Literaturgefluester

2012-04-18

Mia Messer und die Restplatzbörse

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:43

Zwei Neuerscheinungen der österreichischer Autorinnen in der Gesellschaft für Literatur und als ich fünf vor sieben den Vortragssaal betrat, war ich die Erste, dann kamen schon noch ein paar Leute, vor allem einige junge Frauen, die sich sehr lebhaft über ihre Campingurlaube unterhielten und Manfred Müller betonte in der Einleitung, wie viele Leute ihn abgesagt hätten, weil es zu dieser Zeit offenbar ein sehr wichtiges Fußballspiel gab, das ist aber etwas, was mich überhaupt nicht berührt, denn Fußball interessiert mich nicht.
Es hätte nur in der Wien-Bibliothek eine interessante Parallelveranstaltung gegeben, nämlich eine Präsentation zur Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus, dann habe ich mich aber doch für Karin Ivancsics und Mieze Medusa entschieden, umso mehr da die Ute in Leipzig bei ihrer Lesung im Österreichcafe war und davon sehr schwärmte und mich hat, als ich vor einigen Jahren bei „Rund um die Burg“ in der Erotiknacht ihre unangekündigte Lesung aus „Freischnorcheln“ hörte, dieser frische Ton auch sehr gut gefallen und von Karin Ivancics habe ich vor kurzem zwei Bücher in der Restplatzbücherbörse entdeckt, obwohl die Gesellschaft für Literatur, weil ich gerade beim Jammern bzw. Inventarisieren bin, ein Ort ist, wo ich nur im Fasching lesen konnte, weil Eigenverlag und selbstgemachte Bücher, igitt, pfui und eh schon wissen. Die beiden Autorinnen und die beiden Bücher interessierten mich aber und von Mieze Meudsa, der bekannten Slamerin und Slamveranstalterin, wie Manfred Müller in seiner Einleitung erwähnte, habe ich schon öfter geschrieben und sie grüßt mich auch immer sehr freundlich, wenn sie mich sieht. Begonnen hat aber Karin Invancics mit ihrer Lesung und die 1962, im Burgenland geborene, kenne ich noch aus der Zeit, als sie beim Wiener Frauenverlag arbeitete und ich meine Texte dorthin schickte. den Wiener Frauenverlag gibt es ja nicht mehr und darüber habe ich auch schon oft gejammert, daß er jetzt Milena heißt und inzwischen auch Männer verlegt. Miezes Medusas Bücher sind aber dort erschienen und Karin Ivancics „Restplatzbörse“ in der Edition der Provinz und da war ich einen Augenblick lang nicht sicher, ob ich nicht schon davon hörte, denn Karin Ivancics hat ja einmal in den Textvorstellungen gelesen, aber wahrscheinlich wurde da „Muss das schön sein im Toten Meer Toter Mann zu spielen“ vorgestellt und wahrscheinlich hat das ein ähnliches Sujet und eine ähnliche Schreibtechnik, was ich zur Hälfte ja herausfinden kann, denn dieses Buch gabs im Jänner beim Morawa und „Wanda wartet“, das, wie Manfred Müller weiter in der Einleitung betonte, ebenfalls in der Gesellschaft der Literatur vorgestellt wurde, gibts am Restplatztisch, den die Gesellschaft der Literatur derzeit anzubieten hat, schön versteckt ganz hinten, damit sich die Leute lieber das neue Buch kaufen und das ist, wie Manfred Müller weiter erklärte, ein wenig ungewöhnlich, weil wenig Handlung, aber sieben Stimmen. Drei Männer und vier Frauen oder umgekehrt buchen einen All Inclusive Ulaub in der Karibik und werden beim Rückflug in ein scheußliches Hotel zusammengewürfelt. Karin Ivancsics begann mit einer Szene über die älteren Frauen, die in der Karibik jüngere Liebhaber finden, die an ihrem Geld und ihrer weißen Haut und vielleicht noch an ihrer E-Mail Adresse interessiert sind und den älteren Männern, die sich in Thailand oder sonstwo von der schmalen zerbrechlichen Kinderfrau verwöhnen lassen.
Dann ging es zum burgendländischen Muschelsucher Erich über, der in dem Hotel mit einem Taucher im Zimmer schlafen muß und die letzte Szene hat mich überrascht, denn die Stimme, die da sprach, hielt einen Monolog über Friedhöfe und das Postkartenschreiben und die Karibik und das Hotel waren weit weg, aber es ist eben ein Szenenroman oder nicht einmal das, erklärte Karin Ivancsics und erzählte davon, wie der Text entstanden ist. Die Ausgangsidee war ein eigener All Inclusive Urlaub und das Beobachten zweier nicht zusammenpassender Männer und daraus haben sich dann eine Fülle von Idee und die sieben Personen ergeben. Spannend, ob das Buch einmal zu mir findet. Inzwischen habe ich ja einiges von Karin Ivancsics zu lesen, die auch noch Bücher wie „Aufzeichnungen einer Blumendiebin“ und „Süß oder scharf – aus dem Leben einer Taugenichtsin“, sowie Theaterstücke geschrieben hat und auch Mitglied der Erich Fried Gesellschaft ist.
Dann kam Mieze Medusa oder Doris Mitterbacher, 1975 in Schwetzingen, Deutschland von österreichischen Eltern geboren und „Mia Messer“, eine Anspielung auf Brecht, den sie für das Buch studierte, ist eine unscheinbare Frau, Sproß einer Wiener Ganovenfamilie, die sich als Kunstdiebin darauf spezialisiert hat, Bilder von weiblichen Malerinnen zu stehlen und außerdem noch in der „Susi-Bar“ singt. Ein Krimi, wie Manfred Müller erklärte, mit einer neuen, frischen Sprache, aber auch vielen Anspielungen und mir war dieses Buch ein bißchen zu schnell. Aber vielleicht ist es auch das Sujet mit dem ich etwas Schwierigkeiten habe, vielleicht ist es mir zu lustig und zu pointiert dahingeschrieben.
Mieze Medusa hat auch sehr schnell von der unscheinbaren Frau gelesen, die überall übersehen wird, deshalb kann sie die Bilder aus den Rahmen schneiden und damit in den Gullies verschwinden, einen riesigen Sonnenhut auf den Kopf, damit die Kamera ihr Gesicht nicht sieht. Damit kommt sie zu ihrer Ganovenfamilie, die sie im Geheimtresor versteckt bzw. aufhängt. Mia singt dann noch in der „Susi-Bar“ und weibliche Bilder stiehlt sie, um deren Wert zu steigern, etc.
In der Diskussion fand das rasante Buch natürlich viel Gefallen, nach der Verfilmung wurde gefragt. Mieze Medusa hätte nichts dagegen, auch nicht an einer Übersetzung und erzählte, daß sie sehr lang daran geschrieben und von Markus Köhle angeleitet, viel daran verändert hat. Eine Person wurde aus der Handlung hinausgeschmissen. Die Ausgangsidee war die unscheinbare Frau, die überall übersehen wird und dann gab es auch die Idee zu einem Mia Messer Song, aber der hätte dann nicht zu der Hauptfigur gepasst.
Zum Schluß habe ich noch Positives zu berichten, denn es gibt zwei Einladungen zu Lesungen, die ganz plötzlich zu mir gekommen sind, zwar ohne Honorar und da sagen die Profi-Autorinnen immer, daß man sich nicht darauf einlassen soll, aber ich habe ja nicht sehr viele Alternativen und so finde ich es erfreulich, daß mich Frank Gassner zu seiner Lesereihe, die er im Juni beim offenen Bücherschrank in der Grundsteingasse machen will, eingeladen hat, was auch gut passt, habe ich ja schon in drei Büchern die offenen Bücherschränke erwähnt und dann hat sich ein Mathias Handwerk bei mir gemeldet, der im November im Schloßquardat alle Margaretner Autoren zu einer Gemeinschaftslesung und Präsentation ihrer Bücher zusammentrommeln will. Da gibt es zwar schon die Margaretner Art, wozu mich der Herr Bezirksvorsteher aber nicht mehr einlädt, weil ich ihm vor zwei Jahren zu lang gelesen habe.
Es geht also wieder aufwärts. Margot Koller hat mir auch eine genaue Wegbeschreibung und das Programm für die Lesung nächste Woche in Salzburg geschickt und einer, der beim Otto-Stoessel-Preis einreichen wollte, hat auf meinen Blog gefunden. Daß er sich dann davon abhalten ließ, finde ich eigentlich schade, aber ich schicke ja auch nicht mehr hin.

2012-04-17

Linus Fleck

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:22

„Linus Fleck“ von Hans Werner Richter ist ein Nachkriegsroman, „der die Situation im besetzten Deutschland schildert“, steht auf der Buchrückseite, des 1980 in der Ullstein „Literatur heute“ Reihe, erschienen Buchs und beginnt in den allerletzten Stunden des Krieges, in einem Dörfchen in Bayern, als der Kriegsgerichtsrat Fleck, offenbar ein überzeugter Nazi, im Sterben lag, das praktizierte er sehr genau, ließ jeden Abend den sechzehnjährigen Sohn Linus knien, um ihn zu segnen, der das nicht ernst nahm, bis er einmal das ganze Veronal auf einmal schluckte, da sind die Amerikaner schon am Hauptplatz aufmarschiert, das Volk empfängt sie mit weißen Tüchern und Linus, obwohl er kein guter Schüler war, rezitert ein paar Brocken Englisch und empfängt sie mit Blumen. Das zieht die Aufmerksamkeit der Besatzer auf ihn, die ihn fortan protegieren. Das heißt zu erst in der Küche arbeiten lassen, wo er, ein Lügner, so leugnet er zum Beispiel die Nazivergangenheit des Vaters und erzählt auch Unwahrheiten über seine Mutter, die nach Amerika durchgegangen ist, zwei Dosen Coned Beef entwemdet, worauf er von Sergeant Maclaens zur Rede gestellt wird. Eine Dose bringt er der Frau des Schuldirektors, eine üppige Blondine, damit er ein gute Zeugnis bekommt, eine andere, der Nachbarstochter, der ebenfalls sechszehnjährigen Sigrid „Engel von Fontainebleau“ genannt, die will darauf den Amerikanern vorgestellt werden und es weiterbringen als er, was bei einem schönen jungen Mädchen, wie in dem Buch geschildert wird, nicht schwierig ist, weil die für Nylonstrümpfe oder Zigaretten ja alles tun oder auch nicht und auch Linus hat seine Proteges, denn einer der Besatzer ist zufälligerweise der Pole mit dem die Mutter nach Amerika durchgegangen ist, der macht ihn zum Chefredakteur einer Jugendzeitschrift, denn die deutsche Jugend muß ja umerzogen werden. Linus nimmt an, hat aber ein Problem, er kann keine Artikel schreiben, erinnert sich aber an einen Schulkameraden, Peter Waschbottel, der das sehr wohl kann und der schreibt nun alle Artikel, die in Linus Namen erscheinen, andere unterzeichnet er mit Ohrenbottel, bzw. Dattelohr.
Peter Waschbottel ist brillant und zynisch und so diktiert er der Gräfin, in deren Wohnung die Redaktion des „Korkenziehers“ untergebracht ist, Artikel über die „Morgenröte der Demokratie“.
Manchmal greift er dabei auch die Amerikaner an, wofür Linus dann zur Rede gestellt wird. Sonst geht es aber lustig zu im Nachkriegs-München.
Linus Fleck wird von den Amerikanern mit Lebensmitteln versogt und verteilt sie an Freunde und es gibt auch die Jugendkongresse, wo Andre Gide und Carl Zuckmayer Reden halten. Linus muß das auch Waschbottel hat sie ihm vorgeschrieben und nach der Währungsreform liegen die alten Reichsmarkscheine am Klo zum Arschabwischen.
Irgendwann verschwinden dann die Besatzer, die Jugendzeitung geht ein, bzw. wird sie vom Verleger in ein „Grünes Blatt“ umgewandelt und die schöne Sigrid hat alle Amerikaner inzwischen so um den Finger gewickelt, daß sie inzwischen Besitzerin einer Filmfirma ist. Linus wird zuerst Filmkritiker und fängt auch langsam seine Artikel selber zu schreiben an, dann gründet er eine Filmzeitung und da wendet sich dann das Blatt. Ein paar Jahre sind vergangen und das deutsche Wirtschaftswunder ist angebrochen. Man lebt auf Pump, trinkt Coca Cola und kann auch keinen Volkswagen mehr fahren, sondern Porsche oder BMW. Linus zieht von der schäbigen Wohnung der Gräfin, die gelegentlich Gespenster sah und sich mit Waschbottel angefreudet hat, in eine mit modernen Möbeln in einen Glasbau, stellt zwei Sekretärinnen an und läßt sich seine Artikel von einem anderen Redakteur schreiben, der ihm auch großzügig Geld vorstreckt. Nur hat er ihn damit in der Hand, kündigt auf einmal den Vertrag, will sein Geld zurück und als Linus dann noch einige Skandalartikel diktiert, wo er alle auffliegen läßt, hat er einen Haufen Klagen am Hals und am Schluß stellt sich noch heraus, das Ganze war eine Intrige, des schönen Engels, der keine Filmzeitung haben wollte, weil sie aber zwar eine knallharte Geschäftsfrau, aber doch ein gutes Mädchen ist, bestellt sie Linus ihre Villa, schläft mit ihm einmal, drückt ihn dann ein Flugticket nach Amerika in die Hand und hat auch alles arrangiert, so daß ihn sein fast Stiefvater dort erwarten wird.
Hans Werner Richter, der auch das Nachwort geschrieben hat, hat das 1957/58 geschriebene Buch „satirischen Roman“ genannt, damals durfte es aber nicht unter diesen Titel erscheint, in der Auflage von 1980 steht es dabei und Richter erklärt in seinem Nachwort noch, daß es Vorlagen für die Personen und auch die Jugendzeitschrift gegeben hat. Der echte Linus Fleck hat sich in New York erschossen, während der Ohrenbottel aus zwei Personen zusammengesetzt war, der eine wurde später Abgeordneter, der andere Professor und der 1908 geborene und 1993 verstorbene Hans Werner Richter, ist wie in Wikipedia steht, weniger durch eigene Werke, als als Initiator der berühmten Gruppe 47 bekannt geworden. Als solcher habe ich vor kurzem erst in einigen Büchern über einige Nachkriegsschriftstellerin von ihm gelesen und finde diesen satirischen Roman, der eine Coca Cola Flasche am Titelbild trägt und ich im offenen Bücherschrank gefunden habe, sehr interessant, fast würde ich es als eines der Grundbücher bezeichnen, das auch in der Alten Schmiede vorgestellt werden sollte, auf jeden Fall ist das Lesen sehr zu empfehlen und gut geschrieben ist es, denke ich, auch, auch wenn ich mir natürlich vorstellen, daß es ein Sechzehnjähriger, der nach dem Krieg ohne Mutter und Vater dagestanden ist, wahrscheinlich nicht so leicht gehabt hat. Man bekommt aber ein gutes Bild über das Nachkriegsdeutschland und kann sich, wenn man das allzu satirische abzieht, vorstellen, wie es damals gewesen ist.

2012-04-16

Fortgesetzte Krisenstimmung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:26

Leider geht die Ratlosikgeit noch ein bißchen weiter, denn so schnell, wie ich glaubte, bin ich aus der Krise nicht herausgekommen, obwohl mich das Bradbury-Buch wirklich sehr beflügelt hat.
„So ist es“, habe ich gedacht, „so könnte es weitergehen!“
Wollte ich mir ja ohnehin Zeit lassen, bis zum Sommer, bis zum nächsten Nanowrimo, bis zum nächsten Jahr und den Roman langsam entstehen lassen. Einfach an einer anderen Stelle anfangen und eine Geschichte nach der anderen schreiben.
Als ich in den letzten Tagen mn der U-Bahn gefahren bin, habe ich da auch die alten Frauen mit den grauen Haaren und den zerfurchten Gesichtern, ein bißchen beobachtet und überlegt, was dazu zur Paula Nebel passen könnte und die Idee den Schreibwiderwillen, die Blockade, das Zuviel- und Ausgeschriebensein, einfach durch kleine Gedankensplitter anzugehen, die man am Schluß zusammensetzten könnte, klingt ja auch logisch oder wie oder was?
Das mir das mangelnde Feedback, die Stimme aus dem Off „Mach weiter, du kannst es ja und schaffst es schon!“ fehlt, ist zwar schade, daß ich aber am Ostermontag den Bradbury im offenen Bücherschrank fand, kann als gutes Omen gelten und da war ja noch eine Geschichte am Ostersonntag, die ich schon Thomas Wollinger geschrieben habe, eine Methapher die auch gut passt und sich verwendet läßt. Es liegt ja alles am Weg, man muß es nur aufheben, die Geschichten, die Ideen, die Handschuhe, das Geld. Die Handschuhe haben meine Finger gewärmt und man kann die Paula Nebel ja auch als kürzeren Text stehen lassen. Wer sagt, daß man unbedingt alles lang ausbreiten muß? In der Kürze liegt die Würze heißt es ja. Trotzdem ließ sich das Unbehagen, das ich dabei hatte, nicht verleugnen und das Gefühl, da fehlt noch etwas, das ist zu schnell und schlampig hingeschrieben, nichts Neues, nur Wiederholung, nur angedeutet, etc.
Also den Bradbury mit seinen Phantasieschrauben gelesen und mich dadurch inspirieren lassen, vor allem auch die Sätze, daß die Qualität durch das Schreiben kommt und ich beschäftige mich ja auch mit der Frage, wo muß ich ansetzen und weitergehen?
„Abholen, wo man steht!“, heißt es ja in der Pädagogik und da muß auch etwas für mich zu finden sein. Nur hat Thomas Wollinger schon wieder einen Artikel geschrieben, bzw. einen Blog erwähnt, wo ich mich betroffen fühlen konnte.
„Aufruf an alle, die es versäumten ihr Expose rechtzeitig zu machen!“ und da kann ich mich an der Nase nehmen, bin ich ja eine, die in der HBLA, in der Straßergasse bei den Deutschschularbeiten, die Gliederungen schrieb, wenn ich fertig war, schnell, schnell, hingewischt, ich brauche das ja nicht!
Bei der „Wiedergeborenen“ habe ich zwar versucht mit der Schneeflockenmethode zu beginnen und bin gescheitert, weil ich, wenn ich eine Idee habe, schnell und hektisch vor mich hinschreibe und dann an der Wand lande, also wieder ein Hinweis, sich an der Nase zu nehmen und etwas genauer zu sein, um die Fallen, wie ich ja schon öfter schrieb, zu umgehen oder aufzulösen.
Also habe ich mich am Nachmittag mit dem Laptop vor das Bücherregal gesetzt und mit dem zweiten Buch „Sofia“ und der dortigen ersten Szene angefangen. Sofia hat das Geschirr abgewaschen und findet die tote Paula. Es ist ein Epilog daraus geworden und, ob ich noch eine Hans, oder eine Rainer Szene anfügen werde..?
Hab ich jedenfalls noch nicht und die ersten Sätze einer zweiten Szene weggelöscht, dafür bin ich in diesen Blog gegangen und das war nicht sehr gut für mich, denn ein paar hundert Artikel lesen, wo drinnen steht, was und wie man es besser machen sollte, müßte, ist tödlich, wenn man mitten im Schreibprozeß ist. Will ich ja den Zensor aus dem Kopf bekommen und da hilft es nicht viel, von einem Experten zu hören, wo ein Großer seiner Meinung nach einen Fehler begangen hat und das alles perfekt sein muß, weil nur das die Leser haben wollen!
Ganz im Gegenteil, dann habe ich noch den bewußten Expose-Artikel genauer gelesen und mich betroffen gefühlt, so ist es leider, ganz genau! Ich schreibe schnell und flüchtig, manchmal auch berauscht, diesmal hatte ich eher das Gefühl, ich weiß nicht so wirklich, wo ich hin will, dann bin ich fertig, stehe an, ändere nicht mehr viel, sondern korrigiere nur die Rechtschreib- und Beispielfehler, ein paar Wendungen oder falsche Details. Höchstens kommen ein zwei Sätze irgendwo hinein oder, wie ich es vorige Woche machte, als Motto, den Satz, den mir ein älterer Mann einmal auf der Straße sagte, als ich ihn grüßte, weil ich ihn offenbar mit einem meiner Klienten verwechselt hatte.
Das ist natürlich kein Balsam für die Schreiberinneenseele, ich habe dann noch ein paar andere Schreibblogs gefunden, wo die Schreibcoaches Tips fürs besseres Schreiben geben und dabei alle paar Seiten auf ihre Schreibratgeber hinweisen, die man sich als E-Books, um einen Euro neunzig herunterladen kann und danach angeblich besser schreibt.
Ja, die E-Book und die Indie-Schreiber sind jetzt sehr aktiv und bieten ihre Bücher tageweise gratis an. Ich bin mit dem „Linus Fleck“ in die Badewanne gestiegen und habe wiedermal gedacht „Ich kann es nicht, ich kann es nicht!“
Denn es stimmt ja, ich habe Zeit und hindere mich nur selbst, die mir jetzt ein Jahr oder was auch immer zu nehmen, um den Text wachsen zu lassen, sondern schreibe mich hektisch an die Wand und spüre Widerwillen oder Unmöglichkeit bei dem Gedanken, daß ich das jetzt geduldig aufdröseln müßte. Gut, dazu bräuchte man Feedback, vielleicht die lenkende Hand eines Lektors und das habe ich nicht. Ich habe die Schreibratgeber, höre das Gras wachsen und beziehe jede Kritik gleich auf mich. Denn es liegt wohl auch daran, daß schon soviel geschrieben wurde und das wohlwollende Interesse nicht sehr vorhanden ist, eher die Kritik der anderen, die gleich die Fehler sehen und von vornherein schreien „Das interessiert uns nicht!“
Das betrifft sicher nicht nur mich, aber ich bin auch in einer sehr blöden Situation mit meinen dreißig selbstgemachten Büchern und fühle mich immer noch sehr abseits damit, obwohl jetzt ja auch die anderen anfangen, sich selber zu verlegen. Da seinen Platz zu finden, ist nicht so leicht und das „Ich kann es nicht!“, ist wohl auch schon sehr mächtig in meinem Kopf verbreitet, weil ich schon so viel geschrieben habe und dabei auch steckenbleibe und so wie jetzt nicht weiterkomme.
Bisher bin ich da eher wohlwollend mit mir umgegangen, habe geglättet, abgerundet und das Buch dann so herausgegeben. Jetzt weiß ich noch immer nicht, wie es weitergehen soll? Die fünfzig Seiten fertig machen, versuchen doch einen Langroman zu basteln, mit Kurzgeschichtensplitter anfangen, da hätte ich schon zwei davon, alles auf einmal oder nichts davon? Da ja wahrscheinlich keine Antwort kommen wird, muß ich alleine weitermachen oder den Rat meines Freundes Rudolf Blazejewesky annehmen, einfach für mich weiterzuschreiben. Das sage ich ja meinen Kritikern immer „Ich schreibe so gut, wie ich kann!“ und das tue ich ja auch. Daß ich mir Zeit lassen sollte, denke ich zwar ebenfalls. Das mit dem halben Jahr daran arbeiten, egal, was daraus entsteht, wär keine so schlechte Idee und natürlich auch nach rechts und links schauen, denn manchmal muß man wo anders weitermachen.
Das Literaturgeflüster habe ich mir in der Badewanne noch gedacht, ist eigentlich so, wie ich es will. Damit bin ich zufrieden, auch mit dem Jammern, das ist wahrscheinlich das Psychologische an mir, vielleicht auch mein Weg, mit den fünfzig Seiten der Paula Nebel, bin ich das derzeit nicht.
Ich war einmal vor Jahren im Literaturhaus zum „Tee bei Hermynia“. Da ist es um Hermynia zur Mühlen gegangen, die im englischen Exil sehr viel schrieb und übersetzte, um zu überleben, was, wie die Kritiker meinten, auf Kosten ihrer Qualität gegangen ist.
Da habe ich mich gleich angesprochen gefühlt und wenn ich meine dreißig oder achtundzwanzig Indie-Bücher so hernehme, die ich in den letzten Jahre eines nach dem anderen hintergeschrieben habe, ist sicher auch einiger Leerlauf dabei. Anderes halte ich wieder für gelungen, wie beispielsweise das Kinderbuch „Lore und Lena“, auch die „Mimi“, die einer meiner Leserinnen nicht gefallen hat. Die „Dora Faust“ mag ich sehr, die „Wiener Verhältnisse“, die hat Diana Voigt vor Jahren, als ich es an ihre Agentur schickte, für keinen Roman gehalten, was mich sehr verwirrte. Der „Wiener Stadtroman“ hat mich bei Wiederlesen vor einem Jahr auch sehr überrascht. Ansonsten glaube ich schon, daß ich ein bißchen ausgeschrieben bin und der ewige Kampf zu beweisen, daß ich schreiben kann, zerrt auch an den Kräften. So daß ich es für eine gute Idee halte, mir bei der „Paula Nebel“ jetzt wirklich Zeit zu lassen. Ob ich es zusammenbringe, weiß ich nicht, werde aber darüber schreiben.

2012-04-15

Zen in der Kunst des Schreibens

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:45

„Zen in der Kunst des Schreibens“ von Ray Bradbury ist kein eigentlicher Schreibratgeber oder höchstens eine sehr subjektive Form, wird doch hier die Autobiografie, das eigene Leben und Schreiben und die damit gemachten Erfahrungen auf eine höchst amusante Weise durcheinandergemischt und noch ein Lichtblick, der Zeigefinger fehlt „Sie müßen, sollten, sonst..!“, sondern da ist einer, ein höchstwahrscheinlich sehr extrovertierter, fantasievoller älterer Herr, ein Erfolgsautor und erzählt, wie er es gemacht hat. Ein paar Kapitel, die einem Schreibratgeber etwas mehr ähneln sind auch dabei und das Ganze ist offenbar nicht in einem Wurf entstanden und offenbar auch nicht das Lebenswerk eines, der auf sein Schaffen zurückschaut, sondern es gibt Kapitel aus dem Jahr 1961, 1965, 1973, 1974, 1980, 1982, 1990 und auch einige ohne Jahreszahl, offenbar wurde das Buch erst später zusammengewürfelt, es sind auch schon vorher veröffentlichte Ausätze darin und die Kapitel sind in nichtchronologischer Reihenfolge zusammengefügt.
Von dem Buch habe ich ungefähr seit der Zeit gehört, seit der ich mich mit literarischen Internetseiten und Schreibratgebern beschäftige. Es ist vom Autorenhausverlag herausgegeben und den habe ich ja eine Zeitlang sehr intensiv besucht, wurde da doch Louise Doughtys „Ein Roman in einem Jahr“ einmal jede Woche veröffentlicht.
Der Titel macht neugierig, kenne ich den Namen des Autors ja durch „Fahrenheit 451“, von dem Film, den ich mit Oskar Werner, wahrscheinlich in den früen Siebzigerjahren, in der Zeit meiner philosophischen Krise, im Gartenhäuschen meiner Eltern sah, gerührt bis zu den Tränen und begeistert war und keine Ahnung von der Geschichte, amerikanischen Drehbuchautoren etc, hatte.
Dann habe ich vor etwas mehr als einem Jahr den „Friedhof für Verrückte“ im Bücherschrank gefunden und am Ostermontag in einem anderen das „Zen“, war natürlich neugierig bezüglich des Titels und dachte mir ungefähr „Zen, das brauche ich nicht zum schreiben!“ und auch „Ein wenig zur Ruhe kommen wär, so hektisch, wie ich derzeit bin, ganz gut!“, habe losgelesen und es war spannend und sehr Interessant und für alle die es wissen wollen, mein Unbebwußtes arbeitet auch schon wieder.
Es sind zwölf Kapitel einschließlich eines Vorwortes, die uns der 1920, in Illnois USA geborene, steht leider nicht im Buch, muß man ergooglen, geschenkt hat und die Kapitel tragen Titel, die manchmal sehr lange sind, das kennt man auch von E.T.Hoffmann, aber auch von anderen Schreibratgebern, z. B. „Von dem Nähkästchen“, der Cornelia von Goethe Akademie, das ich einmal in Frankfurt oder Leipzig fand.
Das Vorwort trägt den Titel „Wie man den Baum des Lebens erklimmt, sich selbst mit Steinen bewirft und wieder herabsteigt, ohne sich den Hals zu brechen und den Verstand zu verlieren“
Man merkt Ray Bradbury erzählt, im Vorwort davon, daß er als Kind Comic Heftchen liebte, sie zeriß, weil ihm gesagt wurde, daß sie Schund seien und sie später wieder mühsam zusammensammelte, daß er auf Rummelplätzen und Weltausstellungen zu schreiben begann. Später wird er noch erzählen, daß ihm dort einmal einer versprach unsterblich zu sein und schon einmal gelebt zu haben, daß Schreiben Überleben heißt und man jeden Tag neu zu den Waffen greifen muß.
Vor allem aber „Bleiben Sie berauscht davon!“, denn es ist alles schon in uns, denn wer hat keinen Freund an Krebs verloren oder einen bzw. mehrere Autounfälle erlebt? Das alles wird dann in den Essays, die innerhalb dreißig Jahre entstanden sind, genauer ausgeführt und es beginnt gleich mit der „Freude am Schreiben“.
Das ist es und Ray Bradbury führt auch plastisch aus, daß man sie braucht, daß also jeder Zensor im Kopf, jedes „Das ist nicht gut genug!“ behindert. Losschreiben, achtung, fertig, los, das ist ja, hört man immer, was die Amerikaner von uns unterscheidet, die wir immer auf den Kuß der Muse warten, aber Ray Bradbury hat die natürlich auch und er beschreibt auch, wie man sie hätscheln und ernähren muß, damit sie einen nicht verläßt, vor allem aber darf man ihr nicht nachrennen, sondern höchstens ein Stück vor ihr hergehen, damit man sie nicht erschreckt.
Leidenschaft und Gusto ist also das ABC des großen Schreibens und da denke ich, kann ich bei mir ansetzen, denn ich habe die Begeisterung ja auch, aber dann traue ich mich oft nicht sie auszuleben und denke bei jeden Satz „Was werden die Kritiker sagen?“ und schon bleibe ich stecken. Unbekümmert nicht daran denken, sondern losrennen, ist wahrscheinlich das Zauberwort, das ein selbstbewußterer junger Mann in Amerika vor fast hundert Jahren betrieben hat und er scheint wirklich sehr selbstbewußt zu sein, behauptet er doch, sich an seine Geburt, seine Hebamme, etc erinnern zu können und falls er das doch nicht tut, hat er es sich ausgedacht und seine Geschichten dazu geschrieben und das ist dann der Kuß der Muse oder auch das Unbewußte, was für Bradbury dasselbe ist. Fantasie und Kreativität kann man wahrscheinlich auch sagen und das braucht man zum Schreiben, hat es aber ohnehin in sich, man muß nur hinschauen, hinhören und sich trauen und da ist es natürlich ganz falsch, wenn einer kommt und sagt „Du darfst nicht schreiben, weil du damit den großen Goethe beleidigst“, wie ich mir einbilde, das einmal von Andre Heller gehört zu haben, aber der tut das ja auch.
Dann kommen die Geschichten, zum Beispiel in „Losrennen, Erstarren oder Das Ding oben an der Treppe oder Neue Geister aus den Erinnerungen“
Da war einmal ein kleiner Bub, der lebte in einem Haus, wo man zum Klo über eine Treppe gehen mußte und es gab nur in der Häfte des Weges einen Lichtschalter und es war zu teuer das Licht die ganze Nacht lang brennen zu lassen, so daß sich der Kleine jedesmal in der Nacht, wenn er mußte, entsetztlich fürchtete, denn da oben auf der Treppe, wartete das „Ding“ auf ihn, das später zu einer seiner berühmten Kurzgeschichte wurde.
Das war es, Ray Bradbury hat sich hingesetzt, geschrieben und geschrieben, wie „Betrunken am Steuer eines Fahrrads“, jeden Tag tausend Worte oder pro Woche eine Kurzgeschichte und damit das geht, benutzte er eine Assoziationenkette, um zu seinem Unbewußten zu kommen. Das heißt, er schrieb sich eine Reihe Wörter auf und über die hat er dann geschrieben. An das habe ich auch schon einmal gedacht. Und er ist natürlich um fünf Uhr früh auf die Jahrmärkte gegangen, um sich alles anzuschauen und sich alle Löwen zu merken, die er im Laufe seines Lebens gesehen hat, um Jahre später darüber zuschreiben. Den ersten hat er 1924 gesehen.
„Ist das nicht ein wenig zu früh, werden Sie jetzt fragen?“, schreibt er selbst in dem Artikel und dann hat er die daraus entstandenen Kurzgeschichten gut verkauft, denn er hat auch Glück gehabt in seinem Leben. Allerdings hat er zehn Jahre gebraucht, bis er gut geschrieben hat, hatte aber Freunde, Agenten, Verleger, die ihm halfen, bzw. ihm zur richtigen Zeit, den richtigen Anstoß gaben. Das ist ja, was mir sehr fehlt. Aber da war einer, der sagte „Wollen Sie nicht nach Irland ziehen und ein Drehbuch über Moby Dick verfassen?“
Es gab auch eine Mutter, die mit dem kleinen Kind viel ins Kino ging und „Fahrenheit 451“ hat er in einer Bibliothek geschrieben, wo es im Keller Schreibmaschinen gab, in die man alle halbe Stunden zehn Cent Stücke einwerfen, so saß er sich beeilen mußte und in den Pausen ist er in die Bibliothek hinaufgegangen, um sich die Bücher anzusehen und das tat er, weil er in seinem Haus eine Frau und zwei kleine Kinder hatten, die lieber mit ihm spielen wollten und er sich noch kein Schreibbüro leisten konnte.
Der Verleger in New York gab ihm dann den Tip aus seinen Kurzgeschichten einen Roman zu machen und ein Theaterstück hat er aus „Fahrenheit 451“ später auch geschrieben, wo er das Ganze dann noch ein Stückchen weiterdachte und wenn es dann um Schreibanleitungen geht, wird aus der Muse bzw. dem Unbewußten, eine Liebeserklärung an die Science Fiction, weil das die Leser wollen, die spannenden Geschichten und nicht das fade absurde Theater etc.
In „Haufenweise Haiku“ geht es ans Überarbeiten bzw. Kürzen und vor allem tröstlich für mich, daß Bradbury einer ist, der meint, daß die Qualität aus der Quantiät entsteht und das denke ich mir auch immer, schreibe ich meine Romane also zehn oder hundertmal, statt einen genauso häufig zu überarbeiten. Wenn man nicht aufgibt findet man am Schluß auch zu sich und seinem Weg und das meint er auch in der Titelgeschichte, denn da stehen auf der Assoziationsliste die Worte „Arbeit, nicht Denken und Enstpannung“ und Bradbury meint, daß man auf jede Art und Weise schreiben kann, um zu sich selbst und zu dem, was schon in einem drin ist zu finden, nur nicht, wenn man sich an den Markt orientiert und das ist es. Ein sehr tröstliches und weises Buch, das steht, glaube ich, auch irgendwo geschrieben, wo nur ganz selten erklärt wird, wie man es machen soll und einer stattdessen erzählt, wie er es machte.
Er hat viel Glück gehabt, denke ich, das hatte ich bisher weniger, bis gar nicht, was nehme ich also für mich mit?
Die Assoziationsketten und noch einmal den Versuch den Zensor aus meinen Kopf herauszubekommen und einfach vor mich hinzuschreiben. Da bin ich ja vor ein paar Wochen, an meine Grenzen gestoßen und dachte, daß ich das nicht kann, weil ich zu schnell fertig bin.
Meine Phantasie ist von meinen Zensoren wahrscheinlich sehr blokiert und muß wahrscheinlich sehr freigeschaufelt werden. Daß die Geschichten aber da sind, glaube ich schon und Bradbury ist auch einer, der meint, daß jeder seine Geschichten hat, er muß sich nur trauen, sie loszuschreiben, wenn also der nächste zu mir sagt „Das ist aber märchenhaft!“, nicht beleidigt sein, sondern es als Lob verstehen.
Die Kritik, die ich aus dem Buch entnehme, offenbar kann ich nicht anders, ist, daß er mit der Realität nicht sehr gut umgeht und ich schreibe einmal realistisch. Er meint aber auch, daß man die Wirklichkeit mit der Phantasie besser erklären kann und da geht es dann schon weiter und um am Schluß wieder zu mir zu kommen und zu schreiben, wie es mit meinen Romanfragmentchen weitergehen wird?
Zuerst einmal, die „Frau auf der Bank“ kann an den Digitaldruck gehen und meine fünfzig Seiten nehme ich mir nochmals her, mein Unbewußtes hat ja ohnehin schon gearbeitet und mir zwei intensive Träume geschenkt. Die Krimihandlung habe ich zwar vergessen, aber die Idee, daß ich einfach weitere Geschichten mit meinen Hauptfiguren schreiben kann, hatte ich schon einmal. Also die Sofia, die tote Paula finden lassen und die kann dann ja mit Herrn Hans, Rainer oder Kevin, den „Fall“ aufklären oder ihre eigene Geschichte erzählen, was und wie war das mit dem Radu? Dann kommt der Rainer und erzählt, wie er sein Aufwachsen bei der Großmutter erlebte, erzählt auch von der Regina und wie schwierig es ist, heute Arzt zu werden und den Herrn Hans gibt es ja auch.
Wenn ich dann vier Geschichten habe, kann ich entscheiden, ob ich sie zusammenfüge oder hintereinander in den Roman stelle. Beim „Haus“ oder bei den „Zwillingswelten“ machte ich es auch so ähnlich und schon geht es weiter, denn ich weiß ja, das Leben einer neunzigjährigen Frau und die Wirtschaftskrise interessant ist und das kann man sicher auch realistisch erzählen, ich muß mich nur trauen.
Selbstbewußt werden, habe ich das genannt und glaube, daß ich das bezüglich Schreiben auch bin. Dazu hilft mir auch das Literaturgeflüster. Irritierend nur, daß das sehr monogam passiert und auch schwierig beispielsweise mit meinen selbstgemachten Büchern ins Literaturhaus zu gehen, sie den „Erfolgreicheren“, die lesen dürfen und Verlagsbücher haben, zu zeigen. Das ist manchmal recht peinlich, wenn die dann nicht wissen, was sie damit anfangen sollen und gequält „Schön!“ sagen.
Trotzdem habe ich sehr viel geschrieben, ist mir die Literatur sehr wichtig und ich bin so wie ich bin, wenn man hinsieht, wird man es vielleicht merken und was die konstruktive Kritik betrifft. Da hätte ich mir leichter getan, wenn meine Kritiker früher gesagt hätten „Toll, daß dir das so wichtig ist und du das tust! Wenn du noch da und da hinschaust, kommst du vielleicht weiter, probier es doch einmal so!“ und nicht „Das wird nichts, kann nie etwas werden, ich weiß aber auch nicht wieso!“
Ich bin sicher, Ray Bradbury hatte auch die Leute, die das bei ihm taten. Deshalb es ist ein gutes Buch, das ich wirklich sehr empfehlen kann, auch wenn keine konkreten Schreibübungen drinstehen.

2012-04-14

Kolumnenlesung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:29

Jetzt war ich schon lange nicht mehr im Literaturhaus, was Robert Huez freute oder auch nicht. Jedenfalls ist es sich seit dem Short-Cuts-Symposium im November nicht mehr richtig ausgegangen. Ich war zwar bei dem Adventrundgang dort und auch bei diversen Veranstaltungen der IGAutoren und bei der Studentenlesung und ich habe das auch nicht, um beim Thema der Woche zu bleiben, vermieden, obwohl ich ja ein Literaturhaustrauma habe und das wurde gestern auch noch einmal aufgelebt, denn die Veranstaltung zum Tag der Freiheit des Wortes, die Petra Ganglbauer jetzt zweimal im Juni und in der Uni machte, findet wieder dort und am 10. Mai statt und die habe ich dort ja von 2003 bis 2009 veranstaltet und dann zurückgelegt, bzw. mich für die „Mittleren“ entschieden, als die GAV entschied, daß man nur mehr eine Veranstaltung pro Jahr machen kann und mir Silvia Bartl den Programmtext verändert hat und ich dachte, im nächsten Jahr reden sie mir vielleicht auch noch bei der Auswahl der Autoren drein. Inzwischen habe ich ja auch die Frauenlesung aufgegeben und bin bei der Freiheit des Wortes nicht mehr eingeladen, zum zweiten Mal nicht mehr, wäre aber trotzdem am zehnten Mai hingegangen, wenn der nicht gerade ein Donnerstag wäre und da habe ich ja eine fixe Abendstunde, was gut ist, weil mir das wahrscheinlich Ärger und Anspannung erspart und vielleicht gehe ich auch jemanden ab.
Jetzt war ich also schon lange nicht mehr im Literaturhaus, weil sichs nicht ausgegangen ist oder es auch nicht die entsprechenden Veranstaltungen gegeben hat. Das Literaturhaus hat ja ein Mainstreamprogramm und auch ein neues Logo, an das ich mich erst gewöhnen muß und eine Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Datum“, die ich das erste Mal beim Filmfestival am Karlsplatz kennenlernte. Jetzt liegt sie jedenfalls im Literaturhaus zur freien Entnahme auf und es gibt auch regelmäßige Veranstaltungen, bei denen ich bisher nicht war. Am Freitag war Franz Schuh unter dem Titel „Verbrechen und Strafe“, so heißt ja jetzt der Roman in der neuen deutschen Übersetzung, der früher „Schuld und Sühne“ geheißen hat, was ich auch sehr blöd finde, aber ich bin offenbar eine konsvervative Menschin, die sich an das Gewohnte klammert. Franz Schuh hat in der Zeitschrift „Datum“ eine Kolumne unter diesen Titel und ist in dieser auch mit einer Pistole abgebildet, weil das etwas Mafiöses hat und so gab es eine Kolumnenlesung und Franz Schuh, 1947 geboren, der Philosoph, der Redakteur im Wespennest und auch einmal Generalsekretär der GAV war, ist ja bekannt für seine Kolumnen und seine Essays.
In Ex Libris hat er, glaube ich, eine unter dem Titel „Glück“ und er interessiert sich auch für Krimis und so sollte seine in der Zeitschrift „Datum“ eigentlich eine werden, wo Krimis rezensiert werden, deshalb auch die Pistole, was dann offenbar nicht funktionierte, so sind seine Kolumnen inzwischen Essays und behandeln Gott und die Welt. Ich habe in meinem verzweifelten Bemühen mein literarisches Leben festzuhalten sicher schon geschrieben, daß mich Franz Schuh, als ich noch in der Otto Bauergasse wohnte und meine Texte noch an die Zeitschrift Wespennest schickte, also in den späten Siebziger, frühen Achtzigerjahren einmal anrief, um mir mitzuteilen, daß er einen meiner Texte gerne wo veröffentlicht hätte, mich aber leider nicht erreichen konnte und ich habe auch ein Buch von ihm gelesen und nicht verstanden, nämlich „Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche“, das habe ich mir damals um den Thalia Gutschein gekauft, den ich 2005, glaube ich, in der städtischen Bücherei Pannaschgasse gewonnen habe. In der Alten Schmiede habe ich ihn sicher auch öfter gehört und in dem Film „Froschfest“, den ich 2010 am Karlsplatz gesehen habe, hat er auch mitgespielt, ist er ja inzwischen der Star-Essayist Wiens und so hat er auch gleich mit sonorer Stimme losgelesen und seine Essays sind auch sehr umfassend und man erfährt viel darin.
Mit den Menschen ist es losgegangen, um dann zu den Philosophenmittagessen hinüberzuschwenken, die Kanzler Schüssel in der Zeit der schwarz blauen Regierung veranstaltet in der Hofburg veranstaltet hat, um offenbar sein Image aufzupolieren und sich dann in Distanz mit dem Bild des Kaiser Franz Josefs begeben hat oder davon, wie Franz Schuh im Cafe Imperial sitzt und sich seine Finger wund smst, um seinen Unmut über einen der von Wien nach München zog, loszuschreiben, plötzlich steht Wolf Wondratschek vor ihm, der von München nach Wien gezogen ist und von ihm fotografiert werden will. Von der Kunst des Mitschreibens hat er gelesen, etwas was ich ja auch sehr häufig tue und von einer deutschen Österreich Kritikerin, die dieses Land verhaidert und rassistisch findet, was offenbar einen Spiegel Redakteur störte u.u.u.
Die Schuh Kolummen sind ja sehr umfassend und man müßte sie mitlesen, was man auch problemlos kann, lagen ja die Datum Ausgaben zur freien Entnahme auf, so daß ich mir einen ganzen Haufen nach Hause schleppte. Nachher gab es wieder ein Glas Wein zu trinken und ich beobachtete, wie die vielen sehr jungen Leute, die zu der Lesung gekommen waren, schnell verschwanden. Einige sind auch nur zum Rauchen vor die Türe gegangen. Ein paar ältere Stammbesucherinnen waren da und es gab auch eine Ausstellung von Lore Heuermann zu bewundern.

2012-04-13

Heile, heile

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:34

In „Heile, heile“ von Kirsten Fuchs geht es wahrscheinlich ums Loslassen. „Liebeskummer, Lebenslust und eine bedrohliche Krankheit – Kirsten Fuchs erzählt vom Erwachsenwerden jenseits der Dreißig“, steht auf der Buchrückseite und mir ist wieder einmal „Da passiert ja nichts“ oder „Das Leben mit oder ohne Ecken und Kanten“ eingefallen. Denn eigentlich passiert in dem Buch sehr viel. Es ist aber das Alltagsleben, was da geschildert wird, fast ohne den üblichen Plot Anfang, Höhepunkt, Schluß und einen Spannungsbogen scheint es auch nicht zu geben. Wohl aber einen witzigen Ton, eine fast kindliche Art das Alltagsleben und die Sorgen des Erwachsenwerdens, um die Dreißig zu beschreiben, mit schönen Bildern und schönen Szenen. Da die Chronologie aber nicht ganz zu stimmen scheint, ist das Buch nicht so leicht zu lesen, pläterscht es doch so scheinbar naiv dahin und dann weiß man nicht genau, befindet man sich jetzt in der Gegenwart oder in der Vergangenheit.
„Es geht los und nicht, um anzukommen“, ist der erste Satz, bei dem man von der Reisekauffrau Rebekka erfährt, die ihren Adrian betrogen hat. Deshalb hat er ihr vorgeschlagen, die Beziehung zu beenden oder nur eine Gelegenheitsbeziehung zu führen. Sie ziehen beide jedenfalls um und Rebekka zieht zu Beginn des Buches auf den Flohmarkt, um ihren Adrian ein schönes Geschenk zu kaufen und entscheidet sich für ein Klingelbrett und einen Kalender aus dem Jahr 1976. Das war sie vier Jahtre alt und außerdem scheint sie entsetzlich an der Trennung von Adrian zu leiden und orientierungslos zu sein. So trifft sie ihre Freundinnen. Da gibt es Jette und Johanna. Jette hat Krebs und Johanna ebenfalls einen Freund auf den sie sich nicht verlassen kann, weil er in einer Beziehung lebt. So schleppt sie Johanna in eine „Männerabhängigkeitsgruppe“, die von einer militanten Leiterin geführt wird, die ihren Mädels einzureden versucht ihre „Karls“ auf jeden Preis zu vergessen und dann selber in einer Beziehungskrise zu stecken scheint.
Zu Weihnachten fährt Rebekka zu ihrer Mutter, die auch von ihrem Vater einmal verlassen wurde, seither ihr Leben aufgegeben hat und nur mehr halbe Sätze spricht. Diese Beschreibung eines Stück Alltags, das wohl viele Dreißigjährige erleben, ist sehr dicht und witzig. Anschließend fährt sie zum Vater, der mit mehreren Frauen und Kindern zusammenlebt, die sich alle Beschimpfungen an den Kopf schmeißen und die Frauen dann alleine ihren Frauentag feiern.
Im Haus von Rebbekka wohnt eine alte Frau, die dreimal täglich von einem Zivildiener betreut wird und ansonsten ständig um Hilfe schreit. Als Rebbekka das zum ersten Mal hört, holt sie die Polizei, die dann mit Hilfe von zwei anderen alten Frauen in die Wohnung kommt, dort streitet die alte Dame ab, die Ruferin zu sein.
So plätschert das Buch dahin. Die Beschreibung der Gruppe nimmt einen großen Raum ein. Rebekka ruft ihren Adrian an, der meistens nichts von ihr hören will, dann aber doch gelegentlich mit ihr schläft. Einen früheren Freund Hannes scheint es auch gegeben zu haben und wenn von dem erzählt wurde, tat ich mir etwas schwer mich zeitlich zu orientieren und dann geht es auch um Jettes Krebs. Die hat einen Mann und ein kleines Kind, sagt „Kreps“, um ihre Krankheit zu bewältigen und läßt sich zu Silvester von der kleinen Klara die Glatze bemalen. Dann ist sie austherapiert, geht noch rasch zu Heilern und stirbt dann schnell, was eine totale Veränderung in Rebekkas Leben bringt. Adrian ist plötzlich nicht mehr wichtig.
„Wenn Jette das Geheimnis mit ins Grab genommen hat, dann nimmt es Rebekka eben später auch mit. Das ist jetzt Reisegepäck. Und wenn Tobias es auch so macht, dann ruht es später aufgeteilt. Jettes Eltern neben Enno. Klara schaut Spatzen hinterher, die über den Friedhof fliegen. Dann war der Weg bis hierher und nicht weiter.“
Die Sprache ist also doch nicht so einfach und es ist eigentlich ein seltsames Buch, der 1977 in Karl-Marx Stadt geborenen, Kirsten Fuchs, die 2003 einen Open Mike gewonnen hat und zwei Jahre später ihren Debutroman „Die Titanic und Herr Berg“ geschrieben hat, von dem ich schon etwas hörte.
Verständlich, daß es den Kritikern nicht gefallen hat, die es als „oberflächig“ und „von der Literatur weit entfernt“ beschreiben.
Das Leben mit und ohne Ecken und Kanten halt oder wie es eben so ist, wenn man mit Dreißig von seinem Freund verlassen wird, im Zinshaus die alten Frauen nach Hilfe rufen und die besten Freundinnen sterben. Ich würde ja auch so, vielleicht mit einer einfacheren Sprache, erzählen und scheitere gerade daran ein bißchen. Daß es die Kritiker für nicht literarisch halten, wundert mich nicht, trotzdem ist es bei Rowohlt erschienen und mich würde nur etwas der leicht schnodderige Ton, nicht der Inhalt und nicht die angeblich mangelnde Literarität stören, da ich eine bin, für die die Literatur aus Alltag, dem Krebs, dem Sterben, dem Leben und dem Tod besteht.
Es ist ein Buch aus dem offenen Bücherschrank, das ich vor einiger Zeit dort gefunden habe, abgestempelt mit dem Büchschrankstempel „Kein Weiterverkauf“. Das steht dann noch einmal auf der Umschlagseite „Unverkäufliches Leseexemplar“ und drinnen werden die Rezensenten gebeten, das Buch nicht vor dem 7. März 2008 zu besprechen. Das ist lang vorbei und ich weiß gar nicht, ob ich außer dem Titel des Debutromans schon einmal etwas von der Autorin hörte. Spannend zu lesen war es allemal und erfreulich, daß auch ein Stück schnodderige Alltagsbeschreibung ohne dem großen Plot bei Rowohlt erscheinen kann.

2012-04-12

Fortsetzungsbericht

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:53

Für alle, die wissen wollen, wie es weitergeht mit meinen Resignationsberichten und wie und was damit gemeint ist, da bin ich ja vor einer Woche mit meinen neuen Romanprojekt ein bißchen abgestürzt. Nein, abgestürzt nicht wirklich. Ich hab ab Anfang März nur wieder einmal ziemlich planlos und sehr hektisch vor mich hingeschrieben, hatte dann am vorletzten Montag vierzig Seiten, bin die durchgegangen, dachte „Es geht doch nicht!“ und war dann ein paar Tage später mit fünfzig Seiten plötzlich fertig, das heißt, ich habe eine Abschlußszene geschrieben, die eigentlich nicht ganz passte und dachte, fünfzig Seiten sind zuwenig für ein Buch, aber das „Haus“ hat auch nur sechzig Rohseiten und ist nicht der große Roman geworden, wie er eigentlich sollte und da hatte ich ähnliche Probleme, daß ich dachte, ich mache es lieber kurz und rolle nicht alles noch einmal von vorn bis hinten auf.
Bei der „Paula Nebel“ wollte ich ein paar Fälle einarbeiten, dachte dann, ich muß entfremden, damit sich keiner erkennt und mir ein böses Brieflein schreibt. Dann war der Rückzug oder das Hineingleiten in das Sterben einer neunzigjährigen Frau eigentlich ein faszinierender Gedanken, aber ich kann sie ja nicht schon wieder ihre Bücher lesen lassen und eine Depression, wo man nicht mehr aus dem Haus geht, habe ich ja auch schon beschrieben. Dann habe ich begonnen mit ihren Leben, mit Zwanzig ein Kind bekommen, die Fürsorgerinnen haben es ihr weggenommen und auf den Spiegelgrund gebracht. Das wollte ich dann wieder nicht so genau beschreiben, so ist es bei den Andeutungen geblieben. Die Sofia ist sehr bald aufgetaucht und plötzlich ist es hektisch geworden. Die Paula hat gekocht und es sind Besucher zu ihr gekommen, der Alex von der Caritas, der Sohn einer früheren Klientin, die Schwester vom sozialen Stützpunkt. Die Sofia ist in eine Schule gegangen, hat Oma zu ihr gesagt und sie haben gemeinsam das ABC gelernt, da höre ich schon wieder die Stimmen, die das zu kitschig, märchenhaft und positiv finden und eigentlich wollte ich ja was über die Wirtschaftskrise schreiben.
Auf Seite vierzig hatte ich dann das Leben erzählt, der Enkel Rainer ist auch sehr blaß und im Hintergrund geblieben. Es waren ein paar Besuchsszenen mit „sagte sie“ absolviert, die Paula hat die ganze Hausmannskost des vorigen Jahrhunderts hinuntergekocht und ich wußte nicht weiter, weil ich eigentlich fertig war oder auch nicht. Wie schreibt man einen großen Roman? Wie löst man seine Fallen auf? Wie kommt man weiter?
Die Szene, wo sich die Paula dann aufs Sofa legt, an alles denkt und langsam in das Nirvana hinübergleitet, kommt vielleicht ein bißchen zu abrupt und etwas fehlt. Aber ob ich das wirklich noch erweitern will?
Einmal habe ich es in Harland noch durchgesehen, die letzten Tage hatte ich sehr viel Diagnostik und keine Zeit und die „Bank“ muß ich auch noch durchsehen. Wie mache ich weiter?
Ein bißchen Jammern natürlich und bedauern, daß der ursprüngliche Plan mir bis Sommer soviel Zeit zu lassen, um einen Roman zu entwickeln, derzeit offenbar nicht funktioniert. Ich schreibe schnell und hektisch, bin dann an der Wand und weiß nicht weiter. Aber allein kann man das vielleicht nicht wirklich. Da braucht es zwischendurch wohl ein bißchen aufmunterndes Feedback und dann denke ich, ist ja egal. Ich schreibe, wie ich es kann! Die sehr schroffen Feedbacks, die manchmal kamen „Das wird nie was und du kannst es nicht, auch wenn du dich noch so sehr bemühst!“, wirken aber nach.
Denn eigentlich kann man auch kurz über das Leben einer alten Frau schreiben, vielleicht den Schluß noch etwas ausbauen und es muß auch niemanden interessieren, obwohl es eigentlich ein interessantes und wichtiges Thema ist und, daß ich schon sehr viel geschrieben habe und ein bißchen ausgeschrieben bin, stimmt ja auch. Ich merke aber, daß ich immer hektischer werde, was wahrscheinlich mit den fehlenden Feedbacks zusammenhängt. Aber es stimmt auch, man muß sie nicht unbedingt haben und hat keinen Anspruch darauf. Zwangsweise kann man aber auch nicht ruhiger werden und weniger schreiben brauche ich auch nicht und habe vorläufig mit den drei Sachen, die noch aufs Fertigwerden warten, auch genug zu tun. Bis die „Frau auf der Bank“ und die „Wiedergeborene“ als Buch erschienen sind, habe ich Zeit zu entscheiden, ob die „Paula Nebel“ ein sehr kurzes Büchlein wird oder mit einem zweiten kürzeren Text erscheint und da sind noch in Harland Träume gekommen, die zeigten, wie sehr sich mein Unbewußtes mit diesem Thema beschäftigt. So habe ich zwischen Sonntag und Montag geträumt, daß ich einer Schreibgruppe ein Haiku weiterschreiben würde und war sehr erfolgreich damit. Zwei Tage später ist der Traum eines Krimis gekommen und als ich aufwachte, hatte ich das Szenario ziemlich fertig vor mir. Leider habe ich es mir nicht aufgeschrieben, nur gedacht, ich werde es mir merken. Jetzt weiß ich nur, daß es dabei um die Wirtschaftskrise ging und die Ermittler ziemlich hektisch herumrasten und die Idee, daß die Sofia und der Kevin, das aufklären könnten, ist mir auch gekommen. Nur das was, weiß ich schon wieder nicht so genau, aber die Idee im nächsten Nanowrimo vielleicht einen Krimi zu schreiben, wo dann vielleicht kein Mord vorkommt, hatte ich schon und in meinem Traum war auch keiner.
Und als ich am Dienstag zur Silvia zum Psychologen-Jour-fixe gegangen bin, habe ich mich auch sehr genau nach einem Thmema umgeschaut und darüber nachgedacht über was ich jetzt schreiben könnte.
Und wie und wohin ziehe ich mich nun zurück, werden die Leser noch immer fragen? Eigentlich gar nicht, sondern lockerer damit umgehen, daß es bei meinem Schreiben eben so ist, wie es ist, daß das auch so sein darf und dieser Gedanke ist mir auch beim Poetry Slam am Karfreitag gekommen. Da hatte ich dabei sogar fast ein Glücksgefühl und das ist natürlich Quatsch, weil es ja kein Glückszustand ist, wenn man schreibt und schreibt und heraus kommt nur „Schon wieder nichts!“, ist aber nicht wirklich zu ändern oder doch?
Die Veranstaltungen sind weniger geworden, das hängt einerseits sicher mit der Wirtschaftskrise und dem Eventgedanken zusammen oder damit, daß man sich unter der Schreibermenge ein paar heraussucht, um sie zu fördern und die werden jetzt um die Zwanzig sein und nach den anderen wird nicht wirklich nachgefragt. Ich versuche das ein bißchen mit meinen Blog, scheine dabei aber allein zu bleiben. Macht ja nichts, die Möglichkeit des Bloggens gibt es trotzdem und das ist sicher besser, als nur für die Schublade zu schreiben und Aufgegeben habe ich natürlich einiges im Laufe meines Schreiberinnenlebens. Mich bei Stipendien zu bewerben, an Verlage herumzuschicken, beispielsweise und das ist zwar schade, ist aber so und mich aufzudrängen und nachzufragen „Willst du vielleicht eine Lesung mit meinen Texten machen? Mir eine Rezension schreiben? Mich wo einladen?“, bringt nicht viel und wird auch als distanzlos, aufdringlich etc wahrgenommen. Da hatte ich ja schon einige Differenzen, das kann ich also lassen. Das ins Literaturgeflüster jammern, wird vielleicht auch ein bißchen nerven, werde ich aber wahrscheinlich weiter tun und dann natürlich soviel schreiben, wie ich es kann und will, egal ob der Durchbruch gelingt oder nicht, obwohl es natürlich schade ist, keine wirklichen Erfolgsberichte geben zu können und jetzt zum Beispiel nicht zu wissen, wie es weitergeht?
Denn über Großmütter, Töchter, Enkeltöchter habe ich jetzt sehr viel geschrieben, über das erfolglose Schreiben auch, die Wirtschaftskrise ist vielleicht zu nah dran, zu aktuell und das angeblich Märchenhafte, Positive wird auch nicht geschätzt, sondern als kitschig empfunden und wenn ich dann von den zwei am fertig werdenden Büchern erzähle und davon, daß das zweite, das Dreißigste sein wird, ernte ich Erstaunen und der Zensor in mir denkt sich sofort „Nicht so schnell, nicht so hektisch!“, es ist aber so und das ist auch sehr gut, andere tun das auch und wenn ich langsam wäre, würde ich wahrscheinlich „Nicht so langsam!“ denken.
Am Ostermontag habe ich bei Bücherschrank in der Grundsteingasse den Ray Bradbury „Zen in der Kunst des Schreibens“ gezogen und werde das als Nächstes lesen, wenn ich mit Kirsten Fuchs „Heule, heule“ fertig bin. Das habe ich ja bei meinen vorigen Arbeiten manchmal getan, ein Schreiblernbuch davor zu lesen, man findet ja manchmal welche im Bücherschrank und die Angela Leinen habe ich mir vom Alfred schenken lassen. Irgendwie bin ich mit meiner Situation nicht ganz zufrieden, weil das Ende der Rückzugsideen ja das Aufhören des Schreibens ist und das will ich nicht oder kommt natürlich von selbst, aber erst in zwanzig, dreißig Jahren und bis dahin gehen sich wahrscheinlich noch einige sehr schöne Bücher aus!
Und bei all dem Jammern hätte ich jetzt fast vergessen, daß die „Kuckucksbrut“ wahrscheinlich die Fortsetzung vom „Kuckucksnest“ – Zeitschrift.Krisenerfahrer.Menschen.Europa. für die ich für Anton Blitzstein das „Kleine Plädoyer für Belohnungsselbsthilfen und Tauschtalente“ geschrieben habe, gekommen ist. Es gibt also auch wieder nicht Selbstpubliziertes und das Heft kann ich allen nur empfehlen, da es außer schönen Texten auch viele Kochrezepte enthält.

2012-04-11

Dicht-Fest mit sechs Männern

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:48

Die Veranstaltungen gehen weiter, da hatte ich, ich glaube, es war 2000 oder 2001, die Zeit in der ich die „Dora Faust“ schrieb, eine Zeit, wo ich nicht oder wenig zur Literaturveranstaltungen ging, um nicht vom Schreiben abgelenkt zu werden.Nach einigen Monaten habe ich damit aufgehört, ein paar interessante Veranstaltungen versäumt und nicht mehr als sonst geschrieben und auch meine derzeitige Rückzugstendenzen scheinen nicht die Veranstaltungen zu betreffen, denn die interessieren mich ja sehr, obwohl ich manchmal darunter leide, daß immer nur die anderen lesen dürfen oder Leute, wenn ich sie grüßen will, gerade in diesen Augenblick zufällig wegsehen. Aber heute war wieder eine Dicht-Fest-Veranstaltung in der Alten Schmiede und es ist ja auch eine Folge des Literaturgeflüsters, daß ich mich ein bißchen genauer mit der Lyrik und den Lyrikveranstaltungen beschäftigen, eine Schreibform, die ich ja nicht betreibe und da gibt es Christine Huber, die mehrmals jährlich solche Veranstaltungen in der Alten Schmiede macht, immer jeweils sechs Autoren dazu einlädt, ein Thema bzw. eine Überschrift dazu auswählt und die Einleitung macht. Drei oder vier Veranstaltungen gibt es pro Jahr, bei ein paar davon bin ich gewesen, nicht bei allen, denn so besonders interessiere ich mich, ich gebe es zu, nicht für das Gedicht und ich war offenbar auch nicht bei der im Dezember, wo lauter Frauen gelesen haben, daher gibt es keinen diesbezüglichen Artikel und heute waren die Männer dran und lauter interessante. Die meisten habe ich gekannt, was bei einer, die seit Jahrzehnten mehrmals in der Woche zu Literaturveranstaltungen geht, nichts Ungewöhnliches ist.
Den 1942 geborenen Franz Xaver Hofer aber nicht und der hat seinen Gedichtband seinem Hund Leo gewidmet und, daß das Überthema Bewegungen ist, hat Christine Huber in ihrer Einleitung erwähnt. Der Autor geht also mit seinem Hund spazieren und schildert die Landschaft durch die er geht, schildert seltsame Begegnungen und am Schluß hat er den Hund verloren und bleibt alleine über. Sehr interessant und ein äußerst originelles Thema für einen Lyrikband.
Peter Paul Wipplinger, der nachher folgte, kenne ich natürlich, noch von den Zeiten, da er ein engagiertes PEN-Mitglied war, jetzt ist er in die GAV gewechselt, ich war mit ihm einmal in einer Jury und wunderte mich, daß wir die gleichen Vorschläge hatten, sehe ihn meistens bei der GV der IG Autoren und auf der Buch-Wien und seit neuesten spricht er mich auf meine Internet-Tagebuchberichte an, wenn ich ihn sehe und gemeinsam haben wir einmal auch einmal um die goldenen Margarete gelesen. Er sehr schöne antifaschistische Gedichte und der unsensible Veranstalter unterbrach ihn mittten im Lesen mit einer Glocke. Jetzt hat er über Venedig gelesen und ich war überrascht, wie lyrisch seine Sprache und wie modern seine Gedichte waren und sprachgewaltig, fast für einen Slam geeignet. „Venezianische Notizen“ ich glaube, noch als Manuskripten vorhanden, es gab aber viele Bücher am Büchertisch von ihm. Christoph Janacs kenne ich natürlich auch, nicht nur durch die ziemliche Namensgleichheit, was zur Folge hatte, daß ich, als ich meine Texte noch für die BUMUK Stipendien einrechte, eine Mappe mit überklebten Namenspickerl zurückbekommen habe. Nein er schickt mir auch regelmäßig die Einladungen zu seinen Veranstaltungen und hat auch genauso regelmäßig am „Tag der Freiheit des Wortes“ teilgenommen, als ich den noch von 2001 – 2009 organisierte und er hatte auch sehr schöne Gedichte in Bewegung, nämlich von einer Reise in die Provence „Die Stille von Loumarin“ und erklärte auch genau, was sie mit seinen Lieblingsdichtern zu tun haben.
Dann kam eine Pause mit ein bißchen Smalltalk. Christl Greller hat mir einen Artikel aus der Presse über die Litblogs und das literarische Bloggen im Internet gegeben. Eine Frau am Klo wollte von Christine Huber wissen, wie Paul Jaeg aussieht und Joseph K. Uhl mit dem ich ja in zwei Wochen in Salzburg lesen werde, erkundigte sich bei mir, wo die Lesung stattfinden wird?
Danach folgte Friedrich Hahn und den kenne ich auch, weil er vor Jahren einen meiner Texte in einer Literaturzeitschrift veröffentlichte, mich einmal zu den Textvorstellungen einlud und diese auch fleißig moderiert. Die nächste wird am Montag mit Emily Walton, Helmut Schönauer, Marlen Schachinger und Christa Nebenführ sein, aber da werden wir ja mit Anna Geburtstag feiern. Bezirksrat im neunten ist er, glaube ich, auch und er war auch in der Jury, die Emily Walton zur Bezirksschreiberin machte und veranstaltet auch die „dichte meile“ in der Porzellangasse, ein literarischer Spaziergang, der wieder am 3. Mai stattfinden wird und er hat auch sehr viele Bücher, zwei davon habe ich vor zwei Wochen in der Gesellschaft für Literatur gefunden, den neuesten Gedichtband „und besorgte mir stufen für meine Schritte“ präsentierte er heute und er tat das auch durchaus performistisch, ähnlich wie Rudi Lasselsberger, der ja manchmal seine Leiberln wechselt oder Mozartkugeln ins Publikum schmeißt.
Friedrich Hahn hatte ein kleines Schlagzeug mit, um das Ende seiner Gedichte anzuzeigen, weil der Fredi Kolleritisch einmal drei seiner Gedichte in einer Endlosschleife in den Manuskripten veräffentlicht hat und das letzte Endlosgedicht knüllte er nach der Lesung zusammen und warf es in das Publikum. Der Herr vor mir sammelte drei in seinen Hut, eines hat er nicht erwischt, das habe ich bekommen und darf zitieren „wie bitte fragt der forscher – ich bin doch kein taschendieb“.
Danach folgte wieder ein Bekannter, nämlich der Kärtner Josef K. Uhl, der auch einen meiner Texte in seiner „Unke“ veröffentlicht hat und mit dem ich, wie erwähnt in zwei Wochen lesen werde. Er brachte, wie er meinte, seine frechen „101 Gedichte- Rockn roll des Herzens“ bei Kitab erschienen, mit, in denen es viel um die Liebe, aber auch ums Kino geht.
Dann folgte Paul Jaeg vom Arovell Verlag, der manchmal auf meinen Blog kommentiert und der einige Gedichtbände in deutschen Verlagen, den letzten aber selbstverlegt hat und daraus gelesen hat.
Dann gab es wie Christine Huber schon in der Einleitung erwähnte, eine Überraschung, nämlich ein Glas Wein und was zu Knabbern, so daß ich mich noch ein bißchen mit Dagmar Fischer unterhalten habe, die vielleicht demnächst beim Dicht-Fest lesen wird.
Christine Huber, die einige Zeit Generalsekretärin der GAV war, kenne ich durch die GAV und auch durch den Preis der Arbeit, der 1989 in Klagenfurt vergeben wurde, wir waren beide eingeladen und sie hat einen der kleineren dabei gewonnen.

2012-04-10

Osterspaziergang in Neulerchenfeld

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:52
Pfarre Maria Namen (Aula)

Pfarre Maria Namen (Aula)

Am Brunnenmarkt vor dem Bücherschrank

Am Brunnenmarkt vor dem Bücherschrank

An den Osterspaziergängen des Wiener Lesetheaters kann man auch ein wenig meine Rückzugstendenz ausnehmen, denn das erste Mal, als ich da mitgegangen bin, war der in der Landstraße, da hat mich Werner Grüner zum Lesen meiner Ostereierszene aus der „Viertagebuchfrau“ eingeladen. Dann waren wir einmal, 2008 wahrscheinlich, im Achten. Da sagte mir der Veranstalter im 5. Bezirk waren wir noch nicht, den habe ich dann 2009 ein wenig mitorganisiert und sehr viel und oft dabei gelesen.

2010 veranstaltete ihn dann Susanne Schneider in einem Teil des Vierten. Da habe ich auch mitgeholfen und auch ein paar Mal gelesen und beispielsweise einen eigenen Text über Helmut Eisendle geschrieben, der dann auch im Freibord erschienen ist. 2011 war der Spaziergang, glaube ich, auch im vierten. Da habe ich aber nicht mitgemacht und wir sind auch nicht dort gewesen, weil wir noch in Harland waren, bzw. dann ins Kino gingen und uns Ginsberg „Geheul“ anschauten, das übrigens vorigen Donnerstag vom Lesetheater in der Galerie Heinrich aufgeführt wurde.

Yppenplatz, CI

Yppenplatz, CI

Lesung, CI

Lesung, CI

Heuer wollte ich zuerst auch nicht mitgehen, dann sah ich aber, er spielt sich im Neulerchenfeld, das heißt, in einen Teil Ottakrings ab und da kenne ich mich ja recht gut aus, weil ich aus Hernals komme und eine meine Großmütter auch in Ottakring wohnte. Es hat also gepasst, deshalb wieder früher aus Harland zurückzufahren und vorher ein bißchen putzen und dann schnell eine Art Osterbrunch organisieren, denn um eins hats schon in der Galerie Heinrich angefangen und dazu gibt es auch eine Rückzugsgeschichte. Denn als ich die Eignen II oder die Mittleren I noch im Literaturhaus organisierte, kam die Frau Waclawicek zur Judith Gruber-Rizy und bot ihr an, eine Frauenlesung bei ihren Literaturtagen in der Galerie Heinrich zu organiseren und da habe ich seit 2006 0deer 2007 jedes Jahr gelesen. 2008, 2009 und 2010 gibts auch einen Literaturgeflüsterbericht und 2011 gabs dann keine Veranstaltung mehr, weil kein Honorar, aber das hat es vorher eigentlich auch schon nicht gegeben.

Lesung, Werk

Lesung, Werk

Christian Katt

Christian Katt

Ich bin also so um halb eins an den mehr oder weniger gut gefüllten Bücherschränken am Margaretenplatz und den in der Zieglergasse vorbei, aufgebrochen und habe mir gedacht, daß ich mir da vielleicht ein paar Osterbücher finden kann und so wars dann auch und als kleinen Vorgriff, bei dem am Brunnenmarkt gab es Ray Bradbury „Zen in der Kunst des Schreibens“. Ein Buch von dem ich schon viel hörte und das als einer der großen Schreibratgeber angepriesen wird. Vielleicht hilft es mir aus meiner momentanen Krise heraus. Aber zuerst habe ich einige schöne Bücher in der Zieglergasse gefunden, wo auch eine Frau war, die mich böse anschaute, als ich die Türe öffnen wollte.
Dann bin ich ein bißchen zu spät in der Galerie eingetroffen, wo Rolf Schwendter gerade eröffnet hatte und erzählte, daß er in der Hasnerstraße 6 geboren wurde und die Galerie Heinrich früher ein Kohlengeschäft war und er von dort immer Kohlen holen mußte. Monika Schmatzberger las dann einen Text eines Wiener Vorstadtschreibers, von dem ich noch nie etwas gehört habe, das das Marktleben des vorworigen Jahrhundert im Lerchenfeld schilderte.

Ferry Kowarik

Ferry Kowarik

Rolf Schwendter

Rolf Schwendter

Dann gings weiter in die Hasnerstraße und Ingeborg Reisner mit der ich ein Stück dorthin ging, wurde auch dort geboren und zwar im Haus Nummer vier, den Herrn Professor, wie sie Rolf Schwendter ansprach, hat sie aber nicht gekannt. Und ich hatte auch eine Tante, die in der Hasnerstraße eine Wohnung hatte und kann mich an einen dortigen Eissalon erinnern, wo es um zwei Schilling eine schöne Eiswaffel gab und der Salon war in einem Garten und dort gab es schöne Kastanienbäume, für die die Hasnerstraße ja berühmt ist. Wir gingen aber in den PSD und dort fanden, wie auch an den meisten anderen Orten schon Lesetheateraufführungen statt und eine Frau erinnerte an eine Fußballlegende nämlich Pepi Uridil, der zwar in der Grundsteingasse wohnte, aber gegen die Hasnerstraße spielte und dabei soviele Tore schoß, daß er in den berühmten Rapid aufgenommen wurde und da gab es auch ein Lied von Hermann Leopoldi „Heut spielt der Uridil und dazu habe ich auch eine Anektote. War ich ja im Jänner bei der Johannes Urzidil-Buchpräsentation und der beschreibt in seinen Memoiren, daß er wenn er nach Wien gekommen ist, immer auf dieses Lied angesprochen wurde, bzw. damit verwechselt wurde. Vom PSD ging es ein paar Häuser weiter, nämlich in die Pfarre Maria Namen, ein schöner Glasbau aus den Sechzigerjahre, der, wie der polnische Pfarrer erzählte, nach außen gar nicht als solches erkennbar ist.

Ingeborg Reisner

Ingeborg Reisner

Ottwald John

Ottwald John

Es gibt aber ein schönes großes Holzkreuz und Ingeborg Reisner erzählte von ihren Erfahrungen, als Kind in dieser Kirche, daß sie sich vor dem Kreuz und vor dem Katecheten sehr gefürchtet hat. Sie hat auch ein Buch über ihre Kindheitserlebnisse in der Hasnerstraße geschrieben, aus diesem aber erst am Abend im Weinhaus Sittl gelesen. Dafür las Manuel Girisch mit seiner Frau österliche Texte, dann ging es weiter in die Grundsteingasse. Da saßen wir lange vor dem Bücherschrank, auf den sich alle stürzten und Richard Weihs erzählte etwas über das ehemalige Kaufhaus Dichter und seine Arisierung. Später hat es dann Osei geheißen und daran kann ich mich erinnern, weil ich mit meiner Mutter immer als Kind am Brunenmarkt einkaufen gegangen bin. Christian Katt hat noch ein paar Gerstl-, die ja heute ihren dritten Todestag hat und Bisinger Gedichte, der ja ein Stück weiter in Ottakring wohne, gelesen und wir spazierten den Brunnenmarkt der inzwischen ziemlich türkisch ist, auf den Yppenplatz und da gibt es ja die Brunnenpassage mit einem Kulturlokal der Caritas,wo mich 2009, Otto Lambauer zu einer Lesung einlud und dann wegen Honorarschwierigkeiten wieder absagte. Es gibt am Yppenplatz aber auch den Club International und da war ich schon bei der Wegerth-Lesung und, was ich nicht wußte, ein Haus in dem Werner Schwab ein Jahr lebte und über dem es jetzt eine Inschrift gibt „Die Menschen werden ins Leben gevögelt und können trotzdem nicht fliegen“ und in dem Club gab es eine Lesung aus einem Buch eines Bernd Höfers, in dessen Haus Werner Schwab, das Jahr gelebt hat, bis er brühmt wurde und in die Josefstadt zog.

Susanna C. Schwarz-Aschner

Susanna C. Schwarz-Aschner

Danach gings gleich nebenan ins Cafe Müller, wo das Lesetheater noch nicht gelesen hat“, weiter und da las eine Frau einen Wirtschaftstext aus dem „brunnenviertler“, der Geschäftszeitung aus dem Viertel im Neulerchenfeld. Weiter gings ins Werk, das ist eine ehemalige Fabrik auf der Neulerchenfelderstraße, das sich jetzt als Kulturzentrum entwickelt und wo, glaube ich, auch die letzte Lyrik im März GAV Veranstaltung stattfand. Dort ging es wieder um die Lerchenfelderdichter des vorvorigen Jahrhunderts, hat ja Ernst Waldinger, der in die USA emigrieren mußte, im visavis Haus gelebt und vorn dort weiter ins Weinhaus Sittl bzw. ins Pelikanstüberl, wo sehr viele Lesetheaterauffühungen stattfinden. Die Jahresendlesung, bei der ich einmal gelesen habe, beispielsweise und dann damit aufhörte, weil die nicht so gerne eigene Texte haben wollen.
Aber Susanne Schneider hat mich einmal zum Katzenfasching eingeladen und bei den Sommeraufführungen im Hof war ich auch einmal und einmal habe ich ein bißchen bei der Aussendung des Programms geholfen. Da waren wieder bekannte Gesichter, nämlich Chritian Katt, der das Bisinger Gedicht gelesen hat, in dem Gerald Bisinger im Weinhaus Sittl sitzt und über das Leben nachdenkt. Dann las Ingeborg Reisner aus „Den blauen Schuhen des Friedens“ und Rolf Schwendter aus Ludwig Lahers Buch über Ferdinand Sauter. Der war offenbar auch ein berühmter Neulerchenfelder und der Ernst Petzold war das auch. Ja, richtig ein Lokalhistoriker hat uns vorher noch ein bißchen über das Neulerchenfeld erzählt und am Schluß gab es Couplets von Rolf Schwendter, da waren aber nur mehr weniger Zuhörer da. Daß Susanna Aschner einen Text von Manfred Chobot, der auch am Yppenplatz wohnte, bzw. seine Eltern dort eine Gemischtwarenhandlung hatten, habe ich jetzt fast vergessen. Ruth Aspöck, Robert Eglhofer waren da, sonst fehlten aber viele bekannte Gesichter, die sonst mitgegangen sind, wie Werner Grüner, Susanne Schneider etc und Franz Hütterer, der ja leider gestorben ist, hat, glaube ich, auch öfter mitgelesen. Ottwald John habe ich auch vergessen, der hat ein bißchen was über das Hawelka, was zwar nicht in den Bezirk passt, aber trotzdem interessant ist, vorgetragen und ich habe über das Neulerchenfeld und seine literarischen Bewohner wieder viel gelernt und nichts gelesen, zwar habe ich mir gedacht, daß ich am Schluß wenn jeder lesen darf, die Taubenfütterungsszene lesen hätte können, aber da war dann niemand mehr da und mir ist auch erst später eingefallen, daß in der „Absturzgefahr“ etwas über die offenen Bücherschränke steht und das hätte ja sehr gut gepasst, aber leider bin ich sehr schüchtern und mir fällt vieles erst zu spät ein, vielleicht sollte ich mich da an Robert Eglhofer halten, der einfach seine Texte herumschickt oder sich hinstellt und ein Bonmot erzählt.

2012-04-09

Der zweite Kuss des Judas

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:10

Jetzt kommt zum Anlaß passend, die Besprechung eines Osterbuchs, nämlich Andrea Camilleris „Der zweite Kuss des Judas“, das ich mir im Sommer aus der Abverkaufskiste des Wilhelmburgers Schreibwarengeschäftes zog und schon fast zu Weihnachten lesen wollte, bis ich daraufkam, es geht dabei um eine Osterpassion aufgeführt im Jahre 1890 am Karfreitag im kleinen sizilanischen Städtchen Vigata, dachte an die Osterprozession in Trapani, die wir vor Jahren einmal miterlebten und verschob das Lesen.
Dabei hätte ich ruhig weiterlesen können, denn um Ostern geht es in dem Buch nicht sehr. Das Lesen war allerdings nicht ganz einfach. Denn der 1925 in Sizilien geborene und in Rom lebende Andrea Camillieri wählte dafür eine sehr ungewöhnliche Form.
Das ganze Buch besteht nur aus Briefen und Zeitungsberichten und so beginnt es etwas langsam und schleppend und höchst unüblich für einen Kriminalroman.
Da passiert ja nichts, könnte man wieder meinen. Richtig, es wird aufgeklärt und zwar vom Commissario und vom Präfekten der Carabineri und die sind anfang verfeindet, verbrüdern sich dann durch den Fall und wachsen zusammen und sehr ungewöhnlich, sie schreiben Brief um Brief an ihre Vorgesetzten und bekommen auch von diesen welche.
Wie muß die Post im vorvorigen Jahrhundert funktioniert haben! Und langsam wachsen wir hinein in den Fall und empfinden diesen als höchst spannend. Am Karfreitag ist während der Passion der Judas-Darsteller, der örtliche Bankdriektor Antonio Pato verschwunden. Die Regieanweisungen sehen vor, daß er von der Bühne in den Abgrund fällt und von dort kommt er nicht mehr heraus. Was ist passiert? Er wurde ermordet wird gleich einmal vermutet. Wer hats getan? Dafür kommen zwei Personen in Frage. Einer, der einen Kredit früher zurückzahlen sollte, das aber schon getan hatte und ein Verrückter, der an religiösen Wahn leidet, dann aber doch zur Dorfprostituierten geht. Beide sind, stellt sich alsbald heraus, unschuldig und auf dem Schreibtisch des Direktors wird ein Brief gefunden, daß er schlimmer als ein Judas wäre.
Dann soll er noch mit einem Jutesack gesehen worden sein und seine Kleider sind auch verschwunden. Das Ganze spielt, erinnern wir uns, in Sizilien im vorvorigen Jahrhundert und das Stück wird im Hof des örtlichen Schloßes aufgeführt und die Schwester des Schloßbesitzers, sehr fromm natürlich, weigert sich dem Schauspiel zuzusehen. Denn dieses ist ja des Teufels, auch am Karfreitag. So geht sie in die Kapelle beten und erleidet dort einen Schock, denn zwei der Komparsen haben sich dorthin empfohlen, um dem Liebesakt zu huldigen. Gnade Gott!
Angezeigt wurde die Geschichte von der Ehefrau des Vermißten und die gibt auch einen Gottesdienst, um ihre Nerven zu beruhigen. Die werden aber erst recht aufgewühlt, weil dort einer prdigt, der Passionsspiele auch für des Teufels hält.
Der Bankdirektor war der Schwager eines mächtigen Herrn und der intrigiert auch heftig mittels Briefe, bzw. gibt Anweisungen an die beiden Ermittler, was die aufklären oder vertuschen sollen. Und die örtlichen Gazetten hetzen fleißig. Geht denn da nichts weiter?
Natürlich, denn es tauchen Aufklärer auf, die köstliche Theorien zum besten geben, selbsternannte Astronomen und andere Pseudowissenschaftler und die Ermittler finden heraus, daß der Verschwundene eine größere Anzahl von Schlafmittelflaschen konsumierte, bzw. sich verschreiben ließ und dann traf er sich auch wöchentlich mit seinem Vorgesetzten, um abzurechnen, aß dort zu Abend und der hatte eine Ehefrau, die auch verschwunden ist. Vorher litt er an der Schlafkrankheit, die sich inzwischen gebessert hat und die Ehefrau des Verschwundenen gibt an, daß ihr Mann nach diesen Abendessen immer erst in der Früh nach Haus gekommen ist, obwohl er eigentlich nur eine Stunde für den Weg gebraucht hätte. Interessant, interessant.
Die Mafia wird in den Fall aber auch noch verwickelt und Kleider der Komparsen verschwinden. Am Schluß schicken die beiden Ermittler dann ihren Abschlußbericht in dem sie sagen, wie es war bzw. gewesen sein könnte.
Antonio Pato hat sich selbst zum Verschwinden gebracht, weil er mit seiner Geliebten in Palermo untertauchen wollte, wozu er der Mafia noch einen Geldbetrag entwendete, die Vorgesetzten weisen die beiden an, den Bericht zu vertuschen und am Schluß wird noch die Leiche des Bankdirektors gefunden.
Mein erster Camilleri Roman, den ich jetzt gelesen habe, obwohl man in den offenen Bücherschränken öfter seine Montalbano Romane findet, so daß inzwischen einige auf meiner Leseliste stehen und bei Rund um die Burg, gab es früher ein von der Zeitschrift Buchkultur veranstaltetes Gewinnspiel, wo ich, weil ich die Fragen beantworten konnte, ein Camillieri Buch gewonnen habe, aber nach der ersten Geschichte zu lesen aufhörte, als ich entdeckte, das das ein Erzählband und kein Roman gewesen war. So kanns gehen, wenn man Voruteile hat. Inzwischen habe ich die ja aufgegeben und werde heuer wahrscheinlich noch mehr von dem großen Sizilianer lesen, von dem, seltsamerweise, erst vor kurzem wieder ein Buch erschienen ist und auch noch nicht alle seiner Romane übersetzt wurden.

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