Es geht gleich weiter mit Edith Kneifl, scheint die doch eine sehr eifrige Krimischreiberin zu sein und läßt jedes Jahr ein neues Buch erscheinen und weil es ein bißchen gedauert hat, bis „Stadt der Schmerzen“ zu mir gekommen ist, habe ich diesmal das eine Buch weggelegt und dann das andere herausgenommen, was bei diesen Büchern nicht so passt, als hätte ich „Stadt der Schmerzen“ nach oder vor „Schön tot“ gelesen, denn da hätte mich das gleiche Ermittlerteam begleitet.
Bei einem historischen Krimi, wie das „Der Tod fährt Riesenrad“, ist, ist das natürlich etwas anders, da kann keine Romni, die Katharina Kafka heißt und in einem Margaretner Cafe kellnert, ermitteln und so begegnen wir im Juli 1897, in den Tagen an denen das Wiener Riesenrad eingeweiht wurde, auch einem großen Frauenhelden, der Gustav von Karoly heißt und der sich im Cafe Schwarzenberg sein Detektivbüro aufgemacht hat, da es nichts wurde mit dem Jus Studium, weil er vorher mit dem Gesetz in Konflikt kam, dann ein paar Jahre unfreiwillig bei den Freiwilligen in Galizien war. Jetzt ist er nach Wien zurückgekommen, wird von seinem illegitimen adeligen Vater Graf Batheny ein bißchen protegiert und so schickt der ihm auch die Klientin für den dritten Fall. In den ersten Beiden mußte er nur den Frauen von betrogenen Ehemännern hinterherlatschen, wobei die zweite statt ins Buff in die Berggasse Nr 19 ging. Jetzt erscheint in Zeiten, wo Frauen, das noch nicht durften, eine schöne verschleierte Dame im Cafehaus, Margarete von Leiden und berichtet vom Verschwinden ihrer fünfzehnjährigen Tochter, der Baronesse Leonie.
Margarete von Leiden ist nach einem alten Lebemann verwitwet, der aber nicht der Vater ihrer Tochter ist, das ist ein bekannter Jokey und sie lebt mit ihrer Tochter bei ihrem Vater, Herrn von Schwabenau, einem autoritärer Fabriksbesitzer, der, als im Prater das Venedig von Wien erbaut wurde, ein wenig eingefahren ist und der seine Tochter und Enkeltochter auch gehörig unterdrückt.
So ist das Baronesserl schon einmal ausgbüchst und im Prater untergetaucht, hat sich dort bei den Zigeunern versteckt und möchte auch selber Jockey oder wenigstens Kunstreiterin werden.
Gustav Karoly beginnt also zu erimitteln, er lebt bei seiner Tante einer stadtbekannten Frauenrechtlerin und seinem ehemaligen Kindermädchen Josefa, die den Haushalt schupft, sonst werden Zimmer an einen Fiaker und an einen deutnationalen Herrn vermietet. Der Fiaker führt Gustav kostenlos in Wien herum, dafür zahlt er auch seine Miete nicht. Der Deutschnationale gibt Anlaß zu politischen Betrachtungen, so erfahren wir viel vom Bürgermeister Lueger, dem Frauenwahlrecht und der Zulassung der Frauen zum Medizinstudium, das endlich eingeführt werden soll.
Wie das so ist bei den historischen Krimis, die ein packendes Bild des Wiens zu Ende des des Neunzehntenjahrhunderts geben, aber wieder eine etwas schleppende Handlung hat.
Karoly fährt also in Wien spazieren und diskutiert mit seiner Tante, er schaut aber auch bei der Riesenraderöffnung zu und da wird nicht die tote Leonie, sondern ein toter Zwerg in einer der Gondeln gefunden und während man erfährt, daß das Baronesserl offenbar auch diesmal vor dem Großvater flüchtete und sich mit seinem Vater im Prater traf, werden noch zwei weitere Leute errmordet.
Die Kunstreiterin, die Leonie in ihrem Wohnwagen versteckte und ein anderer Praterstritzi, der Leonie schließlich unter der Grottenbahn versteckte. Der Jockey wird mehrmals von der Polizei verdächtigt der Mörder zu sein. Eine schöne Zigeunerin, die diesmal Sylvia heißt, taucht auf und diesmal gibt es auch einen Freund Gustavs, der bei der Polizei ist und ermittelt, am Schluß werden Mutter und Tochter abgeführt und Gustav darf sich auf auf den Weg zu einer Einladung in das Palais seines Vaters machen, denn das hat ihm die schöne Zigeunerin so prophezeit.
Ich, die ich eine große Liebhaberin von Schilderungen des historischen Wiens bin, habe dieses Fin de Sciecle sehr genoßen. Schnitzer und Freud werden natürlich auch erwähnt und Auguste Groner, die Mutter des Kriminalromans und habe die Schilderungen der Praterfreuden auch sehr authent und spannend gefunden. Daß der fünfte Bezirk in historischen Kriminalromanen eine so große Rolle spielt, der Silberwirt kommt vor, finde ich auch sehr schön, denn da habe ich vor einem Jahr einen anderen gelesen und, daß die Krimihandlung ein wenig hatschert ist, ist mir eigentlich egal, hatschen meine Krimihandlungen ja auch ziemlich, da ich keine Morde geschehen lassen will.
Daß das ganze vielleicht ein bißchen sehr sexbesessen dargestellt wird, war vielleicht Verlagsvorgabe, weil das die Leser vielleicht so wollen und das Titelbild ist auch sehr schön. Eine wahrscheinlich ebenfalls historische Ansicht des Riesenrads mit Bäumen und einem dieser Pratergasthäuser in der Hauptallee, das in dem Buch eine tragende Rolle spielt.
2012-03-09
Der Tod fährt Riesenrad
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