Nachdem das literarische Portrait von Urs Widmer in der Alten Schmiede ausgefallen ist, wollte ich eigentlich zu Hause bleiben und den Veit Heinichen Krimi weiterlesen, dann hörte ich aber im Radio, daß es wieder eine literarische Soiree im Radio Kultur Cafe geben wird. Das hörte ich schon vor einem Jahr einmal und bin, nach dem ich das Programm eruiert hatte, hingegangen, diesmal war es einfacher, wei die Diskutanten und die zu besprechenden Bücher durchgesagt wurden. Ich habe nur bezüglich der Beginnzeit offenbar nicht aufgepasst und so war die Diskussionsrunde schon im Gang, als ich um Punkt sieben das Radiokulturcafe betrat.
Und falls jetzt einer meiner Leser einwerfen sollte, daß es unerhört ist zu spät zu kommen und einer selbsternannten Literatin nicht würdig, entgegne ich gleich, es ist gut, daß ich das nicht gewußt habe, denn ich hätte, da es noch einen Befund zu schreiben gab, nicht früher kommen können und hätte jetzt nicht Marlene Streeruwitz „Schmerzmacherin“, aber davon später.
Die Diskussion war also schon im Gang, als ich mir ein freies Plätzchen suchte und es wurde Hannelore Valencaks „Die Höhlen Noahs“, das bei Residenz neu aufgelegt wurde, gerade besprochen, was mich sehr interessierte, weil ich auch der Meinung bin, daß Hannelore Valencak in einer Reihe mit Ilse Aichinger, Marlen Haushofer und Hertha Kräftner oder zumindestens mit den beiden letzteren zu stellen ist, wie Günter Kaindlsdorfer meinte, bzw. damit Anton Thuswaldner von den Salzburger Nachrichten widersprach, der der Meinung war, daß in dem Buch nur statische schablonenhafte Figuren vorkommen. Günter Kaindlsdorfer sah aber Entwicklung und Bewegung und lobte das Buch als großartigen Roman und daß man sich darauf freuen kann, was man vielleicht noch von dieser Autorin zu lesen bekommt. Da habe ich Dank der offenen Bücherschränke ja schon den „Vorhof der Wirklichkeit“ gelesen und inzwischen auch noch das Jugendbuch „Ich bin Barbara“. „Die Höhlen Noahs“ habe ich nicht gelesen und auch nicht „Fenster zum Sommer“, das in den Siebzigerjahren aber im Radio in Fortsetzungen gesendet wurde und auch von Residenz neuverlegt wurde.
Dann kam schon das zweite Buch, auch ein bekannter Name und eine irische Autorin von der ich vor kurzem einen Erzählband im Wortschatz gefunden habe, nämlich Anne Enrights neuerschienener Roman „Anatomie einer Affaire“, das wurde auch im blauen Sofa vorgestellt, bzw. sitzt da Wolfgang Herles mit der Autorin auf einem solchen und befragt sie über ihr neues Buch und Anne Erights „Familientreffen“ wurde, glaube ich, 2008 im Sigmund Freud Museum anläßlich der Buch Wien vorgestellt, das habe ich aber versäumt, weil ich auch einen Befund zu schreiben hatte, bzw. Mails an Franz Joseph Huainigg.
In dem Buch das von den Diskutanten Anton Thuswaldner, Brigitte Schwens-Harrant von der Furche und Gerald Schmickl von der Wiener Zeitung als durchaus gelungen empfunden wurde, geht es darum, daß eine Frau ihren Computerspielenden Ehemann verläßt und sich in eine Affaire mit einem anderen Mann, der eine zwölfjährige epileptische Tochter hat, einläßt und die Erfahrung, die dieFrau mit der kratzbürstigen Pubertierenden macht, wurde als die Entwicklung des eher Plotlosen Romans geschildert.
„Ein perfektes Buch?“, fragte Günter Kaindlsdorfer Anton Thuswalder, der sich darauf ein wenig wand und stattdessen „ein Wunderbares“ haben wollte, was für mich die noch größere Steigerung ist.
Ich werde nächstes Jahr den Erzählband „Alles was du wünschst“ lesen und Anton Thuswalder hat Anne Enright ja als großartige Erzählerin gelobt, also kann ich mich darauf freuen.
Das dritte Buch wurde, glaube ich, schon bei Ex Libris gesprochen, nämlich „Vom Ende einer Geschichte“ des Booker Preisträgers Julian Barnes und da geht es um die Verläßlichkeit der Erinnerung und die Wirklichkeit der eigenen Biografie, nämlich um einen sechzigjährigen Londoner Kulturbeamten, der sich an seine Jugendtage erinnert. Da war er in einem Freundeskreis und hat sich in ein Mädchen verliebt, das von einem seiner Freunde weggeheiratet wurde. Er erinnert sich, daß er eine saloppe Erlaubniskarte geschrieben hat, jetzt erfährt er aber, Adrian hat bald darauf Selbstmord begangen und er hat einen ziemlich beleidigenden Brief geschrieben, an den er sich nicht mehr erinnern kann. Er bekommt darauf Schuldgefühle und sinniert darüber nach und ein behindertes Kind, von dem niemand weiß, wer der Vater ist, gibt es auch. Das heißt Gerhard Schmickl weiß es, hat es aber erst beim zweiten Lesen herausbekommen, während Günter Kaindlsdorfer die Schlußpointe nicht gefunden hat und darüber etwas enttäuscht war.
„Also ein gutes Buch, man muß es aber zweimal lesen!“, war der Schlußsatz, dann klatschten alle, Günter Kaindlsdorfer verriet, wann die Sendung in Ö1 zu hören sein wird, ich glaube, es ist der 27. 2. und holte einige Bücher hervor, die es zu verlosen galt. Beim letzten Mal wurde ja das elektrische Herz von Peter Stephan Jungk verlost, da hatte ich aber keine Ahnung, wie sein Vater hieß, bzw. war ich nicht schnell genug. Jetzt wurde, glaube ich, das Enright Buch verlost und man wußte etwas über Limericks wissen, danach eines von Margit Schreiner, da wußte ich, daß sie in Linz geobren wurde, war aber nicht schnell genug, dann kam Marlene Streeruwitz „Schmerzmacherin“ und die Frage, mit welchen Ö1 Moderator sie befreundet war, da wußte niemand außer Robert Weichinger, daß das Otto Brusatti war, also wurde das Buch nochmals mit der Frage in welchen Verlag ist es erschienen, verlost. Da hätte ich zwar genausogut Suhrkamp“ sagen können, bzw. war ich mir nicht sicher, ob es stimmte, als ich „Fischer“ schrie, es hat aber geklappt und so kann ich heuer noch die „Schmerzmacherin“ lesen und da habe ich ohnehin schon bedauert, daß ich versäumte, es mir zum Geburtstag zu wünschen, denn, ich glaube, es ist ein gutes Buch, obwohl die ältere Dame, neben der ich Platz gefunden habe, meinte, sie würde lieber englische Romane lesen.
Das Literaturcafe war übrigens voll mit literarisch Interessierten. Evelyne Polt-Heinzl war die einzige, die ich kannte und die nächste literarische Soiree werde ich vermutlich versäumen, obwohl da Cornelia Travnices neuer Roman „Chucks“, Walter Kappachers „Land der roten Steine“ und Peter von Tramin „Die Herren Söhne“, lauter interessante Bücher von Katja Gassner, Gerlinde Tamerl und Nicole Streitler-Kastberger diskutiert werden, aber am 21. 3. stattfinden und da ist ja die Frauenlesung im Amerlinghaus.
2012-02-16
Literatur ist der Rede wert
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