Zwei Neuerscheinungen der österreichischer Autorinnen in der Gesellschaft für Literatur und als ich fünf vor sieben den Vortragssaal betrat, war ich die Erste, dann kamen schon noch ein paar Leute, vor allem einige junge Frauen, die sich sehr lebhaft über ihre Campingurlaube unterhielten und Manfred Müller betonte in der Einleitung, wie viele Leute ihn abgesagt hätten, weil es zu dieser Zeit offenbar ein sehr wichtiges Fußballspiel gab, das ist aber etwas, was mich überhaupt nicht berührt, denn Fußball interessiert mich nicht.
Es hätte nur in der Wien-Bibliothek eine interessante Parallelveranstaltung gegeben, nämlich eine Präsentation zur Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus, dann habe ich mich aber doch für Karin Ivancsics und Mieze Medusa entschieden, umso mehr da die Ute in Leipzig bei ihrer Lesung im Österreichcafe war und davon sehr schwärmte und mich hat, als ich vor einigen Jahren bei „Rund um die Burg“ in der Erotiknacht ihre unangekündigte Lesung aus „Freischnorcheln“ hörte, dieser frische Ton auch sehr gut gefallen und von Karin Ivancics habe ich vor kurzem zwei Bücher in der Restplatzbücherbörse entdeckt, obwohl die Gesellschaft für Literatur, weil ich gerade beim Jammern bzw. Inventarisieren bin, ein Ort ist, wo ich nur im Fasching lesen konnte, weil Eigenverlag und selbstgemachte Bücher, igitt, pfui und eh schon wissen. Die beiden Autorinnen und die beiden Bücher interessierten mich aber und von Mieze Meudsa, der bekannten Slamerin und Slamveranstalterin, wie Manfred Müller in seiner Einleitung erwähnte, habe ich schon öfter geschrieben und sie grüßt mich auch immer sehr freundlich, wenn sie mich sieht. Begonnen hat aber Karin Invancics mit ihrer Lesung und die 1962, im Burgenland geborene, kenne ich noch aus der Zeit, als sie beim Wiener Frauenverlag arbeitete und ich meine Texte dorthin schickte. den Wiener Frauenverlag gibt es ja nicht mehr und darüber habe ich auch schon oft gejammert, daß er jetzt Milena heißt und inzwischen auch Männer verlegt. Miezes Medusas Bücher sind aber dort erschienen und Karin Ivancics „Restplatzbörse“ in der Edition der Provinz und da war ich einen Augenblick lang nicht sicher, ob ich nicht schon davon hörte, denn Karin Ivancics hat ja einmal in den Textvorstellungen gelesen, aber wahrscheinlich wurde da „Muss das schön sein im Toten Meer Toter Mann zu spielen“ vorgestellt und wahrscheinlich hat das ein ähnliches Sujet und eine ähnliche Schreibtechnik, was ich zur Hälfte ja herausfinden kann, denn dieses Buch gabs im Jänner beim Morawa und „Wanda wartet“, das, wie Manfred Müller weiter in der Einleitung betonte, ebenfalls in der Gesellschaft der Literatur vorgestellt wurde, gibts am Restplatztisch, den die Gesellschaft der Literatur derzeit anzubieten hat, schön versteckt ganz hinten, damit sich die Leute lieber das neue Buch kaufen und das ist, wie Manfred Müller weiter erklärte, ein wenig ungewöhnlich, weil wenig Handlung, aber sieben Stimmen. Drei Männer und vier Frauen oder umgekehrt buchen einen All Inclusive Ulaub in der Karibik und werden beim Rückflug in ein scheußliches Hotel zusammengewürfelt. Karin Ivancsics begann mit einer Szene über die älteren Frauen, die in der Karibik jüngere Liebhaber finden, die an ihrem Geld und ihrer weißen Haut und vielleicht noch an ihrer E-Mail Adresse interessiert sind und den älteren Männern, die sich in Thailand oder sonstwo von der schmalen zerbrechlichen Kinderfrau verwöhnen lassen.
Dann ging es zum burgendländischen Muschelsucher Erich über, der in dem Hotel mit einem Taucher im Zimmer schlafen muß und die letzte Szene hat mich überrascht, denn die Stimme, die da sprach, hielt einen Monolog über Friedhöfe und das Postkartenschreiben und die Karibik und das Hotel waren weit weg, aber es ist eben ein Szenenroman oder nicht einmal das, erklärte Karin Ivancsics und erzählte davon, wie der Text entstanden ist. Die Ausgangsidee war ein eigener All Inclusive Urlaub und das Beobachten zweier nicht zusammenpassender Männer und daraus haben sich dann eine Fülle von Idee und die sieben Personen ergeben. Spannend, ob das Buch einmal zu mir findet. Inzwischen habe ich ja einiges von Karin Ivancsics zu lesen, die auch noch Bücher wie „Aufzeichnungen einer Blumendiebin“ und „Süß oder scharf – aus dem Leben einer Taugenichtsin“, sowie Theaterstücke geschrieben hat und auch Mitglied der Erich Fried Gesellschaft ist.
Dann kam Mieze Medusa oder Doris Mitterbacher, 1975 in Schwetzingen, Deutschland von österreichischen Eltern geboren und „Mia Messer“, eine Anspielung auf Brecht, den sie für das Buch studierte, ist eine unscheinbare Frau, Sproß einer Wiener Ganovenfamilie, die sich als Kunstdiebin darauf spezialisiert hat, Bilder von weiblichen Malerinnen zu stehlen und außerdem noch in der „Susi-Bar“ singt. Ein Krimi, wie Manfred Müller erklärte, mit einer neuen, frischen Sprache, aber auch vielen Anspielungen und mir war dieses Buch ein bißchen zu schnell. Aber vielleicht ist es auch das Sujet mit dem ich etwas Schwierigkeiten habe, vielleicht ist es mir zu lustig und zu pointiert dahingeschrieben.
Mieze Medusa hat auch sehr schnell von der unscheinbaren Frau gelesen, die überall übersehen wird, deshalb kann sie die Bilder aus den Rahmen schneiden und damit in den Gullies verschwinden, einen riesigen Sonnenhut auf den Kopf, damit die Kamera ihr Gesicht nicht sieht. Damit kommt sie zu ihrer Ganovenfamilie, die sie im Geheimtresor versteckt bzw. aufhängt. Mia singt dann noch in der „Susi-Bar“ und weibliche Bilder stiehlt sie, um deren Wert zu steigern, etc.
In der Diskussion fand das rasante Buch natürlich viel Gefallen, nach der Verfilmung wurde gefragt. Mieze Medusa hätte nichts dagegen, auch nicht an einer Übersetzung und erzählte, daß sie sehr lang daran geschrieben und von Markus Köhle angeleitet, viel daran verändert hat. Eine Person wurde aus der Handlung hinausgeschmissen. Die Ausgangsidee war die unscheinbare Frau, die überall übersehen wird und dann gab es auch die Idee zu einem Mia Messer Song, aber der hätte dann nicht zu der Hauptfigur gepasst.
Zum Schluß habe ich noch Positives zu berichten, denn es gibt zwei Einladungen zu Lesungen, die ganz plötzlich zu mir gekommen sind, zwar ohne Honorar und da sagen die Profi-Autorinnen immer, daß man sich nicht darauf einlassen soll, aber ich habe ja nicht sehr viele Alternativen und so finde ich es erfreulich, daß mich Frank Gassner zu seiner Lesereihe, die er im Juni beim offenen Bücherschrank in der Grundsteingasse machen will, eingeladen hat, was auch gut passt, habe ich ja schon in drei Büchern die offenen Bücherschränke erwähnt und dann hat sich ein Mathias Handwerk bei mir gemeldet, der im November im Schloßquardat alle Margaretner Autoren zu einer Gemeinschaftslesung und Präsentation ihrer Bücher zusammentrommeln will. Da gibt es zwar schon die Margaretner Art, wozu mich der Herr Bezirksvorsteher aber nicht mehr einlädt, weil ich ihm vor zwei Jahren zu lang gelesen habe.
Es geht also wieder aufwärts. Margot Koller hat mir auch eine genaue Wegbeschreibung und das Programm für die Lesung nächste Woche in Salzburg geschickt und einer, der beim Otto-Stoessel-Preis einreichen wollte, hat auf meinen Blog gefunden. Daß er sich dann davon abhalten ließ, finde ich eigentlich schade, aber ich schicke ja auch nicht mehr hin.
2012-04-18
Mia Messer und die Restplatzbörse
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