Literaturgefluester

2012-05-15

Laut und Luise als fünftausendste Veranstaltung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:01

Die Alte Schmiede hat wieder einmal Grund zum Feiern, nämlich die fünftausenste Veranstaltung im literarischen Quartier und tat dies mit einem Fest, einer besonderen Grundbuchveranstaltung und mehreren Radiosendung. Daß ich zu Grundbuch „Laut und Luise“ gehen wollte, hatte ich in meinem Kalender schon eingetragen und das mit der fünftausendsten Veranstaltung ignoriert, als mir Friedrich Hahn am letzten Dienstag von dem Fest am Freitag erzählte. Welches Fest, wahrscheinlich nur für geladene Gäste, für die hundert Autoren vielleicht mit denen sich die Alte Schmiede besonders verbunden fühlt und dazu gehöre ich wohl nicht, obwohl ich sicher bei zehn oder so Veranstaltungen selbst gelesen habe und die Elfriede Gerstl, die mir einmal spontan bei einer solchen Gelegenheit angeboten hat, mitzukommen, kann das ja nicht mehr tun.
Am Freitag war aber ohnehin die Festwocheneröffnung und Milena Michiko Flasar in der Hauptbücherei, die habe ich zwar schon in Leipzig gehört, die Veranstaltung war aber trotzdem interessant und am Mittwoch war Kurt Neumann mit Martin Prinz im „Von Tag zu Tag“, was ich versäumte und Montagmorgen konnte ich von der Festveranstaltung im „Leporello“ hören und erfahren, was Peter Henisch, Barbara Frischmuth, Andrea Winkler, Robert Menasse etc von der Alten Schmiede halten und am Abend selber hingehen und dabei ein wenig an die vielen Veranstaltungen denken, bei denen ich schon dort gewesen bin. Eine ist eine ganz Besondere, hat da nämlich in dem Hofquartier, das es nicht mehr gibt, Ernst Hinterberger, seinen Roman von den kleinen Leuten vorgestellt und der ist, hatte ich zu Mittag im Mittagsjournal erfahren gestorben.
Ernst Jandl ist das schon länger, nämlich im Juni 2000, ihn habe ich auch einige Male in der Alten Schmiede gehört und es war auch ein sehr feierlicher Rahmen mit sehr viel Prominenz, so kam Friederike Mayröcker in Begleitung von Christel Fallenstein, Waltraud Haas, Herbert J. Wimmer war da, Ferdinand Schmatz, Ruth Aspöck, Robert Egelhofer u.u.u.
Walter Famler eröffnete, wies auf Wichtigkeit der Alten Schmiede hin und darauf, daß der Kellersaal schon der dritte oder eigentlich vierte Veranstaltungsort ist, habe ja auch ich meine ersten Lesungen im ersten oder zweiten Stock des alten Hauses gehalten, dann gab es ja den Parterresaal und da habe ich auch gelesen und das Schmiede-Museum und seit eineinhalb Jahren den Keller, nachdem die Alte Schmiede umgebaut wurde.
Dann hielt Stadtrat Mailath Pokorny seine Festrede, nachdem die Festgäste und die Kulturbeamten der Stadt Wien begrüßt waren, Kurt Neumann folgte und erläuterte das Programm, das ja seine eigenen Seminarreihen und Autorenprojekte hat, von denen eine Martin Prinz begründet hat und die Grundbuchveranstaltung gibt es auch schon sehr lange. Bei einigen bin ich inzwischen gewesen, über zwei habe ich gebloggt und interessant, daß ich beide Bücher inzwischen auf meiner Leseliste habe, den Torberg werde ich ziemlich bald lesen und für Ernst Jandls 1966 zum ersten Mal erschienenen berühmten Gedichtband „Laut und Luise“ konnten wieder besondere Interpreten gewonnen werden. Die Grundbuchreihe wird ja immer von Klaus Kastberger moderiert und am nächsten Tag im Linzer Stifterhaus wiederholt. Einer liest aus dem Werk, ein anderer stellt es literarisch vor und diskutiert wird auch darüber. Der Leser war diesmal der Bachmannpreisträger von 2001 Michael Lentz und tat das mit sehr lauter Stimme, er wird nachher vermutlich heiser gewesen sein oder auch nicht, ist er ja ein Musiker und Performer und erzählte auch ein bißchen was zu den Laut und Sprechgedichten, die Ernst Jandl zum größten Teil 1958 geschrieben hat und die ihm einem größeren Publikum bekannt machte. Ein paar davon kennt man sicher schon, so ist das mit „Napoleon“ ja sehr bekannt, hat Ernst Jandl ja damit einmal die Royal Albert Hall gefüllt und diese Aufnahme war auch im Wien-Museum bei der Jandl Ausstellung zu hören. Danach folgte Bernhard Fetz brachte, ein paar Originaltonaufnahmen und erzählte etwas über die Entstehungsgeschichte, nämlich, daß es nicht sehr leicht war für den ehemaligen Englischlehrer einen Verlag zu finden. Suhrkamp hat es beispielsweise mit der Bemerkung, daß das keine Gedichte seien abgelehnt, als Jandl aber später die Frankfurter Poetik Vorlesung hielt ist Siegfried Unseld in der ersten Reihe gesessen. Jandl hat schließlich einen Schweizer Verlag gefunden und der konnte nicht alle Gedichte bringen, waren einige ja zu radikal und alle wären wahrscheinlich auch zu teuer gewesen. Jandl tat sich aber schwer mit dem Auswählen und inzwischen sind, wie Berhard Fetz, glaube ich, in seinem Schlußwort sagte, viele Gedichte sehr bekannt und Evergreens. Man hat sie schon im Ohr, auch wenn man vielleicht nicht wußte, daß sie aus dem Gedichtband „Laut und Luise“ stammen und Luise ist der Name von Jandls Mutter, die selber Gedichte geschrieben hat, die religiös und wahrscheinlich konventioneller waren.
Friederike Mayröcker habe ich beobachtet ist sehr ernst und konzentriert dabei gesessen, die anderen haben gelacht, geklatscht und waren vielleicht ähnlich begeistert, wie die Massen in den Sechzigerjahren in der Royal Albert Hall und Kurt Neumann hat auch noch genau begründet, warum dieses Grundbuch für die fünftausendste Veranstaltung ausgewählt wurde und der Stadtrat hat uns noch fünftausend weitere Veranstaltungen gewünscht, ob ich die noch erleben werde, ist fraglich, aber an einige sehr schöne Veranstaltungen kann ich mich erinnern. Auch wenn ich nicht mehr genau sagen kann, wann ich das erste mal in der Alten Schmiede war und über viele habe ich in den fast vier Jahren Literaturgeflüster auch gebloggt, so daß man die Geschichte auch ein bißchen nachvollziehen kann, ich werde aber nicht alle verlinken, so daß man sich die selber zusammensuchen muß. Ich erinnere aber an Angelika Reitzers Textvorstellungen, an Friederike Mayröcker in der Alten Schmiede u.u.u.
Eine Nummer des „Hammers“, wo die Nachrufe auf inzwischen verstorbenen Alte Schmiede Leser, wie Gerald Bisinger, Reinhard Priessnitz, H.C. Artmann, etc, die, wie ich mir von Ruth Aspöck sagen ließ, am Freitag von Dichtern, wie Marie Therese Kerschbaumer, Peter Rosei etc vorgetragen wurde, nachlesen kann, gibt es auch.
Und noch eine Neuigkeit habe ich durch meine eifrigen Suchanfrager gerade erfahren, Cornelia Travnicek darf heuer beim Bachmannpreis lesen, mit der ich ja auch einmal in den Textvorstellen war.

2 Kommentare »

  1. Abermaliges Kompliment für deine umfangreiche Zusammenfassung des Abends. Du bist bis nach Mitternacht dabei gesessen! Ich war schon während der Vorträge/Lesungen so geschlaucht, auch von der verbrauchten Luft, dass wir sofort danach das Weite gesucht haben. Daher entschuldige bitte unseren abrupten Abgang ohne Verabschiedung.
    Es freut mich natürlich, wenn ich in deinem Blog erwähnt werde, diesmal sogar unter einem mir ganz neuen Überbegriff.

    Kommentar von Robert Eglhofer — 2012-05-15 @ 08:41 | Antworten

  2. Geschlaucht war ich auch, so daß ich während der Veranstaltung fast eingeschlafen bin, ich bekomme aber trotzdem sehr viel mit und mache mir ja auch Notizen, nachher hab ich auch die Luft gebraucht. Das mit der fehlenden Verabschiedung ist mir auch aufgefallen. Aber die Ruth geht ja meistens schnell weg und hat auch noch nachher angerufen. Schöne Reise nach Italien und das mit der Prominenz, da bist du hineingerutscht, damit der Artikel nicht noch länger wird, macht aber nichts, du wirst mich deshalb schon nicht klagen? Prominent ist ja auch der den man kennt und wenn du auch noch auf dem Fest gewesen sein solltest…

    Kommentar von jancak — 2012-05-15 @ 09:03 | Antworten


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