Die erste Woche ist um, in „Kerstins Achterln“, so habe ich das „Glas zuviel“ umbenannt und meine Leser werden es wahrscheinlich ahnen. Jetzt kommt natürlich, wieder der Absturz, das Jammern, die Depression, der Schreibstillstand nach der Jubeleuphorie des letzten langen Wochenendes, denn da habe ich ja wahrlich manisch geschrieben, Figuren eingeführt, den Sandler Max Winter, den kleinen Hektor von den Hellinger Marmeladen. Kerstin hat bei einer Hochzeit, einer Vernissage und im KHM fotografriert, am Morgen hat Barbara angerufen, daß sie sich am Sonntag im Gasthaus am Kalksburger Hauptplatz mit dem Lehrer Hans Richter trifft, war auch schon klar. Vorher kam noch ein Kuchen für das Pfarrfrühstück und die Drohung Franz will sie nicht bei seiner Vernissage in sechs Wochen dabei haben. So weit, so what, bei Szene fünfundzwanzig, noch in Harland bin ich wieder abgestürzt, hab die nur halb geschrieben, mich wiederholt und war mit meiner Weisheit (vorläufig) wieder fertig.
Bei fünfundzwanzig Szenen und fünfundsechzig Seiten. Nicht so wenig für zehn Tage Schreibarbeit. Aber wieder das alte Muster, das ich ja überwinden will. Figuren werden angerissen und könnten, sollten, ausgearbeitet werden. Das ist die Romanarbeit, die ich vielleicht nicht, (noch nicht) kann, weil ich zu schnell, zu ungeduldig bin, aber wenn ich einen Entzug beschreiben will, dann ist die Geschichte nach der ersten Woche nicht fertig und die war ja sehr erfolgreich. Beim täglichen Achterl, plus einem zusätzlichen halben Glas Sekt und einem Stifterl ists geblieben. Franz fehlt aber noch sehr und die Deadline ist seine Vernissage in fünf Wochen. Bis dahin kann soll und muß noch viel passieren, aber was? Das „Das kann ich nicht, ich weiß nicht weiter und mir fällt nichts ein!“, war vor ein paar Stunden, als ich mit meinen Stunden fertig war und noch nicht in die Badewanne lesen gehen wollte, da. Ich habe mit dem Korrigieren angefangen, denn das steht jetzt wieder an, das Ganze durchgehen und die nächsten Schritte festlegen, daß ich mich an die noch fehlenden fünf Wochen festhalten will, weiß ich schon und bis dahin kann ich meine Nebenfiguren sich entwickeln lassen, ihre Geschichten schreiben und dazwischen larviert sich die Kerstin durch, läuft, fotografiert, trinkt ihr Achterl oder auch mehr, sucht Franz und läßt sich von Barbara aufwecken….
Fünf mal sechzig ist dreihundert. Das wäre ja schon ein toller Rohtext, solange muß es aber gar nicht werden und wo es noch ein bißchen hackt ist, wie bring ich das in die Struktur hinein, ohne, daß es langweilig wird?
Das ist wahrscheinlich die Kunst des Schreibens und ich muß mir immer wieder vorsagen: „Zeitlassen!“
Das wär ja etwas Neues, einmal einen Roman sich entwickeln lassen, Um- und Neuschreiben und mal sehen, wie es geht?
Spannend, spannend, also demnächst weiter korrigieren, vielleicht kommen dann die Ideen für die nächste Woche. Wochenüberschriften wären ja auch ganz gut und dazwischen habe ich, wenn es mir der Alfred gibt, noch meine anderen Sachen, die „Wiedergeborene“, die „Paula Nebel“ und das „Literaturgefluester-Texte-Buch“ fertig zu machen und irgendwann einmal, nämlich in zwei Monaten, kommt der Urlaub, da wollen wir ja im August in die baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen fahren. Bis Polen sind wir ja schon das letzte Jahr gekommen und ich habe keine Ahnung von der estischen und der lettischen Literatur. Daß die in Estland reich sein soll, habe ich, glaube ich, voriges Jahr einen estischen Übersetzer in der Gesellschaft der Literatur sagen hören. Über Lettland weiß ich gar nichts, über Litauen schon ein bißchen mehr. Denn das war ja 2002 Gastland in Frankfurt und da waren wir dort und da habe ich außer Teeproben, die es in dem Sonderpavillon gab, auch ein paar Bücher über das Dritte Reich, Vilnus und „the best writing from and about Lithuania“, sowie einen Haufen Heftchen mit Schriftstellerportraits mitgenommen, in meinem Bücherregal eingelagert, jetzt wieder herausgesucht und in die schöne Tasche gepackt, die mir der Alfred aus Australien mitgebracht hat, das kommt in den Urlaub mit und wenn wir in Estland oder Lettland sein werden, kann ich ja die beiden Hauptverbandbücher zum Tag des Buches über das „Erlesene Reisen“ und das „Erlesene Europa“ lesen, das passt auch ganz dazu. Eines der kleinen Heftchen ist Renata Serelyte gewidmet und deren Lebenslauf habe ich vor mehr als einem Jahr, als ich „Blaubarts Kinder“ gelesen habe, so verzweifelt gesucht und dann stehts schon im Bücherregal…
Cornelius Hell habe ich auch wieder angemailt, ob er mir Lesetips geben kann? Er hat sich noch nicht gemeldet, ist diese Woche aber in den „Gedanken für den Tag“ über Elfriede Gerstl, die ja dieser Tage achtzig geworden wäre und gerade in den „Tonspuren“ war zu hören und meine nächste Lesung eilt auch heran, da weiß ich jetzt, daß die Junilesereihe beim offenen Bücherschrank in der Grundsteingasse „Grundstein in Ottakring“, zu verdanken ist, wo unter dem Motto „moods und methods“, die ganze Grundsteingasse zur Fußgängerzone wird und Ateliers, Ausstellungen und Lokale zum Besuch einladen werden. Ich eröffne den Lesungsreigen, bzw. lese ich zwischen Helge Streit und Peter A Krobath, SchriftstellerInnen die dem Bücherschrank als regelmäßige NutzerInnen verbunden sind, wie es so schön angekündigt wurde. Dann gibt es zwei Mittwoche, den 20. und den 27, wo man sich zu fünf Minuten Lesungen anmelden konnten und ein paar der Angemeldeten sind mir auch wohl bekannt. So werden Emily Walton, Dagmar Fischer, Wolfgang Millendorfer, etc lesen und Manfred Rebhandel, der am Abschlußabend lesen wird, ist mit seinem „Schwert des Ostens“, das glaube ich, am Brunnenmarkt spielt, auf die Sportlist für den Leo Perutz-Preis gekommen. Edith Kneifl mit „Der Tod fährt Riesenrad“ übrigens auch.
2012-06-12
Wochen zählen und Urlaubsvorbereitungen
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