Seit Sonntag bin ich Strohwitwe, ist der Alfred mit dem Karli ja für drei Wochen nach Australien aufgebrochen, wie er mit ihm ja öfter weite Reisen macht und ich habe für diese Zeit große Pläne oder eigentlich will es ein weniger bedächtiger angehen. Die Paula Nebel ist zu korrigieren und damit bin ich inzwischen auch zur Szene fünfzehn und Seite siebenunddreißig vorgedrungen. Ich korrigiere es jetzt wieder Szene für Szene und denke, wenn ich auf meine letzte Krisenstimmung zurückkomme, so schlecht ist es gar nicht.
Es ist ein kürzerer Text, ein Kurzroman oder eine Novelle von zweiundfünfzig Rohseiten und nicht der große Roman geworden, den ich so gerne hätte. Das schon. Die realistische Erzählung von den letzten Tagen einer alten Frau, die ihr Leben durchlebt, auf einmal viele Besucher bekommt, eine kleine Wahlenkelin bei sich wohnen läßt und für sie und Herrn Hans, einem gemobbten Haumeister, hektisch vor sich hinkocht. Das sind vielleicht auch die Besucher bevor es ans Sterben geht. Nur viel weniger spekuär als es Kurt Palm schaffte, denn ich scheine von den literarischen Überhöhungen nicht sehr viel zu halten. schreibe lieber realistisch psychologisch vor mich hin und werde dadurch nicht anerkannt.
„Da passiert ja nichts!“, habe ich schon vor fünfunddreißig Jahren gehört. Ich denke, es passiert schon einiges und es ist auch ein positiver Versuch, die kleine Sofia von der Straße weg und in die Schule zu bringen. Das positive Schreiben einer überzeugten Verhaltenstherapeutin, die es nicht lassen kann, wenn man so will und „sagte er“ , „sagte sie“ kommt auch öfter vor und die Krise wurde wohl auch durch die ständigen Gedanken, die ich in meinem Kopf habe „So darfst du nicht schreiben, das wird schon wieder nichts!“, ausgelöst.
Die will ich ja versuchen herauszubringen und so werde ich den Text auch als Kurzroman herausgeben und beim Korrigieren geht es mir eigentlich gut. Ich achte darauf, die Sprache ein wenig zu glätten, die Fehler zu beseitigen und lasse es sonst so, wie es ist.
So schreibe ich einmal und es hilft nichts dagegen anzukämpfen, eine Andrea Winkler wird sicher nicht aus mir, aber warum darf man nicht realistisch schreiben und die letzten Tage einer alten Frau sind sicher interessant? Auch wenn schon viel darüber geschrieben wurde und meine Novelle sicher eine konventionelle Erzählweise hat. Das Fetzige, noch nie Dagewesene, das ich mir vielleicht wünschte, ist es nicht geworden, soll so sein, ich kann es nicht verändern. Wem es interessiert, der kann es trotzdem lesen, wenn es, in einem halben oder Jahr vielleicht erschienen ist. Bis dahin gibt es die Schreibberichte 1 2 3 4 5 6 7 und die zwei Goodies, die „Nebelschwaden“ und den „Langen Brief an den Herrn Kurz“, die sozusagen, die Vorstudien waren und die ich danach für das Literaturgeflüster-Texte-Buch zusammensammeln werde, aber dazu werde ich wohl länger als drei Wochen brauchen. Ich rechne ja, daß ich jetzt noch ein zwei Monate an den zweiundfünfzig Seiten korrigiere und dann will ich die drei Alfred freien Wochen ja auch zum Lesen benützen. Hat sich da ja Dank der Bücherschränke einiges bei mir angesammelt, so daß meine Leselisten gut gefüllt sind. So werde ich neben meinem Praxisbetrieb und den Veranstaltungen, die ich mir ausgesucht habe, das Lesen etwas intensiver betreiben und plane sogar Pfingsten zu einem Lesemarathon zu machen, wenn ich das zusammenbringe. Drei Tage nur mit Bücher in der Badewanne oder auch der Stadt herumfahren und es sich sonst gemütlich machen, baden, essen, lesen und darüber schreiben.
Herrn Blaha habe ich inzwischen für eine Rezension „Der Frau auf der Bank“ gewinnen können und habe ihm das Buch. Ansonsten gibt es schon einige außerliterarische Events, die „Zeltstadt der Frauen“ auf dem Ring, wo Hilde Schmölzer und die Frauen lesen Frauen Gruppe aus ihren Büchern „Revolte der Frauen“ und „Der Krieg ist männlich der Friede ist weiblich“ lesen wird, die Festwocheneröffnung, das Genußfestival im Stadtpark und Iris Geburtstagsfest, das ich mir geben will und meine Lesung aus der „Mimi“ am 16. Juni vor dem offenen Bücherschrank in der Grundsteingasse muß ich auch noch vorbereiten.
Es werden also hoffentlich geruhsame Wochen werden, ein paar Bücher habe ich ja schon gelesen, ein paar Veranstaltungen besucht und auch schon ein paar Pannen ohne die helfende Hand erlebt. So hat der Drucker einen Papierstau gehabt, die Waschmaschine wollte nicht funktionieren, eine Glühbirne ist ausgefallen etc.
Es gab aber auch eine schöne Muttertagsjause bei der Bezirksvorstehung, während das Muttertagsessen wohl ausfallen oder zum Vatertag nachgeholt werden wird.
2012-05-11
Strohwitwendasein
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