Dieser Tage scheint es einen Tschechien-Schwerpunkt zu geben, habe ich ja vor kurzem erst Josef Haslingers neuen Roman Jachymov gelesen, war bei der Präsentation des Urzidil Buchs im tschechischen Zentrum und am Donnerstag wurde der Manes Sperber-Preis posthum an Jirsi Grusa, den tschechischen Dissidenten, Lyriker und Botschafter, der im Oktober gestorben ist, in der Gesellschaft für Literatur verliehen. Einmal war ich schon bei einer Manes Sperber-Preisverleihung. Ich glaube, es war die, wo Karl Markus-Gauss den Preis bekommen hat, jedenfalls fand die Veranstaltung im jüdischen Museum statt und es gab eine Ausstellung über das Leben Manes Sperbers, der die Romantrilogie „Wie eine Träne im Ozean“ geschrieben hat und dessen wiederaufgelegtes Jugendwerk „Carlatan und seine Zeit“, ich einmal vom Karl bekommen, aber noch nicht gelesen habe und Manes Sperber ist ein Name, der mir in den Siebziger und Achtzigerjahren sehr bekannt war, jetzt aber etwas vergessen scheint.
2009 ist der Preis, der vom Bundesministerium unregelmäßig, aber spätestens alle fünf Jahre vergeben wird, an Peter Esterhazy verliehen worden, was mir entgangen ist. Das Programm der Gesellschaft für Literatur bekomme ich aber und da in der „Wiedergeborenen“, den Text, an dem ich gerade arbeite, Prag und ein tschechischer Dissident eine Rolle spielt, kommt das zur Recherchearbeit gerade recht und ich war sehr interessiert mehr über Jirsi Grusa zu erfahren, den ich öfter in Ö1 beispielsweise in von „Tag zu Tag“ hörte, persönlich aber, wie ich glaube, nie gesehen habe. Bei einem der Büchertürme der Literatur im März gab es einmal ein Buch von ihm, das habe ich mir aber nicht genommen, weil ich schon so viele Bücher habe, was ich jetzt bedaurere.
Da zwischen der Preisverleihung und der Manes Sperber-Lecture ein Buffet angekündigt war, bin ich ziemlich früh in die Herrengasse gegangen, weil ich aus Erfahrung wußte, daß es dann sehr voll werden kann und man im zweiten Raum nichts mehr sieht.
Das Buffet wurde auch schon vorbereitet, bzw. standen vier weißbeschürzte junge Leute von der Catering Firma bereit und am Gang die Brötchen oder Gläserkisten. Die ersten Reihen waren reserviert und es gab, was ich sehr interessant finde, ein komplett anderes Publikum, als am Dienstag. Diesmal waren es die Älteren und die wahrscheinlich, die Jirsi Grusa kannten. Marianne Gruber eröffnete mit Wolfgang Müller-Funk, der offenbar der Präsident der Sperber-Gesellschaft ist, der auch oder war das Herz-Kestranek?, bedauerte, daß auf der Wikipedia Seite zum Preis nichts nach Peter Estherhazy steht. Danach kam die Frau Bundesminster und Miguel Herz-Kestranek, den sich Jirsi Grusa, der den Brief vom Ministerium noch bekommen hat, als Laudator wünschte, der seine Rede „Der Mann mit den Buchteln“ nannte und damit begann, daß er sich vorstellte, daß Jirsi Grusa in der ersten Reihe sitzen würde und erinnerte an einen Empfang in Prag, wo sämtliche Leute auf ihn zukamen und ihn freundschaftlich umarmten, die ihn vorher ins Gefängnis brachten. Prag bleibt Wien oder so, hat Miguel Herz-Kestranek einige Male dazu gesagt.
Dann gabs das Buffet und eine Stunde Pause, in der ich mich mit denen, die mit mir redeten unterhielt und den anderen zuhörte, so erklärte ein Mann einer Frau einen Film, der nach einem Roman von Antonio Tabbuchi gedreht worden ist, bevor es mit der sogenannten Sperber-Lecture weiterging, die Wolfgang Müller-Funk moderierte. Erhard Busek sprach über „Den Europäer Jirsi Grusa“ und Michael Stavaric, der lange Sekretär in der tschechischen Botschaft war, wußte sehr viel Persönliches zu erzählen, dann kam ein Vortrag zu der Lyrik Grusas und am Schluß las Fritz von Friedl Gedichte vor.
Dann war es Zeit zu der Regionalversammlung der IG-Autoren zu gehen, die alle zwei Jahre stattfindet, wo alle Wiener Autoren eingeladen werden, über die Arbeit der IG informiert werden und sich für die GV, die am 25. und 26. Februar stattfinden wird, delegieren lassen können. Gerhard Ruiss hielt wieder einen fulminanten Monolog über das, was sich so tut, es gibt da eine mögliche Klage der Preradovic-Erben gegen die Änderung der Bundeshymne. Da kann man natürlich sagen, daß ein Werk unverändert bleiben muß, bei den Operniszenierungen bin ich auch dafür, bei der Bundeshymne, die mich ja betrifft, eher nicht. Ich würde, wenn ich singen könnte, ohnehin Töchter Söhne singen und mich eventuell klagen lassen, um auf die Absurdität der Sache zu verweisen und einen Kampf gegen die hohen Portokosten, wenn man ein Buch nach Deutschland schickt. Das habe ich vor kurzem an die Deutsche Bibbliothek in Leipzig getan und 6.80 dafür bezahlt. Dann gibts noch immer den Kampf gegen Google und die Verletzung des Urheberrechtes, das Gerhard Ruiss ein großes Anliegen ist und natürlich das E-Book von dem man noch nicht weiß, wie es damit weitergeht, aber auch Informationen über den Autorenkatalog, die Autorenberatung, die Stände auf den Buchmessen und vieles mehr.
Sehr viele Autoren im Publikum, die ich nicht kannte und für mich wieder sehr frustrierend von Sabine Naber zu hören, daß man bei den „Krimiautoren“ nicht aufgenommen werden kann, wenn man seine Bücher bei Book on Demand, in Zuschußverlagen oder selber macht. Ich schreibe ja nicht wirklich Krimis, es hat mich aber trotzdem sehr betroffen und ich habe auch einmal „Tauben füttern“ an die „Krimiautoren“ geschickt und keine Antwort bekommen. Bei einem Abend anläßlich der Literaturhausfeiern im September wurde über dieses Thema aber wenigstens diskutiert und ich denke, es gibt auch noch andere Autoren, die das betrifft.
Ein paar Bekannte, wie Margit Heumann, Christl Greller und Hilde Langthaler habe ich doch getroffen und im Literaturhaus gibt es derzeit eine Ausstellung „MOMENTUM“ – Dichter in Szenen, wo vierundzwanzig Autoren, wie Anne Cotten, Ulrike Dreasner, Michaela Falkner, Robert Menasse, Ingo Schulze, Angelika Reitzer, Josef Winkler, Steffen Popp, Wilhelm Genanzino ect, die momentanen deutschen oder österreichischen Wunderkinder oder Literaturgötter, mit einem Portrait und einem Buch oder einem Text, dargestellt werden.
Im tschechischen Zentrum lesen am Montag übrigens zwei junge tschechische Autoren zum Thema Ankommen in der Sprache – eine literarische Begegnung zum Thema Entwurzelung und Schreiben, nämlich Rhea Krcmarova und Vaclav Grusa, ob das ein Verwandter von Jirsi Grusa ist?
2012-01-27
Manes Sperber-Preis und Regionalversammlung der IG-Autoren
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