
Messe LPZ, Glashalle

Messe LPZ, Abendstimmung
Die letzten zehn Tage habe ich ein bißchen hektisch auf Vorrat gebloggt, waren doch drei Bücher aus dem Haymon-Verlag zu besprechen und bezüglich meines neuen Buchprojekts habe ich zwei Artikeln eingestellt, die Vorschau meines neuen Buches gab es zu bewundern und dann waren noch ein paar Veranstaltungen, so daß der Bericht über die Hauptbüchereiveranstaltung zu lesen war, als wir Mittwoch ganz früh am Morgen losgefahren sind, zuerst auf einem kurzen Zwischenstop in St. Pölten, um Alfreds Mutter auf die Post und in die Stadt zu bringen und dann weiter über Bayern nach Ostdeutschland und Sachsen. Da gab es einen Zwischenstop im Autohof Berger in Neuhaus auf Leberkäse und Spiegeleieiern, dem typischen Rastplatzessen. Um viertel vier waren wir dann angelangt und konnten in der Abendschau schon ein bißchen von der Eröffnung im Gewandhaus sehen. Ian Kershaw hat den Preis zur europäischen Verständigung bekommen und als wir am Donnerstag mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof und dann mit der sehr überfüllten sechzehn zur Messe fuhren, gab es im Literaturgeflüster die Besprechung von Bettina Balakas „Kassiopeia“ und dann die große Messepause, denn nach Leipzig nehme ich den Laptop nicht mit.

Martin Pollack, Robert Traba und Oksana Sabuschko

Poetenfestival 2012-09-06 bis 09 Czernowitz, UKRAINE
Ein wenig zur Statistik, so ungefähr acht bis zehnmal werden wir bisher in Leipzig gewesen sein, das erste Mal in den späten Neunzigerjahren, da gab es, glaube ich, noch das Österreich Special, das Walter Baco veranstaltete und ich habe Milo Dor auf den Gängen getroffen und ihm erklärt, wie er zur Lesung kommt und dann fast jährlich, weil wir in Leipzig ja Freunde haben, die uns bei sich schlafen lassen. Wobei ich bei der Frage bin, was ich eigentlich auf einer Buchmesse mache? Da ich ja nicht zu einer Lesung eingeladen bin und eigentlich auch nicht auf Verlagsverhandlungen gehe. Ich mache wahrscheinlich das, was man Literatur-Touristik nennen kann und seit 2009 blogge ich darüber. Zwei Bücher hatte ich auch in der Handtasche, aber eines war als Mitbringsel für die Ute bestimmt, das andere gab ich der Ulrike zum Geburtstag und da ich eine bin, die von den Messen gerne große Taschen mit Infomaterial nach Hause bringt, ist es auch gut, nicht zu viel Eigenes mitzuschleppen.

Katzengraben-Presse, Christian Ewald

Verlag Torsten Low
Am Donnerstag hatte ich aber die „Absturzgefahr“ in der Handtasche und auch ein paar Einladungen zu meinen zwei Lesungen, die ich demnächst habe und natürlich auch ein paar Programme. Denn seit es Internet gibt, kann man sich ja darüber informieren, was man alles sehen und wem man treffen will. Ein paar diesbezügliche Pläne hatte ich ja und so bin ich am Donnerstagvormittag ein wenig ziellos durch die Hallen geschlendert, habe Julietta Fix von Fix Poetry begrüßt, war dann am Stand des Literaturcafes, da gab es am Sonntag eine Veranstaltung über das richtige Bloggen, aber da waren wir schon auf der Rückfahrt und hatte eine ziemlich volle Tasche, als ich den Alfred zu Mittag in der Glashalle zum Essen traf. Am Nachmittag habe ich mich damit vors blaue sofa gesetzt, um nicht die schwere Tasche herumschleppen zu müssen. Da stellte dann Ian Kerhaw sein neues Buch über den Krieg vor und Peter Nadas seine „Parallelgeschichten“, an denen er sehr lange geschrieben hat und die sehr umfangreich geworden sind. Anette Pehnt hatte ein Buch zur „Chronik der Nähe“, eine drei Frauengeschichte ähnlich, wie die „Wiedergeborene“ könnte man fast meinen und Ivan Klima stelte ein Buch vor, daß er schon vor fünfzig Jahren geschrieben hat. Damit wurde es langsam vier und da wurde in der Glashalle der Preis der Leipziger Buchmesse vergeben. Die letzten Reihen waren dem Publikum vorbehalten, nach vorne wurden die geladenen Gäste eingeschleust und ich hatte das Glück noch einen Platz zu bekommen, habe daher einiges gehört, aber nicht sehr viel gesehen. Aber doch mitbekommen, daß Wolfgang Herrndorf in der Sparte Belletristik mit seinem Roman „Sand“ gewonnen hat. Er hat auch den Publikumspreis gewonnen und war schon im Vorjahr mit „Tschik“ nominiert. Beim Sachbuch hat Jörg Baberowski mit „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ gewonnen und bei den Übersetzungen Christina Viragh, die Peter Nadas „Parallelgeschichten“ übersetzt hat. Da hatte ich dann schon einen Eindruck und Verena Auffermann, die Jurysprecherin oder war es einer der Politiker, forderte dann noch das Publikum zum Lesen und zum Kaufen auf.

Jutta Ditfurth, Worum es geht

Feridun Zaimoglu
Wenn mich nicht alles täuscht, hat sich Gerlinde Tamerl, die ich ja treffen wollte, eine Reihe vor mich gesetzt, aber die ging nach der Veranstaltung in das Innere, während ich mich in die Halle vier zum Umtrunk der Österreicher aufmachte und dort im Österreich Cafe Ditha Brickwell und noch einige andere Bekannten traf. Dann war der erste Messetag zu Ende und es gab die lange Leipziger Lesenacht in der Moritz Bastei, von der ich mir das Programm ausgedruckt hatte, aber auch Ulrikes Geburtstag und so war ich diesmal in dem China-Restaurant, das der Alfred vor drei Jahren fotografierte.
Am Freitag ging es gleich weiter mit dem blauen Sofa und einer sehr jungen Frau namens Olga Grjasnowa, die aus Baku stammt, im Literaturinstitut in Leipzig studiert hat und jetzt ihr Romandebut „Der Russe ist einer, der Birken liebt“ vorstellte, das ein sehr interessantes Buch zu sein scheint, in dem es um die Traumatisierungen, die junge Leute haben können, wenn sie als Kinder aus Baku oder der Türkei etc. nach Deutschland kommen und dort noch Fremdenfeindlichkeit erleben, geht, aber auch um den Leistungsdruck, den die Protagonisten ausgesetzt sind, sehr gut Deutsch zu können, Erfolg zu haben, etc.
Etwas später kam Thomas von Steinaecker und das ist auch ein sehr junger Mann und einer von den Nominierten zum Leipziger Buchpreis, der einen Roman mit einem sehr langen Titel, nämlich „Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen und anfing zu träumen“ hat, vorstellte, den er 2008, als die Wirtschaftskrise anfing, begonnen hat und der von einer mittleren Angestellten einer Versicherungsgesellschaft handelt.

Feridun Zaimoglu

Messe LPZ, Tragtasche
Dann kam Erika Pluhar auf das blaue Sofa und ich traf Alfred zum Mittagessen, habe mir am TAZ-Stand wieder einen Kaffee geholt und bin im Berliner Zimmer gerade zur Verleihung des „Kurt-Wolff-Preises“ an den Verlag „Das Wunderhorn“ zurechtgekommen und habe, glaube ich, den Herrn Wagenbach gesehen.
Dann bin ich in die Halle vier gegangen und dort ein paar österreichische Lesungen gehört, nämlich Manfred Rebhandls „Das Schwert des Ostens“ und Bettina Balakas „Kassiopeia“. Gerlinde Tamerl habe ich dabei nicht getroffen, wohl aber ein paar Worte mit Bettina Balaka gewechselt, die meine Besprechung schon gesehen hatte. Dann bin ich zum 3Sat Stand gegangen, habe Zeruya Shalev beim Signieren zugesehen und mich gewundert, daß ich einen Platz in der ersten Reihe bekommen habe, obwohl doch Sarah Kuttner lesen sollte, bis ich mitbekommen habe, daß die Lesung ausfiel, so habe ich nur Geog M. Oswalds „Unter Feinden“ gehört, bis ich wieder zum blauen Sofa gegangen bin, wo der Preis der Literaturhäuser an Feridun Zaimoglu vergeben wurde.
Der wurde dann am Samstag bei 3Sat vorgestellt und weil ich mich schon orientiert hatte, bin ich gleich weiter ins Berliner Zimmer gegangen, denn Milena Michiko Flasars dritter Roman „Ich nannte ihn Krawatte“ ist nicht mehr bei Residenz, sondern bei Wagenbach erschienen und hat auch ein sehr interessantes Thema, handelt er doch von einem der jungen Japaner, die dem Leistungsdruck nicht mehr standhalten, sondern sich für Jahre in ihr Zimmer zurückziehen, die Eltern stellen dann das Essen vor die Tür und dieser jungen Mann tut es dann doch und geht in den Park, wo er einen älteren Arbeitslosen trifft. Ein sehr interessanter Roman, von einer jungen Frau, die in St. Pölten geboren wurde.
Am Samstag war ich mit der Ute auf der Messe, die mir sagte, daß um zwölf Kerstin Hensel in der Glashalle las und so habe ich sie, das erste Mal auf der Leipziger Buchmesse getroffen, was sich bisher interessanterweise nicht ergeben hat. Sie las auf dem Stand, wo alle ausgezeichneten Romane vorgestellt wurden und präsentierte ihr neues Buch, wo es drei Erzählungen über die Liebe gibt.
„Lärchenau“ habe ich ja einmal bei Fix Poetry gewonnen und gesprochen und Kerstin Hensel habe ich, glaube ich, das letzte Mal 1992 in Berlin gesehen. Einmal war sie auch in Wien, als sie in der Alten Schmiede gelesen hat und noch einmal früher, als sie 1989 in Klagenfurt gelesen hat.
Um halb drei hat Cornelia Travnicek ihren neuen Roman „Chucks“ in der Glashalle vorgestellt und dazwischen gab es noch die Gelegenheit beim Bücherfrühling bei 3 Sat Erika Pluhar zu hören, die ihr neues bei Residenz erschienenes Buch „Im Schatten der Zeit“ vorstellte, das aber, glaube ich, ein ähnliches Thema wie „Am Ende des Gartens“ hat, das ich schon gelesen habe. Felicitas Hoppe, die ich 1996 in Klagenfurt kennenlernte hat ihr neues Buch „Hoppe“ vorgestellt und Jens Sparschuh, ein anderer für den Buchpreis nominierter, seinen Roman „Im Kasten“.
Dann bin in den sehr vollen Messegängen, an den vielen Kostümierten vorbei, wieder auf einen Kaffee bei TAZ und ins Berliner Zimmer gangen, wo Georgy Dalos aus dem „Fall des Ökönomen“ las, aber das habe ich, glaube ich, schon auf der Buch-Wien gehört, dann ging es wieder in die Halle vier, denn dort gab es nicht nur die Österreichstände, sondern auch den Ostschwerpunkt,“tranzyt“ den Martin Pollack kuratierte und auch sonst sehr viel über osteuropäische Literatur, so daß ich einiges über die Literatur Georgiens, Mazedoniens, Serbiens etc erfahren, bzw. Broschüren dieser Länder mitnehmen konnte, aber auch durch Zufall draufkam, daß Tamta Melaschwilli, deren Debutroman „Abzählen“ vor einer Woche in Ex Libris war, den ich aber versäumte, weil wir auf die Mostalm spazieren gingen, im Forum International vorgestellt wurde und ganz am Schluß gab es noch einen ukrainischen Schwerpunkt mit Andrej Kurkow und Juri Andruchowytsch. Die Beiden habe ich zwar auch schon auf der Buch-Wien gehört. Andrej Kurkow hat aber außer dem „Wahrhaftigen Volkskontrolleur“ schon wieder ein neues Buch, das er vorstellte, nämlich den „Gärtner von Otschakow“, bei Diogenes erschienen.
Dann war es schon sechs und ich fuhr in einer überfüllten Straßenbahn mit vielen Kostümierten zurück und wir verbrachten noch einen Abend bei Wein und Pistazien bei den Hundertmarks, bevor wir heute zurückfuhren.
Mir raucht der Kopf, habe ich in die drei Tage doch ein sehr dichtes Programm gepresst und trotzdem sehr vieles nicht mitbekommen oder nur angehört. Gelesen habe ich in den drei Tagen nicht sehr viel und auch nicht so viele Prospekte, wie früher nach Wien zurückgeschleppt und wenn ich vergleiche, ob ein Buchmessenbesuch übers Wohnzimmer oder direkt am Ort intensiver ist, kann ich es nicht sagen.
Bei Leipzig habe ich, wenn ich auf das Archiv verweise, ja beides gemacht, 2009 und 2010 waren wir dort, 2011 habe ich aus dem Wohnzimmer berichtet und über Clemens J. Setz und Arno Geiger sehr viel erfahren, denn die 3Sat Diskussionen und das blaue Sofa kann man sich ja auch im Internet anhören. Die vielen Bühnen, wo die vielleicht nicht so bekannten Autoren lesen, aber nicht und auch der Direktkontakt fällt weg. Aber darin bin ich ohnehin nicht so gut. Trotzdem habe ich ein paar Bekannte getroffen und einige Bücher kennengelernt, die ich gerne lesen würde, wie zum Beispiel das von Olga Grjasnowa, das von Tamta Melaschwili,etc und ich habe auch ein bißchen aus „Chucks“ gehört. Das hätte ich zwar auch vor einer Woche in der Hauptbücherei tun können, aber da hatte ich eine Stunde und die Frau Mayröcker war in der Alten Schmiede. Von dem Flasar Buch hatte ich schon im Radio einiges gehört, das ist aber auch ein sehr interessantes Thema und, daß ich kurz mit Kerstin Hensel gesprochen habe, freut mich ebenfalls sehr und jetzt bin ich nach Wien zurückgekommen, habe einen langen Bericht geschrieben, im Wohnzimmer kann man das täglich tun, habe Morgen vielen Stunden, ein Buch von der Post abzuholen und mich auch auf meine Lesung am Mittwoch vorzubereiten und in mein neues Romanprojekt zurückkommen sollte ich auch und wenn ich damit vielleicht im nächsten oder übernächsten Jahr zu einer Lesung nach Leipzig eingeladen werden würde, wäre das ja auch sehr schön….
Zu den Fotos ist noch anzumerken, daß sie von Alfred stammen und daß wir auf getrennten Wegen herumwandelten. So war ich nicht auf der Jutta Dithfurth-Lesung und habe auch den Czernowitz-Stand nicht gesehen. Am OstSüdOst-Forum war ich, allerdings nicht zu dem Zeitpunkt als dort Martin Pollack und Oksana Sabuschko waren und Torsten Low kenne ich von der anderen Buchmesse in Wien. Die schöne Tragetasche habe ich mir, glaube ich, aus der Halle drei mitgenommen und bei Feridun Zaimoglu war ich beim blauen Sofa, von dort gibts auch ein Foto von mir, wo ich sitze und Ivan Klima zuhöre, das hat dem Alfred aber nicht gefallen.