Die Evi von den Zwillingsleiden, deren Blog ich regelmäßig lese, ist in den fünften Bezirk gezogen, bespricht seither regelmäßig das literarische Wien und hat am Montag in ihren Artikel „Ein Anfang und ein Ende“, sowohl vom Zusperren der Buchhandlung Reichmann, die jetzt ja schon fast zwei Jahre abverkauft und an deren Bücherkisten ich regelmäßig vorübergehe, wenn ich in die Alte Schmiede will, als auch vom Aufsperren einer neuen Buchhandlung namens Chick Lit in der Kleeblattgasse berichtet.
„Chick Lit!“, habe ich mit leichtem Schuldgefühl gedacht, denn das lese ich ja manchmal gerne, soll man aber nicht, wie ja erst Michael Stavric im Standard des vergangenen Wochenende beklagte, daß die Leute keine anspruchsvollen Bücher mehr lesen und da eröffneteine Buchhandlung, die nur „Chick Lit“ vertreibt? Interessant, habe den Link verfolgt und bin beim Verein über die „AUF“, die Förderung feministische Projekte gestoßen, sehr interessant, denn da gab es ja einmal eine feministische Frauenbuchhandlung, das sogenannte „Frauenzimmer“ in das keine Männer durften, das zuerst seinen Standort in der Langegasse gleich neben oder im Wiener Frauenverlag hatte, der jetzt „Milena“ heißt und keiner mehr ist, später in der Zieglergasse vis a vis dem Literaturhaus war und vor ein paar Jahren, ich glaube, es war 2007, eingegangen ist. Da war ich mit der Ruth Aspöck noch in den letzten Tagen, als wir von einer Vorbesprechung zum „Linken-Wort“, vom „Siebenstern“ kamen, es gab aber keinen nennenswerten Abverkauf, dafür ein paar Monate später ein großes Benefizfest im EGA und seither hatte Wien keine Frauenbuchhandlung und die Zeitschrift „AUF“ hat ihren Betrieb auch eingestellt, weil Eva Geber, eine der Begründerinnen, in Pension gegangen ist und in ihren Räumen in der Kleeblattgasse, das weiß ich jetzt, weil es auch Dienstagmorgen im Leoporello war, haben zwei junge Frauen, eine feministische Buchhandlung eröffnet und ihr den trashigen Tiel „Chick Lit“ gegeben.
In den Siebzigerjahren hat es „Frauenzimmer“ geheißen und die Männer ausgesperrt und ich bin in meinen Studentinnentagen, als ich mir noch Büchjer kaufte, sehr oft in der Langegasse gewesen und habe mir auch viel gekauft.Jetzt ersah ich der Homepage und hörte ich in Leporello, gab es am Dienstag von zehn bis achtzehn Uhr, die große Eröffnung „Essen, trinken, Bücher kaufen!“ und ich hatte nur ein bißchen ein mulmigen Gefühl, denn der 31. ist ja mein Abrechnungstag und am Abend gibt es auch den Vertragspsychologinnen-Jour-fixe, bin aber früher aufgestanden und nicht in die Badewanne Lesen gegangen, sondern gleich mit den Honorarnoten begonnen und wäre auch fertig geworden, wenn nicht das Epsilon-Abrechnungsprogramm gestreikt hätte, so daß ich sowieso nur mit Alfreds Hilfe meine Diagnostik abrechnen kann, aber Zeit hatte, am Nachmittag in die Kleeblattgasse zu gehen und das ist auch eine historische Adresse, da dort nicht nur bis in die Siebzigerjahre, glaube ich, der Lebensgefährte meiner Tante Grete einen Frisiersalon hatte, sondern auch Elfriede Gerstl mit ihrer Mutter wohnte und es jetzt also die Buchhandlung mit der feministischen Unterhaltung gibt.
Es sieht dort eigentlich sehr ähnlich, wie im Frauenzimmer in der Zieglergasse aus. Regale, Büchertische, ein paar Sessel, viele junge Frauen und auch ein paar Männer von denen ich zuerst niemanden kannte. Eine der Frauen rief „Kaffee ist fertig!“, es gab ein Buffet mit Kuchen, Aufschnitten und Salaten und eine Bücherkiste zur freien Entnahme, in der es ein paar sehr alte feministische Publikationen und Frauenberichte gab und sonst die Frauenliteratur quer durch den Gemüsegarten. Vom Angebot würde ich auch nicht sehr viel Unterschied zum „Frauenzimmer“ sehen. Oder doch natürlich, ein bißchen Trashiges, wie „Bisse und Küsse“ in fünf Teilen und „Anne Frank“ als Gothic-Novel, aber sonst Bücher von El Awadalla, Hilde Schmölzer etc.
Die sollte dann auch kommen und sich nach ihrem „Rosa Mayreder“-Buch erkundigen, die neue Frauenreihe, der Traude Korosa, die „ADA -Bibliothek der Frauen, aus der Edition Mokka, wo mir Judith Gruber-rizy zum Geburtstag den „Roten Merkur“ von Auguste Groner schenkte, lag auf und ein Buch der Martina Wied, der Frau, die, wie mir Hiulde Schmölzer erklärte, nach dem Krieg den ersten Staatspreis bekommen hat. Bücher von Hermynia zur Mühlen, aber auch Lydia Mischkulnigs „Schwestern der Angst“ und viele Edith Kneifl Krimis, also gar nicht so viel Chick Lits und die Frauen, die bei Kaffee und Saft tratschenten oder in die Bücher sahenb, interessieren sich wahrscheinlich auch nicht so sehr dafür, sind aber jünger, als die alten Feministinnen, ihre Töchter und Enkelinnen würde ich so schätzen und die beiden Bücherfrauen, ob und wann sie ihre Eröffnungsrede halten sollten und so hat Wien wieder eine Frauenbuchhandlung, der ich, genauso, wie Hilde Schmölzer, alles Gute wünsche.
2012-02-01
Vom Frauenzimmer zur Chick Lit
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