„Marx, my love“, ein neuer Fall für Anna Marx, von der 1952 in Graz geborenen in Bonn und in Afrika gelebt habenden Christine Grän.
Alfred hat mir einmal ein paar ihrer Krimis um die rothaarige Detektivin bzw. Reporterin zu Weihnachten geschenkt, einer handelte von so einer Patenkindorganisation. Bei „Rund um die Burg“, habe ich sie, glaube ich, einmal gehört und „Marx, my love“ war bei den fünf 3.99 Büchern, die auf meiner Sommer-Leseliste stehen.
Ein bißchen schwer bin ich in das Buch hineingekommen, in die Handlung, die ein paar Tage vor Annas fünfzigsten Geburtstag spielt. Sie ist fett geworden, hat durch den Börsencrash ihr Geld verloren und ist mit der Hauptstadt von Bonn nach Berlin gewandert, jetzt residiert sie da mit ihrem Detektivbüro in einem Abfallhaus, bzw. steht sie vor Stundenhotels und soll Paare in flagranti ertappen, als sie aber das Corpus Delicti fotografieren will, schreit ein Penner „Spionin“, Anna wird zusammengeschlagen und ihrer Kamera beraubt.
Dann bekommt sie aber doch einen Auftrag, nämlich von Rosi Stark, so fett und rothaarig, wie sie, die ist Filmproduzentin und fühlt sich von einem ihrer Drehbuchschreiber gestalkt. So zieht Anna zu dessen Abbruchvilla, steigt durch ein offenes Fenster ein und lernt den polnischen Kellner Rafael kennen und lieben, der ein wenig jünger ist. Der scheint in einem Lokal namens „Eat- The Reach“, zu kellnern, und scheint wie das meiste akademische Prekariat, das derzeit in Berlin lebt, etwas anders zu sein, eigentlich Schauspieler, Geologe, Drehbuchschreiber, etc.
Im „Eat-The Rich“ taucht aber auch Rosi Stark auf, Anna hat ihren Auftrag inzwischen zurückgegeben, weil sie Harry Loos nichts anhängen kann und will und wird dort am Klo, sie geht dorthin immer wieder kotzen mit einer Klobürste erschlagen.
Zwei junge polnische Frauen namens Marilyn und Joy waren noch in der Runde. Marilyn stürzt etwas später aus dem Fenster, Cassetten werden gesucht und nicht gefunden, denn Rosi Stark hatte die Manier alle zu filmen und dann mit den gemachten Aufnahmen zu erpressen, zum Spielen der Hauptrolle, zur Filmförderung etc und Harry hat sie für sein Drehbuch nichts bezahlt, wofür er sie bedrohte.
Harry verschwindet, dafür taucht ein Bulle namens Johannes Täufer auf und Harry wird etwas später in einer Tiefkühltruhe wiedergefunden und dann gibt es noch die etwas durchgedrehte, als ob Schauspielerin Lily, im weißen Hochzeitskleid, das sie von ihrer verschwundenen Mutter erbte, die alle verfolgt und aus Liebe zu Harry Rosi erschlug, dann legte sie ihn noch in die Tiefkühltruhe, weil der Treulose sie verlassen will. Anna Marx greift ein und bringt Lily zu einem Psychiater und versteckt die zweite Prostiutierte, bei einem russischen Sänger, der in ihrem Haus wohnt. Dort wohnen überhaupt seltsame Typen, Frau Gülem zum Beispiel, die eigentlich Deutschlehrerin ist, aber auf ihr Baby aufpassen muß, seit Herr Gülem verschwunden ist. Sie hat auch eine beste Freundin Sibylle, Wirtin des „Mondscheintarfis“, die mit vierundvierzig schwanger wird, einen depressiven koreanischen Koch und einen schwulen Kellner hat und am Ende der Geschichte muß Anna auf den vermeintlichen Bullen schießen, bevor im Mondscheintarfif groß und schön mit selbstgemachter Geburtstagstorte gefeiert wird.
Die Handlung ist ein bißchen trivial könnte man sagen, andererseits gibt sie wieder einen scharfen Eindruck in das Berlin nach der Wende, mit seinen Abbruchhäusern deren Besitzverhältnisse immer noch nicht geklärt werden können, den Türken, die inzwischen schon ganz selbstverständlich als Nachbarn auftauchen und für mich sehr schön beschrieben, die Hoffnungslosigkeit der vielen vielen Existenzen, die studierten, schreiben, malen, singen etc wollen und dann Taxi fahren, kellnern oder für die spannenden Romangeschichten noch ganz andere Sachen machen.
2012-07-09
Marx, my love
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