Da habe ich jetzt dreißig Jahre lang gehört, daß man um jeden Preis einen Verlag haben muß und seine Bücher auf gar keinen Fall selber machen und gar nicht die Nähe des Anscheins kommen darf, daß man vielleicht doch etwas selbst dazu bezahlt, denn dann ist es aus mit einem, kein Mensch nimmt mehr etwas, kein Verlag druckt ein Buch, man bekommt keine Lesungen und darf, was ich auch schon hörte, nicht Mitglied bei den IG-Autoren sein, was mit Sicherheit nicht stimmt. Der PEN nimmt einem nicht als Mitglied etc und auf einmal ist alles anders, gilt das Gesagte nicht mehr. Seit Amazon das Kindle direkt puplishing, KDP, genannt anbietet, wachsen die Autoren, die das machen, wie die Schwammerln aus dem Boden, haben keine Scheu ihre Erfolgsgeschichten zu posten und man hört und staunt, sie haben früher auch ihre Schwierigkeiten mit den Verlagen gehabt. Jetzt machen sie es selbst und sind scheinbar sehr damit zufrieden und die Geschichten derer, die es schaffen auf Platz eins in in das Amazon Ranking zu kommen, nimmt zu. So lese ich seit einiger Zeit Petra van Cronenburgs Blog mit Vergnügen, die immer wieder solche Artikel schreibt und auch immer wieder ihre Bücher tageweise gratis, was man offenbar kann, für den Kindle zur Verfügung stellt. Und der Biografienschreiber Matthias Brömmelhaus hat das unter dem Namen Bela Bolten jetzt auch gemacht, einen Krimi mit dem Titel „Codewort Rothenburg“, der in den letzten Kriegsjahren spielt, herausgegeben und einen eigenen Blog erstellt, wo man Geschichten darüber lesen und Leseproben dazu finden kann. Er erzählt auch, die Verlage hätten ihn nicht genommen, weil der Markt ausgereizt ist oder sie schon ihre Autoren hatten und ich habe gestern vom Thalia zwei Krimi-Zeitungen nach Hause gebracht, wo man zu Hauf solche historischen Krimis finden kann.
Das dritte Erfolgsbeispiel der letzten Tage findet sich auf dem Literaturcafe, da hat Wolfgang Tischler Martina Gercke interviewt, die mit „Holonderküsschen“ auf Platz eins gekommen ist, dann hat sich gleich ein Verlag gefunden, der das Werk in schönen Rosa druckte und die Autorin erzählt freimütig, daß es leichtes Chick Lit ist, das sie geschrieben hat. Die Verlage wollten es nicht, weil ein unbekannter Name, dann hat sie Wolfgang Tischlers Erfolgsbuch zum Direkt Pupslishing gelesen, einen Blog gemacht, die anderen Blog angeschrieben und ihr Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, dann kam noch ein Gewinnspiel und dazwischen auch noch das Korrekt- und das Lektorat und voila dreißigtausend verkaufte Exemplare, weil die E-Books bietet man ja billig an.
Das ist alles natürlich sehr erfreulich, weil es zeigt, daß das, was ich noch vor ein paar Jahren bei Andreas Eschbach lesen konnte, aber auch von anderen hörte, nicht stimmt, andererseits macht mich der Erfolgsdruck dieser Erfolgsgeschichten wieder bedenklich und es stellt sich für mich die Frage, was habe ich davon und wieso klappt das bei mir nicht, beziehungsweise, was muß ich machen, daß es bei mir ebenfalls klappt und da bin ich ein wenig ratlos, denn ich habe ja meinen Blog, wo ich dachte, daß ich damit die literarische Öffentlichkeit erreiche, über vier Jahre. Zuerst hat es sich ganz gut angefühlt. Otto Lambauer hat mich ermuntert, Anni Bürkl hat kommentiert und verlinkt, ich habe Andrea Stift, Cornelia Travnicek, Sarah Wipauer etc darüber kennengelernt und natürlich auch meine kritischen Stimmen Frau Haidegger und JuSophie, die mir sagten, daß ich schlecht schreibe und einige Leser, die mich darauf aufmerksam machten, wenn ich mich mal, wo verschrieben habe, Susanne statt Sabine Scholl z.B. oder Autobiografie, wenns die Biografie gewesen wäre. Da ich ja fast alleine das Literaturgeflüster mache, der Alfred sollte darüber sehen, kann das jetzt aber nicht, weil er mit der Betreuung seines Vaters ausgelastet ist, kann es einmal vorkommen, daß man sich verschreibt und ich habe mich ganz ehrlich gewundert, daß meine Leser bei Kleinigkeiten so pitzelig sind, macht aber nichts, soll so sein. Ich habe kein Lektorat, der Alfred schaut meine Manuskripte auf S, Beistrich- und Fallfehler durch, beim Blog schafft er es, glaube ich, nicht mehr und ansonsten, bin ich ebenfalls darauf gekommen, mache ich mir das Lektorat eigentlich selber und das gar nicht so ungenau. Da habe ich jetzt auf einen Blog Anleitungen dazu gefunden und mir gedacht, da bin ich darüber, das passt bei mir ohnehin. Trotzdem klappt es bei der Resonanz nicht so richtig und wenn ich, was ich früher versucht habe, ein Gewinnspiel angeboten habe, hat sich nur ein einziges Mal eine Frau gemeldet, die das Buch haben wollte und die Anzahl der Leute die auf meine Ankündigungen zu Lesungen kommen, ist auch nicht gestiegen, ganz im Gegenteil. Ich kann monantelang vor mich hinjammern, ohne daß sich einer meldet und sagt „Passt schon, ist gut, wie du es machst!“ und das ist es, glaube ich, was ich hören will, denn meine Bücher bei Amazon einzustellen habe ich eigentlich nicht vor. Erstensmal will ich gar nicht so viel daran verdienen, zweitens denke ich, daß ich es nicht schaffe, in die obersten Ränge hinauf zu kommen und dann denke ich auch, es ist gar nicht der Sinn der Sache jetzt dreißigtausend Stück zu verkaufen, für mich jedenfalls nicht. Für mich wäre es ein Erfolg, wenn mir mehr Leute sagen, das ist gut, was du machst und sich für meine Bücher interessieren und da würden mir schon die fünfzig Stück, die ich mir regelmäßig drucken lasse, reichen. Hin und wieder eine Lesung, ein paar Rezensionen, das wäre es schon, ich muß nicht auf Platz eins oben sein, der letzte Platz oder ein fortwährendes „Das ist nicht gut genug!“, ist es allerdings auch nicht und schade, daß es bei dieser Diskussion offenbar kein Dazwischen gibt.
So habe ich jetzt monatelang über meine Erfolglosigkeit gejammert und die erste Reaktion nach Wochen war ein Hinweis auf einen sogenannten Selbstzahlerverlag, mit dem man wahrscheinlich vom Regen in die Traufe kommt oder dort bleibt, wo man schon ist, nur nachher ein paar tausend Euro weniger hat. Denn meine Bücher kann ich mir ja selber machen, wenn mich ein paar Leute mehr lesen und sich durch mich vielleicht ermutigen lassen, wär das schon fein. Geht aber nicht und das finde ich ein bißchen schade, obwohl ich auf der anderen Seite ohnehin ein autonomer Typ bin, dem es schon reicht seine Sachen selber zu machen. Daß Wikipedia meine Digitaldruck.at Bücher mit dem Hinweis nur Verlagsadressen zuzulassen, hinausgeschmissen, zu dem Zeitpunkt, als das Selfpublishing aufgekommen ist, hat mich geärgert, ist aber nicht wirklich wichtig, denn auf meiner Homepage stehen alle meine Bücher und ich schreibe ja auch immer mehr darüber. Ich habs ja mal geschrieben, vor ca dreißig Jahren hat mir ein Freund geraten, ich soll mich nicht um den Erfolg kümmern, sondern für mich schreiben und Freude haben. Das ist nur nicht so leicht, wenn man das Gefühl hat, über zu bleiben und eigentlich nicht wirklich weiß, wieso und die Frage, warum schaffen es die anderen, die auch nicht besser sind und ich nicht, ist in einer solchen Erfolgswelt ja auch nicht ganz unberechtigt.
Selbstbewußter werden, nehme ich mir nach den Jammereien immer wieder vor und ein ganz kleines bißchen, gelingt mir das auch. Das so gar kein Feedback kommt ist zwar irritierend, ich kann aber trotzdem schreiben, tue es auch und finde die Möglichkeiten, die man durch Blogs und Internet jetzt hat, auch sehr faszinierend. Obwohl ich da sicher auch ein wenig eigen bin. Denn ich verwende ja kein facebook, twittere nicht, schreibe auf meinen Blog meine endlosen Jammerartikeln und bewege mich höchstwahrscheinlich auch ein bißchen zwischen den Genres, was bedeuten mag, daß ich für die experimentelle Szene z.B. zu einfach über Jandl, Arno Schmidt etc schreibe und für die anderen habe ich Themen, die vielleicht nicht interessieren. Denn ich schreibe das, was mich interessiert. Über die Bücher die ich lese, die Veranstaltungen, die ich besuche, was ich schreibe und wie es mir damit geht, das alles sehr offen und sehr ehrlich und staune jetzt darüber, daß man auch im world wide Netz verloren gehen kann.
Trotzdem ist es fein, daß es das gibt und ich werde ich so weitermachen. Meine Hektik, die noch anhält, kommt wahrscheinlich auch davon, daß ich den anderen beweisen will, daß ich es kann! Was ich lassen soll, stimmt, denn der Hase hat sich letztlich zu Tod gelaufen, während der Igel triumphierte. Trotzdem bin ich immer noch sehr schnell unterwegs und habe im Moment schon wieder vier Artikel im Voraus, was bis zum Urlaub auch so bleiben wird, denn da gibt es ja noch vier E-Books, für mich eine Premiere, zu lesen und die dürfen erst erscheinen, wenn ich schon auf Urlaub bin. Die letzten Tage bin ich also über lauter Artikel schreiben zu nichts anderes gekommen. Ich beklage mich auch nicht, das habe ich mir selbst so ausgesucht und es hat mir großen Spaß gemacht und jetzt habe ich auch, hurra, die „Wiedergeborene“ zu korrigieren, die mir der Alfred brachte und da gibt es auch schon die Umschlagseite mit Bild und Text, so daß es sich ausgehen sollte, die Vorschau auf das neue Buch, vor dem Urlaub in den Blog zu stellen. So daß sich meine Leser, wenn sie wollen, darauf freuen können. Ich habe auch gar nicht so viel dagegen, daß die Leute nicht so viel lesen und es bedroht mich nicht, wenn sie schreiben, im Gegenteil. Ich interessiere mich dafür, lese ihre Bücher, gehe zu ihren Veranstaltungen etc. Ein ganz kleines Bißchen, ganz ehrlich, hätte ich es auch umgekehrt und finde es sehr schade, daß der Literaturbetrieb und ich offenbar nicht zusammenpassen und es kein Plätzchen für mich darin zu finden gibt.