Als ich am Muttertag zum Wortschatz ging um die Margaretner Bloggerin Evi zu treffen, die einen Teil ihrer Bücher zu verschenken hatte, habe ich Hilde Spiels „Die Früchte des Wohlstands“, gefunden und mich sehr gefreut, habe ich mich mit der 1911 geborenen berühmten Autorin und Kritikerin, die im Vorjahr ein Jubeläum hatte, sehr beschäftigt, einige Bücher über sie gelesen und warte begierig einmal „Kati auf der Brücke“ zu finden, das es jetzt übrigens als Neuauflage gibt, ich aber verabsäumte auf meine Geburtstagsliste zu setzen, Weihnachten kommt zwar noch, da könnte ich es noch anführen, wenn mich jemand fragt und jetzt als den Roman gelesen, der laut Neuer Zürcher Zeitung „Eine Liebeserklärung der Schriftstellerin an ihre Heimatstadt Wien ist.“
Das Buch wurde auch „mitten im letzten Krieg, im allnächtlich von Bomben heimgesuchten London geschrieben und führt die Leser in die siebziger Jahre des vorvorigen Jahrhunderts“, muß man jetzt schon sagen, ist die Ullsteinausgabe, die ich gelesen habe von Dezember 1990 und da hat Hilde Spiel zwar nicht mehr gelebt, aber das geht aus der Biografie, die anführt, daß sie seit 1963 wieder in ihrer Vaterstadt lebt nicht hervor. Todestag war der 30. November 1990, der sich ja gerade jährte.
Das Buch springt also in das Wien von 1873, dem Jahr der Weltausstellung, über die ich vor kurzem in einem historischen Krimi von Edith Kneifl gelesen habe, beziehungsweise beginnt es in einem Zug. Da fährt der junge Kroate Milan Tudor, von seinen Eltern in die Residenzstadt geschickt, mit einem Sack voll Geld dorthin und lernt sowohl einen sogenannten Baron, als auch einen konvertierten Juden namens Carl Benedict kennen, der am Brillantengrund in der Seidengasse ein Wollgeschäft hat. Er geht ins Finanzministerium, wo er einen Cousin besitzt, aber der hat keine Stelle für ihn und setzt ihn nur auf die Anwärterliste, wo er vielleicht in ein paar Jahren aufgenommen werden kann. Aber Milan will reich werden, so verläßt er das Amt und geht in eine jüdische Handelsschule, aber die kann er nicht lang besuchen, redet ihm der zwielichtige Baron doch ein sein Geld in die ukrainische Eisenbahn zu investieren, das er dann verliert. So wird er ihm Prater Ringelspielbetreuer und Hutschenschleuderer und Carl Benedict nimmt ihn erst in seinen Kontor auf, als er den zwielichtigen Baron zusammenschlägt und dadurch die Aufmerksamkeit der Presse erhält.
Carl Benedict hat zwei Töchter und einen Sohn, die älteste Stephanie ist in einem Künstler namens Andreas verliebt, aber den darf ein bürgerliches Mädchen natürlich nicht heiraten, so wird sie Milans Frau, die beiden kommen aber erst zusammen, als sie einander betrogen haben und schließlich beim Ringtheaterbrand von 1881 ums Leben.
Dazwischen wird man noch in die Welt der Markatumzüge auf der Ringstraße geführt und erfährt viel vom Leben in der Monarchie und den „Früchten den Wohlstands“, die schließlich in die Katastrophe und Hilde Spiel in die Emigration nach England führte, was in dem Buch auch angedeutet wird.
2012-12-03
Die Früchte des Wohlstands
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