Helwig Brunner und Stefan Schmitzer haben eine Streitschrift über Gedichte „gemacht/gedicht/gefunden. über lyrik streiten“ bei Droschl herausgegeben und das Buch in der Gesellschaft für Literatur vorgestellt.
Circa fünfzehn bis zwanzig Zuhörer oder waren es ein paar mehr sind gekommen? Hinter mir saßen zwei alte Herren, die wie pensionierte Gymnasialprofessoren aussahen, die, während wir auf den Beginn der Lesung warteten, über ihre Lesungen sprachen. Semier Insaif unterhielt sich beim Büchertisch, Gabriele Petricek traf später ein und Manfred Müller stellte das Buch und die Autoren vor.
Helwig Brunner wurde 1967 in Istanbul geboren, lebt in Graz und arbeitet als Biologe in einem ökologischen Planungsbüro, daneben macht er Musik und ist Mitherausgeber der „Lichtungen“, Verfasser von sieben Gedicht und drei Prosabänden, Stefan Schmitzer wurde 1979 in Graz geboren und studierte Germanistik, war Literaturbeauftragter des Forum Stadtparks, er hat beim Volksstimmefest gelesen und ich war 2009 bei einer seiner Lesungen bzw. Buchpräsentation im Museumsquartier und die beiden haben kontroverse Ansichten über das Thema Lyrik und sehr häufig darüber diskutiert, dann kam die Idee ein Buch darüber zu machen, wo man viel über das Thema Lyrik und was das ist erfahren kann. So haben die Beiden einige Themenkreise gesammtelt und abwechselnd je einen Artikel darüber geschrieben, worüber der andere dann reflektierte und die Lesung war auch ein solches Streitgespräch.
Zuerst kam ein, wie sich im Nachhinein herausstelte, fingiertes E-Mail von Helwig Brunner an Stefan Schmitzer, in dem er ihm klarmachte, warum er für ein solches Buch nicht zur Verfügung steht, dann las er ein paar Gedichte aus seinem neuen Prosagedichtband, in dem es um Poetiken geht und dann kam die erste Replik auf einen Artikel von Stefan Schmitzer, worauf dann Stefan Schmitzer folgte und im Poetry Slam Stil seine Replik verlas und dann noch zwei Gedichte folgen ließ, bevor Manfred Müller mit seinen Fragen und Gedichtinterpretationen in die allgemeine Diskussion einstieg, die dann auch sehr heftig wurde und ich, die ich zugegebenermaßen nicht sehr viel von Lyrik verstehe und auch keine Gedichte schreibe, dachte öfter, wovon reden die da vorne oder aber auch, das, was da so kompliziert dargestellt wird, ist doch eigentlich sehr einfach.
Der Biologe Helwig Brunner ist für die l àrt pour l`art, das unverfälschte Naturgedicht, das Haiku und die destilierte Gedichte, während Stefan Schmitzer poetry slamt, die Politik und das Alltagleben, den Sex und das Crime in seine Lyrik verpackt, für die lyrische Langform schwärmt und davon, daß er bei seinen Gedichten prüft, ob sie für die Kneipe und für das Publikum, das drei Bier getrunken hat, tauglich sind und eine weißhaarige Dame im Publikum lachte bei dem anspruchsvollen Diskurs und schien sich blendend zu unterhalten. Manfred Müller versuchte die Gedichte zu interpretieren bzw. sie an die Autoren festzumachen. Stefan Schmitzer ist der Poetry Slam Rhythmus wichtig, während Helwig Brunner von der klassischen Musik herkommt und sein Ich immer rein und authentisch ist, dann darf das Gedicht auch absolut sein oder einen solchen Anspruch stellen, an diesen Stellen mischte sich Semier Insaif ein und stellte kritische Fragen und sein Nachbar von dem ich nur weiß, daß er mit ihm den Siemens Literaturpreis organisierte, sagte emotional, dem Publikum ist das doch ganz egal, was sich der Dichter an Reinheit ausdenkt und kreierte den Widerspruch von der Masse, die nichts versteht und dem reinen Ich, das sich nicht darum kümmert, sondern vor sich hin dichtet und die Blöden, die das ohnehin nicht verstehen, verachten, vielleicht kommen deshalb so wenig Leute zu solchen Lesungen?
Interessant, habe ich gedacht und mich nicht in den Diskurs eingemischt, denn ich schreibe ja keine Lyrik und verstehe nicht sehr viel davon, der Herr neben der sich amüsierenden Dame fragte, warum in dem Buch keine eigenen Gedichte enthalten sind, die Antwort war, weil das peinlich oder kokett gewesen wäre und am Schluß kam der Herr auf Brecht, bzw. den Brecht Benn Konflikt zusprechen, den man damit vergleichen kann und Stefan Schmitzer sagte lapidar, ich sage jetzt nichts mehr, mir raucht der Kopf und Manfred Müller verwies auf den Büchertisch, wo man sowohl das Poetik Streitgespräch als auch die Lyrik der beiden Autoren kaufen konnte und es war ein wirklich toller Abend im kleinen Kreis der wirklich Literaturinteressierten und ich nehme mit, daß man sowohl anspruchsvoll vor sich hindichten oder auch am Volksstimmefest oder anderswo slamen oder rappen kann und Stefan Schmitzers letzter Gedichtsatz war auch „Wenn es mit der Kunst nicht klappt, machen wir eine Kneipe auf“
2012-02-15
Poetiken
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