Wieder ein Stück meiner Vergangenheit und etwas, worüber ich, glaube ich, noch nicht geschrieben habe. Als ich im Jahre 1974 im zweiten Semester studierte, habe ich den Rudi Blahout einen Schwechater Elektrohändler, der zuerst Theaterwissenschaft, später Medizin studierte, kennengelernt und der hat mich in den Klub der logischen Denker gebracht.
„Klub logischer Denker?“, habe ich gefragt und das für eine abstrakte Philosophenrunde gehalten, es war aber ein Treff, wo sich einmal wöchentlich am Mittwoch ein paar mehr oder weniger skurrile Persönlichkeiten zusammenfanden, um unter der Leitung von Herrn Lembacher über Gott und die Welt zu diskutieren und ich war damals noch sehr schüchtern und habe mich das öffentliche Sprechen nicht getraut. Das habe ich dann dort geübt und einen ersten Vortrag über „Psychologische Diagnostik“ gehalten und außerdem dort einige Leute kennengelernt, mit denen ich sehr lange befreundet war. Die Monika Jensen, auf deren Begräbnis ich vor drei Jahren war, beispielsweise und die Hansi Berger, eine alte Jüdin, die von Prag nach Israel emigrierte und mit ihren zweiten Mann in den Sechzigerjahren nach Wien gekommen ist. Eine studierte Juristin, die als Journalistin arbeitete und sich sehr für die Psychoanalyse interessierte und 1992, glaube ich, gestorben ist und so hat sich der Klub auch jeden Samstag im Cafe Votiv getroffen und ist gemeinsam in die Strotzka-Vorlesung gegangen.
Der Klub war sehr lange sehr wichtig für mich, nach meinem Dissertantengespräch im Juni 1977 hat mich der Herr Lembacher zum Pfingstreffen nach St. Gallen in die Steiermark eingeladen und später, als ich mit dem Studium fertig war, meine Familie gründete und nicht mehr so oft hingegangen bin, hat er mich zu Vorträgen eingeladen, wo ich so zehn bis fünfzehn wahrscheinlich hielt und eine Zeitlang habe ich im Sommer auch einen autogenen Trainingskurs gemacht und psychologische Beratung angeboten. Später habe ich bei den Weihnachtsfeiern gelesen und den Herrn Lembacher, der die Seele des Klubs war und immer wieder Leute dafür aquirierte und das Programm in kleine Heftchen druckte und dann austeilte, zu meinen Geburtstagsfesten eingeladen.
2002 ist er dann gestorben, seither bin ich nicht mehr im Klub gewesen, der vom Cafe Vogelsang, ins Votiv, dann ins Cafe Einstein, wo ich noch Vorträge hielt und später sogar in die Brigittenau übersiedelte und jetzt im Cafe Benno in der Bennogasse seine Heimstatt hat, habe aber regelmäßig einige der Mitglieder bei Veranstaltungen, wie den Wiener Vorlesungen getroffen und den Herrn Dr. Mold, einen Rechtsanwalt, einige Male in der Alten Schmiede. Da hat er mich dann angesprochen und erzählt, daß er einen Vortrag über die Klubgeschichte halten wird und von mir Informationen dazu haben will und so bin ich heute wieder in den Klub gekommen und war eigentlich erstaunt, daß alles ein bißchen anders, aber genauso streng organisiert abgelaufen ist, habe ich doch den Herrn Lembacher für die Seele des Klubs gehalten und mir gar nicht vorstellen können, daß es den Klub nach ihm noch geben wird, was aber, wie ich heute hörte, durchaus geschah.
Den Herrn Schön, der in seine Fußstapfen folgte, habe ich auch immer wieder regelmäßig irgendwo getroffen. Jetzt habe ich erfahren, daß er wieder einen Nachfolger hat, den ich nicht kannte, daß es jetzt eine kleine Eintrittsgebühr für sogenannte Gäste gibt und sich die Vortragenden durchwegs aus Univ Professoren zusammensetzen.
So hält Roland Girtler nächste Woche beispielsweise einen Vortrag über Huren und Pfarrersköchinnen und der Klub geht inzwischen in sein zweiundvierzigstes Jahr. Wurde er doch am 13. 1. 1971 gegründet.
Dr. Mold war schon dort, als ich hingekommen bin, die meisten anderen, die heute im Cafe Benno waren, habe ich, außer einer alten Dame, nicht gekannt, dafür war es interessant, die Geschichte noch einmal zu hören und durch die eigenen Erinnerungen zu ergänzen.
War da ja auch eine Frau Alice Strigl Mitglied, die, glaube ich die Tante von der Literaturkrtikerin Daniela Strigl ist. Der heutige Generalsekretär, ein Dipl. Ing. Wolfgang Klein erwähnte in seiner Einleitung die Wiener Vorlesungen, die erst fünfundzwanzig Jahre sind und das groß feiern, während der kleine Klub der logische Denker, der sich ohne Subventionen nur durch Mitgliedsbeiträge erhält, schon seit über vierzig Jahren besteht. Die Diskussion war sehr interessant und spannend zu sehen, daß das Leben auch nach Josef Lembacher weitergegangen ist und es Klubmitglieder gibt, die ihn gar nicht kannten.
2012-05-02
Klub logischer Denker
1 Kommentar »
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letzten Mittwoch hat es mich sehr gefreut, beim KLD-Vortrag im Cafe BENNO – jeden Mittwoch ab 20 Uhr – über die nunmehr über „41-jährige Klubgeschichte mit bisher über 1.800 Vorträgen“ – auch einige Mitglieder bzw. Gäste aus der „Gründerzeit“ kennen zu lernen! Natürlich habe ich auch deshalb Frau Dr.Jancak gerne zu einem Vortrag eingeladen und freue mich auf ein Wiedersehen!!
Kommentar von Dipl.Ing.Wolfgang Klein — 2012-05-08 @ 18:37 |