Literaturgefluester

2012-09-17

Der Granatapfelbaum

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:38

Zu Yasar Kemals „Der Granatapfelbaum“, der 2002 im Unionsverlag erschienenen Erzählung des 1923 geborenenen türkischen Schriftstellers, gibt es eine besondere Geschichte, habe ich doch das Buch aus einem der Büchertürmen der Literatur im März bekommen, auf mein Regal gestellt und als 2008 die Türkei Gastland in Frankfurt war und ich die Messe erstmals online mitverfolgte, habe ich es herausgestellt um es zu lesen. Die Buchmesse war aber bald aus und es gab soviel anderes zu lesen den Tellkamp, die Travnicek, die Bronsky, den Rammstedt u.u.u., so daß das kleine Bändchen wieder verschwunden ist, bis ich es voriges Jahr wieder herauszog, denn da habe ich ja „Die Frau auf der Bank“ geschrieben und das geht es ja um eine Austrotürkin und weil ich eine brave Rechercherin bin, ein bißchen türkische Literatur gesucht, aber ob der 1923 geborene Kemal, dafür die richtige Lektüre ist? Ich weiß nicht, habe ich gedacht, die Seher Cakir Geschichten gelesen und das Buch sogar nach Polen mitgenommen, dann hätte es aber auf die Hundert Bücher Liste nicht gepasst, so ist es in die „Frau auf der Bank“ zwar hineingekommen, denn da findet es die Selma im offenen Bücherschrank und schenkt es der Sevim, ich habe es aber noch immer nicht gelesen, aber auf die Leseliste von 2012 gesetzt und jetzt voila und es ist auch eine interessante Geschichte, ein Märchen, eine Parabel, ich weiß nicht recht, offenbar 1982 geschrieben, von da stammt jedenfalls das Copyright, die Handlung scheint aber nach dem Krieg zu spielen, jedenfalls steht im Klappentext etwas vom Marschallplan und der hat die Cukurova-Ebene mit riesigen Mengen von landwirtschaftlichen Maschinen, Traktoren, Mähdreschern etc überschwemmt, so daß die Bauern dort nicht mehr auf die Arbeit der Bergbewohner angewiesen sind und Memeds Frau zu Beginn der Erzählung „regungslos im endlosen Ödland“ steht und sich die Haare rauft. Die Felder geben nichts her „Wir sterben, wir sterben dieses Jahr!“, stöhnt sie auf und ihr optimistischer Ehemann verspricht ihr, in die Cukurova zu wandern und sich dort zu verdingen, das hat er schon früher so gemacht, da war die große Schwester ganz begeistert von ihm und er hatte auch einen Lieblingsochsen, so zieht er also los, mit Yusuf, Ali den Barden, Hösük, der kleine Memet, der für Waffen schwärmt und sich nicht betrügen lassen will, kommt ihnen nachgelaufen. So ziehen sie los in das gelobte Land, wie viele andere Wanderarbeiter, aber als sie ankommen, erkennt sie die große Schwester nicht mehr, der Ochse ist auch umgekommen, sie ziehen weiter und verhungern fast dabei. Aber Memet will nicht aufgeben, obwohl Yusuf vom Sumpffieber gebeutelt wird und sie ihn tragen müßen. Nur noch in das eine Dorf mit den blühenden Bäumen, da muß es doch Arbeit geben. Dort werden sie auch bewirtet und aufgenommen und eine freundliche Frau erzählt ihnen vom Granatapfelbaum, den sie suchen müßen, der der wird Yusuf Heilung bringen, so ziehen sie weiter, kommen dabei auf ein Melonenfeld, wo der Feldwächter auch sehr freundlich zu ihnen ist, am Schluß finden sie nur noch die Wurzel des Baumes und der kleine Memet, der immer von den Ochsen mit den geschwungenen Hörnern schwärmt, die er sich für sein verdientes Geld kaufen wird, ist mit Hösüks Handschar auch noch davon gezogen.
Eine Parabel, die in schönen Worten viel vom Elend der kleinen Leute in den Bergen und den Dörfern erzählt, ihren Träumen, ihren Phantsien und ihrem Glauben, ihren guten und schlechten Seiten und auch davon, wie das Leben in der Cukurova und anderswo ist.
Yasar Kemal wird der „Sänger und Chronist seines Landes“ bezeichnet, steht weiter im Klappentext. 1997 hat er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommen.

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