Früher hat es „Lange Nacht des Hörspiels“ geheißen und ist wirklich lang gewesen, ich erinnere mich, wie ich einmal mit dem Alfred im Taxi weit nach Mitternacht nach Hause gefahren bin. Lang, lang ists her, da hat es wahrscheinlich noch das Buffet mit dem berühmten Gulasch gegeben, das Konrad Zobel irgendwann zugunsten der Autoren, wie er sagte, einsparte, dann sind die langen Nächten immer kürzer geworden und weil sie jetzt so kurz sind, daß der Name nicht mehr stimmt, wurde es in eine „Ö1 Hörspiel Gala“ umbenannt, in Krisenzeiten, wie diesen gibt es natürlich nicht wieder ein Buffet und ich bin schon das zweite Jahr ganz zufällig hinter Konrad Zobel gesessen, der ja inzwischen in Pension gegangen ist.
Ich war so früh dran, daß ich einen der ersten nicht reservierten Plätze bekommen habe und vorher habe ich die Wohnung und die Fenster geputzt, denn ich bin, Applaus und Tusch für mich, mit dem Korrigieren der „Wiedergeborenen“ schneller als geglaubt und erwartet fertig geworden. Zum Stadtspaziergang zwecks Erkundung des neuen Romanthemas, bin ich noch nicht gekommen, nur gerade auf die Mariahilferstraße zum Libro, um zwei Papierpakete für die Lesungsflugblätter einzukaufen, dabei bin ich der Autogrammsammlerin, die ich öfter bei Literaturveranstaltungen treffe, begegnet und wollte sie schon fragen, ob sie am Abend zu der Gala ins Radiokulturhaus geht und als ich mit den Paketen, der Milch, dem Frufru und den Äpfeln, die ich auch noch kaufte, nach Hause gegangen bin, habe ich die Andrea Sproll vom Lesetheater und die ehemalige Bezirksrätin Brigitte Steininger getroffen, die mich 2002 zu einer Lesung in die Szene Margareten eingeladen hat, die dann nicht stattgefunden hat und die waren dann im Radiokuluturhaus, so daß ich gleich meine Lesungszetteln verteilen konnte.
Ich habs ja schon das letzte oder das vorletzte Jahr geschrieben, die Hörspielnächte werden immer durchstrukturierter und passieren genau nach Programm, diesesmal noch ein bißchen mehr, denn es wurde live gesendet, so daß ich gar nicht hingehen hätte brauchen, aber das habe ich zuerst nicht mitbekommen und am Ort bekommt man auch mehr zum Literaturflüstern mit.
Peter Klein und Doris Glaser haben wieder moderiert und bevor es mit den Nachrichten, um sieben begann, sagte Peter Klein noch, daß es genau um zehn enden wird, also nichts mit langer Nacht, dafür aber volles Programm.
Die Verteilung der afrikanischen Radios entfiel diesmal, dafür gab es die Ö1 Hörspiel Gala Combo mit Wolfgang Puschnig, Paul Urbanek und Wolfram Berger und der letztere sang u. a. einige Joe Berger Lieder in der Vertonung von Ernst Kölz. Dann kam Wolf Wondraschek und hielt eine Laudatio auf das Hörspiel, beziehungsweise erzählte er von einem wunderbaren Programmdirektor, der sich immer von einem Blinden begleiten läßt, seiner Hörspielproduktion und die Sechzigerjahre sind, glaube ich, auch vorgekommen.
Es gab wieder kurz Ausschnitte der zehn Hörspiele, die zu den besten gewählt wurden. Da werden ja immer Programmkarten verschickte, wo man unter den zwanzig Neuproduktionen wählen konnte. Diesmal hatte ich die Karte mit, so kann ich die zehn Favorites flüstern und ein paar der Autoren habe ich schon vorher gesehen. So ist Peter Rosei neben Konrad Zobel gesessen und ein paar Reihen weiter vorn Antonio Fian. Antonio Fians Hörspiel hieß „Hennir“, das von Peter Rosei „Nachricht von Europa.Europa“. Dann gabs noch eines von einem mir unbekannten Julian van Daal „Alles Ausschalten“ und „Die sieben Raben“ von Johanna Tyschautschner, das ist nach dem Buch der Autorin und steht auf meiner Leseliste. „Rampenflucht“ von Michael Dangl, ist auch nach einem Buch und da habe ich den Schauspieler, ich glaube eher früh am Morgen bei „Rund um die Burg“ daraus lesen gehört. „Der Bau“ von oder nach Franz Kafka. „Weiter leben“ nach dem Buch von Ruth Klüger, „Wie Sie ein schlechter Liebhaber werden oder Die Kunst des sexuellen Boykotts“ von Peter Danzinger, „Marie.Ein Fall“ von Susanne Ayoub, die war ebenfalls da und hat mich in der Pause begrüßt und „Kalte Asche“ von Carolina Schutti.
Da ich nicht sehr oft Hörspiele höre, habe ich die meisten nicht gekannt und mich auch nicht an der Auswahl beteiligt, denn ich hätte ja nur für „Niemand da an der Tür“ von Andrea Winkler stimmen können, weil ich da ja im Klangtheater bei der Vorpremiere war. Interessant, interessant, das Hörspiel ist nicht in die nähere Auswahl gekommen oder auch nicht interessant, denn das Publikum hat ja einen anderen Gescmack als die Kritiker, deshalb gibt es seit einigen Jahren auch den Kritikerpreis, wo dann die künstlerisch anspruchsvollen Stücke gekürt werden, sollte man meinen, war auch immer so, diesmal nicht so ganz, denn höre und staune „oder 1 Schuhmannwahnsinn“ von Friederike Mayröcker wurde von dem Kritikersprecher zwar genauso erwähnt, wie „weißes rauschen“ von Sophie Anna Reyer, „Niemand da an der Tür“ aber nicht und gewonnen hat ein Stück von einer mir unbekannten Autorin „Die Hochzeit. Szenen eines Ereignisses vom Lande“ von Elisabeth Putz, die auch die Regie machte und offenbar über die Hochzeit ihrer Schwester ein Hörspiel machte, ein Stück also, das könnte man meinen, eher zu dem Kurzhörspielwettbewerb passen würde, da hat, glaube ich, auch eine der anderen Putz-Schwestern, den dritten Preis gewonnen, es gibt also immer Überraschungen bei den Preisvergaben, dafür bin ich, das verrate ich jetzt gleich mit meiner Schätzung des Hörspiels des Jahres richtig gelegen.
Aber erst wurde die Südtirolerin Gerti Drassl als Schauspielerin des Jahres gewählt, Götz Fritsch hielt die Laudatio und Wolfram Berger gab ein Ständchen. Dann gabs die Pause, wo ich mich mit Gabriele Petricek über die Auswahl des Kritikerhörspiels unterhielt und meine Zetteln verteilte. Danach wurden die Sieger des Kurzhörspielwettbewerb bekanntgegeben und das Siegerstück, das „Kinderwägen“ oder so hieß und sich über die U-Bahnansagen bzw. die Bevölkerungspolitik Chinas lustig machte, gesendet und die drei Publikumssieger bekanntgegeben. Dritter Preis Antonio Fian, zweiter „Rampenflucht“ und erster Ruth Klügers „Weiter leben“.
„Das Publikum hat gut gewählt!“, sagten die Moderatoren und spielten zehn Minuten vom Hörspiel vor, waren das noch Zeiten, als das ganz gesendet wurde, aber um zehn Uhr gabs ja wieder Nachrichten und da mußte die Gala beendet sein, dafür wird es morgen Nachmittag gesendet.
Ich habe ja das Buch gelesen oder überflogen und war auch beim Lesezirkel in der Hauptbücherei darüber und muß sagen, daß das Hörspiel in der Regie von Gotz Fritsch wirklich sehr verdichtet und beeindruckend wirkte, Ruth Klügers Stimme war, glaube ich, auch dabei und so waren alle sehr zufrieden und morgen um zwei werde ich bei GV der IG-Autoren bin und das Literaturhaus ist ja ganz in der Nähe von dem Haus in dem Ruth Klüger die ersten elf Jahre ihres Lebens verbrachte.
2012-02-24
Ö1 Hörspiel Gala
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