Die Lesefestwoche der Buch-Wien hat begonnen und wartet an allen literarischen Orten mit Lesungen und Veranstaltungen auf, so gab es im Literaturhaus Kulturkontakt Austria mit Grenzverkehr III zu hören, Steve Sem Sandbergs „Theres“ in der Wien-Bibliothek und in der Hauptbücherei eine Kooperationsveranstaltung mit der Alten Schmiede zu der Zeitschrift das „Das Gedicht“ – das beste aus zwanzig Jahren“.
Nun hatte ich keine Ahnung, daß es in München eine jährlich in Buchform erscheinende Zeitschrift namens „Das Gedicht“ gibt, wohl bin ich aber meinen Literatursurfereinen auf den Namen Anton G. Leitner, dem Herausgeber und Verleger gestoßen und habe mich für die Lyrik entschieden, die noch dazu hochkaräting angekündigt war.
Robert Schindel, Matthias Politycki, Melanie Arzenheimer und dann noch eine Diskussion mit dem Literaturkritiker Erich Klein und dem Ex-Libris Redakteur Peter Zimmermann.
So bin ich los und habe dann noch in einem der Bücherschränke Julia Camerons „Der Weg des Künstlers“ gefunden, dieses Kultschreiblehrbuch, von dem, glaube ich, die Morgenseiten stammen, von denen Judith Wolfsgruber vom Writersstudio so schwärmt, aber keine Gedichte, aber die stehen ohnehin noch auf meiner Leseliste und fünf Minuten vor sieben war es in der Hauüptbücherei auch noch ziemlich leer.
Kurt Neumann habe ich zwar schon gesehen, es gab aber noch keinen Büchertisch, dann kam ein älterer Herr mit seiner Tochter, der von Matthias Politycki sehr begrüßt wurde, später ist noch Manfred Chobot erschienen, voll wurde es aber nicht so richtig, obwohl es auf dem Podium um eine Erfolgsgeschichte ging.
Wurde die Zeitschrift „Das Gedicht“ in München vor ein paar Wochen im Gasteig ja mit einer Lesung von sechzig Autoren gefeiert und Anton G. Leitner erzählte gleich, daß er Jus studierte, vorher schon mit Friedrich Ani, Helmut Krauser und Michael Lenz befreundet war, dann mit seiner Zeitschrift begann, weil er für Gedichte brannte, Friederike Mayröcker, Jandl und Rühm und Manfred Chobot hat er von den Österreichern bald ins Boot geholt. Das ging dann ein paar Jahre so, bis ihm der Steuerberater mahnte, er müsse jetzt endlich was verdienen, dann machte er die Jahrtausendnummer, wo er die Lyriker nach ihren Lieblingsgedichten fragte und der Kanon dann in sämtliche Medien kam, so daß er seine Auflage auf einige Tausende steigerte, dann machte er eine Erotiknummer mit Gedichten von Friederike Mayröcker, Ulla Hahn, und Gerhard Rühm wurde der Pornographie verdächtigt und es war schon wieder ein Erfolg.
Die nächste Nummer widmete er dann der Religion und brachte ein Gedicht vom Papst Johannes Paul II und der Erfolg wiederholte sich, dazwischen gab er noch eigene Gedichtebände heraus zum Beispiel „Die Wahrheit über Onkel Spam“ und hatte schon wieder einige auflagensteigernden Verdächtigungen Pornografisch und Amerikafeindlich zu sein.
Im Internet sind die Gedichte auch vertreten, sie werden auch verbloggt und verfilmt, eine reine Erfolgsstory und eigentlich kaum zu glauben, hört man doch immer, daß niemand Lyrik liest, sie nur geschrieben wird und die Verlage sie nicht drucken will.
Aber Anton G. Leitner brennt dafür und die Gedichtproben, die kamen waren auch erstaunlich frisch. Melanie Arzenberger, die ich nicht kannte, hatte zum Beispiel Krimis in Lyrikform und las von lauter Toten, etwas das ich eigentlich noch nicht gehört habe.
Aus Robert Schindels „Mein mausklickendes Saekulum“, habe ich, glaube ich schon an einem Tag der Lyrik in der Gesellschaft für Literatur gehört, Matthias Polyticki war mir eigentlich nicht als Lyriker bekannt.
In der Diskussion erzählte Anton G.Leitner weiter seine Erfolgsgeschichte und von der Qual der Wahl von den vielen Einsendungen Gedichte ablehnen zu müssen, denn er nimmt natürlich auch nur das Gute und das erkennt man eigentlich sehr schnell. Nur kündigen die abgelehnten Dichter dann das Abonnenment und das ist auch nicht gut und in der Zeitschrift Brigitte hatte er einmal eine Weihnachtsbeilage, die zur Folge hatten, daß hunderte von Leser ihre Gedichte einschickten und die Zeitschrift dann zurückzog, weil sie Angst vor ihren Lesern hatte und ein besonderer Erfolg war das bei Hanser erschienene Büchlein „SMS-Lyrik – 160 Zeilen Poesie“, das ich mir einmal, um einen halben Euro in einer Buchhandlung in der Operngasse, die es, glaube ich, nicht mehr gibt, lange bevor ich den Namen Anton G. Leitner kennenlernte, kaufte und in dem tatsächlich das Who is who der Lyrik zu finden ist. Felix Philipp Ingold, Erich Fried, Anja Utler, Wilhelm Busch etc und darin liegt wahrscheinlich auch das Geheimnis des Erfolgs. Die Verknüpfung mit den neuen Medien und natürlich ein für Lyrik brennender extrovertierter Verleger, der seine Medienkontakte zu knüpfen versteht und daher Erfolge hat, von denen anderen nur träumen.
Erich Klein hat in seiner Rolle als Kritiker versucht diese Erfolgsgeschichte ein wenig aufzuknüpfen und Peter Zimmermann, der ja am Sonntag im Ex Libris die Frage stellte, ob der der schreibt, ein Recht auf Publikum hat, meinte, daß sich nur wenige Kritiker für Lyrik interessieren, weil man sie nicht, wie einen Roman besprechen könne und fragte, ob Gedichte lektoriert werden und wer das macht?
Eine interessante Frage, die Robert Schindel damit beantwortete, daß man seine Gedichte der Lyrikerin Elisabeth Borchers gegeben hätte und die hat dann geschaut, ob man damit was anfangen kann.
Interessant, einmal etwas ganz anderes, jenseits der üblichen Klischees zu hören, obwohl das Erfolgsrezept wahrscheinlich auch in den großen Namen und in der Ablehnung der nicht so „guten“ Dichter liegen wird und außerdem sehr viele Zuhören sind ja nicht in die Hauptbücherei gekommen, um das Erfolgsrezept der Lyrik zu hören, was wohl auch an anderen erfolgsträchtigen Programmen liegt und ich werde mich jetzt ins Internet begeben, um mir Anton G. Leitners Seiten anzusehen.
2012-11-21
Zwanzig Jahre – Das Gedicht
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen