Literaturgefluester

2012-09-09

Änderungen und neuer Ideenschwung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:02

Ich habe es schon geschrieben, in den Herbst scheine nicht nur ich mit Anlaufschwierigkeiten hineingekommen zu sein. Kunststück, ist es ja noch Sommer und in den letzten Tagen war es auch sehr heiß. Trotzdem die Sommerfrische ist beendet, die Klienten melden sich wieder und die Literaturveranstaltungen sollten beginnen. Sie tun es auch, nur die, von denen ich weiß, wie zum Beispiel zu der Manfred Rumpl Buchpräsentation konnte ich nicht gehen, weil ich das Wochenende wieder in Harland bin. Obwohl es nächste Woche keinen Rund um die Burg Lesemartathon geben wird, das habe ich auch schon geschrieben, der ist erst Anfang Oktober, wird vom Echo Media Haus Wien organisiert und bringt, wie es neue Veranstalter ja gerne machen, eine Menge Änderungen mit sich, wie ich schon gelesen habe. Programm scheint es noch keines zu geben. Aber und das hat mich getroffen, obwohl es eigentlich eine logische Veränderung ist. Es wird nicht mehr rund um die Uhr gelesen. Also keine Nächte mehr im Zelt, mit Proviant und Kaffee in der Thermosflasche und warmen Pullover, auf die ich ja so stolz war, als ich es endlich schaffte, non Stop zu bleiben. Ich war aber, die sieben oder acht Male als ich das tat, die Einzige, außer dem Personal, das heißt dem Fotografen und vielleicht Claudia Wittrich. Also ist diese Idee nicht sehr rationell und die, die um vier, fünf oder sechs Uhr früh vor ein paar schlafenden Gestalten gelesen haben, waren auch nicht zu beneiden.
Also ist es wahrscheinlich besser, daß es jetzt Programm von sechzehn Uhr bis zwei Uhr früh, wie bei der Poet Night gibt und dann wieder von neun bis eins.
Ein bißchen traurere ich meienem Veranstaltungserlebnis aber nach und das darf ich auch. Ansonsten mal sehen, wie es wird. Julia Rabinowich und Barabara Frischmuth habe ich schon entnommen, werden lesen und dann noch achtundzwanzig andere österreichische Autoren und ob das wieder im Zelt oder vielleicht im Burtheater ist, ist mir nicht so klar geworden.
Programm folgt, steht auf der Website, ich werde es verfolgen und berichten und dann der neue Ideenschwung, der betrifft natürlich mein eigenes Schreiben, das es ja auch gibt und das zumindestens für mich sehr wichtig ist, da bin ich ja immer noch sehr schnell unterwegs, obwohl die erste Wiener Woche wieder ein bißchen Trödeln mit sich brachte. Manchmal habe ich solche Phasen. Ich mag sie nicht besonders, denke mir aber inzwischen, sie werden schon ihren Grund haben und es macht ja nichts, wenn ich mir Zeit lasse, auf meiner Homepage und im Geflüster gibt es sicher einiges zu entdecken.
Trotzdem bin ich ab Donnerstag wieder hineingekommen. Noch ein Fehler bei der „Wiedergeborenen“ und bei „Kerstins Achterl“ schien das Szene für Szene zu korrigieren gar nicht mehr nötig zu sein, weil es ohnehin schon ziemlich fertig ist. Also werde ich es in den nächsten Wochen, das dauert dann immer ein bißchen länger als geplant, denn das Fehlerteufelchen ist ja hartnäckig, dem Alfred geben können. Im September oder im Oktober höchstwahrscheinlich und dann ist ja geplant, daß ich mich an das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ mache, aber im November ist wahrscheinlich wieder der Nanowrimo, wo ich ja 2009 begeistert mitmachte und ich habe wie meine Leser wissen es, dieses Frühjahr mehrmals geschrieben, das ich das gerne wieder einmal machen würde. An einen Korrigierdurchgang habe ich gedacht oder so, dann bin ich aber wieder schnell als geplant fertiggeworden und dachte, es passt nicht, jetzt denke ich es passt vielleicht schon. Nicht mit dem „Literaturgeflüster-Texte-Buch“, denn da sind sie 50.000 Worte ja schon vorhanden. Aber das kann ich ja noch etwas länger liegen lassen und stattdessen den Nanowrimo machen. Eine Idee für das nächste Buch, das habe ich auch schon angedeutet, gibt es ja schon, eine vielleicht ein bißchen verrückte, aber da könnte es einen Egon Wächter oder vielleicht bekommt er auch einen anderen Namen, geben, ein Herr mit 112, der sich in einer Anti Aging Seniorenresidenz mit Namen „Zum ewigen Leben“ aufhält und der trifft in einem Park die normal gealterte hundertfünfjährige Lea Weißensteiner, die an sich sterben will, aber das noch nicht kann, weil es noch einige Bücher aufzulesen gibt. Das ganze wird von der jungen slowakischen Krankenschwester Marica Horvath einem Reporter oder Schriftsteller erzählt.
Nicht ganz neu natürlich und die Wahrscheinlichkeit besteht, da ich ja schon ähnliche Themen bearbeitet habe, daß ich wieder abrutschen und in der Krise enden könne. Der November ist für mich auch keine sehr günstige Schreibezeit, weil ja die Buch Wien, mein Geburtstagsfest, beim Alpha Literaturpreis lassen sie mich wahrscheinlich nicht hinein, aber ich kann auch so darüber bloggen, ich werde also nicht sehr viel Zeit zum Schreiben haben, da ist wieder die Gefahr, daß ich dann schnell schnell die fünzigtausend Worte hinfetze, was ich ja kann, das ist nicht mein Problem und vielleicht nicht dort und so weiterkomme, wie ich es vielleicht sollte.
Die Idee wieder einmal mitzuschreiben, reizt mich aber und es ist ja nichts zu verlieren. Zu gewinnen auch nicht, ob ich jetzt die fünfzigtausend Worte hochlade oder nicht. Mal sehen, ich kann es mir ja offen lassen, schauen wie der Zeitplan ausszieht und es dann probieren, das Monat schreiben oder nicht und dannn weiterkorrigieren oder nicht. Da habe ich ja keinen Zwang und eigentlich ginge es sich ganz gut aus. In den letzten Jahren ist es sich nicht ausgegangen, weil ich mitten in den anderen Arbeiten war, in der „Absturzgefahr“ 2010, bei der „Frau auf der Bank“ 2011 deshalb habe ich auch nicht mitgemacht und 2009 kann ich mich erinnern, war ich mit dem Korrigieren der „Sophie Hungers“, glaube ich, auch noch nicht ganz fertig, habe unterbrochen und dann weitergemacht.
Ansonsten kann ich vermelden, daß ich letzte Woche außer, daß ich vier neuere bis ganz neue Bücher gelesen habe, doch auf einer Buchpräsentation war, zwar auf keiner literarischen, aber in der grünen Bildungswerkstatt wurde die „Unmutsverschuldung“, das Buch zu den größten heimischen Korruptionsfällen vorgestellt und die Politik ist ja auch ein Thema, das mich sehr interessiert.
Es gab ein tollen Buffet und eine Diskussion mit Kurt Kuchs vom News, Ulla Schmid vom Profil, Hedwig Schneid von der Presse, Herbert Sickinger und Peter Pilz, den Politexperten und es wurde über den Untersuchungsauschuß diskutiert, über den man vorher und nachher in den Medien hören konnte, daß er eingestellt werden soll, weil sich Kanzler Faymann nicht vorladen lassen will.

2012-09-08

Containeräffchen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:08

Was ist ein ultimativer Trash-Roman? Der Holzbaum-Verlag, der sich in seiner Verlagsproduktion so irgendwo zwischen Klamauk und Karikatur zu bewegen scheint, hat mir einen solchen zugeschickt und bei Google bin ich bei Trash-Literatur auf einen interessanten Artikel von Heiner Link gestoßen.
Trash-Literatur könnte man meinen, liegt mir nicht so sehr, nehme ich ja alles ernst und suche nach dem Sinn der Realistik. Trotzdem habe ich „Klingt interessant!“, zurückgeschrieben, denn der 1987 geborene Stefan Sonntagbauer, zählt nicht nur zu den „unter Dreißigjährigen“ und für die interessiere ich mich ja ganz besonders, er ist auch in der Wortlaut 09 Fm4 Wettbewerbsanthologie „Gold“ enthalten und jetzt wie einige andere Autoren in dieser Anthologie, seine Debutroman herausgebracht. Bei Holzbaum hat er schon den Erzählband „Neulich im Mittelalter“ herausgebracht um im „Vegetarischen Lokalführer“ mitgeschrieben und wenn man sich die zehn Finalisten von 2009 so durchsieht, ist das auch sehr interessant, trifft man da ja auf einige Frühjahrs-oder Herbstneuerscheinungen in mehr oder weniger großen Rahmen. So hat ja Cornelia Travnicek „Chucks“ herausgebracht und posiert derzeit im Presse-Schaufenster in der Jung-Autorinnen-Galerie. In der ist auch Anna Weidenholzer und die hat auch einen neuen Roman bei Residenz. Anna-Elisabeth Mayer hat den letzten Alpha-Literaturpreis bekommen und Isabella Straub war inzwischen Fm4 Gewinnerin. Jemanden vergessen?
Ich weiß es nicht und kehre zu Stefan Sonntagbauers „Conaineräffchen“, dem ultimativen Trash-TV-Roman zurück. Die Sprache ist, wie zu erwarten schrill jugendlich und für eine fast Sechzigjährige vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, der Inhalt scheint vertraut realistisch, wenn er natürlich jugendlich trashig abgehoben ist.
Das gibt es Fränki oder besser Frank Spreiler, einen abgehalterten Schauspieler. Er war einmal in einer großen Serie, dann ist er irgendwie unangenehm aufgefallen, hat sich gehen lassen, ins Bett gelegt, Schulden gemacht und jetzt gibt ihm der große TV-Gott, die letzte Chance, die er nur noch nützen muß.
„We give it, you must take ist!“, das trashig Jugendliche an dem Roman ist wohl auch, daß ganze Passagen in Englisch hingeschrieben sind. Er darf in einer „demütigenden Fernsehsendung, einer Mischung zwischen Big Brother und Dschunglcamp“ mitmachen. Der Moderator Percy stellt ihn vor, zum Einstieg gibt es ein paar Filmausschnitte und ein Interwiew in seiner Wohnung mit den billigen Ludwig-Möbeln, wenn er gewinnt, darf er demnächst mit Percy moderieren. Das wurde aber offenbar allen Teilnehmern so versprochen und das scheinen ebenfalls abgehalterte Stars und Mediengrößen zu sein. Da gibt es Magda, „die professionelle Promi-Schlampe“, in die er sich später verlieben wird. Heino, der Loosertyp, der einmal vor zehn oder mehr Jahren irgendwo mit einem Hit landete, Kevin, der ehemalige Sportler, Olivia, die „Drag-Queen“, keine Ahnung, was das ist, die sich zu viel schminkt und zuviel quasselt, Bay mit der Sonnenbrille, Barbara, die einen Bestseller über „fette häßliche Weiber“ schrieb und einen riesigen Busen hat.
Sie alle leben jetzt in einem Container, bekommen von einem Roboter-Gott ihre Anweisungen, werden von der Security überwacht, mit blöden englischen Sprüchen, wie „We can make ist. We can change the world“ bequasselt und sollen gegeneinander kämpfen und das Publikum entscheidet, wer fliegt und wer bleiben darf.
Es gibt noch eine Gegenfigur, einen Barpianisten namens Jürgen Kamp, der in der realen Welt ein echter Looser ist. Hat er doch seine Lena verloren und spielt jetzt bei einem besoffenen Nazi Klavier, der immer nur „Blue Moon“ hören will und ebenso dämliche Sprüche auf Lager hat „So jetzt aber flott, dalli, dalli Blue Moon spielst ma!“
Der hat einen leeren Eiskasten zu Hause, bestellt sich Pizza vom Pizza-Dienst und dreht das Fernsehen an bzw. nicht mehr aus, um seiner Einsamkeit zu entkommen. So kommt er mit Fränki in Kontakt.
Und der hat vom Roboter-Gott die erste Aufgabe bekommen. Es herrscht Dürre im Conatainer, sie müssen mit einer einzigen Mineralwasserflasche auskommen, die hat Bay, Fränki entreißt sie ihm, um sich die Zähne zu putzen. Olivia hält ihm eine Standpauke. Er muß sich dafür durch echte Scheiße graben und am Abend auch noch in den Boxring steigen, um mit Olivia gegen Heino und Kevin zu kämpfen. Gegen den Sportler scheinen die zwei keine Chance zu haben, so gibt ihm Olivia den Rat, Kevin gegen die Eier zu treten. Der tut das dann auch und zerquetscht sie ihm. Diese Stelle hat mir natürlich nicht gefallen. Das Team gewinnt aber und bevor es an die endgültige Entscheidung geht, wer aus dem Camp fliegen wird, packt sich Fränki ein Auto und zischt ab, das sieht Jürgen, der auch seinem Heinz gekündigt hat, im Fernsehen, die beiden treffen sich in einer Bar und singen gemeinsam mit zwei Japanern „I will survive“.
Die wollten das von Jürgen schon in der Hotelbar hören und fahren mit 120 Stundenkolometern und zwei Promille im Blut ab in die Freiheit, die natürlich im Krankenhaus und mit einigen guten, wie auch schlechten Nachrichten vom behandelten Arzt enden.
Ein Jahr nicht Joggen und nicht Fußballspielen, weil der Fuß zersplittert, vielleicht wird sich auch die Polizei für die zwei Promille interessieren, aber erst einmal kommen Percy und der Kameramann mit dem großen Scheck, denn Fränki hat gewonnen und darf, wenn er wieder gesund ist, die Show mitmoderieren. Der Kameramann flüstert ihm zwar ins Ohr, das war ein bißchen gemoggelt, eigentlich hätte ja Olivia gewonnen, aber wer will schon eine solche Quasseltante? Das Geht doch wirklich nicht!
Der Holzbaum-Verlag hat auf seiner Facebook Seite, das brandneue eben aus der Drucker gekommenen Buch zur Wochenendlektüre empfohlen, dem kann ich mich nur anschließen, obwohl ich es ja schon Donnerstag und Freitag gelesen habe.

2012-09-07

Wohin denn wir

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:41

Zum fünfundsechszigsten Geburtstag des Schweizer Dichters Jürg Amann ist bei Haymon ein Kurzroman erschienen, der wieder würde ich meinen, mehr eine Erzählung oder eine Novelle ist. Die Novellenform erscheint bei „Woin denn wir“ wahrscheinlich angemessener, denn das Buch handelt von drei Friedrichen. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Johann Christian Friedrich Hölderin, zwei berühmte Philosophen und ein Dichter, die alle in Zeiten der französischen Revolution im Tübinger Stift studiert haben und konsequent in den neununddreißig sehr poetischen Kapitieln mit den Vornamen angeredet werden. Die Namensliste, um das who ist who zu verstehen, habe ich mir erst jetzt ergooglet, in der Badewanne ist das schwierig und dann gibt es noch eine Unterteilung. Ein Teil der Handlung spielt nämlich in Berlin in den Neunzehnhundertachtundsechzigerjahren und da teilen drei Studenten eine Wohngemeinschaft, die sich Hegel, Hölderin und Schelling nennen oder vielleicht wirklich so heißen. Abwechselnd wird von den einen und dann von den anderen erzählt und damit man das ein bißchen besser versteht, tragen die Kapitel des achtzehnten Jahrhunderts römische, die des zwanzigsten normale Zahlen.
Im Klappentext steht etwas von den Idealen, die die Drei in ihren Jahrhunderten hatten, beziehungsweise wird verglichen was daraus geworden. Von der französischen zur Studentenrevolte also. Die ersten drei sind berühmte Personen, die wir zumindestens dem Namen nach, kennen, da die meisten Leute, die Belletristik lesen, wahrscheinlich nicht Philosophie studiert haben und vielleicht auch keine Hölderlin Experten sind, wird man sich beim Lesen vielleicht schwer tun oder drüber lesen, beziehungsweise sich in die poetische Amann Sprache hineinfallen lassen. Aber auch das ist nicht ganz so leicht. Steht doch da am Ende „Der Autor dankt Hölderlin, Hegel und Schelling für ihre Leihgaben.“ und da müßte man die drei gelesen haben, um die zu erkennen.
Was nimmt sich also die 1953 geborene Vielleserin, die zumindestes das Studentenleben in Wien ab 1973 kennenlernte, mit?
Da sind drei, später berühmt gewordene Männer, die die französische Revolution erlebten, große Ideale hatten, die beiden Philosophen hatten später Professuren und Bücher geschrieben, die ich nicht gelesen habe. Hölderlins Werke auch nicht, obwohl ich einmal so wahnsinnig war, über Hölderlins Wahnsinn im Klub der logischen Denker einen Vortrag halten zu wollen, weil ich mir ein diesbezügliches Buch gekauft hatte.
Daraus ist nichts geworden. Hölderlin hat Jahre in einem Turm gelebt und seine Briefe mit Scardanelli unterschrieben, viel mehr weiß ich nicht von ihm auch nach der Lektüre, der sehr poetischen Novelle, sage ich einmal, nicht. Oder, daß der sich als Hauslehrer oder Hofmeister durchs Leben brachte, dabei seine Werke schrieb, wo die Kinder, die er unterrichtete und ihre Mütter eine Rolle spielten. Zwei jungen Mädchen ist er vielleicht etwas zu nahe gekommen. Am Ende trennen sich die Freunde und eine Deutung des Buches ist ja, daß Amann sehen wollte, was davon zweihundert Jahre später überblieb? Für mich sind das zwei komplett andere Schuhe. Die Berlin Kapitel sind aber dichter, mir vertrauter und ich kann das alles, wahrscheinlich weil ich selber einiges davon erlebte, gut nachvollziehen.
Da sind also drei junge Männer ohne verwirrende Vornamenflut, ob sie wirklich Hegel, Schelling, oder Hölderlin heißen oder sich nur nach ihren berühmten Vorbildern so nennen, bleibt ausgespart, ich habe es jedenfalls nicht als Wiedergeburt gelesen, die kommen vom Tübinger Gymnasium nach Berlin in die Zeit der Studentenrevolte. Hölderin, Hegel, Schelling echt, wollten offenbar das Paradies in ihren Werken finden, die drei Achtundsechziger erleben eine Vorstellung eines amerikanischen Straßentheaters „Paradise now“ und noch so manch andereres Happening.
„Hair“ und „Jesus Christ Superstar“, war ja damals auch in Mode, sie haschen und kiffen auch ein bißchen uns versuchen sich dadurch in andere Bewußtseinszustände zu versetzten, vor allem suchen sie aber nach den Frauen und das haben, wie ich dem Buch entlesen habe, ihre Vorbilder auch getan. Zweimal drei junge Männer, die sich dem weiblichen Geschlecht annähern wollen, im Tübinger Stift des achtzehnten Jahrhunderts war das wohl nicht einfach, seltsamerweise scheint es das auch in der Berliner WG nicht zu sein. Zwei Zimmer, eines mit zwei, eines mit einem Bett, Hölder bekommt das eine mit der Auflage es zu verlassen, wenn die beiden anderen eine Frau mitbringen. Die tun das aber erstaunlich wenig, denn die die sie treffen, sind verlobt, verheiratet oder studieren Medizin. Hölder schreibt aber trotzdem einen Roman auf einer Hermes Schreibmaschine im Bett und auch einige Gedichte, von denen sein Vater sagte „Ein richtiger Dichter wirst du nie!“
Die drei reisen am Ende des Semesters ab und was ist geblieben?
Ja, richtig, das habe ich außer der Revolution, die, bei der Benno Ohnesorg sein Leben ließ, noch vergessen, sie fahren in den Osten, nicht nach Russland, sondern in den zweiten Teil der geteilten Stadt, werden von den Vopos aufgehalten, müßen Strafe zahlen, haben wir 1985 in Ostberlin auch so erlebt, gehen in ein Restaurant essen, wo das Essen fast nichts kostet, es gibt aber nur Gulasch und keine Karte, das haben wir in Dresden so erlebt und als sie sich an einen Tisch neben ein paar Herren setzen wollen, werden sie von der Bedienung weggesetzt. Dann gehen sie noch in die berühmte Humboldt Universität und wollen mit den Studenten diskutieren, fallen als Fremdkörper auf und werden dann von zwei Herren in Anzügen entfernt.
Das kann es nicht sein was geblieben ist und das gibt es inzwischen auch nicht mehr.
Ich nehme mir ganz prosaisch mit, die Ideale sind hier und dort zerbrochen und die die Herren Hegel, Schelling, Hölderlin zwei werden heute bald in Pension gehen, wenn sie nicht arbeitslos sind. Studienräte, richtige oder verkrachte Dichter sind sie vielleicht auch geworden, wahrscheinlich nicht so berühmte Philosophen, wie ihre Vorbilder, aber das war im achtzehnten Jahrhundert, als es noch nicht so viele Studenten gab, wie zweihundert Jahre später, wohl auch leichter und ich habe mich natürlich gefragt, wer der Hölder sein könnte, wen hat Amann damit gemeint, welcher Dichter hat vielleicht so geschrieben?
Eine sehr interessante Erzählung, von der ich mir den poetischen Ton mitnehme, nach Schelling, Hegel und Hölderlin gegooglet habe, aber nicht mehr Zeit habe, als ihre Lebensläufe zu lesen. Das ist auch nicht so wichtig.
Die französische Revolution hat meiner Meinung nach auch mehr Blut, als wirkliche Freiheit gebracht, so daß ich nicht so ganz verstehen kann, warum man den 14. Juli so groß feiert. Dann kamen Weltkrieg I und II und die, die die Studentenrevolte 1968 machten, hatten noch das Trauma ihrer Eltern und ihrer Großeltern im Blut und darauf reagiert.
Der realexistierende Sozialismus hat auch nicht sehr viel gebracht. Die Mauer ist gefallen. Dafür haben wir jetzt die EU, den Neoliberalismus und die Wirtschaftskrise und die, die heuer ihre Matura machten, werden höchstwahrscheinlich auch ihre Ideale haben und die Welt verändern wollen, ob sie sich Hegel, Schelling und Hölderlin nennen, weiß ich nicht.
Elfriede Jelinek, Rosa Luxemburg und Berta von Suttner, etc, wäre mir auch lieber.
Von Jürg Amann, habe ich, glaube ich, 1982 das erste Mal etwas gehört, als Brigitte Guttenbrunner, die ich vom Arbeitskreis schreibender Frauen kenne, beim Bachmannpreis gelesen hat. Denn den hat er damals gewonnen und der Arbeitskreis ist in diesem Sommer auf einen Berg bei Mürzzuschlag gewandert und dort hat sie mir davon erzählt und mir seinen Text zu lesen gegeben. Später habe ich ihn dann, glaube ich, bei „Rund um die Burg“ lesen gehört und wenn man bei Wikipedia nachschaut, kommt man auf eine sehr lange Werkliste. Auch ein Vielschreiber, habe ich mir gedacht und die Lektüre des Büchleins sehr genossen, obwohl es mir, wie schon erwähnt, keine wirklich neuen Erkenntnisse brachte, ich könnte mir aber vorstellen, daß das Schreiben dem Autor sehr gefallen hat.

2012-09-06

Die Lizenz zum Schreiben

Filed under: Uncategorized — jancak @ 07:30

Die, die regelmäßig meinen Blog lesen, wissen ja, daß ich ein Problem mit meiner „Erfolglosigkeit“ habe. Da schreibe ich und schreibe und es kommt nicht dabei heraus, als an die dreißig Selbstpublikationen, ein einsames Bloggen, ein Hoppeln von Veranstaltung zu Veranstaltung und das mehr oder weniger laute Jammern darüber. Meine Leser nehmen es kommentarlos hin, meine liebe Psychologiekollegin Irmgard Gelter, die mir einmal ihren Job auf der HNO-Klinik, Sprachambulanz verschaffte, mailte mir im Juli, daß ihr mein Leiden an der mangelnden Resonanz auffalle „Aber Wünsche und Hoffnungen haben wohl die meisten Menschen und nicht alle gehen in Erfüllung!“, was wohl stimmt, aber sehr schwer zu verstehen und zu akzeptieren ist. Für mich jedenfalls und da sich vor ein paar Tagen Viktor Frankls Todes- oder Geburtstag jährte, hörte ich im Radio eine Logotherapeutin sagen, daß der große Arzt und Psychologe oder Neurologe, denn Psychologie hat er wahrscheinlich nicht studiert, uns in den KZs vorlebte, daß man aus jeder Situation einen Sinn ziehen kann. Das genau ist mein Dilemma, denn was ist der Sinn, wenn man schreibt und schreibt und es kommt nicht das dabei heraus, was bei den anderen selbstverständlich scheint.
Da gibt es junge Frauen, die sind 1988 der 1989 geboren, bringen ihren ersten Roman bei Kiepenheuer und Witsch heraus und stehen auf der ORF-Bestenliste auf Platz eins und ich schreibe und schreibe, mache ein Buch nach dem anderen und blogge dann darüber, wer heuer auf die Longlist des dBP gekommen ist und wer bei Rund um die Burg lesen darf.
Nicht gerade lustig diese Hoffnunglosigkeit und wahrscheinlich schwer einen Sinn darin zu sehen, zumindestens ist mir das noch nicht gelungen. Denn die Alternative, die ich sehe, ist aufzuhören und das will ich nicht. Dagegen wehre ich mich mit Händen und mit Füßen uns so schreibe ich und schreibe und bin wegen dem ausbleibenden Erfolg schon ein bißerl depressiv.
Ich weiß schon, ich muß es nicht, will es aber und habe wahrscheinlich viel mehr geschrieben, als die meisten, die auf der Longlist des dBp stehen und wenn ich das blogge, ist ein Schweigen die Folge, was auch nicht gerade lustig ist.
Ich sollte nicht soviel jammern, denke ich dann manchmal und tue es trotzdem immer und immer wieder, denn es strömt aus mir heraus und ist auch das, was ich mir denke.
Die Lizenz zum Schreiben, Anni Bürkl hatte diesen Satz auf ihren letzten Blog und bietet auch Schreibseminare und Coachings an, die offenbar auch angenommen werden.
Ich denke mir manchmal, daß mir die Lizenz zum Schreiben fehlt, daß ich, als die vergeben wurde, gerade nicht anwesend war, weil ich mich zufälligerweise immer zur falschen Zeit am falschen Platz aufzuhalten scheine, auch nicht sehr lustig.
Meine Freundin und Autorenkollegin Ruth Aspöck, der es wahrscheinlich auch nicht viel besser, als mir geht und die ihre „Edition die Donau hinunter“, höchstwahrscheinlich auch deshalb gegründet hat, damit sie ihre eigenen Bücher verlegen kann, hat meine Anfragen, meine Bücher bei ihr zu machen, immer abgewiesen und in sich in ihrem „Blindschleichenbuch“ auch gefragt, was die Maria, mein Alter Ego, zum Schreiben animiert?
Das weiß ich auch nicht so genau, es ist mir jedenfalls sehr, sehr wichtig, wahrscheinlich, weil es das Einzige in meinen Leben ist, was ich nicht so erreicht habe, wie ich es wollte und es gab einmal einen GAV-Kollegen, der wahrscheinlich auch nicht so besonders gut schrieb, dann hat die Feministin ihn verlegt und als ich ihn fragte, ob er sich bei ihr beworben hat, sagte er etwas überheblich „Ich doch nicht, das habe ich nicht nötig!“, später hat er ihr dann eine Klage angedroht, weil sie ihm ein Honorar für eine Lesung nicht zahlen konnte, weil sie das Geld nicht hatte.
Das ist wahrscheinlich der Unterschied zwischen den Männern und den Frauen, die Männer sind von sich überzeugt, die Frauen fragen nach und zweifeln und es ist nicht gerade lustig, sich beispielsweise am Volksstimmefest mit Julya Rabinowich über den Alpha Preis, für den sie ja nominiert ist, zu unterhalten und zu wissen, da hast du mit deinen Büchern keine Chance und wenn du zu der Veranstaltung gehen willst, um darüber zu schreiben, wirst du auch noch hinausgeschmissen, obwohl sie öffentlich ausgeschrieben war.
Was ist die Lösung aus diesem Dilemma? Ich habe keine, wie meine Leser ebenfalls wissen werden. Denn ich will nicht aufgeben und das Selbstbewußterwerden, wie ich es inzwischen praktiziere, hilft auch nicht wirklich weiter, wenn ich jemanden meinen Bücher zeige und der sie mit gespreizten Fingern nimmt und gedehnt „Sehr schön!“, sagt und sich nach dem Verlag erkundigt.
Denn was macht man, wenn man schreibt und schreibt und kein Verlag will eine, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht habe ich es ein bißerl patschert angestellt, bin nicht sehr selbstsicher, habe kein Charisma, etc, was macht man da, wenn man nicht aufhören will? Darf man da weiterschreiben und sich selber verlegen.
Nein, habe ich bisher immer gehört und erfahren. Das darfst du nicht! Da hast du keine Chance! Inzwischen hat sich das ein wenig geändert, weil es ja die E-Books gibt, die jeder bei Amazon verkaufen kann, aber ob mich da wer kaufen würde, bin ich eigentlich skeptisch, bin ich ja schon einmal alleine bei einer Lesung gewesen. Das Danebenstehen mit seinen Büchern ist aber nicht so leicht und das Bloggen ohne Resonanz auch nicht, obwohl ich sehr froh über diese Möglichkeit bin und sie auch sehr intensiv nütze und wenn auch nur um zu jammern, denn das ist ehrlich und wird mit Herzblut praktiziert!
Thomas Wollinger veröffentlichte auf seinen Blog Schreiben, das Mail einer Sechzehnjährigen, die auch die Frage nach dem Sinn stellte und er hat ihr sehr lang, sehr intensiv und sehr wertschätzend darauf geantwortet.
„Weitermachen, denn es ist alles schon in dir!“
Das würde ich auch so sagen und ist auch das, was ich selber so gerne hören würde und offenbar immer überhöre.
Du darfst schreiben und auch Schreibseminare besuchen, mußt aber nicht unbedingt veröffentlichen, wäre eine Antwort.
Aber dann bist du weg vom Fenster und die Eigenintitative hat bis vor kurzem ja nicht viel gegolten. Ich habe keine Antwort auf diese Frage und sie beschäftigt mich immer noch und immer wieder, auch in Zeiten des E-Books, weil ich ja meine Bücher nicht bei Amazon einstelle, sondern immer noch fünzig Stück bei digiataldruck.at drucken lasse, da schon meine Nachahmer habe, die dann irgendeinen Verlagsnamen draufschreiben oder auch nicht, zwei immer in meiner Handtasche trage, im Augenblick schon vier Bücher habe, die aufs Fertigwerden warten und gespannt bin, wie meine Lesung am 29. 10. in der Alten Schmiede werden wird und da habe ich auch schon Horrorvisionen, daß ich da vielleicht ganz alleine lesen werde.
Ganz so schlimm ist es nicht, nach der Tiefe der Sommerlöcher, gibt es kleine Lichtblicke, so hat mich Stefan Schmitzer am Samstag beim Volkstimmefest auf meinen Text angesprochen und Nadine Kegele hat mir gemailt und gemeint, daß ihr mein Text gefallen hat.
Das gibt es auch und das hat mir gut getan, noch dazu, da ich an diesem Tag wieder zweihundert Besucher im Literaturgeflüster hatte und der Wieser Verlag meine Rezension über Axel Karners neues Buch schon am Abend auf seiner Seite angeführt hatte, obwohl ich ihn nicht verlinkt habe.
Manchmal werde ich und das Literaturgeflüster also schon bemerkt und dann wieder öfter übersehen und ich schreibe natürlich weiter, solange mir etwas einfällt und das tut es noch und denke mir nur, daß das so schwer ist, hätte ich im Jahre 1973, als ich damit angefangen habe, nicht gedacht und besonders viel Glück habe ich wohl nicht auch dabei gehabt. Ich tue es trotzdem, beharrlich und verbissen und ein bißchen, habe ich es wahrscheinlich inzwischen auch gelernt.

2012-09-05

Anlaufschwierigkeiten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:45

Ich versuche das Herbstprogramm zusammenzustellen, was gar nicht so einfach ist. Daß ich in der ersten Woche zu keinen Veranstaltungen gehen werde, habe ich schon geschrieben, denn die, die es gäbe, wären erst am Donnerstag und Freitag und da habe ich einen Klienten, bzw. werde ich nach Harland fahren, weil der Garten nach dem Alfred ruft.
Aber es gibt ja soviele Fixveranstaltungen, deren Programme ich noch suchen muß. Daß meine Herbstsaison am zwölften September mit der Verleihung des Leo-Perutz-Krimipreises, zu der ich diesmal extra eingeladen wurde, beginnt, habe ich schon geschrieben, danach käme traditionellerweise, ich glaube, zum einundzwanzigsten Mal das Festival „Rund um die Burg“, bei dem ich ja so gerne lesen würde, also schreibe ich mir das in den Kalender, um keine Freitagnachmittagstunde zu nehmen und suche nach dem Programm. Daß die Veranstaltung von einem neuen Team organisiert wird, habe ich schon im Sommer bei http://www.buecher.at gefunden und ich finde im Internet öfter den vierzehnten, fünfzehnten September als Termin, auch auf der Falter Seite, dann kommt kommt der link zur Website und dort steht „Radio Wien und Wien live präsentieren, das Lesefest 5. und 6. Oktober, Autorinnen und Autoren lesen live, Programm folgt demnächst.“
Wenn sich das Team geändert hat, braucht es ein bißchen länger zur Organisation und es gab ja vor zwei Jahren Schwierigkeiten mit der Veranstaltung und das Gerücht, daß sie eingestellt wird.
Gerhard Ruiss hat sie, glaube ich, gerettet und es macht ja nichts, wenn sie ein bißchen später stattfindet, möglicherweise werden ein paar Leute irrtümlich schon nächste Woche hinkommen, aber wahrscheinlich gibt es gar nicht soviele Literaturbesessene, wie ich in Wien.
Wochenendveranstaltungen werden in der nächsten Zeit ohnehin ein bißchen schwierig sein, da wir ja nach Harland zu Alfreds Eltern fahren sollten, es gibt aber im Herbst besonders viele.
Die Woche darauf gibt es am 18. September, die Kriminacht, auch von Wien live organisiert stattfindet und da gibt es schon ein tolles Programm, so daß man gar nicht weiß, wo man hingehen soll.
Zweieinhalb Seiten Veranstaltungen, die erste fängt um halb fünf, die letzte um einundzwanzig Uhr an. Viele in Kaffeehäusern, aber auch im Radio Kulturcafe, in der Hauptbücherei, in der Wienbibliothek, beim Morawa, etc, bei vielen muß man sich anmelden oder eine Einladung haben, bei anderen ist das nicht möglich und da ich ja nicht so gerne konsumiere, habe ich mir die Hauptbücherei angestrichen, da liest um 19 Uhr Christopher Brookmyre, ein Autor aus Glaskow, bzw. Robert Reinagl aus „Wer schlafende Hunde weckt“.
Beim Morawa liest eine halbe Stunde später Herbert Dutzler aus einem Alt Ausseer Krimi, wahrscheinlich gehe ich dorthin oder doch zu Anne Goldmann in die Galleria auf die Landstraße, die ja den Perutz-Preis gewinnen könnte oder in die Wienbibliothek im Rathaus zu Bettina Raddatz, alle ebenfalls um 19.30.
Es ist nicht leicht die Qual der Wahl zu haben und obwohl es soviele Veranstaltungen gibt, sind die dann auch noch sehr überlaufen, also interessieren sich doch sehr viele Leute für Literatur bzw. für Krimis. Denn bei Thomas Raab habe ich mir im Radiokulturcafe vor ein paar Jahren die Füße in den Bauch gestanden, bzw. den Zuspätkommenden die Türen geöffnet und ins Cafe Museum bei der Lesung von Eva Roßmann, vor einem Jahr, habe ich die Tür aufgemacht, die mir die Security vor der Nase schloß und auf die Frage, was ich im überfüllten Raum denn wolle „Zuhören!“, erklärt, was mich der überforderte Mann dann auch ließ und ich war nachher zerquetscht wie eine Zitrone, es hat mich aber keiner nach einer Konsumation gefragt.
Nun, ja, Krimis sind interessant und ein paar von denen, die da präsentiert werden, wie etwa Georg Haderers „Engel und Dämonen“ habe ich schon gelesen.
Dieses Stöbern und nichts finden, was ja auch zu einem Kriminalroman passt, hat mich auf die Idee gebracht, nachzusehen, ob schon zu erfahren ist, welches Buch heuer für die „eine Stadt ein Buch Aktion“ ausgewählt wurde, auf der Homepage wird aber noch das Buch von 2011 angepriesen, nur wenn man auf Facebook geht, erfährt man, daß Rafik Schamis „Eine Hand voller Sterne“, das Rennen machte. Da begann es bei mir zu klingeln und ich bin zu meinem Bücherregal gerast, denn das habe ich ja unlängst im offenen Bücherschrank gefunden.
Was tut sich sonst in der ersten Septemberwoche? Mit dem Korrigieren von „Kerstins Achterl“ habe ich am Montag wieder begonnen. Das werde ich jetzt, wie ich schon angefangen habe, in Harland aber nicht recht weiterkam, Szene für Szene durchgehen.
Dann liegt die „Wiedergeborene“ am Schreibtisch und hat noch ein paar Fehler. Ein bißchen Trödeln war auch wieder da. Die Klienten melden sich nach dem Sommer wieder, der Verein mailte, es gibt neue Antragsformulare und dazu eine Informationsveranstaltung in der WGKK und ich werde heuer Schwierigkeiten haben mit meinen 200 WGKK-Stunden auszukommen, obwohl man jetzt nicht mehr überziehen darf.
Dazwischen meldete der Alfred, die Grünen haben eine Veranstaltung, aber da hatte ich eine Stunde, ich überlegte nur zum Buffet hinzugehen, bin dann doch mit Marianne Grubers „Erinnerungen eines Narren“ in die Badewanne gestiegen und habe darüber gebloggt.
Dazwischen gab es einen Stromausfall und jetzt sagte mir der Alfred, die Veranstaltung ist erst heute, da sollten wir mit der Anna zu den „Drei Buchteln“ gehen, aber jetzt hat sie abgesagt.
Und ein neues Buch zum Rezensieren, nämlich Stefan Sonntagbauers „Containeräffchen“ aus dem Holzbaumverlag, der 2009 in die Longlist des fm4 Literaturwettbewerbs und in die „Wortlaut“-Anthologie gekommen ist, habe ich inzwischen auch bekommen, da schmerzt es angesichts der langen Bücherliste gar nicht sehr, daß der neue Weidenholzer-Roman nicht zu kommen scheint.

2012-09-04

Erinnerungen eines Narren

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:31

Nun ist der letzte Roman von Marianne Gruber „Erinnerungen eines Narren“, der im Frühjahr bei Haymon erschienen ist, in der Alten Schmiede und auch sonstwo präsentiert wurde und ich auch bei der Unsterblich-Podium-Veranstaltung im Juli ein Stückchen daraus hören konnte, doch zu mir gekommen und hat mich auch beim Lesen sehr gefordert, denn Marianne Gruber bietet keine leichte Kost, sondern einen vielschichtigen anspruchsvollen Roman, der nicht nur vom Sterben eines alten Mannes und vom zweiten Weltkrieg erzählt, das hatten wir schon, denn daran scheinen sich gerade einige Autoren um die Siebzig abzuarbeiten, sondern auch die ganze Welt- und Literaturgeschichte einbezieht, sie neu- und umdeutet und da ich in die Hauptschule und nicht ins Gymnasium gegangen bin, habe ich etwas Schwierigkeiten mit der griechischen Mythologie, das heißt ihre Helden und Götter nicht so ganz genau im Kopf und wahrscheinlich auch keinen Respekt vor ihnen, aber auch da gibt es eine beeindruckende Stelle in dem dreihundertfünzig Seiten dicken Buch, nämlich die, wo der monologisierende Ich-Erzähler, der alte namenlose Clown mit dem gefälschten Schweizer Pass, der einmal Internatsschüler war, von Sisyphos und seinen Steinen erzählt „Mein Vater schaut mich mit großen Augen an. Woher hast du denn das? Lernt man das auch im Gymnasium?“
Aber der Reihe nach, bin ich ja eine gründliche Leserin und habe den Anspruch die Realistik eines Buches zu erfassen und die wird von der 1944 geborenen Autorin, die neben Klavier auch Medizin und Psychologie, letztes bei Viktor Frankl studiert hat, zumindestens gestreift.
Da liegt ein alter Mann in einem Zimmer, vom Seil gestürzt, liegt da seit fünf Monaten und kann sich nicht bewegen. Es ist der, der sich durch die Weltgeschichte monologisieren wird, aber um die praktischen Dinge des Lebens hat er sich nie gekümmert, zumindestens nicht um so banale, wie Versicherungen. Hühner gestohlen und Menschen gerettet, hat er in seiner Jugend schon, aber jetzt braucht er eine alte Frau, die ihn versorgt und aufs Klo begleitet, weil er das allein nicht kann und es kommen auch Leute zu ihm, die Fragen stellen, nach den Versicherungszeiten z.B. und danach, welchen Wochentag man hat und was ein Kilo Brot kostet?
Das habe ich für mein Rigorosum vor mehr als Dreißig Jahren auch gelernt und führe auch regelmäßig, den Mini Mental Test durch und die alten Leute, die Shakespeare die Welt und seine Stücke erklären können, wissen das heute nicht und haben das auch damals wahrscheinlich nicht gewußt.
„Es ist der Vorabend zum zweiten Weltkrieg“, beginnt der Klappentext und das wird in einem großen Teil des Buchs behandelt, das mit dem abgestürzten Clown und seinem Redefluß beginnt, denn der erzählt allen, die es hören wollen, seine Geschichte, die von dem Internatsschüler, der obwohl kein Jude und auch sonst nicht verfolgt, aber Mutterlos, seinen Vater und das Internat verläßt und sich einem Wanderzirkus anschließt. Dort wird er von dem weisen Hieronimo zum Hilfsclown ausgebildet, es gibt Rollo, den Liliputaner und Rachel, die schöne Jüdin, die aus Angst vor der Verfolgung in der Zirkuskuppel schläft, gibt einen Löwendompteur, Bären, einen Direktor und in der Schweiz erlebt der Zirkus große Not und Hunger. Es gibt keine Arbeitserlaubnis, aber Polizisten, die eine Ausgangsgenehmigung erteilen und auch Schokolade bringen, geschmuggelte Flüchtlinge, einen evangelischen Pfarrer, der alle verrät, obwohl man sonst wenig vom Krieg wüßte, wenn es nicht ab und zu ein Flugzeug zu beoachten gibt, da der Held nur wenige Zeitungen liest, sondern Rachel seine Schokolade schenkt und mit Rollo streitet.
So geradelinig wird das nicht erzählt, sondern es gibt immer wieder Unterbrechungen, wo der Erzähler mit den jungen Männern spricht, die seine Geschichte hören wollen und dann in die Vergangenheit abdriftet, denn offenbar hatte er mehrere Leben, es gibt auch einen geheimnisvollen Anderen, der immer wieder kurz erwähnt, aber von mir nicht ganz verstanden wurde. Das Stück, das ich schon in der Alten Schmiede hörte, handelte von einem Pedro und der spanischen Inquisition. Dann gibt es zwei sehr beeindruckende Kapiteln, wo der Held mit einem William an die Schauplätze von Romio und Julia bzw. Othello geht, um mit ihm zu klären, wie das damals wirklich war mit der Eifersucht und dem Sterben?
Da ist mir eingefallen, daß es auch einen Text von Marianne Gruber gibt, der „Julias Spange“ heißt, mit dem sie, wenn ich mich nicht irre, damals in die Endauswahl des Limes-Literaturpreises gekommen ist, um den ich mich auch beworben habe.
Ein großer Teil des Buches beschreibt die Erlebnisse im Wanderzirkus bis Kriegsende, wo der alte Mann zweiundzwanzig war, die Einschübe, die von Jason und Medea, Aigeus und Theseus, Romeo und Julia, dem Vogel Phönix etc. handeln, sind eher kürzer und auch die, was nach dem Krieg geschah. Da kommt der Held nach Wien zurück und sucht nach seinen Vater, er findet nur einen Grabstein mit seinem eigenen Namen, hat Schwierigkeiten mit seinem gefälschten Schweizer Pass, echte Papiere hat er nicht mehr, weil er damals offenbar in die Schweiz geschmuggelt wurde, lebt kurz bei einem Psychiater, nimmt Kontakt mit einem Anwalt auf und trifft auch seinen alten Griechisch Professor. Dann kommt schon Rollound holt ihm zum Zirkus zurück. Rachel, Hieronymo und Rollo sterben. Der Clown wird macht Gastspiele in Paris und in der ganzen Welt, dann stürzt er vom Seil.
„Was sehe ich oben?“ , hat er Hieronymo vor seinem ersten Auftritt gefragt.
„Nichts oder du stürzt ab!“, hat der geantwortet.
Jetzt ist er abgestürzt, wird von der alten Frau gepflegt und nach dem Brotpreis gefragt, er erzählt seinem Besucher und fordert ihn zuletzt auf, seinen Koffer mit den Steinen und dem alten Kostüm zu nehmen und sein Nachfolger zu werden.
„Über den Rest nicht viele Worte,je länger das Leben dauert, desto weniger gibt es zu berichten, alles drängt sich zusammen, am Schluß hat es in einer Nußschale Platz!“, heißt es im letzten Kapitel, wo es vom Kriegsende schnell in die Gegenwart geht und die Jahrzehnte, die dazwischen liegen, mit ein paar Sätzen gestreift werden.
„Vier Wände lautlos auseinander und nichts mehr“, lauten die letzten Worte und Marianne Gruber, die auch Kafkas „Schloß“ weitererzählt hat, ist bestimmt eine großartige Erzählerin, die mit einer sehr genauen Sprache sehr viel erzählt. Das Elend des Sterben, die Fragebögen der Psychiatrie, genauso wie die Weltgeschichte, den zweiten Weltkrieg mit seinem Elend, auch das, was damals in Verona und in Venedig wirklich geschehen ist, zu wissen scheint und geradezu sprüht von Einfällen und Geschichten.
Ich mag es ja sozialkritischer lieber und fange mit den alten Griechen, wie erwähnt, nicht so viel an, obwohl mir die Metapher vom Sisyphos, wenn ich einen neuen Roman beginne, Seite um Seite beharrlich korrigiere und das Ganze dann trotzdem niemand lesen will, schon mehr als einmal eingefallen ist. Marianne Gruber hat auch zu Sysiphos und seinen Steinen einen eigene Deutung und ich habe sie um 1980 kennengelernt, als wir beide mit unseren Geschichten, den Wettbewerb zu einem frauenfreundlicheren Kinderbuch „Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen“ gewonnen haben. Damals habe ich sie sehr solidarisch empfunden und kann mich an eine ganze Liste von Ratschläge erinnern, die sie mir gegeben hat, wo und wie ich versuchen könnte, meine Texte zu veröffentlichen. Sie hat später im Fernsehen moderiert, das habe ich als Nichtfernseherin weniger verfolgt, treffe sie aber regelmäßig in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, deren Präsidentin und Nachfolgerin von Wolfgang Kraus sie ist und finde es etwas schade, daß ich mit meinen selbstgemachten Büchern in der Herrengasse nicht lesen kann und habe das beim Dichter-Fasching aber schon zweimal getan
„Die gläserne Kugel“ habe ich, glaube ich, vor langen gelesen und bei der Lesung „Veröffentlichtes und Unveröffentlichtes von Julian Schutting und Marianne Gruber“ war ich in diesem Frühjahr auch und Professorin ist sie, glaube ich, gemeinsam mit Gerhard Ruiss in diesem Jahr auch geworden.

2012-09-03

In den Herbst

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:48

Am Wochenende vor dem Wiener Schulbeginn findet traditionellerweise das Volksstimmefest statt, auf dem ich heuer, wenn ich richtig gerechnet habe, das zwanzigste oder einunzwanzigste Mal gelesen habe, dann komme ich von meiner Harlander Sommerfrische zurück, das Wetter wendet sich manchmal und man geht mit Schirm und Regenjacke auf das Fest, so wie heuer oder es ist noch eine Weile sommerlich schön und heiß, wie, glaube ich, in den letzten Jahren.
Die Veranstaltungen fangen wieder an, die ich dann meistens sehr ausgehungert besuche, war in den Sommermonaten ja nichts als tote Hose oder Sommerlöcher, obwohl es ja die Festspiele gibt und auch hin und wieder eine Literaturveranstaltung. Heuer war da aber nicht sehr viel, da ich ja nicht zu den Ö-Tönen nach Wien fahre oder dort bleibe. Ich habe viel gelesen und die Großen der Vergangenheit entdeckt und wenn ich jetzt so die Veranstaltungsprogramme durchsehen, muß ich wohl auch noch eine Weile warten, denn das Gerede, um die Wirtschaftskrise und die Einsparbemühungen, hat wohl auch zur Folge, daß es erst später anfängt.
Und so werde ich wohl diese Woche mehr in Wien sitzen und lesen, als zu Veranstaltungen gehen. Der Rathausplatz hat geschlossen und die Alte Schmiede und das Literaturhaus noch nicht aufgemacht und das sind auch die einzigen Programme, die ich bis jetzt bekommen habe.
Die Alte Schmiede öffnet am siebzehnten September mit ausgewählten literarischen Neuerscheinung, nämlich mit Barbara Frischmuths Roman „Woher wir kommen“ und das habe ich mir natürlich schon dick angestrichen und das Literaturhaus beginnt am Mittwoch darauf mit der Verleihung des Walter-Rode-Preises, da weiß ich nicht, ob ich hingehen werde.
Diese Woche liest am 4. Emily Walton bei den ÖVP Bezirksfrauen des 6. Bezirkes, aber bei ihren Buchpräsentationen, war ich auch schon und der Residenzverlag hat mir geschrieben, daß beim Thalia eines seiner Sachbücher vorgestellt werden wird. Sonst weiß ich nicht viel Literarischen. Das heißt das Programm der Hauptbücher ist schon bekommen und da liest am Donnerstag Martin Horvath aus „Mohr im Hemd“, aber da kommt mein Fix-Klient und am Freitag liest Manfred Rumpl im Thalia und da will der Alfred nach Harland fahren, um die Gartenarbeit zu machen.
Am 12. Septemer bittet der Hauptverband in die Grünangergasse zur Verleihung des Leo Perutz-Krimipreises, da stehen Manfred Rebhandls „Das Schwert des Ostens“, Edith Kneifls „Der Tod fährt Riesenrad“, Georg Haderers „Der bessere Mensch“ und dann noch Thomas Raab und Anne Goldmann, zu deren Büchern ich nichts sagen kann, auf der Shortlist und das wird wohl die Veranstaltung sein, mit der ich meinen Literaturherbst beginne, wenn ich nicht noch inzwischen von einem anderen Highlight erfahre.
Ein paar Vernissagen gibt es, glaube ich und Otto Lambauer hat mich auch zu einer in den zehnten Bezirk, wo es ja ein neues Kulturzentrum gibt, eingeladen und der „Rund um die Burg“-Literaturmarathon“, sollte am 14. und 15. September stattfinden oder doch erst am 5. und 6. Oktober?
Programm scheint es noch keines zu geben, ich habe nur bei http://www.buecher.at gelesen, daß es da neue Veranstalter gibt.
Also bin ich gespannt, werde wohl mit dem Alfred dieses Wochenende nach Harland fahren, um dann die zwei folgenden in Wien zu bleiben, denn am 21. und 22. September gibts die „Tage der offenen Tür“ des Writersstudio mit seinen Schnupperseminaren, die ich sehr empfehlen kann und am 22. verlost Frank Gassner im Rahmen einer Grundstein-Veranstaltung Karten für die Buch-Wien und noch andere Goodies an die, die sich bei seiner Bücherkasten-Aktion beteiligt haben.
Einige Neuerscheinungen wird es wohl noch zu besprechen geben. Vielleicht kommt der neue Weidenholzer-Roman zu mir, würde mich freuen. Von Haymon habe ich ja noch einiges Altes aufzulesen, wie das Buch der Marianne Gruber und bei dem ganz Alten wartet, ja noch das erste Buch der Ruth Aspöck auf mich. So ist der Bücherherbst bei mir derzeit noch ein bißchen intensiver, als die Veranstaltungen, die erst nach und nach beginnen, obwohl ich mich, ja schon sehr darauf freue und beim Volksstimmefest, das den Veranstaltungsherbst eröffnet hat, war ich ja schon und bin sehr bereichert zurückgekommen.
Der Alfred hat auch zwei Veranstaltungen im Radio Kulturhaus gebucht und einige Veranstaltungen, die im Literaturhaus und in der Alten Schmiede im September und im Oktober stattfinden, habe ich mir auch angestrichen.
Also auf in den literarischen Herbst und natürlich das Selberschreiben nicht vergessen. Daß die „Wiedergeborene“ bald erscheinen wird, hoffe ich sehr. Noch sind ein paar Fehler darin zu finden.
„Kerstins Achterl“ ist zu korrigieren, bevor ich mich an die Arbeit des „Literaturgeflüster-Texte-Buchs“ machen kann und der Alfred vielleicht Zeit findet, die „Paula Nebel“ zu übernehmen und zu einem Buch zu machen.
Ich bin gespannt, habe vorgestern schon mit meiner ersten Herbstlesung begonnen, mich inzwischen auch zur Poet-Night am 22. September im Siebenstern angemeldet und stelle am 29. Oktober meine bis dato letzte Neuerscheinung „Die Frau auf der Bank“ in der Alten Schmiede bei den Textvorstellungen gemeinsam mit Anita C. Schaubs und Andrea Stifts neuen Büchern vor.

2012-09-02

Zum Volksstimmefest

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:11
Christoph Kepplinger

Christoph Kepplinger

Gerald Grassl

Gerald Grassl

Am Samstag hat es an den Volksstimmefesten öfters geregnet und am Sonntag war es dann wieder schön, trotzdem melde ich mich immer für den Samstag an, wahrscheinlich, weil ich es dann hinter mir habe oder, daß ich es nicht versäume und so bin ich auch diesmal mit dem Regenschirm und der Regenjacke über den Donaukanal hinmarschiert.
Das Motto war „Ihr nennt uns Menschen, wartet noch damit“, ein Jura Soyfer Zitat, der ja heuer seinen hundertsten Geburtstag hätte und so habe ich mir auch, den „Langen Brief an den Herr Kurz“, einen eher satirischen Text, der zum Thema passt zum Lesen ausgesucht und stand als dritte oder vierte auf der Leseliste.

Karin Jahn

Karin Jahn

Eva Jancak

Eva Jancak

Als erstes hätte der 1957 geborene Manfred Bauer lesen sollen, der am elften August gestorben ist. So las Christoph Kepplinger seinen Nachruf vor, dann folgte Gerald Grassl mit einem Text aus der Tarantl, der auch eine Art Nachruf auf die verstorbenen Autoren, die am Volksstimmefest gelesen haben, darstellte, Franz Kain, Eugenie Kain, Helmut Zenker, Arthur West, etc, wie soll man da fröhlich sein und feiern, lautete seine Frage.

Brigitte Schimmerl

Brigitte Schimmerl

Rudolf Lasselsberger

Rudolf Lasselsberger

Karin Jahn folgte mit einer Begegnung, die sie mit einem Autor hatte, der sein Manuskript einen Kleinverleger gab und ihm seine Vorschläge für den Frieden unterbreitete. Dann kam ich mit meinen langen Brief gefolgt von Brigitte Schimmerl, die glaube ich, zum ersten Mal las und kurze Szenen hatte, die die Gesellschaft wiederspiegeln, also das schildern, was man beispielsweise so in der U-Bahn erlebt, sowie Rudolf Lasselsberger und Stephan Eibl Erzberg, die Gedichte hatten.
Dazwischen folgte eine Rochade, denn diesmal lasen wir auf der Bühnen und nach vier oder fünf Autoren gab es einen Wechsel. Magdalena Knapp-Menzl, die ja, glaube ich, auch Schauspielerin ist, hatte wieder einen ihrer prägnanten Texte „Sie befinden sich im Hauptmenü, wenn Sie, Freiheit wollen, drücken Sie die eins. Bitte warten, bitte warten, dazwischen spielen wir ein bißchen Musik: Brüder zur Sonne, zur Freiheit, Brüder zum Lichte empor!“, sang sie mit lauter Stimme.

Stephan Eibel Erzberg

Stephan Eibel Erzberg

Magdalena Knapp-Menzel

Magdalena Knapp-Menzel

Denn 1979 geborenen und in Graz lebenden Stefan Schmitzer, habe ich ja durch das Volksstimmefest kennengelernt und dann ein paar seiner Lesungen besucht. Er las seine Gedichte aus dem Laptop vor. Dann folgte Nadine Kegele, von der ich auch schon einiges hörte, mit einem sprachlich sehr anspruchsvollen Text über das Leben einer Mutter mit zwei Kindern.

Stefan Schmitzer

Stefan Schmitzer

Nadine Kegele

Nadine Kegele

KurtO Wendt las aus dem neuen Roman, der ihm Frühjahr in einem kleinen sehr engagierten Verlag erscheinen soll und der dasselbe Personal, wie „Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für Sie tun!“, den er ja im vorigen Jahr am Volksstimmefest präsentierte, hat. Magda hat das Callcenter verlassen, arbeitet jetzt bei den Wiener Linien und geht mit ihrem Chef fein essen.

KurtO Wendt

KurtO Wendt

Susanne Ayoub

Susanne Ayoub

Susanne Ayoub, die ich ja auch ganz gut kenne, las eine Szene aus einem Theaterstück, wo es auch um Unterdrückung und Ausgrenzung ging und Eva Schörkhuber, die ich vom Vorjahr kenne, hatte einen Text zu den Sommerlöchern und wie man die journalistisch mit Gummienten füllt.
Dann kam Julian Schutting mit einen Moskau Impressionen und hat glaube ich, zum ersten Mal, am Volksstimmefest gelesen.

Eva Schörkhuber

Eva Schörkhuber

Julian Schutting

Julian Schutting

Danach gab es wieder Kaffee und Kuchen am Favoritner Stand und einen Autorenplausch. Die Bruni habe ich begrüßt, eines ihrer Enkelkinder gesehen und mit Stefan Schmitzer über meinen Text diskutiert, dann ging ich zur Jura Soyfer Bühne, denn die, wo wir gelesen haben, heißt jetzt Siebensternbühne, hat aber schon einmal Jura Syfer Bühne geheißen und damals gab es auch das Bild des Autors darauf zu sehen. Auf der jetzigen Jura Soyfer Bühne, wo wir auch schon gelesen haben, traten um sechs Christoph und Lollo „Ich hab so Angst vor dem Islam“ auf und um halb acht Willi Resetarits und Sabina Hank mit von Texten von Jura Soyfer und H.C. Artmann.

Helmut Rizy

Helmut Rizy

Gregor M. Lepka

Gregor M. Lepka

Am Sonntag gings gleich weiter mit dem linken Wort und einem Monsterprogramm. Das Wetter war sehr schön und daher dementsprechend mehr Leute bei der Siebensternbühne. Hilde Schmölzer, Elfriede Haslehner, Judith Gruber Rizy, etc, habe ich gesehen und mich mit ihnen unterhalten.
Begonnen hats mit einer Tonbandaufzeichnung von Sophie Reyer, die, glaube ich, in Köln oder sonstwo verhindert war. Ein sprachlich sehr schöner anspruchsvoller Text „Weiße Lappen vor den Mündern“, wenn es um die Beschreibung von der Atomkatastrophe von Fukushima ging.

Waltraud Seidlhofer

Waltraud Seidlhofer

Thomas Northoff

Thomas Northoff

Helmut Rizy folgte und seine Geschichte hat mich auch beeindruckt „Der Mensch ist es Menschens Wolf“.
Ein alter Mann, der den Ich-Erzähler in einem Wirtshaus um ein Bier anschnorrt, sagt ihm das Zitat auf lateinisch und erzählt ihm die Geschichte, wie er alles verloren hat, weil er gegen eine mächtige Firma prozessieren mußte.

Lisa-Maria Rakowitz

Lisa-Maria Rakowitz

Karin Gayer

Karin Gayer

Dann kamen Gregor M. Lepka und Waltraud Seidlhofer aus Wels, die zum ersten Mal beim Volksstimmefest gelesen haben. Gregor M. Lepka mit zeitkritischen Gedichten, Waltraud Seidlhofer mit einem ebenfalls sehr interessanten Text, in drei Teilen „Wachsen“. Im ersten Teil werden die Einkaufszentren geschildert, die alles verdrängen und die Waren, die ausgeschieden werden, weil sie nicht mehr verkaufbar sind. Im zweiten Teil wurde kurz die Armut skizziert und im dritten folgte die Utopie, daß in der Stadt Gemüse und Obst angepflanzt und so die öffentlichen Räume zurückerobert werden. Thomas Northoff hatte ein Poem mit dem Namen „Nein Eleven“, wo die Amerikaner mit S S abgekürzt wurden, stars and stripes und es um den 11. September geht.

Ludwig Laher

Ludwig Laher

Lisa Lercher

Lisa Lercher

Dann folgte wieder ein junges mir unbekanntes Literaturtalent, Christoph Kepplinger scheint da seine Beziehungen zu haben und sehr viel solche zu kennen.
Lisa-Maria Rakowitz, 1988 in Villach geboren und in Wien lebend, die sowohl Medizin als auch Germanistik studierte und Gedichte zum Leben hatte, wo das letzte, ein Herbstgedicht, auch den Wunsch ausdrückte, Obst zu essen und von der Autorin als hoffnungsvoller und versöhnlicher angekündigt wurde.
Karin Gayer war mir ebenfalls unbekannt. Sie wurde 1969 geboren, hat bei Arovell veröffentlicht und brachte auch sozialkritische Gedichte zum Thema vor.

Johannes Schrettle

Johannes Schrettle

Max Höfler

Max Höfler

Während Ludwig Laher, der jetzt wieder ein neues Buch bei Haymon herausgebracht hat oder bringt, sich mit seinem Text direkt auf Jura Soyfer bezog. Denn der hat mit dreiundzwanzig Jahren, 1935 ein Theaterstück geschrieben, das 2035 heißt und darin macht er sich in Form einer Geschichtsstunde über die Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts lustig, wo die Leute alle auf der Straße mit „Heil Hitler“ oder „Heil Staremberg“ grüßten und damit eine seltsame Heilslehre ausdrückten. Die Schüler treffen die jungen Mädchen von der Venus auf ein Rendezvutscherl und als der Lehrer fragt „Was wissen Sie über die Kultur der Neunzehndreißigerjahre?“, sagen die nichts und bekommen ein sehr gut dafür.

Lale Rodgarkia-Dara

Lale Rodgarkia-Dara

Gerhard Ruiss

Gerhard Ruiss

Die Krimiautorin Lisa Lercher, die schon einige Krimis bei Milena hat, von denen ich auch einige gelesen hatte, hatte einen Praterkrimi in „Tatort Prater“, der am Volksstimmefest spielt. Eine alte Feministin kommt nach Wien zurück und trifft dort einen Mädchenbeschneider, den die Damen dann am Klo überwältigen und offenbar kastrieren. Als es besonders spannend war, waren die acht Leseminuten dann zu Ende.
Johannes Schrettle und Max Höfler auch zwei jüngere Literaturtalente, von denen ich Max Höfler schon einmal am Volksstimmefest hörte, hatten einen Gemeinschaftstext und Lale Rodgarkia-Daras Text hatte wieder mit Jura Soyfer zu tun, er war aber sehr theoretisch, so daß ich ihn nicht ganz verstanden habe. Gerhard Ruiss präsentierte Kurzgedichte und erinnerte an Arthur West und Werner Herbst, er begrüßte auch Edith West, die im Publikum saß, dann folgte Rolf Schwendter, der auf die Poet Night hinwies, die am 22. September im Siebenstern stattfinden wird, zu der ich mich gleich angemeldet habe und dann eines seiner Anlaßgedichte „Ihr nennt uns Menschen, laßt euch Zeit damit“, in der bekannt Schwendterischen Manier vortrug.

Edith West

Edith West

Rolf Schwendter

Rolf Schwendter

Der anschließende Tratsch bei Kaffee und Kuchen war wieder sehr interessant und literarisch intensiv. Gerald Grassl hat uns Belegxemplare der „Tarantel“ gegeben, wo Lutz Holzinger einen Artikel über Jura Soyfer hat und Alfred das Foto beisteuerte, daß er während der Lesetheateraufführung „So starb eine Partei“ aufgenommen hat.
Mit Julija Rabinowich habe ich bei der Siebensternbühne über den Alpha-Literaturpreis gesprochen, während „Nino aus Wien“ sang und total viele Zuhörer hatte und auch bei „Attwenger“ auf der Jura Soyfer Bühne war es total voll. Wir sind dann etwas früher gegangen und haben den lieben Rudi, Traude Korosa, Ludwig Laher und einen Krimiautor in der Straßenbahn getroffen und jetzt habe ich noch ein paar liebe Mails von Nadine Kegele bekommen.
Und hier gehts zum Archiv

2012-09-01

Der rosarote Balkon

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:55

„Der rosarote Balkon“ das neue bei Wieser erschienene Buch, des 1955 in Kärnten geborenen Axel Karner, der in Wien als Religionslehrer und Autor lebt, GAV-Mitglied ist und mich immer auf seine Veranstaltungen aufmerksam macht, könnte man als Kurzgeschichten des Dorfes und dichte eindrucksvolle Erzählungen, des Kärntner Alltags bezeichnen.
Ich tue das, komme ich ja von der Psychologie, sowie dem realistischen Beobachten her und habe weder Germanistik noch vergleichende Literaturwissenschaft studiert.
Ingeborg Kofler, die den Klappentext verfasste, tut das sicher viel poetischer.
„Brechen, schneiden, zerren, reißen. Auseinanderzunehmen gilt es das entstellte Gefüge zwischen Häusern und Höfen, Kirche, Tenn und Gasthaus, abzutragen den dumpfen Ton der ins große Geläut gegossenenen Erstarrung.“
Trotzdem haben mich die vierunzwanzig Prosatexte, manchmal ist auch ein Gedicht dabei, sehr beeindruckt und mir eine sehr intensive Badewannenstunde bereitet.
Jetzt kann ich sie mir mir noch ein bißchen besser vorstellen, die Gewalt und die Grausamkeit, die in den Kärntner Dörfern in den Fünziger und Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts herrschte und die es vielleicht immer noch gibt. Denn Axel Karner weiß sie in scharfen Bildern sehr eindrucksvoll heraufzubeschwören und es beginnt, Axel Karner ist offenbar ein Pfarrerssohn, zumindest wird in dem Buch sehr viel von einem Pfarrer berichtet, der offenbar der Vater ist, mit einem Bibelzitat „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Johannes 1, 14.
„IM FEBER STEIGT DIE lUST DER EINHEIMISCHEN AM TÖTEN SIE WARTEN BIS WANDERER UNTER IHREN DÄCHERN INNENHALTEN…“, geht es dann in Großschrift weiter, um mit dem ersten Text scheinbar friedlicher zu werden, denn da besucht ein Pferd das Gasthaus und wartet auf den Zucker „Geah schon, geah in Stall, hast gnua gebettelt fia heit.“
Der rosarote Balkon, des Buches Namengeber, taucht in der zweiten Geschichte auf.
Dann wird der Kirchplatz beschrieben, der für ein Dorf sicherlich ein wichtiger Ort ist.
„Zuerst war das Wirtshaus. Die Kirche steht höher als das Wirtshaus, sie hält über alles ihren Blick.“
Dann kehrt der Vater in kurzen Hosen und festen Schuhen him und die kleine Schwester wird zum Glockenläuter geschickt.
„Aha, Dorfgeschichten!“, habe ich mir gedacht und das mit Bleifstift aufnotiert, damit ich das später gut besprechen kann.
Die Schwester wird dann noch mit dem Fahrad auf die Post geschickt, um die Asche des Kornels abzuholen, denn „das Pfarrhaus wurde benachrichtigt, das Paket innerhalb einer bestimmten Frist zu holen“
In die Grausamkeit des Dorfes spielt also auch die, der Geschichte hinein und beide hängen wohl auch sehr zusammen, denn „in der Kirchenmauer sind die Tafeln derjenigen eingelassen, die zitternd heimfanden. Das Hakenkreuz haben sie bis heute nicht eliminiert.“
So schiebt das „Schwesterlein bergwärts das Rad und traut sich nicht zu fahren, hat doch die Beamtin „Bitte pietätsvoll behandeln“, vorher zu ihr gesagt. Obwohl für „Kornel kein Platz in der Mauer ist.“
Und um zum Dorfalltag wiederzurückzukommen: „Fressen, saufen, Kindermachen – egal wo und wann!“, wird da der Sinn des Lebens sehr einfach erklärt, während der Vater „eine Handvoll Erde wirft.
So haben Arzt und Inspektor auch miteinander zu plaudern, wenn das „Kind ausgeweidet auf der Tenne hängt und sich die Organe in einer Emailschüßel befinden.“
„Daschreckn S nit!“, denn es wird gleich wieder viel banaler.
Heinz Conrad begrüßt die Einsamen, Kranken, Mädchen und Buben und die Mutter hat ihre Woche nach Sendungen eingeteilt.
Das Beinhaus wird beschrieben, das abgerissen und neu gebaut werden soll, denn „der Krieg hat nicht viele heimgebracht. Der Pfarrer spricht den Segen und der Vater möchte in dem gedüngten Boden Kartoffeln setzen.“
Ja, der Alltag und die Grausamkeit liegen dicht beieinander. So, daß der Totengräber zum Pfarrer kommt und sagt, mit dem Grab, das er aufgraben soll, kann etwas nicht stimmen, denn die Leiche, die drinnen liegt, ist höchstens fünfe und keine zwanzig Jahre alt, wie sie es eigentlich sein sollte. Der Rest ist Schweigen bis die Kinder kommen und beim Graben zusehen wollen „Geahts weg!“, ruft der Totengräber-
„Wann ana einefallt, was nocha?“
Das ist wohl die Frage, die man sich stellen kann, wenn man den Sinn des Lebens sucht.
„Fressen, saufen, Kindermachen oder das Wort von Johannes 1, 14“.
Man kann es sich wohl aussuchen, je nach Geschmack und Weltanschauung und bleibt, wenn man das Buch weggelegt hat, noch eine Weile tief beeindruckt.
Denn da hat sich ein leiser und dennoch sehr eindrucksvoller Ton in die vielen Herbstneuerscheinungen eingeschlichen. Auf der Longlist des deutschen Buchpreises ist das Buch nicht zu finden, wohl aber auf der ORF Bestenliste für September. Da hat es Edith Ulla Gasser vorgeschlagen und ich kann mich ihren Urteil nur anschließen.
Schreiben ja so viele, man kann nicht alles lesen und das Leise, bleibt auch, wenn es so eindringlich, wie Axel Karners Kurzprosa ist, oft verborgen. So bin ich dem Autor sehr dankbar für seine Informationen und bedanke mich auch sehr für die schnelle Zuschickung des Buches, als ich ihn fragte, ob er es mit mir tauschen oder mir für eine Besprechung im Literaturgeflüster schicken will?
Axel Karner ist, wie erwähnt ein GAV Kollege. Ich glaube, das erste Mal habe ich seinen Namen gehört, als ich 1992 in der Jury für das Nachwuchsstipendium war, dann ist er nach Wien gezogen und hat auch bei der von mir organisierten „Tag der Freiheit des Wortes“-Veranstaltungen gelesen. Bei der Poet Night tut er das manchmal und da haben mich seine Kriminalgeschichten, ja zum „Novembernebel“ inspiriert, dem das Buch auch gewidmet ist.
Die Lissabonner Gedichte „Die Stacheln des Rosenkranzes“ habe ich mit ihm getauscht und „Chanson Grillee“ wurde, glaube ich, bei einer Podium Veranstaltung im Wieser Verlag vorgestellt.
Axel Karner hat aber noch mehr Publlikationen aufzuweisen und ist auch Mitglied bei den Dialektautoren, wie beim Österreichischen Schriftstellerverband.

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