Wir leben momentan in Krisenzeiten, wie man unschwer merken kann, wenn man das Radio oder den Fernsehapparat aufdreht. Überall ist vom Sparen zu hören und wenn man das ernsthaft durchgehen will, kann einer leicht das Gruseln kommen. Das hat zwar auf dem ersten Blick nicht viel oder nur bedingt mit Literatur zu tun, auf dem zweiten, dritten, vierten, schon eher, weil man sich vorstellen kann, daß die Sparpakete auch zur Kultur dringen, daher möchte ich in meinem Wort zum frühen Montag, der Sonntag war ja schon der „Stadt der Engel“ gewidmet, ein paar Themen besprechen, die sich in letzter Zeit angesammelt haben.
Eigentlich hat es 2008 begonnen und wenn ich mich nicht irre, war es auch am Weltspartag, denn da ist ein angebliches Tucholsky-Gedicht zur Banken und Wirtschaftskrise aufgetaucht, das sich später als Fälschung erwies. Dann wurden überall die Banken gerettet, sehr viel Geld ist geflossen, so daß man sich bang fragte, wer das bezahlen soll? Es folgte die Krise in Griechenland Petrus Markaris „Faule Kredite“ habe ich zu Weihnachten besprochen und vor kurzem den Autor sagen hören, daß es in Griechenland inzwischen schon viel schlimmer ist, als in dem Roman geschildert wurde und manche Familien nicht mehr wissen, was sie essen sollen. Das betrifft noch viele andere Länder und viele andere Themen, die Bildung, das Gesundheitswesen, etc.
Ich habe mich mit der „Sophie Hungers“ literarisch damit beschäftigt.
Inzwischen hört man überall vom Sparen und der Krise und das betrifft auch die Stimmung unter den Autoren und in den Blogs, obwohl der Kampf gegen schlechte Blogs, die angeblich, wie die Schwammerln aus dem Boden spriessen, wahrscheinlich mehr mit den Rezensionsexemplaren, als mit der Bankenkrise zu tun hat und da wunderte ich mich, daß die Verlage so großzügig, die Bücher an die Leser verteilen, weil ich mich fragte, wer soll sie dann noch kaufen?
Aber das ist keine Kritik, denn ich habe schon seit Jahren aus anderen Gründen aufgehört, mir Bücher zu kaufen und habe, seit es die offenen Bücherschränke gibt und die halte ich für eine der wenigen positiven Entwicklungen der letzten Zeit, genug zum Lesen und, daß sich das gute alte Buch zum E-Book entwickeln wird, kann man auch überall hören. Ob das gut oder schlecht ist, weiß man noch nicht so recht. Ich habe jedenfalls nicht vor, auf den E-Book-Reader umzusteigen und denke, daß ich die zwanzig Jahre, die ich wahrscheinlich noch lesen werde, mit den Printexemplaren auskomme. Merke aber, daß sich das Leseverhalten verändert. Das scheint ab zu nehmen. Auf der anderen Seite interessieren sich immer mehr Leute für das Schreiben und das finde ich sehr gut. Höre aber manchmal, daß angeblich schon mehr Gedichte geschrieben, als gelesen werden, was mich, als Vielleserin, die das sehr wohl tut, nicht einmal so stört. Ich merke aber, daß sich die Stimmung in der Autoren- Bücher- Blogger- Welt diesbezüglich verschlechtert. Die E-Book-Debatte und, daß jeder seine Bücher selber machen und bei Amazon verkaufen kann, scheint Angst zu machen. So habe ich vor ein paar Wochen einen Beitrag gelesen, wo die sogenannten Indie-Autoren, unter Anführungszeichen gesetzt wurden und ihnen das Recht auf das Schreiben abgesprochen wird. Das ist ein Thema, wo ich mich als vielschreibende Autorin, der es nicht gelungen ist, einen Verlag zu finden und die daher ihre Bücher selber macht, leicht betroffen fühle. Kämpfe ich ja schon lang mit nicht sehr großen Erfolg, um die Anerkennung meiner selbst gemachten Bücher.
Petra van Cronenburg hat wieder einen interessanten Blogbeitrag geschrieben, der zeigt, daß es vielen Autoren nicht sehr gut geht, da ist mir durch meinen Brotberuf, den ich ja immer hatte, sicher viel erspart geblieben. Was mir aber fehlt, ist die Anerkennung und daran leide ich genug, daß ich, obwohl ich mich so sehr bemühe, weil ich meine Bücher selber mache, nie die Chance auf einen Buchpreis, eine größere Lesung, einen Literaturpreis etc habe und dann kommt oft noch der Hohn und das Unverständnis der anderen dazu und die, die schreien „Eigenverlag wollen wir nicht!“
Um wieder zum Thema zurückzukommen, seit die Krisenstimmung allgegenwertig ist, fühlen sich offenbar auch etabliertere Autoren davon betroffen und so war im „Standard“ dieses Wochenende ein Artikel von Michael Stavaric „Wer liest heute noch anstrengende Werke?“, wo er sich gegen linear geschriebene Bücher ausspricht. Er geht dabei davon aus, daß der Durchschnittsleser etwa zehn bis zwölf Bücher im Jahr liest und empfiehlt Werke von Hans Lebert, Bohumil Hrabal, Patrik Ourednik, Per Olof Enquist, Joseph Conrad etc.
Dagegen ist nichts zu sagen, ich habe zum Beispiel von einem der Büchertürme Patrik Oudrednik „Das Jahr vierundzwanzig“, übersetzt von Michael Stavaric, bekommen, das ich endlich lesen sollte. Aber ich habe auch nichts gegen Leute, die Krimis, Fantasyromane, Cick Lit, etc, lesen.
Ich selber habe einen eher weiten Lesebegriff und versuche mich quer durch den Literaturgarten zu lesen und fahre, glaube ich, auch sehr gut damit. Also wieder ein Pläydojer für mehr Toleranz. Jeder der will, soll schreiben und lesen. Es wäre zwar schön, wenn er sich auch für die Literatur der anderen interessiert und natürlich finde ich es gut, wenn man darüber berichtet. So halte ich die Bücherblogs und die Tatsache, daß jetzt jeder seine Meinung ins Internet stellen kann, für keine Bedrohung. Habe aber gerade wieder über eine Aufregung gelesen, die mir bisher entgangen ist. Da hat eine Bloggerin ein Buch abgebrochen, weil es ihr nicht gefallen hat und wurde vom Autor und dessen Verlag mit einer Klage bedroht, weil sie angeblich Wirtschaftskriminalität betreibt, wenn sie es schlecht bespricht. Im Sommer 2010 gab es eine ähnliche Diskussion als leselustfrust Anni Bürkls „Ausgetanzt“ besprochen hat. Ich habe in „Sommerlöcher“ darüber geschrieben, daß ich nicht glaube, daß man Literatur studiert haben muß, um ein Buch zu besprechen, ob man das jetzt Rezension nennt oder nicht, ist egal. Habe aber für mich, da ich selber nicht gern kritisiert werden will, entschieden, mit den Bewertungen vorsichtig zu sein. Ich beschreibe den Inhalt, sage meine Meinung und das, was ich über den Autor weiß. Das sind dann mehr literarische Texte, als Rezensionen und das sollen sie auch sein. Vorigen Montag gab es eine Sendung in den Tonspuren darüber, wo Sigrid Löffler und Klaus Nüchtern ihre Meinung dazu sagen sollten, ob sie sich von den sogeannten unprofessionellen Besprechern bedroht fühlen? Das wäre zwar vielleicht sogar verständlich. Aber ich finde dieses Mittel der Demokratisierung schön, halte es für eine gute Prophylaxe gegen den Analphabetismus und gegen Alzheimer und freue mich über jede wertfreie Meinungsäußerung, merke aber die Krisenstimmung und die Konkurrenz.
Noch etwas war interessant, hat doch Marlene Streeruwitz letzte Woche, den Bremer Literaturpreis für ihren Krisenroman „Die Schmerzmacherin“ bekommen und sich in ihrer Laudatio auf die Lesung in der Alten Schmiede vor zwei Wochen, wo das von Daniela Strigl herausgegebene Buch von Walter Buchebner präsentiert wurde, bezogen, wo ich sehr bedauerte, nicht bei der Veranstaltung gewesen zu sein, weil am selben Tag Dine Petrik ihr Buch über Hertha Kräftner vorstellte, das ebenfalls ein Vorwort von Daniela Strigl hat.
„Interessant!“, habe ich gedacht, daß das der erklärten Feministin Marlene Streeruwitz entgangen ist und sie nicht auch dieses Buch und diese Autorin in ihre Laudatio einbezog und vermute, daß der Grund wieder in der sogenannten Mainstreampolitik zu finden sein wird. Die Kriktiker schauen nur auf das eine Event, während anderes, sicher ebenso Interessantes, übersehen wird, was sehr schade ist.
Denn ich finde und das hat auch Petrus Markaris in seiner Erföffnungsrede bei der Buch Wien so gesagt, daß die Chance an der Wirtschaftskrise sein könnte, daß sich die Leute wieder mehr Zeit für ihre Kreativität nehmen und vielleicht auch ein bißchen jenseits vom Tellerrand, auf das Leisere, nicht so Spekuläre schauen und das würde ich mir sehr wünschen!
2012-01-30
Beobachtungen zur Krise
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