Jetzt kommt das Weihnachtsbuch, das ich irgendwann im Sommer, noch schön verpackt im Schutzumschlag, nur wenn man genauer hinsah, merkte man, daß es nicht mehr originalverpackt war, sondern vom Vorleser aufgeschnitten und als Buchhülle benützt wurde, im Bücherschrank gefunden habe, Peter Meissners „Auch Engel lachen gerne“, auf dem ersten Blick habe ich das mit der Petra Meßner, der Assistentin in der Alten Schmiede verwechselt, aber Peter Meissner ist ein in Niederösterreich geborener Autor, Liedermacher und Radiojournalist, der in der Produktinformation, dem Leser zum Erwerb der vierundsechzig heiteren Weihnachtsgeschichten zum Vor und Selberlesen herzlich gratuliert. Denn „Es versetzt Sie in die Lage, bei privaten, geschäftlichen und sogar öffentlichen Weihnachtsfeiern als umjubelter Vortragskünstler aufzutreten.“
Dann gibts noch ein paar Tips, daß man sich nicht mit dem Rücken vor das Buffet aufstellen soll, nicht alles lesen, vielleicht schon vorher ein paar Häppchen reichen, damit die Mägen nicht knurren, dem Chef nicht die Show steheln, etc.
Die Geschichten sind auch in Kategorien gegliedert, wie besonderer Text für „geplagte Eltern, viel beschäftigte Engel, späte Punschstandelbesucher, unzufriedene Übergewichtige etc. Die Lesungsdauer, so zwischen ein bis drei Minuten ist auch dabei vermerkt.
Dann geht es los mit einer Geschichte, die ich schon einmal bei der Weihnachtsfeier der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft und bei einer Poet Night gehört habe, da war ich noch so naiv zu glauben, der Text wäre von den Autoren, aber „Weihnachtsbeleuchtung“ ist offenbar eine beliebte Weihnachtsfeiergeschichte und beginnt damit, daß einer in seinem Garten ein paar elektrische Kerzen auf die Fichte tut, die Nachbarn machen mit und fangen an sich zu übertrumpfen, am Schluß gibts einen Kurzschluß, der erst am siebenundzwanzigsten Dezember behoben werden konnte und es war das schönste Weihnachtsfest seit langem.
Heitere, satirische Geschichten zu allen Weihnachtslebenslagen, ein paar Gedichte sind auch dabei und nicht alle passen unbedingt zu Weihnachten, wie die Geschichte mit den „Verständigungsproblemen“, wo dann ein Gericht Pidguin Deutsch mit dem Angeklagten redet, weil der zufälligerweise sein Hörgerät vergessen hat. Ein paar sind typisch für Niederösterreich gestaltet, zum Beispiel, die von „Nöchrist“, vielleicht wurde sie für eine Weihnachtsfeier beim Landeshauptmann Pröll geschrieben. Buchhandlungen kommen auch ein paar Mal vor und dann wird statt des Buches, ein Briefbeschwerer gekauft oder „Die sieben Weltwunder“ werden solange herumgeschenkt, bis sie dann als Untersetzer für den Christbaum enden. Die Frauen mit dem Übergewicht, die angesichts der vielen Vanillekipferln Diät halten wollen, werden auch ein bisserl verarscht. Meine Lieblingsgeschichte ist wahrscheinlich, die der „Feiertagsidylle“, wo Mutter zuerst in Weißglut gerät, weil die Kinder den ganzen Tag vor dem Fernseher sitzen und eine DVD nach der anderen hineinhauen, nichts hören und nicht reagieren und Papa vor dem Computer sitzt, die Freundin weiß dann Rat, wie man die Familie in die Küche bringt und so setzt sich Mama mit einem Donna Leon Krimi und anderen Weihnachtsbüchern auf das Sofa und läßt den Papa Pizza auftauen.
„Heiliger Abend beim Heurigen“ ist auch ganz lustig und Bauernregeln gibts natürlich auch „Schneits am dreißigsten November ists am nächsten Tag Dezember“ oder „Bleibt im Schnee der Krampus stecken, soll man schaufeln an der Eckn“.
Der „Parkplatzwächter“ bekommt zu Weihnachten von allen Leuten der Firma eine Flasche Wein geschenkt, obwohl er Antialkoholiker ist. Am Ende hat er dreißig Flaschen in seinem Häuschen stehen und die Mitarbeiter munkeln über ihn, daß der ein Säufer ist. So kanns kommen beim schönsten Fest des Jahres, wo alle in Stress und Hektik sind und glauben etwas machen zu müssen, was sie nicht wirklich wollen.
Die Geschichte, wo sich das kleine Kind unterm Sofa versteckt um endlich das Christkind zu sehen, passt da vielleicht gar nicht in soviel Satire und beim „Lehrgang für Nikoläuse“ meldet sich ein echter an und der fliegt natürlich aus dem Lehrgang hinaus, weil er so altmodisch ist, mit dem Krampus aufzutauchen und die Kinder Gedichte aufsagen zu lassen. Beim „Malenden Onkel“ wird es fast genauso böse, wie bei der „Strickliesl“, der erste verschenkt seine Bilder auch nicht nur zu Weihnachten und die Liesl strickt für alle Socken und am Ende ihres Lebens, steckt sie ihr Vermögen in einen häßlich blau-weißen Strumpf, den die Familie natürlich gleich in den Altkleidercontainer wirft, ohne vorher das Testament zu lesen.
Dazu gibts Illustrationen, die nicht näher ausgewiesen werden und ein schönes Umschlagbild mit einem strahlenden Engerl im weißen Federkleidchen. Ja, richtig, wo kommt jetzt der Titel her? Peter Meissner hat auch eine homepage, wo man auf seinen Auftrittskalender kommt, das heißt man kann ihn buchen und wenn man da nachschaut, sieht man, daß er schon viele Bücher geschrieben und viele Platten aufgenommen hat. Es gibt auch einen Fortsetzungsband „Auch Engel lachen gerne weiter“, wenn man schon alle Geschichten durchhat.
Ich bin ja selten auf Weihnachtsfeiern, wo Weihnachtsgeschichten aus Büchern vorgetragen werden, die nicht die eigenen sind, höchstens zu Adventlesungen, war aber früher mit meinen Texten beim Club der logischen Denker eigeladen, da gab es vorher eine Rede vom Herrn Lembacher, der immer von einem Clubmitglied erzählte, daß Tränen in den Augen hatte, weil es nicht mehr zur Wehnachtsfeier kommen konnte. Das hat mich das erste Mal sehr beeindruckt, als er das nächste Jahr zur gleichen Rede den Namen austauschte, empfand ich das eher als negativ und habe das auch in meinem „Adventkalender“ so übernommen, der eine Weihnachtsrettungsgeschichte nach amerikanischer Manier ist, der ursprünglich aus vierundzwanzig Texten für jeden Tag einen entstanden ist, enthalten im „Best of- Eva Jancak-Geschichtenbuch“, da habe ich noch ein paar, könnte es also auch für eine Weihnachtslesung anbieten, bzw. glaube ich, habe ich das damals bei dieser Schreibwerkstattweihnachtsfeier gelesen und darin gibt es auch ein Gedicht, das in der Schreibwerkstatt entstanden ist, daß ich 2009 ins Literaturgeflüster gestellt habe.
Und hier noch ein Weihnachtsbuch.
2011-12-20
Auch Engel lachen gerne
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