Literaturgefluester

2012-01-11

Spannungsbogen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:53

Die letzten beiden Jahre haben mit einem Besuch bei der oder von der Ingrid, eine alte Freundin Alfreds, mit der er in Studententagen in einer WG lebte, begonnen. Heuer hat sich diese Tradition forgesetzt mit ihrer Hochzeit im Schloß Wilhelminenberg, der mir Gelegenheit zu einem schönen Spaziergang in einer schönen Gegend gab, wo ich die Bücherschränke besuchen und meine Schreibprozeße reflektieren konnte. Denn ich komme mit meinem Work in progreß gut voran. Habe inzwischen achtundsiebzig Seiten, 40 200 Worte und siebenundzwanzig Szenen,am Samstag noch einmal alles durchkorrigiert und bin da auch auf einen kleinen Fehler draufgekommen. Die Handlung spielt in der Gegenwart, habe ich mich doch während des Schreibens auf einige konkrekte Ereignisse, die in dieser Zeit passierten, bezogen, beispielsweise auf den Tod Vaclav Havels, der in der Geschichte eine zentrale Rolle spielt, so erfahren Jan und Marianne nach Jans Ehrenkreuzverleihung davon und Jan hält auch den Nachruf oder die Einführung des ÖBB Westbahnkonkurrenzunternehmen. Jetzt ist die Marianne aber 1950 geboren und sechzig Jahre alt und die Theresa 1982 und achtundzwanzig, was nicht stimmen kann. Zwar rechnet das wahrscheinlich ohnehin keiner meiner Leser nach, ich bin aber schon ein genauer Typ, im Leinen-Buch wird auch darauf hingeweisen, daß die Details stimmen sollen, also werde ich das bei meiner nächsten Korrektur verändern.
Der nächste Punkt, der zu diskutieren ist, ist der Spannungsbogen. Alle fünfzig Seiten sollte man einen einbauen, am besten dreimal, raten die Schreibratgeber und mir wurde schon gesagt „Bei dir passiert ja nichts!“, beziehungsweise hantele ich mich an den Ecken und Kanten des Alltags, den Wald und Wiesendepressionen, der kleinen Arbeitslosigkeit, den Schuldenkrisen, etc dahin, weil ich nicht so gerne Mord und Totschlag will, weshalb man mir schon öfter einen harmlos fröhlich naiven Unterton nachgesagte, den ich eigentlich nicht so sehe.
Aber gut, was passiert mit meinen drei Frauen? Die Rosa ist ja schon gestorben, hat zwei Freundinnen versteckt bzw. bei sich aufgenommen und wurde wahrscheinlich von einem russischen Besatzungssoldaten 1950 vergewaltigt, deshalb hat sie sich mit Jan, als der dreißig Jahre später bei ihr wohnte, auch nicht so gut vertragen.
Die Marianne fährt nach Prag zu Jans Ehrenkreuzverleihung und ist auf seine Frauen, die Hankas, Katjas, Sonjas eifersüchtig und die Theresa lernt in Wien den koptischen Christen Albert kennen, verliebt sich in ihm, bzw. weiß sie nicht, ob sie ihn in ihre Wohnung lassen soll?
Den ersten Spannungsbogen würde ich nach meiner Krise vor zwei Wochen, als die Marianne gerade in Prag angekommen war und ich mich total blockierte, weil ich ständig dachte „Das wurde doch schon alles hundertmal geschrieben!“, sehen. Daraus bin ich gekommen, daß ich korrigierte und Mariannes Eifersucht erklärte, indem ich die Figuren der Hanka Haugova und der Sonja Pilankova einführte.
Inzwischen hat auch noch die Esther Molnar Fleisch und Blut durch ihren Sohn Johann bekommen, der der Vater von Theresas Nachbarin Margits Mayerhofer ist. Der zweite Spannungsbogen kam nach der zweiten Korrektur. Da war das Begräbnis schon vorbei, Marianne fuhr zurück nach Wien. Mutter und Tochter bekamen heraus, daß Johann Molnar schon in Budapest geboren wurde und erst mit fünf Jahren nach Wien zu seiner Mutter kam. Das hat sich aus den Jahreszahlen so ergeben und war keine bewußte Denkentscheidung und der zweite Spannungsbogen haucht der Hannah Eisenstein, die 1945 nach Israel emigrierte, Leben ein. Denn die hat auch einen Sohn, Ari Eisenstein, der ein Buch über seine Mutter geschrieben hat, das er im Salzburger Literaturhaus vorstellt und soweit bin ich jetzt.
Die Marianne ist wieder nach Salzburg zurückgekommen und erfährt von ihrer Kollegin, sie muß jetzt schon in Pension und nicht mehr in Altersteilzeit sein, arbeitet aber noch ein bißchen freiberuflich in der Redaktion, von Ari Eisensteins Buchpräsentation, wird ins Literaturhaus gehen und er wird ihr einiges über seine Mutter erzählen und auch, warum er nicht in der Währingerstraße recherchierte?
Da bin ich jetzt, wie breit die Begegnung Marianne-Ari wird, weiß ich noch nicht. Es könnte sich aber eine neue Liebe ergeben. Jan wird wahrscheinlich auch noch nach Salzburg oder Wien kommen und Johann Molnar nach Wien und der hat eine uneheliche Tochter namens Ilona, eine Schauspielerin oder Psychologiestudentin, von ihr wird er Theresa oder Marianne erzählen, aber soweit bin ich noch nicht. Und am Schluß wird Albert bei Theresa einziehen, das ist dann das Ende der Geschichte. Bis dahin kann ich die Handlung noch entwickeln und die Spannung legen.
Ein Detail am Rande ist, daß die Ingrid einen israelischen TMC-Mediziner heiratete, was zwar nichts mit meinen Roman zutun hat, ich konnte bei der Hochzeit aber ein bißchen Hebräisch hören und auch ein paar der israelischen Gäste beobachten.
Und eine Salzburg Variante gibt es auch, werde ich da ja im April lesen, also kann ich ein bißchen recherchieren, wo die Marianne wohnt, ich habe ihr ja die Körblleitengasse als Adresse gegeben und da wohnt auch Margot Koller und im Salzburger Literaturhaus habe ich, 1992, glaube ich, bei Christine Haideggers „Sichten und Vernichten“- Symposium, gelesen, von da weiß ich, daß die dort Eintritt verlangen und als ich am Montag von der Alten Schmiede nach Hause ging, hörte ich zwei Männer über das falsche Singen „Das ist völlig egal, die merken das ohnehin nicht!“, reden, was wieder den Handlungsbogen zur Margit Mayerhofer hinüberbringt und vielleicht der Vater zu der Tochter sagt.

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