Vor zwei Tagen ist die Einladung zur Wildganzspreisverleihung oder zum Literaturpreis der österreichischen Industrie Anton Wildgans, wie er jetzt heißt, bekommen, daß den Arno Geiger erhält, habe ich einer Aussendung von buecher.at entnommen und wahrscheinlich auch gebloggt, aber das ist ein Preis, wo ich eigentlich keine Ahnnung hatte, wo und wann er vergeben wird, obwohl er in meinen Büchern eine Rolle spielt.
Bei Lore und Lena hat ihn der Vater Paul bekommen, der Johannes Schwarzinger in „Tauben Füttern“ und wahrscheinlich auch der Johannes Staudinger aus „Mimis Bücher“, daß das ein Preis ist, der nach dem legendären Anton Wildgans, einem eher konservativen Dichter, von dem die Frau Prof Friedl in der Strassergasse schwärmte, bzw. seine Werke lesen ließ, wußte ich, aber sonst nicht viel. Jetzt kam plötzlich die Einladung von einer Marketingagentur und da ich ja ohnehin ein Einladungstrauma habe, war ich einmal baff, bis ich realisierte, daß am Mittwoch ja Anna Weidenholzer ihren neuen Roman „Der Winter tut den Fischen gut“ im Literaturhaus vorstellte, aber da wäre ich ohnehin nicht hingegangen, denn im Radiokulturcafe war auch Hans Haid und stellte Österreichs wildestes Hochtal vor. Dafür hatte der Alfred schon Karten gekauft und zum Glück bekam Arno Geiger seinen Preis um sechs, das Radio Kulturcafe begann um halb acht und das Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz 4 ist nicht allzu weit von der Argentinierstraße entfernt, ins Literaturhaus wäre es sich nicht ausgegangen und bezüglich Wildgans-Preis erwartete mich bekanntes, nämlich Marianne Gruber und Barbarba Neuwirth in der Jury und außerdem feierte der Wildgans Preis seinen fünfzigsten Geburtstag.
1962 wurde er das erste Mal an Fritz Hochwälder vergeben, Fritz Habeck, Christine Lavant, Andreas Okopenko, Herbert Zand folgten, dann hätte ihn 1967 Thomas Bernhard bekommen sollen, aber weil der ja etwas unbotmäßig war, wurde die Preisverleihung abgesagt, aber sonst das Who is Who der österreichischen Literatur, daß man wieder neidig werden könnte. Kein ganz Junger steht in den Statuten, sondern einer von dem das Lebenswerk noch zu erwarten ist, also Ilse Aichinger, Milo Dor, Ingeborg Bachmann, Barbara Frischmuth, Ernst Hinterberger, Friederike Mayröcker, Christine Busta, Ernst Jandl, Gert Jonke, Josef Winkler, Julian Schutting. Peter handke hat ihn 1984 abgelehnt, Christoph Ransmayr, Ilse Tielsch, Norber Leser, Michael Köhlmeier, Vladimir Vertib, um schon zu den jüngeren zu kommen, Evelyn Schlag, Franz Joseph Czernin. 1995 gab es keine Verleihung, da wurden Bücher der vorigen Preisträger aufgekauft und an Kulturinstitute verschickt, Barbara Neuwirth hat ihn 2005 bekommen und 2011, offensichtlich hinkt der Preis etwas nach Arno Geiger zu dem ich ja auch meine eigene Geschichte habe, ihn nämlich 1996 in Klagenfurt kennengelernt, als er noch ziemlich jung und unbedarft war, Barbara Neuwirth hat in ihrer Laudation etwas von einem Nachwuchsstipendium erwähnt, das er 1994 bekommen hätte und einigen Veröffentlichungen in Anthologien, für mich war er damals jedenfalls unbekannt. Er hat nichts gewonnen, ist mir mit seinem Text aber aufgefallen und offensichtlich auch der Martina Schmidt, denn da sind bald seine Bücher erschienen, „Kleine Schule des Karusellfahrens“ und „Irrlichterloh“, bei einem von beiden war ich bei einer Präsentation im Literaturhaus, dann gab es ein Hörspiel gemeinsam in Heiner Link, da war ich bei der Präsentation in der Alten Schmiede. „Anna nicht vergessen“, ein Erzählband bei „Rund um die Burg“ vorgestellt und 2004 oder so hat er noch einmal in Klagenfurt gelesen, wieder nichts gewonnen, aber mit einem Ausschnitt aus „Es geht uns gut“, womit er 2005 der erste deutsche Buchpreisträger wurde. Mit ihm waren Daniel Köhlmeier und Friederike Mayröcker nominiert, erinnerte Barbara Neuwirth. Dann kam „Alles über Sally“ und zuletzt „Der alte König in seinem Exil“ über die Alzheimer-Erkrankung seines Vaters. Da war er 20011 für den Leipziger Preis nominiert, alle haben auch geglaubt, er würde ihn bekommen. Der Preisträger war aber Clemens J. Setz, der glaube ich, den Wildganspreis noch nicht bekommen hat. Er wäre auch zu jung dazu. Vielleicht nächstes Jahr. Nicht allzu viele Leute im Festsaal im Haus der Industrie und nicht allzuviele, die ich kannte. Zum Glück hat es ziemlich pünktlich begonnen, mit einem Militärmusikquartett. Dann kam eine Rede eines Herren von der Industriellenvereinigung. Der das Lesen lobte, bei fünfundzwanzig Prozent funktioneller Alphabeten, er darf es sagen, muß man es doch fördern. Er zählte dann auch alle Vorteile auf, die es hat, wenn man es kann und was die schöne Literatur uns allen bringt. Dann kam Barbara Neuwirth und zählte das auf, was ich schon oben erwähnte. Preisverleihung und ein Fotoshooting mit der Mappe. Dann kam die Dankesrede, die damit begann, daß der kleine Anton Wildgans acht Jahre war, als der Hausarzt ihn auf das Sterben seines Vaters vorbereitete, der vor einigen Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte, wo er seine Sprache verloren hat. Jahrelang ist er durchs Zimmer gegangen und hat versucht sie wiederzufinden und Arno Geigers Vater hat die seine auch verloren und der Vater war über Fünfzig als er ihn der Insult ereilte und Wildgans ist mit Fünfzig gestorben.
„Alles Gute zum Geburtstag Anton Wildganspreis!“
Dann gab es einen Cocktail, Sekt und ein paar Brötchen, ich habe mich mit Robert Huez unterhalten, der ja auch in der „Wiedergeborenen“, die am Montag kommen soll, eine gewisse Rolle spielt und ihn gefragt, warum er nicht im Literaturhaus wäre, aber ich war ja auch nicht dort und man kann nur auf einem Ort gleichzeitig sein und dann war es auch schon Zeit ins Radio Kultur Cafe aufzubrechen, wo ich Axel Karner und El Awadalla traf und der vierundsiebzigjährige Hans Haid ein paar seiner Mundartgedichte, musikalisch begleitet von dem Hirten Toni Burger las. Hans Haid ist ja auch ein bekannter Name, Schriftsteller und Volksskundler, ein paar Bücher über Schafe gibt es und er hat auch eine Zeit in Wien gelebt und ist dort in der Wiener Schule um H.C.Artmann, Friedrich Achleitner, Friederike Mayröcker und Ernst Jandl gewesen. Vor allem ist er aber ein Kritiker und da gefällt ihn der Ausverkauf der Tiroler Alpen und die touristische Vermarktung nicht recht. Es gab eine interessante Diskussion und mir fällt dazu ein, daß mich ja einmal eine Frau im Salon Philosophique erkannte, die mir etwas von Hans Hais erzählte, ich habe ihn aber nicht persönlich gekannt, sondern ihn höchstens einmal meine Texte geschickt. Es gab auch eine hochdeutsche Übersetzung der vorgelesenen Gedichte zum Mitnehmen und Mundartdichtung oder Dialekt, wie es ja besser heißt, ist ja eigentlich nicht das meine, trotzdem war es interessant und ein toller Kontrast und jetzt bin ich nur gespannt, ob ich das Weidenholzer Buch vielleicht doch noch lesen kann.
2012-09-27
Vom Wildganspreis zu Grüßen aus dem Öztal
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