Während ich noch nicht dazugekommen bin, die Fallstricke der vorhandenen sechzehn Seiten und zwei Zeilen meines neuesten Romanprojekts aufzulösen, die Stunden und die Diagnostik haben natürlich Vorrang, aber schon ein paar Ideen kommen, ist mir eingefallen, daß mir, als ich von meinem Work in Progress schrieb und was mich dabei hindert, auch erzählen wollte, daß ich 1989, muß das in etwa gewesen sein, ich bin von der Gumpendorferstraße nach Harland gependelt und die Mariahilferstraße war voll von den ungarischen Touristen, die darüber hetzten und große Schachteln mit Computern oder Fernsehgeräten transportierten, von der Wende und der Veränderungen Ungarns am Beispiel eines Dissidenten schreiben wollte. Ich habe mich dazu auch ins Cafe Westend gesetzt und mir ein Buch von Peter Esterhazy für die Recherche bestellt. Viel weiter als zu einer Seite bin ich damals nicht gekommen, weil viel zu wenig Material über das, was ich schreiben wollte. 1989 habe ich auch die „Hierarchien“ geschrieben, wahrscheinlich war ich da mit dem Projekt schon fertig und die Veränderungen in Ungarn und der Fall des eiseren Vorhangs war das nächste was mich interessierte.
Die „Hierarchien“ für die ich damals zweiundvierzig Verlage angeschrieben habe, sind 1990 bei der Edition Wortbrücke des Jack Unterwegers herausgekommen, danach kam es bei mir, da ich nach dem Tod meiner Mutter meinen Vater betreute zu einer Schreibkrise, die einige Jahre andauerte, bei der es auch einige Schreibversuche gab und die die beiden Kinderbücher „Mutter möchte zwanzig Kinder“ und „Lore und Lena“ entstanden und auch die beiden Fachbücher übers Stottern, bei Fischer TB und Orac erschienen.
1996 habe ich dann den „Verrückten Traum der Thea Leitner geschrieben“, wo ich mich schon ein bißchen mit meinem Schreiben auseinandersetzte, ab dann sind die Ideen eigentlich geflossen und ich habe sozusagen am Fließband mich von einer Idee zur nächsten geschrieben. Thematisch waren das meist die Randgruppen, sozial schwache depressive Frauen und natürlich das erfolglose Schreiben in allen seinen Formen.
In den letzten Tagen hatte ich ein paar Mal den Gedanken mit den siebzehn Seiten zu denen ich sehr schnell mit einer Idee gekommen bin, aufzuhören und etwas anderes zu beginnen, etwas das ich das letzte Mal, 1989 tat, als ich mich mit der Idee trug über den ungarischen Kommunismus zu schreiben, obwohl ich damals nur ein paar Mal am Wochenende in Bük und mit dem Alfred ein paar Tage in Budapest gewesen bin.
Die Idee mit dem Prager Dissidenten ist ähnlich, da müßte ich viel recherchieren, um weiterzukommen, obwohl ich mir das heute mehr zutraue, als vor über zwanzig Jahren.
Eine abgebrochene Geschichte von einer Mathilde, habe ich, glaube ich, auch in einem meiner früheren Computer. Und 1983 oder 1984, als ich schon schwanger war, wollte ich die Psychose, die ich während meines Studiums bei einer Freundin miterlebte, aufschreiben. Das ist ähnlich gescheitert, obwohl das dann Thema in den „Hierarchien“ war, ich glaube, die betroffene Protagonistin, heißt auch Theresa und da ist es dann gegangen.
Es gibt eben auch Lernprozesse und man muß manches öfter beginnen oder geduldiger sein und sich mehr Zeit lassen. Eine Schwangerschaft ist sicher kein günstiger Schreibzeitpunkt, obwohl es mich damals dazu getrieben hat, was zu tun, das Gleiche war auch, als die Anna ein paar Monate war, ich noch im Mutterschutz und dachte, jetzt könnte ich, wenn das Kind schläft, eigentlich schreiben, geht aber natürlich nicht. Das war meine erste oder zweite Schreibhemmnisphase und an der Felizitas Fee, fällt mir ein habe ich auch ein paar Versuche und Anfänge gehabt, bis etwas daraus geworden ist.
Es gibt auch ein paar unveröffentlichte Romane, die auf meiner Werkliste stehen, aus denen ich zum Teil auch in der Alten Schmiede gelesen habe. Vorversuche für die „Hierarchien“ würde ich sagen.
Seit den „Wiener Verhältnissen“ und den Möglichkeiten des Digitaldrucks habe ich dann alles veröffentlicht und da auch gesagt „Jetzt erscheint jedes Buch von mir!“
Vielleicht sollte ich mir nach fünfundzwanzig Digitaldruckbüchern jetzt wieder Zeit lassen um den berühmten Schritt weiter zu kommen. Die Sätze „Du mußt nicht schreiben und es muß nicht alles gleich fertig sein!“, sind schon einmal gut. Immer wieder anfangen, wenn etwas nicht gleich gelingt und wenn ich ein paar Tage nicht weiterkomme, ist das vielleicht eine gute Prophylaxe nicht schon wieder in sechs Wochen mit einem Rohkonzept dazustehen, das vielleicht nur die Wiederholung vom vorigen ist.
Manchmal treibt einem auch der Bauch dazu, etwas stehen zu lassen, während der Verstand „Weiter!“, schreit und so habe ich heute ein bißchen herumgetrödelt und mich in den Blog eines Biografieschreibers festgelesen, auf den ich durch Anni Bürkl gekommen bin.
Das war sehr interessant, denn die freiberuflichen Gebrauchsschreiber kämpfen mit den Honoraren und gegen die, die ihr Schreiben zu Dumpingpreisen anbieten. Sie schreiben die Biografien anderer und die sind recht teuer, es war aber auch sehr interessant in die Arbeitsproben hineinzulesen. Denn wenn man die Biografien von achtzigjährigen Herrn und neunzigjährigen Damen schreibt, kommt man in den zweiten Weltkrieg hinein und wenn ich über eine Großmutter schreibe, dann bin ich ja auch da. Eine Neunzig- oder Hundertjährige hat den erlebt und hat vielleicht eine jüdische Freundin versteckt und die Theresa könnte mit den Spuren ihrer Großmutter, während sie sich mit dem arabischen Frühling beschäftigt, ganz locker in Berührung kommen.
Die ersten Jännerliteraturprogramme sind auch schon gekommen. So gibt es im Literaturhaus wieder etwas über „Die Praxis des Schreibens“, nämlich die Präsentation des Symposiumbandes, leider an einem Samstag und die Woche darauf wieder eine Studentinnenlesung im Rahmen der Reihe Lesart der Sprachkunst und Anita C. Schaub, das ist besonders interessant präsentiert im Rahmen der GAV eine Lesung mit allen Sinnen mit Susanne Ayoub, Bettina Balanka, Petra Ganglbauer und Anbdrea Sodomka und ich frage mich, ob ich ein Stück weiterkomme, wenn ich ein halbes Jahr für den nächsten Rohentwurf brauche und wie das mit der Rosa, der Marianne und der Theresa werden wird? Vielleicht hilft es auch den Roman eine Weile in Blogberichten zu reflektieren und sich dann hinzusetzen, um ihn oder etwas ganz anderes zu schreiben.
2011-12-21
Mißerfolge
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