vom Bundesministerium ein Päckchen Stangl-Bücher und wies das Publikum darauf hin, daß sie zu Weihnachten nicht nur Christbaumkugeln, sondern auch Bücher verschenken sollen und Andrea Ecker wieder auf den Auswahlfunktion, die solche Preise haben und zitierte, daß Arno Schmidt gesagt haben soll, ein Mensch mit fünfzig hat in etwa fünftausend Bücher gelesen, es erscheinen aber jährlich, glaube ich, zweihunderttausend neue.
„Was unterscheidet sich die Literatur vom wahllos Schreiben?“, bei solchen Sätzen fühle ich mich immer leicht angegriffen, aber vielleicht sollte ich es, wie Thomas Stangl halten, der, glaube ich, sagte „Ich vertraue darauf, daß wenn ich schreibe, Literatur entsteht!“
Das hat auch Barbara Frischmuth gefunden, die heuer die allein Jurorin war, denn eine Spezialität des Fried-Preises ist ja, daß nur einer den Preisträger bestimmt und Beatrice von Matt, offenbar auch von der Fried Gesellschaft, die krankheitshalber nicht kommen konnte, ließ ihre Rede über Barbara Frischmuth verlesen. Die „Sophie Silber-Trilogie“, das Haus in Altaussee mit dem schönen Garten und die Beschäftigung mit der Türkei und dem Orient wurden dabei erwähnt. Dann kam schon Barbara Frischmuth mit ihrer Laudatio an Thomas Stangl und erzählte, daß sie seinen ersten Roman „Der einzige Ort“, der gleich ein paar Preise bekommen hat, erst ein paar Jahre später gelesen hat, aber den Hinweis bekam, daß das ein neuer begabter Autor sei. Ich habe von Thomas Stangl, soweit ich mich erinnern kann, durch das Ex Libris gefahren und die ersten beiden Romane nicht gelesen, nur „Was kommt“ für den er im vorigen Jahr den Alpha-Literaturpreis bekommen hat und der thematisch die Fortsetzung des zweiten Romans „Ihre Musik“ ist. Beide spielen im zweiten Bezirk und haben in etwa die gleichen Protagonisten. Im Zweiten geht es um eine Mutter und eine Tochter. Die Mutter hat ihren jüdischen Geliebten durch den Holocaust verloren, die Tochter verliert sie, weil die sich in eine geistige Askese bzw. psychische oder körperliche Krankheit flüchtet. Im dritten Roman taucht dann noch ein junger Mann auf, der von seiner Großmutter erzogen wird und es geht, um die manchmal nicht sehr realen Beziehungen der Personen zueinander. Nicht sehr leicht zu verstehen. Ich habe, glaube ich, den Zugang auch nicht ganz gefunden. Barbara Frischmuth sprach von „Zwischenräumen, Schnittstellen und Übergängen“ und Thomas Stangl bezog sich in seiner Laudatio wieder auf den Namensgeber. Erzählte er doch von dem, was einem passieren kann, wenn der Vater von einem SS Mann tot geprügelt wurde und man gerade noch entkommt und wie es dann passiert, daß man 1968 zum politischen Idol werden kann und, daß er Erich Fried 1989 im Audi Max bei einer berühmten Lesung hörte, die ich, wenn ich mich richtig erinnere, leider aus irgendeinen Grund versäumte.
Nachher wieder Smalltalk und Gespräche und ich nehme mir von diesem Festival viel mit, habe ich ja meine Einstellung zu Kurzgeschichten neu refektiert. Geschrieben habe ich sie ja eher als „Auftragsarbeiten“, als ich mich noch an Ausschreibungen beteiligte und die Resultate, in zwei „Best-of-Erzählbänden“ gesammelt. Jetzt schicke ich ja nicht mehr ein, sondern schreibe meistens einen längern Text, der dann soetwas, wie ein Roman oder eine längere Erzählung in Sinne einer Novelle wird und da fällt mir ein, daß Ulrike Draesner gestern die Novelle lobte und was das Lesen betrifft, da greife ich gerne zu den bekannten Namen und habe da schon öfter einen Erzählband erwischt und ihn mit den Gedanken, „Erzählungen lese ich nicht“, weggelegt. Jetzt werde ich aufmerksamer sein, ich verspreche es und habe auch gleich einen Erzählband zu besprechen, den ich eigentlich auch für einen Roman gehalten habe. Ja und als mich Josef Haslinger wieder fragte, ob ich meine Bücher im Eigenverlag mache und ich ja dieses Wort nicht mag, ist mir eingefallen, daß ich es „Self publishing“ nennen könnte, das ist zwar auch das Gleiche, klingt aber besser, weil es vielleicht Englisch ist….
Und hier das Archiv 2008, 2009, 2010

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