Das die Osterferien herangebrochen sind, hätte ich in meinem Vorausberichterstattungsstreß, zweieinhalb Buchrezensionen warten auf die Veröffentlichung, jetzt fast übersehen. Aber natürlich sind wir nach Harland gefahren und am Montag gibt es noch drei Tage in Wien, habe ich ja am Mittwoch um 20:12 im El Speta eine Lesung und der liebe Rudi hat mir dazu in letzter Minute noch ein paar sehr schöne Karten geschickt. Leider kann man die auf seinen Blog nicht sehen, aber ich verlinke einmal und lade noch einmal, die, die am Mittwoch in Wien sein sollten, zu der Lesung herzlich ein und in St. Pölten gibt es ja am Palmsamstag den traditionellen Osterspaziergang der literarischen Gesellschaft und dazu kann ich auch verlinken, denn da war ich schon einige Male. Einmal,ich glaube, es war das berühmte Jahr 2000 oder 2001, ging es mit Alois Eder die Traisen entlang. Ich las aus der Viertagebuchfrau. Da geht es ja um Ostereier, um blaue und um grüne und zum Abschluß ins Bootshaus an der Traisen. Dann das war wahrscheinlich 2008, ging es in den Kaiserwald und ab da immer um den Viehofnersee mit Lesungen und dem berühmten Picknick respektive Eierpecken. Ich bin da immer mitgegangen und seit es das Literaturgeflüster gibt, gibt es auch einen Bericht. Gelesen habe ich auch immer etwas. 2008 mein „Harland- Stadt“, aus den Best off II Geschichten, weil ich ja den St. Pölten Bezug suche und da ist Manfred Wieninger sicherlich ein Anhaltungspunkt und der hat ja jetzt ein neues Buch, da geht es zwar nicht über die Zwangsarbeiter in Viehofen aber um das Massacker in Hofamt Priel und das habe ich schon besprochen. Dann habe ich das letzte Jahr meinen Brief an den Bürgermeister bezüglich der Frequency gelesen, die Führung aus der „Reise nach Odessa“, denn das hat einen Bezug zu den Sladky-Wanderungen und dann noch eine Szene aus dem „Haus“ nämlich den „Hochschwabblick“. Diesmal hatte ich auch nichts über Ostern und nichts über St. Pölten, mir aber die „Taubenfütterszene“ aus der „Absturzgefahr“ vorbereiten und wer vorher einen Schreibbericht von mir hören will, bitte sehr. Es gab diese Woche ja einen wahren Veranstaltungsmarathon und dennoch trotzdem war ich sehr fleißig. Zwar nicht bezüglich der „Frau auf der Bank“ oder doch, denn da finde ich lustig Fehler um Fehler und das Fehlerteufelchen grinst sich ein hinein und sagt „Wird noch nichts mit Buch 29, aber das macht ja gar nichts, weil das ohnehin keinen interessiert!“
Dafür wächst die Paula Nebel, obwohl ich da, ich gebe es zu, für meine Kritiker, ein wenig ins Blaue schreibe, habe aber inzwischen elf Szenen respektive 15 505 Wörter und wem es interessiert, weil ich im Literaturgeflüster wegen der Rezensionen und der Veranstaltungsberichte nicht dazu gekommen bin, ich habe auf Thomas Wollingers Blog, der ja auch gerade am Neubeginn steht und seine berühmten Schreibtips gibt, gelegentlich über meine Fortschritte berichtet und da ist ja interessant, was herauskommt, wenn man sich Etappenziele setzt. Daß ich mit der Paula Nebel, diesen schönen Namen, der mir einmal eingefallen ist, das Leben einer neunzigjährigen Frau beschreiben wollte, war ja bald klar, die ihren Haushalt macht, ihre Bücher liest und sich langsam aus diesem Leben verabschiedet, so wars geplant. Dazwischen funken ihr ihre oder meine Fälle durch den Kopf, denn sie war ja Psychologin und hatte 1942 Pech, weil die Fürsorge der Studentin das neugeborene Kind wegnahm und auf den Spiegelgrund steckte und dann hat sie im Institut für Erziehungshilfe mit Schulverweigern gearbeitet und als ich einmal im Kino war und da ein junges Mädchen eines Morgens ihre tote Großmutter aufwecken wollte, ist mir das auch noch eingefallen. So weit so gut, damit kann man herrlich eine Demenz beschreiben, aber dann tauchte eine dreizehnjährige Romni namens Sofia auf, fragt, ob sie bei Paula wohnen kann und will in die Hauptschule gehen und den Herrn Hans, einen gemobbten Hausmeister eines Studentenheims, der Paula beim Tragen ihrer Einkäufe hilft, hatte ich auch schon. Inzwischen ist Sofia bei Paula eingezogen, sie macht ihr und Herrn Hans Palatschinken und am Sonntag kommt der Enkel Rainer, der in der Klinik auf einen Ausbildungsplatz wartet oder schon bekommen hat, zu Besuch und wird sein Schnitzel essen. Alles vielleicht eher für ein Jugendbuch und wieder nicht sehr abgehoben, die Tagespolitik und der HAIE, der die Nachrichten kommentiert, soll ja auch seine Rolle spielen und dann wache ich am Morgen auf und höre im Journal in Tirol dürfen die Kinder nicht mehr aufs Gymnasium gehen, weil das die Bürgermeister verhindern, denn die ÖVP will ja kein Auslaufmodell aus der Hauptschule machen, also wird ein Kevin von seiner Mutter nach Wien geschickt und mit dem wird dann vielleicht die Paula lernen. So weit, so gut und spannend. Das schreiben geht sehr gut. Schade, daß sich niemand dafür interessiert und aufs Literaturgeflüster so wenig konstruktive Rückmeldung kommt. Da denke ich immer, ich sollte etwas machen, aber mehr als ein paar Fotos hineinstellen bzw. Artikel schreiben fällt mir nicht ein und so bin ich, als ich Szene elf geschrieben hatte, auch mit der „Absturzgefahr“ zur Seedose aufgebrochen und weil der Himmel sehr bewölkt und es sehr windig war, gab es eigentlich keinen Osterspaziergang, sondern eine Einkehr in die Seedose, wo wir vorne einen großen Tisch besetzten und durch eine Glaswand eine Geburtstags oder andere Feier beobachten konnten, wo junge Familien mit ihren Kindern, Blumen und Kuchenblechen hineinströmten und Sekt serviert wurde. Wir haben gelesen. Ingrid Reichel hatte Sybille Lewitscharoffs „Blumenberg“ mit, weil sie ihre Sprache mag und Eva Riebler zwei Bücher, die sie eigentlich wegwerfen wollte, aber vorher las sie ein paar Geschichten übers Glück daraus und der Herr Prof. hatte etwas Lustiges übers Knochensammeln. Ein jüngerer Mann las das Vorwort zu seinem Theaterstück, wo es ums „Weiße Rössel“ geht und ein anderer Universitätsprofessor hatte vier Gesänge zur Nacht.
Ich kam mit meiner Taubenfütterszene als letzte dran, den Kakao hatte ich mir schon vorher bestellt und ausgetrunken und nachher gab es zwar kein Picknick aber das Osterpecken im Lokal, das heißt Ostereier, Salz und etwas Brot dazu und Wein konnte trinken, wer gerade ein Glas vor sich stehen hatte, war aber trotzdem interessant und ein paar Frühlingsblumen habe ich bei der Rückfahrt auch gefunden.
2012-03-31
Osterspaziergang, etwas windig
2012-03-30
Schreibe ich Deutsch, tröste ich die Falschen
Ein Symposium zum fünfundsiebzigsten Geburtstag von Elazar Benyoetz, der 2010 den Theodor Kramer Preis bekommen hat, in der Gesellschaft für Literatur. Um fünfzehn Uhr dreißig hat es angefangen und als ich den zweiten Stock gekommen bin, standen die älteren Herren schon im Vorraum, um ihre Vorträge zu besprechen. Waltraud Seidlhofer und Gregor M. Lepka saßen im Vortragssaal und begrüßten mich sehr freundlich und das Buffet, das es später geben sollte, wurde auch schon vorbereitet. Vorläufig stürzte ich mich wieder auf den Büchertisch, um nachzusehen, was ich am Dienstag übersehen habe. Den Erzählband von Nicole Makarewicz vielleicht, die ich bei der Texthobellesung vor einem Jahr im Cafe Anno kennenlernte, aber auch ein in der Editon in der Provinz erschienener Roman von Hermann Gail.
Das Kennzeichen der Bücher auf dem Büchertisch war überhaupt die kleineren bin Kleinstverlage, von denen ich ja irgendwie bezweifle, ob sie wirklich besser, als mein Selbstgemachtes sind.
Auf jeden Fall irgendwie unverkäuflich und ob ich zum Lesen kommen, wird sich weisen, momentan sitze ich ja über unverlangt Zugesandten oder Angebotenen und bin da ein bißchen unter Druck, weil ich ja meine Leseliste nicht sprengen will.
Der Vortragsraum in der Gesellschaft für Literatur begann sich aber zu füllen, eine Dame machte einen wichtigen Eindruck und wies den Festgästen ihre reservierten Plätze zu und Marianne Gruber sollte später „Gnädige Frau“ zu der Begleitung des Dichters sagen. Ansonsten Bernhard Fetz, Franz Josef Czernin, Daniela Striegl, alles was Rang und Namen hat im Literaturbetrieb und in der ersten Reihe sitzt, neben mich setzte sich ein ehemaliger PEN-Präsident namens Fischer mit einem gestreiften Sacco und hinter mir waren einige ältere Herren, die auch einen sehr wichtigen Eindruck machten.
Elizar Benyeutz oder Paul Koppel ist 1938 mit seinen Eltern aus Wiener Neustadt nach Israel emigriert, Rabiner geworden und hat, wie er später sagte oder schon in Krems erwähnte, 1960 die deutsche Sprache wieder für sich erobert und in dieser zu schreiben begonnen. Er schreibt Aphorismen und die drei Festvorträge, ein vierter ist ausgefallen, hatten alle einen religiösen Bezug.
Werner Helmich aus Graz hat „Mit der Wahrheitsarbeit – ein Tauchvorgang in die Poetik von Elizar Benyoetz“ begonnen, dann kam ein Prof. Langer vom jüdischen Institut mit „Das Werk von Elizar Benyoetz im Licht von Midrasch und Talmud“ und ein christlicher Theologe Josef Wohlmuth „Rede und Gesang – Elazar Benyoetz als poetischer Interpret der Tora“ folgte. Dann gab es eine Danksagung des Dichters, in dem er einiges aus seinem Leben erzählte. Marianne Gruber, die gekonnt moderierte, dankte und auch ein paar Aphorismen folgen ließ.
Dann gab es ein Buffet, dieses Mal ein wirklich gutes, mit jeder Sorte Brötchen „Ist das koscher?“, fragte mich eine Frau. Ich hätte eher auf vegetarisch getippt. Nämlich getrocknete Tomaten und Gurkenscheiben, aber auch Käse und Schinken und dann noch sehr viel Süßes, Himbeerschnitten, Apfelkuchen etc und das alles war nur der Vorgeschmack. Denn um neunzehn Uhr folgte ein Archivgespräch in der österreichischen Nationalbibliothek, mit einleitenden Worten von Johanna Rachinger und Berhard Fetz, einer Lesung von Elizar Benyoetz und einem Gespräch zwischen Daniela Striegl mit Franz Josef Czernin und Werner Helmich. Klavierbegleitung von Paul Gulda.
Das wird jetzt wahrscheinlich beendet sein und es wurde auch wieder Wein und Gebäck serviert, aber ich habe seit einiger Zeit ja eine fixe neunzehn Uhr Stunde und übersehen, daß es auch das Supervisionstreffen gab und in der Alten Schmiede hat Karl Markus Gauss sein neues Buch „Ruhm am Nachmittag“ vorgestellt.
2012-03-29
Von den Kommunisten in Ravensbrück
Als ich bei der Buchvorstellung von Emily Waltons „Mein Leben ist ein Senfglas“, war, bin ich durch einen Folder aufmerksam geworden, daß am 28. 3. Susanne Ayoubs bei Braumüller erschienener neuer Roman „Das Mädchen von Ravenbrück“ vorgestellt wird. Susanne Ayoub ist für mich ja keine Unbekannte. Im Dezember war ich bei ihrer Adventlesung im der städtischen Bücherei Pannaschgasse und bei der Ö1 Hörspielgala habe ich sie auch gesehen. Gelesen habe ich ja nichts von ihr, zumindestens keine Romane, war aber bei der Buchpräsentation von „Engelsgift“ in der Buchhandlung Thalia und dann liest sie ja auch öfter bei „Rund um die Burg“ oder ich sehe sie auf der Buch-Wien.
Diesmal war nicht nicht so früh daran, bin aber auch über keine Buchabverkaufskisten gefallen, die waren schon weggeräumt, dafür winkte mir eine von Lesefrauen aus dem Lift entgegen und ein paar ältere Dame versperrten mir auf der Terppe in den ersten Stock den Weg. Dann war alles besetzt und ich mußte eine Weile suchen oder fragen, bis ich einen Platz fand, dafür stupste mich die Hilde Langthaler gleich an, die mit Susanne Ayoub befreundet scheint, beziehungsweise oft zu ihren Lesungen geht. Ein paar bekannte Gesichter, aus dem Lesetheater, Anita C. Schaub, etc und die einleitende Buchhändlerin erklärte, daß Susanne Ayoub ein gern gesehener Gast in der Buchhandlung ist und schön öfter ihre Bücher dort vorstellte.
Alfred Hrdlicka war Pate für das Buch, erklärte Susanne Ayoub in ihrer Einleitung und, daß sie einen dokumentarischen Roman geschrieben hat, weil es diese Leni, die mit sechzehn in das KZ Ravensbrück verschleppt wurde, offenbar wirklich gab, sie aber die Romanform wählte, weil sie dadurch mehr Leser erreicht.
Dann hat sie begonnen, mit der Geschichte der Sechzehnjährigen, die im zehnten Bezirk aufgewachsen ist, 1934 geboren, 1942 wurde sie verhaftet, weil sie in ihrer Wohnung einen Abziehapparat versteckte, weil ihre Mutter Kommunistin war und sie scheint irgendwie in den Widerstand hineingekommen und dann hat sie in der Nacht in der Gefängniszelle geweint. Ein Herr namens Schiller hat sie dort vernommen oder verprügelt, so daß sie sich eine Kunstfigur ausdachte, einen Kommunisten, der sie verführte und der Herr Schiller begann zu strahlen und nach ihm zu suchen. Ein Nachbar vernadert sie und sie wird zu zwei Jahren verurteilt, kommt in eine Erziehungsanstalt und dann nach Ravensbrück und nach 1945 wankt sie heim nach Wien, wird von der Schaffnererin von der Straßenbahn vertrieben, weil sie kein Geld für einen Fahrschein hat und niemand von den Nachbarn scheint auf sie zu warten. Dann trifft sie aber doch auf ihren Vater, holt ihm, als es das wieder gibt, Bier vom nächsten Gasthaus, meldet sich freiwillig bei den Trümmerfrauen und beginnt sich zu verlieben…
Susann Ayoub hat sehr viel gelesen, was mir besonders gefallen hat, daß sie den Dialekt des zehnten Bezirks, den es vielleicht gar nicht mehr gibt, sehr gut getroffen hat.
„Gemma, gemma!“ und die Leni holt das Reindl mit den Mohnnudeln, als sie ein anderer KZ Überlebender besucht.
Susanne Ayoub hat auch die Solidarität gelobt, die damals bei den Frauen entstanden ist und oft ein Leben lang angehalten hat.
Nachher gab es wieder Wein und das gute Brot mit den Nüssen, den Karotten oder Schinkenstückchen, ich habe mich mit Richard Langthaler und Anita C. Schaub unterhalten, die meinte, daß das Thema nicht mehr neu ist.
Stimmt, da gibt es schon sehr viele Bücher, ich habe vor kurzem auch ein solches gelesen. Aber trotzdem interessant und leicht zu lesen, leichter als die Jelinek wahrscheinlich, wie Richard Langthaler meinte. Wieder wahr wahrscheinlich und in der Buchhandlung lagen auch die meisten Bücher auf über die ich in den letzten Tagen gestolpert bin, Emily Waltons „Senfglas“, Cornelia Travniceks „Chucks“, aber auch „Schimons Schweigen“, „Ich nannte ihn Krawatte“ etc.
2012-03-28
Veröffentlichtes und Unveröffentlichtes von Julian Schutting und Marianne Gruber
Neue österreichische Literatur in der Herrengasse, nämlich die Präsentation des neuen Buchs von Julian Schutting „Theatralisches“ und dann noch eine Lesung aus einem Work in Progress von Marianne Gruber.
Als ich in den zweiten Stock kam, war die Gesellschaft für Literatur noch ziemlich leer, nur Ingeborg Reisner kauft gerade das Buch am Büchertisch und da ich bei einer Schutting Lesung schon einmal ganz hinten gestanden bin und dann noch von Edith Ulla Gassner gemahnt wurde, mich nicht vorzudrängen, war das ganz angenehm, seine Jacke in die zweite Reihe zu deponieren und dann an dem Tisch zu schmökern, wo es ein Sparschwein und einen ganzen Haufen Bücher, zu entnehmen gegen eine freie Spende gab, so daß ich mit Inge Reisner raten konnte, welche Autoren wir kennen und ich kenne ja nicht zu wenige davon. Peter Campa zum Beispiel und dann gab es „Damals und dort“ von Reinhard Wegerth, den ich schon einmal um das Buch gefragt habe, einen alten Gedichtband von Waltraud Haas, ein Ritter Buch von Karin Ivancsics und dann „Ein besonderer Mensch – Erinnerungen an Hermann Hakel“, einer der literarischen Förderer, der Fünfziger und Sechzigerjahre und temporärer Ehemann der Erika Danneberg.
Mit einer Tasche voller Bücher also in den Saal gegangen, wo immer noch sehr wenige Leute waren, aber Angelika Kaufmann, Gabriele Petricek, Christl Greller waren da, ein paar ganz junge Leute und ein paar ältere Paare. Ein paar der alten Damen blätterten in dem Schutting Buch, dann erschienen Julian Schutting und Marianne Gruber, die sich offenbar eine Begrüßung im Duett ausgedacht hatten, die etwas mißlang, weil gerade das Mikrophon einen Quitschton abgab und dann begann Marianne Gruber mit ihrem Work on Progress, einer unveröffentlichten Erzählung mit dem Titel „Die Bombe“, bei der sie, wie sie erzählte, sich nicht entscheiden konnte, ob sie die Heldin überleben oder sterben lassen soll und dann wird es nicht fertig. Es ging um eine Fotografin, die offenbar einen Anschlag in London überlebte und dabei das Gedankenlesen lernte, jetzt kann sie in die Zukunft sehen, wenn sie den Menschen ins Gesicht schaut und das soll ja nicht gut tun und den CIA oder FBI hat sie sich dadurch auch auf den Hals gehetzt und weil sie einiges aus ihrer Jugend klären will, weiß Marianne Gruber nicht, wie sie die Geschichte ausgehen lassen soll?
Marianne Gruber, die Leiterin der Gesellschaft für Literatur, hat ja, glaube ich, noch ein fertiges Werk, nämlich ein bei Haymon erschienenes Buch „Erinnerungen eines Narren“, das demnächst in der Alten Schmiede vorgestellt wird und ist sicher eine interessante Schreiberin. Hat sie ja Kafka fertig oder umgeschrieben und ich kenne sie, weil sie diesen Wettbewerb zum nicht -rollenspezifischen Kinderbuch „Mädchen dürfen pfeifen Buben dürfen weinen“, aus der Ära Dohnal, dem Staatssekretariat für Frauenfragen, damals auch gewonnen hat und ich kann mich erinnern, daß sie mir, als ich sie damals bei irgendeiner Präsentation getroffen habe, Veröffentlichungstipps gegeben hat. Einige Bücher hat sie geschrieben, ich glaube eines heißt „Die gläserne Kugel“ und ich habe es mir in den Achtzigerjahren gekauft und gelesen und dieser Text war erstaunlich lakonisch und erstaunlich realistisch und birgt, wie offenbar in vielen Gruber Werken interessante Fragen, was ist, wenn ich in die Zukunft schauen kann, kann ich dann überleben oder geht es mir dann eher schlecht?
Julian Schutting folgte und las im Duett mit einer Dame theatralische Gesänge um den Liebestod der Königin Dido. Ich kenne mich in der griechischen Mythologie ja nicht aus, aber Julian Schutting hat auch noch die Nibelungen hineingebracht und ich glaube noch ein paar andere neuzeitliche Anspielungen und hatte dann noch eine Glosse über die Intelligenztests „Streichen Sie heraus, was nicht in die Reihe passt, Löwe, Tiger, Büffel, Adler“.
Adler würde ich sagen, aber Julian Schutting hatte eine ganze Reihe von Voschlägen, was und wie und warum, die wahrscheinlich eine großes bürgerliches Wissen erfordern und das neue Buch enthält noch ein paar andere Stücke, wie er statt der Diskussion erzählte, unter anderen geht um um die Logik und die Mengenlehre und daraus hat er in Tirol gelesen, aber in diesem Rahmen nicht.
Ich habe ja schon vor eineinhalb Jahren ein bißchen über Julian Schutting geschrieben und auch die Bücher aufgelistet, die ich von ihm gelesen habe und so war es ein sehr interessanter Abend und ich habe jetzt wieder Lesestoff in Hülle und in Fülle und muß nur das Rätsel lösen, wie ich das alles am besten bewältigen soll.
2012-03-27
Vladimir Vertlib in der Alten Schmiede
Auf die Vorstellung von Vladimir Vertlibs neuen Roman „Schimons Schweigen“ Montagabend in der Alten Schmiede, habe ich mich sehr gefreut, denn den 1961 in Leningrad geborenen, der mit seiner Familie 1971 mit einigen Zwischenstationen nach Österreich kam und seit 1981 hier seßhaft ist, kenne ich spätestens seit seinem Roman „Zwischenstationen“ und persönlich habe ich ihn, glaube ich, kennengelernt, als er 2000 einen Würdigungspreis bekommen hat und den mit einer Rede gegen schwarz-blau, das gerade regierte einleitete und aus dem Roman „Das besondere Gedächtnis der Rosa Masur“ hat er, glaube ich, bei einem Zwischenwelt-Verlagsfest in einer Kirche am Mexikoplatz gelesen. Den Roman habe ich mir zum Geburtstag schenken lassen und gelesen und bei „Rund um die Burg“ habe ich ihn auch einmal lesen gehört, da hat er eine Geschichte gelesen, wo einer, der in einem Flugzeug zu lang aufs Klo geht, des Terrorismus verdächtigt wird, im Literaturhaus habe ich ihn einmal nach den jüdischen Begräbnisritualen gefragt, die ich ja für meine „Wiener Verhältnisse“ brauchte und als in der Alten Schmiede das Grundbuch „Die Tante Jolesch“ vorgestellt wurde, hat er auch gelesen, bzw. eingeleitet.
Vladimir Vertlib, der viel in Europa herumgekommen ist, in mehreren Ländern lebte und Volkswirtschaft studierte, bevor er Schriftsteller wurde, hat so seine Themen, ich schätze ihn als sehr ernsthaft und gewissenhaft ein. Er ist auch mit einem großen Rucksack in die Alte Schmiede gekommen und „Schimons Schweigen“ scheint, wie „Zwischenstationen“ sehr autobiographisch zu sein oder damit zu spielen. Zumindest hat Cornelius Hell so eingeleitet und die Biografie des Autor, wie oben beschrieben, aus dem Buch gelesen, danach gesagt, daß er den Satz vergessen hat, daß einer ein zusammengefaltetes Papier aus der Brusttasche zog, das dann tat und weiterlas, denn in „Schimons Schweigen“, bei Deuticke erschienen, deshalb bin ich auch neben Martina Schmid und wahrscheinlich der anderen Verlagscrew in der ersten Seitenreihe rechts gesessen, vor Claudia Erdheim und Helene Hofmann und einer Schulklasse, geht ein österreichischer Autor russisch jüdischer Herkunft nach Israel auf Lesereise, liest dort aus einem gleichnamigen Roman und in den Stellen, die gelesen wurden, geht es sehr deutlich und sehr realistisch zu. Der Humor und die Dialoge wurden gelobt und beides ist sehr direkt ausgefallen. Die Praktikantin aus Kärnten warnt vor den scharfen Worten des Moderators, der im Rollstuhl fährt, eine der Veranstalterinnen kommt zu spät, ein paar alte Damen blättern in dem Buch des Autors und der Moderator will von ihm wissen ob er noch normal ist oder nicht? Eine sehr direkte Lesungseinleitung, dann kam ein Stück aus der Vergangenheit, nämlich aus dem Jahr 1985, wo der Autor noch Volkswirtschaft studierte bzw. eine Studienberatung betrieb, sich dafür einen Stempel besorgte am Flohmarkt und einer jungen Studentin, die frisch von der Knödelakademie auf die Uni kommt, eine Vorlesung bei Prof van der Bellen empfiehlt, wahrscheinlich auch sehr autobiografisch und der Schimon ist ein Freund des verstorbenen Vaters, der dreißig Jahre nicht mehr mit ihm gesprochen hat.
„Wenn Sie den Grund dafür wissen wollen, müßen Sie das Buch kaufen!“, wurde gesagt, der Autor fährt mit seiner Frau aber auf Lesereise nach Tel Aviv und dann mit einer Cousine seiner Mutter bzw. deren Tochter, in den Vorort, in dem er kurz als Kind gelebt hat und zur Schule gegangen ist.
In der Diskussion wurde auch das Thema Autobiografie besprochen und vielen Sätze, die glaube ich, auch in dem Buch stehen, wie, mit der Fiktion ist man nackter als wenn man nicht erfindet und die Vermischung von Dichtung und Wahrheit wurde wieder mal erwähnt. Ich sage ja immer, es ist alles autobiografisch und alles gleichzeitig nicht und wurde deshalb auch schon angegriffen.
In Vladimir Vertlibs Romanen scheint sehr viel durcheinandergemischt zu sein und die Diskussion war auch sehr angeregt mit vielen Fragen aus dem Publikum.
Julya Rabinowitsch habe ich noch gesehen und wenn ich mich nicht irre, war es Mieze Medusa, die viele Fragen stellte und auch wissen wollte, wie gut der Autor Hebräisch spricht?
Ein interessantes Buch und eine interessante Neuerscheinung, die man lesen sollte, aber meine Leseliste ist ja schon sehr lang und so werde ich mich wahrscheinlich mit dem Hineinschnuppern begnügen, wenn das Buch nicht vielleicht doch einmal zu mir kommen sollte…
2012-03-26
Mammons Fall
Jetzt kommt die Besprechung eines Wirtschaftskrimis mit höchst aktuellen Bezügen zu den diversen Schmiergeldskandalen, von denen man derzeit soviel in den Medien hören und lesen kann, nämlich „Mammons Fall“, von Diemar Gnedt aus dem Kehrwasserverlag, 2011 erschienen, ein Rezensionsexemplar, das zu mir gefunden hat und ein sehr interessantes Buch, auf das ich sonst wahrscheinlich nicht aufmerksam geworden wäre, denn ich interessiere mich ja für Wirtschaftskrimis und die Wirtschaftskrise interessiert mich auch.
„Ein packender Thriller, in dem die Grenzen zwischen Fiktion und aktueller politischer Realität immer mehr verschwimmen“, steht im Klappentext und das Buch ist in vier Teile gegliedert, die Überschriften wie „Heute“, „Vom Damals zum Jetzt“, Von einem Jetzt zum anderen“ und dann wieder „Heute“ tragen und das „All jenen Reportern in diesem Land, die ein Bollwerk bilden gegen Korruption, politische Willkür und Bereicherung im großen Stil“, gewidmet ist.
Wenn man sich durch das erste kurze Kapitel gelesen hat, beginnt es vergleichsweise harmlos. Da gibt es einen Broker namens Konrad Rappolder und der scheint fremdzugehen, bekommt aber, bevor er zu seiner Liebsten kommt, ein mysteriöses SMS „Glaubst du, daß du danach glücklicher bist?“ und da es sich ein Broker nicht leisten kann, amoralisch aufzufallen, benützt er seine Polizeikontakte um herauszufinden, wer das unterdrückte Mail geschrieben hat?
Das war ein Psychiater namens Leopold Mayer, der bestreitet das und droht mit der Polizei, dann bekommt Rappolder aber einen Anruf, der ihn in das Haus des Psychiaters bestellt und dort wird dessen Frau erschossen und Rappolder flieht mit dem Psychiater auf eine Berghütte.
Dort stellt sich heraus, daß er einen Sohn bzw. eine Tochter namens Casper oder Cassie hat und der oder die hat das Asperger-Syndrom, daher das gesamte Wirtschaftswissen der Welt im Kopf und damit hat der gute Papa, einen Landesrat, offenbar FPÖ-Politiker erpresst. Der ist auch ein Kunde von Rappolder und da ist ein Geschäft in die Hosen gegangen. Es kommt aber noch bunter, nämlich Verbindungen mit Gasprom und Leitungen aus Asabaidshan und der Politiker hat auch noch einem Diplomaten Asyl gewährt, kommt einem alles ein bißchen bekannt vor. Jedenfalls wird auch der Psychiater erschossen, während Rappolder mit Cassie und ihrer Mutter nach Kroatien flieht, dort sowohl Beziehungen zu dem Mädchen aufnimmt, das ihn mit einem Seehund vergleicht, als auch mit dem Sekretär des Landesrat.
Seine Frau schickt ihm indessen einen Detektiven nach und der rettet ihn vor russischen Überfällen, die Russen kommen aber bis auf die Insel, so daß sich Cassie und Rappolder trennen müßen. Sein Chef schmeißt ihn hinaus und am Schluß, St. Pölten scheint in dem Buch eine wichtige Rolle zu spielen und der Landesrat dort politisch zu agieren, gibt der Chef Ingrid Thurnherr ein Interview im ORF, wo er das erfolgreiche Bankwesen erklärt und Cass sitzt einsam in den letzten schönen Spätsommertagen in Kroatien und wird von dem Detekiven Molina besucht.
Sehr spannend, wenn vielleicht nicht ganz leicht zu lesen, weil sich die Liebes- mit der Kriminalhandlung vermischt und sehr viel Wirtschaftseinmaleins ist auch dabei. Das scheint aber sehr aktuelle bzw. gut recherchiert zu sein, wie auch die Beschreibung des Asperger-Syndroms.
Dietmar Gnedt, der Autor, wurde 1957 in Steyr geboren, ist Schriftsteller, Bibliothekar und Sozialpädagoge, hat vier Romane veröffentlicht, mit Milo Dor zusammengearbeitet und lebt in Niederösterreich.
2012-03-25
223 oder Das Faustpfand
„223 oder Das Faustpfand“ – Ein Kriminalfall, bei Residenz erschienen, ist ein ungewöhnliches Buch von Manfred Wieninger, der sich ja schon lange mit den jüdischen Zwangsarbeitern in und um St. Pölten beschäftigt.
Beginnt es doch mit dem Tagebuch des dreizehnjährigen Gyorgy Stroch, das er am 28. August 1944 begann und geht dann zum sechzigjährigen Handelsvertreter Josef Bihari über, der seine Frau Roszi verloren hat und sich nach Wien zum freiwilligen Arbeitseinsatz meldet.
Vom zehnjährigen Tibor Yaakow Schwarz wird erzählt, der seine Füße wund und blutig gelaufen hat und dem Mediziner Henrik Weisz, der mit seiner Frau und seiner Schwester in Wien-floridsdorf zwangsverpflichtet war.
Sie alle werden im April 1945 in Richtung Mauthausen getrieben und landen in Persenbeug an der Donau in einem improvisiertes Lager, das dem Revierinspektor Franz Winkler unterstellt wird, der beschließt, es nicht bewachen zu lassen, so daß es Anfang Mai, als schon die Russen im Anmarsch sind, zu einem Massaker kommt und die Männer, die Frauen und die Kinder von der SS hinausgetrieben und bei Hofamt Priel erschossen werden. 223 Personen, neun, darunter Tibor Yaakow Schwarz und Dr. Weisz mit seinen Frauen überlebten und Manfred Wieninger, der den Toten Namen gibt und seinen Kriminalfall auch Eleonore Lappin- Eppel vom Institut für jüdische Geschichte in St. Pölten widmete, hat das alles sehr genau recherchiert und beschreibt penibel, wie die SS zu den Höfen ging, von einer militärischen Übung sprach und die, die vom Kartenspielen nach Hause gingen, gezielt wegsahen, um nichts zu sehen und zu hören.
Es gab aber auch einen Fotografen, der bei einem alten Ehepaar untergekommen war und am Morgen die Toten fotografierte und damit im Jahre 1948 zum Gericht ging und Anzeige machte. Vorher recherchierte der Revierinspektor, nahm von den Überlebenden Protokolle auf und ließ sich von den Zeugen genau beschreiben, was sie alles gesehen oder nicht gesehen haben.
Am Schluß des Buches wird beschrieben, was von den Akten verschwunden ist und die weiteren Lebensverläufe Tibor Schwarz, Dr. Weiß und des Revierinspektors angegeben und zuletzt werden noch die Quellen genannt, auf die sich Manfred Wieninger bezogen hat.
So hat Eleonore Lappin, die ich ja von einigen Sommerakademien kenne, über das Massaker von Hofamt Priel geforscht und Manfred Wieninger hat auch schon in der Zeitschrift Zwischenwelt, die ich zugeschickt bekomme und regelmäßig lese, 2010 über den „Revierinspektor Winkler und das absolute Böse“ geschrieben.
„Ein kleiner Gendarm vor einem Berg von Toten. Revierinspektor Franz Winkler ermittelt auf verlorenen Posten zwischen den Fronten. Er gibt nicht nur den Tätern Namen, sondern auch den 223 Opfern in einem einzigartigen Fall der Kriminalgeschichte“, steht am Buchrücken.
Und von dem 1963 in St. Pölten geborenen und dort lebenden Manfred Wieninger habe ich schon einiges gelesen und gehört. Hat er ja auch andere Kriminalromane geschrieben, wo Marek Miert in der Stadt Harland ermittelt und sich in letzter Zeit, wie erwähnt, sehr viel mit den jüdischen Zwangarbeitern und dem Lager bei Viehofen beschäftigt.
Ein interessantes Buch mit einem sehr beklemmendes Stück Zeitgeschichte, das da vor kurzem erschienen ist und das, glaube ich, nächste Woche in St. Pölten präsentiert werden wird.
2012-03-24
Tausendmal
Tausend Rosen, tausend Küsse, tausend Blogartikeln zur Literatur in dreidreiviertel Jahren. Eine schöne runde Zahl auf die man stolz sein könnte, auf die Konsequenz, die Disziplin, die Beharrlichkeit, die dazu nötig ist, die das möglich macht und natürlich auch ein hübsches Wissen über den Literaturbetrieb. Bücherlesen, Büchersammeln, schreiben, lesen, vor allem aber beharrlich und auch sehr frustriert daneben stehen, denn die Türe in den Literaturbetrieb ja immer nur versperrt vorfinden und so ein Blog ist irgendwie auch nur eine Ersatzbefriedigung. Das habe ich schon begriffen, natürlich klar, nicht zu widerlegen und die oben angeführte Zahl stimmt auch nicht ganz.
Wird dieser Artikel auf meiner Statistikseite ja schon als der tausendvierte geführt, wenn ich demnächst aber auf die Publikationstaste drücke, werde ich „Gratulation, das ist der tausendste Post!“, lesen können und obwohl ich doch immer so vorschnell bin, habe ich darauf gewartet, denn der vielleicht wirkliche tausendste Eintrag, wäre mir mit der „Sabuschko“-Berichterstattung in die Quere gekommen. Also jetzt erst, tausend rote Rosen, tausend Küße, roter Wein oder auch ein Gläschen Sekt für den tausendsten oder tausendvierten Blogeintrag.
Wow, das ist schon eine schöne Sammlung von Gefühlen, Empfindungen, Erfahrungen bezüglich des Lesen, Schreiben und des Literaturbetriebs.
Denn da ist eine, die interessiert sich sehr für Literatur und das schon fast oder auch mehr als vierzig Jahre. Fünfzig vielleicht oder vielleicht schon fünfundfünzig oder überhaupt immer dar. Die liest und schreibt und mehrmals in der Woche zu Literaturveranstaltungen geht und trotzdem nie den Weg hinein zu finden scheint.
„Denn das ist nicht gut genug!“, habe ich schon gehört, als es noch kein Bloggen, kein facebook und kein Twittern gab, sondern als schüchterne, etwas gehemmte Psychologiestudentin, die für gelungen gehaltene Geschichte „Einleitung zum Tee“ zwei Freunden, dem Gerhard und der Monika zeigte.
„Das ist nicht gut genug, das mußt du anders, besser machen, ich kann dir aber auch nicht sagen wie!“, das erste Mal gehört, was später immer wieder folgen sollte.
Nicht tausend Mal, so oft wahrscheinlich nicht, aber auch im Arbeitskreis schreibender Frauen, in den ich später kam, war ich mit meiner Art des Schreibens, das so beharrlich realistisch ist und auch auf die eigenen Rechtschreibregeln besteht, nicht willkommen.
„Das ist zu wenig abgehoben, zu real, zu realistisch!“, wahrscheinlich kam man auch zu schüchtern sagen und so war auch der Ratschlag, von meiner Freundin Elfriede H., daß es noch zu früh sein könnte, für ein Stipendium einzureichen. Das war dann schon in den Achtzigerjahren und auch das habe ich nicht tausendmal versucht, keine Rede, keine Spur davon. Nur ein paar Jahre bis es schon die psychologische Praxis und die ersten Klienten gab und eine Autorenkollegin meinte, daß man in diesem Fall nicht mehr einreichen dürfe. Es schüchtern, gutwillig und beherzt ein paar Jahre auch nicht mehr getan, bis ich es trotzig tapfer noch einmal versuchte, bevor ich endgültig aufgegeben habe. In dieser Zeit auch meine Texte ziemlich wahllos und sehr schüchtern an die Verlag herumgeschickt und auch da immer nur ein „Leider, nein!“, als Antwort bekommen, auch das nicht tausendmal. Habe ich doch irgendwann einmal damit aufgehört und mich durch ein Geburtstagsgeschenk des lieben Alfreds in das nächste Fettnäpfchen begeben, der mich auf die Idee brachte, meine Bücher selber zu machen.
„Fortan erscheint jedes Buch von mir und ich muß mich nicht erst auf die mühsame Verlagssuche machen!“, gedacht und fortan erst rechts abseits gestanden, mit den inzwischen dreißig, nicht tausend, selbstgemachten Büchern. Nein, soviele sind es nicht. Das betrifft nur die Blogartikeln, die seit Juli 2008 fast täglich entstanden, tausend Rosen, tausend Küße, roter Wein und keine Kategoerien obwohl ich regelmäßig, sehr konsequent und beharrlich von den Veranstaltungen, die ich besuche, den Büchern, die ich lese und auch über die, die ich selber schreibe, berichte, tausend Rosen, tausend Küsse, roter Wein und mehr als tausend Blogartikeln übers Schreiben, tausend, tausendeins, tausendzwei, tausenddrei, tausendvier oder eine andere Zahl, denn keiner zählt es wahrscheinlich nach und kein Ende zeichnet sich ab. Kein Ende im Gedankenfluß, denn es sprudelt, denn es fließt und die Literatur ist für mich immer noch etwas sehr Interessantes. Etwas zu dem ich etwas zu sagen habe, sagen will, obwohl ich ja seit fast oder auch mehr als vierzig Jahre abseits stehe und das Bloggen auch ein wenig trotzig betreibe.
Seht einmal ich kann doch schreiben und die Leser melden dann genauso beharrlich „Mir reichts, schon wieder ein Rechtschreibfehler zurück!“, weil man beim öffentlichen Äußern seiner Meinung offebar perfekt sein soll. Es schult aber sehr das Denken und die Sprache täglich öffentlich über das Schreiben zu berichten, tausend Rosen, tausend Küße, roter Wein, obwohl die permanente Nichtbeachtung das Frustrationspotential natürlich auch erhöht.
Ich kann schreiben und keinem interessierts! Keiner will etwas davon wissen, keiner sieht besonders hin, nicht gerade ein erhebendes Gefühl und dennoch trotzdem tausend oder mehr Artikel über das Schreiben, die in den letzten dreidreiviertel Jahre entstanden sind. Neun Bücher sind seitdem entstanden und einiges habe ich in diesen dreidreiviertel Jahren inzwischen auch verloren. Weniger Lesungen, weniger Veranstaltungen und hundertfünfzig bis hundertsiebzig tägliche Leser, obwohl ich, wie manchmal denke,sehr unbemerkt und verborgen, fast täglich vor mich hinzublogge.
Tausend Rosen, tausend Küsse, roter Wein, dreißig selbstgemachte Bücher und immer wieder schreiben, seine Meinung äußern, jammern, klagen, in diesen Literaturgeflüster, schon mehr als tausendmal!
2012-03-23
Weiter mit der Romanarbeit
Die vielen Veranstaltungen und die Leipziger Buchmesse haben mich von meiner Romanarbeit, mit der ich vor drei Wochen ja begonnen und außer zwei Literaturgeflüsterartikel auch drei Szenen und vierzehn Seiten geschrieben habe, wieder etwas herausgebracht. Denn in den letzten Tagen war in der Praxis viel zu tun, es war auch die Frauenlesung mit den resignativen Gedanken, das tue ich mir nicht mehr an, wenn das niemanden interessiert und dann dem Gegengefühl, daß das ja eigentlich sehr schade wäre und jeder so schreiben soll, wie er kann und will und das auch ein bißchen Aufmerksamkeit haben soll.
Dann bin ich, nachdem ich mit der Korrektur der „Wiedergeborenen“ erstaunlich schnell und erstaunlich rasch fertig geworden bin, sehr fleißig gewesen und die Idee eine neunzigjährige pseudo- oder wirklich demente Frau mit der aktuellen Wirtschaftskrise zu verknüpfen ist dann sehr bald gekommen und der schöne Name Paula Nebel war schon da. Paula Nebel ist neunzig und blickt daher auf ein langes Leben zurück und sie hat natürlich ihre Traumen und ihre negativ Erlebnisse, hat sie ja auch den Krieg erlebt. Darum kommt man, wenn man auch die Wirtschaftskrise von 2012 beschreiben will, nicht herum und dann habe ich vor drei Wochen, nach dem ich mit dem „Langen Brief an den Herrn Kurz“ eine kleine Einstiegsübung machte, wahrscheinlich wieder viel zu schnell begonnen und mich, was ich fürchte, daß ich öfter so tue, wieder einmal zu schnell festgelegt. Ich verrate alle Geheimnisse, könnte man sagen, schon im Kapitel eins und weiß dann nicht weiter, habe aber in der Woche darauf, den Artikel „Nebelschwaden“ geschrieben, der den Plot schon andeutet und dann noch die Szenen zwei und drei, wo die kleine Sofia auftaucht und sich bei Paula Nebel einquartieren will.
Dann sind wir nach Leipzig gefahren und ich habe zwar das Heftchen für die Notizen, aber sonst nichts mitgenommen und jetzt ist mir der Roman wieder ganz fremd und sehr weit weg und ich sollte wohl noch einmal Notizen machen. Ein ordentliches Arbeitsexpose und ein paar Personenbögen erstellen und dann vielleicht noch einmal anfangen, um tiefer zu werden und, um meine Fallen herumzukommen.
Heute habe ich noch eine Diagnostik und zwei Stunden und dann ein Wochenende, wo ich mich wieder annähern kann. Dann kommt noch eine Arbeitswoche und dann ist schon die Karwoche mit ein paar Harlandertagen, wo ich auch Zeit zum Schreiben haben werde.
Zeitlassen und mich langsam hineinlassen, ist die Devise, die ich brauche, ich weiß. Ein bißchen aufmunterndes Feedback und postive Rückmeldung wären auch ganz gut, aber da kommt, seit der liebe Otto als Kommentator verschwunden ist, nicht viel ins Literaturgeflüster, was ich ein wenig schade finde, aber nicht verändern kann.
Ich denke aber, ich gehe es einseitig an und reflektiere vor mich hin, das ist meistens auch ganz gut. Ansonsten habe ich ja noch die „Frau auf der Bank“, die ich noch einmal durchsehen muß, bevor sie an die Druckerei gehen kann und der Alfred muß noch das PDF der „Wiedergeborenen“ machen. Im April fahre ich nach Salzburg und lese aus der „Wiedergeborenen“. Dann ist der Stress vorbei und wenn der Alfred im Mai nach Australien fährt, habe ich Zeit mich in eine Schreibklausur zu begeben und zu zeigen, daß eine, die das schon vierzig Jahre beharrlich und regelmäßig tut und auch schon dreißig Bücher hat, natürlich kann.
Zeit lassen vielleicht bis zum Nanowrimo, bei dem ich gerne wiedermal mitmachen möchte, denn ein Roman schreibt sich nicht in sechs Wochen, obwohl das auch genügend andere Autoren so tun und bei mir, wie ich mir manchmal denke, ohnehin egal ist, weil es auch nicht auffallen würde, wenn ich ein Jahr daran schreibe und dann eine „Frau ohne Eigenschaften“ herausgekommen ist.
Ich will es aber mit der Paula Nebel versuchen und da dranbleiben, ihr Leben ein bißchen geheimnisvoller und auch aktuell zu beschreiben und, daß das interessant sein könnte, glaube ich, eigentlich schon. Also dran bleiben an der Romanarbeit und wieder oder noch einmal damit beginnen.
Die Idee an den freien Tagen mit dem Notizbuch in Wien herumzufahren gibt es ja und die ist auch sehr gut, obwohl ich, seit dem Nanowrimo von 2009 ja gleich in den Laptop tippe. Aber dranbleiben an der „Paula Nebel“ bzw. wieder hineinkommen in das Leben dieser alten Frau wäre gut und wie weit ich mich dabei von den Verlockungen des Literaturbetriebs ablenken lasse oder in die Schreibklausur zurückziehe, muß ich auch entscheiden.
Momentan scheine ich, wenn ich nicht aufpasse, wieder in einen „Leselistenstreß“ hineinzugeraten, gibt es doch so viele Bücher und ein paar neue Rezensionsexemplare, obwohl die Liste von 2012 schon bei 81 hält, sind inzwischen auch zu mir gekommen.
Davon sollte man sich nicht abhalten, sondern eher inspirieren lassen, denke ich und schreibe, bzw. korrigiere eifrig weiter und schließe mit dem schon bekannten Satz, es wäre schön, wenn mir jetzt der große Roman gelingt, der wahrgenommen wird und auch etwas Aufmerksamkeit bekommt.
2012-03-22
Die Mittleren VI
Wieder einmal Frauenlesung, Teil VI und die vierte Veranstaltung im Amerlinghaus, mit Patricia Brooks, Elisabeth Chovanec, Eva Jancak, Dine Petrik und Sarah Wipauer, die Lesung, die ich 2006 sozusagen erfunden habe, um mich vorzustellen und meine Biografie zu erschreiben.
Die Mittleren, bezieht sich das jetzt auf das Alter oder auf die Erfolglosigkeit der Autorinnen?, lautete die Frage, die dann immer gleich gestellt wird. Da es aber schon 1998 in der Alten Schmiede eine Frauenlesung gegeben hat, die „Ein Fast Altweibersommer“ geheißen hat, hat sich dieser Titel bei mir eingeprägt.
2006 war ich auch sechs Jahre jünger und manche werden es vielleicht auch für eine Übertreibung halten, daß ich mich den „Mittleren“ zuzähle. Ich tue es auf zweifache Art und es waren auch sechs schöne Lesungen, die es inzwischen gegeben hat.
Die erste 2006, noch im Literaturhaus mit El Awadalla, Judith Gruber-Rizy, Marlen Schachinger, Mechthild Podzeit-Lütjen und mir, 2007 wollte ich die Veranstaltung zum Grundeinkommen mit Ruth Aspöck, Elfriede Haslehner und mir im Literaturhaus machen und konnte es nicht mehr und 2008 hat die zweite Tranche der Mittleren mit Erika Kronabitter, Anni Bürkl und mir im schönen Vorarlberg stattgefunden, danach seit 2009 regelmäßig im Amerlinghaus.
Eine Veranstaltung, wo ich in der Einleitung auf das weibliche Schreiben hinweise und dann die Frauen vorstelle, die ich im Laufe meines literarischen Lebens kennengelernt habe. Bisher ergab sich das eigentlich von selbst und einige Frauen haben sich auch selbst gemeldet, daß sie bei der Veranstaltung lesen wollen.
So haben das 2009 Christl Greller, Christa Kern, Petra Ganglbauer und Irene Wondratsch getan, 2010 Cornelia Travnicek, Andrea Stift, Susanne Schneider und Ruth Aspöck. 2011 Gabriele Petricek, die einen Mann in die Frauenlesung mitbrachte, Hilde Schmölzer, Ilse Kilic, Margot Koller und Marietta Böning.
Und wieder hat es thematisch gut gepasst. Die 1957 geborene Patricia Brooks mit der ich einmal ein gemeinsames Interview in der Zeitschrift Buchkultur hatte und die einige Bücher in der Edition Selene herausgegeben hat, hat zu lesen begonnen und hatte einen sehr interessanten Text, der, glaube ich „Du mein Matrose“ hieß und von einem schönen Franz, einer Katze, sehr viel Fisch und einem Aufbruch an das Meer handelte. Patricia Brooks hat ja auch ein Hörspiel geschrieben, das voriges Jahr bei den besten Hörspielen war und hat im Amerlinghaus eine „Radio Rosa“ – Reihe und ihre Texte, die sie eigentlich performancen wollte, sind ein bisschen experimentell und sehr poetisch.
Elisabeth Chovanec, die Älteste unter den Lesenden war schon da, als ich mit meiner Büchertasche das Amerlinghaus erreichte und hatte ihre Lyrikbände, ihr Gästebuch und ihre Einladung zur nächsten Ausstellung schon am Büchertisch ausgebreitet.
Sie las dann aus einem ihrer Lyrikbände und hat, glaube ich, auch einen Teil des Publikums mitgebracht. Dann folgte ich mit dem Beginn der „Wiedergeborenen“, habe ein Stück von meiner Theresa gelesen, die auf einer Demonstration den koptischen Christen Albert Taher kennenlernte, der gleich bei ihr einziehen will, sie geht aber zu ihrer Nachbarin Babysitten und ihre Mutter, die aus Salzburg auf Besuch kommen will, ruft auch bei ihr an.
Weiter ging es mit Dine Petrik, die wieder ein Stück aus ihrem Herta Kräftner Buch las. Die Szene um die Vergewaltigung, den Tod der Hebamme und den Wunsch zu Leben, weil man nicht sterben kann, sich aber eigentlich schon tot fühlt, war auch sehr beeindruckend und als letzte folgte Sarah Wipauer, die eine ebenfalls höchst poetische Geschichte um Linienverschiebungen und Leute, die offenbar einen Tourismus daraus machen, präsentierte und dann noch zwei Gedichte las.
Das war es höchstwahrscheinlich, weil ich in meiner resignativen Phase, in der ich mich noch immer befinde, keine große Lust habe, noch einmal eine Veranstaltung zu machen, zu der keiner kommen will und ich im Augenblick auch keine Frauen wüßte, die ich dazu einladen könnte.
Das ist natürlich schade, weil es wieder ein Stückchen Rückzug bedeutet und es eigentlich eine schöne Veranstaltungsreihe war, die mir da eingefallen ist und auch sehr schöne Texte gelesen wurden, wie ich mehrmals hören konnte. Es gab aber auch eine große Konkurrenzveranstaltung, nämlich die Lyrik der März der GAV und dann noch ein Lyrikfestival im Literaturhaus. Ich wollte aber, da schon alles organisiert war, nicht mehr den Veranstaltungstermin ändern, als ich das erfahren habe und bin mir auch nicht sicher, ob sonst mehr GAV-Kollegen gekommen wären.