„Die zweite Reise“, der 1997 erschienene, Roman genannte Text in siebzehn Kaptiteln, des 1954 in Wien geborenen Peter Campa, ist die Fortsetzung des 1995 erschienen „Auf der Reise“ und ein Wien-Buch der ganz besonderen Art und daher als Führer zu empfehlen, obwohl Campa seine Reisen auch über die Stadtgrenze hinausmacht, nach Devinska Nova Ves in die Slowakei, ins Marchfeld, nach Nikolsburg und 1995 sogar zum Österreich-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse kommt.
Ich habe den GAV-Kollegen auf einem von Ernst Kostal organisierten „Wahnsinnssymposien“, die einmal im Literaturhaus stattfinden konnten, kennengelernt. Da hat er, glaube ich „Aus dem ganz normalen Franz“ gelesen und ist für die Zuhörer, wie es mir zweimal in Margareten passierte, zu lang geworden und ich dachte mir, daß ich da einen ähnlich literarisch Besessenen vor mir habe, wie auch ich mich bezeichnen würde.
Ich scheine um damit auffallen, zu realistisch und vielleicht auch zu psychologisch zu sein, während Peter Campa es sogar in die Textvorstellungen von Angelika Reitzer schaffte, die ich leider wegen Stephan Eibls Buchpräsentation nicht besuchen konnte.
Im Reading Room liegen oder lagen seine Bücher aber auf, da dürfte es auch etwas von mir geben und in der „Netten Leit Show“ ist er auch einmal gewesen, wie man auch im Buch bzw. bei Wikipedia von seinen anderen Auftritten lesen kann.
Die Buchpulikationen die man dort finden kann, sind aber mit dem „Ganz normalen Franz“, 2003 erschienen, abgeschlossen. 2000 gab „Paul Wolf und die Katze Ursula“, alles im Triton Verlag erschienen, den es nicht mehr gibt und Christa Nebenführ hat ihn einmal auf einer Generalversammlung, als den „Dichter der seine Literatur leben würde“ bezeichnet, den man nur allen Erfolg und endlich entdeckt zu werden, wünschen kann. Das hat ihn, glaube ich, Waltraud Haas gesagt, als ich mit ihr im 3 Raum Anatomie-Theater darüber gesprochen habe und ich habe „Die zweite Reise“ im April oder Mai am Spenden-Büchertisch in der Gesellschaft für Literatur gefunden.
Das Buch weggestellt und dann, als ich größenwahnsinnig dachte, das Lesen noch 2012 zu schaffen, auf meine Leseliste gesetzt. Weil ich nicht in der Alten Schmiede sein konnte, habe ich schon lange nichts mehr von Peter Campa gesehen und gehört und das Lesen des Buches hat mich überrascht, weil es viel theoretischer beginnt, als ich mir vorstellte.
Es beginnt mit der Aufzählung des Sternenhimmels auf der Jesuitenwiese, dann schwenkt der Autor zu seinen Kifferfahrungen über und ich habe angefangen, die Themenwechsel, die der Autor selbst bemerkt, aufzuschreiben, damit ich darüber berichten kann.
„Die Leser mögen entschuldigen, daß der Faden dieser Erzählung nicht immer leicht zu finden ist“, steht so auf Seite siebenundsechzig und im Schlußkapitel heißt es „Für den fliegenden Themenwechsel brauche ich mich nun nicht mehr entschuldigen, scheint er doch von den Lesern meines ersten Buches mehr oder minder angenommen worden zu sein.“
Das habe ich nun nicht gelesen, entnehme aber Wikipedia, daß Peter Campa ein Vertreter der modernen Genreliteratur ist. Die Nichtgermanistik hat hier zwar keine Ahnung was das ist und liest daher weiter, daß sich Peter Campa seit seiner Pubertät der Literatur widmet. „Im Jahr 1995 erschien die Wien-Biographie „Auf der Reise“, von der es inzwischen auch ein Hörbuch gibt.
„Verwoben mit seiner heimatstadt zeichnet Campa Genre- und Landschaftsbilder, wobei er sich des klassischen Erzählens bedient.“
So geht der Leser mit Campa durch die Bezirke Wien und springt mit ihm immer wieder von Gedanken zu Gedanken, kommt vom Hundersten ins Tausendste. Lernt Campas Kindheit kennen, wo er nach der Schule im AEZ-Einkaufszentrum spazierenging und dabei von einem Polizisten angehalten wurde, lernt die Armut seines Heimatbezirkes Gumpendorfes kennen, in denen es laut Campa in den Basenawohnungen, noch immer Mäuse und Ameisen geben soll.
Die Ameisen hatte ich einmal in den Neunzigerjahren auf einem Buchweizenkuchen, die Mäuse gibt es auf Peter Campas Fotos zu sehen und weil ich ihn auf einem „Wahnsinssymposium“ kennenlernte, davon ist in dem Buch auch viel die Rede.
Freud, Frankl, Reich werden zitiert, aber auch das psychiatrische Krankenhaus auf der Baumgartner Höhe, das angeblich, was Campa in seinem lakonischen Ton in Frage stellt, die Nerven heilen soll und weil er schlecht schläft, geht er in die Kurzgasse zu der Nervenärztin Eva Hoffmann, die ihm das Schlafmittel Truxal und das Neuroleptikum Nozinan verschreibt, auf Grund deren Wirkung er sich dann zweieinhalb Monate in die Psychiatrie begab.
Der Formenkreis der Schizophrenie wird beschrieben, hier scheint Peter Campa nicht ganz State of the Art zu sein, das Buch wurde auch schon 1997 geschrieben. Es geht aber auch, um den ewigen Juden, von dem Campa lapidar fragt, ob das nicht vielleicht auch ein Schlafloser war, bis zu den Wienerliedern von Hermann Leopodi „Schön ist so ein Ringelspiel“ „Schau ich weg von dem Fleck, ist der Überzieher weg“, ein Lied, das ich eigentlich Armin Berg zuschreiben würde.
Peter Campa hat für seine Wien-Biographie zweifellos viel recherchiert und ist wahrscheinlich auch viel spazierenggegangen und das ist ja etwas, was ich auch sehr viel betreibe, mir also wieder eine Ähnlichkeit zu dem ziemlich gleichalten literarischen Original feststelle.
Mache ich für meine realistischen Romane ja auch sehr oft Recherchetage und gehe sowohl in den Prater, als auch auf den Zentralfriedhof zu Fuß. Peter Campa macht es aber zweifellos lapidarer. Seinem Wien-Roman fehlt die Handlung. Außer der Katze Ursala, der er später ein eigenes Buch gewidmet hat, kommen keine Personen vor. Das Ich scheint zweifellos er selbst zu sein, damit geht er durch Wien spazieren und kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Von Hermann Leopoldi zur F-Partei und hat auch den Mut aus Hitlers „Mein Kampf“ zu zitieren und sich darüber zu wundern, daß der „Braune“, im oberösterreichischen Braunau geboren wurde und eine Freundin namens Eva Braun hatte. Das macht wahrscheinlich den Campaischen Wortwitz aus, so daß ich mich Christa Nebenführ und Waltraud Haas nur anschließen kann und Peter Campas literarischer Karriere alles Gute wünsche, der auf Seite 133 schreibt, daß ihn „F-Chef Jörg Haider sicher nicht fördern wird.“
Da ich nicht alle der hundertausend Campa Themen, Beobachtungen und philosphische Betrachtungen über Macht und Moral etc anführen und das Buch auch nicht abschreiben kann, ist die Lektüre desselben, sofern es noch zu bekommen ist, sehr zu empfehlen.
Auf den Spendentisch in der Herrengasse liegt es, glaube ich, nicht mehr, aber vielleicht noch in der Anzengrubergasse, wo der Autor öfter zu lesen scheint und auch einmal eine Veranstaltung machen wollte.
2012-12-14
Die zweite Reise
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