„Stellt mir eine Frage“ von Steve Bloom, im Wallstein-Verlag erschienen, ist das Buch, daß ich bei dem Sommerfest im Writersstudio aus der freien Entnahme-Kiste gezogen habe. Von Steve Bloom nie etwas gehört, dachte ich, also habe ich nachgegooglet, bzw. mich im Klappentext schlau gemacht, 1942 in Brooklyn als Sohn polnischer Juden geboren, war Rundfunkredakteur und lebt in Heidelberg als Dozent für amerikanische Landeskunde, einige Bücher bei Jung und Jung bzw Residenz erschienen, 2000 „Immer dieselben Witze“, 2004 „Offene Ehe“ und da bin ich daraufgekommen, daß ich zumindest den Namen des Autors schon gelesen habe und auch „Immer dieselben Witze“ zu Hause habe, hat es Jochen Jung doch einmal in den Bücherturm gelegt und da kann ich mich erinnern, habe ich mich über den Titel gewundert und mich gefragt, welche Art von Buch das wohl ist?
Um Witze geht es bei „Stellt mir eine Frage auch“ und, um den Klappentext zu zitieren „1950 im Brooklyner Viertel Brownsville. Fast täglich treffen sich Meyer Woolf, Archie Feinstein, Izzy und noch ein paar andere, um beim Kaffee über Gott und Welt zu debattieren: Liebe, Ehe, Eifersucht, Alltagssorgen, Koreakrieg und Rassismus sind nur einige der Themen. Und zu jedem weiß einer einen Witz zu erzählen.“
Es ist, wie mir beim Lesen klar wurde ein sehr ungewöhnliches Buch, das fast ausschließlich aus Dialogen besteht, ein „Dialogpingpong“, habe ich in einer der Rezensionen gelesen und ich, die ich mich ja gern sehr ausführlich über den Inhalt des Gelesenen ausbreite, bin ein ein wenig ratlos. Denn „Da passiert ja nichts!“, diesen berühmten Satz könnte ich jetzt schreiben. Oder doch, es passiert sehr viel, das Alltagsleben halt, das, was den Männern in dieser Cafeteria bei Kaffee und Plunder so widerfährt, aber keine Handlung, kein Plot, wo jeder Satz sitzen muß und alles seine Spannung hat.
Was soll ich also nacherzählen, außer dem schon zitierten? Ja, richtiig zuerst stirbt Meyer Wolffs Frau, dann er selbst, die jüdischen Gebräuche werden aufgezählt, das Begräbnis, die Schul, das schiwa sitzen etc.
Dann gibt es den Taxifahrer Archie Feinstein, der sich wegen seelischer Grausamkeit von seiner Frau trennen will, das aber nicht zusammenbringt, weil man sich in New York in den Fünfzigerjahren, offenbar nur wegen Ehebruch scheiden lassen konnte, wie der Anwalt behauptet und man für böswilliges Verlassen ins Gefängnis kommen konnte.
Politische Differenzen kommen auf, Stalin wird zitiert, die Shoah und die Negerfrage, die auch so genannt wird. Die achtzehnjährige Liz Taylor, die sich offenbar scheiden lassen konnte, wird zitiert und Frank Sinatra und natürlich die Witze erzählt, von denen ich die meisten gar nicht lustig fand oder sie nicht verstand.
„Ist da ein Paar über neunzig, die gehen zum Anwalt und sagen ihm, sie möchten sich scheiden lassen. Scheiden lassen, sagt der Anwalt. Wie lange sind Sie denn verheiratet. Siebzig Jahre, sagt der Mann. Und warum dann jetzt eine Scheidung? sagt der Anwalt. Wir wollten warten bis die Kinder tot sind!“, sagt die Frau.
Am Schluß des Buches gibt es „Einige Bemerkungen des Autors“, der von seiner Kindheit und seinen Eltern erzählt und da ist mir ein Widerspruch aufgefallen, der mich etwas irritiert, wird in den biographischen Angaben, ja 1942 als Geburtsjahr angegeben. Bei den Bemerkungen schreibt der Autor „1975 da war ich dreiundzwanzig und hatte mein Studium abgeschlossen..“
Ansonsten scheint das Buch den Eltern gewidmet zu sein und Archie Feinstein, Jack Goldfarb, Irving Mendel und Max Warsaw etc scheint es gegeben und den Autor durch seine Kindheit begleitet haben. Bei einer der Rezensionen habe ich noch gelesen, daß man bei der Beschreibung des Brooklyns der Fünfzigerjahre, die Bush Ära, zu der das Buch geschrieben wurde, gut erkennt. Vielleicht wurde der 2009 erschienene Roman aber in Heidelberg geschrieben.
Ein interessantes und ungewöhnliches Stück Literatur ist das Buch, das von den Rezensenten auch sehr gelobt wird, allemal und wahrscheinlich werde ich mir jetzt auch „Immer dieselben Witze“ auf meine Leseliste setzen und auf diese Art und Weise meine ungelesen Bücher ein wenig auflesen, habe ich durch das Writersstudio, das sich ja sehr für die amerikanische Literatur interessiert, einen neuen Autor kennengelernt.
2012-07-21
Stellt mir eine Frage
2012-07-20
Voraus schreiben
Im Frühjahr bin ich mit meinen Paula Nebel Goodies und anderen Schreibberichten immer ein bißchen voraus gewesen, so daß ich schon in Leipzig oder in Salzburg war als Literaturgeflüsterartikel erschienen sind. Jetzt in meiner Sommerfrische scheint es mir ähnlich zu gehen, denn es ist erst Mittwoch halb zwei, während ich diesen Artikel schreibe. Da es aber sehr viele Bücher zu lesen und zu besprechen gibt und an den letzten zwei Montagen in Wien auch Veranstaltungsberichte hat es mich wieder fast manisch vorangetrieben, denn über das Schreiben bzw. das Korrigieren von Paulas Achterln will ich ja auch berichten und nur täglich einen Artikel veröffentlichen, eine selbstauferlegte Beschränkung, denn es ist ja egal wieviel und wie oft ich schreibe und sehr schön, daß ich, obwohl ich hier in der Einöde auf der Terrasse sitze, trotzdem soviel über den literarischen Betrieb zu erzählen weiß.
„Ist dir da nicht fad?“, hat mich die Anna vor einigen Jahren über meine Idee, die Sommer zumindestens Tageweise in Harland zu verbringen, gefragt.
Nein, ist es nicht, denn da kann ich Radfahren, an der Traisen entlang in Richtung Herzogen- oder Wilhelmsburg, auf der Terrrasse schreiben, in der Badewanne lesen etc.
Ist es vielleicht schon, denn manchmal raucht der Kopf und es kommen depressive Gefühle, seit einiger Zeit gibt es aber das Internet, seit 2009 auch in Harland und daher ein Fenster zur Welt und so weiß ich schon wieder etwas zu berichten, obwohl ich schon am Montag meinen Korrigierbericht geschrieben habe und seither zwar bis zur Szene vier gekommen, aber eigentlich noch immer recht zufrieden damit bin. Daß Judith Nika Pfeifer den Priessnitzpreis zu einer Zeit bekommen hat, als ich schon dachte, das wäre eigentlich ein Preis für mich, habe ich auch schon berichtet, ist er natürlich nicht, wie meine Kritiker vielleicht einwerfen werden, denn das ist ein Preis für junge Sprachkünstler und keiner für realistische Literaturblogger, die bald Sechzig werden und wenn sie noch so viel über den Literaturbetrieb berichten, was bei mir manchmal als aggressiv empfunden wird. Einen solchen Preis gibt es, glaube ich, auch nicht und der Wunsch ist der Vater des Gedankens, habe ich schon bei meinem Psychologiestudium in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts gelernt, natürlich, klar.
Aber als ich gestern, wie ich das immer noch ganz gerne tue, bei der Evi vom Cafe Uranus nachschaute, gab es plötzlich wieder einen Artikel und einen Bericht über das offensichtliche Kultbuch dieses Sommers, dem ich schon bei ein paar anderen Bloggern begegnete, es aber nicht so besonders registrierte.
„Shades of Grey“ von E. J. James, das offenbar soetwas, wie ein sadomaso Aschenputtelporno für Frauen ist. Verstanden was das ist? Jedenfalls, wenn man Evis Berichte liest, derzeit überall ausverkauft, weil sich die Frauen darauf stürzen und die Leser offenbar zu den E-Books treibt, wo man es für zehn Euro sofort lesesn kann und ein Buch, das nicht nur die Frauen, sondern auch Dennis Scheck, Ute Wittstock und andere Kritiker beschäftigt. Bei Dennis Schecks „Druckfrisch“ bin ich auch noch gewesen und habe mir angeschaut, welche Bücher er von der Spiegel Bestseller Juniliste in den Müll befördert. Interessant ist ja auch, was da darauf steht Dora Heldt, Arne Dahl und Jussi Adler Olsen, alles von ihm das Band gelegt, nur den „Hundertjährigen der aus dem Fenster stieg“ und die „Tribut of Panem-Trilogie“ ließ er gelten, was ja interessant ist zu sehen, was die Leute lesen wollen und was die Kritiker davon halten.
Ich habe mir dann die „Shades of Grey“ Leseprobe angeschaut und denke, daß ich mir das Buch auch nehmen würde, wenn ich es dereinst im „Wortschatz“ oder einem anderen Bücherschrank finde, aber hinstellen und warten, bis es einer hineinstellt, wie es die Evi überlegte, werde ich nicht, das wird wahrscheinlich auch ein paar Jahre dauern, bis man es da findet.
Die Evi hat mich aber vernanlaßt am Dienstagnachmittag nach meiner letzten Stunde zum „Wortschatz“ zu marschieren, war ich ja jetzt schon zwei Wochen bei keinen dieser Schränke und nachzuschauen, ob es vielleicht was besonderes zu finden gibt? Gab es, wenn man den „Veruntreuten Himmel“ von Franzu Werfel, eine Donaulandausgabe mit Titelbild der Annie Rosar, die die Köchin Teta in einem längstvergessen Film ja so trefflich verkörperte, dazu zählt und Sigrid Undsets „Kristin Lavanstochter“ gab es auch, das mich interessierten würde, Band zwei, aber da habe ich schon beide Bände in Harland stehen und könnte sie demnächst herausziehen, wenn mich der Haymon Verlag dazu kommen läßt, denn der schickt mir jetzt seine Herbstbücher in E-Bookform und daher wirds vielleicht knapp auf meiner Bücherliste, wenn ich alles brav auflesen will und es wird vielleicht beim hektischen Vorausbloggen bleiben. Was mir auch nicht besonders große Probleme macht, denn erstens habe ich in Wien, jetzt Ernst Lothars „Engel mit der Posaune“ in Angriff genommen und da werde ich noch einige Zeit brauchen, bis ichs besprechen kann und zu Gerhard Ruiss ins Cafe Prückl habe ich am Montag auch nicht ernstlich vor zu gehen und selbst wenn, Anfang August gehts in die baltischen Staaten und da werde ich zwar einige der Haymonbücher, die man nicht vorher besprechen darf, abschicken, aber trotzdem einen Nachholbedarf bekommen, der sich höchstwahrscheinlich wieder mit ein paar Reiseeindrücken füllen läßt. Mein Lieblingsblogger Thomas Wollinger ist jetzt übrigens auch auf Sommerfrischenpause und of-line gegangen, man sieht der Sommer und die Sommerlöcher schlagen zu. Für Emily Walton die in die Endauswahl des Vöslauer-Literaturwettbewerbs gekommen ist, kann man aber trotzdem abstimmen und dabei noch einige andere neue Talente entdecken.
2012-07-19
Korrigierbericht
Am Donnerstag und am Samstag nach dem Bachmannlesen bin ich vor meinem Laptop gesessen, habe an Kerstins Achterln korrigiert und war mit den Szene fünfzehn, sechszehn, siebzehn nicht einverstanden. „Zu flach, zu schlecht!“, habe ich wieder gedacht und dann bring ich, wie ich aus Erfahrung weiß, das besser werden nicht zusammen, denke automatisch „Das kann ich nicht!“ und streiche höchstens ein paar Sätze weg oder ändere ein Wort, ohne zufrieden zu sein. Am Donnerstag wars, glaube ich, besonders arg, da hat mich dann der Alfred auch im Garten zum Wegräumen des Weinlaubs gebraucht. Am Freitag war ich Radfahren, habe gelesen und besprochen und am Samstag habe ich noch einmal, das war, glaube ich, bei der Szene mit der Braut, dasselbe gedacht, aber dann kam schon der Gedanke „Hör mal Eva, das ist jetzt der Einfluß des Bachmannlesens!“ und davon hatte ich auch ein bißchen Kopfweh „Natürlich kannst du schreiben, wenn du vielleicht auch einen etwas anderen Literaturbegriff hast und die Texte, die du jetzt gehört hast, sind sehr ausgesucht!“
Dann habe ich wieder eine Arbeitswoche gehabt, von der ich am Mittwoch in die Sommerfrische zur Korrigerarbeit gekommen bin und da habe ich mir gedacht, gehe ich das ganze jetzt Szene für Szene durch und arbeite an jeder Szene so lange bis sie sitzt. Das habe ich getan, zuerst einmal weiter ab der Szene einzwanzig, wo ich war, bis am Schluß zu Szene dreiundfünzig und dann, ab Samstagabend noch einmal von vorn und da war ich erstaunt, wie gut der Beginn eigentlich ist.
Jetzt habe ich noch einmal durchkorrigiert und an den Szenen, wo ich unzufrieden war, ein bißchen was geändert. Das ist einmal die, wo die Kerstin sich mit ihrer Mutter beim Gerstner trifft und einen Gespritzen bestellt, weil sie sich ärgert, dann aber Schuldgefühle wegen ihrer Mutter hat, weil die sie ja auf Kaffee und Kuchen einladen wollte. Mit ein paar Sätzen war das korrigiert und auch die Szene, wo sie den Hektor im Stadtpark trifft, da bin ich zu schnell hineingesprungen, habe das geändert und die Kerstin hat dem Kleinen ihre Situation zuerst einmal ein bißchen unverbindlicher erklärt und die unnötigen Wiederholungen habe ich auch weggelassen.
Und so weiter uns so fort. Die Hochzeitsszene, wo die Kerstin sich beschiessen fühlt, aber eine blöd grinsende Braut fotografieren muß, war nicht einmal so schlecht und auch die anderen Szenen, wo es dann ein bißchen mehr Eva Jancak wird und wenn man will vielleicht auch ein bißchen mehr Verhaltenstherapie, habe ich geglättet. Bin das Ganze noch einmal durch und halte jetzt bei hundertacht Seiten und 53.605 Worten und ich bin im Großen und Ganzen zufrieden. Jetzt sollte, könnte ich die dreiundfünfzig Szenen, Szene für Szene so lange durchgehen, bis jedes Wort sitzt und ich keine Fehler finde. Brauche dazu aber, weil ich ein optischer Typ bin, den Ausdruck und in Harland gibt es keinen Drucker der funktioniert. Also werde ich notgedrungen den Sommer über ganzheitlich korrigieren und dann im Herst den Feinschliff machen, was auch vielleicht ganz gut ist für den Gesamteindruck. Damit bin ich, soweit ich das selbst beurteilen kann, Feedback habe ich ja wenig, zufrieden und es wird in etwa so werden, wie ich es will und kann.
Eine realistische Beschreibung einer Lebenskrise. Mein positiver Ansatz ist sicher auch dabei, die Kerstin schafft es ja, sich von Franz zu lösen und fotografiert ihn am Ende, als er mit Barbara am Würstlstand vorübergeht, der Ferdl wird auch nicht sterben, sondern an seinem Schlaganfall genesen, so weit man das mit fünfundsiebzig Jahren kann und die Kerstin hat auch neue Freunde gefunden, einen rotzfrechen kleinen Buben, einen Sandler und Hans Richter, der ihr gute Ratschläge gibt.
So will ich schreiben und so kann ich es auch. Sehr schnell und diesmal habe ich mich auch nicht selbst blockiert, obwohl das Problem ja bestehen bleibt. In einem Jahr oder so habe ich dann das Buch, diesmal gibts ja eine richtige Bücherwarteschlange, dann zeig ichs jemanden, der sagt „Schön!“, vielleicht krieg ich einen Termin in den Textvorstellungen, aber da habe ich ja jetzt einen „Mit der Frau auf der Bank“, vielleicht schreibt mir doch einer eine Rezension, aber mit denen für das Literaturhaus scheint es nicht zu klappen, obwohl ich da ja drei Bücher verteilt habe und auch einige Zusagen hatte, meldet sich Sarah Wipauer ja leider nicht mehr und den Kontakt zu dem Herrn im Literaturhaus habe ich auch verloren. Wikipedia will mich meine Bücher nicht angeben lassen, obwohl das mit den nur „Verlagsprodukten“ seit dem Selfpublishing der E-Books ja nicht mehr so stimmt. Ich kann auf meinen Blog Werbung dafür machen und hab da auch schon einige diesbezügliche Artikel geschrieben. Habe aber kein Verlag, bekomme keine Preise, keine größeren Rezensionen, keine Lesereisen und was sonst noch dazu gehört, um als Schreibende wahrgenommen zu werden. Der mangelnde Erfolg bzw. das fehlende Feedback setzt mir halt zu, da ich außer Aufhören, aber keine Alternative weiß, werde ich wohl ohne große Krise weitermachen. Ein bißchen werde ich bei den Rückzugstendenzen ganz zwangsläufig bleiben, so habe ich bei der GAV diesmal um keine Veranstaltung angesucht und auch überlegt, ob ich wieder ein literarisches Geburtstagsfest machen soll, da mich das Fehlen „meiner literarisch interessierten Öffentlichkeit“ ja ein wenig ärgert, aber es ist, wie es ist und ich denke, daß es eigentlich auch reicht zu schreiben und zu bloggen, weil mich ja jeder, der es will, finden kann und wenigstens in der Quantität liege ich weit vorn und wer wissen will, wieviele Bücher ich veröffentlicht habe, auf www.jancak.at steht alles ganz genau.
Ansonsten gibt es zu vermelden Judith Nika Pfeifer, eine der jungen Stimmen, die mir bei dem Lyrik Automaten damals im Literaturhaus beim
aut lauter lyrik-Festival ein Gedicht geschrieben hat, bekommt heuer den Priessnitzpreis und Peter Stamm hat den Bodensee-Literaturpreis bekommen.
Und jetzt noch die Verlinkung zu den bisherigen Schreibberichten, damit man die Entstehungsweise von „Kerstins Achterl“ ein bißchen nachvollziehen kann 1 2 3 4 5 6 7 8
2012-07-18
Dieses Buch macht dich fertig
Der Holzbaumverlag versorgt mich ja schon seit einiger Zeit mit seinen Publikationen, lädt mich zu seinen Veranstaltungen ein und hat jetzt wieder ein Buch herausgebracht, das man schwer besprechen kann.
Wie heißt es überhaupt und wer hat es herausgegeben?
„Dieses Buch macht dich fertig!“, steht auf dem schwarzen Umschlag, wie ein Schulbuch schaut das aus.
Auf der Seite darauf steht dann „Ein Tatenbuch für angehende Wutbürgerinnen von Hydra, deinem stinkestiefeligen Satiredings“ und erst wann auf Seite hundertvierundsechzig blättert bekommt man heraus, daß auch dieses Buch, genau wie „Sex mit 45“ vom Chefkalligraph Curt Cuisine herausgegeben wurde und die „großartigen Talente von Stefan Gruber, Peter Rathmann, Stefan Rathmanner, Andreas Riegler, Thomas Schandl, Binu Stanegg, Bartlomej Szatkowski und Maximilian Zirkowitsch versammelt.
Neugierig geworden? Ich bin es, bin ich ja eine, die meinen Klienten auch einmal empfiehlt in den Keller zu gehen und und mit einem Ball auf eine Wand einzuschlagenoder um das Haus zu rennen, bzw die Wutgefühle aufzuschreiben und den Zette zu verbrennen, aufzulösen etc.
Ein solches Buch ist das Hyda Buch für Wutbürgerinnen und es enthält Ratschläge für sämtliche Gelegenheiten von denen ich einige sehr brauchbar finde, mit anderen wieder nichts anfangen kann, bzw. sie schlicht und einfach nicht verstanden habe.
Ebenso geht es mir mit der Sprache, da sind österreichische Ausdrücke dabei, anderes klingt wieder sehr bundesdeutsch, wird wohl an den Verfassern liegen. Manches ist für die politische Wut gedacht, den Weltschmerz, der Ungerechtigkeit dieses Lebens, anderes denke ich wieder, könnte man sehr gut in den verhaltenstherapeutisches Alltag einbauen und sehr heilsam ist es allemal das Buch durchzublätten und die Übungen zu machen oder darüber zu lächeln, also ein Blick hinein:
„Dieses Buch gehört:“ beginnts auf Seite drei, dann steht „Schreib hier den Namen deines Chefs, streich ihn durch, spuk ihn an, verreib die Spuke und jetzt legst du das Buch auf den Schreibtisch deines Chefs“, aha, interessant, ist vielleicht für die Supervision zu gebrauchen oder als Ratschlag für den Ehemann, der auch manchmal über den Chef schimpft.
Dann gehts los mit den üblichen Ungerechtigkeiten. Auf die eine Seite soll man sein Jahresgehalt schreiben, auf der anderen stehen dann die von Andreas Treichl, Wolfgang Ruttensdorfer etc und schon kann, soll die Wut beginnen.
Nun ja, nun gut, nicht wirklich neu und unbekannt und schon daran gewöhnt, man kann ja nicht über alles wütend werden, sonst bekommt man Gastristis und das ist auch nicht gut. Es geht dann gleich weiter „Nenne fünf Menschen, die wesentlich komfortabler und trotzdem günstiger wohnen als du“, etc.
Es gibt „Das lustige Karrierespiel“, „Geldgolf“, wo man einen Geldschein zerknüllen und ihn in einen Tunnel treten soll, das Bastel oder Selbsterfahrungsbauch also, das man aus den Seminaren kennt.
„Schlafe mit einem Politiker, Vorstandsdirektor, Chef einer Werbeagentur“ – „Schreib hier über diese Erfahrung. U. s. w. u. s. f.
Ein richtiges Übungsbuch mit viel Platz zum Eintragen, Spiele, Rätsel und das ganze auf hundertachtundsechzig Seiten. Zeichnungen dazu. Manches ist ein wenig derb und einheitliche Linie, Kunststück bei so vielen Autoren, scheint es auch nicht keine zu geben.
Trotzdem scheint mir die Idee gelungen und es ist, denke ich, ein Stück Selbsterfahrung sich durch dieses Buch, zu lesen, blättern und zu schreiben, die einen zumindestens ein bißchen nachdenklich machen kann.
Ja, das Leben ist ungerecht, wie wir wissen. So könnte ich wahrscheinlich auch locker fünf oder mehr Autoren aufzählen, die nicht besser schreiben als ich, aber mehr Erfolg damit haben und auch ein paar putzige Tierchen könnte ich aufzeichnen, die ich schon gegessen habe, bin ich ja keine Vegetarierin, was man jetzt vielleicht sollte.
Heilsam also, dieses Buch durchzublättern und amusant, so daß es fast die Therapeutin mehr als die Literatin anspricht und man wird wahrscheinlich ruhiger, wenn man sich durchgearbeitet hat und kann lachen, was ja auch ein Abwehrmechanismus ist.
Manches war nicht ganz gendergerecht, Kunststück da von männlichen Autoren erdacht und die Maske von Anders Breivik würde ich mir nicht umbinden und damit auch nicht zu einer Party von Prince Harry gehen, aber dort bin ich ohnehin nicht eingeladen.
Die Idee das Buch in einen Supermarkt mitzunehmen und Seite hundertdreißig aufzuschlagen, wenn man eine zweite Kassa geöffnet haben will, ist dagegen ganz brauchbar, man kann das aber natürlich auch durch den Supermarkt rufen und braucht sich nicht mit dem Buch beschweren, das es übrigens, wie man auf der Rückseite sehen kann, auch als VHS-Video gibt.
2012-07-17
Sommerlesereihe „Unsterblich“ und Film von Helmut Zenker
Das Podium hat seit einigen Jahren im Cafe Prückl die sogenannte Sommerlesereihe, die zuerst Claudia Erdheim und jetzt Christa Nebenführ organisiert, die, wo ich auch gern lesen würde, aber kein Mitglied des Literaturkreises und auch nicht dem Geschmack Christa Nebenführs entspreche, wie sie mir einmal, ich glaube, es war 2007 auf dem Geburtstagsfest von Hilde Schmölzer im Literaturhaus sehr direkt sagte und dann noch einmal zwei Jahre später, als sie die Veranstaltung in den GAV Nachrichten ausgeschrieben hatte. Damals ist es zum Thema Schlaf gewesen, voriges Jahr ging es um die Zahl Vierzig und heuer um die Unsterblichkeit.
Es gab da immer eine Schlußveranstaltung in der Alten Schmiede, die ich regelmäßig besuche, diesmal war sie zwischendrin, hat die Reihe, wie ich jetzt erst merkte, am 26. Juni im Bestattungsmuseum begonnen, dann waren schon einige Abende im Cafe Prückl mit Mike Markart und Peter Paul Wipplinger beispielsweise und jetzt hochkarätig besetzt mit Marianne Gruber und Mathias Mander in der Alten Schmiede. Christa Nebenfuhr moderierte und erzählte, daß es gleichzeitig zur Sommerlesereihe ein Podidum Heft von Barbara Neuwirth gestaltet, zu diesem Thema erschienen ist. Die las dann ihren Essay zur Unsterblichkeit vor und sagte, daß dieses Thema eigentlich nicht das ihre wäre, hatte dann aber eine Geschichte zu diesem Thema, „Das wertvolle Geschenk“ die sowohl etwas makaber als auch beeindruckend war. Ein zehnjähriges Mädchen wird statt vom Vater von einer Frau im Auto von der Schule abgeholt, sie wiederholt das Einmaleins, bis ihr die Frau erklärt, der Vater ist gestorben, wenn sie ihr ihre Stärke gibt, bekommt sie ihn zurück und siehe das Mädchen will nicht, es macht ihr nichts aus, daß der Vater gestorben ist und erfreut sich ihrer Kraft. Sehr beklemmend, da hätte man wohl noch genauer diskutieren müßen, wie das gemeint ist, aber Barbara Neuwirth ist ja eine Meisterin der surrealen Geschichten.
Die Christa Nebenführ Einleitung habe ich jetzt vergessen, nämlich, daß der Suhrkamp Verlag eine Facebook Seite hat, wo man Hermann Hesse Fragen stellen kann und der Meister antwortet, aber das ist wohl eher eine Marketingstrategie als ein Zeichen der Unsterblichkeit und als nächstes folgte Marianne Gruber, die einmal Präsidentin des Podiums war, da hatte ich, glaube ich, einige Texte in dieser Zeitschrift und Alois Vogel hat auch etwas von mir gebracht. Jetzt ist Marianne Gruber Präsidentin der Gesellschaft für Literatur und Professor ist sie unlängst auch geworden, hat auch das Ehrendoktorat einer russischen Universität und zwei Bücher bei Haymon herausgebracht, aus dem letzten „Erinnerungen eines Narren“ hat sie dann gelesen. Ich hab nicht ganz verstanden worum es in dem Buch, das ich bei Gerlinde Tamerl angefragt habe, geht, aber in etwa scheint der Narr einer zu sein, der nicht sterben kann und daher die Geschichte neu interpretiert, dann kam Matthias Manders mit dem dritten Teil seiner Garanas Trilogie und das ist interessant, denn die erste habe ich, noch immer ungelesen und einmal bei den Büchertürmen bekommen, die zweite, wo es um den Einsturz der Reichsbrücke geht, wurden einmal zu den Tagen der Literatur in der Galerie Heinrich vorgestellt und jetzt, Jahre später wird der dritte Teil erscheinen. Mathias Mander, 1933 in Graz geboren, las ein Stück daraus. Dann gabs eine Diskussion und Christa Nebenfuhr erkundigte sich bei jeden, wie er zur Unsterblichkeit steht.
Marianne Gruber hält, glaube ich, nicht viel davon und Barbara Neuwirth will durch ihre Werke auch nicht unsterblich werden. Matthias Manders hielt aber einen fulminanten Vortrag, daß wir das ohnehin alle sind, weil ein kleiner Teil des Universum, worauf ihn ein Herr im Publikum unterbrach und einen ebenso fulminanten Vortrag hielt und auf die Philosophie Martin Heideggers verwies, interessant, obwohl für mich nicht ganz nachvollziehbar, aber ich habe ja ebenfalls weder mit der Sterblichkeit noch mit der Unsterblichkeit ein großes Problem, obwohl ich schon schreibe, um mich zu verwirklichen und wahrscheinlich auch um Spuren zu hinterlassen, aber das, was über den Tod hinaus geht, ist mir eigentlich auch egal.
Ein paar Veranstaltungen gibt es noch im Cafe Prückl eine mit Ditha Brickwell, Gerhard Ruiss und Elisabeth Steinkellner, wäre sogar nächsten Montag, so daß ich mir, wenn ich wollte, dort ein Achterl leisten könnte und dann ist es gleich weitergegangen im Kino unter Sternen mit dem berühmten Kultfilm „Kassbach“ von Peter Pazak nach dem Roman von Helmut Zenker aus dem Jahr 1979 und Helmut Zenker von dem es vor kurzem ein paar neue „Die Mann im Mond“- EXemplare im Bücherschrank am Hegerplatz gab, obwohl es den Europaverlag, in dem die Krimireihe erschienen ist, schon lange nicht mehr gibt, ist ja auch schon gestorben. Ich habe den Film, glaube ich, damals im Kino gesehen, jetzt erscheint er veraltet, was ja irgendwie auch zum Thema Unsterblichkeit passt.
2012-07-16
Falling Man
„Falling Man“ ist Don de Lillos, 2009 erschienener Roman über nine elefen und wie beschreibt man diese Kathastrophe?
Der 1936 geborene amerikanische Schriftsteller tut es in einer schwer zu lesenden Form, mit aneinandergereihten Szenen, Geschichten der Hauptpersonen, läßt das Geschehene immer wieder kehren, erzählt auch anderes und endet am Schluß da, wo es begonnen hat, eine interessante Schilderung einer Traumatisierung, Gewalt und Terrorismus, was ja auch nur schwer zu verstehen und zu erklären ist.
„Falling Man“ ist das Bild eines Mannes in den Medien, der aus den Türmen gesprungen ist, aber auch ein Aktionskünstler, der zu dieser Zeit in New York aus Fenstern sprang und den mit Glassplittern überzogenen Mann, der mit einer Aktentasche durch die Stadt lief, scheint es auch gegeben zu haben.
Don de Lillo nennt ihn Keith, er hat in den Türmen gearbeitet und rennt zu Beginn des Buches heraus, läßt sich zu seiner ehemaligen Frau bringen, die ihn ins Krankenhaus bringt, wo die Splitter herausgezogen werden, wohnt wieder bei ihr und dem Sohn Justin, die Aktentasche, die er bei sich hat, ist aber nicht seine eigene, sondern die einer Frau, der er sie bringt und mit ihr auch eine Beziehung anzufangen scheint.
Karten und andere Spiele spielen auch eine Rolle, am Schluß spielt Keith in Las Vegas und ganz am Schluß wird von dem Freund erzählt, mit dem er Karten gespielt hat und der aus den Türmen nicht mehr herausgekommen ist.
Seine Frau heißt Lianne, ist freiberufliche Lektorin und soll Bücher über den Terrorismus lektorieren, sie macht aber auch Schreibwerkstätten mit Alzheimerpatienten, die über ihr Leben, aber auch über ihre Erfahrungen mit der Katastrophe schreiben.
Ihre Mutter Nina, die etwas gegen Keith hat und eigentlich froh ist, daß er sich von ihr trennte, spielt eine Rolle, sie hat ein neues Hüftgelenk und andere Probleme des Alterns, ihr Freund Martin kommt vor und auch die Terroristen, die zuerst in Hamburg in der Marienstraße wohnen, dann in einem Ausbildungscamp sind und am Schluß das Flugzeug besteigen und es in den Tod stürzen.
Drei Teile hat das Buch die Männernamen tragen Bill Lawton, Ernst Hechinger, David Janiak ganz habe ich das nicht verstanden, denke aber, daß man über die Katastrophe, die wir alle mehr oder weniger im Fernsehen mitverfolgten gar nicht anders schreiben kann und, daß das Trauma eben in immer währenden Flashbacks wiederkehrt.
Einige sehr eindrucksvolle Szenen bleiben hängen, so versucht Keith nach der Katastrophe in seine Wohnung wiederzukehren, er hat in der Nähe der Türme, also im Sperrgebiet gewohnt und muß jetzt der Polizei und den Feuerwehrmännern klar machen, warum er wieder zurückwill.
Er muß seine Katze füttern, weil sein Sohn traurig wäre, wenn sie stirbt, erklärt er dem ersten, bei den weiteren sind es dann schon Katzen und Söhne und als er in der Wohnung ist, stellt sich heraus, daß er gar keine Katze hat.
Kinder kommen vor, die die Katastrophe mit erfundenen Männern zu bewältigen versuchen und eine Frau, die so laut Musik spielt, daß die sensible Lianne handgreiflich wird.
Ja, so kann ich es mir vorstellen, daß man ein Trauma erlebt. Ich habe schon geschrieben, daß ich bei nine elefen vor der Buchhandlung in der Wiednerhauptstraße, ob es jetzt die war, die es noch oder die die es nicht mehr gibt, weiß ich nicht mehr, stand und John Irvings „Pension Grillparzer“ in der Hand hatte und dann als mir die Anna sagte, was sie ihm Radio hörte, zuerst glaube, es wäre das World trade Center in Wien gemeint und an eine Supervision mit Stationsschwestern mit denen ich dann darüber sprach, kann ich mich auch noch erinnern.
1997 waren wir zwei Wochen in New York, da bin ich einige Male den Broadway auf und ab gelaufen, in den Türmen selbst sind nur der Alfred und die Anna gewesen und von Don de Lillo habe ich, glaube ich, das erste Mal im literarischen Quartett durch Marcel Reich Ranicki gehört, der seine „Unterwelt“ sehr gelobt habe. Dann habe ich Don de Lilo aber, glaube ich, mit Louis Begley verwechselt.
„Falling Man“ ist das erste de Lillo Buch das ich gelesen habe, „White Noise“ habe ich, glaube ich, auf Englisch einmal im Schrank gefunden.
2012-07-15
Produktionsstand
„Wie schauts aus mit der Produktpalette?“, könnten meine Leser jetzt wahrscheinlich fragen. Denn da ist ja in der ersten Jahreshälfte enorm viel weiter gegangen. Im Jänner habe ich berichtet, daß ich mit dem Korrigieren der „Wiedergeborenen“ fertig bin und daß der Text jetzt an den Alfred geht, der die „s“, die Beistrichfehler, die falschen Fälle, etc ausbessert und ein PDF für die Druckerei daraus macht, daß ich dann noch durchsehen muß, bevor es an diese geht. Das Umschlagfoto zwei Bilder aus den Familienalben haben wir im Februar gemacht, den Text habe ich, glaube ich, noch in den Weihnachtsferien geschrieben, als die Margot Koller für die Salzburg-Lesung einen solchen haben wollte. Denn ich habe die „Wiedergeborene“ ja nicht nur in Salzburg sondern schon vorher, bei den „Mittleren“ und bei der Lesung mit Rudi Lasselsberger im El Speta vorgestellt. Dann habe ich mit der „Paula Nebel“ angefangen, der Alfred hat noch an der „Frau auf der Bank“, die Ende April erschienen ist und im Oktober bei den Textvorstellungen in der „Alten Schmiede“ präsentiert wird und ist nach Australien geflogen. Dann hat der Garten auf ihn gewartet und verschiedene Wege um die Kur seinen Vaters zu bewilligen, Pflegegeld zu beantragen etc. Das heißt es gibt für die „Wiedergeborene“ noch keinen Titelbildentwurf, so daß ich eine kleine Vorschau in den Blog stellen könnte, der Alfred arbeitet noch immer die Korrekturen ein und ich habe es noch nicht zum Durchsehen bekommen. Dazwischen bin ich aber weiter wahrscheinlich hektisch, wie das momentan so ist, weiter in dem Rad gelaufen. Hatte in den Osterferien vierzig Seiten „Paula Nebel“ und die große Krise, habe dann gedacht, ich komme mit Kurztexten heraus und die Idee zum „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ geboren. Das war die Zeit wo der Alfred nach Australien war. Da ist die „Paula Nebel“, ein kürzerer Text mit etwa fünfzig Rohseiten fertig gewesen, der Alfred hats jetzt in der Tasche und in Harland oder wo immer liegen. Den Beschreibungstext hab ich schon geschrieben, Bild gibts noch keines, aber wahrscheinlich wird die Fotokiste wieder geplündert, geht es ja um eine alte Frau. Beim „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ bin ich ohne Alfred auch bald fertig gewesen. Die Texte heraussuchen, ein kurzes Vorwort schreiben, ein Inhaltsverzeichnis und dann den Stephan Eibl Erzberg um den Text bitten. Dann hätte ich die Texte im Computer gebraucht, damit ich so verallgemeinern kann, daß die Gebrauchstexte auch in Buchform stehen können. Der Alfred aber in den Weiten Australiens. Was macht die schnelle Frau, die inzwischen schon die Idee für das nächste Buch geboren hat? Richtig sie fängt zu schreiben an. Das heißt aus „Kerstins Achterln“ ist kein Nanowrimo-Projekt, wie eigentlich geplant, sondern es ist im Rohtext fertig und ich sitze in meiner Sommerfrische und korrigiere. Das heißt, ich gehe zum ersten Mal das Ganze gesamt durch und schaue, wo es noch hapert, was geändert, gekürzt, erweitert etc werden muß. Da habe ich schon geschrieben gibt es einige Szenen, die noch nicht sitzen. Zum Beispiel die, wo Kerstin Hektor das erste Mal im Stadtpark trifft, das ist noch zu ungenau hingeworfen. Der Anfang ist diesmal etwas anders als der übliche Eva Jancak Stil, dann scheine ich wieder in die alten Muster hineingerutscht zu sein und ich habe die Idee diese Sommer-Korrekturwerkstatt wirklich auszunützen und so intensiv ich es nur zustande bringe am Text zu arbeiten, der diesmal keine große Katastrophe bei mir auslöste, wohl aber den Gedanken, so gut, daß du zum Bachmannlesen eingeladen wirst, ist es nicht.
Aber wahrscheinlich habe ich einen anderen Stil und auch eine andere Vorstellung von Literatur. Ich gehe aus meiner Biografie begründet natürlich vom Realismus einer Verhaltenstherapeutin aus und das wollen die Kritiker wahrscheinlich nicht. Ich kann es nicht verändern, bleibe ich halt eine literarische Außenseiterin, die ihr Schreiben auf ihren Blog präsentiert und versucht damit zurecht zu kommen, daß das Leben halt ungerecht ist!
Vorgestern und das ist jetzt der Sinn dieses Artikels hat mir der Alfred, als ich das Inhaltsverzeichnis noch um den Artikel „Bücher lesen“ erweitert habe, die Artikel als Text zusammengestellt, so daß ich daran korrigieren kann, wenn ich mit „Kerstins Achterln“ für das ich, würde ich mal schätzen, vielleicht bis Jahresende brauche, fertig bin. Inzwischen gibts ja vielleicht die „Wiedergeborene“ zu korrigieren oder bald als „Vorschau“ im Blog und dann vielleicht noch in diesem Jahr als Buch.
Die „Paula Nebel“ ist dagegen noch ganz jungfräulich, das heißt vom Alfred völlig unangeschaut, dafür habe ich zwei Texte als sogenannte Goodies dazu geschrieben und in das Literaturgeflüster hineingestellt.
Einen davon und zwar den „Langen Brief“ hätte ich gerne beim Volksstimmefest, das diesmal das Thema das Jura Soyfer Zitat „Ihr nennt uns Menschen? – Wartet noch damit!“, zum Thema hat, weil es mit der Schuldebatte ganz gut dazu passt. Es ist aber schon im Literaturgeflüster erschienen und Christoph Kepplinger wollte nur Unveröffentlichtes. Also habe ich nachgedacht, was von den Works in Progess dazu passt? So ganz nichts. Der Max Winter aus der Kerstin vielleicht, aber das ist noch sehr unkorrigiert. Theresa Brunners Identitätskrise, ob sie den Albert jetzt in ihre Wohnung lassen soll, vielleicht und eigentlich habe ich ja einmal ein von Jura Soyfer inspiriertes Buch geschrieben, „M. M. oder die Liebe zur Germanistik“, das war, glaube ich, 2005, also schon lange veröffentlicht, wenn man das bei mir überhaupt so bezeichnen kann.
Und um was Neues zu schreiben, bin ich wahrscheinlich auf die momentanten Projekte zu konzentriert. Also habe ich Christoph Kepplinger gefragt und der hat gemailt, wenns im März erschienen ist, ist es noch aktuell genug.
Ist es, denn das Gesetz mit den strengen Strafen für die Schulschwänzer, ist ja erst vor kurzem beschlossen worden und da hat es mich total verwirrt, die Frau Minister sagen zu hören, daß es in Österreich eine Schulpflicht gibt! Das hat dann noch eine Direktorin einer Pädak bestätigt. Gibt es die? Dann wären die Gesetze über Nacht so stillschweigend verändert worden, daß ich nichts davon mitbekommen hätte! Dachte ich doch, wir hätten seit Maria Theresa nur eine Unterrichtspflicht, so daß jeder sein Kind beim Bezirksinspektor abmelden, selbst unterrichten, einem Hauslehrer anvertrauen oder, wie wir es mit der Anna machten, in eine Alternativschule schicken kann! Vielleicht passt es aber in die autoritäre Zeit, in der wir uns offenbar jetzt wieder befinden, daß man die Leute nicht auf Ideen bringen will und es daher nicht so genau mit der Wortwahl nimmt, was wieder auf die Wichtigkeit der Sprache und zur Literatur zurückführt!
2012-07-14
Die verlorene Geliebte
„Die verlorene Geliebte“, Johannes Urzidils, 1956 erschienene Erinnerungen an Prag, irgendwo habe ich auch die Bezeichnung Roman gefunden, jetzt würde man es wahrscheinlich Memoir bezeichnen, sind zehn Erzählungen, in der Goldmann Taschenbuchausgabe, die ich mir irgendwann vor Jahrzehnten, gekauft habe, sind nur neun enthalten.
Das letzte Kapitel „Die Fremde“ fehlt in dem Buch, das, wie ich kürzlich auch bei einer anderen Goldmann Taschenbuchausgabe aus Fünfziger oder Sechzigerjahren, fand, auf Seite vier oben stehen hat „Dieses Buch wird nur unter der Bedingung verkauft, daß es ohne Zustimmung des Verlags gewerbsmäßig weder verkauft noch vermietet oder auf ähnliche Weise genützt wird.“
In dem anderen Buch, das ich vor kurzem im offenen Bücherschrank gefunden habe, es war ein Moravia, stand noch etwas von einer „Leihbibliothek“ in der es nicht ausgestellt werden darf und es hat mich gewundert, daß in den Sechzigerjahren so etwas in den Büchern stand.
In den neueren Goldmannausgaben, ich habe bei der Christine Grän, die ich unlängst gelesen habe, nachgeschaut, steht nichts mehr davon. Es hätte mich angesichts der Urheberdebatte auch gewundert. Ich habe mir in den Siebzigerjahren wahrscheinlich als Studentin das gelbe TB gekauft und wie man an den Unterstreichungen sieht, auch gelesen, obwohl ich mich nicht mehr daran erinnern konnte.
Von Johannes Urzidil habe ich mir, glaube ich, in der legendären Buchhandlung Herzog auf der Mariahilferstraße „Goethe in Böhmen“ gekauft und dann noch bei irgendeinem Abverkauf ein Heftchen zu „Goethes Amerikabild“.
Viel habe ich damals von Urzidil nicht gewußt und ihn auch vergessen, bis mir Judith Gruber- Rizy im Jänner, die Einladung zu der Johannes Urzidil Buchpräsentation im tschechischen Zentrum schickte, die eine wirklich eindrucksvolle Veranstaltung war. Ich bin nach Hause gegangen, habe nachgeschaut, was ich von Urzidil auf der Bücherliste habe, die Bücher in Harland gesucht und die „Verlorene Geliebte“ auf meine Sommerleseliste gesetzt.
Die neun Geschichten des 1896 in Prag geborenen und 1970 in Rom gestorbenen Urzidil, der 1939 nach England emigrierte und 1941 nach New York kam, wo er auch lebte, sind auch sehr beeindruckend. Weil einerseits sehr schlichte Lebenserinnerung und dann prägen sich manche fein erzählte Geschichten wieder auf eine sehr starke Weise ein.
Die erste Geschichte heißt „Spiele und Tränen“ da wird noch von „dem Knaben“ erzählt, der später dann zum „Ich“ wechselt.
„Der Leser weiß ja bereits, daß ich selbst es bin!“
Eigentlich beginnt es mit einem Garten oder einem Hinterhof eines Prager Hauses, der für das Mädchen Adele gemietet wurde. Der Knabe durfte darin spielen und grüßt das Mädchen immer ehrfurchtsvoll , wenn er ihn betritt und bewunderte sie sehr. Das Mädchen hat auch einen Onkel, der sie besucht und der sie nach Wien führen soll, um ihr den Kaiser zu zeigen. Der Onkel nimmt dem Knaben in eine Zirkusvorstellung mit, wo die Liebe des Knaben Adele verläßt und sich der Trapezkünstlerin Isabella zuneigt. Das Kapitel endet mit dem Tod Adeles, alle tragen schwarze Kleider und sind bestürzt. Ja, damals ist man noch an Scharlach, Diphterie oder anderen Kinderkrankheiten gestorben.
Das zweite Kapitel berichtet vom Leben des Knaben, Urzidil hat seine Mutter früh verloren. Dann kommt eine „Stief“ ins Haus, eine Tschechin mit der der Knabe sich nicht versteht und als der Vater stirbt, wird er Unterlagen finden, daß er ein uneheliches Kind hatte. Es wird auch das Leben des Knaben in Prag genau beschrieben.Die Bedienerin kocht für ihn. Nach der Schule holt er den Vater von seinem Amt ab, er war Eisenbahnbeamter und hat nicht viel verdient, ist mit ihm in ein Wirtshaus gegangen, wo er mit nach dem König Boris, genannt wurde, obwohl ergar nicht so gehießen hat.
Manche Geschichten muten heute gar nicht mehr verständlich an, zum Beispiel die, wo der Vater zu Silvester mit der „Stief“ Biertrinken war, dann sein Portemonnaie mit dreihundert Kronen, seinen ganzen Monatslohn verliert und der Knabe geht in der Nacht das Börsel suchen und meldet auch bei der Polizei den Diebstahl an. Von einem Beamten mit dem hohen Tschako will er dann nicht nach Hause begleitet werden, so läuft er ihm davon.
Es wird auch das Leben der Dienstmänner geschildert, die es damals noch gegeben hat, bevor sie von den Radlern abgelöst wurden, die meistens Briefe an Damen vom Theater von Offizieren abzugeben hatten und weil ein solcher im Hause wohnte, bekommt der Knabe manche Aufträge durchzuführen, die ihn dann in seelische Bedrängnis versetzen.
Sehr beklemmend auch die Geschichte, die im ersten Weltkrieg spielt. Da war Urzidil schon Soldat und mußte abends um neun zu Hause sein. Er sieht aber im Kaffeehaus Franz Kafka sitzen, trinkt einen Schwarzen und wird vom Kellner vor der Militärpolizei gewarnt, so versteckt er sich in der Wohnung seines Schulfreundes. Das Dienstmädchen läßt ihn hinein. Der Schulfreund tut Dienst im Lazarett, Mutter und Schwester schlafen, so sitzen die beiden im Salon, es hat sich noch ein Deutschmeister angeschloßen und die Polizei verläßt die ganze Nacht nicht das Haus, weil sie einen Mörder sucht, von dem sich später herausstellt, daß das der ist mit dem Urzidil im Zimmer sitzt.
Die Geschichte vom „Repitenten Bäumel“ habe ich schon im Tschechischen Zentrum gehört. Da geht der Knabe schon ins Gymnasium und da wird eines schönen Tages ein Mädchen aufgenommen. Die Burschen gründen erst den Klub der Weiberhasser, bis Urzidil sich in das Mädchen verliebt und als die Knaben später auf Klassenreise nach Weimar fahren, führt Bäumel sie in ein Bordell.
Einige Geschichten spielen am Land. Urzidil hat die Ferien offenbar bei einem Vetter verbracht, der dort Schulmeister ist, wirft einen Ball über die Mauer eines Schloßes und wird von der „Schloßliesl“, einer seltsamen Frau, eingeladen über die Mauer zu klettern und sich von ihr am Klavier vorspielen zu lassen. Als er schon Redakteur ist, verbringt er die Sommer bei einem Herrn Stifter, der nicht mit dem Adalbert verwandt ist und auch dessen Namen nicht kennt, der hat eine seltsame Tochter, die mit Tieren spricht, in der Schule aber nicht für lernfähig gilt und als sie ins Kloster soll, ins Wasser geht, heute würde man sie Autistin nennen.
Urzidil versteht etwas sehr geheimnisvolles aus der Begegnung mit diesem armen Mädchen zu machen und auch die letzte in dem Buch enthaltenen Geschichte, habe ich schon im tschechischen Zentrum gehört. Hitler hat Prag besetzt und Urzidil muß hinaus, da erinnert er sich an einen Schulfreund aus der Volksschule, einem anderen armen Kind, mit Holzbein, das später auch im Gefängnis war, der läßt ihn bei sich schlafen und gibt ihm einen Zettel aus der Schule, wo er hat schreiben müßen „Du sollst nicht schwätzen und einsagen“. Im Zug, als er Prag dann verläßt, hat er ein ungutes Gefühl, weil die Papiere gefälscht sind. Er gibt dem Schaffner irrtümlich den Zettel, der lacht und stempelt die falschen Paiere ab.
Schade, daß das letzte Kapitel fehlt und das mit dem gewerbsmäßigen Weiterverkaufen, bzw. Verleihen des inzwischen schon sehr vergilbten Büchleins, wäre auch sehr schwierig, sind mir die Seiten beim zweiten Lesen ja geradezu aus dem Buch gefallen, was sehr schade ist, weil ich nicht sicher bin, ob die „Verlorene Geliebte“ inzwischen nicht vergriffen ist.
Es gibt aber eine Johannes Urzidil Gesellschaft, die sehr rührig ist und mit dem im Jänner in Wien vorgestellten Neuausgaben durch Österreich und Deutschland tourt und auch meinen Literaturgeflüsterartikel auf ihrer Website verlinkte.
2012-07-13
Bücher lesen
Vielleicht passt es die Sommerfrische, wenn das Korrigieren des Textes auf der Terrasse doch nicht so gut, wie erwartet weitergeht, ich habe es zwar getan, das Bachmannpreis-Hören hat die Latte aber sehr hoch gelegt und in meinen Texten steht ja wirklich öfter „sagte sie“ und so vielschichtig, wie es selbst, die nicht viel über Zwanzigjährigen, dort probieren, bin ich wirklich nicht, mich mit dem nach dem Schreiben nächst Wichtigen, dem Lesen zu beschäftigen, denn da war ich beim Sommmerfrischeartikel ohnehin und habe ich auch etwas vergessen.
Sind wir ja, als wir am Dienstag nach Harland gefahren sind, bei Pressbaum abgefahren und dann, weil sich der Alfred verfahren hatte, nach Purkersdorf zurückgekehrt, um Christiane Maringer, die das Layout für die neue Volksstimmeanthologie „Frauen texten- Frauen lesen“, die jetzt doch fertig geworden ist und am 18. Juli erscheint, macht, den USB-Stick dafür zu bringen, denn der Alfred ist ja ein eifriger Fotomacher und hat die Volksstimmefestlesungen immer genau fotografiert. Am Mittwoch kam dann die Nachricht von Christoph Kepplinger, daß das Buch am 18. Juli aus der Druckerei kommt und dann verschickt wird, der Alfred hat mir aber schon vorher die PDF-Datei geschickt, so daß ich mir das Buch schon anschaute und da sind wir ja bei einem wichtigen Thema „Bücherdämmerung“, nennt es Konrad Paul Lissmann, im Standard vom 7. Juli und hat die Vorstellung, daß man in Zukunft in eine Wohnung kommt und dort wo früher die Billi-Regale mit den zweitausend Büchern waren, an denen man die Menschen erkennen konnte, hängen „Bilder, Fotos, exotische Gegenstände und ein in Leder gehüllter E-Book Reader gibts am Couchtisch. Aber kein Buch nirgends.“
Weil das Wochenende wegen Bachmannlesen bei mir hektisch war, habe ich den Artikel nur eher überflogen, denn E-Bookreader, eh schon wissen, kommt mir keiner in das Haus. Dann kam ein Mail vom Haymon-Verlag, daß sie die Rezensionsexemplaren jetzt auch elektronisch anbieten und da war vor ca einem Jahr eine Aufregung in der Bloggerwelt, wo sich eine Bloggerin zuerst darüber beklagte, dann von den Kollegen beschimpft wurde und sich schließlich dafür entschuldigte.
Ich werde den Versuch machen und Jochen Jungs „Wolkenherz“, auf dem Laptop lesen. Unterstreichen, wie ich das so gern und so oft mache, kann ichs da nicht, höchstens ein Blatt Papier daneben legen. Auf dem Kindle könnte ichs, aber den kaufe ich mir wahrscheinlich doch nicht, obwohls die anderen Bücherblogger das nach und nach tun.
Libromanie hat erst vor zwei Tagen, den „Ich habs getan!“ – Artikel geschrieben und erklärt, daß sie sich gar nicht mehr vorstellen kann, was sie früher dagegen hatte, denn es ist ja sehr bequem und dort wo sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, fällt sie mittlerweile mit der dicken Schwarte auf. Bei uns in Wien tut man das noch nicht und wenn die Frau Klüger bei der Eröffnung in Klagenfurt ihre Rede vom Kindle liest, flippen alle noch aus und schreien „Wow!“
Ich sehe ja schon ein bißchen den Zusammenhang, wenn jetzt die offenen Bücherkästen so boomen und wie die Schwammerln aus dem Boden sprießen und denke, da räumen die, die jetzt einen Kindle haben, ihre Regale aus, um Platz für Bilder, Fotos und Kunstwerke zu machen und denke auch, wie Lissmann, daß ich nicht so ganz sicher bin, ob eine Datei oder ein Buch wirklich dasselbe ist? Die Datei kann man wieder löschen, der Reader kann kaputt gehen. Daß ich das Buch riechen, halten, tasten will, ist bei mir aber auch nicht so und halte das für ein Scheinargument, das zuerst alle nachplapperten und dann nach und nach, genauso, wie bei den Handies ihre Bücher elektronisch kaufen. Aber vielleicht werden die Leute, die ohnehin schon wenig gelesen haben, dann auf dem Handy etwas anderes machen und meiner Meinung nach sind zwanzig Euro oder was bei uns die E-Bücher kosten, auch zu teuer. Aber in Amerika, wo die E-Bookleser derzeit sind und die Frau Klüger lebt auch dort, ist das anders und die Autoren, die jetzt so eifrig ihre Bücher bei Amazon anbieten, verlangen auch nur 0.99-4.99 dafür oder machen überhaupt Gratisaktionen.
Daß ein Autor, der vorher schwer einen Verlag gefunden hat, seine Leser und das Geld plötzlich über E-Books findet, glaube ich auch nicht, außer er macht sehr viel Werbung dafür und hat den Zugang, daß sich die Lesewelt aber ändern wird, ist klar und hat das auch schon.
Und da ist eine, für die das Lesen immer schon sehr wichtig war. Über meine Kindheit in dem Wohn- und Schlafzimmer mit dem Bücherkasten und den Büchergilde-Gutenberg-Büchern habe ich ja schon geschrieben und die Weihnachten mit dem Buchgeschenk der Kinderfreude, daß sie SPÖ Mitglieder offenbar bekamen. So ist das Lesen für mich eigentlich immer wichtig gewesen, daß ich schreiben wollte, wußte ich aber auch schon in der Volksschule, obwohl ich es erst nach der Matura „professionell“ betrieb und damit immer noch meine Schwierigkeiten haben. Bücher waren bei uns immer da. Der Vater war ja außer Krankenkassenangestellter und nebenberuflicher Kartenabreißer im SPÖ-Tanzlokal in Hernals auch Referent der Büchergilde, Bezirksparteifunktionär war er auch. Bücher gekauft habe ich mir dann auch nach meiner und durch mein ganzes Studium und habe daher sehr viele der uralten Residenz- und andere Erstausgaben aus den Siebzigerjahren. Dann habe ich damit aufgehört und nur noch zu tauschen angefangen. Jetzt gibts die Bücherkästen und durch das Literaturgeflüster die Möglichkeit an Rezensionsexemplare zu kommen und ich habe einen Bücherüberschuß, weil ich ja an den Bücherschränken nicht vorbei gehen kann und in den letzten zwei Jahren, wenn ich im Sommer am Montag zum Rathausplatz ging, auch manchmal einen Umweg über die Zieglergasse machte, obwohl ich ja einiges Ungelesenes habe, was ich in den zwanzig Jahren, in denen ich realistischerweise noch werde lesen können, wahrscheinlich gar nicht schaffe und dann kann man seine Bücher ja zweimal lesen, bei den haptischen, die man riechen und angreifen kann, geht das ja und weiß oft selber nicht, habe ich die Bücher, die ich mir früher sehr zahlreich kaufte, jetzt alle gelesen oder nicht? In Harland steht zum Beispiel vom Joseph Roth „Hotel Savoy“, „Links und Rechts“ und „Im Spinnennetz“. Da war ein Jubiläuumsjahr und ich konnte beim Libro auf der Mariahilferstraße nicht vorüber gehen. Habe ich die jetzt gelesen oder nicht? Und als Studentin vor vielen vielen Jahren gabs offenbar ein paar der gelben Goldmann-Taschenbücher. Da war die „Verlorene Geliebte“ von Johannes Urdzidil dabei und da gab es im letzten Jänner eine Veranstaltung. Die bemühte Eva hat das Buch auf die Sommerliste gesetzt. Ich kann mich nicht erinnern es gelesen zu haben, aber gestern in der Badewanne, finde ich dann Bleistiftstriche, offenbar habe ich mir schon früher einiges angemerkt.
In Harland steht der Inhalt des Büchergildekastens meiner Eltern und ich wollte das ja schon 1995 als mein Vater starb lesen und vorher als ich ihm betreute, habe ich mir die Bücher immer ehrfürchtig angeschaut. Ein paar der Vicki Baums und Brunngrabers, etc, habe ich auch gelesen und da die Erfahrung gemacht, daß nicht mehr alles, was in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben wurde, lesbar ist, weil zu langatmig etc, offenbar gabs damals kein Lektorat oder man hatte andere Vorstellungen und mehr Zeit zum Lesen.
Vor den Bücherschränken hats ja die Büchertürme bei der „Literatur im März“ gegeben. Da haben die Verlage offenbar das Unverkäufliche hingekarrt. Ich habs begeistert genommen und hätte inzwischen wahrscheinlich auch das meiste gelesen, mein Pech war nur die Idee des Frank Gassners vor zwei ein halb Jahren und seither weiß ich, ich schaff es nicht, ziehe aber immer wieder etwas heraus, zum Beispiel die Gedichte von E.A. Richter, weil ich mit dem Autor inzwischen in Kontakt gekommen bin. Die Bücherabverkaufskisten sind für mich auch immer sehr verlockend. Da hats vor vier Jahren beim Thalia in der Kremsergasse einen gegeben, der dritte Literaturgeflüsterartikel handelt davon und bravo, bravo, Eva, die sind jetzt alle aufgelesen.
Ein paar der Büchergildebücher werde ich vielleicht noch diesen Sommer schaffen und die, die mir jetzt raten, daß ich ja nicht zu den offenen Bücherkästen gehen müßte, man soll sich dort ohnehin bevor einem die Zugreifwut packt, fragen, werde ich das alles jemals lesen?, antworte ich, doch! Ich will sie ja alle lesen und denke, die Bücher sind bei mir gut aufgehoben und, daß sich vielleicht in fünfundzwanzig oder so Jahren, wenn die Bücherlandschaft ganz anders aussehen wird, jemand freut, wenn die Anna meine sechs- oder siebentausend Stück zu den Bücherkästen, falls es die noch gibt, karren wird, habe ich schon geschrieben.
Denn ich lese immer noch sehr gern, da bin ich offenbar eine der wenigen Autorinnen, die sich auch für die anderen interessiert, aber ich finde es wirklich spannend zu erfahren, was und wie die schreiben, denke, daß ich viel dabei lerne, auch wenn ich nicht alles umsetzten kann und das Literaturgeflüster hat mein Leseverhalten eindeutig gesteigert, weil ich, wenn ich die Bücher schon habe, mich ja irgendwie verpflichtet fühle, sie auch zu lesen und daß ich, seit ich darüber schreibe, genauer lese, habe ich auch schon geschrieben.
Also auf in die spannende Zeit, wo ich bald mit einem Buch in der Hand genauso, wie jetzt schon mit dem Festnetz, auffallen werde. Daß die Bücher aber so nahtlos, wie die Schallplatten in die CDs übergehen, glaube ich auch wieder nicht. Sind wir also gespannt und jetzt in einen schönen Büchersommer und da hätte ich vor zwei Wochen ja meinen Korb für den Strand in den offenen Schränken locker gefunden, endlich den „Radetzkymarsch“, zu lesen, tut es aber sicher auch.
Und über den Bücherkasten meiner Eltern habe ich natürlich auch geschrieben. Im „Best of Eva Jancak II“, Lesebuch gibts glaube ich einen Text, der in der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft „Was hatten wir an Literatur zu Haus“ entstanden ist und dann gibts im Wiener-Stadtroman ja auch einen alten Büchersammler und diese Szenen wollte Reinhard Wegerth bei den Textvostellungen, die es 2007, in der Alten Schmiede und leider, leider noch kein Literaturgeflüster, gab, von mir hören.
2012-07-12
Sommerfrische mit Korrigerarbeit
Nachdem ich in der ersten Sommerfrischenwoche eigentlich in Klagenfurt war und mir nachher überlegte, was ich von diesem Wettlesen und dem schönsten Betriebsausflug der Literatur eigentlich für mich mitgenommen habe, beginnen die Sommertage auf der Harlander Terrasse und den Radtouren auf der Traisen entweder in Richtung St. Pölten oder Wilhelmsburg jetzt mit meiner Schreibwerkstatt beziehungsweise der Korrigierarbeit an „Kerstins Achterln“ und das ist es, was ich mir aus Klagenfurt, außer, daß ich mir Cornelia Travnicecs Bildergalerie auf ihrer Facebookseite angeschaut habe, mit dem Interview von Wolfgang Tischner mit Olga Martynova, wo sie sagte, daß sie manchmal tage- oder wochenlang nach dem richtigen Wort sucht, weil Schreiben schwierig ist, ganz egal, ob man das jetzt in Deutsch oder in Russisch tut. Und das habe ich schon erkannt, daß mich das vielleicht noch von den sogenannten Profis unterscheidet, daß ich in meiner Hemmung und in meiner Freude überhaupt etwas hinzubekommen, schnell schnell schreibe, das dann stehen lasse oder nur nach Rechtschreibfehlern suche. Früher habe ich das dann an Jung und Jung nach Salzburg oder an die anderen zweiundvierzig Verlage geschickt, deren Adressen im Handbuch der IG-Autoren standen. Am Freitag und am Sonntag bin ich nach meinem Bachmannlesungssurfing vor meinem Text gesessen, habe die Szenen vor mir gehabt, wo Kerstin den kleinen Hektor im Stadtpark trifft oder vorher die strahlende Braut Traudl Obermüller fotografiert und gestöhnt, ob der Szenen, wo ich noch nicht Tage oder Wochen nach dem richtigen Ausdruck gesucht habe. Denn das ist genau das, wo ich jetzt stehe und es gut ist es zu lernen. Zum Rohentwurf brauche ich etwa sechs Wochen, dann fängt die eigentliche Korrigierarbeit an. Das weiß ich auch schon, denn ich korrigiere ja schon länger dann einige Monate und gehe das Ganze auch Szene für Szene durch. Daß ich am Inhalt dabei gar nicht mehr soviel verändere, nur die berühmten zehn Prozent Wortwiederholungen wegkürze, habe ich auch schon geschrieben.
Was ich mir von diesem Bachmannpreis mitnehmen will ist, daß ich kritischer gegenüber meinen Szenen werden will und genauer schauen, wieviel ich an den Wörtern ändern will, bis sie sitzen. Früher habe ich ja auch schlechte Szenen stehen lassen, jetzt sollte ich mir die anmerken und dann wirklich versuchen solange umzuschreiben, bis sie passen. Damit habe ich auch schon begonnen, nämlich 2005, als ich die „Fluchtbewegungen“ korrigierte und vorher damit bei der „Text und Kritikwerkstatt“ auf der Silvrettahöhe war, wo, das wie in Klagenfurt ordentlich zerstampft wurde. Dann habe ich schönere Phrasen eingefügt und versucht sprachlich besser zu werden. Das kannst du also auch schon ein bißchen, liebe Eva und genau das habe ich in meiner Sommerfrische auch vor, die ich in den Sommermonaten ab Mittwoch machen will. Das Rohkonzept ist ja schon einige Zeit fertig, jetzt gehe ich zum ersten Mal das Ganze durch, finde, wie beschrieben dabei Szenen, die noch nicht passen und ordentlich überarbeitet gehören.
Wenn ich damit einmal durch bin, werde ich mein Notizbuch herausnehmen und schauen, was ich mir da an Ideen aufnotiert habe, dann auf die Fehler achten, wie heißt jetzt der Galerist und was war am Mittwoch oder Donnerstag? etc und dann wieder Szene für Szene und solange an der Sprache arbeiten bis ich zufrieden bin.
Eine Bachmannlesungseinladung werde ich damit wahrscheinlich nicht bekommen, weil ich ja mit dem, was ich „Abheben“ nenne, meine Schwierigkeiten habe. Ich denke aber, ich will es so hinbekommen, daß es mir gefällt. Daß ich es als fertigen realistischen Text betrachte, der auch sprachlich passt. Und da finde ich beim Lesen oder auf Veranstaltungen, jetzt manchmal etwas, wo ich denke, das kann ich eigentlich auch!
Also auf in eine schöne Sommerfrischenkorrigierarbeit. Denn das habe ich mir ja auch in einem Sommer, als es das Literaturgeflüster noch nicht gab, so vorgenommen, eine Schreibwerkstatt zu machen, wo ich noch nicht so genau wußte, was in einer solchen passiert. Jetzt kann man das durch die Online Schreibwerkstätten herausfinden und da habe ich ganz am Beginn meiner heurigen Sommerfrische gleichmal eine bei Thomas Wollinger gemacht.
Ein guter Start in diesen Sommer, der vielleicht ein wenig hektisch wird, weil Alfreds Vater im Februar oder März von allen unbemerkt einen Schlaganfall hatte, danach im Bett liegen blieb und nächste Woche eine vierundzwanzig Stunden Pflegerin kommt. Seit einigen Jahren mache ich schon die von mir genannte Sommerfrische, wo ich mir im Juli und August meine Stunden auf ein paar Tage zusammenlege und den Rest der Woche in Harland verbringe, so daß ich die wenigen Literaturangebote, die es in Wien den Sommer über gibt, versäume. Da sind beispielsweise die O-Töne im Museumsquartier, wo am Donnerstag das Who is who der österreichischen Neuerscheinungen auftritt, das werden in diesem Sommer Friederike Mayröcker, Cornelia Travnicek, Julya Rabinowich, Lilian Faschinger, Walter Grond, Olga Flor, Clemens J. Setz und Wolf Haas sein. Roul Schrott hat schon vorige Woche eröffnet. Vor zwei Jahren war ich, während der Alfred in den Masuren war, einige Mal dabei und habe auch schon 2009 davon berichtet. Die Sommerlesereihe im „Cafe Prückl“ der Zeitschrift „Podium“ organisiert von Christa Nebenführ gibt es auch. Da werde ich am nächsten Montag zum Auftakt in die Alte Schmiede gehen und damit mein Veranstaltungsprogramm für diesen Sommer wahrscheinlich beenden.
Bücher werde ich natürlich lesen, aber auch da meine Leseliste unterbrechen, bzw. am Dienstagmorgen den „Engel mit der Posaune“ in die Badewanne mitnehmen, während im Harlander Wohnzimmer ein riesiges Bücherregal auf mich wartet, wo jene drei bis fünfhundert Bücher stehen, die ich von dem sogenannten Bücherkasten meiner Eltern erbte, meistens Büchergilde Gutenberg Ausgaben. Pearl S Buck, Traven, Sigrid Undset, Vicki Baum, etc, die ich schon immer lesen wollte.
Jetzt habe ich mir einmal, da ihn Thomas Wollinger so oft auf seiner Seite zitiert, den „Radetzkymarsch“ vorgenommen und dann noch Ulrich Bechers „Nachtigall will zum Vater fliegen“.
Das ist zwar kein Buch aus der väterlichen Bibliothek, sondern eines, das die Städtische Bücherei in den frühen Neunzigerjahren ausschied. Ich habs in der Gumpendorferstraße gefunden, zu lesen angefangen, aber keine Ahnung, wer Ulrich Becher ist, kannte ich ja nur Johannes R. Becher und daher liegenlassen. Dann bin ich nach Leipzig gefahren, habe dort ein Aufbau Taschenbüchlein mit Briefen aus den Fünfzigerjahren aus der Abverkaufskiste gezogen, vor zwei Jahren dann, den zweiten Bücherfund „Kurz nach 4“, das inzwischen wiederaufgelegt wurde, gelesen und in der grünen Neuausgabe gibts ein langes Vorwort zum Leben von Roda Rodas Schwiegersohn. Das habe ich mir bei der Buch-Wien vom Verleger schenken lassen.
„Lesen Sie es!“, hat er mir geraten, aber das habe ich ja schon und noch mal kann ich es nicht gut besprechen. Ich werde es mir aber nächste Woche aus Wien mitnehmen und die biographischen Angaben in die Besprechung der „Nachtigall“ einfließen lassen und dann habe ich gestern vom Haymon-Verlag die Nachricht, daß sie mir ab nun ihre Neuerscheinungen als Vorausgaben für den E-Book Reader schicken werden. Den habe ich zwar nicht, man kann es aber im Computer lesen und das werde ich jetzt einmal probeweise mit Jochen Jungs „Wolkenherz“, die eine leichte Sommergeschichte sein soll, auch tun.
Werde also in meiner Sommerfrische sehr beschäftigt sein, am Sonntag kann ich noch einmal Alfreds Vater in seiner Reha besuchen. Im August fahren wir in die baltischen Staaten, da nehme ich mir die letzten beiden Geschenkbücher des Hauptverbandes zum Tag des Buches mit, wo es um das Reisen geht und in einer großen Tasche die Literatur über Litauen, die ich 2002 als es Gastland in Frankfurt war, dort bekommen habe.
Ein bißchen surfen in den Blogs der anderen, werde ich neben lesen, korrigieren Rad fahren und es mir gut gehen lassen, natürlich auch.
Jetzt gibts noch einen Einblick in das Best-of Sommerfrischenarchiv 1 2 3 4 5 6 7
Und geschrieben beziehungsweise korrigiert habe ich in meinen Sommerfrischesommern auch recht fleißig 2008, 2009, 2010 und 2011