Literaturgefluester

2012-01-09

Aktuelle literarische Gesellschaftsbefunde

Filed under: Uncategorized — jancak @ 21:32

So heißt eine neue Lesereihe in der Alten Schmiede und es war auch der erste Abend im Neuen Jahr und für mich die erste Literaturveranstaltung nach drei Wochen Abstinenz mit Kurt Neumann in der Gesellschaft für Literatur haben die Veranstaltungen 2011 geendet, mit Marlene Streeruwitz „Die Schmerzmacherin“ fing es 2012 wieder an und von Marlene Streeruwitz habe ich in der letzten Zeit einiges gehört, so war das Buch auf der Shortlist des deutschen Buchpreises 2011 und den Bremer Literaturpreis bekommt sie im Jänner auch. In der Weihnachtsbeilage des Standards war ihr literarischer Gesellschaftsbefund zur Schuldenbreme und auf meinen Bücherlisten stehen drei Streeruwitz Bücher „Verführungen“ ist heuer dran, „Lisas Liebe“ und „Majakovskiring“ folgt dann 2013 und ich bin eigentlich nicht so eine besondere Streeruwitz Expertin, ist sie mir ja auch irgendwie zu sperrig oder abgehoben könnte man sagen und ich verstehe manche ihre Gedankensprünge bei Diskussionen nicht, eine brillante Rednerin ist sie allemal und „Partygirl“ habe ich vor einigen Jahren gelesen, weil es das bei „Buchlandung“ um einen Euro oder waren es noch zehn Schilling, gab.
„Die Schmerzmacherin“ ist aber in aller Munde, wurde von Daniela Striegl bei dieser Jahresenddsikussion als Buch des Jahres gelobt, so daß es mir schon leid, tat, daß ich es mir nicht zum Geburtstag wünschte. Aber man kann nicht alle Bücher haben und ich habe ohnedies schon genug und jetzt noch fünf Stück mehr und neun Euro weniger, ich weiß die Buchhändler unter meinen Lesern werden aufstöhnen, aber bei Morawa gab es einen Abverkauf und da habe ich die Marie Therese Kerschbaumer um vier Euro drinnen lassen, Karin Ivancsics „Muß das schön sein“, Kurt Bracharz „Für reife Leser“, Zdenka Beckers „Taubenflug“, Lukas Meschiks „Anleitung zum Fest“ und Crauss „Motorradheld“, aber herausgenommen. Letzteres eigentlich nur, weil ich dachte, das kann ich dann der Christel Fallenstein zeigen, wenn ich sie in der Alten Schmiede sehe. Sie war aber nicht da, dafür habe ich einen Platz neben Angelika Kaufmann gefunden, die mir die „Absturzgefahr“ abkaufte und Mieze Medusa und Markus Köhle, die ein paar Reihen dahinter saßen, erzäht, daß ich jetzt endlich die „Rom-Anthologie“ lese. Dann kam schon Kurt Neumann mit seiner Eröffnung und Cornelius Hell, der den Roman mit sämtlichen Rezensionen, die es darüber gibt, einleitete. Er hat auch eine geschrieben, aber ich lese ja eher keine Reznsionen und einige Rezensenten, meinte er, haben das Buch theoretisch gefunden. Es ist aber politisch brillant und gibt eine hervorragende Analyse unserer Sicherheitsgesellschaft und dafür hat Marlene Streeruwitz drei Jahre recherchiert und fünf Jahre an dem Buch gearbeitet, das dann aber anders, als geplant wurde. Da sollte ich vielleicht neidisch werden, tu ich aber nicht, denn ich schreibe ja auch gesellschaftskritische Romane und bei mir kommt die potische Situation auch immer vor. Der erste Satz lautet jedenfalls „Noch nie waren soviele Raubvögel zu sehen gewesen“ oder so ähnlich und es geht um die vierundzwanzigjährige Amy, die eigentlich Amalia Schreiber heißt, die sich als Sicherheitsmitarbeiterin ausbilden läßt, weil sie mit ihrem BWL-Studium scheiterte. Ja, als ich für die „Arm reich prekäre und andere Arbeitsverhältnisse“-Lesung, die ich nicht mehr im Literaturhaus machen durfte, recherchierte, war, glaube ich, gerade Wien Wahlkampf und da hat Marlene Streeruwitz auch einen sehr gesellschaftskritischen Roman über prekäre Arbeitsverhältnisse und eine gescheiterte Studentin ins Netz gestellt, den ich mir immer ausdruckte. Marlene Streeruwitz hat sehr originell das Ende des Buchs gelesen und vorher einiges darüber erzählt, zum Beispiel auch, daß ihr immer eine falsche Grammatik vorgeworfen wird, weil sie österreichisch schreibt, was mich ein bißchen wunderte, daß ihr das der Verlag drinnen gelassen hat, hat Cornelia Travnicek auf ihren Seiten ja unlängst beschrieben, was ihr ihr deutscher Verlag alles herausstrich und mir hat Fischer TB bei unseren StottererBuch ja auch die Buben zu Knaben gemacht etc.
Ab einem bestimmten Bekanntheitsgrad kann man aber offenbar machen, was man will, nur bei dem Wort „Kübel“, sagte Marlene Streeruwitz hat sie sich erweichen lassen, denn da würden die deutschen lachen. Die österreichschen Leser sind dagegen gewohnt mehr zu schlucken und Cornelius Hell erwähnte vorher noch, daß sich die Rezensenten nicht einig waren, wie das Buch nun endete, ob die Amy am Schluß davon kommt, getrettet wird, etc. Es bleibt jedenfalls eine Windjacke über und Amy fährt in dem Stück, das Marlene Streeruwitz gelesen hat, in ein Hotel, das von einer Frau, die ihr Mails geschickt hat, gerade verlassen wird, dann in eine alte Schule, wo offenbar diese Sicherheitstrainingsfirma war, dort liegt ein Toter am Konferenztisch, Amy holt ihre Jacke und telefoniert mit einem Mann, mit dem sie sich über das trojanische Pferd unterhält und die letzten Worte lauten „Care and attention“. Den ersten Satz habe ich schon zitiert und der Buchbeginn ist in dem „Deutschenbuchpreis-Büchlein“ nachzulesen, das ich mir jetzt immer schicken lasse.
So hat das Veranstaltungsjahr also angefangen und ein paar erfreuliche Meldungen gibt es auch noch, nachdem 2011 ja mir als Literatin nicht so viel brachte und auch meine literarische Qualität bezweifelt wurde, hat mich am Samstag Margot Koller aufgefordert, ihr mitzuteilen, was ich im April in Salzburg lesen möchte, wo ich mich dann kurzfristig entschloß, schon das „Work in progress“ zu wählen und als ich gestern von der „Winterfrische“ nach Wien kam, fand ich ein Mail von Barbara Neuwirth vor, daß Annemarie M. Moser die „Sophie Hungers“ im letzten Podium besprochen hat. Das ist ein Erfolg, denn es gibt ja immer wieder Diskussionen, ob selbstbemachte Bücher in Literaturzeitschriften besprochen werden dürfen, die Sophie Hungers, wurde aber auch schon von Janko Ferk fürs Literaturhaus besprochen und Annemarie M. Moser ist auch eine anerkannte Autorin, deren Name ich kenne, seit sie einmal vor Jahren, bei einem Profil-Literaturwettbewerb, den ersten Preis gewonnen hat und die Rezension ist auch noch sehr gut.
Alois Eder hat die „Globalisierungsnovelle“ auch schon einmal im Podium besprochen, konnte sie aber auch nicht verkneifen, ein bißchen auf den selbstgemachten Status hinzuweisen, ja und die dritte Freude ist eine verspätete Weihnachtskarte, die hat die Post wieder ein bißchen herum- und zurückgeschickt und ein handgeschriebenes Weihnachtsgedicht von Peter Gstöttmaier, den Ohrenschmaus- Lebensberichtpreisträger, der sich um das Preisgeld ein paar Möbeln kaufte, mit denen er demnächst seinen fünfzigsten Geburtstag feiern will.

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