Literaturgefluester

2012-01-05

Deja vue und andere Arbeitsberichte

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:01

Diese Woche bin ich Dienstag und Mittwoch nach Wien gefahren, bekam ich ja schon vor einigen Wochen von Franz Josef Huainigg ein Mail, daß ich mir den Mittwochvormittag für ein Ohrenschmaus-Brainstorming freihalten soll. Dann kam noch eine Doodle-Umfrage und die offizielle Einladung in das Psychologische Institutes in der Liebiggasse 5 und das ist ja der Ort, wo ich zwischen 1973 und 1979 sehr oft hingegangen bin, um Psychologie zu studieren.
Zwar die linke Stiege hinauf in den ersten Stock in den Hörsaal und im dritten Stock gab es das Sekretariat, wo man sich die Zeugnisse abholte, sich für Prüfungen anmeldete oder auch das Dissertantengespräch und die Rigorosen machte. Das ist lange her und die Psychologie ist ein Fach, das nie aufgehört hat, überlaufen zu sein, so gibt es jetzt eine eigene Fakultät für Psychologie und mit Germain Weber, einen Dekan, der offensichtlich auch Präsident der Lebenshelfe ist, Zulassungsbeschränkungen und jede Menge neue Hörsäle und neue Professoren.
Damals in den Siebzigerjahren hat es den Prof. Guttmann, den Prof. Fischer und ganz am Anfang die Frau Professor Bayr-Klimpfinger gegeben und im ersten Semester lernte man über optische Täuschungen, Neuropsychologie, Statistik und ging am Samstag in die Vorlesung vons Professor Strotzka um etwas Praktischeres, nämlich die Tiefenpsychologie zu lernen, wo ich auch den Club der logischen Denker mit Josef Lembacher traf. Im dritten Semester gab es das gefürchtete Planungspraktikum, wo ich ein Referat halten mußte und fast daran gestorben wäre. Ich habe es aber überlebt und keine Redeangst mehr. Ich dissertierte über die Midlife-Krise und als ich mit meinem Studium fertig war, begann ich zuerst mit einer Gesprächsterapie, später mit einer Verhaltenstherapieausbildung und machte mein Akademikertraining im Schulpsychologischen Dienst in der Burggasse und in der Gymnasiumstraße. Später wechselte ich zu „Rettet das Kind“, wo ich mich mit Gastarbeiterkindern beschäftigte. Da hatte ich dann schon meinen ersten großen Erfolg, „Güler will kein Kopftuch mehr“ geschrieben und weil man danach Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung hatte, ließ ich mich in der Akademikerabteilung des Arbeitsamtes beraten und traf auf eine ältere Dame, die mir riet, doch bei der Lebenshilfe Betreuerin zu werden. Vier Monate habe ich das gemacht, dann verließ meine liebe Kollegin Irmgard, die ich während meiner Ausbildungen kennengelernt habe, die HNO-Klinik, wo sie auf der Sprachambulanz tätig war und vermittelte mir ihre Stelle, wo ich vier Jahre halbtags Assistentin war, danach in die freie Praxis ging und von der Sprachambulanz, die Arbeit mit Stotterern mitnahm, beziehungsweise zwei Bücher darüber geschrieben habe.
„Laß dir Zeit – Stottern will verlernt sein“, gemeinsam mit Edith Thabet, die ich im Arbeitskreis schreibender Frauen kennenlernte, bei Fischer TB erschienen und das Orac-Fachbauch „Verhaltenstherapie mit erwachsenen Stotterern. Ich habe auch eine Zeitlang Psychotherapie für den Club Handicap gemacht und hin und wieder Klienten mit Behinderungen.
Einen Lehrauftrag über das Arbeiten mit Stotterern auf der Sonderpädagogik, habe ich auch einmal gehabt und wurde einmal in den Neunzigerjahren, in der Zeit als ich meinen Vater betreute, in ein Proseminar eingeladen über meine Praxis den Studenten etwas zu erzählen. Inzwischen habe ich einen Kassenvertrag für Psychodiagnostik und einen Psychotherapievereinsvertrag, wovon ich lebe und bin durch Otto Lambauer, der ja anfangs durch seine Kommentare das Literaturgeflüster sehr verstärkte, in die Ohrenschmaus-Jury gekommen.

Buchhandlung Anna Jeller

Buchhandlung Anna Jeller

So war ich jetzt wieder in der Liebiggasse, wo sentimentale Vergangenheitsgefühle aufkamen und ich mich auch recht intensiv mit Germain Weber, über meine Studentenzeit unterhielt. Das Ohrenschmaus-Brainstorming war aber auch sehr interessant. Zwar waren außer mir keine Juroren da, aber bei der letzten Jurysitzung gab es ja wieder ein paar Probleme, bezüglich der Einreichungsbestimmungen und so habe ich das deponiert, daß ich da klare Regeln haben möchte und von Organisatoren wurden eine größere Einbindung an den Literaturbetrieb gewünscht. Zwar wird das etwas schwierig sein, zum Bachmannpreislesen, zu einem Verlag oder in die Literaturzeitschriften zu kommen, denn der Literaturbetrieb ist ja sehr sehr hierarchisiert und wünscht sich keine Konkurrenz und ich kann mir schon vorstellen, daß da wieder die Anführungszeichen oder das „Das sind ja keine richtigen Autoren!„, kommen. Andererseits kann man es versuchen und, ich glaube, Otto Lambauer hat im ersten Jahr auch die Texte an das „Podium“ geschickt und sich 2008 eine Nacht lang in ein Zelt bei „Rund um die Burg“ gesetzt und ich denke, es ist auch spannend was passiert, wenn die Autoren bei der GAV einreichen werden. Ich lege schon ein Veto für einen Preisträger ein, wenn er abgelehnt werden sollte, aber die Organisatoren haben eher an den PEN gedacht und von der GAV noch nicht viel gehört. Es kam aber die Anregung sich an Gerhard Ruis und die IG Autoren zu wenden und auch die Idee einen Sonderpreis für Menschen ohne Behinderung über ihre Sicht auf das Leben mit Behinderung auszuschreiben. Was ich sehr spannend finde und auch das ist, was Christa Stippinger schon lange mit ihrem „Exil Preis – Schreiben zwischen den Kulturen“ macht und die Preisträger dort schaffen sehr oft den Einstieg in den Literaturbetrieb, bekommen ein Staatsstipendium wie Grzegorz Kielawsky und Seher Cakir oder schreiben Bücher, die sie in der Editon Exil herausgibt und eine Schreibwerkstatt, was auch gefordert wurde, hat sie auch. Dimitre Dinev ist so Erfolgsautor oder Julya Rabinowic, die inzwischen bei Deuticke verlegt und beim Bachmannpreis gelesen hat.
Am Nachhauseweg habe ich gesehen, daß Anna Jeller mit einer Groschenromankollektion im Schaufenstter und der passenden Unterschrift dazu, auch etwas beiträgt zur aktuellen Literaturdebatte und Emily Walton, die inzwichen Stadtschreiberin des neunten Bezirkes ist, berichtet jetzt über den Alsergrund, für den fünften tut das die Evi von Zwillingsleiden und die hat jetzt einige Wiener Blogger verlinkt, so daß etwas mitbekommen kann, vom Wiener Literaturgeschehen, es gibt allerdings noch in/ad/ae/qu/at, Thomas Wollinger, Sara Wipauer, Anni Bürkl und andere Blogger, wo man über das Wiener Literaturleben erfahren kann und ich mit dem Literaturgeflüster ja auch ein bißchen die Stadtschreiberei betreibe, ist mein zweites Standbein ja die Literatur, die ich sehr intensiv, wenn auch ziemlich solo vor mich hinbetreibe und für die, die es interessiert mit meinem Projekt bin ich auch weiter gekommen. Habe jetzt auch in etwa den Handlungsrahmen und weiß so ungefähr wohin ich will und zwar wird Esthers Sohn eine uneheliche Tochter namens Ilona haben, die in Budapest Psychologie studiert und auch an den Demonstrationen gegen die Regierung teilnimmt und Marianne könnte im Salzburger Literaturhaus dem Sohn von Hannah Eisenstein begegnen, der ein Buch über seine Mutter geschrieben hat. Jan könnte Marianne in Salzburg besuchen, weil Hanka Haugova gestorben ist, Theresa wird sich in eine Beziehung mit Albert Taher einlassen und am Ende bekommt noch Margit Mayerhofer ein Engagement und darf vielleicht an der Budapester Taschenoper vermittelt durch einen Freund Ilonas die Toska singen.
So in etwa habe ich auch einen Szenenplan und natürlich noch viele Unklarheiten und es kann schon sei, daß ich noch in einige Krisen schlittere, über die ich berichten werde, bis ich dann in vier, sechs oder noch mehr Wochen mit dem Rokonzept wieder fertig bin, achtzig, hundert oder hundertzwanzig Rohseiten habe und das ganze wieder ein Mittelding zwischen einem Roman und einer Novelle wird. Etwas, das ich früher sehr bedauerte, jetzt denke ich, es wird an den Endlos-Romanschreibern ohnehin immer bemängelt, daß sie herumschwafeln und nicht kürzen und verdichten.

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