Sich wieder einmal durch St. Pölten treiben lassen und ein bißchen Hauptstadtluft schnuppern und nicht nur schnell, wie meist, das Rad bei der Traisenbrücke abstellen, die Wienerstraße bis zur Kremsergasse hinunter gehen oder vorher (am Samstag) beim Markt abzweigen oder in den Thalia hinein, das ist es dann, wenn ich überhaupt so weit komme. Denn meistens fahre ich gar nicht in die Stadt hinein, sondern zum Lidl einkaufen oder eine Runde um den See, wenn ich in Richtung St. Pölten fahre. Es gibt natürlich Ausnahmen, so habe ich einmal einen Hauptstadttag gemacht und bin mit einem Heftchen durch die Stadt gegangen, habe die Hotels gesucht und auch ein bißchen das literarische Leben recherchiert. Das Heftchen, wo alles drinnen steht, war das ja noch vor den Literaturgeflüsterzeiten, muß noch irgendwo liegen, aber meistens ist St. Pölten nur am Samstag interessant für mich, wenn ich den Alfred auf den Markt begleite oder wenn ich die Thalia Abverkaufskiste plündern will.
Das erste Mal in meinem Leben, daran kann ich mich genau erinnern, bin ich 1977 nach St. Pölten gekommen. Da hatte ich vorher mein Dissertantengespräch und bin dann mit dem Herrn Lembacher vom Klub der logischen Denker zum Pfingsttreffen nach St. Gallen gefahren. Nur leider hatten wir bei St. Pölten eine Panne, mußten in eine Werkstatt und sind, glaube ich, auch ein bißchen im Sparkassenpark spazierengegangen. Das zweite Mal war es dann schon mit dem Alfred, den ich ja 1982 kennenlernte.
1986 ist die Stadt dann Hauptstadt geworden, ein Land ohne Hauptstadt ist wie ein Gulasch ohne Saft, etc, hat es damals geheißen, vom Fisch ohne Fahrrad ist bei den Slogans, glaube ich, nichts gestanden. Vorher war die Hauptstadt Wien und ganz vorher war Wien, glaube ich, in Niederösterreich. Am 10. Juli 1986 gab es in St. Pölten aber ein großes Hauptstadtfest, da bin ich mit der kleinen Anna hingegangen und die Litges hat in der Konditorei auf der Kremsergasse, die es, glaube ich, nicht mehr gibt, gelesen. Ja mit der LitGes bin ich irgendwann durch eine Sitzung der IG Autoren auch in Kontakt gekommen, da habe ich die Doris Kloimstein kennengelernt und sollte einmal mit dem Manfred Wieninger in der LitGes lesen. Ein bißchen über das literarische St. Pölten habe ich auch in „Nebenwohnsitz Harland-Stadt“ recherchiert, als der Alois Eder Texte über Harland haben wollte, da habe ich ausgehend von Manfreds Wieningers Krimis, die ja in einer Stadt namens Harland spielen, die eigentlich St. Pölten ist, eine Geschichte geschrieben, die dann im Best of 2 Eva Jancak Lesebuch enthalten ist und mein literarisches Bild Doris Kloimstein, Zdenka Becker etc, das dort enthalten ist stimmt ja immer noch. Zu Ostern gehe ich seit einigen Jahren bei den Spaziergängen der LitGes mit, war da auch bei einigen Veranstaltungen und Robert Eglhofer, der Freund Ruth Aspöcks, die ihn während der Radkarawane kennenlernte, hat 2010 ein Interview von mir bei Etcetera herausgebracht. Das war es dann schon, der Hauptstadttag den ich einmal machte und wirklich einen Tag lang in der Stadt herumgegangen bin, war ja, glaube ich, schon 2000 oder so. Denn sehr viel gibt es in St. Pölten noch immer nicht zu sehen. Ein paar Mal bin ich auch auf den Klangturm hinaufgefahren und St. Pölten ist mit seinen elf Stadtteilen von denen einer Harland ist, auch viel größer, als das Grätzl um die Kremsergasse mit dem Rathaus- und dem Domplatz, wo es den Markt am Donnertag und am Sonntag gibt. Im Sommer gibts am Rathausplatz das Filmfestival, das Cinema Paradiso gibt es auch. Und Robert Eglhofer hat uns einmal zu Silvester eine Stadtführung gemacht. Vor zwei Jahren ist sich einmal das Höfefest ausgegangen, wo es auch ein paar Lesungen gegeben hat und gelegentlich gehe ich, wie erwähnt zu Thalia, durchschnüffle die Abverkaufskisten oder schaue mich bei den Neuerscheinungen um, 2009 habe ich die Verkäuferin nach den deutschen Buchpreisproben genervt, die ich mir inzwischen immer von der Presseabteilung schicken lasse, weil das Buch zumindestens in Österreich nicht zu bekommen. Im Internet habe ich gesehen, wird die 2009 Ausgabe inzwischen um neun Euro zum Verkauf angeboten. Ja in die Buchhandlung Schubert, die inzwischen einen Nachfolger hat, gehe ich auch gelegentlich, um mir das Buch zum Welttag des Buches zu holen und Doris Kloimstein habe ich zweimal getroffen und es wenn es im August die Frequency gibt ärgere ich mich, daß ich mit dem Rad nicht nach St. Pölten fahren kann. Seit ein paar Jahren habe ich auch immer versucht St. Pölten für das Literaturgeflüster ein bißchen literarisch aufzumotzen und so dachte ich, nachdem ich vorige Woche fast ein bißchen in das Sommerloch gefallen bin, mache ich wieder mal einen Hauptstadttag. Ein paar kleinere Versionen davon habe ich zwischendurch hin und wieder auch einmal gemacht, wo ich ein bißchen mehr und länger in St. Pölten spazierengegangen bin und im vorigen Jahr hatte ich, bevor der erste Bachmann Lesetag in Klagenfurt angefangen hat, einen Gutschein vom Leiner für ein T- Short, das ich mir schnell abholte und habe dabei Alfred Komerek, glaube, ich in der Nähe des scharfen Ecks getroffen. Also ein Remake des St. Pölten Hauptstadttags mit einem Block in der Hand durch die Stadt laufen, aufschreiben, recherchieren und dann ein Literaturgeflüster-Goody daraus machen. Aber erst am Donnerstag. Da ich ja immer gern und zwanghaft einmal links und einmal rechts an der Traisen abbiege und da wäre am Mittwoch ja eigentlich die Richtung Ochsenburg fällig gewesen. Die Brille von Alfred Vater war aber zerbrochen und brauchte eine neue Fassung. Der Alfred hat sie letzten Donnerstag zum Hartlauer, am scharfen Eck, da sind früher, als es noch keine Autobahn gab die Autos gefahren, die entweder nach Linz oder Wien wollten, gebracht und wollte sie am Samstag holen. War aber noch nicht fertig. Jetzt war es soweit und ich sollte sie holen und am Morgen regnete es auch noch.
„Du kannst doch nicht jetzt in die Stadt fahren?“, sagte meine Schwiegermutter. Aber ich gehe eigentlich bei jeden Wind und Wetter spazieren oder Radfahren und lasse mich auch nicht von den schärfsten Regengüßen abhalten. So habe ich die Regenpelerine übergezogen, den Schirm genommen und bin losgezogen. Einen kleinen Block und einen Kugelschreiber habe ich auch noch in das Umhängetäschchen gestopft. St. Pölten bei Regen ist ziemlich leer. Diese Erfahrung habe ich schon am vorvorigen Freitag gemacht, als ich eigentlich das Hauptstadtfest suchen wollte und nach der Bachmannlesung in die Stadt gefahren bin. Kurz vor sechs bin ich da eingetroffen, es schaute ein bißchen nach Gewitter aus und bei Thalia haben sie gerade die Abverkaufskisten eingeräumt. Um zehn Uhr Vormittag waren die Geschäfte offen und die Baustellen in Betrieb und so bin ich, nachdem ich die Brille hatte und auch noch Brot und Pudding für die Schwiegermutter einkaufte, durch die Stadt spaziert. Ein bißchen mehr und länger als nur durch die Kremser und die Wienergasse. In der Linzergasse wo es einmal die LitGes gab und sich auch die Bühne im Hof befindet, gibt es ein Cafe Gerstl, mit der Dichterin hat es wahrscheinlich nichts zu tun, und sonst sehr viele leerstehende Geschäfte, wie es sie auch in Wilhelms- und in Herzogenburg gibt. Vor zehn Jahren habe ich ja die Hotels gesucht, jetzt habe ich einige gefunden und durch den neugestalteten Bahnhof bin ich auch spaziert, bzw. mir beim neuen Mc Donald dort, einen Cheeseburger mit Tomate zu einen Cafe Latte vergönnt und in den beiden Krimi Zeitungen gelesen, die ich mir vorher vom Thalia holte. Dort habe ich wegen der nassen Regenpelerine und dem nassen Schirm nicht so viel geschmökert, wie vor zwei Jahren, als ich nach dem Putzen mit dem Rad hingefahren bin. Ein bißchen aber schon und es gibt dort ja auch einen Stoß der 3.99 Abverkaufsbücher, den ich gern umschichte. Ein paar Fundstücke hätte ich schon gefunden, zum Beispiel Trojanows/Zeh „Angriff auf die Freiheit“, aber ein Buch um 3.99 ist mir schon zu teuer, ich bin da ein bißchen pizzelig, ich weiß. Es gab aber schon ein interessantes Fundstück, nämlich „Kafka für Eilige“ aus dem Aufbau-Verlag. Wenn ich nicht so naß gewesen wäre, hätte ich mich damit in die Sitzecke gesetzt und mir noch Cornelia Travniceks „Chucks“ und das Hans Fallada Bilderbuch mitgenommen. Denn Kafka für Eilige ist ja ein Widerspruch, eilig kann man Kafka bestimmt nicht kennenlernen. Bin ich ja mit meinem „Handke für Eilige“-Versuch vor einem Jahr eingefahren. Das Buch also nicht durchgeblättert. Wenn ich mir einmal Kafka vornehme, werde ich mir Zeit dafür lassen, so weit bin ich aber noch nicht und bei den Neuerscheinungen gab es Emily Waltons „Senfglas“ neben Flasars „Ich nannte ihn Krawatte“.
„Chucks gab es einen Tisch weiter und dazwischen immer wieder sehr viel Chick Lits. Danach auf einen Imbiß zu MC Donald, wenn man dort aufs Klo will, muß auch schon wie auf der Autobahn in Richtung Leipzig, fünfzig Cent einwerfen und durch ein Drehkreuz gehen. Man bekommt dann einen Gutschein, was macht man aber, wenn der Cheeseburger schon gegessen ist? Ich bin durch den Bahnhof und in Evis Naturkostladen gegangen und habe dann noch einmal eine Runde um die Stadt gemacht, bevor es zum Rad zurückging. Dann hatte es, wie das meistens so ist, zu regnen aufgehört und ich bin im Trockenen nach Hause gefahren. Ich bin aber ein ungeduldiger Mensch, der nicht warten kann und will und es ist auch schön im warmen Sommerregen Rad zu fahren oder durch die Stadt zu gehen. Im Regen bin ich auch schon öfter an der Traisen Radgefahren, beispielsweise damals beim Höfefest, als ich Robert Eglhofer im Rathaus traf und mit dem Alfred ausmachte, ihn in Harland zu treffen und mit ihm zur Frischmuth Lesung zu fahren. Ich habs gemacht und bin mit der Regenpelerine zurückgefahren, der Alfred hat aber geglaubt, ich wäre in der Stadt geblieben und war schon fort, so daß wir dann zu spät gekommen sind.
2012-07-26
St. Pölten im Regen
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