„Samstag ist Banktag!“, steht in dem Bezirkszeitungsinserat, eine meiner wöchentlichen Postwurfsendungen. Ich denke „Aha!“ und glaube es nicht. Hat meine Bank, die Bank Austria, vormals Zentralsparkassa, ja nicht an diesem Tag geöffnet und seit einiger Zeit auch am Nachmittag nicht. Die BAWAG, die ja auch vor kurzem in eine Krise schlitterte, verspricht es aber und hat sich mit der P.S.K verbunden. Zumindestens befindet sich „meine Post“ seit kurzem in einer BAWAG-Filiale und die Jahngasse 37-39 ist ja auch ein Postamt.
Jetzt aber auch Bank und lädt daher zum Frühstück ein, diesen Samstag von neun bis zwölf zu Kaffee und Kipferln und da muß ich natürlich hin. Umso mehr, da das ja mein Postamt war, als ich die Praxis in der Reinprechtsdorferstraße hatte und ich vor kurzem dort war, als ich in der Schönbrunnerstraße einen Brief aufgeben und Marken kaufen wollte, die Dame am Schalter aber bedauerte „Leider, leider, die Kasse ist heute geschlossen!“
„Klingt ein bißchen absurd!“, habe ich gedacht. Von der Post ist man in der letzten Zeit aber einiges gewöhnt.
Einsparungen, Rationalisierungen, Pensionierungen und Versetzen der unkündbaren Beamten in den sogenanten Pool, wo sie sitzen und sich langweilen, während ich auf meine Post schon mal bis fünf Uhr Nachmittag wartete oder ein Herr aus der Nachbarstraße bei mir klingelte und mir meine Briefe brachte.
Aber „Wenns wirklich wichtig ist, dann mit der Post!“, steht neuerdings auf den Briefkästen. Ich habe zwei meiner Geburtstagseinladungen im vorigen November aber zweimal zurückgeschickt bekommen, obwohl sie richtig addressiert waren und sehnsuchtsvoll an früher gedacht, wo ich wußte, daß meine Urlaubskarten ankommen, auch wenn ich die genaue Hausnummer nicht mit hatte. Heute funktioniert das schon lange nicht, aber, das Postkartenschreiben kommt ohnehin ab und wird zum anachronistischen Vergnügen.
„Wenns wirklich wichtig ist, dann mit der Post!“, wird also geworben, während die Postämter zusammengelegt werden. Aber wenn sie das tun, dann wird offenbar mit Kaffee und Kipferln eröffnet und, daß Samstag Banktag ist, ist eigentlich sehr schön, obwohls mich ja nicht betrifft. Aber gut zu wissen, daß ich noch am Samstag Briefmarken kaufen kann, das habe ich schon nicht geglaubt, denke ich und betrete die neue BAWAG-Filiale, wo eine freundliche Dame im blauen Rock, weißer Bluse und gestreifter BWAG-Krawatte vor einigen Kisten mit Sackerln steht, die den Aufdruck einer bekannten Bäckerei tragen und mir ein solches entgegenstreckt.
„Kaffee gibts nebenan!“, sagt sie dazu.
Da stehen auch freundlichen Damen vor den Maschinen und machen mir meinen Cafe latte oder Cappucino mit viel Milch, wie ich ihn gern trinke, ich mische mir ein Glas Wasser mit Orangensaft und stelle mich an einen Tisch, um mein Kipferl zu verzehren, neben mir zwei Damen, die das ebenso tun.
„Wir sind nicht so schlank, wie das Fräulein!“, sagt die Ältere zu mir und meint die junge Frau mit dem Kopftuch, die offensichtlich schwanger ist, die lächelt und läßt ihr Kipferl später stehen, der übergebliebene Kaffee, den eine andere Frau bemängelt, war aber nicht von ihr.
„Die Leute haben keine Manieren!“, schimpft die Frau.
„Zuerst nehmen und dann stehen lassen!“ und eine andere bezirzt die Dame vor den Kipferlkisten, ihr doch eines oder zwei für den Herrn aus dem Ein-Euro-Shop zu geben, den der Arme kann sein Geschäft nicht verlassen. Sie tuts, die Frau wird dann vom Securitytyp im schwarzen Anzug und der Glatze angesprochen, ob sie schon genug gefrühstückt hat?
„Beehren Sie uns bald wieder, nächste Woche, auch ohne Kaffee und Kuchen, denn Sie wissen ja, wenns wirklich wichtig ist, dann mit der Post!“, denkt es in mir und daran, daß sich der kommunistische Bezirksrat sehr darum bemühte, die Postschließung in der Schönbrunnerstraße zu verhindern und, daß der Weg zur Pilgramgasse für mich viel weiter ist.
Aber gut zu wissen, daß die gute neue Post auch am Samstag geöffnet ist. Hatte ich ja schon befürchtet, auch nur mehr Vormittagsöffnungszeiten vorzufinden und die Kipferln, die es heute gab, waren wirklich gut.
„Sind Sie frisch?“, hat die schon erwähnte Frau, skeptisch gefragt?“
Sie waren es und auch mit Zucker bestreut.
2012-05-20
Post-Frühstück
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