Es ist nicht ganz leicht in den vierten Mayor Schäfer Krimi, des 1973 in Kitzbühel geborenen und in Wien lebenden, Georg Haderers hineinzukommen, obwohl oder weil im Beschreibungstext steht „23 Tage und noch immer keine Spur von Mayor Schäfer..“
Was soll die Realistin damit anfangen? Im ersten Kapitel ist Johannes Schäfer einundzwanzig und irrt irgendwo in Tirol erinnerungslos herum, in den späteren Kapiteln wird er am Boden kriechen und sich von Pilzen ernähren, während im zweiten Kapitiel, sein Assistent, Chefinspektor Bergmann in seinem Büro sitzt und mit seinem Team über alle Fälle spricht, die er zu erledigen hat.
Da gibt es einen Bürgermeister, der mit zwei Promille in ein Möbelhaus krachte und einen Richter, der dazu sehr viel Beweismaterial schickt, einen Kroaten mit durchbissener Halsschlagader, der vor dem AKH gefunden wird, eine Frau fällt aus einem Fenster und Schüler stellen das Video ins Internet, ein Ehepaar wird erschossen und ein Jugendlicher tötet mit ihrer Waffe noch schnell ein paar Albaner u.u.u.
Ein paar der Fälle passieren auch erst später. Das Team wird vorgestellt, die sechsundzwanzigjährige Inspetektorin Kovac, der Vorgesetzte Kamp, der Bergmann zum Teamleiter macht und ihm den Auftrag gibt offiziell oder inoffizell nach dem Verschwundenen Mayor, der für seine unkonventionellen Methoden bekannt war, zu suchen, ein unfähiges Produktionskind, das von einer Schulung zurückkommt, gibt es auch.
Nach und nach erfährt man die Details und kommt die Geschichte, die meiner Meinung nach ein wenig umständlich erzählt wird, so daß die Spannung, wenn überhaupt erst in der zweiten Hälfte auftaucht, hinein.
Zuerst recherchiert Bergmann mit seiner Assistentin die Fälle, geht zum Gürtelkaiser Müller, der eigentlich einen jugoslawischen Namen hat, läßt sich von ihm auch bestechen, trennt sich von seinem Freund und betrinkt sich sosehr, daß er ein Auto beschädigt, dann selber einen Alkoholtest verlangt und das Gelübde ablegt, eine Zeilang nicht Auto zu fahren, was er dann nicht einhält.
Aber auch die Frau Inspektor hat einen Bruder, der in Stein als verurteilter Mörder sitzt und vom Sarkasmus und ungewöhnlichen Polizeimethoden, ist auch in der Beschreibung und in den wenigen, sehr ähnlichen Rezensionen, die ich gefunden habe, die Rede.
Es gibt in den vierundsechzig Kapitel, wie schon erwähnt, einen Perspektivenwechsel, in einem Teil irrt Schäfer Gedächtnislos herum, im zweiten ermittelt Bergmann, zuerst andere Fälle, bis er später auch durch Schäfers Familie, die schon einen Privatdetektiv engagierte, getrieben, zum Kern der Sache kommt. Auch durch einen Fall, denn da wird ein IT Spezialist von einer Lampe erschlagen, während er an einer Bombe bastelte und dadurch kommt man an einem esoterischen Geheimbund, von dem schon der Wiener Neustädter Richter schwafelte und der Bombenbastler hat ein Amulett, das man auch bei Mayor Schäfer findet.
Der war aber auch psychisch sehr labil, so besucht Bergmann dessen Therapeuten, ob das Psychiater oder Psychos sind, kommt wieder nicht so klar heraus. Bergmann übernachtet in Schäfers Wohnung, in die vorher eingebrochen wurde und trinkt einen Tee, durch den er zu halluzinieren beginnt. Es erscheint ihm Schäfers Geist, der „Töte meine Dämonen nicht!“,mahnt und ein Motto, wenn du meine Dämonen killst, zerstörst du auch meine Engel, gibt es ebenfalls.
Bis daher sehr verwirrend und ich habe mich ein bißchen durch die Handlung gequält und mich immer wieder weggezappt. Im zweiten Teil wird es etwas spannener, die Nebenhandlungen fallen weg und Schäfers Pudel kommt allmählich auf den Kern, könnte man so sagen.
Da gibt es nämlich diesen Geheimbund mit Amuletten und die Amulettträger, die sich für Erzengel oder so halten, werden nach und nach umgebracht. Schäfer hat im Waldviertel auch ein esotertisches Seminar besucht und taucht dann in der Schweiz auf, wo er sein Gedächtnis allmählich wiederfindet, bzw. Bergmann ihm auf die Spur kommt.
Der macht auch einigen Blödsinn, will einen Kellner verführen, kommt aber Schäfer immer näher und der scheint selber sehr viel Dreck am Stecken oder ist seine esoterische Veranlagung, denn er hat ja seine Fälle schon früher, sehr ungewöhnlich aufgeklärt, zu haben.
Ganz lösen sich die Geheimnisse dieses Krimis nicht. Es gibt aber ein Sturmflut und eine Überschwemmung. Bergmann findet Schäfer, der inzwischen sein Gedächtnis wieder hat und läßt ihn ins Sozialmedizinische Zentrum, das glaube ich, inzwischen Otto Wagner Spital nicht mehr Baumgartner Höhe heißt, aber das ist für die deutschen Leser und die der Bundesländer, wahrscheinlich zu unbekannt, einweisen.
Am Schluß wird Schäfer rehabilitiert, er hat offenbar doch nicht gemordet und kann vielleicht auch Kommandant im Waldviertel werden und ganz am Schluß kommt noch heraus, daß ein Freund Schäfers, der achte Amulettträger war und eine geheimnisvolle Frau, deren Identität nicht ganz aufgeklärt wird, gibt es auch.
Sehr verwirrend und für einen Krimi sehr vielschichtig angelegt, werden da ja, wie es weiter in der Beschreibung heißt, die Polizeimethoden mit der Esoterik verknüpft und es gibt auch eine Stelle, wo Naturkathastrophen mit Bibelzitaten unterlegt werden.
Sehr ungewöhnlich also und so habe ich schon Georg Haderer ersten Schäfer Krimi empfunden, als ich vor Jahren einmal bei einer Kriminacht in der Buchhandlung Morava war.
„Engel und Dämonen“ ist der erste Krimi, den ich, weil von Haymon als E-book, zugeschickt, gelesen habe. Eigentlich wollte ich das ja schon im Juli an einem Wochenende tun und habe mit Georg Haderers Homepage, wo es die ersten Kaptiel zur Probe gab, begonnen. Dann konnte ich den Text nicht öffnen, inzwischen habe ich das Buch in Wien liegen und einen besserern E-Book Reader, der auch der Form nach, einem Kindle ziemlich ähnlich sein dürfte.
Auf der Homepage kann man etwas von einem Lob von Clarissa Stadler lesen, das den Autor ein wenig eingebildet machte, das dazupassende Video war aber nicht mehr aufrufbar.
Krimi drei ist aber auf der Shortlist für den Perutz-Preis und aus „Engel und Dämonen“ wird er bei der heurigen Kriminacht lesen.
Wahrscheinlich sollte man, um sich bei dem Buch auszukennen, auch seine Vorgänger gelesen zu haben. Ein ungewöhnliches Krimitalent scheint Georg Haderer aber zu sein und ich tue mir wahrscheinlich immer ein wenig schwer, wenn etwas nicht ganz so total nachvollziehbar ist. Denke mir, gibt es das, daß ein Polizeimayor so labil sein kann? Die Erfahrung lehrt mich aber, daß das in der Realität wahrscheinlich öfter ist, als es üblicherweise, die Kriminalromane beschreiben. Da sind die Kommissare ja meistens harte super Burschen und so ist die esoterische Ader, dieses Polizeimayors wahrscheinlich eine orignielle Idee. Und, wie es mit Krimi fünf weitergehen wird, wie sich ja manche Rezensenten fragen, wird uns Georg Haderer vielleicht in einem Jahr verraten.
2012-08-31
Engel und Dämonen
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