Literaturgefluester

2012-01-31

Entwurzelung und Schreiben

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:18

Weiter gehts mit dem tschechischen Schwerpunkt, obwohl ich ja eigentlich ins Literaturhaus zur Hommage an Christian Loidl gehen wollte, aber dann bin ich vorigen Mittwoch im tschechischen Zentrum gewesen und am Donnerstag in der Gesellschaft für Literatur zur Verleihung des Manes Sperber Preises an Jirsi Grusa, da habe ich ja eigentlich geglaubt, daß es am Montag im tschechischen Zentrum, eine Jirsi Grusa Lesung geben wird, eh klar, ein paar Tage nach der Preisverleihung. Dann habe ich doch ins Programm geschaut und gesehen, am Montag lesen zwei junge tschechisch-österreichische Autoren, nämlich Vaclav Grusa und Rhea Krcmarova und am Freitag war auch noch die zweite Studentenlesung. Also habe ich umdisponiert, das heißt ich hätte gerne, konnte aber eigentlich nicht, denn es begann um sechs und um fünf hatte ich noch eine Stunde. Also doch ins Literaturhaus, bis dann die Klientin absagte, so daß es sich ausging, der tschechischen Literatur den Vorrang zu geben, denn Rhea Krcmarova kenne ich seit zwei Jahren, wenn ich sie nicht schon im Amerlinghaus bei der Exil-Literatur-Preisverleihung kennengelernt habe, daran kann ich mich aber nicht erinnern, wohl aber, daß die junge Frau, als ich vor zwei Jahren am Tag der offenen Tür der Angewandten das Institut der Sprachkunst suchte, die ich danach fragte, Rhea Krcmarova war. Vor einem Jahr habe ich sie dann bei der Studentenlesung ihr Kuchel-Böhmisch lesen hören und jetzt ging es im tschechischen Zentrum, um die Identität der Zweisprachigkeit.
Es war ziemlich voll, als ich eintraf, Beppo Beyerl und Manfred Chobot habe ich diesmal nicht gesehen, wohl aber die literarische Übersetzerin Christa Rothmeier, mit der ich mich schon am Donnerstag in der Gesellschaft für Literatur unterhalten habe und die mir sagte, daß sie Jiri Kratochvil bei seiner Buch-Präsentation in der Alten Schmiede auf mich angesprochen hat. Ich habe ja viel mitgeschrieben und mir auch einiges für mein Work in Progress mitgenommen, das dann ganz anders geworden ist. Das erzählte ich Christa Rotmeier und sah auch Frau Grusa in der ersten Reihe sitzen, was meinte Vermutung, daß der Vaclav mit dem Jirsi verwandt ist, bestätigte. Die Leiterin begrüßte und wiederholte, daß es ihr vorletzter Tag im tschechischen Zentrum sei. Dann begann Rhea Krcmarova mit einem Text namens „Inselhüpfen“ in dem es um die sprachliche Identität ging und Rhea Krcmarova hat wirklich eine sehr schöne Sprache und einen sehr poetischen Text, wo es um eine Donauschiffahrt von Wien abwärts ging, aber Prag liegt ja nicht an der Donau und ich habe an meine Schiffsfahrt von Bratislava nach Wien denken müssen und auch an Dana Grigorceas „Baba Rada“, Meeresjungfrauen und Nixen kommen jedenfalls vor, das Strandbad in Klosterneuburg und ich glaube auch tschechische Limonade und tschechische Chips und ein grüner Schaffner, der die Fahrkarten kontrolliert.
Rhea Krcmarova wurde jedenfalls in Prag geboren, kam 1981 nach Wien und hat hier, wie sie bei der Diskussion über die Identität und die tschechische Sprache erklärte, in Wien nur das Kuchel-Böhmisch gesprochen, obwohl es in ihrer Familie auch intellektuelle Besucher, wie Journalisten und Schauspieler gab und bei modernen Ausdrücken manchmal unsicher ist. Das habe ich schon beim Dialekt-Workshop im November Ilier Ferra sagen hören. Vaclav Grusa ist offenbar später nach Österreich gekommen, was man seiner Sprache auch anhört und er las aus seinem Gedichtband „Kuckucks-Waisenhaus“ zuerst auch auf tschechisch vor. Dann kam es zu der Diskussion und Vaclav Grusa sagte, daß er jetzt auf Deutsch schreiben würde, sein erster Gedichtband wurde aber auf tschechisch geschrieben und von Christa Rothmeier und Michael Stavaric übersetzt.
In einer zweiten Runde las dann Rhea Krcmarova aus dem Text „Lebensstriche“, wo es um eine Prostituierte und eine Handleserin geht und erzählte, daß sie an einem Roman arbeiten würde und auch ein Opernlibretto schreibt. Dann kamen noch Vaclav Grusas Gedichte auf Deutsch und dann gab es wieder Wein und tschechische Chips, ich begrüßte die Frau vom Tagebuchtag, die ich bei Ruth Aspöcks Sommerfest traf, nicht kennenlernte, denn sie war schon früher einmal auf einer meiner Lesungen und hat mir ihr Programm überreicht und kam dann mit einem Musiker, der mir erzählte, daß er sehr oft ins tschechische Zentrum geht und mit Rhea Krcmarova ins Gespräch und konnte am Schluß noch Vaclav Grusa nach seinem Verwandtenverhältnis zu Herrn Grusa fragen. Es ist der Sohn.
Sehr interessant und sicher produktiv für meine Romanarbeit, obwohl ich da schon fleißig am Korrigieren der Beistrich und Rechtschreibfehler bin und inhaltlich gar nicht mehr soviel verändern werde. Im Wochenendstandard war aber, ich habe es schon erwähnt, nicht nur ein Teil der Laudatio von Miguel Herz-Kestranek, sondern auch ein Artikel von Michael Stavaric, wo er das Lesen von anspruchsvollen tschechischen Büchern empfiehlt, so daß ich den Patrick Ourednik auf meine Leseliste setzte, allerdings erst auf die fürs nächste jahr und gar nicht auf die Idee kam, ihn vielleicht als Rechercheliteratur vorher einzuschieben, obwohl das Buch, wie ich glaube, vom Prager Frühling handelt.

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