Wieder einmal Adventwandern durch den siebenten Bezirk, ein liebgewordener Rundgang, den ich nun schon seit einiger Zeit regelmäßig einplane, die Alternative zum Punschtrinken und Weihnachtshorror, wie Bezirksvorsteher Blimlinger, der in der Hauptbücherei eröffnete, launig anmerkte, da denke ich zwar erstens Weihnachtshorror muß nicht sein und zweitens sind die Einkaufsparadiese Mariahilferstraße und Spittelberg auch im siebenten Bezirk, die erstere wenigstens zum Teil und Punsch gibt es bei dem kulturellen Rundgang auch zu trinken. Diesmal hat es wieder in der Hauptbücherei begonnen, was mir irgendwie auch sympathischer ist. Da gab es erstens vorher die Ausstellung der schönsten Bücher zu bewundern, meine Kurzzeitkritikerin JuSophie hat mich einmal darauf aufmerksam gemacht, daß man da einreichen kann, ich habs mit der Mimi, was ja auch ein schönes Buch ist, nicht getan und so nur die Resultate bewundert. Das Buch „Seitenweise“ war darunter und viele andere, wie zum Beispiel der Ernst-Jandl-Katalog von der Ausstellung vom letzten Jahr. Dann ging es schon los und zwar mit der bewährten Musikgruppe Trio Catapult mit Georg Graf, Joe Pinkl und Peter Rosmanith, die gleich mit einer „Schneesand“ genannten Performance begannen. Helge Hinteregger moderierte wieder, das heißt er schrie „Fürchtet euch nicht, es geht zur Kultur!“, zumindest anfangs durch das Megofon und Silvia Bartl, die das Ganze wieder organisierte, sagte mir, daß sie jetzt für eine medizinische Organisation Veranstaltungen organisert und den literarischen Rundgang das letzte Mal macht, Mal sehen wie es weitergeht, wäre schade, wenn es sich das auch verändert, aber erst einmal ging es wie gewohnt vorstatten.
Zur Wiederholung für die die es noch nicht wissen. Da geht man von fünf bis zehn die kulturellen Veranstaltungsorte des siebenten Bezirkes ab, es gibt ein halbstündiges Kulturprogramm und im Anschluß Kekse, was zum Trinken, gelegentlich auch Würstl oder Semmeln mit Aufstrich. Der Rundgang wird auch immer beliebter, das heißt es nehmen von Jahr zu Jahr immer mehr Leute daran teil. So gab es auch eine Menge Gespräche, aber viele der Leute habe ich nicht gekannt und denke sie gehören nicht zum üblichen Literaturpublikum. Es ging weiter zum Theater Spielraum in der Kaiserstraße, da gab es diesmal ein Puppenspiel mit dem Knopfmacher und der Stille. Die Stille war überhaupt ein Thema das noch öfter kommen sollte. Das nächste war aber eine Galerie in der Westbahnstraße und die zeigte Bilder von Helmut Swoboda „Das Große hinter dem Sichtbaren“, das heißt auf dem ersten Blick scheint es, es wären graue Farbflächen, sie tragen aber Titel, wie Dachstein oder Gosausee und wurden zum Teil dort auch skizziert.
Im Literaturhaus gab es einen Bekannten, nämlich Bernhard Strobel mit einer Weihnachtsgeschichte aus „Nichts nichts“, die sehr beeindruckend war, auch wenn sie nicht ganz gelesen wurde. Ein alter Mann, depressiv und grantig, kauft sich einen Christbaum, läßt ihn aber stehen, weil er ihn nicht mehr tragen kann, dann blickt er ein bißchen durch die Fenster zu den Weihnachtsfeiern der anderen Hausbewohner und beobachtet ihren Streit, er will an einer Tankstelle was trinken, rutscht aus, prellt sich die Schulter und trifft in der Ambulanz einen Schulkollegen und ehemaligen Zahnarzt, scharf beobachtet, das Elend der Welt von einem sehr jungen Mann. In der Medienwerkstatt ging es wieder um die Stille. Es wurde dabei ein Portrait des Filmemachers Michael Pilz gezeigt, den ich einmal in St. Pölten kennenlernte und der auch den Marianne Fritz Film gedreht hat. Im 7Stern, dem Lokal der KPÖ sangen die rostigen Edelweiß Weihnachtsjodler, was mich ein wenig wunderte, aber interessant war. In der Fleischerei erinnerte Eva Brenner an Peter Kreisky, der immer dort war und erzählte, daß sie den Spielort aufeben muß, weil die Subventionen sehr gestrichen wurden, ich glaube, sie hat schon im letzten Jahr soetwas angedeutet. Es gab dann ein paar Szenen aus dem Jelinek Stück „Die Kontrakte des Kaufmanns“, dann ging es weiter zu einem neuen Ort, nämlich einer Freilichttheateraufführung vor der St. Ulrichs-Kirche. Mica war wieder bekannt, da gab es dann die Würstl und ein Musikprogramm, von dem ich nicht sehr viel mitbekommen habe, weil ich ganz hinten gestanden bin, dafür war aber der Punsch sehr süß und gut. Und am Schluß gab es wieder zwei Stationen im Museumsquartier, nämlich eine Ausstellung über den australischen Architekten Glenn Murcutt im Architekturzentrum und dann noch eine Performance im Tanzquartier.
Dazwischen kam ich natürlich bei den Bücherschränken vorbei und da gab es in der Westbahnstraße ein ganz besonderes Schmankerl, nämlich Agnes Suppers „Die Familie Pfäffling“ aus dem Jahr 1943. „Kriegsweihnacht 1944 von deiner Großmutter“ hat jemand hineingeschrieben und Agnes Supper ist, glaube ich, auch die Großmutter von Hilde Langthaler und Mutter von Theodor Supper, dessen „Kettenreaktion Kontra“ ich gelesen und nicht verstanden habe. Und da noch „Eine deutsche Wintergeschichte“ als Untertitel steht, werde ich mich bemühen, das Buch, das 1906 geschrieben wurde, als zweites Weihnachtsbuch noch heuer zu lesen und im Wortschatz am Margaretenplatz lag das „Glasperlenspiel“, das wollte ich aber nicht durch den ganzen siebenten Bezirk schleppen, als ich am Heimweg dann doch danach schauen wollte, fiel mir gleich die Tür entgegen.
Und zum eigenen Schreiben ist zu sagen, daß ich „Die Wiedergeborenen“ schon begonnen habe. Die erste Szene, acht Seiten sind geschrieben. Jetzt wird es zu Marianne nach Salzburg gehen und die Stimme der Großmutter Rosa kommt aus einem Tagebuch, das Theresa im Kabinett findet.
Und hier das Archiv 2008, 2009, 2010
2011-12-13
Alles Gute – ein Umgang
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