Literaturgefluester

2012-08-20

Deutscher Buchpreis- und andere Listen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:28

Diesesmal sind wir ein bißchen später als gewöhnlich von unserem Urlaub zurückgekommen, denn die Longlist zum deutschen Buchpreis, auf die ich ja immer schon sehr warte, ist schon bekannt gegeben und als ich vor dem Bloggen mich ein bißchen bei den anderen umsah, konnte ich schon einige Informationen finden.
Clemens J. Setz neues Buch, das erst erscheinen wird, steht auf der Liste, twitterte beispielsweise Cornelia Travnicek und Buzz Aldrin, deren Blog ich gern verfolge, hatte auch schon die Liste bekanntgegeben und ein bißchen darüber philosophiert und das werde ich jetzt auch tun, denn diese deutsche Buchpreisliste, die es seit einigen Jahren zum Auftakt für die Buchmesse und das Weihnachtsgeschäft gibt, ist ja sehr interessant.
Im August werden die angeblich zwanzig besten Bücher des Jahres bekannt gegeben, zehn aus der Frühjahrs-, zehn aus der Herbstproduktion, dann wird sie auf sechs geschrumpft, die sechs müssen nach Frankfurt fahren und dann haben wir das angeblich beste Buch. Sigrid Löffler hat sich, glaube ich, einmal darüber aufgeregt, daß dann die anderen guten Bücher keine Chance mehr haben und Buzz Aldrin schreibt auch so etwas und natürlich ist es klar, es gibt mehr als zwanzig gute Bücher. Viel mehr, denn die Leute schreiben ja sehr viel und so werden auch mir gleich sehr viele Neuerscheinungen einfallen, die nicht darauf sind und, daß das eine Buch dann wirklich das beste ist, habe ich nie geglaubt, denn Preisentscheidungen sind ja sehr subjektiv und es gibt auch die Gruppendynamik und andere Machtverhältnisse. Die Leute scheinen es aber zu glauben und schreien auf, wenn sie anderer Meinung sind.
Was steht nun auf der Liste, gehen wir sie einmal der Reihe nach durch und schauen wir, wieviele Autoren oder Bücher ich davon kenne?
Ernst Augustin „Robinson blaues Haus“ steht am Anfang und das Buch wurde, glaube ich, schon am blauen Sofa vorgestellt und der Name erscheint mir auch bekannt. Bernd Caillaux „Gutgeschriebene Verluste“. keine Ahnung, von dem Autor habe ich noch nie etwas gehört. Jenny Erpenbeck kenne ich natürlich, ist sie ja, glaube ich, eine Bachmannleser- oder sogar Gewinnerin. Von „Aller Tage Abend“ habe ich auch noch nichts gehört, was ich auch nicht gut kann, da das Buch erst im September erscheinen wird. Michiko Milena Flasars „Ich nannte ihn Krawatte“ habe ich im Gegensatz zu Buzz Aldrin zwar auch noch nicht gelesen, ich war aber auf einer Lesung, das Buch wurde in Leipzig vorgestellt und da die Autorin ja St. Pöltnerin ist, habe ich wieder einen Heimvorteil und das Buch wird überall sehr gelobt. Also darf man sehr gespannt sein. Rainald Goetz, das ist doch der mit dem Messer beim Bachmannpreis und ein Blogger ist er, glaube ich, auch. „Johann Holtrop“ heißt sein Roman, der auch im September erscheinen wird. Olga Grjasnowa „Der Russe ist einer, der Birken liebt“, kenne ich, zumindest wurde es in Leipzig und auch sonst öfter vorgestellt und ich würde es, wie das Flasar Buch, gerne lesen. Habe aber heuer noch nicht meine Geburtstags-und Weihnachtswünsche bekanntgegeben und tue das vielleicht auch nicht.
Wolfgang Herrndorf „Sand“ hat, glaube ich, den Leipziger Preis gewonnen und von dem Autor habe ich „In Plüschgewittern“ gelesen und vorher im Bücherschrank gefunden. Bodo Kirchoff „Die Liebe in groben Zügen“, der Name erscheint mir bekannt. German Kratochwil „Scherbengericht“ wieder keine Ahnung, da würde mir nur Alina Bonskys „Scherbenpark“ einfallen. Ursula Krechel „Landgericht“ bei Jung und Jung erschienen. Den Namen kenne ich natürlich, gelesen habe ich, glaube ich, noch nicht sehr viel.
Von Dea Loher „Bugatti taucht auf“ habe ich auch keine Ahnung, kann die Besprechung aber bei Buzz Aldrin nachlesen. Angela Meier „heimlich heimlich mich vergiß“ ist mir ebenfalls unbekannt. Sten Nadoldy kenne ich natürlich. „Netzkarte“ habe ich gelesen, es hat mir aber nicht so gefallen und dann natürlich „Die Entdeckung der Langsamkeit“. War das nicht der, der beim Bachmanlesen, seinen Gewinn unter den anderen aufteilte?
Christoph Peters „Wir in Kahlenbeck“, hätte ich jetzt fast vergessen.
Michel Roes „Die Laute“. Wieder keine Ahnung. Von Patrick Roth habe ich mir, glaube ich, etwas, um einen Euro gekauft und noch nicht gelesen. Frank Schulz „Onno Wietz und der Irre vom Kietz“ hat einen interessanten Titel und dann kommt schon Clemens J. Setz, der 2009 mit den „Frequenzen“ auf der Shortlist stand und in Leipzig vor einem Jahr gewonnen hat. „Söhne und Planeten“ habe ich gelesen. Ist wahrscheinlich auch ein Kanditat, da ich aber nicht sehr viele der Autoren kenne, ist mein Urteil eingeschränkt.
Stefan Thome „Fliehkräfte“ gibt es noch. Der stand glaube ich, auch schon mal auf einer solchen Liste und Ulf Erdmann Ziegler für den glaube ich, das gleiche gilt.
Wenn man auf die Seite des deutschen Buchpreises geht, kann man sich wahrscheinlich wieder Leseproben holen, das Lesebuch habe ich schon bestellt. Erwartungen gebe ich diesmal keine ab, weil ich außer Michiko Milena Flasar und Clemens J. Setz die Autoren nicht wirklich gut kenne, bin aber sehr gespannt, obwohl ich das Ganze immer gelassener sehe.
Denn es gibt ja noch sehr viele andere gute Bücher. Von mir ist im Frühling auch eines herausgekommen und ein anderes wird hoffentlich bald erscheinen. Aber ich habe ohnehin keine Chance und Anna Weidenholzer, Cornelia Travnicek und viele andere sind auch nicht darauf gekommen.
Also abwarten und wer mir eines der Bücher schenken will, ist willkommen, ich werde sie gerne lesen und auch später aus dem Bücherschrank nehmen oder um einen Euro kaufen.
Noch etwas anderes gibt es zu vermelden und das ist für mich weniger erfreulich, nämlich die Shortlist des Alpha Preises. Da bin ich ja im ersten Jahr engagiert hingegangen und habe berichtet, im zweiten haben sie mich hinausgeworfen, obwohl die Veranstaltung öffentlich angekündigt war, im dritten Jahr haben sie mir wieder eine Einladung versprochen, ich fürchte, das war aber nicht sehr ernst gemeint. Die Preisverleihung wird jedenfalls am 8. November sein. Das ist ein Donnerstag. Am neunten November ist mein Geburtstag, das passt gut für das literarische Fest, das ich diesmal nicht wegen dem Alpha verschieben werde und da ich da schon einige Bücher gelesen habe, wird es auch nicht so schwer sein, darüber zu bloggen.
Also schauen wir uns die österreichische Variante der Literaturförderung einmal genauer an. Neun Werke wurden ausgewählt, von denen Angelika Reitzers „Unter uns“ glaube ich, schon im Vorjahr auf der Liste stand. Dann steht Michiko Milenar Flasar darauf und Susanne Gregors „Kein eigener Ort“, nach der wurde vor dem Urlaub sehr viel bei mir gegooglet. Von Maria Christina Landerl habe ich nur einiges gehört und noch nichts gelesen, das trifft auch für Lukas Meschik zu. Von dem habe ich aber ein Buch auf meiner Leseliste, um zwei Euro beim Morava gekauft. Mieze Medusa kenne ich natürlich vom Slamen und von Veranstaltungen. Gelesen habe ich aber nur Anthologie-Beiträge von ihr. Und Carolina Schutti ist mir auch vom Namen und von Veranstaltungen bekannt, Julya Rabinowich natürlich auch. Hinrich von Haren, ein Luftschacht-Autor kenne ich dagegen überhaupt nicht.
Sehr viele Frauen, fällt mir auf. Ich werde sicherlich über die Veranstaltung berichten und nun selber lesen gehen, denn Haymon hat mir wieder einige Vorab-E-Books geschickt und auch noch einiges andere, das ich mir noch teilweise abholen muß. Ich habe aber auch keine Scheu vor älteren Büchern und da ohnehin noch so viel nicht gelesen und schreiben will ich ja auch, was für mich immer noch das Wichtigste ist.

2012-08-19

Sechs Länderreise

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:38
Wigry

Wigry

Nida, Thomas-Mann Haus

Nida, Thomas-Mann Haus

Jetzt sind wir wieder aus dem Urlaub zurückgekommen, der uns durch einen großen Teil Europas gebracht hat oder zumindestens durch einen Teil des Ostens und das sehr schnell, denn das Ziel der Reise war, so könnte man es sagen, der Besuch bei Norbert in Littoinen oder auch eine Fahrt durch die baltischen Staaten, denn als wir im Vorjahr in den Masuren waren und in Nikoleiken, die litauischen Autos stehen sahen, haben wir gedacht, daß wir eigentlich auch dorthin fahren könnten, nach Litauen, Lettland, Estland oder noch viel weiter nach Russland etc, aber für Kalliningrad braucht man ein Visum und dann war das Ganze ohnehin ein bißchen hektisch, weil es Alfreds Vater ja nicht so gut geht und er gerade seine vierundzwanzig Stunden Betreuung bekommen hat.
Also sind aus der drei vier Wochen Reise sechzehn Tage geworden und wir sind am 2. August gar nicht so früh weggekommen, weil Alfred erst mit seinem Auto in die Werkstatt fahren mußte, dann ist das Bremslicht nicht gegangen etc.

Riga, Jugendstilviertel

Riga, Jugendstilviertel

Riga, Jugendstilviertel

Riga, Jugendstilviertel

Trotzdem sind wir wieder bis nach Tschentstochau gefahren auf den Campingplatz bei Jasna Gora und das ist ja ein gigantischer Ort, wo die Pilger und die Klosterschwestern zu der Abendmesse strömen und wir in die Stadt hinuntergegangen sind, um in einem Steakhouse Pizza zu essen, wo der stattliche Patrone beim Kartenspiel saß und trotzdem seinen Serviererinnen Anweisungen gab, beziehungsweise die Bettler und Hausierer von seinem Lokal verscheuchte.
Dann ging es weiter bis nach Wigry, alles wie gehabt, denn das ist ja der liebe kleine Campingplatz, neben dem See und dem Kloster, wir sind sehr spät angekommen, haben uns von der Familie, die den Camp betreut, Fische servieren lassen und am nächsten Morgen dort gefrühstückt.
Dann ging es nach Litauen und da hatte ich eine ganze Tasche mit Literatur und Broschüren mitgenommen, war Litauen ja 2002 Gastland in Frankfurt und wir in diesem Jahr auf der Buchmesse, so daß es eine Menge Broschüren über Litauen und seine Dichter gab. Wir fuhren aber über die Grenze und hielten bei einem kleinen Retaurant an einem See, wo sich die Ausflügler und die Buschen mit den Motorrädern, den schwarzen Lederjacken und den Springmessern trafen.

Klaipeda

Klaipeda

Nida, Dünenlandschaft

Nida, Dünenlandschaft

Die Speisekarte war auf Litauisch. Alfred übersetzte mit Hilfe seines Reiseführers und wir teilten uns die Palatschinke und den Kartoffelpuffer mit Pilzen, denn den mit Speck hat es nicht mehr gegeben. Danach fuhren wir in die Nähe von Trakai, das ist dort, wo sich das Wasserschloß befindet, wo sich der Staat gegründet hat und die Bräute am Samstag ihre Hochzeit feiern, zu einem sehr schönen am Wasser gelegenen Campingplatz, wo die Familien ihre Feste feierten und die Urlauber badeten, dann ging es nach einer kurzen Besichtigung der Hauptstadt Vilnius gleich weiter nach Riga in Lettland. Dafür hatte ich keine Literatur eingepackt, als ich aber in Alfreds Reiseführer schaute, begann ich mich zu ärgern, wurde dort doch Henning Mankells „Die Hunde von Riga“, als Lektüre empfohlen und das habe ich ja im Bücherschrank gefunden und steht auch auf meiner Leseliste von 2013, die liebe Eva hat aber nicht daran gedacht, es mitzunehmen. Macht aber nichts. Gingen wir halt so die Stadt anschauen, über eine Brücke, wo sich ständig Polizei befindet, war sie sehr leicht zu erreichen und, daß der Campingplatz sich auf einem Parkplatz neben einem Tennisplatz bzw einer Lagerhalle befand, war ein bißchen gewöhnungsbedürftig und wird mich wahrscheinlich zu einem Reisebericht veranlassen, denn in Tallin, der Hauptstadt von Estland, war es ebenso. Dorthin brachen wir am Montag auf, da war das Wetter schlecht und in Tallin gibt es schon den Euro, während es in Litauen Litas und in Lettland Lats gibt und, daß die drei Länder meistens alle in einen Topf geworfen werden, obwohl sie sich gar nicht so gut vertragen und jeweils eine andere Sprache, eine andere Kultur und eine andere Geschichte haben, konnte man in den Reiseführern nachlesen.

Turku, Ruissalo

Turku, Ruissalo

Turku, Dom

Turku, Dom

Am Montag also Tallin angeschaut, der Campingplatz war sehr überteuert und befand sich neben einer Messehalle, auf einem Parkplatz, obwohl es nebenan eine sehr schöne Grünfläche gab. Wir gingen durch die Stadt spazieren und fuhren am nächsten Tag mit der Fähre nach Helsinki und von dort zum Norbert, der in Littoinen in der Nähe der Stadt Tuku, seit einigen Jahren mit seiner Frau lebt. Am nächsten Tag haben wir uns Turko angeschaut und am 9. August ging es wieder mit der Fähre zurück nach Tallin. Das war Alfreds Geburtstag, also waren wir in der „Olde Hanse“ essen, das ist ein Restaurant in Tallin, in dem die Kellner mittelalterliche Kleidung tragen, Schleier, Hauben, etc, alles eher, wie ein Fest, als ein Restaurant, die Speisekarte ist auch ganz mittelalterlich „Unsere Diener würden sich über ein Eichhörnchenfell oder über ein Trinkgeld freuen“ und die Klos sind so nachgemacht mittelalterlich, daß sie schon wieder gewöhnungsbedürftig sind. Das Essen gut und teuer. Wildschweinbraten mit Honigsauce, habe ich irgendwo gelesen, wäre die Spezialität, leider haben wir auf der Fähre das Buffet besucht, so daß wir gar nicht sehr hungrig waren.
Für mich ging sich aber eine Leberpastete mit Honigzwiebel aus, die glaube ich, den Namen „Ratsherrengeheimnis“ trug, der Alfred nahm den geräucherten Hering, dann sind wir noch eine Stunde auf den Campingplatz zurückgegangen und am nächsten Tag auf die Insel Saaremaa gefahren, die ein wahres Freizeitparadies ist, wo wir ein sehr entspanntes Wochenende verbrachten.

Tallink

Tallink

Nida, Lokal

Nida, Lokal

Es gab ein gutes Frühstück im Kurhaus von Kuressare, das nur fünf Euro kostete, obwohl es sehr reichhaltig war, einen schönen Camp im Wald, auf dem die Leute grillten und man auch um einen kleinen See herumgehen konnte.
Einen Windmühlenpark haben wir besucht und sind bis auf die Landspitze hinausgewandert, wo es nur mehr ein einsames Restaurant, einen Leuchtturm und ein paar Souvenierbuden gab. Vogelfedern gab es zu finden, Muscheln eher nicht.
Am Montag wieder mit der Fähre auf das Festland und nach Lettland gefahren, wo wir noch einen Nachmittag in Riga verbrachten, was eigentlich das Einzige war, was wir von dem Land sahen, dafür sind wir aber durch die Jugendstilviertel gewandert und der Alfred hat mir auch einen Führer gekauft, wo man die schönen Bauten, zum Teil von Michail Eisenstein, dem Vater des berühmten Filmers, erbaut, bewundern konnte. Ein Restaurant mit der typischen lettischen Küche, die aus deftigen Fleischgerichten, wie Stelze oder Spare Ribs und vielen Cremes mit Früchten besteht, haben wir auch besucht und sind durch einige sehr schöne Parks gegangen und haben die Oper bewundert. Wenn ich die „Hunde von Riga“ lesen werde, werde ich erfahren, was ich alles von der Stadt versäumte, denn am nächsten Tag ging es schon wieder nach Litauen, bzw. auf die Kurische Nehrung und nach Klaipeda zurück. Bei meiner Litauenliteratur war auch ein kleines Büchlein, wo es über „Litauen im Visier des Dritten Reiches“ ging und wo alles genau beschrieben wurde, was 1939 mit dem Stalin-Hitler-Pakt passierte. Das habe ich alles nicht ganz verstanden. Die kurische Nehrung scheint aber ein Teil Ostpreußens gewesen zu sein, so steht das nachgemachte Ännchen von Tharau auf dem Brunnen des Hauptplatzes, wo gerade eine EU- Werbeveranstaltung stattfand, das echte, ist, glaube ich, in den Kriegswirren verloren gegangen und ein paar alte Ansichten, wie es früher in dem Städtchen ausgeschaut hat, gab es am Hauptplatz auch.

Turku, Blanko

Turku, Blanko

Wigry

Wigry

Der Campingplatz war neu und sehr idyllisch am Meer gelegen. Leider hatte ihn eine deutsche Reisegruppe schon voraus reserviert und die besten Plätze beschlagnahmt, die wir dann später in Wigry widertrafen, so daß wir dort am Parkplatz schlafen mußten. Aber am Feiertag sind wir mit einer Fähre auf das Haff bis nach Nida gefahren und wollten dort eigentlich das Haus besichtigen, in dem Thomas Mann drei Sommer verbrachte. Auf der letzten Buchmesse in Leipzig, hat Frido Mann auf dem blauen Sofa gelesen und ein Buch über dieses Haus „Mein Nidden“ vorgestellt. Wegen dem Feiertag war das Museum aber verschlossen, so daß wir nur herummarschieren und ein Foto vor der Gedenktafel machen konnten, in den Künstlerclub Blode, wo sich in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts alle literarischen und sonstigen Größen trafen und die Maler ihre Bilder malten, konnten wir aber hineinschauen und auch ein bißchen auf den Dünen entlangwandern. Ein traumhaft schönes Städtchen, aber sehr touristisch. Eine Russin mit einem Fahrrad, die ausgezeichnet Deutsch sprach und die uns erzählte, daß sie in Kalliningrad arbeitet, haben wir auch getroffen und dann gnig es wieder über Wigriy, wo wir den Freitagnachmittag verbrachten und noch einmal eine Schifffahrt machten und Tschenstochau zurück und ein bißchen durch die Tschechei sind wir auch noch gefahren und haben beim Tesco, Milch, Sekt und die berühmten Weckerln, die ich sehr gerne habe, eingekauft und jetzt sitze ich in Harland beim offenen Fenstler und kann die rhythmischen oder unrhythmischen Klänge der Freqeunzy hören, die ich heuer fast versäumte, bin ich ja vorhin, um mich nicht zu ärgern, nur bis zum Sportplatz Rad gefahren und jetzt werde ich soviel zu schreiben haben, daß ich wahrscheinlich den ganzen Sonntag dazu brauche, bevor es wieder in die Praxis nach Wien geht.

2012-08-18

Der Klang der Blicke

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:51

„Der Klang der Blicke“, einunddreißig Geschichten des 1971 in Adana geborenen Selim Özdogan, von dem ich, bevor mir Haymon das E-Book schickte, noch nie etwas gehört habe. Stimmt wahrscheinlich nicht so ganz, denn ich habe einige Filme von Faith Akin gesehen und für die hat er die Drehbücher geschrieben und sein erster Roman „Es ist so einsam im Sattel, seitdem das Pferd tot ist“, 1995 erschienen, ist, wie ich Wikipedia entnehme, gleich ein Kultbuch geworden, weil es den Ton der Jugendlichen trifft.
Poetisch schöne, aber auch sehr brutale Geschichten, die von der Kindheit, dem Aufwachsen, dem Alltagsleben und dem Verbotenen-Verborgenen handeln, das nur die Therapeuten zu wissen glauben, die sowohl im heutigen Deutschland, als auch in den kleinen türkischen Städten der Vergangenheit spielen, aber auch von denen, die in Vorstadtsiedlungen aufwachsen, saufen, kiffen und sich über Filme streiten und dann ihre Frauen schlagen oder nicht schlagen, erzählen und dann gibt es auch Bemerkungen über Menschen geben, die ausschauen, wie Germanistikstudenten im höheren Semester, die angeblich alle Chancen im Leben haben.
Beginnen tut es sehr poetisch mit „Der den Klang der Wolken liebt“, da fängt ein in Deutschland aufgewachsener türkischer Junge zu rappen an und sich für Hip Hop zu interessieren, zuerst hört er zu, dann schreibt er die Texte selbst, denn wenn man konsumiert, hat man gar keine andere Chance, als es selbst zu versuchen, der Vater rät ab, der Junge tut es trotzdem und hat auch Erfolg, zumindestens zum Greifen nahe, der Durchbruch kommt aber nie, so beginnt er Romane zu schreiben und wird von den Kritikern daraufhin zum Autor mit Migrationshintergrund gemacht. Zuerst hat der Vater auch abgeraten, später sagt er „Was willst du mit der Anerkennung derer, die du ohnehin nicht ernstnehmen kannst. Jeder ernsthafte Schriftsteller geht allein, halte nur den Rücken gerade!“, wie wahr.
In der „Steinstadt“, in der es nur ein paar Geschäfte gibt und einen Bus, der einmal in der Woche kommt, leben und träumen sie. Wie das auch schon andere gemacht habe Marx, Freud, Ghandi z.b. und irgendwann fahren sie mit dem Bus fort und kommen wieder oder auch nicht.
Im „Garten ohne Gesetz“ erzählt ein Junge von einem Sommer den er im Garten seiner Mutter verbringt.
„Du mußt aufpassen!“, sagt die Oma „deine Mutter ist wie ein Kind!“
Und der Opa spricht nicht mit ihr.
„Weil er sie liebt!“, erklärt die Mutter und erklärt dem jungen alle Pflanzen, den Tabak, die Pfefferminze, den Waldmeister, den Hanf u.u.u.
„In oben auf dem Dach und hinterher“, steigt einer, ein Pubertierender wahrscheinlich in der Nach auf einen Hochhausrohbau, fünfundzwanzig Stockwerke ohne Geländer und ohne Taschenlampe um von oben die Stadt zu besteigen. Mutprobe mit seinen Freunden und mit Treya und mit der bleibt er am Schluß allein“
In „Die Wege des Herrn“ erzählt dann der Vater, wie es früher war in dem kleinen Städtchen, man ging zum Friseur und sah dabei eine Frau mit einer Tochter, verliebte sich in sie und leiß den Lehrbuch nach der Adresse forschen. Der Vater arrangiert die Hochzeit, nur leider ist der Lehrling einer falschen Mutter nachgegangen.
In „Noch einmal die Weite“, trifft sich offenbar ein todkranker Mann zum letzten Mal mit seiner Geliebten um ihre Nacktheit zu spüren und sehr stark, aber ganz anders, die Geschichte, von denen die sich mit ihren Bierdosen am See treffen, die Mädchen anlabern und dann am Abend die Laternen ausreißen oder Spießer aufwecken würden, als die Kanacken mit ihren Tapeziertischen und ihren Proviantkörben kommen. Zuerst wird noch über die dicken Frauen sinniert, die sich trotz Kopftücher Tangas kaufen, dann scheint ein Kind zu ertrinken und keine Männer sind da, Schorch springt ins Wasser und ertrinkt, nach dem zehnten Bier offenbar ein Herzversagen. „Wir werden ihn rächen“, ist der letzte Satz. In der Geschichte von den drei Duranski-Schwestern, erzählt einer von den „kriegerischen Größen“ der Siedlung in der er aufgewachsen ist, Saskia, die sich gern mit Jungen prügelt,Lea mit der großen Klappe und ohne Angst und Sina, die raucht und kifft. Dann steigt auch noch ein „Todesengel“ in den Lastwagen, diskutiert mit dem Fahrer, erzählt ihm, daß er in achtzehn Minuten einen Herzinfarkt erleiden wird und dann war es ein perfekt inszenierter origineller Raubüberfall, „schon der zwölfte Wagen diese Woche.“
Spannend auch die Geschichte von den „Kriminellen“, wer sind sie, die die das Fenster offen lassen und allen von ihren Reichtum erzählen, der Sohn der seinen Verwandten auf der Hochzeit den Armreif oder den Discmann klaut, der Onkel von der Drogenfahndung, der in Deutschland ein Bordell besucht, wo ukrainische Mädchen Arbeiten, die eigentlich Kellnern wollten oder die Großväter, die ihre Enkeltöchter zwingen ein rotes Band an der Hüfte zu tragen, obwohl jeder weiß, daß sie keine Jungfrauen mehr sind?
In „Jeder schläft allein“ und „Papierpussy“ geht um die Gewohntheiten der Frauen, in deren Bett und Zimmer man sich auf einmal befindet. Die eine will eine bestimmte Cassette hören, die andere schläft, was wohl eine besondere Ironie ist, bei dem Buch eines Schriftstellers ein und ist nicht wachzukriegen, als hätte sie Valium genommen, ja wenn es Drogen gewesen wären…
Und „In eines Tages wird er nicht mehr kommen“, geht es um eine Beziehung mit einem Yogalehrer, der sich sehr bedeckt verhält, während einer, der eigentlich weinen wollte in „Töten hören leben“, seinen Hamster umbringt, nachdem er als sein Bruder ausgezogen ist, er aufs Gymni kam und er Ana mit den schmutzig blonden Haaren in der Lokomotive im Park nicht küssen konnte.
Ganz anders die „Zwei Tage“ da schleicht sich ein Einheimischer in einen dieser gutbeachten teueren Touristenclubs ein um dort Hummer zu essen und die Frauen zu vögeln und wird dann nur von seinem Landmann und Portier zusammengeschlagen.
„Verdachtsmomente“ ist auch so eine Geschichte, die man noch nicht überall gelesen hat. Es geht ums „Spielen in der Oberliga“ oder wie man eine Frau betrügt, ohne, daß sie es bemerkt. Selims Özdogans Ton ist immer etwas überheblich und besser wissend, so als ob einer die Welt von oben betrachtet und in seinem Zynismus kundgibt, daß man es ohnehin nicht besser machen kann, was auch für „Uta lampes Ex“ und „Dachterrasse“ gilt. Dann gibt es die Geschichte, wo einer sechundzwanzig Bewerbungsschreiben nach Ratgebern verfaßt, siebzehn Absagen und acht Bewerbungsgesräche macht und der letzte fragt ihn , ob er schon mal Extasy genommen hat. Aber ganz ehrlich! Was soll man da darauf antworten?
In „Freuden der Jugend“, werden genauso eindrucksvoll die Leiden eines Siebzehnjährigen erzählt, der in der ersten Reihe sitzt weil er sehr schüchtern ist, auf einer Party erkennt er, daß man mit Alkohol zum Reden kommt, bei den Mädchen klappt es aber nicht, die Eltern sind sehr unzufrieden und lassen ihm im Urlaub zurück, so daß ihm nichts anderes überbleibt, als sich die Pulsadern aufzuschneiden, denn Selbstmörder hat er ohnehin schon seit seiner Geburt bewundert. Das Pedant dazu ist die letzte Geschichte, die von der Prinzessin die auf der Suche nach der Mitte der Langweie und dem Ende der Einsamkeit durch alle Märchen und die Literaturgeschichte geht, so daß wir nochmal lesen können, daß es der Autor in allen Tonlagen kann, schön poetisch aber auch ganz brutal in der Alltagssprache, weiß er von den Nöten, die wir in diesen Leben haben, zu erzählen und hat immer wieder ganz überraschende Einfälle dabei.
Dann habe ich noch Hörproben aus „Ein weiteres Verlangen“, bekommen, das, wie ich Google entnehme, ein Album ist, das vom Autor ins Netz gestellt wurde, die ersten zweihundert können sich die Texte gratis hinunterladen, für die weiteren wird dann der Preis ausgedacht und einen Abspann zur Urheberfrage gibt es dabei auch.
Ein sehr interessantes Erzähltalent, das wirklich mehr, als über den Migrantionshintergrund zu erzählen weiß und sich für alle Tonlagen und alle Lebenskrisen zu interessieren scheint, das ich das kennenlernen durfte. Die Bandbreite der Özdogan Geschichten ist sehr vielfältig und es wird in einer sprachlichen Vielfalt erzählt, wie man sie selten in Erzählbänden findet.
Hier noch die Besprechung eines Erzählbandes einer austro-türkischen Autorin, die ich voriges Jahr gelesen habe.

2012-08-17

Litauischer Literaturstreifzug

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:20

Da wir ja 2002 auf der Buchmesse in Frankfurt waren, bin ich mit einer ganzen Büchertasche über litauische Literaturinformationen in diesen Urlaub aufgebrochen, obwohl ich nicht sehr viel Ahnung über die Literatur Litauens habe.
Gut, 2002 war Litauen Gastland in Frankfurt, da gab es einen Pavillon mit Informationsständen und ich habe mir, bin ich ja eine Sammlerin, auch die vielen Autorenportraits und sonstigen Broschüren, die es gab, eingepackt und in mein Bücherregal gestellt.
An Teepäckchen, die man sich mitnehmen konnte, kann ich mich auch erinnern. Die Tees habe ich getrunken, in den Broschüren wahrscheinlich geblättert und mich über die seltsamen Namen, die die litauischen Autoren haben, wahrscheinlich gewundert. Ö 1 hat in Ex Libris, glaube ich, auch ein bißchen über die litauische Literatur berichtet und dann darauf vergessen, gibt es ja so viel anderes zu lesen und so bin ich, erst wieder 2010 bzw. 2011 durch den Bank Austria Literaturpreis daraufgestoßen, denn da hat ja Renata Serelytes „Blaubarts Kinder“ gewonnen. Das Buch konnte man sich bei der Veranstaltung im Radio Literaturhaus nehmen, Anfang 2011 habe ich es brav gelesen und bin ein bißchen über die Geschichte und auch sonst gestolpert, gab es ja keine Autorenangaben auf dem Buch. Im Internet war auch nicht viel zu finden und, daß ich 2002 aus Frankfurt so ein kleines rotes Autorenportrait mitgenommen habe, hatte ich vergessen.
Cornelius Hell hat „Blaubarts Kinder“ übersetzt, ihn hatte ich damals ein Mail geschrieben und auf einer literarischen Soiree bezüglich des Buches angesprochen, er hat mir auch die gewünschten Informationen gegeben, ich hatte das Buch auch schon besprochen und der Wieser Verlag hat auf meine Besprechung dann auch in seinem Verlagsprogramm hingewiesen.
Vor dem Urlaub habe ich bei Cornelius Hell noch einmal angefragt, was er mir zu lesen empfehlen würde, der ja auch ein Buch üer litauische Autoren herausgegeben hat, das in den Reiseführern empfohlen wird und habe die Broschüren in die Tasche eingepackt, die mir Alfred aus Australien mitbrachte und so bin ich dann auf dem Campingplatz bei Trakai in dem kleinen Gasthaus, wo die Familien ihre Feste feierten, gesessen und habe in „Best writing from an about Lithuania“ geblättert. Das ist eigentlich eine Kulturzeitschrift, die anläßlich der Buchmesse herausgegeben wurde und sich sämtlichen Teilen der litauischen Kunst widmete. Es gab aber eine Einführung des Obmanns des Schriftstellerverbands und eine Geschichte über die Kindheit von Romualdas Granauskas“ und so habe ich mich durch die litauische Literatur gekämpft.
Im Merian-Heft gibt es einen Streifzug über die balitsche Kunstszene und da wird die 1961 in Vilnius geborene Jurga Ivanauskaite, die mit ihrem Roman „Regenhexe“ berühmt geworden ist, vorgestellt und so ein kleines rotes Prosaheftchen über Jurga Ivanauskaite habe ich auch und da gibt es einen Auszug aus der „Regenhexe“, in dem eine Frau einem Psychotherapeuten über ihre Liebe zu einem Priester erzählt, eine Hexe über ihre Liebeserfahrungen sinniert und auch Maria Magdalena ihre Liebe zu Jesus gesteht.
Darin habe ich erst am Campingplatz in Wigry auf der Rückfahrt unserer Reise gelesen. Denn wir sind bei der Hinfahrt ja nur einen Nachmittag in Trakai und in Vilnius gewesen und dann gleich nach Riga weitergefahren, wo ich sehr bedauerte, daß ich Hennig Mankells „Die Hunde von Riga“ nicht als Reiselektüre eingepackt hatte.
In Estland und in Finnland war auch keine Zeit sich mit der litauischen Literatur zu beschäftigen, aber am Nachmittag in Wigry, habe ich die Autorenportraits durchgeblättert. Sie sind auf Deutsch geschrieben, teilweise auch von Cornelius übersetzt und in die Sparten Prosa und Lyrik aufgeteilt.
Neunzehn solche Heftchen habe ich mir von Frankfurt bzw. auf meine Reise mitgenommen und das über Renata Serelyte, die auch in den anderen Heftchen als Literaturkritierin ihre Eindrücke über ihre Kollegen schildert, war natürlich besonders interessant.
2002 war „Blaubarts Kinder“ offenbar noch nicht erschienen, nur ihr erster Roman „Sterne der Eiszeit“ aus dem es Auszüge gab, das Heftchen offenbart auch sehr viel Biografisches über die 1970 in Simonys geborene Lyrikerin, Prosaistin und Dramatikerin, die in Vilnius Litauistik studierte. Sie war damals auch schon in mehreren Sprachen übersetzt und das Heftchen hat ein langes Werkverzeichnis, nur zu mir ist das nicht durchgedrungen, aber auch sonst ist die litauische Literatur in Österreich trotz Frankfurt, glaube ich, nicht sehr bekannt, obwohl wir in Cornelius Hell einen sehr bemühten Übersetzer haben. So hat er auch Vanda Juknaites „Das gläserne Land“ übersetzt, das bei Otto Müller erschienen ist und Vanda Juknaite ist, wie die Literaturkritikerin Renata Serelyte in dem Heftchen schreibt, eine wichtige Vertreterin der Frauenliteratur und schreibt bevorzugt über Mütter.
Jüdische Schriftsteller sind in der Portraitreihe natürlich auch zu finden. Icnhokas Meras, Markas Zingeris und Griorijus Kanovicius haben sich mir jetzt eingeprägt und ein Heftchen über das „Jerusalem von Lithuania“ womit Vilnius gemeint ist, habe ich auch.
Bei den Lyrikern gibt es im „Best Writing“ Gedichte von Vytautas Bloze und Sigitas Geda auf Englisch und da habe ich auch jeweis ein Heftchen aus der Portraitreihe, so daß ich die deutsche Textproben und die Lebensläufe nachlesen konnte.
Eine starke Prosastimme ist noch in dem „Best wrtiting“ Buch zu finden, nämlich zwei Geschichten von Saulius Tomas Kondrotas „Der rote Fuchs“ und „Der Sammler“, die ich auf der Fahrt von Vilnius nach Riga las und da hat mich vor allem die Geschichte von dem Mann, der Sonnenuntergänge sammelt und sie in kleinen Dosen verpackt und kauft bzw. verkauft, sehr beeindruckt.
Das Gastland Litauen gab in seiner Portraitreihe in Frankfurt also einen Eindruck in die Literatur Litauens, die man erweitern und vertiefen sollte, es gibt aber soviel anderes zu lesen, daß eine schreibende Vieleserin gar nicht dazu kommt, trotzdem ist das Blättern in den Portraitheftchen am Campingplatz in Wigry neben dem Kloster in dem sich jetzt Künstlerateliers befinden, sehr interessant gewesen und mein Eindruck, den ich aus Frankfurt mitgenommen habe, hat sich in meiner Dreitagereise durch Litauen sicherlich vertieft.
Trakai und Vilnius habe ich am ersten Tag ein bißchen gesehen und auch einen Eindruck in die Familienfeiern bekommen. Dann war ich noch zwei Tage an der Kurischen Nehrung in Klaipeda und in Nida, bin vor dem Ännchen von Tharau und vor dem Haus gestanden, in dem Thomas Mann drei Sommer verbrachte und das heute ein Museum ist, am 15. August aber leider geschlossen war, was für einen litauischen Literaturstreifzug auch nicht so unwichtig ist.
Die neunzehn Portraitheftchen werde ich wohl wieder in mein Bücherregal zurückstellen und vielleicht finde ich einmal Jurga Ivanauskaite „Regenhexe“ oder ein anderes Buch von Renata Serelyte im Bücherschrank, dann werde ich sie wohl begierig lesen und so ganz unbekannt werden mir die Autorinnen dann nicht mehr sein und von einem Land bekommt man mit Sicherheit mehr mit, wenn man sich mit seiner Literatur beschäftigt, auch wenn ich das nur mit ein paar Mails an einen Übersetzer und mit ein paar Portraitheftchen machte, kann ich es trotzdem sehr empfehlen.

2012-08-16

Die kleine Passion

Filed under: Uncategorized — jancak @ 01:59

Auf den Namen Ernst Wiechert bin ich im Vorjahr während unserer Masurenreise gestoßen, gilt doch der 1897 in Sensburg Geborene und 1950 am Zürichsee Verstorbene, als einer der bedeutensten Dichter Ostpreußens.
Dann habe ich die „Kleine Passion“ im Bücherschrank gefunden, auf meine Leseliste gesetzt und in diesen Urlaub mitgenommen, ging es ja noch einmal durch Polen und auf der Hin- und Rückfahrt habe ich das 1929 erschienene Buch, das den Untertitel, „Die Geschichte eines Kindes“ trägt, der in meiner Ausgabe fehlt, auch gelesen.
Daß die Geschichte in Ostpreußen spielt, wird auf keiner Seite erwähnt, eigentlich werden überhaupt keine Ortangaben gemacht, die biographischen Bezüge zu Wiechert, der der Sohn eines Försters war, lassen sich aber denken.
Was einer Leserin, die noch nie etwas von Wiechert glesen hat, auffiel ist der tragische, fast pathetische Ton, in dem die Geschichte, ich nehme einmal an, daß sie mit Wiechert zu tun hat, erzählt wird. Es geht um die Kindheit des Knaben Johannes und, wie im Klappentext steht, um den Kampf seiner Mutter gegen das Böse.
Das wird sehr bedächtig geschildert. Die Mutter Gina ist eine Bauerntochter und die Karstentöchter meint Wiechert, haben es nicht leicht im Leben, das wird im ersten Kapitel ausgeführt. Gina, die eine Zeitlang mit einem jungen Lehrer spazierenging, bis er sich mit einer anderen Bauerntochter verlobte, bekommt einen Heiratsantrag eines Witwers, der eine Mutter für seinen Sohn braucht, einem Beamten, wahrscheinlich älter als sie, er lädt sich bei Dietrich Karsten zum Kaffee ein und macht ihr einen Antrag, die ihn annimmt, weil sie ihn als ihr Schicksal ansieht und ihr Martryrium bzw. ihr Kampf beginnt.
Im zweiten Kapitel wird dann das Martyrium geschildert, als sie schwanger ist, schlägt Albert Zerrgiebel sie, weil sie nicht in den Keller gehen und für ihn Wein heraufholen will und vorher fällt er bei der Hochzeit unangenehm auf, weil er dem Musiker ein falsches Geldstück gibt.
Gina zieht sich mit ihrem Sohn Johannes in ihre Kammer zurück, mit dem ersten Sohn Theodor kommt sie nicht zurecht, hat aber Unterstützung in ihrem Vater und der kleine Johannes im Förster des Waldes, der ihn bald als Dichter erkennt. Die Volksschulzeit wird sehr beeindruckend geschildert. Der Lehrer ist streng und schlägt die Kinder, die Frau des Lehrers weiß aber Geschichten zu erzählen, einen Hilfslehrer gibt es auch der Geige spielt und zu Gina ein besonderes Verhältnis hat.
Später kommt Johannes ins Gymnasium und wohnt in der Stadt zur Untermiete, weil er nicht mit seinem Bruder, der Postgehilfe ist, im Zug fahren will. Als er sich bei den dortigen Lehrern weigert, die Buchstaben anderns zu schreiben, macht ihn der Direktor lächerlich, die Frau bei der er zur Untermiete wohnt, geht aber in seine Sprechstunde und weist ihn in seine Schranken, denn sie kennt seine Geheimnisse.
Von nun an, hat Johannes Ruhe oder auch nicht, er hat jedenfalls einige Freunde und Feinde und später entdeckt er, daß sein Vater und sein Bruder ungesetzliche Handlungen trieben, kommt in Verruf dabei, da kann ihm ein junger Lehrer und sein Großvater helfen, die Mutter geht mit ihm zu ihrem Vater zurück und Albert Zerrgiebel schreibt Briefe auf dem Gefängnis an die ganze Stadt, um sie mit irgendwelchen Geeimnissen zu erpressen. Schließlich wird Johannes in die Liebe eingeweiht, von der Frau des Arztes, die von Zerrgiebel auch erpresst wird, macht sein Abitur und beginnt Jura zu studieren, um der Welt zu ihrem Recht zu verhelfen.
Eine wahrscheinlich nicht ungewöhnliche Geschichte, wie man im vorigen Jahrhundert so sozialisiert wurde. Ernst Wiechert, habe ich gelesen, ist mit diesen Buch berühmt geworden. Es gibt bei Wikipedia ein ganz langes Werkverzeichnis und im Internet eine Fanseite, wo man sich ein bißchen in die Werke, die zum großen Teil vergriffen scheinen, einlesen kann.
Mir erschien der Ton, wie schon beschrieben ein wenig zu pathetisch und zu getragen. Man muß das Buch aber wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem Leben und den anderen Werken des Dichters setzen und die der politische Situation einbeziehen. In der Künstlerkolonie Bode, die ich in Nieda besuchte, ist auch ein Foto Wiecherts ausgestellt. Mal sehen ob ich ein anderes seiner Werke im Bücherschrank finde. Dieses hat ein Dr. Anton…. ausgeschieden, der den Rest seines Namens, seiner Adresse und seine Telefonnummer aus seinem Stempel herausgestrichen hat und es ist im „Welt im buch“, dem Buchabonenment für Anspruchsvolle erschienen.

2012-08-15

Wochenende in Saaremaa

Filed under: Uncategorized — jancak @ 08:25
Saaremaaa, Kuressare, Burg

Saaremaaa, Kuressare, Burg

Saaremaa, Camping Tehumardi

Saaremaa, Camping Tehumardi

Auf Saaremaa, der größten Insel Estland auf der vierzigtausend Menschen wohnen und die in der Sowetzeit militärisches Sperrgebiet war, ticken die Uhren langsamer, steht in den Prospekten dann wird noch etwas von Freizeit und Erholung hinzugefügt und das war auch zu merken, als wir Freitagnachmittag die Hauptstadt Kuressaare erreichen.
Vorher sind wir von Tallinn kommend, mit einer Fähre gefahren, eine halbe Stunde und der Alfred befürchtete fast, da ja Wochenende eine lange Wartezeit. Dann ging es aber Ruckzuck, wir kamen hin, bezahlten, fuhren ein und das Schiff war schon unterwegs, als wir das Deck erreichten.
Ich habe ein wenig auf das Meer hinausgeschaut, der Alfred kaufte sich eine Straßenkarte, während sich die Passagiere fotografierten und besonders gute Posen ausprobierten, dann hatten wir unser Ziel schon erreicht und fuhren durch die unberührte Naturlandschaft. Bäume, Wäder, hin und wieder Haus und das Meer ziemlich nahe, manchmal sieht man es von beiden Seiten.
Im ehemaligen Waaghaus der Hauptstadt Kuresaare ist jetzt ein Pub untergebracht, steht im Reiseplan, wir setzten uns unter das Sonnendach, Alfred bestellte eine Leber in Kognacsauce, ich einen Pfannkuchen mit Schinken und Käse, ein Erdbeersmoothy dazu und wenn man aufs Klo will, kann man das schöne alte Haus aus dem siebzehnten Jahrhundert bewundern.
Nebenan befand sich ein kleiner Markt, wo die Leute ihre Handarbeiten, aber auch Heidelbeeren und Pilze verkauften. Im Gastgarten saß ein Mann mit einem Buch und unterhielt sich mit zwei Radfahrern, die ihre Räder an die Trennwände lehnten und sehr ausgeruht wirkten.
Ein kleiner Bummel durch den Markt, Holzlöffel waren zu bewundern und selbstgestrickte Strümpfe und zur Touristeninformation.

Saaremaa, Windmühlenmuseum

Saaremaa, Windmühlenmuseum

Saaremaa, Freilichtmuseum

Saaremaa, Freilichtmuseum

Die Attraktion des Ortes ist die Bischofsburg, in der zweiten Häfte des vierzehnten Jahrhunderts fertiggestellt und damit die best erhaltene mittelalterliche Burg des gesamten Baltikums.
Um zu ihr zu gelangen, muß man durch die geschäftige Hauptstraße gehen, dann durch einen Park und am Kursalon vorbei, wo es auch einen Musikpavillon gibt.
Kuresaare hat auch viele Spas und Heilbäder anzubieten und die Burg ist sehr idyllisch angelegt. Man muß über ein paar Brücken gehen, kann sie aber auch über verschiende Hügel klettern. Im Hof gibt es einen Schmied und andere Handwerksbuden. Bogenschießen kann man, glaube ich, auch und in der Mitte ist eine Bühne aufgebaut, wo es am Abend Musikaufführungen zu geben schien.
Einen kurzen Rundgang zum Fotografieren, Alfred ist dazu, glaube ich, auf eine Mauer geklettert, dann fuhren wir weiter auf den Campingplatz, kamen zuerst in eine Polizeikontrolle, eine junge Polizistin wollte von uns wissen, ob wir das erste Mal in Estland wären und dann an die Landesspitze, wo es das einsame Restaurant gibt, von dem wir in der Touristeninformation Postkarten fanden, die wir an Alfreds Eltern, an die Ruth und an Margot Koller schickten.
„Da müßen wir hin, da gibt es gebratene Fische!“, sagte der Alfred, wir hatten aber schon gegessen, also ans Meer, wo es einen Leuchtturm gibt und die Möwen ihre Federn verlieren, bis an die Spitze, wo sich die Touristen fotografierten oder Steine in das Wasser warfen.
Diesmal war der Campingplatz wirklich idyllisch, weil mitten im Wald gelegen. Zwei kleine Teiche gab es auch, die man umrunden konnte, einer führte direkt zu einer Hamburgerbude, wo sich Senf verkosten ließ und das berühmte estnische Bier zu kaufen gab, die aber leider erst um zwölf öffnete, so daß es vorher nichts mit dem Kaffeetrinken wurde.
Das holten wir aber im Kursalon von Kuresaare nach, wo es um fünf Euro mit wunderbaren Blick auf die Bischofsburg, ein wirklich reichhaltiges Frühstück gab. Schinken, Lachs, Käse, eine rote Beerenmarmelade, Croissant, Brot und Joghurt und eine dicke Katze wartete begierig auf die Abfälle. Danach ging es am Samstag zum Krater Kaali, der ein ziemliches Naturereignis ist und am Sonntag in den Windmühlenpark, denn Windmühlen hat nicht nur Holland anzubieten.
Die in Estland sind meistens viereckig und haben einen Mechanismus, daß man sie in alle Richtungen drehen kann. Im Windmühlenpark gab es vier oder fünf Stück, eine in holländischer Manier, in die man hinaufklettern konnte und wo einen nicht nur Beschreibungen, sondern auch die Müllersfamilie als Puppen erwartete und am Samstag sind wir noch einmal zur Landesspitze gefahren und haben gegrillten Lachs gegessen.
Es war halb drei, in den baltischen Staaten wird die Uhr eine Stunde nach vor gestellt und das Restaurant als wir kamen, ziemlich leer, so daß der Koch mit der Servierin zu den Revolutionsliedern, die es zu hören gab, tanzte und ebenfalls einen sehr entspannten Eindruck machte.
Am Sonntag haben wir in einem Restaurant mit der angeblich besten estnischen Küche gegessen, das sich in einem ehemaligen Pastoralamt neben der Kirche befand und nur im Sommer geöffnet ist.
Hier konnten wir nicht im Freien essen, auf den Holztischen, alles sehr ästhetisch, türmten sich aber nach der Bestellung die Speisen. Das Kartoffelpüree, das ich zu den Kohlrouladen bekam, hätte locker für eine Familie gereicht, drei Schüßel mit Salaten, bzw. eingelegten Gurken und Kürbissen und eine Sauce gab es auch. Der Alfred hatte Fisch bestellt und die Reiseführer schrieben etwas von der einfachen deutschen Hausmannskost, an die die estnische Küche erinnert.
Dann ein Stückchen in den Nationalpark hinein, den man eigentlich durchwaten kann, was wir aber nicht machten. Wir ließen uns nur von der freundlichen Dame in dem Infocenter erklären, wo sich die Robbenbabys befanden und fuhren auf einer ziemlich holprigen Straße zu einer Art Hafen, wo ein paar Fischer waren und man auch auf eine Insel hinausfahren konnte.
Dann hätte es noch ein Freilichtmuseum zu besichtigen gegeben, leider war es, als wir es erreichten, aber schon geschlossen, so daß wir nur von außen, auf die alten Häuser, eine Windmühle stand natürlich in der Mitte, schauen, beziehungsweise den Lageplan studieren konnte.
Am Campingplatz wurde noch bis spät am Abend gegrillt, die Kinder spielten und am nächsten Morgen ging es mit der Fähre, um halb neun, wo man zum Frühstück schon gegrillte Würste und eine Art Suppe essen hätte können, aufs Festland zurück, wo wir nach Riga weiterfuhren.

2012-08-14

Erlesenes Europa

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:53

Was nimmt man mit auf eine sechs Länderreise, wenn man durch die baltischen Staaten, Estland, Lettland, Litauen reisen will und eigentlich nur von der litauischen Literatur einen kleinen Eindruck hat?
Ernst Wiecherts „Kleine Passion“ natürlich, weil es ja durch Polen geht.
Auf die „Hunde von Riga“ habe ich vergessen oder nicht daran gedacht, daß das ein passender Literaturtip wäre, aber da gibt es ja die Geschenkbücher, die der Hauptverband des Buchhandels, immer um den 23. April anzubieten hat und die ich mir so getreulich hole und dann meistens ungelesen in die Regale stelle, denn Bücherproben, interessieren mich nicht so sehr, lautete das Vorurteil, also haben sich da zwei passende Anthologien angesammelt.
„Erlesene Reisen“ von 2010. 2012 gab es fünfzehn Geschichten zum „Erlesenen Europa“, von Mercedes Echerer zusammengestellt und ganz im blauen im Eu-Design gestaltet, also habe ich mir, als die „Kleine Passion“ und die litauischen Literaturstreifzüge nicht mehr passten, zuerst dieses Büchlein herausgeholt, das obwohl wir ja nicht in den Süden kamen, passend schien, denn sechs Länder in sechzehn Tagen sind ja auch ein schöner Europastreifzug.
Zuerst gibt es ein Vorwort von Mercedes Echerer und die zeigt die Situation sofort schön auf.
„Der Reichtum Europas ist die kulturelle Vielfalt“, tönt es vom Rednerpult. Ich sitze in diesem uniformierten Konferenzsaal und frage mich, wer von den Anwesenden wohl Anhänger der baltischen Kunstszene oder Schwärmer der slawischen Hip-Hop-Kultur, oder Kenner der zeitgenossischen Literatur der Benelux-Länder sein mag.“
Als ich das gelesen habe, sind wir von Riga nach Tallinn gefahren und ich dachte, ich habe auch nicht viel Ahnung von der baltischen Literatur und war verärgert, weil ich beim Vorbereiten nicht daran dachte, daß ein Hennig Mankell Krimi passen könnte.
„Ich sitze vor einem Turm aus Büchern und stöbere in Erinnerungen, suche Verdrängtes, recherchiere Beobachtungen und Berichte, forsche nach Kritik und Visionen, durchforste Alltagsgeschichten und Träume. – Gemeinsam mit Gerald Schantin entscheiden wir uns für 15 sehr persönliche Blickwinkel als betörende Zeugen der Vielfalt und faszinierende Mittler der Welten.- Viel Freude bei der Lektüre“, wünscht Mercedes Echerer noch und die habe ich gehabt und den Streifzug in Estland und in Finnland, wo ich mich hauptsächlich damit beschäftigte, auch sehr genoßen.
Beginnen tut es mit Ursula Albrecht und Ines Sommer mit der Erinnerung an die DDR, wo eine Tochter aus einem fortschrittlichen Hause aus der Schule flog, weil sie bei der Jugendweihe, nicht den „Kampf um die sozialistische Weltrevolution geloben wollte“, sondern stattdessen aus Goethes „Faust“ zitierte.
Ds war schon einmal passend, denn das erste Mal sind wir 1990 in Finnland gewesen und dann mit einer Fähre in die noch existierende DDR nach Berlin gefahren, wo die Mauer schon geöffnet war, so daß man locker von Ost nach West und zurück fahren konnte. 1985 brauchten wir noch ein Visum, hatten den Zwangsumtausch und die scheelen Blicke der Parteimitglieder. Mit der Fähre sind wir damals, glaube ich, von Sassnitz nach Stockholm gefahren.
Auch die Geschichte von Nelly Bakus war sehr interessant. Denn sie schildert das Europa von der anderen Seite. Da gibt es Stipendiaten, die aus Weißrußland oder anderen nicht EU-Ländern nach Amsterdam etc kommen wollen, weil sie eine Einladung einer Universität oder etwas Derartiges haben und an der Borniertheit der Beamten scheitern, die ihre Einladungen nicht anerkennen, so daß die Autorin einmal nicht nach Österreich fahren konnte, weil die Tschechei den Transit verweigerten…
Sylvia Treudl hatte bei der letzten GV der IG Autoren etwas Ähnliches von einer Stipendiatin, die sie betreute, zu berichten, während wir es von der anderen Seite, ja viel einfacher haben und problemlos von Harland bis nach Finnland fahren konnten und den Paß nur für die Schiffspassage oder die Campingplätze brauchten.
Achim Bennig hatte etwas über sein „Bißchen Tschechien“ zu berichten, denn das Reinhardt Seminar, das er einmal besuchte, befindet sich offenbar in der Nähe der tschechischen Botschaft und da lernte er Jiri Grusa kennen, der zuerst Dissident und Verfolgter, später Botschafter war und inzwischen verstoben ist, der Text stammt aber aus dem Juli 2008, so daß er davon nichts berichtet.
Auch Gyorgi Budas „Drei Brücken über meine Donau“ war sehr eindrucksvoll. Denn ich war ja schon einmal in Passau und bin mit dem Schiff an der Stelle gefahren, wo die drei Flüße zusammenfließen und in Budapest war ich auch schon ein paar Mal.
Dann gibt es eine Stelle aus Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“, da habe ich den Europa-Bezug nicht ganz verstanden, das Buch aber, glaube ich, an den Tag gefunden, als der Bücherschrank in der Zieglergasse, neu eröffnet wurde und wartet, wie die „Hunde aus Riga“ auf das Lesen. Mit Romanauszügen tue ich mir immer etwas schwer, aber das Buch soll ja zum Lesen des Ganzen anregen und das werde ich demnächst auch tun.
Tibor Dery geht wieder in die Vergangenheit zurück, wo man in Budapest sieben Jahre in der Todeszelle sitzen und dann mit einem Schlag entlassen und nach Hause geschickt werden konnte. Der Taxifahrer nimmt in dieser Situation kein Trinkgeld und führt einen extra zum Zigarettenladen, die Hausbesorgerin sperrt die Wohnung auf, in der inzwischen eine Untermietfamilie einquartiert wurde, die Frau hat auf einen gewartet und das Leben ist schön…
Dann kommt Karl Markus Gauß und der ist ein Kenner Osteuropas, erwähnt die baltischen Staaten und hat 2005 alle Länder bereist, die damals in die EU aufgenommen wurden. Lettland und Estland zum ersten Mal. Ich war ein bißchen später daran und er erwähnt bei den Literaturhinweisen auch den serbischen Juden Danilo Kis und von dem habe ich auch ein Buch in meinen Regalen, das ich noch lesen sollte.
Dann kommt ein Text über Luxenburg „Einfach nur der Nase nach?“, mit dem fängt man in den baltischen Staaten naturgemäß weniger an, ich kann nur sagen, in Luxenburg war ich noch nie und sollte vielleicht einmal dorthin fahren oder ein paar Bücher darüber lesen.
Veit Heinichen habe ich schon gelesen. Sein Text geht über Triest und dort war ich auch schon ein Osterwochenende mit der Anna und dem Alfred und habe mich, als ich „Den verrückten Traum der Thea Leitner“ geschrieben habe, auch darauf bezogen.
Markus Jakob schreib über Barcelona und dort sind wir, als wir 2005, in Andalusien waren, nur durchgefahren, die Hotelburgen und die Billigarbeiter aus Afrika haben wir aber auch gesehen und ein bißchen scharfe Europakritik tut sehr gut, auch wenn der Text die Welt nicht ändern wird. Mich beeindruckten damals die vielen marokkanischen oder algerischen Gastarbeiterfamilien, die mit ihren vollgepackten Autos in die Heimat fuhren und das Rasthaus total dominierten, so daß ich mitten in Spanien, die einzige Frau ohne Kopftuch war, die laut und fröhlich waren und dann die ganzen Baguettes, die sie sich zum Essen holten, einfach liegen ließen.
Paul Nizon, den ich ja auch kenne, beziehungsweise einmal in der Alten Schmiede versäumte, hatte einen Exkurs über die französische Frau und schwärmt dabei von seiner Concierge. Nn ja die Einblicke der älteren Herren auf das weibliche Geschlecht sind manchmal schwierig, die Feministinnen machen es ihnen aber wahrscheinlich auch nicht leicht.
Danach tritt Pier Paulo Pasolinie „aufs Gaspedal“ und erzählt, wie er mit Alberto Moravia in Rom spazierengeht, von dem habe ich auch noch ein paar Bücher zu lesen und ein paar Tage in Rom waren wir auch einmal. Um ein Stipendium in einer dieser berühmt berüchtigten Wohnungen, habe ich aber nie angesucht. Erika Pendretti geht in „Engste Heimat“ nach Böhmen zurück, während Tom Sharpe von einem englischen oder irischen Großvater schreibt, der den unehelichen Sohn seiner Tochter ziemlich weltfremd aufwachsen läßt und dann mit ihm auf Anraten seines Arztes, doch auf Kreuzfahrt geht, wo er sich gleich in die schöne Jessica verliebt. Am Schluß geht es noch mit Risten Sokki in einem Sonett nach Norwegen, wo er den Austand der Samen am 8. November 1852 gegen die norwegische Obrigkeit beschreibt, da hatten wir Skandinavien aber schon verlassen und jetzt bin ich von sowohl von meiner litarischen als auch meiner tatsächlichen Europüpareise zurückgekommen.
Über den Unterschied zwischen dem Schreiben und dem Lesen wird noch in den „Erlesenen Reisen“ zu berichten sein. Jetzt bleibt mir nur zu schreiben, daß ich die Lektüre der fünfzehn Europageschichten empfehlen kann. Manchmal stehen die Geschenkbücher im offenen Bücherschrank zur freien Entnahme. Man muß aber natürlich weiterlesen, den ganzen Bulgarkov, die Heinichen Krimis, die Gaußschen Tagebücher,u.u.u. aber das ist ja, wie erwähnt, der Sinn des Ganzens und wenn man das macht und auch noch eine Sammlerin ist, hat man bald die Regale voller Bücher, so daß es vorkommen kann, daß man Thomas Bernhards „Holz fällen“ nicht mehr findet. Man sucht und sucht, beschuldigt die Tochter es genommen zu haben und setzt sich dann in den Weihnachtsfeiertagen in dem Jahr, wo der große Tsunami wütete hin und schreibt einen Bücherkatalog und da findet man ein altes Buch aus der Bibliothek seiner Eltern, das auch Europareisen schildert und das man dann begierig las und die Schnappschüße bewunderte, die aus einer Zeit stammten, als die EU noch ein Traum der Menschen war.
„Europasommer“ – „Als Funkreporter 24.000 Kilometer durch 24 Staaten unseres Kontinents“, von Josef Maderner geschrieben, heißt es. 1956 ist es in der Büchergilde Gutenberg erschienen. Jetzt habe ich trotz Buchkatalogs auch eine Weile gesucht, bis ich es gefunden habe und sollte es natürlich noch einmal lesen oder hätte es auf meine Reise mitnehmen können…

2012-08-13

Best Camp of Town

Filed under: Uncategorized — jancak @ 11:12
Riga

Riga

Riga, Schwarzhäupterhaus

Riga, Schwarzhäupterhaus

Als wir am Sonntag vor zwei Wochen von dem schonen Campingplatz in Trakai, wo wir am Abend in dem kleinen Gasthaus beim See, die Familienfeiern beobachten und am nächsten Morgen auf der Terrasse gut frühstücken konnten, nach Riga gefahren sind, hat mich Alfred auf den schönen Campingplatz dort aufmerksam gemacht, von dem man gleich über eine Brücke in die Stadt gehen konnte, denn von dem in Trakai mußte nach Vilnius eine gute Stunde fahren und haben die Zufahrt auch nicht gleich gefunden.
Das taten wir in Riga, wo ich mich gerade heftig ärgerte, daß die den Mankell Krimi nicht mitgenommen hatte, als ich den Lettland-Führer durchblätterte, allerdings auch nicht. Wir kreisten auf einer Baustelle herum, fragten zuerst einen Spaziergänger, der es auch nicht wußte und später einen Polizisten, der auf Alfred Plan schaute und dann in eine Richtung wies, wo man über die richtige Brücke fahren konnte, denn der Campingplatz befindet sich auf einer Halbinsel und ich entdeckte ihn nicht gleich, denn das große Gebäude an dem wir vorüberfuhren, war eher eine Tennis- oder andere Veranstaltungshalle, mit einem großen Parkplatz, einigen Wächterhäuschen, großen Eingängen und einem kleinen Schild, das auf den Campingplatz verwies, der vom 15 Mai bis 15. September geöffnet ist. Der liegt hinter der Halle und auf einem Art Abstellplatz, der allerdings eine Wiese ist und einen eigenen Prospekt, der auf alle Facilities des Camps hinweist, gibt es auch. So ist das Klo ein Mietcontainer, das steht auf Deutsch darauf, aber vorher gibt es ein Wächterhäuschen mit einem Security, der die Quittung mustert, bevor er den Schranken hebt und eine Reception gibt es hinter einem der Zugänge auch und in der Rezeption einen Cafeautomaten, wie mir der Alfred erzählte, die allerdings erst um acht geöffnet wird. Die Klos im Mietconainer sind gleich beim Eingang, davor gibt es eine Kinderrutsche, auf die später ein paar Kinder, in schönen Rosa und Blau getrennt bekleidet, wie man es hier öfter sieht, turnen werden und auch das Damenklo hat Pissoirmuscheln.
Dafür gibt es aber ein Blatt auf dem alle Regeln aufgeschrieben sind.
„Schönen Aufenthalt und kommen Sie bald wieder!“, steht am Schluß auf Englisch und wahrscheinlich auch in Lettisch geschrieben.
Die Duschen befinden sich am anderen Ende in einem allerdings sehr geräumigen Conainer, von zwölf bis vierzehn Uhr werden die Damenduschen gereinigt und von vierzehn bis sechszehn Uhr, die der Herren, steht auf Deutsch angeschrieben. Es gibt viele Klos und Waschgelegenheiten, ein paar davon soll man zum Geschirrspüen benützen, das habe ich aber erst gelesen, als ich mich schon gewaschen hatte.
Der Weg vom Zelt zur Dusche führt in eine Art Lagerhalle, wo Fässer und andere Sachen herumstehen und auf der Wiese steht ein Campingwagen neben dem anderen, sehr viele Deutsche, Holländer, ein paar kleinere Zelte, auf der anderen Seite gibt es auch.
„Best Camp of Town?“, ich weiß nicht zuerecht, obwohl es wahrscheinlich der einzige Platz ist und der Zugang in die Innenstadt über die Brücke, auf der immer Polizisten stehen, wirklich sehr bequem. Ein bißchen fühle ich mich, wie in einem Flüchtlingslager, obwohl es dort sicher ärger zugeht und der Secuirtymann auch sehr freundlich scheint und, wie ich den Regeln entnehme, auch gar nicht, für das Eigentum verantwortlich ist, um seine Wertsachen muß man sich schon selber kümmern.

Tallin, Olde Hanse

Tallin, Olde Hanse

Tallin City Camping

Tallin City Camping

Also gehen wir nach dem Aufstellen in die Stadt, frühstücken am anderen Morgen aus dem Automaten und fahren ab nach Tallinn, wo es wieder zum einzigen best Camp geht, über dem man schon im Führer lesen kann, daß er überteuert ist und während der Alfred von der Lagerhalle in Riga begeistert war, weil alles vorhanden und ordentlich angeschrieben, wird er das in Tallinn weniger sein, denn dieser Prkplatz ist dicht am Meer gelegen und befindet sich hinter einem Hochhaus und einer Messehalle, hat kaum oder nur wenig Grün, wo wir den Anhänger jedenfalls nicht abstellen können,. so daß wirklich ein Camper neben dem anderen steht und man, wenn es auf der Rezeption nicht angeschrieben steht, nicht wüßte, daß man sich auf einem Campingplatz befindet.
Obwohl auch da alles vorhanden ist, vor dem Eingang Bänke, wo man essen und auch kochen kann, Klos und Duschen, ein Fernseher an der Rezeption und sogar eine Eiskiste und einen Getränkenkasten, die sind aber genauso leer, wie die Seifenspender über die sich der Alfred sehr ärgern wird.
Der Platz ist dicht besetzt. Viele deutsche Camper haben ihre großen Wagen eingeparkt, in die Stadt hat man eine Stunde am Meer entlang zu gehen oder kann mit dem Auto fahren, wie wir es erste Mal machten, beim zweiten Mal entdeckten wir dann den schönen großen Sportplatz mit dem vielen Grün gleich nebenan, der sich wahrscheinlich für einen Campingplatz besser eigenen würde und auch eine Pizzabude, die in der Früh aber geschlossen war. Wir sind am nächsten Tag aber ohnehin nach Finnland gefahren, haben dann noch einmal in Tallinn übernachtet, bevor es nach Saaremaa ging und dort war der Campingplatz sehr schön.

2012-08-12

Erlesene Reisen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 18:28

„Erlesene Reisen“, das Geschenkbuch zum Welttag des Buches 2010 herausgegeben von Gerald Schantin und dem Journalisten Helmut A. Gansterer regt in seinem Vorwort zu interessanten Gedanken an. Was ist der Unterschied zwischen Reisen und Lesen, bzw der von Reiseführern zur Literatur übers Reisen. Damit beschäftigt sich jedenfalls der Herausgeber und meint, man solle nicht an der letzteren sparen, wenn man eine Reise macht.
Das das bei einem Vorwort eines Buchs, die der Hauptverband der Buchhändler herausgegeben hat, kommt, ist ganz klar, denn der Sinn der Anthologie ist es ja wohl zum Lesen bzw. zum Bücherkaufen anzuregen.
Stimmt es aber? Da habe ich als Vielleserin, die gar nicht so gerne reist, meine Zweifel, auch wenn ich jetzt mit einer Tasche voller Broschüren über litauische Autoren in den Urlaub gefahren bin. Ich habe mir ihre Bücher aber nicht gekauft, weil ich das ja nur mehr bei Ein Euro Bücher tue, das ist aber eine andere Geschichte und gehört nicht unbedingt hierher.
Die Frage, ob das Lesen aber nicht vielleicht doch Realitätsverlust ist, habe ich mir, ganz ehrlich, schon einmal gestellt. Und die Antwort ist ebenfalls ganz ehrlich, wahrscheinlich ja. Um jetzt nicht mißverstanden zu werden. Ich habe nicht vor, meine Bücherliste wegzuschmeißen und auf Weltreise zu gehen, natürlich nicht. Ich bleibe bei meinen Bücher und der Frage, wie ich es schaffe, noch möglichst viel in meinem Leben davon zu lesen und ich denke auch, daß wir da bei einer Genderfrage sind.
Denn die Pioniere des Reisens, die, die mit dem Rucksack und der Karte auf Tour gehen, sind wahrscheinlich eher Männer und die, die sich mit der Büchertasche an den Strand, auf den Balkon oder in die Badewanne setzen, wahrscheinlich Frauen, wobei wir schon bei einem Kritikpunkt des Buches sind, das Helmut A. Gansterer in seinem Vorwort auch erwähnt, die Autoren der auswählten Texte sind ausschließlich Männer. George Sand, schreibt Gansterer noch, hätte er ja vielleicht gelten lassen, aber am Umschlag sitzt ein schönes Mädchen im Seidenrock auf mehreren Koffern mit einer Rose und einem offensichtlic leeren Buch mitten auf der Landstraße…
Als ob es keine Frauen gäbe, die über fremde Länder schreiben und sogar ein so ausgesuchter Reisemuffel, wie ich, hat in seinem Leben schon einige Roadmovies zusammengebracht. Da wäre einmal die Sophie Hungers zu nennen, dann gibt es die Reise nach Odessa, in den „Wiedergeborenen“ fährt die Marianne nach Prag, in den „Zwillingswelten“ geht es nach Linz und nach Sizilien u. u. u.
Und um zu der Reiseliteratur wieder zurückzukehren. Ich denke, wenn ich, wie jetzt, in die baltischen Staaten fahre, dann brauche ich vielleicht einen reiseführer, denn da steht, daß ich die Uhr nach vor stellen soll, keinen Alkohol auf der Straße trinken darf, welche Sehenswürdigkeiten ich mir ansehen soll, wo ich am besten esse u. u.u.
„Die Hunde von Riga“ brauche ich in Riga eigentlich nicht, auch wenn ich, ich habe schon darüber gebloggt, mich sehr darüber geärgert habe, daß ich sie vergessen habe. Aber die lese ich am besten doch am Balkon oder in der Badewanne und die Adresse des Restaurants in dem es die lettische Küche gab, nehme ich einmal an, finde ich dort nicht, so daß ich zu dem Resume kommen, daß die, die sonst auch gern lesen, wahrscheinlich, die „Hunde von Riga“ einpacken oder vor der Reise zu Anna Jeller gehen und sagen „Ich fahre nach Estland, was würden Sie mir als Lesestoff empfehlen?“ oder, wie ich ein Mail an Cornelius Hell schreiben.
Wenn ich sonst nicht lese, kaufe ich mir den Reiseführer, packe den Rucksack und fahre los, womit ich bei dem Schluß bin, daß sich die „Erlesenen Reisen“ höchstwahrscheinlich besser am Balkon oder in der Badewanne, statt am Campingplatz in Saaremaar gelesen hätten, denn da haben die Textproben von Peter Handke, Alfred Komarek, Cees Nooteboom etc, nicht so besonders hingepasst, es hat mir aber auch nicht geschadet, das Buch zu lesen.
Wenn ich eine Buchkäuferin wäre, könnte ich meine Einkäufe machen oder vielleicht schauen, was sich von den Proben im Bücherschrank finden läßt?
Es beginnt mit „Nootebooms Hotel“ und da schreibt der holländische Schriftsteller über seine Hotelerfahrungen. Mir fällt dazu ein, ich habe mir einmal, um einen Euro etwas über Nootebooms Berlin Erfahrungen bei Thalia in der Kremsergasse gekauft, schon ein paar Bücher im Schrank gefunden und den Autor auch beim letzten Fried Symposium persönlich gesehen. Gerhard Roths „Haus der schlafenden Vernunft“ geht eigentlich, wenn man kritisch ist, gar nicht übers Reisen, sonder über das Haus der Künstler in Gugging und über die Art brut und ich habe von Gerhard Roth schon einige Bücher gelesen, ist er ja ein sehr bekannter Autor. Was mir sehr gefallen hat, klar bei einer solchen Spaziergängerin, wie ich es bin, sind die „Reisebriefe eines Wiener Spaziergängers“ aus dem Jahr 1870 von Daniel Spitzer. Das Buch, entnehme ich dem Anhang, ist 2009 im Metroverlag erschienen. Auf liebe Leute, legt es mir in den Bücherkasten, das würde ich sehr gerne finden und den Namen Daniel Spitzer habe ich, glaube ich, auch schon einmal gehört.
Auch V. S. Naipauls „Atlanta“ war sehr intessant. Da ging es um den Besuch des Erzählers, der sich mit der Sklaverei beschäftigt, des New Yorker Stadtteils Harlem. Er ist dort bei einem alten Schriftsteller zu Gast und der erzählt ihm, was für ein toller Bezirk das eigentlich ist, anschließend fährt der Erzähler mit dem Bus nach Hause, vorher hat er sich das nicht getraut.
Ernest Hemingways „Jagd und Unterhaltung“ führt nach Afrika und da trifft der Großwildjäger einen der sich für seine Literatur interessiert und ihn nach seinen Veröffentlichungen fragt. Sehr interessant und von Hemingway habe ich natürlich „Wem die Stunde schlägt“ gelesen, aber leider noch in den Vorliteraturgeflüsterzeiten.
Von Alfred Komarek gibt es zwei Texte, beide sind keine Auszüge aus den Romanen, die ich von ihm schon kenne. Er hat jetzt auch ein neues Buch geschrieben, das ich als Vorab-Exemplar in meiner Mailbox fand, als ich vom Urlaub zurückgekommen bin. Ich hoffe, ich kann es öffnen, dann werde ich es gerne lesen. Es geht, glaube ich, um den Semmering, also wieder um das Reisen.
Von Bruce Chatwin gibt es einen Auszug über „Patagonien“. Noch nie etwas von dem Autor gehört. Alfred war aber vor einigen Jahren mit dem Karli dort und Julia Kröhn hat unter einem Pseudonym eine ganze Serien von Patagonien-Romane geschrieben, die ich gerne lese, wenn ich sie einmal finde.
Peter Handkes „Versuch über Jukebox“ habe ich, glaube ich, schon gelesen und Hermann Hesses „Morgenlandfahrt“, ist jetzt besonders interessant, feiert der berühmte Kultautor doch ein Jubiläum. Der Spiegel hat ihm einen Artikel gewidmet, den hat der Alfred in Klaipeda kaufte und Wolfgang Tischner vom Literaturcafe hat ein Video über ihn gedreht. Ich bin kein besonderer Hesse-Fan. „Unterm Rade“ habe ich, glaube ich, nach meiner Matura gelesen und mich dann gewundert, daß alle so auf diesen Autor abflippen. Jetzt höre ich überall, er ist eigentlich sehr kitschig und nur etwas für Jugendliche, bevor sie nach Indien aufbrechen.
Sehr viel habe ich nicht von ihm gelesen und das „Glasperlenspiel“ einmal im Schrank gelassen und dann war es, als ich doch holen wollte, nicht mehr da.
Johann Wolfgang Goethes „Rom Reise“ ist natürlich interessant und die habe ich, glaube ich, auch gelesen und Helmut A. Gansterer, der mich einmal bei einer Lesung bei „Rund um die Burg“ durch sein enormes Selbstvertrauen beeindruckte, hat auch einen Text über Italien geliefert, wo er, weil er sich bei einer Party langweilt, über die Grenze fährt nach dem Dreiländereck einen köstlichen Cappuccino trinkt und als er wieder in seiner Wohnung ist, fragt ihn einer, wo die Servietten sind?
Das ist vielleicht Zynismus pur oder etwas anderes, wir sind aber auch schon einige Male nach Italien gefahren und haben über der Grenze einen Kaffee getrunken und dann weiter, meistens in die Toskana, wie das auch die selbstbewußten Geistesmenschen so tun sollen und die Katharina aus den „Zwillingswelten“ schläft in dem Motel am Dreiländereck, bzw. fährt sie dann weiter nach Sizilien.
Bei „Wo die Ruinen blühen“ wird es ernster, denn bei Friedrich Ortner geht es nicht nur um die puren Vegnügungsreisen, sondern, um Kriegsberichterstaatung. Da ich keine Fernseherin bin, kenne ich mich bei den Starreportern nicht so aus, wenn ich mich aber nicht irre, hat ihn Michaela Falkner eingeladen, als sie ihr Buch im Literaturhaus vorgestellt hat.
Mark Twain schreibt über „Die Arglosen im Ausland“, da fahren die Yankies nach Paris und gehen in den Louvre, so soll es im vorigen Jahrhundert zugegangen sein und habe ich nicht vom Martin einmal „Ein Yankee aus Connetecut an König Artus Hof“ zum Geburtstag geschenkt bekommen, das ich endlich lesen sollte? Ich habe und bei dieser Gelegenheit kann ich gleich erwähnen, der Alfred schnekte mir einmal zu Weihnachten das „Erste Allgemeine Nicht Reise Buch“, und an das habe ich bei meiner Urlaubslektürevorbereitung kurz gedacht.
Weiter gehts mit Herbert Rosendorfer „Winterliches Chaos“. Da erzählt einer, wie er als Kind mit seiner energischen Großmutter in der Kutsche zu Hitlers Zeiten von Kitzbühel nach St. Johann zum Mittagessen fuhr. Für die, die es interessiert, dazwischen liegt der Ort Oberndorf und da war der Alfred einmal mit der Anna schifahren. Ich habe ihn begleitet und bin an einem Tag nach Kitzbühl und am anderen nach St. Johann spaziert und dabei die „Geschichten vom lieben Godt“ geschrieben, die ja einigermaßen erfolgreich wurden.
Dann kommt noch ein Auszug aus Adam Bronsteins „Tagebuch eines Kapitalisten“ und das habe ich einmal im Schrank gefunden, womit das Resumee der Anthologie wieder lesen ist. Ich habe zwar schon eine sehr ausgefüllte Leseliste, aber das sollte noch irgendwie hinein.

2012-08-10

Samstag in Litauen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:34
Wigry

Wigry

Trakai

Trakai

„Seven Days in Lithuania“, heißt das kleine Heftchen, das ich auch in meinem Reisegepäck hatte, aber noch nicht ausgepackt hatte, als wir von Polen in Litauen einreisten. Von Campingplatz in Wigry sind wir gekommen und haben die Uhren um eine Stunde vorgestellt, so daß wir bald Rast in einem gemütlichen Gasthaus an einem See mit Holztischen machten. Offenbar ein Ausflugsort, denn sehr viele Leuten strömten auf das Klo für das man 3 Lits oder Lats zu bezahlen hatte und die, die das taten, verwirrten damit die Servierin, weil sie glaubte, daß sie ein Eis kaufen wollten.
Ich war auch ein bißchen verwirrt, denn das erste Mal in Litauen, von dem ich bisher ja nur über Renate Serelyte einen literarischen Eindruck bekommen habe. Die Frauen sind ein bißchen unbewöhnlich angezogen, meist sehr elegant und lange Kleider, die man bei uns nicht am Nachmittag tragen würde und Zöpfe haben viele auch.
In dem Ausflugsrestaurant herrschte eine gemütliche Stimmung. Ein Kind spielte auf seinem Tablet herum, während ihm die Mutter das Essen schnitt. Viele junge Leute mit kleinen Kindern und ein Motorradtreffen schien es auch zu geben, zumindest kamen einige solcher schwarz gekleidete Männer in das Lokal und später raste ein ganzer Trupp auf der Hauptstraße in Vilnius an uns vorbei.

Vilnius

Vilnius

Trakai vom Camp aus gesehen

Trakai vom Camp aus gesehen

Aber noch waren wir nicht so weit, noch fuhren wir an schönen Holzhäusern und Souvenierbuden auf den Campingplatz und später zu dem Schloß nach Trakai, achtundzwanzig Kilometer von Vilnius entfernt, vorbei, das mitten im Wasser liegt. Als das Zelt aufgebaut war, fuhren wir dorthin und sahen auf den Parkplatz, glaube ich, das erste große Auto und auf der Promenade, das erste Hochzeitspaar. Die sollten uns dann noch öfter begegnen. Bräute in langen weißen Kleider. Fünf, sechs, sieben, etc Paare, die überall posierten, Blumen, Fotografen. Später sollte ich im Führer lesen, daß es in Litauen üblich ist, am Samstag zu heiraten und sich vor den Nationaldenkmälern fotografieren zu lassen.
In Vilnius in das wir später fuhren, gab es auch ein paar Brautpaare zu sehen und in dem kleinen Heftchen wird natürlich empfohlen einen Tag in Trakai und einen anderen in Vilnius zu verbringen. Wir packten alles auf einen Nachmittag zusammen und sind, weil wir nicht gleich die richtige Zufahrt fanden, dann zwei Stunden in der Stadt herumspaziert. Eine lange Straße hinunter, an der später die Motorräder vorüberrasten und die Olympiade gab es auch und offenbar ein Heimspiel, denn überall waren Fernseher aufgestellt und manchmal gab es Bravorufe zu hören.
Bis zur Kathedrale bzw. zur Universität sind wir, an der österreichischen Botschaft, vorbei spaziert und wieder zurück auf den idyllisch schönen Campingplatz, der einen Zugang zum See hatte und man, wenn man sich anstrengte, auch das Schloß sehen konnte.
Samstag scheint in Litauen überhaupt ein Feiertag zu sein, denn oberhalb des Campingplatzes gab es ein Cafe und ein Restaurant und davor standen nicht nur viele Autos mit litauischen Kennzeichen, sondern auch ein großes Zelt und vor diesen liefen viele Kinder in mittelalterlichen Kleidern herum, die irgendetwas aufzuführen schienen, das sie sich dann später per Video im Restaurant ansahen.
Wir setzten uns vor da Cafe und tranken ein Glas Wein, ich blätterte in den Broschüren, bzw. in dem „Best Writing- Buch“.
Vom See führten zu dem Restaurant Stufen und in der Mitte gab es einen festlich gedeckten Tisch, wo eine elegante gekleidete Gesellschaft tafelte, während weiter oben eine andere, Fische grillte, viele Kinder liefen herum, die Frauen waren elegant gekleidet, die Stimmung und das Wetter gut.
Nach dem zweiten Glas Wein, bzw. Bier gingen wir auf den Campingplatz zurück, wo Italiener, Deutsche Holländer ihre großen Campingwagen aufgebaut hatten und teilweise auch grillten.
Selten findet man das einheimische Feiern und den Camping-Tourismus so nahe beieinander und eine blaue Blume habe ich auch gefunden, vorher in Trakai, bei der Wasserburg. Eine Braut hat sie verloren. Ich habe sie aufgehoben und in das „Best Writing from and about Lithuania“-Buch gelegt. Sie hat inzwischen einige Blätter verloren und stark abgefärbt. Die blaue Blume der Romantik passt aber gut in die sehr beeindruckende litauische Feiertagsstimmung, auch wenn ich im Führer gelesen habe, daß die meisten Ehen wieder geschieden werden und die Standesämter zwei seperate Eingänge haben, damit man das nicht sofort bemerkt.

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