Literaturgefluester

2012-06-25

Bildbeschreibungen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:04

Wieder einmal Textvorstelungen mit Angelika Reitzer in der Alten Schmiede, die ja der Nachfolgeveranstaltung des Literaturecks, wo auch die lesen dürfen, die sonst nicht so leicht einen Termin bekommen, eine besondere poetische Note gibt und da ich mich für die junge Literatur interessiere, war ich auch bei einigen Veranstaltungen, in diesem Jahr ist es sich aber noch nicht ausgegangen, so daß die letzte, die ich besuchte, glaube ich die mit Josef Kleindienst, Philip Hautmann und Andreas Unterweger war, bzw. „Alltag, Stimmen, Spähren“ mit Nadine Kegele et al. Diesmal wurden Alexander Micheuz, Renate Silberer und Barbara Zeman vorgestellt, die ich alle nicht zu kennen glaubte, bei Barbara Zemans Lebenslauf, daß sie als Frühstücksköchin in einem Kaffeehaus arbeitet, fiel mir aber ein, daß es die ist, die heuer den Wartholz Literaturpreis gewonnen hat und da sind wir schon bei den Assoziationen, die gut zum Thema passen, das „Hinschauen – nicht hinschauen – (Ohnmacht – Gewalt Sprache)“ heißen sollte, dann ist Angelika Reitzer aber, wie sie in der Einleitung erwähnte, daraufgekommen, daß Tableaux vivants – lebende Bilder besser passen, denn bei alle drei Autoren spielt das Beschreiben oder auch das Nacherzählen eine große Rolle.
Begonnen hat der 1983 in Eisenkappel geborene und in Graz lebende Germanist Alexander Michauz, der in Literaturzeitschriften veröffentlicht und ein Dramatikerstipendium gewonnen hat und er las zwei Prosastücke, ging es an diesem Abend ja darum.
„Abschluß oder Abschuß einer einer Gewitterwolke“ hieß der erste, bei dem zweiten handelte es sich um Minituaren oder Texte zum Nacherzählen, wie sie der Autor, wie sich in der Diskussion herausstellte, ironischerweise nannte. Kurze stenogrammartige Texte, wo einer erzählt, daß er in einem Auto, einem Geländewagen sitzt, als das Gewitter kommt, in dem sich auch eine Schlange verbergen soll und dann geht es um den Tod des Großvaters und die Bildbeschreibung war schon da und wurde bei der zweiten Autorin, Renate Silberer, aus Linz, 1975 in Linz geboren, Heilpädagogin und Feldenkraislehrerin, die auch schon in Literaturzeitschriften veröffentlicht hat, fortgesetzt.
„Flugzeug“ und „Plastik“ hießen ihre Texte und bei „Flugzeug“ ging es ebenfalls um den Tod. Drei junge Leute sitzen in einem Garten und trinken Eistee, das Ich sehnt sich nach einem Du, dann stürzt ein Fluzeug in den Nachbargarten ab, die Erzählerin hält einen Zigarillo von einem Toten in der Hand, versteckt sich am Klo und dann kommen noch drei junge Soldaten vor, die auf den Hauptplatz marschieren, das Süße lieben und auch irgendwie sterben.
Sehr vielschichtig mit wechselnden Zeitebenen. Bei dem Text „Plastik“ schien es sich auch um Miniaturen zu handeln, der auf Grund von zwei Fotografien entstanden ist. So ging es weiter mit der 1981 geborenen, in Wien lebenden Barbara Zemann, die ihre Texte „Aktzeichnungen“ nennt. Da spielt das Beschreiben die größte Rolle. Denn am Beginn des Textes werden die Bilder benannt, mit genauer Angabe der Größe, die es gar nicht gibt, obwohl die Autorin Tochter einer Malerin ist und viele Kunstbücher zu Hause hatte, an denen sie sich orientierte. Dann ging es los mit dem Beschreiben der Bildinhalte. Mit Aktzeichnungen hatte das dann gar nichts mehr zu tun, wenn auch einmal ein Strumpfband und ein Kondom vorkam. Es erschienen aber auch Dienstmädchen mit knisternden Schürzen.
„Sprachlich auf hohen Ton pathetisch mitunter, dann wieder gleichmütig“ steht in der Programmbeschreibung. Die Autorin las auch mit hoher dünner Stimme, ein klein wenig an die Bachmann erinnerte und erzählte in der anschließenden Diskussion, daß sie einen Roman aus ihren Aktbeschreibungen machen will, weil das Beschreiben das ist, was sie kann und in dem Roman werden auch Aqarelle vorkommen, was Kurt Neumann zu der Frage veranlaßte, warum sie aus ihren Standbildern unbedingt einen Roman machen will? Hat ihr das der Verlag eingeredet?
„Weil es mir gefällt?“, antwortete die Autorin und „Ich glaube es macht schon Sinn, reden wir in zwei Jahren weiter, wenn es fertig ist.“
Spannende neue Texte von neuen jungen Autoren, von denen ich vielleicht noch hören, schreiben oder lesen werde. Alexander Micheuz hat, wie ich, als ich nach dem genauen Namen seines Textes googlete, herausfand, in Graz mit Valerie Fritsch und anderen der Szene schon öfter gelesen. Spannend ob und wann sie in die GAV kommen und ob sie dort gleich aufgenommen werden. Da habe ich ja schon einige Überraschungen erlebt und das Beschreiben von Bildern und sozialpsychiatrischen Zusammenhängen, wie es Renate Silberer in ihren Texten tut, die für auch für eine einfache Sprach playdierte, ist ja auch etwas, was mir liegt.
Tableaux vivants also, obwohl alle drei Autoren, als Angelika Reitzer sie fragte, ob sie beim Schreiben ihrer Texte, daran dachten, den Kopf schüttelten.

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