„Wiege das Versagen auf! Entwirre die korrupten Zusammenhänge mit einem Wunder“, steht auf der Rückseite der „Sieben Raben“ von Johanna Tschautscher, 2007 bei Albatros erschienen, die damit, glaube ich, mit der Hörspielfassung auch unter die besten Hörspiele gekommen ist.
Und es beginnt mit einem Märchen, dem Märchen, der sieben Raben, wo der Vater die Brüder für die Nottaufe der Schwester um Wasser schicken, die verschütten es, der Vater verwünscht die Brüder in Raben, die Schwester strickt dann Hemden und schweigt um sie zu erlösen.
Das hat man wohl der kleinen Giovanna oder Savariella, wo da der Unterschied liegt, habe ich nicht ganz verstanden, aber das Buch ist sehr rasant geschrieben und bietet sehr viel Inhalt an, dem man gar nicht so leicht folgen kann, als sie mit ihren Eltern in Florenz aufwächst, so vorgelesen. Dem Vater, der aus Sizilien von seiner Mafiafamilie dorthin geschickt wurde, um die Gelder reinzuwaschen und die Mutter, die seit zwei Seitensprüngen, im Rollstuhl sitzt. Mit dem schiebt der Vater Sonntags die Mutter durch die Stadt und die kauft der kleinen Tochter dann zwei Grillen, die sie in einem Käfig sperrt, traurig ist, daß sie nach ein paar Tagen sterben, vorher hat sie sie ihren Puppen vorgestellt. Der Dame Papagei und der Dame Regenschirm. Die hat die Mutter ihr genäht, die in Sizilien Gambe spielte, dann hat man ihr diese aber gegen eine Nähmaschine eingetauscht, sie verheiratet und gesagt, daß sie, solange ihr Mann studiert, nähen müße, um sein Studium zu verdienen.
päter diktiert der Vater alles der größer gewordenen Tochter. Da tauchen auch die sieben Söhne auf, die offenbar in Sizilien geblieben, die Mafiastruktur fortführen, aber einer, Antonino taucht immer vor der Gartenpforte auf und hält einen Frosch in der Hand.
Träume und Realität wird in dem Buch ja lustig durcheinandergemischt, das in seinem ersten Teil sehr stark und beklemmend an die Romane Moravias erinnert. Da rauben und stehlen die Männer ja auch für ihre Frauen, um ihnen Schmuck zu kaufen, mit denen sie sich dann schmücken. Und als Savariella achtzehn ist, geht sie mit ihren Eltern in ein Konzert, dort bekommt sie Blumen von einem Bankdirektor, der wie sich herausstelt, ihr Vater ist, ist sie blond und nicht schwarzhaarig, wie die Sizilianer. Später wird sie dessen Chauffeurin, studiert aber nebenbei noch Kunstgeschichte und der Sekretär des Direktors scheint sich auch in sie zu verlieben. Der Bankdirektor reist ab, steckt Siavorella aber vorher einen Scheck in die Tasche, wo schon die Abschriften des Vaters stecken und sie geht nach Haus. Dort trägt man drei Leichen heraus. Hat es doch einen Brand gegeben, den offebar Antonino gelegt hat und die dritte Leiche ist Savariella selbst.
In Teil zwei reist sie nach Sizilien, springt auf die Fähre und erlebt dort Sachen, wo ich, die ich ja auch einmal eine Reise nach Sizilien und eine Überfahrt beschrieben habe, nur neidisch werden. Es kommt zu einem Überfall. Zwei Männer springen ins Wasser und werden getötet und Savariella wird von einem ihrer Brüder Pietro, der ein Marionettenbauer ist, gerettet und in ein Haus gebracht. Dort erfährt sie etwas von den Geschäften der Brüder. Antonino schmuggelt Rauschgift über Schafsdärme und zum Organhandel werden Asiaten in das Land gebracht. Ein Rumäne namens Karatsch taucht auf, an dessen Tankstelle Sivariella bedienen soll. Sie kommt dann auch in eine Pizzeria und muß der Hure, die dort arbeitet, das Essen servieren.
Dann taucht noch ein Staatsanwalt auf, der offenbar das zweite uneheliche Kind der Mutter und der Bruder Savariella ist. Dichtung und die Wahrheit werden in diesem Buch rasant durcheinader gemischt und der Leserin raucht der Kopf und sie kennt sich nicht immer aus.
Dann gibt es den letzten, sehr kurzen Teil und da wird die Geschichte wieder etwas zurückgedreht, denn Teil zwei war offenbar nur ein Traum. Wir befinden uns wieder vor oder auf der Fähre. Savariella trägt den zerknitterten karierten Rock und die weiße Bluse, mit denen sie vor ein paar Wochen oder waren es Tage, vor dem Haus der Eltern stand, als ihre Leiche hinausgetragen wurde und der Sekretär des Bankdirektors steht neben ihr, erklärt, daß er ihr Verlobter ist und sie unterschreiben soll, daß zwei Männer aus der Fähre, auf die sie aufgesprungen ist, ins Wasser gefallen sind. Auf der Fähre sieht man auch die Schafe und die geschmuggelten Asiaten, die jetzt wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden und Savariella hat den Staatsanwalt, der auch dort ist, das Leben gerettet, in dem sie ihn in das Auto des Bankdirektors stieß und dieses zu Schrott fuhr.
„Unterschreib!“, drängt Camillo, dann kommt es aber doch zu einer Begegnung mit dem Staatsanwalt, der sie als seine Schwester erkennt und der die mafiaösen Zustände aufklären soll und will und am Schluß taucht noch ein Beamter auf.
„Signorina, würden Sie uns ein paar Fragen beantworten?“
Der Beamte öffnete die Türe des Wagens. Das Auto war leer!“
Wirklich sehr phantastisch der Roman, der 1968 geborenen Johanna Tschautner, die im Vorjahr in die GAV aufgenommen wurde, zu phantstisch vielleicht, wie ich einigen Reaktionen entnehmen konnte. Im Vorjahr habe ich schon „Jeanne d`Arc beendet den heiligen Krieg“ , gelesen, den mir Walter Bavo auf der Buch-Wien 2010, mit einigen anderen seiner Verlagsproduktionen zur Verfügung stellte und ich bleibe auch nach diesem Buch, sehr beeindruckt, wenn auch ein wenig hilflos zurück. Denn es stimmt ja, daß man mit der Phantasie zwar manches beschreiben, aber die Wirklichkeit nicht verändern kann.
2012-04-01
Die sieben Raben
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