Literaturgefluester

2012-11-20

Über die „5er Edition“

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Rudolf Kraus

Rudolf Kraus

Montag Abend wurde die Lesefestwoche der Buch Wien im großen Kassensaal der BAWAG P.S .K mit einem geplanten Vortrag von Richard Sennet, der aber, wie ich auf der Buch Wien Seite gelesen habe ausgefallen und durch eine Diskussion über sein Werk ersetzt wurde, eröffnet. Vorher gabs noch eine Staatspreisverleihung an Hazel Rosenstrauch und ich konnte zu beiden nicht kommen, denn am Montag wurde ja auch bei Gergely in der Schloßgasse, die 5 er Edition Literatur aus Margareten vorgestellt.
Wir erinnern uns, im April, als ich noch ganz niedergeschlagen war, bekam ich ein Mail von Mathias Handwerk, den ich, glaube ich von der Margareten Art kenne, der zu einer Präsentation zu einer 5 er Edition am 19. November einlud.
„Was ist das?“, habe ich zurückgemailt.
„Eine Antholgie der Margaretner Autoren?“
Die war damals nicht geplant, aber offenbar ist die Idee zu einer gemeinsamen Werkshow öfter gekommen, kam dann doch im Mai wahrscheinlich ein Mail vom Mundartdichter Harald Pesata, der das Verlagshaus Hernals für eine Anthologie gewinnen konnte und ich habe ihm „Nebelschwaden“ und „Und den langen Brief an den Herrn Kurz“ geschickt.
Dann war eine lange Pause bis es am 19. Oktober zu der Vorbesprechung kam und jetzt die Lesung und die Präsentation des Buches.

Susanne Praunegger

Susanne Praunegger

Dagmar Fischer

Dagmar Fischer

Achtundzwanzig Margaretner Autoren und Autorinnen, von denen gar nicht mehr alle im fünften Bezirk wohnen, haben Texte beigesteuert, dreiundzwanzig haben gelesen und um Sieben ist es im Schloßquadrat losgegangen.
Harald Pesata hat die Lesungen in drei Blöcke eingeteilt und mich dem dritten nach zweiundzwanzig Uhr zugeteilt, so daß ich in Ruhe die Lesungen hören konnte und einige der Autoren habe ich auch schon gekannt. Zuerst gabs eine Rede vom Bezirksvorsteher, zu dem ich, seit er mich 2010 beim Lesen fast unterbrochen hätte, obwohl ich gar nicht zu lang gelesen habe, kein besonders gutes Verhältnis habe und das Erlebnis mit der nicht stattgefundenen Lesung in der Szene Margareten gab es auch, aber, das muß ich gleich vorweg nehmen, er hat meinen Eindruck ein bißen revidiert, ist er ja bis zum Schluß geblieben und hat vorher auch eine schöne Eröffnung gehalten, dabei zwar aus dem Ernst Hinterberger einen Ernstl Hintermeier gemacht und von dem habe ich ja zufälligerweise erst vor kurzem ein Buch gelesen. Seine Witwe hat den Lesereigen auch mit einer Hinterberger Geschichte über den ersten Mai eröffnet, die sehr interessant gewesen ist, zu erfahren, daß am 1. Mai 1945 am Margaretenplatz eine improvisierte Maifeier stattgefunden hat, wo die Leute ihre schnell umfunktionierten Hakenkreuzfahnen für die Freiheit schwangen.

Christa Urbanek

Christa Urbanek

Karla Hinterberger

Karla Hinterberger

Dann folgte Mathias Handwerk, der glaube ich, bildender Künstler ist, aber Texte über das Paradies hatte und dann Susanne Praunegger, mit der ich schon 2010 bei der Margaretner Art gelesen habe. Ihre Geschichte über die „Schienen am Bahnhof“ war sehr beeindruckend, eine Frau holt ihren Mann am Bahnhof ab und hat Phantasien, daß er sie betrogen haben könnte, sie sieht ihn auch mit einer anderen turteln und am Ende hat sie nur die Brille vergessen und es war eine Verwechslung.
Rudolf Kraus kenne ich auch von Bücherei Pannaschgasse und der Szene Margareten, habe ein Buch von ihm gelesen und auch ein bißchen mithelfen können, daß er in die GAV aufgenommen wurde und er überraschte mich durch seine kurzen knappen Texte, wo es Jandelte und Rasmayerte und noch einige andere Zusammenhänge gab. dann kam Dagmar Fischer, die Siegerin der ersten offenen Bücherschranklesung und brachte Kostproben aus ihren ersten fünf Gedichtbänden.
Laszlo Varvasosvsky habe ich bei der Vorbesprechung kennengelernt.

Robert Sommer

Robert Sommer

Heinz Gstrein

Heinz Gstrein

Er scheint eine Atelierwohnung im Schloßquadrat zu haben und ein Märchenbuch über einen Drachen, der unter dem Schloßquadrat lebt geschrieben zu haben. Dann kam die Kabarettistin Christa Urbanek, mit der ich bei dem Open Mike 2003, in dem Kulturlokal, das Martin Auer eine Zeitlang in der Wipplingerstraße unter der Brücke hatte, gelesen haben. Sie hatte einen Text über „Erotische Topflappen“, der von der Zeit handelte, als sie einmal Puffmutter war, das Puff in der Schlachthausgasse hatte nur mehr zwei Mädchen, eines ging auf Urlaub, da brauchte die Riki eine Aufpasserin, sie machte es, bediente das Telefon und die Bar und strickte dabei die Topflappen. Danach folgte der mir unbekannte Wolfgang Felix mit Gedichten.
Harald Pesata moderierte gekonnte, wußte zu jedem Lesenden etwas zu erzählen und faßte seine Lesung dann auch charmant zusammen. Danach gab es eine Pause und Teil zwei mit dem Augustin Redakteuer Robert Sommer, der ein Buch „Über die Ränder“ geschrieben hat, folgte. Er las aber nicht daraus, sondern über die Proklamation zur Republik Reinprechtsdorf, die ich schon einmal gehört habe.

Andrea Pesata

Andrea Pesata

Hans Anglberger

Hans Anglberger

Andrea Pesata, Harald Pesatas Frau folgte, dann kam ein offenbar pensionierter Redakteur namens Heinz Gstrein, der an den berühmten Margaretner Bruno Kreisky erinnerte. Danach Elisabeth Chovanec, eine alte Bekannte, seit ihrer Pensionierung Malerin und Lyrikerin, die auch jetzt wieder eine Ausstellung hatte und aus ihren Gedichtbänden las. Hans Anglberger, der inzwischen, glaube ich, die Bücherei in der Pannaschgasse leitete, folgte und hatte Gedichte in oberösterreichischer Mundart und auch ein solches in dem es Jandelte und Ransmayerte. Dann kam Helga Schwaiger, die ich von den Poet Nächten und vom Lesetheater kenne. Werner A. Prochazka, der einen Roman zum „Keltischen Sonnentor“ hat und die Margaretner Mundartdichterin Roswitha Millner, die ich auch von Poetnächten und der Szene Margareten kenne, sowie mit ihr einmal einen Stadtspaziergang durch das unterirdische Wien gemacht habe.

Armin Baumgartner

Armin Baumgartner

Gerald Jatzek

Gerald Jatzek

Im dritten Block hat El Awadalla eine ihrer U-Bahngeschichten gelesen und eine Geschichte aus dem neuen Buch, von einem dummen Bürgermeister, der Autoren zu einer Lesung einlädt und ihnen kein Honorar bezahlt, eine Anspielung, die man verstehen kann, denn der Bezirk Margareten zahlt ja auch nicht so gern ein solches. Armin Baumgartner folgte, der einmal den literarischen Sonntag im little Stage organisierte, wo ich 2000 oder 2001 wird das gewesen sein, eine Lesetheateraufführung mit meinen Texten hatte. Carina Nekolny, die nachher lesen sollte, ist, glaube ich, krank geworden, so daß danach Gerald Jatzek, den ich auch schon lange kenne, kam und ein Lied mit Girtarrenbegleitung sang. Die Dichterin Kathrin Bernhardt, die aus einem im nächsten Jahr erscheinenden Gedichtband las, habe ich auch am 19. November kennengelernt, dann kam schon ich und habe mich aus Zeitgründen für das „Post-Frühstück“ entschieden, das, glaube ich, ganz gut dazu gepasst hat und als letztes folgte Harald Pesata mit einem Mundarttext über ein Gerüst in der Kettenbrückengasse, das vier Jahre da gestanden ist und ihm als Orientierung diente.

Katrin Bernhardt

Katrin Bernhardt

Eva Jancak

Eva Jancak

Eine gelungene Veranstaltung, die, glaube ich, tatsächlich einen Einblick in das literarische Leben von Margareten gibt. Im Buch ist dann noch Friederike Mayröcker mit einem Text vertreten, die inzwischen vom Bezirksvorsteher in der Zentagasse ein Fliederbäumchen gepflanzt bekommen hat und der Gastronom Stephan Gergely und weil der Alfred so lieb war, das Buch zu kaufen habe ich jetzt auch ein Belegexemplar, das es sonst nicht gegeben hätte.

2012-11-19

Von furzenden Pferden, Ausland und Inländern

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:00

„Von furzenden Pferden, Ausland und Inländern“ ist ein kleines bei Aarachne 1993 erschienenes Büchlein, des am 14. Mai verstorbenen und uns allen durch seinen „Mundl“ und seinen „Kaisermühlen Blues“ bekannten Ernst Hinterbergers, das ich wahrscheinlich auch im Mai oder war es schon im April, bei dem „Bücher gegen Spende Tisch“ in der Gesellschaft für Literatur fand, das zwei Geschichten, die in viele Unterkapiteln aufgeteilt sind, enthält.
Zu Beginn gibt es ein paar Zeitungsartikelabdrucke aus der Presse, dem Standard, der Kronenzeitung etc, die Überschriften wie „Kriegserklärung an die FPÖ“ tragen und wir erinnern uns, 1993 war die Zeit der unaufhörlichen Wahlsiege der FPÖ und der starken Sprüche von Jörg Haider bezüglich einer ordentlichen Beschäftigungspolitik oder der Inseratkampagne „Wollen Sie Peymann, Turrini, Jelinek oder Kunst und Kultur?“
Etwas später sind dann die Bombenattentate und die Briefbomben gekommen, die Bürgermeister Zilk einige Finger kosteten.
Wenn wir das nicht mehr tun, werden wir durch „Hansi V., Inländerfreund“, dem ersten Text daran erinnert und das ist Mundl in Rohkultur und zeigt auch schön, wie es mit dem Anspruch, daß Literatur alles überhöhen, also noch ein bißchen brutaler, derber, kräftiger sein muß, geht und wohin das eventuell führen kann.
Nun glaube ich zwar nicht, daß die Ausländerfeinde so viele Bücher aus dem Aarachneverlag lesen, den „Kaisermühlen Blues“ aber sehen sie und fühlen sich von den starken Tönen vielleicht angesprochen und dann passiert es, wie mir am letzten Weltspartag, daß ich auf die Bank gehe, mich anstelle, vor mir steht ein älterer Mann, dann kommt seine Frau dazu, ich dachte schon, drängt sich die jetzt vor, aber nein, sie gehörte zu ihm, nur war dann noch eine Frau mit Kopftuch da und schon kam die Bemerkung „Hinten anstellen!“, was ja noch in Ordnung ist, aber die, daß Kopftuchträgerinnen gefährlich seien, war es schon nicht mehr, denn eine Kopftuch ist ein Stück Stoff, ein Stück Stoff… und sonst nichts oder was?
Aber zurück ins Jahr 1993 oder noch davor und da gibt es den Hans Vrba, das ist so ein Mundl Typ, arbeitslos und will gar nicht hackeln, denn die Ausländer sollen die Drecksarbeit selber machen, so bezahlt er auch keine Steuer, sitzt am Fenster trinkt Bier und schimpft über Gott und die Welt, als würde er dem Herrn Karl Konkurrenz machen wollen.
Wir bekommen gleich Geschichtsunterricht, Zilk ist Bürgermeister, Vranitzky wahrscheinlich Bundeskanzler, Peter Pilz war auch schon da und die Hoffnung liegt auf einen gewissen Herr mit H. oder wahrscheinlich auf beiden und so wird ordentlich auf die Tschuschn und das andere Gesindel geschimpft. Seine Frau die Hermi stimmt ihm manchmal zu, will aber lieber auf den Christkindlmarkt gehen, richtig, das habe ich jetzt fast vergessen, die Geschichte spielt vor Weihnachten, ist also heuer das erste Weihnachtsbuch, das ich lese und über den Konsumwahn wird auch einige Male geschimpft. Am Christkindlmarkt gibt eine Würstlbude und die gehört einer guten Freundin der zwei, einer Manuela Rendulic und da wurde vorhin eine Haße von einem Kind, einem Tschuschnbankert oder Zigo gestohlen und so eine dumme Grüne, hat sich noch eingemischt und sie bezahlt. Der Hansi tut das aber nicht, der läßt seine Würstln und seine Biere anschreiben und vorher wollte noch ein Tiroler in die Filigradergasse, kam durch den Weihnachtsstreß fast nicht über die Mariahilferstraße und als er dort war, schlagen gerade ein paar Skinheads ein paar Tschuschn oder Türkn zusammen und der Taxler weigert sich die Polizei zu rufen, dafür steigt dann der Herr Doktor in das Taxi ein, das ist offenbar ein F-Reporter, immer dicht am Geschehen und läßt sich zur Rendnulic fahren, dort tauchen auch die Skins auf, bzw. bezahlt er ihnen ein Bier und als die einen türkischen Weihnachtsmann zusammenschlagen und die Polizei erscheint, fotografiert er, so daß die die Skins dann nur mehr in der Wachstube, wenn sie allein sind, zusammenschlagen können.
Es kommt aber noch viel besser. Hansi und seine Hermi werden in der Nacht aufgeweckt, es ist die Manuela Rendulic, denn der ihr Würstlstand wurde inzwischen auch verwüstet. Aber nicht von den Ausländern, wie Hansi glaubte, sondern von den Skins, warum tun die das, weil ja „Rendulic“ droben steht, selber schuld, wennst so heißt, auch wennst ein echter Inländer bist, weil es in der Monarchie ja noch keine Ausländer gab!
Anmerkung am Rande, Vrba ist ein tschechischer Name, der Hausarzt meines Vaters, der, wie ich, auch einen solchen hat, obwohl ihn die meisten meinen für slowenisch halten, hat so geheißen und heute wird im Schloßquadrat die 5 er Edition mit Texten aller Margaretner Autoren vorgestellt, wo es auch einen von Ernst Hinterberger gibt, der ja in einem Margaretner Gemeindebau gewohnt hat, der von seiner Witwe Karla gelesen werden wird.
Im zweiten Teil geht auf Reisen mit Ernst und Gerti oder Grete Hinterberger, seiner ersten Ehefrau, mit der ich ihn öfter bei Veranstaltungen, wie beispiesweise dem Volksstimmefest gesehen habe und es beginnt, den politischen Ansprüchen des Autors entsprechend mit einem Besuch des KZs Mauthausen. Dann geht es weiter in die DDR, wo die Hinterbergers sich auf die Spuren des Bildhauers Barlachs hefteten und dann in Prag mit einem Engländer die Schlachtfelder von Königsggrätz besuchte, hier kommt es fast zum Streit der handelnden Parteien, bis sich ein Sachse einmischt und „Scheiß drauf Mann! Laß uns noch ein Bier trinken. Was ist denn schon ein Sieg?“, sagt.
Das Buch läßt ahnen, daß der echte Wiener Hinterberger viel auf Reisen gegangen und sich so seine Gedanken, über Gott und die Welt machte und von der allegemeinen Konsumierflut auch nicht viel gehalten hat. Dafür beschreibt er sehr poetisch, die Regenstimmungen und das schlechte Wetter, das ihn auf seinen Reisen traf und mit dem „furzenden Pferd“ das dem Buch den Titel gibt, ist er in Irland an einem Regentag gefahren und wurde dabei von den anderen schnelleren Kutschen überholt.
Dublin und den Ulysses hat er natürlich auch besucht, den Leopold Bloom aber nicht mehr gefunden und in Holland kam die Enttäuschung, als er die menschenleere Stadt Goes besuchte, die ihn an Kafkas Visionen erinnerte. Dann gehts nach Skandinavien und er findet Kopenhagen eine schöne Stadt, obwohl ihn das Tivoli nicht gefällt, besucht in Norwegen die Fjorde und den „Toten vom Moor“, dessen Sterben etwa in der Zeit von Christi Geburt passiert sein muß und nimmt im Aoastatal an einem Weintraubenfest teil, wo er mitten unter den Einheimischen sitzt und es keine Verständigungsschwierigkeiten gibt.
Der Mont Ventoux erinnert ihn an seine Zeit, wo er aktiver Radrennfahrer war, aber auch Petrarca den Berg bestieg und Van Gogh, der unglückliche Maler, der erst berühmt wurde, als er von seinem Ruhm nichts mehr hatte, hat einige Jahre in der Provence gelebt. Die Hinterberger besuchen das Hospital in dem der Unglückliche einige Jahre interniert war und finden nur eine kleine Büste, die an ihn erinnern, seine Bilder hängen aber nicht im Museum von Arles.
Und im Elsaß lernen die Hinterberger einen Franzosen kennen, der in der Zeit der Besatzung einer von den „Vier im Jeep“ gewesen ist.
Von Marseille ist Hinterberger wieder enttäuscht und findet die Stadt seiner Vorstellungen nicht, in Venedig besuchen sie das Guggenheimmuseum und eine Synagoge und in einer Art Nachwort macht sich Hinterberger Gedanken, um eine lebenswert Welt und wünscht sich ein Leben mit „humaner Vernuft“, ist aber ein bißchen skeptisch, ob die Menschen das zusammenbringen.
Dann gibts noch eine Biografie, die bis ins Jahr 1991 reicht, also Ernst Hinterberger wurde 1931 in einen Arbeiterhaushalt geboren, war Hilfsarbeiter, machte die Polizeischule, war wegen schlechter Augen für den Polizeidienst aber untauglich, so wurde er Büchereileiter der Volkshochschulen, solange es solche dort noch gab, schrieb einige sozialkritische Romane, bevor er mit seinen „Mundl“, dem „Kaisermühlen Blues“ und seinen Tatortkrimis berühmt wurde.
Einige Kriminalromane gibt es von ihm auch. Er war praktizierender Buddhist und ist, wie schon erwähnt 2012 gestorben und hat, wie ich Wikipedia entnehme am Zentralfriedhof ein Ehrengrab.

2012-11-18

Schon wieder einer tot

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:34

Eine Kostprobe von „Schon wieder einer tot“, Kurzkrimis mit Rezepten von Irene Wondratsch, im Oktober Verlag in der Reihe „Mord und Nachschlag“, habe ich ja schon bei der Präsentation in der Galerie Kandinsky gehört und der Titel des siebzehn Krimis-Buches, ist, würde ich mal vermuten, Wolf Haas nachempfunden und daß sich Krimis und Essen gut verstehen, habe wir bei Eva Roßmann gelernt, um in Österreich zu bleiben.
Jetzt mag ich ja eigentlich keine Krimis, denn ich bin ja gegen Gewalt und soviel Morde, ein Wort ein Mord, ist ja absolut unrealistisch, lese sie aber trotzdem gern, weil spannend, sozialkritisch, etc. Warum aber soviel gemordet werden muß und warum wir das so gerne lesen, weiß ich noch immer nicht und habe es auch bei der Lektüre von Irene Wondratschs Buch nicht herausbekommen, denn sie mordet ja sehr gern und sehr oft.
Oft mischen die Frauen den von ihnen betrogenen Ehemännern, die Schwammerln in das Gulasch oder die Muttersöhnchen befreien sich von der Mutter, indem sie die Alligatoren auf sie hetzen und oft passiert das eigentlich nicht wirklich, sondern nur in der Phantasie, in der Andeutung oder so, wie es eigentlich gar nicht passieren sollte.
So gesehen sind Irene Wondratsch mörderische Kurzbeschichten sowohl boshaft, wie auch rätselhaft und irgendwie originell, denn da blitzen auf einmal die Pointen hervor, daß man nur so staunt. Die Feministin gibt ihre kleinen bösen Nadelstiche und die Arbeitswelt kommt bei einer, die in der Arbeiterkammer gearbeitet hat, natürlich auch öfter vor.
Dazu gleich eine kleine Anekdote. Am vorigen Freitag hatte ich ja mein Geburtstagsfest und da war eine Frau aus der Arbeiterkammer da, die Stephan Eibl Erzberg hören wollte und die erzählte mir, daß das Vorbild einer der Geschichten, in der Arbeiterkammer zu suchen wäre.
Wär wohl da ermordet wurde und ob „Needles and Pins“ damit gemeint war?
Es gibt aber noch sechzehn andere Geschichten, die in vier Abteilungen unterteilt sind. „Amouren“ heißt eine „Bindung(s)los, eine andere, dann gibt es noch „Ranküne“ und „wunderbar sonderbar“.
Im Klappentext kann man lesen, daß sich oft die Frauen ihrer langweiligen, schikanösen, despotischen oder unsensiblen Ehemänner entledigen.
Es gibt aber auch eine Geschichte, die der Autorin natürlich besonders an Herz gewachsen ist, denn da rächt sich die Figur an ihrem Autor, weil er sie so konventionell darstellt, schreibt ihm Kommentare, bringt ihm dazu die Datei zu löschen und am Ende sitzt sie auf seiner Brust und stopft ihm das Papier in den Mund. Ich weiß schon, dazu gibt es ein irisches Vorbild, aber originell und feministisch fand ich es allemal.
Auch die Geschichte von den „Stummen Zeugen“ und der sonderbaren Vorliebe des Inspektors für Pflanzen. Weil er soviel von ihnen weiß, erkennt er den Mörder des Kochs vom Chinarestaurant und noch eine schrullig originelle Geschichte gibt es, in dem eine Sängerin von ihrem Regisseur gequält wird. Da gibt es Anspielungen zum Regietheater, der Regisseur muß seine Blamage von der letzten Aufführung wieder gutmachen, wo der König Marke ein Freier und Tristan ein Zuhälter war. Jetzt gibt es „Macbeth“, die Sängerin soll die Lady singen und bringt aus Rache ihrem Papagei Schimpfwörter bei. Ihr Pech, daß der Regisseur sie, um sich zu entschuldigen besucht und den Vogel „Es wär der Aff gern Regisseur, doch ist das für das Tier zu schwör!“, plappern hört. Sein Pech eigentlich, denn in der Nacht ist der Papagei verschwunden und auch der Schlüßel zur Wohnung, sie verdächtigt ihn, sinnt auf Rache, er stürzt in den Orchestergraben, der Schlüßel wird gefunden und der Vogel kommt unter dem Bett hervor.
Originell und böse würde ich sagen, es aber nur ein Teil des Ganzen, die zweite Hälfte sind die Rezepte, die es zu jeder Geschichte gibt und die sind auch zwischen einfach und ungewöhnlich angesiedelt. Geht es da ja von Schinkenkipferln, Eismarillenknödel, Schwammerlgulasch und Hüttesuppe bis zu Papagei in Mangelsauce und Krokodil Gulasch.
„Uje!“, denkt man sich da, die originelle Irene weiß aber Rat und empfiehlt auf weißes Hühnerfleisch auszuweichen und dieses in Würfel zu schneiden, was man vielleicht auch als Methaper auf unsere Lese- bzw. Konsumgewohnheiten sehen könnte.
Am Schluß gibt es eine Danksagung, da wird Petra Ganglbauer als Leiterin der Autorinnengruppe gedankt, in deren Rahmen vielleicht mancher der Kurzkrimis entstanden ist. Gertraud Klemm, Gerda Sengstbratl, Helga Pregesbauer, Sonja Kohlbacher, die meisten oder alle GAV-Kolleginnnen gehören auch dazu und ich kann das Buch, obwohl ich Krimis gar nicht mag, wirklich sehr empfehlen.

2012-11-17

Tante Inge haut ab

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:25

Jetzt kommt ein Buch aus dem Wortschatz, das ich, glaube ich, von der Evi habe, ich habe auch versucht mich zu registrieren, weiß aber nicht genau, ob es klappte, also hier das Outing.
Dora Heldts „Tante Inge haut ab“, ist ein Bestseller über den man groß in den Buchjournalen informiert wird und Dora Heldt, eigentlich Bärbel Schmidt, wie in Wikipedia steht, wurde 1961 auf Sylt geboren, gelernte Buchhändlerin und hat mit „Urlaub mit Papa“, wie im Klappentext steht, sämtliche Bestsellerlisten erobert.
„Tante Inge haut ab“, scheint die Fortsetzung zu sein und es gibt in dem Buch immer wieder Anspielungen auf den Vorgänger. Denn da geht es um eine Familie aus Sylt, die Ich Erzählerin ist die sechsundvierzigjährige Tochter Christine, die will mit ihrem Freund Johann Heimaturlaub machen und trifft gleich am Bahnhof eine Frau mit roten Hut, die wie Tante Inge aussieht.
Der rote Hut ist auch bei den Kapitelüberschriften zu finden, manchmal einer, manchmal mehr, Chick lits haben das manchmal, habe ich schon voriges Jahr erfahren, das ungewöhnliche an dem Buch ist aber, daß die Protagonisten älter sind.
Tante Inge ist vierundsechzig und will ihr Leben verändern, zumindest sagt sie das Christine so, als sie sich zu Petra bei der sie ein Fremdenzimmer gemietet hat chauffieren läßt und schon ist die ganze Familie in Aufruhr.
Was ist passiert, will Inge ihren Mann Walter, der pensionierter Steuerberater ist, sehr geizig und ein langweiliger Typ, der sich dauernd irgendwelche Krankheiten einbildet verlassen? Zumindest war sie vor kurzem auf einer Kur, hat dort die mondäne männerhassende Renate kennengelernt und ein Haus scheint sie auch geerbt zu haben.
Inge läßt sich nicht so in ihre Karten schauen, zwar deutet sie einiges an, geht sich aber ein teueres Kleid kaufen und betrinkt sich gleich einmal mit teuren Schampus, dann wird noch in ihrer Ferienwohnung eingebrochen und sie erleidet eine leichte Hirnerschütterung, so daß Heinz, ihr älterer Bruder, das ist der Papa aus Teil eins, der dort offenbar Christines Beziehung mit seinen Freunden verhindern wollte, der sich immer für die Schwester verantwortlich fühlt, auf den Plan kommt.
Inge wird auch noch von Christine in einem Restaurant mit einem schicken jüngeren Mann gesehen und eine Annika, die Kellnerin und alleinerziehende Mutter ist, lernt sie auch kennen und verspricht ihr eine Wohnung. Sie zeigt ihr auch das Haus, das sie von ihrer alten Lehrerin erbte, aber das ist hell erleuchtet und es stehen schon die Architekten davor, die es zu Ferienwohnungen umbauen möchten.
Jetzt wird noch Walter hergeholt, Inge läßt ihn aber nicht bei sich schlafen, so kampiert er bei Heinz, dafür zieht Christines Mutter zu Christines Bruder und am Schluß, als alle den Rechtsanwalt suchen, der das Testament veruntreute, fahren Heinz, Walter und noch einer der Freunde aus Teil eins, gemütlich zu dessen Versteck und schlagen ihn zusammen, weil sie in ihm Inges Liebhaber vermuten.
Es gibt ein Happyend. Walter zieht begeistert mit Inge in das Haus, in das auch Annika und ein Arzt ein Appartement bekommt, weil Inge ein Mehrgenerationenhaus daraus machen will und macht in Sylt in Zukunft alle Steuererklärungen und Christine hat sich nach so viel Familienchaos doch entschlossen, mit Johann zusammenzuziehen, vorher wollte sie das nicht.out
Mir hat das Buch gut gefallen, weil es ein bißchen das spießbürgerliche deutsche Leben auf einer schicken Ferieninsel zeigt und sich auch um Leute jenseits sechzig kümmert, was ja in der Literatur ziemlich out zu sein schein, obwohl wir ja alle älter werden. Der Evi hat es nicht so gefallen, las ich bei bookcrossing. Vielleicht aus diesen Grund, mir aber schon, denn es nimmt die deutsche Gemütlichkeit ein bißchen auf die Schaufel, was aber auch bei anderen gut anzukommen scheint, ist es ja ein Bestseller geworden und wird oder ist vielleicht schon verfilmt.

2012-11-16

Mein Weg zur Literatur

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:33

Oder wie ich auszog, das Schreiben zu (be) treiben, hieß eine wahrscheinlich von Fritz Widhalm organisierte Veranstaltung, mit Lesungen von Wolfgang Helmhart, Ilse Kilic, Christa Nebenführ, Andreas Renoldner und Karin Spielhofer, die heute im Amerlinghaus stattfand.
Ein interessantes Thema und interessante Autoren, die weit über den experimentellen fröhlichen Wohnzimmerrahmen hinausgingen.
Ich traf in der Amerlinghausgalerie auch gleich Bekannte. Watraud Haas, Hilde Langthaler beim Büchertisch, der ich erzählte, warum ich keine GAV-Veranstaltung mehr eingereicht habe. Das ist ja auch ein Thema, das mich be-bzw entlastete, es nicht mehr tun zu müssen, wenn keine Leute daran interessiert sind, niemand kommen will und natürlich auch, daß ich sie im Literaturhaus nicht machen darf, obwohl ich ja an sich keine bin, die das Handtuch ins Korn wirft oder wie das heißt.
Fritz Widhalm eröffnete und Andreas Renoldner begann, der mit seiner politisch realistischen Ansatzweise die Richtung vorgab, obwohl er, was ich gar nicht wußte, von durchaus experimentellen Ansätzen ausgezogen ist. Er begann seine Lesung mit Kindheitserinnerungen, wo der kleine Andreas die Welt erklärend herumgezogen ist, der große hat es Redezwang genannt und scheint sein Schreiben daraus zu erklären. Dann kam die experimentelle Happeningphase mit Textilinstallationen, die die Motten anzogen und verschiedene Kunstperformances und die Liebe, bzw. das erste Kind und ein Versuch, es mit dem Angestelltendasein zu versuchen, was entweder kurz vor oder nach der Geburt scheitere. Es gab auch zwei Romane, deren Erscheinen fast versprochen, aber durch das Eingehen der Verlage verhindert wurde. Dann scheint Andreas Renoldner aber doch von der Literatur bzw. als Nebenerwerbsbauer mit seinen zwei bzw. mit einer Tochter gelebt zu haben. Hörspiele und Romane sind entstanden. Inzwischen zieht die jüngste Tochter in eine WG, beide sind etwas geworden, erklären dem Papa die Physik und besetzen Häuser mit Nichtraucherzonen und Andreas Renoldners Weg ins Schreiben hat sich, wie er meinte, gelohnt. Kurz etwas zur Biografie, weil ich über Andreas Renoldner, glaube ich, noch nicht sehr viel geschrieben habe, obwohl ich ihn schon lange kenne und regelmäßig bei den GAV-GVs bzw. bei denen der IG sehe.
Ruth Aspöck hat mir einmal zum Geburtstag eines seiner Bücher gebracht, das ich, glaube ich noch nicht gelesen habe und einen bei Resistenz erschienenen Hörspielband habe ich einmal im Bücherschrank gefunden. Ansonsten wurde er 1957 in Linz geboren, seine Bücher sind außer bei Resistenz, bei Kitab, in der Edition Atelier, etc erschienen.
Dann kam Karin Spielhofer, auch eine bekannte Unbekannte, eher experimentelle Autorin. Bei der Lyrik im März habe ich sie ein oder auch mehrere Male gehört, gelesen aber noch nicht viel von ihr. Sie wurde 1942 geboren und ihr Text handelte von dem Kind, das für den Vater schreibt, in der Schule Gedichte schreibt, ihren ersten Gedichtband einschickt und die Enttäuschung schildert, nur den Rat zu bekommen, noch weiterzuschreiben, ihr Ringen um die Form und die Enttäuschung, daß sie in ihrer Beratertätigkeit mehr als mit dem Schreiben verdient und diese auch begehrter ist.
Am Büchertisch lagen eine Reihe Bücher auf, eines dieser alten orangen Jugend und Volk Büchlein gabs zur Ansicht, bei Milena ist etwas erschienen, im fröhlichen Wohnzimmer und sogar etwas im Eigenverlag.
Dann folgte die 1960 geborene Christa Nebenführ, die ich, glaube ich kennenlernte, als ich 1983 oder 1984, ich war, glaube ich, schwanger mit ihr in diesem ÖH Cafe in der Berggasse, daß es schon längst nicht mehr gibt, gemeinsam gelesen habe. Sie hat auch einmal bei einem von mir organisierten Tag der Freiheit des Wortes, gelesen, bei den Augustin Tagen der Ruth Aspöck haben wir gemeinsam gelesen, sowie bei den Poet Nights.
Sie engagiert sich im Literaturkreis Podium und organisiert seit 2003 die Sommerlesereihe im Cafe Prückl und da gab es auch Schwierigkeiten zwischen mir und ihr, weil ihr meine Art zu schreiben nicht gefällt und sie mir das sehr direkt sagte.
Vom Grundberuf ist sie Schauspielerin, arbeitet auch als Schreibtrainerin, moderiert Veranstaltungen und ist auch öfter als Rezensentin im Ex Libris zu hören.
In ihrem Text ging es vordergründig mehr über ihre Beziehung zu ihrem Vater, über den sie auch bei der letzten Poet Night ein Fragment brachte.
Mit dem 1963 geborenen Wolfgang Helmhart habe ich auch schon einmal gelesen, als mich Ilse Kilic einlud, das Literaturgeflüster in einer Veranstaltung über das alltägliche Leben vorzustellen und in seinem Text „Morgen bring ich ihn um, versprochen“ war es auch nicht so ganz einfach, den Weg zur Literatur zu finden. Oder doch, allerdings nicht biographisch, denn es ging um den Text und um den Kampf des Autors, den er mit ihm hat. Irene Wondratsch hat ja in einem ihrer Kurzkrimis etwas Ähnliches beschrieben.
Wolgang Helmhart macht es analytischer und beschreibt das Ringen um die Form, in einem Zwiegespräch das der Autor mit dem Text führt. Das Honorar wird zwar genommen, morgen aber die Datei gelöscht und etwas anderes begonnen.
Ilse Kilic, die ich, seit meinen Eintritt in die GAV kenne, einige ihrer Bücher gelesen habe und auch bei vielen ihrer Lesungen war, xxxxxxx-small, Poet Nights, Lyrik im März, fröhliche Wohnzimmerveranstaltungen, etc, sie hat auch bei den „Mittleren“ gelesen, hat gleich mit der Form und dem Ringen in dem ihr eigenen Stil weitergemacht.
„Ich bin Ilse Kilic, ich bin Autorin und Romanfigur“ und Fritz Widhalm projezierte die so typischen Ilse Kilic Zeichnungen an die Wand.
Nachher gabs Gespräche. Elfriede Haslehner fragte mich, wann ich mich zu schreiben entschlossen habe? Eine interessante Frage, denn da gibt es eine schon oft geschriebene Antwort. Zwei Jahre vor meiner Matura, habe ich gewußt, daß ich danach literarisch schreiben will und das auch sehr entschlossen getan und nicht damit aufgehört. Aber ich habe natürlich schon viel früher geschrieben und konnte es, glaube ich, schon bevor ich in die Schule kam. Es gab auch bei mir einen kitschigen Gedichtversuch „Des Maien Sehnsucht hat erfüllt mein armes kleines Herz“ oder so, das ich mit zwölf, dreizehn oder vierzehn Jahren an eine Zeitung mit dem Zusatz „Wenn Ihnen das nicht gefällt schmeißen Sie es weg“, schickte und enttäuscht war, daß sie das offenbar wirklich taten. Es gab auch ein Weihnachtsspiel, das ich in der Hauptschule schrieb und mich dann nicht traute, es der Lehrerin zu zeigen. Und es gab den Kampf um die Freiheit bei der Rechtschreibung, den ich noch immer führe und es gibt auch einen Text „Aus der Werkstatt“, den ich einmal als Reaktion auf einen Text Helmuth Schönauers geschrieben habe und der in der Selbstmord Anthologie der GAV „Kälte frißt mich auf“, die ich mit Margot Koller herausgegeben habe, enthalten ist.
Den Text „Poesie und Brotberuf“, gibt es auch und viele andere Texte übers Schreiben. Das Literaturgeflüster dient da auch als Sammelbecken, denn ich bin ja ebenfalls einmal ausgezogen, das Schreiben zu (be) treiben und betreibe es auch sehr besessen mit vielen selbstgemachten Büchern und dem Literaturgeflüster und das ist ja das „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ mein nächstes Projekt, wenn ich mit dem Nanowrimonovel fertig bin.
Ich würde meinen Weg in und um die Literatur wahrscheinlich realisitischer beschreiben, es ist aber ein Thema das mich sehr beschäftigt. Und als ich in das Amerlinghaus ging, bin ich wieder an den Bücherkästen vorbeigekommen und habe mir aus diesen sozusagen meine etwas verspäteten Geburtstagsbücher geholt. Gab es nämlich wieder wahre Gustostückerl, wie das noch ganz neue letzte Markaris Buch „Finstere Zeiten- Zur Krise in Griechenland“, das ich noch auf meine heurige Leseliste setze, obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob ich das noch schaffe und dann Nele Neuhaus „Schneewittchen muß sterben“ und das ist ja die, die als Selbstpublisherin auszog, inzwischen auf der Spiegel Bestsellerliste steht und auch auf der Buch-Wien lesen wird.

2012-11-15

Incommunicado

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:50

Ein weiteres Buch zu Urheberfragen und diesmal eines das man kostenlos aus dem Netz und nur dort beziehen kann, haben die Verlage den Druck des Buches doch abgelehnt, weil Michel Reimon ein Grünpolitiker ist und sich Bücher von solchen nicht sehr gut verkaufen lassen, so hat der 1971 in Eisenstadt geborene Journalist und Koummunikationsberater sein 581 Seiten dicken Werk,digital und frei wie Freiheit und Freibier“ auf seinen Blog gestellt und ich bin durch Alfred und durch die Evi vom Cafe Uranus darauf aufmerksam geworden, die von dem Internetroman und von der Art wie Reimon schreiben kann begeistert war. Eigentlich ist es eine Mischung zwischen Thriller und Sachbuch, wird da ja seitenlang die Welt von der Entwicklung des Buchdrucks und der Zeit wo der Professor den Studenten in der Vorlesung die diktierten und sie das Buch dann aufschrieben und danach selber Professoren waren und den Vorgang wiederholten bis zum Musikbusiness von Mozart, Salieri, Beethooven und noch vieles andere erklärt, aber eigentlich beginnt es mit John Cage und der hat ja ein berühmtes Stück, das nur aus Schweigen besteht. Es beginnt auch mit einer Rahmenhandlung, wo man schon ein bißchen was vom Ende erahnen kann, wenn man so schnell hineinkommt in den Strom wie die Eve, ich muß gestehen, ich tat mir ein bißchen schwer und vielleicht ist E-Book Lesen, wo zumindest ich mir nichts unterstreichen kann und die Seiten dann oft wegsind und man sie erst wieder holen muß nicht so leicht und ich finde die Handlung auch ein wenig simpel und denke ein Verlag hätte da wohl auch gekürzt. Es beginnt also mit dem Ich-Erzähler, einem Musikjournalisten, der sechs Wochen Urlaub hat um einen Roman zu schreiben, sich sechs Wochen in ein kleines Hotel in Italien dazu zurückzieht, doch es fällt ihm nichts ein, so weit noch nicht besonders originell, weil er aber Musiker ist geht er in ein Lokal, trifft dort auf eine Band und verliebt sich in die Sängerin. Er hat auch einen Cousin namens Max, der immer ein bißchen schneller und besser als er ist, irgendwie ist der Held ja ein bißchen ein Looser Typ, der Max, der von seinem Vater aber als Kind in sein Kinderzimmer einquartiert wurde, weil er ein Internat besuchen soll und seinen Vater dann gleich Papsch nannte, studiert später Jus und jetzt trifft er ihn in London, denn irgendwie macht er auch im Urlaub Interviews, in einem Nobelrestaurant, wo ihm die Kellner übersehen und Max erzählt ihm von einem Superjob den er hat, er kauft die Urheberrechte von Musikstücken und wenn dann ein anderer zufälligerweise den selben Ton oder Wort verwendet hat, wird er verklagt.
„Blödsinn!“, sagt der Held und spielt Max eine Aufnahme von Anna vor, die in diese eine Schweigeminute zu Ehren ihrer toten Mutter integrierte und schon hat Max etwas zu klagen, ist das ja die Idee von Cage und der Held fährt nach Italien zurück und weil ihm immer noch nichts für seinen Roman einfällt und der Band auch der Giatrrist abhanden kam, springt er für ihn ein, obwohl Anna ihn ja nicht gerade freundlich behandelt.
Und um für ihr Recht auf Freiheit bzw. die freie Werknutzung zu nutzen, gibt die Band ab nun jeden Abend ein Protestkonzert beschmiert dafür auch einmal den Stephansdom, liefert sich Scharmützel mit der Polizei und wird immer berühmter und berühmter. Dazwischen kommen dann immer die Einschübe zum Urheberrecht oder englische Liedtexte, Max scheint auch eine eher dubiose Rolle zu spielen und meldet sich immer wieder, Eugene Annas Vater ist begeistert, in Paris werden sie verhaftet und ins Polizeigefängnis geworfen. Ax, der inzwischen unter falschen Namen auch mit Anna angebandelt hat, bietet der inzwischen sehr berühmten Band, die Marchandisefirmen haben schon angebissen, einen tollen Vertrag und eine Einigung, der Erzähler lehnt ab und es kommt zur Eskalation, nämlich einen Extremenpfeffersprayeinsatz der Polizei, wo sie dann nur noch in ein Geschäft flüchten können bzw. Max wieder besuchen, der seinen Hund ins Spiel bringt, Eugene kommt ums Leben, die Band unterschreibt und wirft den Ich-Erzähler hinaus und nun muß man nur noch Eugenes Leiche entsorgen, die Band bietet sich dazu an und weil der Ich-Erzähler dann noch schnell den Aku in eugenes Hady steckt, kommt auch noch die Polizei und wir haben einen spannenden, wenn auch vielleicht keinen besonders originellen Thriller gelesen, viel von der Entwicklung der Welt erfahren und kennen uns am Ende vielleicht auch ein bißchen besser bezüglich der U-Heberfrage aus, aber die ist ja sehr kompliziert und sehr turbulent und Vergleiche zu der Schramm Debatte, wo die Piratin ja ihr Buch wieder aus dem Netz nehmen läßt und einen großen Vorschuß dafür bekommen hat, von dem andere nur träumen ist da auch sehr interessant und es ist sicherlich sehr spannend die weitere Entwicklung der Causa zu beobachten.

2012-11-14

Drei Bücher von Linda Stift

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:20

Heute gabs wieder zweimal Interessantes, nämlich Südtiroler Autoren eine poetische Annäherung mit u.a. Joseph Zoderers neuem Buch in der Hauptbücherei und „Werk Leben II“, Linda Stift im Gespräch mit Lydia Mischkulnig und einer Lesung aus „Kein einziger Tag“ in der Alten Schmiede und die Entscheidung war sehr schwer, aber den neuen Zoderer habe ich ja schon im Sommer als E-Buch gelesen und Linda Stifts Buch habe ich im vorigen Jahr, als es erschienen ist, angefragt, es ist aber nicht zu mir gekommen.
Linda Stift, die ich seit ihrem ersten Roman „Kingpeng“ kenne und schon bei verschiedenen Lesungen hörte, erscheint mir sehr interessant, so daß ich mich für den „Einzigen Tag“ entschieden habe, es lagen aber, als ich die Alte Schmiede erreichte, alle drei Bücher neben einem Computer am Vortragetisch auf, Lydia Mischkulnig saß in der ersten Reihe, schrieb etwas in ein Notizbuch und wirkte nervös.
Sonst waren noch nicht sehr viele Leute da, auch Linda Stift war war noch nicht gekommen und hatte, wie später bekannt gegeben wurde, den Termin irgendwie vertauscht, so daß Lydia Mischkulnig ihre neue Werkreihe allein begann und gleich zu Beginn erzählte, daß sie über alle drei Stift Bücher „Kingpeng“, „Stierhunger“ und „Kein einziger Tag“ reden und Zusammenhänge herstellen würde, weiter würde es Ausschnitte aus einem Mischkulnig Hörspiel namens „Erich Der Erich“ geben, das auch von siamesischen Zwillingen handelt, die am Kopf zusammengewachsen sind, so daß sie so wenig Sauerstoff bekommen, daß sie am Ende würfeln müßen, wer von ihnen überlebt.
Hochdramatisch und mir ein bißchen zu abgehoben, denn so läuft, glaube ich, die Wirklichkeit der siamesischen Zwillinge nicht, aber Lydia Mischkulnig ist ja, wie ich spätestens seit ihren „Schwestern der Angst“ weiß, eine Meisterin der psychologischen Übertreibung und Linda Stift wählt für ihre Romane auch solche Themen.
Bei „Kingpeng“, das bei Erscheinen hoch gelobt wurde, mich aber nicht sehr angesprochen hat, geht es um eine Geschwisterbeziehung, bei „Stierhunger“ um die Bulimie und die Kaiserin Sisi, das würde mich mehr interessieren, also hoffe ich das Buch einmal zu finden und von „Kein einziger Tag“, habe ich schon vor Jahren beim Kolik-Slam in der Gesellschaft für Literatur gehört, wo die Zwillinge noch Jim und Jack hießen und da ist mir die Geschichte sehr interessant erschienen. Ich habe dann noch einmal in der Arbeiterkammer eine Leserin getroffen, die mir erzählte, daß es außer um die Zwillinge, um ein im Keller verstecktes Tier ging, was natürlich neugierig macht und Lydia Mischkulnig gab auch während wir auf die Autorin warteten, ihre psychoanalytischen Theorien, wie es um die Inzestbeziehungen von Zwillingen bestünde, kund, die die Verhaltenstherapeutin eigentlich bezweifelt. Ich habe zwar auch einmal den „Mann ohne Eigenschaften“ gelesen, aber alles läßt sich wahrscheinlich nicht generalisieren und im „Kein einziger Tag“, geht es um die Zwillinge Paul und Pacu oder Patrick, die als Kind problemlos getrennt wurden und sich dann zwanzig Jahre nicht mehr sahen. Am Beginn kommt Pacu, ein Schauspieler zu Paul, einem Malerbedarfverkäufer und nistet sich bei ihm ein, fängt an zu kochen, weil er Sehnsucht nach dem Zwilling hat, der will von ihm aber loskommen und hat auch eine dunkle Seite, nämlich eine stumme versteckte Frau im Keller, den Zusammenhang habe ich nicht ganz begriffen und auch eine Freundin namens Jenny, die sich im Laufe des Geschehens Pacu zuwendet, die scheint auch eine Eßstörung zu haben und das Kochen scheint in allen Stift Büchern eine große Rolle zu spielen. Es endet erklärte Lydia Mischkulnig in einer Groteske, nämlich in einer Fernsehshow, wo sich die Zuschauer aussuchen dürfen, welche Operationen die Teilnehmer bekommen. Paul sitzt im Publikum und so wird er wieder an Pacu angenäht. Was ich wirklich für eine Groteske halte und eine psychologische Übersteigerung, vielleicht sollte ich das Buch doch lesen, einmal war ich schon nahe daran es zu klauen, lag es doch auf dem Literaturschiff auf, dann habe ich es aber brav liegen lassen und muß nun weiter rätseln. Die vorgelesen Stellen, Linda Stift ist dann doch gekommen, klagen aber interessant und Lydia Mischkulnigs Fragen waren das auch.
Sie zog auch immer Zusammenhänge zu den anderen Büchern, was ich auch sehr interessant finde und Linda Stift und Lydia Mischkulnig scheinen beide Meisterinnen der psychologischen Überhöhung zu sein. Mir würden ja die Zwillinge reichen und mit Grotesken habe ich es auch nicht so sehr, es ging dann auch um Abhängigkeitsbeziehungen und Zerstörungen und darum, daß man sich seine Geschwister nicht aussuchen kann. Aber auch um die Frage, wie Linda Stift ihre Romane schreibt und wieviel sie dabei recherchiert. Sehr interessant also für die realistische Autorin, die auch über psychologische Themen schreibt, dabei eher von verhaltenstherapeutischen Theorien ausgeht und die Grostesken links außen läßt. Die Neugier auf das Stiftsche Werk ist aber immer noch da, inzwischen würde mich aber „Stierhunger“ am meisten interessieren, über die Kaiserin Sisi hat ja auch schon Lilian Faschinger in ihrer „Wiener Passion“ geschrieben und am besten hat mir Linda Stift bei ihrer Bachmannpreislesung über die bunten Rucksäcke der Asylwerber, die sich in ein Lastauto quetschen, um in das goldene Land der Freiheit zu kommen, aber das ist in Klagenfurt ja nicht sehr gut angekommen.
Ihre Rom-Anthologie habe ich aber auch gelesen und wer jetzt noch was Biografisches will, Linda Stift wurde 1969 in der Südsteiermark geboren und ist die Cousine von der Andrea Stift und einen Namensartikel darüber gibt es von mir auch, ja wie sie zu ihren Namen kommt, wollte Lydia Mischkulnig, die die Autorin seit eineinhalb Jahren kennt, auch noch wissen. Einen klassischen und einen eher exotischen Namen für die Zwillinge, hat sie sich ausgesucht und es stimmt, daß Zwillinge oft Namen mit demselben Anfangsbuchstaben haben, habe ich ja auch einmal ein Kinderbuch namens „Lore und Lena“ geschrieben, was vielleicht weniger abgehoben ist.

2012-11-13

Privatroman und Abschiednehmen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:54

Wieder einmal Doppelpack in der Alten Schmiede.
Da gabs zuerst eine „literarische Erleuchtung“ mit Herbert J. Wimmer, der Elfriede Jelineks zwischen 2007 und 2008 entstandener Privatroman „Neid“, der nur auf dem Netz zugänglich ist, beziehungsweise gibt es jetzt eine Hörbuchfassung, die man sich auf der Jelinekseite herunterladen kann, vorstellte und das ist sehr interessant, habe ich mir das neunhundert Seiten Werk ja 2008 noch ausgedruckt in ein paar Mappen getan, gelesen, auch ein bißchen darüber gebloggt und in den letzten Wochen zwei Netzbücher besprochen, wovon das eine „Klick mich“, das ja gar nicht ist, sondern nur das Leben einer Internetaffinen jungen Frau beschreibt, das andere „Incommunicado“, erscheint im Netz, weil der Autor keinen Verlag gefunden hat und als Elfriede Jelinek sehr früh ihr Netztexperiment startete, hat es das alles noch nicht gegeben und sich das Internet sehr rasant weiterentwickelt. Inzwischen gibt es E-Books, Selfpublischer, aber immer noch sehr viele Vorurteile, habe ich da ja vor kurzem eine Blogumfrage gelesen, ob die Blogger Selbstgemachtes besprechen würden? Sie tun es nicht und Elfriede Jelinek hat 2008 ihren Lesern eine Anleitung zum Lesen von „Neid“ gegeben, wie „Nur nicht ausdrucken oder machen Sie damit was Sie wollen!“ und hat von der Flüchtigkeit eines Leberkäsesemmerls gesprochen, während sich die Leser beklagten, daß sie die ausgedruckten Seiten nicht am Balkon lesen konnten.
„Neid“ also in der Alten Schmiede und Herbert J. Wimmer projezierte die Jelinek Homepage auf die Wand, erzählte was zum Projekt, las ein Kapitel vor, in dem es um eine Klavierlehrerin namens Brigitte und das Sterben der Stadt Eisenerz, aber auch um sehr viele politische Anspielungen geht. Dann folgte die schon beschriebene Gebrauchsanweisung, eine Hörbuchprobe und ein Stück, wo sich das Thema „Neid“, auf den Preis und die, die der Autorin darum neidig sein könnten,beziehen.
Ein interessantes Projekt, vor allem wenn man es in Beziehung mit der Internetentwicklung setzt. Elfriede Jelinek war ja so etwas wie eine Netzpionierin, inzwischen bin ich nur mehr selten auf ihrer Seite und so war es ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit. Kurt Neumann deutete auch so etwas an, wie, daß der Text im Netz nicht sehr viel Aufmerksamkeit gefunden hätte, wo ich mir aber gar nicht einmal so sicher bin, gibt es ja das Jelinetz der Jelinek Forschungsgesellschaft.
Dann gabs eine Pause, wo ich ein bißchen herumspazierte und hauptsächlich die Auslagen der umliegenden Buchhandlungen studierte und dann stellte Reinhard Kaiser Mühlecker Wolfgang Hermann vor und Reinhard Kaiser Mühlecker ist ja so etwas wie ein Senkrechtstarter.
„Wiedersehen in Fiumcino“ habe ich gelesen, den Erstling „Der lange Gang durch die Stationen“ habe ich noch auf meiner Leseliste und Wolfgang Hermanns literarisches Werk verfolge ich auch sehr intensiv, seit der den Siemens Literaturpreis mit einer Vorform des Herrn Faustini gewonnen hat.
Reinhard Kaiser Mühleckers Einleitung bestand aus einem literarischen Text, in dem er das Haus im vierten Bezirk schilderte, in dem er einmal wohnte, den Freund, der ihm mit einem Doppelliter Wein besuchte und Wolfgang Hermanns „Fliehende Landschaften“, das er sich aus der städtischen Bücherei besorgte und dann dieses und andere Hermann Bücher immer wieder las.
„Abschied ohne Ende“ ist das letzte und es ist literarisch schwer einzuordnen, leitete Kurt Neumann ein. Eine Mischung zwischen Protokoll und Erzählung, ein Mann entdeckt seinen sechszehnjährigen Sohn tot im Bett und Wolfgang Hermann näherte sich dem Thema behutsam an, spricht von grauen schweren Novembertagen, schildert dann die Katastrophe, durchwandert einige Krisen und einen Spitalsaufenthalt bevor er durch Begegnungen mit den Freundinnen Fabius, wieder in das Leben zurückfindet.
So wetwas ist wahrscheinlich schwer ohne Pathos zu erzählen und es ist Wolfgang Hermann, glaube ich, auch nicht gelungen und inzwischen stolpere ich ja schon selber über Sätze, wo einer sich ein Handy kauft, um es in den Spaziergang in den Wald mitzunehmen, um die Rettung anrufen zu können, wenn er gestorben ist.
Kann man so schreiben? Natürlich kann man und die Trauer und der Schmerz ist auch pathetisch und bei den Fragen, die Reinhard Kaiser Mühlecker anschließend stellte, war nicht die, wie weit das autobiographisch ist? Wolfgang Hermann hat sie aber beantwortet. Autobiographisch nicht, dennoch zehn Jahre gebraucht, bis der darüber schreiben konnte, er meinte auch, daß ihm sein Philosophiestudium das Erzählen zerstört hat, vorher konnte er es, nachher war es minimalistisch. Über den Verlust und die Trauer wollte er schon 1999 schreiben, konnte es nicht und hat daher den „Herrn Faustini“ geschaffen, so daß er über den Humor wieder in das Schreiben zurückfand.
Bei der Diskussion wurde Wolfgang Hermann sehr gelobt und sein Buch als große Kunst bezeichnet, vorher hat Wolfgang Hermann noch von den vielen amerikanischen Bücher erzählt, wo Schriftsteller über den Verlust ihrer Kinder, Frauen, etc schreiben, da gibt es sehr viel, er hat es aber nur auf seine Weise schreiben können.
Erich Hackl war im Publikum und Evelyn Holloway und Wolfgang dankte am Beginn allen, die zu der Präsentation seines schweren Buches gekommen seien, während Herbert J. Wimmer zwei Stunden vorher das Publikum von Elfriede Jelinek grüßen ließ.

2012-11-12

Reisen mit Franz Grillparzer

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:54

So heißt das neue Buch meiner Freundin Ruth Aspöck, bei Löcker erschienen, das sie nach ihrem Tagebuchprojekt begonnen hat und deshalb zum Teil mit Robert Eglhofer auf den Spuren Franz Grillparzers durch halb Europa reiste.
Eine sehr interessante Vorstellung seine Pension zu genießen und auch eine tolle Idee, einem vor zweihundert Jahren lebenden Hofdichters und K. und K. Beamten nachzureisen, den ich wahrscheinlich durch die Klischees meiner Schulbildung, als sehr verknöchert, grantig und verbittert, im Gedächtnis habe und mich auch erinnern kann, als ich während meiner Hauptschulzeit, was ich ja nur sehr kurz machte, die städtische Büchereifiliale am Kalvarienbergplatz aufsuchte, daß mir die meiner Erinnerung nach ebenfalls sehr verknöcherte Bibliothekarin erklärte, daß man einer Zwölf- oder Dreizehnjährigen nur einen Krimi pro Woche gestatten würde, so landete eine etwas verstaubte Grillparzer Werkausgabe bei mir, die ich ein wenig angelesen habe und wahrscheinlich ebenso verstaubt wieder retournierte und als mich Ruth Aspöck 2002 zu ihrem „Poesie und Brotberuf“-Projekt eingeladen hat, habe ich den Direktor des K-u.K Hofkammerarchivs als Beispiel dafür angegeben, wie sich beides verbinden läßt und dann gibt es noch das Klischee vom ewigen Junggesellen, der Kathi Fröhlich, den vielen faden Dramen und dem Josef Meinrad, der die Ballade an Österreich aus dem „König Ottokar“ aufsagt.
Viel mehr, ich gebe es zu und die Grillparzer Experten mögen es mir verzeihen, weiß ich zu dem österreichichen Hof- und Staatsdichter nicht, gehe ich ja eher selten in Theater und bin das auch als Studentin nicht oder doch, jetzt fällts mir ein „Weh dem der lügt“, bzw. die Rolle des Küchenjungen Leon, das wir in der Straßergasse bei der Frau Professor Friedl, die ja meine Liebe zur Literatur nicht weckte, wohl aber verstärkte, gelesen haben, hat mich fasziniert und das spielte es damals im Burgtheater und ich hatte auch ein Theater der Jugend Abo, aber nur Karten für „Egmont“, was ich sehr bedauerte.
Reisen mit Franz Grillparzer also, von dem ich vor Ruth Aspöck keine Ahnung hatte, daß er viel herumreiste, was im neunzehnten Jahrhundert ja viel beschwerlicher war, als heute, wo es noch die Postkutsche gab, aber auch viel elitärer, denn das war der Oberschicht vorbehalten und die adeligen und anderen Familien reichten sich offenbar auch weiter und sprachen Empfehlungen aus.
Wie Ruth Aspöck auf den Grillparzer gekommen ist, weiß ich nicht und könnte sie es fragen, sie hat aber Theaterwissenschaft studiert und ist 2007 mit ihrem Verlag „Die Donau hinunter“ in Pension gegangen, was sie mit einer Dichterradkarawane die Donau hinauf von Wien nach Bamberg feierte, wo es jeden Tag an einem anderen Ort eine Lesung eines ihrer Verlagsautoren gab und wir ein Stück mitgefahren sind. Man sieht die Ruth hat immer originelle Ideen, damals arbeitete sie gerade an ihrem Tagebuchprojekt und dann ist sie mit Brigitte Schramm in die andere Richtung auf eine Schiffsreise gegangen und da schon dem Herrn K und K Hofdichter nachgefahren, weil der im Alter, ich glaube, da war er fünfzig, das ebenso machte. Es gibt ja ein Stück von Erwin Riess „Herr Grillparzer fasst sich ein Herz und fährt mit einem Donaudampfer ans schwarze Meer“, auf das ich sie, als sie mir von ihrem Projekt erzählte, aufmerksam machte, damals wußte ich noch nicht, wie umfangreich das war und wieviel der Herr Grillparzer durch die Welt gefahren ist. Später habe ich dann mitbekommen, daß die Ruth über Silvester in Instanbul war, einmal sagte sie mir in der Alten Schmiede, sie käme gerade aus Stuttgart und da waren ja gerade diese Bahnhofsproteste und bei ihrer Lesung in Krems vor einem Jahr waren auch schon einige ihrer Grillparzertexte zu hören.
Jetzt ist das Buch also erschienen und ich kann es allen nur empfehlen, denn es ist wirklich eine spannende Idee durch Europa zu fahren, zu erzählen, was da los ist, was frau gegessen hat und zwischendurch immer wieder die Tagebücher und die Autobiografie des Meisters zu erwähnen und ihm auch bei seinen geistigen Höhenflügen und kleinen Schwindeleien vielleicht auf die Schliche zu kommen.
Chronologisch, liebe Eva, sonst kennt man sich nicht aus. Es beginnt also die Donau hinunter von Wien ans schwarze Meer und geht dann nach Italien, da war Grillparzer, als er diese Reise machte, viel jünger, ein lebenslustiger junger Dichter, der weil er offenbar nicht soviel Geld hatte, sich einigen Aristokraten anschloß und bei ihnen Sekretär und sogar Krankenpflegerdienste übernahm.
Ruth Aspöck hat bei ihren Reisen meist in österreichischen Kulturinstituten übernachtet oder wie beispielsweise in Paliano in der dortigen österreichischen Schriftstellerwohnung ein einmonatiges Stipendium gehabt, das war im Juli 2010, im August war Cornelia Travnicek dort.
Grillparzer ist aber auch nach Rom gefahren, nach Neapel und Venedig, in Venedig schreibt er von Theaterbesuchen und erwähnt den Namen eines solchen und die Detektivin Ruth weist ihm nach, daß er gar nicht dort gewesen sein kann, weil es dieses Theater nicht mehr gab.
Grillparzer hat auch den Vesuv besichtigt und Robert Eglhofer, Ruths Begleiter, der dem Buch zwei Kapitel beigesteuert hat, schreibt in einem, von einer engagierten Autorin, die ihn als Reisemarschall mißbrauchte und ihn auf den Vesuv schleppte.
Dann gehts nach Istanbul, Ruth und Robert, glaube ich, waren um den Jahreswechsel dort. Istanbul war gerade Kulturhauptstadt und Grillparzer schreibt, die Ruth war gar nicht der erste Österreicher, der Konstantinopel bereiste, Hammer Purgstall war schon früher dort und unser Dichter ist wiedermal zu spät gekommen.
In dem Buch sind auch einige Grillparzer Gedichte und einige Zitate eingefügt und nach Istanbul gings nach Weimar, auch eine Kulturhauptstadt und dort gibts ein Goethe Haus, das heute ein Museum ist, der österreichische Dichterfürst hat natürlich den deutschen besucht und im Hotel Elephant gewohnt, das gibt es noch, schreibt Ruth Aspöck, ist aber trotzdem ein anderes, den Adolf Hiltler hat das alte abreißen und sich ein neues Protzigeres bauen lassen, was ein Grund war, wie sie schreibt, dort nicht Mittag zu essen, was aber ohnehin nicht gegangen wäre, weil zu teuer und das Restaurant nur den Hotelgästen vorbehalten.
Dann fuhr Grillparzer nach London, der vorher in Paris war, wo er, der nicht gut Englisch sprach, sich ein bißchen auf die Sprache vorbereitete und zu Metternichs Zeiten mußte man offenbar auch überall aufpassen, nicht irgendwelchen Spitzeln in die Hände zu fallen und von ihnen ausgehorcht zu werden. Die Ruth hatte in London wieder ihren Reisemarschall und pensionierten Englischlehrer mit, der die Stadt wie seine Westentasche kennt und sie daher Grillparzer nachführen konnte und interessant war auch, daß man, wenn man den Damen in den Kulturinstituten den Namen Grillparzer nannte, oftmals „Grill wer?“ zur Antwort bekam.
Grillparzer muß aber ein sehr politisch interessierter Mensch gewesen sein, hat er doch fast überall Parlamentssitzungen besucht und er ist auch viel ins Theater gegangen und hat sich mit den deutschsprachigen Intellektuellen und Dichtern, die dort lebten, getroffen. In Paris war das Heinrich Heine, in Stuttgart, wo es auch hinging Ludwig Uhland.
Grillparzer der ja damals K und K Beamter war, mußte, wie Ruth weiterschreibt, um seine Reisen zu ermöglichen, um Urlaub betteln, was oft schwer genug war. Die Ruth hat ihre Reisen in der Pension gemacht und auch eine besondere Beziehung zu Stuttgart, weil dort ihre Schwester lebt.
Am Schluß gibts noch ein besonderes Kapitel, nämlich Grillparzer und das Essen, was hat der auf seinen Reisen zu sich genommen? Kurt Palm hat das ja einmal bei Mozart versucht und in den Grillparzerschen Tagebüchern scheint es die diesbezüglichen Hinweise gegeben zu haben, also „Kalbsbraten in Ferrara, der mit Rosmarien gespickt war und in Rovigo zum Frühstück eine in Öl gebackenene Frittata,“, was dem Dichter offenbar beides nicht schmeckte.
In Konstantinopel wird viel Kaffee serviert, der grantige Hofbeamte schwärmt aber von seinem Wiener Kaffee und das Fleisch im Orient taugte offenbar ebenfalls nichts.
Interessant, interessant und so sind wir mit Grillparzer und Ruth Aspöck durch Europa und mir ist der alte Herr ein bißchen näher gekommen, daß ich jetzt gleich ins Burgtheater gehe, glaube ich nicht und wahrscheinlich gäbe es ihn dort auch nicht zu sehen, aber, als ich unlängst bei den Bücherkästen war, ist mir eine Grillparzerbiografie „Sein Leben ein Traum“ von Friedrich Schreyvogel in die Hände gefallen, eine alte und, daß Friedrich Schreyvogel ein „Nazidichter“ war, habe ich auch ergooglet, höre die Ruth also aufschreien, daß man immer solche alten Schinken in den Kästen findet, weiß auch gar nicht, ob und wann ich sie lesen werde, meine Bücherliste ist ja schon sehr voll, aber in Paris hat die Ruth aufgejubelt, als ihr die Beamtin dort erzählte, Grillparzers Reiseagebuch gäbe es auf Französisch, es wurde im Jahr 1942 von einem Literaturwissenschaftler namens Paul Bastier herausgegeben.
So weit also Ruth Aspöcks neues Buch, eines ihrer ersten, habe ich ja vor kurzem erst gelesen und das, was sie jetzt schreibt, hat sie mir noch nicht verraten.
Tagebuchtag war übrigens vor kurzem auch.

2012-11-11

Mare Nostrum?

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:22

Daß sich die heurige Literatur im Herbst mit dem Mittelmeer beschäftigt, war schon am Freitag in Ö1 zu erfahren, war da ja Walter Famler mit dem Fotografen Andreas Fischer bei „Von Tag zu Tag“ und diskutierte über das „Mare Nostrum“, die Eröffnung habe ich zwar durch mein Geburtstagsfest versäumt, konnte aber im Morgenmjournal ein bißchen was darüber hören und dann gings zum Werkstattgespräch in die Alte Schmiede „Wem gehört das Mittelmeer“ mit Andreas Fischer, Jurica Paviciv aus Kroatien und Kaouther Tabal aus Tunesien, die seit 1983 in Deutschland lebt.
Jurica Pavicic hatte für das Symposium einen Essay „Das Mittelmeer: Zimmer ohne Aussicht“ geschrieben, mit dem die Diskussion begann, die von dem Fotografen Andreas Fischer wieder sehr politisch und engagiert geführt wurde und bald in der Frage führte, ob Split oder Dubrovnic tote Städte seien, am Meer die Kreuzschiffe, in der Altstadt die Gucci-Filialen und acht Monate ist die Stadt leer und ob man sie nicht überhaupt zu Museen machen soll, was heftigen Protest erregte und Walter Famler erzählte, daß das Haus, in dem die Alte Schmiede ist, der städtischen Versicherung gehört und es da auch heiße Grabenkämpfe mit den Politikern gäbe, mit denen er einmal im selben Studentenheim wohnte und die Diskussion hatte sich weit vom Mittelmeer entfernt.
Es gab aber noch eine Fotoausstellung und ich entfernte mich in die mediteranen Gefilde des Naschmarkts ins Fischrestaurant Umar, um mich dort mit Alfred, der Anna und dem Andi zum Geburtstagsmittagessen zu treffen, Calamari und Panna Cotta, bis es um vier ins Odeon ging, wo es mit einem Italiener weiterging, denn das Mittelmeer ist ja ein weites Thema, das hüben und drüben eine Reihe von Ländern, mit vielen Problemen und Revolutionen umspannt.
Ein bißchen konnte man sich das auch im Odeontheater mittels einer Diabildershow ansehen und der 1971 bei Turin geborene Davide Longo hat einen interessantes Roman geschrieben „Der aufrechte Mann“, wo ein Universitätsprofessor in Schwierigkeiten wegen einer Affaire mit einer Studentin kommt, er zieht sich zurück, wird von seiner Frau verlassen, dann eskaliert aber das ganze System, es gibt kein Geld, keinen Strom, nichts zu essen und Jugendbanden, alle versuchen in die Schweiz zu flüchten und über Thomas Bernhard wird auch noch diskutiert.
Dann ging es in den Libanon, nämlich zu Abbas Beydoun, der mit „Bilderbuch des Verlustes“ eine Art Autobiografie schrieb und eine sehr deutlich akzentuierte Aussprache hatte.
Nach der Pause stellte Hartmuth Fähndrich, der auch das Beydoun Kapitel, das noch nicht auf Deutsch erschienen ist, übersetzt hat, Ibrahim Adbd al-Magid aus Ägypten vor, der sich in einer Trilogie mit dem „Weltkrieg in Alexandria“ beschäftige und Ibrahim al Koni, der mit „Das Herrscherkleid“ einen der politischsten Romane, um die Macht geschrieben hat, wie der Moderator betonte.
Dann gabs wieder eine Pause und danach eine Diskussion zum Thema „Zukunft des Südens? Das Mittelmeer als Krisenzone und Hoffnungsraum mit Mathias Enard aus Frankreich, der jetzt in Barcelona lebt, der Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor, die in Deutschland lebt und die Tochter syrischer Einwanderer ist, Eyal Megged aus Jerusalem, den in der Schweiz lebenden Perikles Monioudis, griechischer Herkunft und dem Frankfurter Friedenpreisträger von 2011 Boualem Sansal, der am Freitag auch die Eröffnungsrede hielt und ganz am Schluß gabs noch eine Lyrik Lesung mit zwei kroatischen Dichterinnen, die die Hafenstädte und das Meer besagen, Abbas Beydoun, der seltsamerweise sein Berliner Tagebuch mit Gedichten an Brecht, Immre Kertez und den Potsdamerplatz vorstellte und einem sehr sprachgewaltigen, mich an Celan erinnernden Gedicht „Liliths Widerkehr“ der libanesischen Feministin Joumana Haddad, die nicht persönlich anwesend war.
Am Sonntag gings dann weiter mit zwei Filmen über die tunesische sowie zur ägyptischen Revolution, vor allem der über die tunesische „Hello Democracy Menschen in Zeiten des Umbruchs“ war sehr interessant, die beiden Filmer Jörg Oschmann und Heikel Ben Bouzid waren da, und erzählten, daß sie im vorigen Jahr in dem die Wahlen waren für ein Monat hingefahren sind und nach Protagonisten suchten, die sie filmen konnten.
Es beginnt mit einem Rückblick über die Diktatur, dann sieht man schon eine junge Wahlhelferin, mit einer Brille, das Zeichen ihrer Partei und einem Rucksack durch die Straßen gehen und Wahlzetteln verteilen. Sie erzählt, sie hat Jus studiert und wollte Anwältin werden, was sie aber nicht konnte, weil sie damals ein Kopftuch trug, denn das war damals auf der Uni und den Lehrern verboten. Dann sieht man sie zur Wahl gehen und erlebt ihre Freude, daß sie das jetzt darf. Der zweite Protagonist ist ein Kellner, der nicht wählte, aber erzählte, daß es seine Kinder besser haben und studieren sollen und man sieht seine Frau mit ihren lernen. Ein gewisser Widerspruch tat sich da zu der Samstagsdiskussion auf, denn da erzählte Kaouther Tabai, daß sie Bedenken wegen einer möglichen Islamisierung hat und man ihr riet, derzeit nicht allein in Tunis mit dem Taxi zu fahren.
Nach dem zweiten Film am Nachmittag gabs eine Pause und als ich aufs Klo wollte, traf ich Trude Kloiber beim Foyer, die sich bei meinem Geburtstagsfest entschuldigt hat und konnte sie dann überreden bis zum Schluß zu bleiben und man kann auch sagen, am Sonntag gabs das beste Programm bzw. die bekanntesten Autoren, nämlich um fünf die Lesung von Boulaem Sansal, der von Ilya Trojanow moderiert wurde und der eine Unmenge Bücher am Büchertisch liegen hatte. Eines davon „Rue Darwin“ hat er vorgestellt und da geht es um eine algerische Familie, wo die Großmutter ein Bordellimperium oder etwas Derartiges aufgebaut hat und das Stück das Robert Reinagl las, handelt davon, daß ein Sohn mit der Leiche seiner Mutter, die vorher in einem französischen Krankenhaus an Krebs gestorben ist, zurück nach Algier fliegt.
Dann kam eine jüngere Türkin nämlich Ash Erdogan, die ihr Buch „Die Stadt mit der roten Pelerine“ vorstellte, dann wurde noch ein Märchen über einen Istanbuler Stadtteil gelesen und die Rolle der türkischen Autorinnen der Gegenwart diskutiert.
Dann kam eine Pause und dann der in Barcelona lebende Mathias Enard, den ich schon von der Diskussion kannte, mit seinem Roman „Zone“ der auch sehr interessant sein dürfte. Da fährt ein Mann von Mailand nach Rom und erlebt im Zug offenbar ein Odyssee bzw. die ganze Weltgeschichte, bzw. durchfährt er das ganze Mittelmeer und erlebt dabei Geschichten, wie zum Beispiel, die von Juden, die in der NS Zeit von oder nach Mauthausen und durch die ganze Gegend gekarrt wurden.
Interessant habe ich mir da gedacht, Marianne Gruber dürfte mit ihren „Erinnerungen eines Narrens“, wenn ich es richtig verstanden habe, etwas Ähnliches gemacht haben und vielleicht könnte ich so einmal die Geschichte von der alten Frau, die alle ihre Bücher auflesen will, schreiben, aber da hätte ich wahrscheinlich Schwierigkeiten mit dem Copyright, weil ich da ja viel zitieren müßte.
Es ging dann gleich weiter mit den alten Frauen, bzw. mit Zeruya Shalevs neuen Roman „Für den Rest des Lebens“, die ich, glaube ich heuer schon in Leizpig sah und die ja sehr bekannt ist. Ich habe bei einem Geburtstagsfest einmal ein Buch von ihr bekommen und eines wenn ich mich nicht irre, einmal im Bücherschrank gefunden.
Sie machte einen sehr sympathischen und offenen Eindruck und erzählte, daß es in ihrem Roman um eine sterbende alte Frau geht, die ihr Leben, die Geschichte Israels, das Aufwachsen im Kibbuz und die Schwierigkeiten mit ihren Kinder dabei reflektiert. Alles mir sehr bekannte Themen, schreibe ich ja auch sehr oft über sterbende alte Frauen und interessant auch die Frage Walter Famlers „Warum?“ und die Antwort der Autorin, wahrscheinlich weil ich auch älter werde und mich daher vorbereite und das ist wahrscheinlich auch die Antwort, die ich geben sollte, wenn mich meine Leser fragen, warum ich das soviel tue.
Walter Famler hätte übrigens auch mich zu der Veranstaltung einladen können, lernt in der „Wiedergeborenen“ doch Theresa Brunner zu Beginn einen koptischen Christen aus Ägypten auf einer Demo kennen und einen Ari aus Jerusalem, der im Wiener Literaturhaus die Biografie über seine Mutter vorstellt, gibt es auch.
Nachher bin ich mit der Trude nach Hause gegangen und habe mit ihr über Literatur geplaudert und jetzt werde ich kurz nach Basel gehen und schauen, ob es schon Nachrichten von der Schweizer Buchpreisfront gibt und kann gleich bloggen, daß den Peter von Matt mit seinem Essayband „Das Kalb vor der Gotthardpost“ gewonnen hat, den ich am Montag ja nicht hörte.

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