Literaturgefluester

2012-05-14

Kopf hoch

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:27

Jetzt kommt wieder ein Kunststück, ähnlich schwierig wie die Besprechungen von Büchern des lieben Rudis, denn wie bespricht man einen Karikaturenband?
Hat mich da ja der Holzbaum-Verlag wieder angeschrieben und auf das neue Buch der Edition Komische Künste aufmerksam gemacht.Gerhard Haderer empfiehlt Oliver Ottitsch, denn das besondere an der neuen Reihe des Holzbaum-Verlags, dessen erster Ban „Kopf hoch“ von Oliver Ottitsch am vorigen Dienstag herausgekommen und Donnerstags im Museumsquartier vorgestellt wurde, ist, daß hier immer ein renommierter Künstler in einem Vorwort einen jungen Künstler vorstellen und präsentieren wird. In diesem Fall präsentierte Gerhard Haderer, den 1983 in Graz geborenen und in Wien lebenden, studierenden und Witze zeichnenden Oliver Ottitsch, der schon im „Nebelspalter“, im „Eulenspiegel“ in „Fiese Bilder“ und weiteren artverwandten Druckwerken veröffentlicht hat und auf Seite dreiundsechzig des Bändchens mit roten Schopf, großer Nase, runder Brille und ohne Mund mit oliven Hemd zu sehen ist.
„Kopf hoch“ heißt der Band, deshalb sieht man einen Henker, einen Baumstumpf und einen Deliquenten auf dem Titelbild, der solche Forderung ausspricht. Dann geht es rein in die Bilder mit wenig Text. Was tut da die realistische Literatin? Noch dazu da Haderer in seinem Vorwort schreibt „Die Themen seiner Arbeiten sind breit gefächert, keineswegs ist dabei seine Neigung zum schwarzen Humor zu übersehen. Politische Themen lässt er bewußt aus, weil das Andere bereits zur Genüge tun, wie er sagt“? Klingt nicht gerade sehr ermutigend. Aber da sieht man auf Seite achtundvierzig eine Schulklasse mit rothaariger Lehrerin mit langen wallenden Haar, die ihren Schülern das Beispiel vorliest „Marco hat 3 Springermesser im Bauch. Wie viele Springermesser stecken in ihm drin, wenn er 2 rauszieht und Kevin noch 5 nachrammt?“ Und schon ist sie angesprungen, die tagespolitisch interessierte Literatin. Hat sie doch vor kurzem erst einen „Langen Brief an den Herrn Kurz“ geschrieben und interessiert sich ja sehr für die Bildungsdebatte und die aktuelle gesellschaftliche Situation.
Denn sie sind natürlich schon politisch die Zeichnungen des, wie Gerhard Haderer weiter schreibt „wirklich ambitionierten und begabten Künstlers, der es verdient hat, dass man ihn mit dem Begriff der Komischen Kunst assoziiert.“
Also hinein in das Buch, weil ich den Rundgang durch die Galerie bei Wein, Bier und kleinen Snacks wegen meiner fixen Abendstunde am Donnerstag leider versäumte. Wer interessiert ist kann das aber noch bis Ende Juni im Museumsquartier nachholen. Das Buch hat fünfundsechzig Seiten und auf Seite sieben ist die Tagespolitik ebenfalls nicht angesagt, dafür hält der Folterknecht den gefesselten Deliquenten, die sehr aktuelle Frisuren haben, die Folterkammer auf „Für die einen ist es eine eiserne Jungfrau, ich nenne es Akupunktur für Fortgeschrittene“, sagt er lapidar dazu und es überkommt einer, ob des bösen Witzes das Gruseln. Der Horror scheint Oliver Ottitsch überhaupt sehr zu liegen. So gibt es „Horrorfilme für Brötchen“ – „In drei Tagen bist du Kot“, sagt die Semmel und hält ein Handy oder einen Taschenrechner in der Hand und im Bassin für „Nichtschwimmer“ treiben die Leichen herum und strecken ihre Hände oder Füße aus dem Wasser.
Makaber, makaber! Im Meer fährt zur untergegangenen Titanic ein kleines Boot heran, das den herbeischwimmenden „Schwimmwesten“ verkaufen will, vielleicht nicht tagespolitisch aktuell, man denkt aber trotzdem an den Korruptionsskandal.
„Also raus mit der Sprache! Wo schmuggeln Sie die Welpen?“, wollen die Polizisten von der Austria Security vom nackten, total Durchuntersuchten wissen und während der der Mittagspause in der Modelschule, gibt es von der Kantine kommend einen Run auf das Klo: „He! Andere Leute müssen auch mal kotzen!“, fordert die Schöne und trommelt gegen die Tür.
Daneben gibt es natürlich auch den kleinen subtilen Witz. So ist das „Ende eines Workoholics“ „Wegen Ulaub erschossen“ und bei den „Sadismus-Wochen beim Japaner“ werden „Maki de Sade“ befohlen.
„Sollten Sie Stimmen im Kopf hören – Es könnte meine Frau sein. Seit Ihrer Gehirn-O.P hab ich mein Handy nirgends mehr gefunden!“, sagt der Doktor bei der Visite. Subtil grausam, aber natürlich nicht aktuell tagespolitisch oder doch vielleicht, wenn man die Erfolgsmeldungen über die Beinahefehlermeldestatistik der Ärztekammer gehört hat.
Das koschere Gemüse ist ein Kohlrabi mit schwarzen Hut und Schläfenlocken.
„I“m just drinking to forget. To forget what? I don´t remember“, sagt der eine Betrunkene in der Bar zum anderen. Also ein voller Erfolg und noch ein kleines Witzchen, was vielleicht die Ausstellungseröffnung bei Wein und Bier betraf, denn das gabs laut Ottitsch in der Steinzeitauch, da stehen die Fred Feuersteine mit den Sektgläsern vor den Wandmalereien und meckern „Also ich finds primitiv!“ und um wieder etwas aktueller zu werden. Hans und Gretel gehen heute zum Hexenhäuschen und sind enttäuscht „Was? Keine Energy Drinks?“ „Haben Sie W-Lan?“
Und „auf denWinterschlaf folgt bei den Bären das böse Erwachen“, nämlich „698473 ungelsene Mails“, dann folgt der Lebenslauf und die Website des jungen Zeichners http://oliverottitsch.com/ , wo man sich die Cartoons auch anschauen kann und das „Game ist over, wie auch meine Karikaturenbesprechung und da ich aus Platzgründen keine Bilder zeige und man sich auf diese Art und Weise das Buch vielleicht nicht wirklich vorstellen kann, kann ich den Besuch im Museumsquartier und das Lesen des Bändchens wirklich sehr empfehlen.

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