Literaturgefluester

2012-12-22

Tango-Kontinuum

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:56

Jetzt geht es weiter mit meinen Geburtstagsbüchern und ich komme zu denen, die mir die Leser mitgebracht haben und da kommen als Erstes die vierzehn Kurzgeschichten „Tango-Kontinuum“ von „Machos, Malevos und Vermaledeiten“ des 1947 in Argientinien geborenen Arztes Lidio Mosca-Bustamante, den ich vor einigen Jahren bei einer Silvesterfeier bei Hilde Schmölzer kennengelernt habe und von dem ich schon „Blumen für Augustina“ gelesen hatte, noch ehe ich ihn kannte, weil es das einmal in einer Gratisbücherkiste der Zentralbuchhandlung, als die noch existierte, auf dem Volksstimmefest gab.
Seither habe ich mich mit dem Autor einige Male getroffen, war auf seinen Lesungen, er hat, glaube ich, auch einmal am „Tag der Freiheit des Wortes“ und am Volksstimmefest gelesen, liest bei den von Herrn Blaha organisierten Veranstaltungen und auf meinen Geburtstagsfesten. Den Erzählband „Die magische Vihuela“ geschrieben im magischen Realismus, wie in den lateinamerikanischen Ländern üblich, hat er mir auch einmal mitgebracht und jetzt seine Tango-Geschichten und daraus hat er auch beim letzten Fest gelesen.
Das Buch besteht aus einigen Einleitungen. Zuerst kommt unter dem Titel „Über mich“ eine vorgeburtliche Erfahrung des Autors, die er seiner Enkelin Valentina Alicia gewidmet hat. Dann einige Erklärungen zur argentinischen Sprache, da gibt es auch ein Glossar mit den wichtigsten Ausdrücken und interessant, das Buch wurde in Spanisch geschrieben, von Gerhard Giesa übersetzt und ist im Autorenverlag Gergruben mit Verlagsadresse Neusiedl am See erschienen.
Also ganz international. Lidio Mosca Bustamante lebt seit 1975 in Österreich und arbeitet als Schriftsteller, Maler und Filmkritiker. Das Buch handelt aber von Argenitinien. Ist wahrscheinlich eine Liebeserklärung, an das Land und seine Typen und das wird auch in der nächsten Einleitung erklärt, wo man erfährt was Malevos sind, das, was man im österreichischen als Strizzis bezeichnen würde und Lidio Mosca zieht auch einen weiten Bogen, erklärt die Sozialstruktur Arginetinien von gestern und heute und erzählt etwas über Sozialbauten und wohin die Jugendarbeitslosigkeit führen kann.
Das Vorwort, das sich daran schließt, stammt von Juan Navidad und dann geht es in die vierzehn Geschichten, von denen zehn der Abteilung „Fegefeuer“ und vier der „Hölle“ zugeordnet sind.
Lidio Mosca Bustamante hat dazu auch was in seiner Einleitung geschrieben, ich springe aber gleich zu der Geschichte eins, wo die Malevos Cipriano Lopez und Teofilo Hierro bzw. deren Kampfhähne vorgestellt werden. Denn die beiden Strizzis haben zwei Berühmte und die kämpfen gegeneinander, der Kampf endet unentschieden oder doch nicht so ganz, einem fehlt ein Auge, so daß sich die beiden Besitzer duellieren wollen, da bricht sich einer, ach Schande, die Hand und kann nicht das Messer führen. Was tut man da? Die kluge Tante rät, es noch einmal die Hähne tun zu lassen und das endet dann so dramatisch, daß sich die Feinde mit Tränen in den Augen versöhnen.
Dann gehts in Richtung Tango und zu dem schönen Kindermädchen Argentinia, das, war es der Autor selbst?, den kleinen Anvertrauten aus bürgerlicher Familie am Abend in das Theater der Dienstmädchen führte, wo sie sich mit ihren Argentino traf, der gerade dabei war zum Tangostar aufzusteigen und das Kindermädchen konnte ihm dann beim Waschen ihrer Haare im Radio singen hören, während der kleine Ich-Erzähler ihr dabei begierig zusah.
In der dritten Geschichte „Lolita“ geht es um einen vierzigjährigen Malevo, der sich in eine schöne Sechzehnjährige verliebt, seinen Rivalen im Zweikampf tötet, sich dabei eine Schnittwunde zufügt und sie am Ende doch nicht bekommt.
So geht es weiter mit den Geschichten der kleinen oder großen Gauner von Buenos Aires zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Erstaunlich welches Detailwissen, der elegante schlanke Arzt vom Gaunerleben seiner Heimatstadt hat. Die meisten der Geschichten tragen irgendwelche Widmungen. So ist die „Rache von Ruperto Guerro alias „Der Hartherzige“ Andrea Baier-Lillie und Christian Lillie (El Austriaco) gewidmet, die in Wien im „Club Tango Argentino“ Tangotanzen lehren.
In „Zwanzig Pesos – Die Liebschaften des Cirilo Hernandez“ wird der mit dem Alfred aus Horvaths „Geschichten aus dem Wienerwald“ verglichen. Das Argentinische Vorbild kommt aus dem Gefängnis, geht zu seiner Tante Maria Rosa, die schon weiße Löckchen hat, als er die dann wegen einer Jüngeren verläßt, hält sie ihm das Messer entgegen, mit der er dann stolz die Stube verläßt.
Die osteuropäoischen Mädchen, die nach Argentinien in dem Glauben auswandern tolle Stellen in den Haushalten reicher Herrschaften zu finden und dann in den Bordellen landen kommen auch vor und dem Übersetzer Gerhard Giesa ist die Geschichte „Geflügelte Beine gewidmet“, die von einem berühmten Tangotänzer handelt.
In „Vom Fenster aus“ kommt der Malevo, der sechs Jahre wegen Mord oder Totschlag an seiner Esther im Gefängnis gesessen hat in das Cafe des Ramiro Cuestas, der ihn endlos beschwatzt und seine Unschuld beteuert, währenddessen sieht Augusto Remolino aus dem Fenster und versucht sich das Gesicht der Getöteten vorzustellen um am Ende mit dem Messer auf den Sohn des Cafetiers loszugehen, der offenbar der wahre Schuldige war.
„Der Schwarze Emidio Taborda aus dem Mondongo-Viertel“ ist auch ein berühmter Messerstecher und Spieler, legt sich mit den englischen Kolonialherren an, um am Ende seine Schöne, die die Geliebte des Mister Millers ist, doch nicht zu bekommen und Antenor Perenyra mutiert vom Zuhälter zum Leibwächter, während wir ein Stück der dunklen Geschichte Argentiniens erfahren. Da verbietet ein Politiker alle Bordelle, nimmt sich einen Leibwächter, dessen drei Mädchen er offenbar vorher verschwinden ließ und am Schluß der Geschichte, begleitet der Leibwächter seinen Chef in das ihm gehörende Geheimbordell, um dort seine Geliebte zu finden und sich das Messer, nicht den Revolver mit dem er seinen Chef beschützte, in den Bauch zu stechen.
Sehr plastisch wenn auch ein wenig umständlich läßt Lidio Mosca Bustamante das Elend des Vorstadtargentinien mit seinen glänzenden Messerstecher und Bandenkönigen auferstehen, während er, wenn er vom „Fegefeuer“ in die „Hölle“ kommt, vollends blutrünstig wird, wird da doch die Geschichte der „Blutrünstigen Gräfin Erzsebeth Bathory erzält, die in Transalvanien 1560 schon einmal blutreich von einem Arzt auf die Welt geholt wird, sich dann mit Luzifer verbündet und voll Freude Knaben und Mädchen schändet, eine Geschichte, die mir naturgemäß nicht so gefällt. In der zweiten Höllengeschichte geht es dann nach Afrika, wo sich Joao und Jo vor dem „Tor zum Paradies“ treffen, das wahrscheinlich ein Flüchtlingslager ist. Sie wollen nach Europa, der eine um bei der N.B.A zu spielen, der andere um in sein Heimatland die Revolution zu bringen und sie treffen sich dann zwischen vier und halb fünf am frühen Morgen, wenn die Wachen schlafen, um in den Stacheldraht zu springen, der eine schlitzt sich dabei auf und verblutet dabei. Auch eine Art von der Hölle zu erzählen und in der dritten Geschichte wird einer der bei den Tschetniks war Sicario, gedungenen Mörder ausgebildet, für eine Handvoll Dollars muß er dabei ein paar Aufgaben bestehen, eine davon ist, ein zwölfjähriges Mädchen zu zerstückeln, er macht es ohne zu ahnen, daß es die Tochter seiner Geliebten Marta ist.
Kaum zu glauben, welche Ideen aus der Feder des kleinen eleganten argentinischen Arztes entspringen können und er springt auch noch weiter in die Erzählung von den schlechten Erbanlagen, wo die Schweizerin Esther mit dem Argentinier Fredy drei behinderte Kinder hat und während der Neurologe klären soll, ob das wegen des Inzests mit dem Großvater passierte, nimmt die kleine Esperanza schon die Streichhölzer, sagt begierig „Feuer“ und setzt das elterliche Haus in Flammen.
Wirklich kaum zu glauben, wie weit Lidio Mosca Bustamantes „Tango-Kontinuum“ von den Malevos zu den Maledeiten gehen kann.
Nicht alle Geschichten haben mir gefallen. Interessant ist dieses argentinische bzw. weltweite Spekrtum des Bösen aber allemal.

2012-12-21

O du Mörderische

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„Vorweihnachtszeit in Alabama: Zwei Schwestern gehen auf Mörderjagd. Rasant und urkomisch“, steht am Buchrücken von Anne Georges „O du Mörderische“, einem der acht „Southers Sisters“-Krimis, den die 2001 verstorbene amerikanische Autorin, die auch für den Pulitzerpreis nominiert war, geschrieben hat und der im Sommer in dem Stapel der 3.99 Bücher bei Thalia in der Kremsergasse lag, von den ich mir zehn vom Alfred kaufen ließ und auf die Leseliste der kommenden Jahre setzte.
Der Weihnachtskrimi kommt aber noch heuer dran und es war auch sehr vergnüglich zu lesen, wie Weihnachten in Amerika gefeiert wird, ein paar Morde passieren auch dabei und obwohl ich über das Buch ein paar schlechte Kritiken im Netz gefunden habe, hat mich die sozialkritische Art und Weise, wie da das amerikanische Kleinstadtleben geschildert wird, sehr beeindruckt und auch, daß die beiden Schwestern Patricia Anne und Mary Alice sechzig und fünfundsechzig Jahre sind und das Buch mit den Worten „Ich sag dir eins, Patricia Anne, ich habe es satt, ständig die Sexsklavin für irgendeinen Mann zu spielen. – Ich blickte von meiner Morgenzeitung auf und nickte grinsend. Meine Schwester war fünfundsechzig Jahre alt, einen Meter dreiundachtzig groß und wog nach eigenem Eingeständnis hundertunddreizehn Kilo“, beginnt.
So weit die Introduction, Hinweise auf vorangegangene Mordaufklärungen gibt es auch, ich habe den Namen Anne George aber vorher noch nicht gehört und kenne auch keinen der anderen Krimis.
Hier ist es drei Wochen vor Weihnachten und zu dieser Zeit habe ich das Buch auch zu lesen angefangen, Mary Alice, die durch drei verstorbene Ehemänner eigentlich sehr wohlhabend ist, verdingt sich trotzdem mit einem Bill im Einkaufszentrum als Santa Claus und Weihnachtsfrau und tritt daher schon im blinkenden Santa Kostüm auf.
Patricia Anne, die Erzählerin ist Lehrerin im Ruhestand, glücklich mit Fred verheiratet, hat drei Kinder, von denen die Tochter Haley Ärztin ist und geht offenbar liebend gerne einkaufen und Weihnachten wird auch schon, wie in Amerika offenbar üblich, vorbereitet.
Am Abend treffen sich die Schwester in einer Galerie, wo Folk Art, die naive Malerei, gezeigt wird. Patricia Anne trifft dort ihre ehemalige Schülerin Claire wieder, die sie nicht mehr erkennt, denn damals war sie ein blasser Sozialfall, jetzt ist sie eine schwarzgefärbte Schöne und Assistentin der Galeristin und die wird in der Nacht ermordet.
Am nächsten Tag taucht Claire bei Patricia Anna auf, erzählt ihr, daß sie verfolgt wird und kippt um, als die Polizei erscheint. Sie wird auf die Psychiatrie gebracht und entkommt dieser. Die Wohnung ist verwüstet. Im Oberstock ist mehrmals das Wort Hure aufgemalt und ein paar naive Zeichnungen mit aufgepaarten weißgekleideten Frauen gibt es auch.
Der Klatsch der Kleinstadt ist beträchtlich und Patricia Anne bekommt die Informationen von ihren Freundinnen, der Ehemann der Galeristin wird einvernommen, der Mord ist durch Digitalis, der mit einem Haarspray verabreicht wurde, passiert und dann gibt es auch einen Kunstkritiker, den die Galeristin sehr hasste, der ausgerechnet am Begräbnistag erschossen wird.
Inzwischen fahnden die Schwestern nach Weihnachtsbäumen, gehen vegetarisch essen, bringen Mary Alice kranke Katze in eine Pferdeklinik, weil Patricia Annes Tochter ihnen erklärte, daß der Mord mit einem Mittel passierte, das den Tierärzten sehr gebräuchlich ist.
Eine bekannte Quiltkünstlerin suchen sieauch auf und erfahren, daß die Galeristen die naiven Maler ordentlich ums Ohr hauen und, daß die das auch so wollen.
Die schöne Claire hat auch zwei genauso schöne Zwillingsschwestern, die von Paricia Anne betrunken aufgelesen werden, als sie in der Bibliothek sich Einzelheiten über die beiden Toten zusammensucht. Sie hat dann auch eine Theorie, wie es gewesen sein könnte, die sie der Polizistin Bo Peep Mitchell erzählt, die sich aber als falsch erweisen, denn Claire Moon hatte, wegen Mißbrauch in der Kindheit eine gespaltete Persönlichkeit, good an bad Claire, das es so etwas gibt, bin ich skeptisch und war die Täterin und am Ende kommt die gesamte Familie, die Sexsklavin wurde inzwischen von Claires Pistole am Kopf verwundet, hat aber einen sturen Schädel, bei Patricia Anne zusammen, ißt Truthahn und Plätzchen, Verlobungen werden bekanntgegeben und die guten Stücke des Pekanuss-Kuchen werden verzehrt.
Wie beschrieben hat mich an dem Buch die Schilderung des amerikanischen Way of life fasziniert. Claire soll ins Krankenhaus und die Sanitäter fragen zuerst nach der Versicherung, als die unklar ist, soll sie in eine kariative Einrichtung, die aber laut Sanitäter auch eine „ausreichende medizinische Versorgung“ hat und Mary Alice muß für sie bürgen, damit sie in ein besseres Krankenhaus kommt. Fernsehen, Fastfood und Diät Cola wird ständig konsumiert und Aspirin, das Anne Patricia bevorzugt schluckt.
Eher ungewöhnlich für österreichische Verhältnisse, auch, daß der Weihnachtsbaum mit den Geschenken schon Wochen vor dem Fest aufgebaut wird, aber ich hole meine Dekorationen ja auch schon am ersten Dezember aus dem Keller. Die Krimihandlung ist ein wenig klischeehaft, amusant, daß die Heldinnen, die sich oft irren und die Krimihandlung auch in Frage stellen, zwei „alte Schachteln“ genannt werden, obwohl ich Frauen zwischen sechzig und fünfundsechzig nicht so bezeichnen würde und, daß sie zwischen amerikanischer Provinz und Kunstbohemien hin- und herschwanken.
Köstlich ist das erzählt, ebenso die Schilderung der naivien Kunst, die ich eigenlich nur aus den Mickey Mouse Heften kenne, die ich vor Jahrzehnten gelesen habe, weil es da ja eine Oma gibt, die so malte und ganz besonders tragisch ist, sich vorzustellen, daß während ich das las und es in amerkanischen Provinstädtchen ähnlich weihnachtlich mit Santa Claus etc Beleuchtung zuging, ein Zwanzigjähriger mit dem Sturmgewehr seiner Mutter in eine Schule drang und eine Reihe Kinder sowie sechs Lehrerinnen erschoß.

2012-12-20

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand

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Wie erzählt man die Weltgeschichte der letzten hundert Jahre auf möglichst einfache und auch sarkastische Art und Weise?
Der 1961 geborene schwedische Journalist Jonas Jonasson tut es, in dem er den hunderjährigen Allan Karlsson an seinem Geburtstagsstag aus dem Fenster eines Altersheimes in Pisspantoffeln und ohne Hut steigen und verschwinden läßt, um der auf ihn wartenden Feier mit den anderen Altersheiminsaßen, der alten Giftspritze Schwester Alice und dem Stadtrat zu entgehen.
Das heißt, er tut es nicht wirklich, denn wir verfolgen ihn ja, in das Reisebüro, wo er nach einem möglichst schnellen Reiseziel, egal wohin erkundigt, die Auskunft bekommt, der nächste Bus geht in drei Minuten und dann den Koffer eines sehr nervösen jungen Mannes, der aufs Klo muß, einfach mitnimmt. Einfach so, ohne daran zu denken, daß sich darin fünfzig Millionen Kronen aus Drogengeschäften befinden könnten und schon hat er die Polizei, die Presse und den Chef des Mitglieds der „Never again“ Band am Hals. Er verlangt aber eine Fahrkarte um fünfzig Kronen, steigt mitten im Wald aus, gelangt an einen stillgelegten Bahnhof, das dem Meisterdieb Julius gehört. Die beiden Trinken Wodka, entdecken den Fund, teilen sich das Geld, aber da kommt schon Bolzen und will sein Geld wiederhaben, Allen haut ihm etwas auf den Kopf, Julius sperrt ihn in den Gefrierraum ein und vergißt den Kälteregler wieder abzuschalten, so daß die beiden Freunde mit dem Koffer und der Leiche am nächsten Tag zu einer Imbißbude radeln, die Leiche lassen sie in einen Container verschwinden, so daß sie später in Dschibuti wieder auftauchen wird, der Imbißbudenbesitzer ist ein Allroundgenie und hat beinahe alles beinahe studiert, er hat auch einen Mercedes und so cahffiert er die beiden zu einer schönen Frau, die mit einem Hund und einem Elefanten in einem Häuschen lebt, dort bekommen sie von einem weiteren Bandenmitglied Besuch, das in der Elefantenscheiße ausrutscht und später in einem Auto in Riga gefunden wird, die vier fahren samt Hund und Elefant zu Bennys Bruder weiter, inzwischen werden sie wegen dreifachen Mords gesucht, denn der Chef hat sich vor ihren Bus gestellt, wurde aber nur angefahren und vom fast Arzt Benny fachgerecht verbunden, so findet sie der Kommissar und die Freunde erzählen eine Geschichte von Bibeln, die in dem Koffer waren, weil der Bandenchef inzwischen von Gott bekehrt wurde, wie die beiden Assistenten nach Riga und Dschibutti kamen, wissen sie nicht wirklich, aber der Hundertjährige kan dem Staatsanwalt, der auch zum Verhör gekommen ist, sehr viel aus seinem Leben erzählen, war dieses ja sehr abwechslungsreich. Von einer für das Frauenwahlrecht demonstrierenden Mutter, die ihm 1905 gebar, einen saufenden Vater, der nach Russland ausriß um dort Revolution zu machen, sich dann aber irgendwie Zar Nikolaj anschloß, einer Lehre bei einem Dynamithändler, einer Zwangsinhaftierung und Zwangskastration, nur drei Jahre Schule, aber dann ging er nach Spanien, wo er Brücken sprengte, dann aber General Franco rettete, in einem amerikanischen Clum der Atomphysiker kellnerte und ihnen zufällig verriet, wie man die Atombombe baute, präsident Truman war begeistert, schickte ihn nach Rußland, dort rettete er Maos Verlobte aus dem Gefängnis, floh über den Himalya, verärgerte Stalin, saß fünf Jahre im Gulag und und und, bis er schließlich wieder nach Schweden zurückkehrte, dort mit einer Rente und einer Katze bescheiden in einem Häuschen lebte und dieses nur versehentlich in die Luft, wie schon so vieles andere sprengte, so daß er schließlich in das Altersheim kam, in dem es ihm, wegen der vielen Regeln, die Schwester Alice aufstellte, nicht gefiel.
Dem Staatsanwalt wird schlecht davon, verbietet Allen das Wort, biegt sich die Geschichten der drei dann so zusammen, das am Ende der Hund schuld war, der die Leichengeruch am Fahrrad wahrgenommen hat, die Freunde lassen sich mit dem Geld und gefälschten Papieren, samt Kommissar und Elefanten nach Bali fliegen, wo schon eine alte Freundin in einem Luxishotel wartet, denn Allan ist im Gulag mit einem fiktiven Bruder Albert Einsteins gesessen und die dumme Amanda, die alle Cocktails verwechselt und Allan nicht den Schnaps serviert, den er gerne trinkt, war dessen Frau und auch Botschafterin von Paris, jetzt ist sie aber auch schon über achtzig.
Allan verliebt sich in sie und schenkt ihr einen Laptop, so daß sie über ihre Erlebnisse bloggt und zu letzt zu dem über Hundertjährigen auch noch der indoensiche Geheimdienst kommt, und sich für den Bau der Atombombe interessiert.
Ein wirklich spannendes Buch oder „Schelmenroman erster Güte!“, wie der Spiegel schreibt, das ich, da ich mich ja sowohl für das Alter, als auch für die Geschichte des vorigen Jahrhunderts sehr interessiere, natürlich lesen mußte.
Das heißt, das es darum geht, habe ich gar nicht so gewußt, als ich irgendwann einmal in der Sendung „Terra incognita“ aus dem Roman hörte, denn da wurde nur das erste Kapitel gelesen. Dann stand es auf den Bestsellerliste, Wolfgang Tischer vom Literaturcafe wunderte sich in seinen Interview darüber und ich schreibe ja auch sehr oft und viel von neunzigjährigen, fünfundneunzigjährigen oder hundertjährigen Menschen, so daß ich das Buch auf meine Geburtstagsliste setzte, als mich der Alfred nach einer fragte.
Und es ist auch spannend über das Leben eines Hundertjährigen derart locker vor sich hin zu flunkern, daß einer manchmal die Sprache wegbleibt.
Ich schreibe dagegen realistischer, bleibe mehr an dem, wie es wirklich sein könnte und werde damit wahrscheinlich nicht so erfolgreich werden, kann das Buch aber wirklich sehr empfehlen und natürlich auch auf meine viel leiseren Geschichten hinweisen, die vielleicht gar nicht so viel anderes zu erzählen haben, obwohl sich meine alten Damen natürlich nicht mit dem Bau einer Atombombe beschäftigt haben und von Mao, Stalin, Truman, etc auch nicht zum Essen eingeladen wurden.

2012-12-19

Bruno Seiser in Memoriam

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:01

Heute vor siebzehn Jahren ist der österreichische Journalist und Polizeireporter, Bruno Seiser, der seit seinem achtzehnten Lebensjahr Gedichte und Prosa geschrieben hat, seinem Krebs erlegen.
Aus diesem Anlaß gab es eine Gedenklesung, die von Christa Kern und Christian Dungl in Szene gesetzt wurde, in der Galerie Time-Zeitkunst in der Martinstraße und da mich Christa Kern immer über ihre Veranstaltungen informiert und es sich auch zeitlich ausgegangen ist, bin ich hingegangen.
Denn der Name des 1938 geborenen Bruno Seisers, der auch als der deutschsprachige Bukowski bezeichnet wird, war mir ein Begriff.
Woher eigentlich? Genau weiß ich das gar nicht, vielleicht durch seine Tätigkeit bei der Kronenzeitung, aber sicher auch literarisch, denn ich kann mich erinnern, daß ich vor einigen Jahren, Maria Böhmberger, seine Lebensmenschin, mit der ich in der Galerie gesprochen habe, hat gemeint, das wäre zu seinem zehnten Todestag gewesen, bei einer Bruno Seiser Veranstaltung im Radio Kulturhaus war.
Da hat sich der Name bei mir eingeprägt und auch, daß er an Krebs gestorben ist, dann habe ich ihn vergessen, beziehungsweise vor kurzem in einem der Bücherkästen ein schon ziemlich zerfleddertes Exemplar von „Am Wendepunkt – Die Wirklichkeit“ – „Tagebuch eines Reporters“ gefunden, von denen mir Maria Böhmberger sagte, daß es einen Prozeß darum gab und es ein Bestseller geworden ist.
Da habe ich also demnächst etwas interessantes zu lesen und dem Polizeireporter Bruno Seiser wiederzubegegnen und auch eine mir bisher unbekannte Galerie kennenzulernen, war auch sehr spannend.
So begrüßte mich Christa Kern sehr freundlich. Ottwald John war da und einige nicht mir unbekannte hatte von Kerzen bis zu Bildern ziemlich alles ausgestellt. Es gab Wein und Spekulatus und auch einige der Seiser Gedichtbände aus dem Hameauverlag, wo Maria Böhmberger Bruno Seisers Werke herausgibt
Aus „Machs gut Hank“, haben Christa Kern und der mir ebenfalls unbekannte Christian Dungl mit Musikbegleitung gelesen.
Wieder sehr interessant, denn Bruno Seiser hat eine starke Sprache, in der er von seinen Erlebnissen mit Frauen erzählt, die mit dem Gestreicheltwerden der schlafenden Mutter im Kanariensessel bis zu den Wortspielen „beiläufig, Beischlaf, Beistrich“, reichen und besonders interessant waren die Anekdoten, die die offenbar sehr extravertierte Schauspielerin Maria Böhmberger nachreichte, die beim nächsten Neustifter Kirtag auch einen Stand haben wird, wo man die Seiser-Bücher kaufen und auch seine Originaltonaufnahmen hören kann. Eine Homepage gibt es auch.

2012-12-18

Der Russe ist einer, der Birken liebt

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:07

Nein, Olga Grjasnowas Erfolgsbuch, mit dem die 1984 in Baku geborene, die in am Leipziger Literaturinstitut studierte, auf die Longlist des letzten dBP kam und die mich in Leipzig durch ihre andere Art die Migrantenfrage zu betrachten, sehr beeindruckte, hat weder etwas mit Birken noch mit Russen zu tun, wie sie in Interviews kundgibt, obwohl es ja doch irgendwie, eine jüdisch russische Familie war, die aus Baku mit der kleinen Mascha nach Deutschland flüchtete, das Zitat stammt aus Tschechows „Drei Schwestern“ und, daß die Russen Birken lieben, steht auch irgendwo im Buch, wenn Mascha schon nach Israel gekommen ist, „um sich häppchenweise zu verlieren und nie wieder aufzusammeln.“
Sie ist aber mit ihren Eltern als kleines Mädchen nach Deutschland geflüchtet und hat dort sehr schnell sehr viele Sprachen gelernt, arabisch, französisch, hebräisch nicht, obwohl sie ja aus einer jüdischen Familie kommt, hat sich mit einem ostdeutschen Jungen namens Elias, von ihr und ihrer Familie Elischa genannt, befreundet und vorher den in Beirut geborenen Sami und den Türken Cem als Freunde gehabt.
Mascha ist Dolmetscherin und das Buch beginnt vergleichweise harmlos mit einem Frühstück in der Wohnung von Elias und Mascha, das in einem heruntergekommenen Stadtteil liegt, in dem es nur Billigkaufhäuser und riesige Pornokinos gibt.
Elias, der Fotograf ist, geht dann Fußballspielen und die Tragödie beginnt, denn im zweiten Kapitel ist Mascha schon im Krankenhaus. Elias hat sich das Bein gebrochen, muß operiert werden und stirbt schließlich daran.
In den ersten zwei Teilen des Romans in dem das passiert lernen wir Mascha, ihr Umfeld und das, was ihr passierte und noch passieren wird, kennen. Oder doch nicht ganz. Elias wollte immer von ihren Traumatisierungen wissen und warum sie erst nach der Wende nach Deutschland gekommen ist? Mascha erzählt nicht viel darüber. Ihre Mutter ist Klavierlehrerin, ihr Vater wurde als Kosmonaut ausgebildet und doch nicht in den Weltraum geschickt und in Baku war es sehr schwierig mit den Asaibaidschanern und den Armeinern zu leben, als sie sich um Bergkarabach stritten.
Elias hat vielleicht auch selbst Gewalt gelebt, sein Vater ist Alkoholiker und die Mutter kann die Wirtschaft nicht alleinlassen, um den Sohn im Krankenhaus zu besuchen, so daß Mascha damit überfordert ist, obwohl sie es sich nicht anmerken läßt und den Ärzten, die die Zigaretten ihrer verstorbenen Patienten rauchen, klar erklärt, daß sie sie nicht mit Vornamen anreden und auch nicht angreifen sollen. Als Mascha einen kleinen Hasen auf der Straße findet, geht sie einen Deal mit dem lieben Gott sein, sie wird ihn opfern und wirft einen Stein nach ihm, wenn Elias dadurch gerettet wird, der Hase stirbt. Elias auch, Gott ist nicht käuflich, könnte man vielleicht sagen und sich auch über Maschas Gewalttätigkeit wundern und sie unsympathisch finden. Mir hat diese Stelle auch nicht gefallen. Ich denke aber, daß ein Mensch, der im Herkunftsland viel Gewalt erlebt, dann in Asylwerberheimen und unter lauter Emigranten aufwächst, die alle ihre Gewaltschicksale haben und vielleicht untereinander verfeindet sind, gar nicht anders kann und daß Olga Grjasnowa, das auf eine sehr rotzfreche Art schildert. Allerdings habe ich im Writersstudio einmal gehört, daß ein Roman dann gut wird, wenn man das Schlimmste das man erlebt hat, nimmt und darüber schreibt und das hat mir schon damals nicht gefallen, weil die Literatur die dann herauskommt, zwar vielleicht Preise um Preise gewinnt, wir die Autoren vielleicht aber damit überfordern und uns, wenn wir dann diese übersteigerten Gewaltdarstellungen lesen, auch nichts Gutes, denn es ist ja schon das ganz normale Leben wahnsinnig genug und manchmal passieren auch gute Sache.
Aber weiter in der Geschichte. Die Freunde Cem und Sami werden eingeführt, Sami, in Beirut geboren, in Deutschland aufgewachsen, der ein Jahr lang auf sein Visum nach Amerika warten muß und Cem der Türke, den man in seiner Schule gesagt hat, daß Migrantenkinder nicht aufs Gymnasium sollen, weil ihre Eltern dadurch überfordert werden und der jetzt trotzdem promovieren wird. Sie bieten Mascha Hilfestellung, als sie ins Krankenhaus kommt und ihr die überforderten Ärzte sagen, daß Elias gestorben ist. Der Vater Horst will Elias Sachen haben und schreibt ihr Brief um Brief, daß sie sie ihm bringen soll. Mascha kann sie aber nicht hergeben, weil dann klar ist, daß Elias nicht mehr zurückkommen wird.
Trotzdem ist sie kaltblütig genug, mit ihrem Professor, den sie in der Krankenhausmensa trifft, ins Bett zu gehen und von ihm dafür eine Stelle in Tel Aviv zu verlangen, wo sie im dritten Teil dann ankommt. Ihre Eltern sind damit nicht zufrieden, ist Mascha als Diplomdolmetscherin damit doch unterfordert, sol sie doch bei der UN dometschen, aber Mascha, die nicht Hebräisch spricht will dorthin und wird von Elischa dabei begleitet und am Flughafen wird ihr von der Security gleich ihr Computer zerschossen, weil eine, die Bücher im Gepäck hat und Arabisch spricht, auffällig ist.
In Jerusalem wird sie von ihren Verwandten erwartet, die ihr von der Schoah erzählen und es ist schwierig in den Restaurants, wo man nicht arabisch sprechen darf. An ihrem Arbeitsplatz fühlt sie sich unterfordert, dafür lernt sie das Geschwisterpaar Tal und Ori kennen, die auch keine regimetreuen Israelis sind. Mit der Feministin Tal geht sie ein Liebesverhältnis ein, die will sie auf Demonstrationen mitnehmen und bringt sie nach Ramallah, während Cem aus Sorge, um sie nach Israel kommt und mit Sami ihre Unterschrift fälscht, damit sie in Wien das „United Nations Competative Examination for Russian Language Interpreters“ machen kann.
Mascha ist aber eine, die es sich nicht leicht macht, so steht sie schließlich in Ramallah blutend auf der Straße, erlebt vielleicht das, was damals in Baku passierte, noch einmal mit, bekommt Panikatacke um Pannikattacke, erlebt Elischa in seiner Leichenstarre, fühlt sich an seinem Tod schuldig und ruft schließlich Sami an, daß er sie holen soll.
„Höher!“ sagt Elischa. „Ja, genau so“
Ich hake mich bei ihm unter, und wir gehen eine Weile nebeneinander her. Die Sonne ist schon fast untergegangen, aber es ist noch hell!“, sind die letzten Worte des Romans.
Dann kommt eine Danksagung an Norbert Gstrein und andere ohne die das Buch nicht entstanden oder fertig geworden wäre, das von der Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert und von Literaturagentur Simon betreut wurde.
Mir ist Mascha nicht unsympathisch und ich glaube auch, daß all die Gewalt, die hier geschldert wurde, die auch die ist, die man in den Nachrichten täglich hören kann und die man zum Glück meist verdrängen kann, durchaus realistisch ist.
Wir leben damit und haben gelernt damit umzugehen. Es ist auch gut die Wirklichkeit zu kennen und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Trotzdem denke ich, daß wir die jungen Autorinnen viellecht überfordern, wenn wir von ihnen immer mehr und immer Schrecklicheres verlangen. Das Buch hat seinen Platz auf der Longlist aber verdient und ist sicher als lesenswert.

2012-12-17

Umdisponiert

Filed under: Uncategorized — jancak @ 23:00

Da habe ich mir, da ich ja immer noch, in dem Versuch meine 2012er Leseliste mit den Geburtstagsbüchern zeitgerecht zu schaffen, eine Woche voraus blogge, gerade bespreche ich Lidio Mosca Bustamantes „Tango-Kontinuum“ zitzerlweise, das am 22.12. ins Netz gehen wird, den Montag freigehalten und Olga Grjasnowas „Russen“ vor einer Woche erst für nach Mitternacht der Veröffentlichung freigegeben, um am Montag in die Alte Schmiede zu gehen und mir „Istanbul – Wien Stadtschriften im Blickwechsel mit Peter Waterhouse und Murat Uyurkulak zu geben, aber als ich um halb sieben mit dem Befundschreiben fertig war und es gerade noch schaffen hätte können, einigermaßen pünktlich zu sein, den Alfred angerufen, der mit der Anna Weihnachtsgeschenke einkaufen war und die beiden auf der Mariahilferstraße getroffen und bin mit ihnen essen gegangen.
Vorher gings natürlich am Wortschatz vorbei, wo ich Fritz Habecks „Das Boot kommt nach Mitternacht“ fand, einen Klassiker, den ich schon immer lesen wollte und Dagmar Fischer, die Lyrikerin, die einmal Annas Turnlehrerin war, bei der 5 er Edition mitmachte, bei den Poetnächten und beim offenen Bücherschrank in der ersten Runde gewonnen hat, getroffen habe. Eine Woche vor Weihnachten treibt es alle auf die Mariahilferstraße und ich bin mit Mann und Tochter in einem arabischen Lokal in der Schottenfeldgasse gesessen, habe Wein getrunken und von Annas Vorspeisenteller und Alfreds Kebab gekostet, statt mich in die Istanbul-Wien Stadtschriften zu vertiefen. Macht nichts, es war heute ohnehin ein sehr literarischer Tag.
Nicht nur, daß ich in Moscas Geburtstagsbuch geblättert habe und den den ersten Teil des Artikels mit all den Verlinkungen schon verfaßte, habe ich heute auch ein unerwartetes Buch im Postkasten gefunden. Denn beim Club Wien at. gibt es jetzt nicht mehr jedes Monat ein Gratisbuch zu bestellen, das man dann ohnehin nicht lesen kann, sondern es gibt Schmankerln aus dem Echomedia Verlag und anderes, das man gewinnen kann. So habe ich den vegetarischen Führer aus dem Holzbaumverlag, der mich ja immer so freundlicherweise mit Rezensionsexemplaren eindeckt, vor ein paar Monaten gewonnen und an die Anna verschenkt, denn ich gehe ja nicht sehr oft in Lokale und eine richtige Vegetarierin bin ich ebenfalls nicht.
Das Hinterberger Buch, das ich gerne wollte, ist nicht gekommen, dafür lag heute A. Grolls „Lobo und die Frauen“ im Brieffach, von dem ich gar nicht mehr wußte, daß ich es mir gewünscht habe und ist gleich auf die 2013 Liste gekommen, was ja auch ganz spannend werden wird, welche fünfzig, sechzig, siebzig Bücher sich im Laufe des nächsten Jahres noch darauf finden werden und dann hat mir Peter Gstöttmaier, der Ohrenschmaus-Lebensberichtpriesträger vom Vorjahr, der heuer mit seinem „Bamal stehlen“ auf die Ehrenliste gekommen ist, wieder eines seiner bewährten handgeschriebenen Weihnachtsgedichte geschickt
„Z Weihnachten suist draufkuma, daß`d a Mensch bist und ka Maschin“, ich werde es beherzigen und bei den Gewinnspielen vom DVA, Randome House und Manesse, wo man täglich ein Buch gewinnen kann, spiele ich auch immer mit und bin gespannt, ob mich die Losfee einmal auswählt.
Da gewinne ich ja meistens nicht, aber manchmal, wie man sieht schon und so geht es in die letzte Vorweihnachtswoche.
Morgen habe ich wahrscheinlich drei Befunde zu schreiben und werde es wahrscheinlich nicht ins fröhliche Wohnzimmer schaffen, wo es noch eine Veranstaltung gibt, bevor das neue Jahr beginnt.
Vielleicht aber schon, kommen die Klienten ja manchmal nicht, wie sie sollen, dann wird es neben dem Grjasnowa Buch einen zweiten Artikel geben und ansonsten kann ich schon verraten, daß ich mit meinen Geburtstagsbücher auflesen ganz gut in Form bin und wahrscheinlich in diesem Jahr alle schaffen werde, auch wenn ich am Freitag mit einer Büchertasche nach Harland fahren werden. Da kommt dann auch das dritte Weihnachtsbuch hinein, das ich noch nicht gelesen habe, das wollte ich zwar eigentlich statt dem Lidio Mosca lesen, aber dann waren mir die von Elisabeth Borchers ausgewählten Geschichten doch zu weihnachtlich, um sie vor dem heiligen Abend oder wenigstens dem vierten Adventsonntag zu lesen.
Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht, ob ich meinen Turboantrieb im Vorausbloggen beibehalten oder ein wenig langsamer werden werde.
Aber ich bin eben eine schnelle, obwohl ich mein Nanowrimonovel derzeit eher langsam Szene für Szene korrigiere.
Das kommt auch am Freitag nach Harland mit, wo ich dann die ganze nächste Woche, bis am zweiten Jänner bleiben werde und natürlich bin ich gespannt, ob und welche Weihnachtsbücher es unter den Christbaum geben wird?
Da stehen ja eine ganze Menge zu Auswahl und Wolfgang Tischer macht im Literaturcafe auch schon Vorschläge, was man zu Weihnachten alles den Bibliophilen schenken kann.
Er schlägt natürlich den Kindle an erster Stelle vor und empfieht Clemens J. Setz „Indigo“ den Männern und da bin ich wieder bei meinen Suchanfragen angelangt, weil da vor kurzem jemand wissen wollte, mit welchen Buch der Grazer berühmt geworden ist?
Mit den „Frequenzen“ würde ich schätzen und bin schon am Ende meiner improvisierten Montagsplauereien angelangt, die mir ganz spontan eingefallen sind, denn eigentlich war ich schon beim Schlafengehen und wollte den Artikel, trotz vier geplanter anderer, heute ausfallen lassen. Dann ist mir aber eingefallen, daß es einige Kleindetails gibt, über es es sich locker plaudern läßt, was ich ich ja jetzt nicht mehr so oft mache und wünsche allen, die das noch heute lesen sollten, eine angenehme literarische Vorweihnachtsnacht!

2012-12-16

Abzählen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:17

Die 1979 geborene Tamta Melaschwili hat für ihren Debutroman „Abzählen“, 2011 den georgischen Literaturpreis Saba bekommen und ich habe von dem Buch im Frühling durch Ö1 erfahren. Da wurde es in Ex Libris vorgestellt. In Leipzig habe ich dann Tamta Melanschwili gesehen und das Buch auf meine Geburtstagsliste gesetzt. Auf der Buch-Wien war Tamta Melaschwili auch prominent vertreten und die Geschichte der beiden dreizehnjährigen Mädchen Ninzo und Zknapi, die in der Kampfzone leben, dort, wo während des Krieges sich nur noch die Frauen, die Alten und die Kinder aufhalten ist auch sehr expressiv erzählt.
Im Nachwort erzählt die Autorin über ihre Art des Schreibens. Sie hat als Kind ihre eigene Sprache erfunden und in dieser Gedichte geschrieben. Dann hat sie, weil im Krieg Papier und Bleistifte Mangelware, auf alten Schulheften geschrieben. War einige Zeit arbeitslos und ist 2008 nach Deutschland gekommen, da hat sie wieder zu schreiben begonnen, ein kreatives Wrting Seminar besucht und in Georgien in einer leeren Wohnung den Roman geschrieben, in dem es nicht nur um Georgien, sonder über das Leben im Krieg schlechthin geht.
„Den Rhythmus dieser Sprache habe ich jetzt in meine Texte auf Georgisch transportiert. Scheinbar habe ich sie doch nicht ganz vergessen“, schreibt die Autorin und das Buch lebt wohl davon, von der flapsigen Expressivität der beiden Mädchen, die in der Konfliktzone leben und nicht hinauskönnen.
„Sagt Ninzo, sage ich!“, heißt es hier ununderbrochen. Dann werden drei Tage dieser Pubertierenden erzählt, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, abwechselnd und nicht in dieser Reihenfolge, was das Verstehen gar nicht einfach macht.
Aber Krieg ist wahrscheinlich auch nicht zu verstehen, schon gar nicht von zwei halben Kindern, die aber schon viel gesehen haben und noch viel sehen müssen. Rotzfrech und lebenslustig sind sie auch, vor allem Ninzo mit dem großen Busen, die gerne zu demn Soldaten mit den blauen Augen auf die andere Seite geht, in Häuser einbricht und sich die Sachen, die die Emmigranten dort, ohnehin nicht mehr brauchen holt und auch die blauen Kleider von Verstorbenen trägt.
„Ein für alle Mal; Sie sind weg! Und weißt du, warum? Das waren nicht so arme Hunde wie wir, die hatten Geld! Sie haben gezahlt und durften hier raus! Und ich? Und du? Wir krepieren hier, weil wir nicht so dicke Ärsche haben wie die! Die werden leben, weiterleben, und ich Todgeweihte darf mir nicht einmal ihre Lumpen nehmen?“, sagt sie zu Zknapi, die sie davon abhalten will und weil Zknapi, was soviel wie Kleine bedeutet und ein Kosenamen ist, eine Mutter hat, die für ihren Säugling keine Milch mehr hat, soll sie auch in die Apotheke einbrechen und das Milchpulver holen, weil nur sie durch die Stäbe kann.
Ninzo hat eine Großmutter, die sie pflegen und versorgen muß, wofür die Mädchen Spitzwegerich sammeln und die träumt nur von ihren verlorenen Sohn, wie auch das der Großvater tut, für den die Mädchen ein Totengebet abschreiben sollen und der ihnen dafür alte Bobons gibt, die sie an andere Kinder weiterschenken.
Kein Zweifel, die Halbwüchsigen in der Konfliktzone sind überfordert und bekommen trotzdem ihre Monatsblutung, versuchen neugierige Jungens davon abzuhalten in den Graben zu gehen, wo ein Toter der anderen Seite liegt, der schon erbärmlich stinkt, weil niemand da ist, der ihn vergräbt und Zknapi bekommt von einem Mann die Liste der Gefallenen überreicht, die sie übergeben soll, aber nicht hineinsehen, ob vielleicht der Vater auf der Liste steht? Da sitzt sie dann hinter dem Baum mit dem Umschlag und beginnt abzuzählen, ob sie öffnen oder zulassen soll?
Die beiden Mädchen bekommen auch ein Angebot von dem Burschen, der sich doch bereit erklärt, den Toten zu vergraben, sie sollen mit einem Korb Pilze getarnt Drogen schmuggeln. Als sie erwischt werden, markiert Ninzo einen epileptischen Anfall und als eines der Kinder sie Schlampe nennt, weil sie bei dem Wachposten der anderen Seite gesehen wurde, bekommt Zknapi so eine Wut, daß sie es fast erschlägt, während ihre Mutter nicht mehr weiterleben will, weil sowieso alles sinnlos ist.
Am Ende steht Ninzo unbeweglich in der Kampfzone mit ihren großen Busen und die Soldaten haben alle Mühe und wissen nicht, wie sie sie von dort wegbringen sollen?
Wirklich sehr beeindruckend der Debutroman, auf etwas mehr als hundert Seiten wird hier, die Not, das Elend und die Überforderung der rotzfrechen Dreizehnjährigen, die es wirklich überall geben kann, erzählt.
„Der jungen georgischen Erzählerin Tamta Melaschwili ist ein aufsehenserregendes Debut von emotionaler Wucht gelungen“, steht im Klappentext, dem ich mich nur anschließen und das Buch wirklich sehr empfehlen kann.

2012-12-15

Es begab sich aber

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:24

Weihnachtsgeschichten von der berühmten Krimiautorin Agatha Christie oder, wie auf dem Buchcover steht, „Bezaubernde Geschichte von himmlischen und irdischen Wundern, die immer und überall passieren können…“
Da bin ich zwar sehr skeptisch, aber vielleicht fehlt mir dazu der kindliche und religiöse Glaube, habe aber, die sechs Geschichten, in dem kleinen roten Büchlein, als ich vorhin von der Auge-Nichtweihnachtsfeier nach Hause gekommen bin, mit Interesse gelesen, denn Geschichten von Agatha Christie machen neugierig und das Büchlein, habe ich im Jänner im Wortschatz gefunden, als ich gerade angefangen habe, ein gefundenes Buch pro Woche auf meine 2012 Leseliste zu setzen.
Es beginnt in Bethlehem und in der Krippe, Maria hält ihr Kind in der Hand, wird von einem Engel besucht und in Versuchung geführt. Er läßt sie in die Zukunft schauen und zeigt ihr alles, was mit ihren Jesus später passieren wird, die Kreuzigung, das Ende und läßt Maria entscheiden, ob er das Kind wieder mitnehmen soll? Sie denkt nach, sieht seinen gütigen Blick, entscheidet sich dagegen und Luzifer ärgert sich.
Ich weiß nicht, wo das überall passiert und auch bei der Geschichte mit dem unfolgsamen Esel, kann ich das nicht denken, denn der wird von Bauer zu Bauer weitergegeben, bis er schließlich in den Stall und zu der Krippe kommt, von dem lieblichen Kindlein bekehrt wird und dann die heilige Familie nach Ägypten transportieren darf.
Dann geht es nach England zu Mrs Hargreaves, die nicht an die Menschen glauben kann, sie macht zwar viele wohltätige Spenden, aber unter ihnen fühlt sie sich nicht wohl und als ihr ihre Putzfrau von der Abtreibung ihrer Tochter erzählt, findet sie nicht die richtigen Worte für sie, sie gibt ihr nur Geld und schickt sie nach Hause. Solcherart mit sich unzufrieden macht sie eine Fahrt auf der Themse, hat eine seltsame Begegnung, findet ihren Glauben wieder und der Schiffskapitän wundert sich später, daß er einen Passagier zu wenig hat, obwohl der doch eine Fahrkarte mehr verkauft hat.
Das ist mir auch noch nicht passiert und auch die Geschichte mit der „Abendkühle“ erscheint mir etwas rätselhaft, da geht eine Frau in die Kirche und betet, um die Gesundheit ihres Kindes. Es ist offensichtlich eine Naturkatastrophe passiert, denn das Kind findet im Garten lauter Mutanten und es hat auch eine Begegnung, offensichtlich trifft es auf Jesus oder einen Engel, der die Gebete seiner Mutter erhört hat und um die Jahrtausendwende dürfen die Heiligen wieder auf die Erde zurückkehren und Wunder machen, das ist Geschichte fünf, während in der sechsten, Maria mit dem heiligen Johannes auf einer Insel ist, der will nichts essen und macht sich Sorgen und Maria sieht ihren Sohn herankommen und sie erlösen.
Weihnachtsgeschichten einer anderen Art, könnte man sagen, wenn man religiös ist, fängt man wahrscheinlich etwas an.
Mir erschienen sie dagegen ein wenig sentimental und hätte mir vielleicht eher Weihnachtskrimis gewünscht, aber da habe ich ja einen in Vorrat und noch ein anderes Weihnachtsbuch auf der Liste. Meine Geburtstagsbücher gibt es auch noch aufzulesen, bevor zu mir das Christkind kommt…
Zu Agatha Christie ist noch zu sagen, daß ich sie früher viel und gern gelesen habe und wahrscheinlich alle ihre Krimis habe.
Und bei meinen Suchanfragen habe ich heute einige Anfragen, wo jemand oder mehrere verzweifelt wissen wollen, wieviele Vanillekipferlessertypen Daniel Glattauer in seinem „Weihnachtskarpfen“ unterscheidet. Ja, der war einmal während des Adventumgangs im Literaturhaus und hat daraus gelesen, aber da dürfte ich noch nicht gebloggt haben und heuer hat das Literaturhaus nicht mehr mitgemacht.

2012-12-14

Die zweite Reise

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:45

„Die zweite Reise“, der 1997 erschienene, Roman genannte Text in siebzehn Kaptiteln, des 1954 in Wien geborenen Peter Campa, ist die Fortsetzung des 1995 erschienen „Auf der Reise“ und ein Wien-Buch der ganz besonderen Art und daher als Führer zu empfehlen, obwohl Campa seine Reisen auch über die Stadtgrenze hinausmacht, nach Devinska Nova Ves in die Slowakei, ins Marchfeld, nach Nikolsburg und 1995 sogar zum Österreich-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse kommt.
Ich habe den GAV-Kollegen auf einem von Ernst Kostal organisierten „Wahnsinnssymposien“, die einmal im Literaturhaus stattfinden konnten, kennengelernt. Da hat er, glaube ich „Aus dem ganz normalen Franz“ gelesen und ist für die Zuhörer, wie es mir zweimal in Margareten passierte, zu lang geworden und ich dachte mir, daß ich da einen ähnlich literarisch Besessenen vor mir habe, wie auch ich mich bezeichnen würde.
Ich scheine um damit auffallen, zu realistisch und vielleicht auch zu psychologisch zu sein, während Peter Campa es sogar in die Textvorstellungen von Angelika Reitzer schaffte, die ich leider wegen Stephan Eibls Buchpräsentation nicht besuchen konnte.
Im Reading Room liegen oder lagen seine Bücher aber auf, da dürfte es auch etwas von mir geben und in der „Netten Leit Show“ ist er auch einmal gewesen, wie man auch im Buch bzw. bei Wikipedia von seinen anderen Auftritten lesen kann.
Die Buchpulikationen die man dort finden kann, sind aber mit dem „Ganz normalen Franz“, 2003 erschienen, abgeschlossen. 2000 gab „Paul Wolf und die Katze Ursula“, alles im Triton Verlag erschienen, den es nicht mehr gibt und Christa Nebenführ hat ihn einmal auf einer Generalversammlung, als den „Dichter der seine Literatur leben würde“ bezeichnet, den man nur allen Erfolg und endlich entdeckt zu werden, wünschen kann. Das hat ihn, glaube ich, Waltraud Haas gesagt, als ich mit ihr im 3 Raum Anatomie-Theater darüber gesprochen habe und ich habe „Die zweite Reise“ im April oder Mai am Spenden-Büchertisch in der Gesellschaft für Literatur gefunden.
Das Buch weggestellt und dann, als ich größenwahnsinnig dachte, das Lesen noch 2012 zu schaffen, auf meine Leseliste gesetzt. Weil ich nicht in der Alten Schmiede sein konnte, habe ich schon lange nichts mehr von Peter Campa gesehen und gehört und das Lesen des Buches hat mich überrascht, weil es viel theoretischer beginnt, als ich mir vorstellte.
Es beginnt mit der Aufzählung des Sternenhimmels auf der Jesuitenwiese, dann schwenkt der Autor zu seinen Kifferfahrungen über und ich habe angefangen, die Themenwechsel, die der Autor selbst bemerkt, aufzuschreiben, damit ich darüber berichten kann.
„Die Leser mögen entschuldigen, daß der Faden dieser Erzählung nicht immer leicht zu finden ist“, steht so auf Seite siebenundsechzig und im Schlußkapitel heißt es „Für den fliegenden Themenwechsel brauche ich mich nun nicht mehr entschuldigen, scheint er doch von den Lesern meines ersten Buches mehr oder minder angenommen worden zu sein.“
Das habe ich nun nicht gelesen, entnehme aber Wikipedia, daß Peter Campa ein Vertreter der modernen Genreliteratur ist. Die Nichtgermanistik hat hier zwar keine Ahnung was das ist und liest daher weiter, daß sich Peter Campa seit seiner Pubertät der Literatur widmet. „Im Jahr 1995 erschien die Wien-Biographie „Auf der Reise“, von der es inzwischen auch ein Hörbuch gibt.
„Verwoben mit seiner heimatstadt zeichnet Campa Genre- und Landschaftsbilder, wobei er sich des klassischen Erzählens bedient.“
So geht der Leser mit Campa durch die Bezirke Wien und springt mit ihm immer wieder von Gedanken zu Gedanken, kommt vom Hundersten ins Tausendste. Lernt Campas Kindheit kennen, wo er nach der Schule im AEZ-Einkaufszentrum spazierenging und dabei von einem Polizisten angehalten wurde, lernt die Armut seines Heimatbezirkes Gumpendorfes kennen, in denen es laut Campa in den Basenawohnungen, noch immer Mäuse und Ameisen geben soll.
Die Ameisen hatte ich einmal in den Neunzigerjahren auf einem Buchweizenkuchen, die Mäuse gibt es auf Peter Campas Fotos zu sehen und weil ich ihn auf einem „Wahnsinssymposium“ kennenlernte, davon ist in dem Buch auch viel die Rede.
Freud, Frankl, Reich werden zitiert, aber auch das psychiatrische Krankenhaus auf der Baumgartner Höhe, das angeblich, was Campa in seinem lakonischen Ton in Frage stellt, die Nerven heilen soll und weil er schlecht schläft, geht er in die Kurzgasse zu der Nervenärztin Eva Hoffmann, die ihm das Schlafmittel Truxal und das Neuroleptikum Nozinan verschreibt, auf Grund deren Wirkung er sich dann zweieinhalb Monate in die Psychiatrie begab.
Der Formenkreis der Schizophrenie wird beschrieben, hier scheint Peter Campa nicht ganz State of the Art zu sein, das Buch wurde auch schon 1997 geschrieben. Es geht aber auch, um den ewigen Juden, von dem Campa lapidar fragt, ob das nicht vielleicht auch ein Schlafloser war, bis zu den Wienerliedern von Hermann Leopodi „Schön ist so ein Ringelspiel“ „Schau ich weg von dem Fleck, ist der Überzieher weg“, ein Lied, das ich eigentlich Armin Berg zuschreiben würde.
Peter Campa hat für seine Wien-Biographie zweifellos viel recherchiert und ist wahrscheinlich auch viel spazierenggegangen und das ist ja etwas, was ich auch sehr viel betreibe, mir also wieder eine Ähnlichkeit zu dem ziemlich gleichalten literarischen Original feststelle.
Mache ich für meine realistischen Romane ja auch sehr oft Recherchetage und gehe sowohl in den Prater, als auch auf den Zentralfriedhof zu Fuß. Peter Campa macht es aber zweifellos lapidarer. Seinem Wien-Roman fehlt die Handlung. Außer der Katze Ursala, der er später ein eigenes Buch gewidmet hat, kommen keine Personen vor. Das Ich scheint zweifellos er selbst zu sein, damit geht er durch Wien spazieren und kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Von Hermann Leopoldi zur F-Partei und hat auch den Mut aus Hitlers „Mein Kampf“ zu zitieren und sich darüber zu wundern, daß der „Braune“, im oberösterreichischen Braunau geboren wurde und eine Freundin namens Eva Braun hatte. Das macht wahrscheinlich den Campaischen Wortwitz aus, so daß ich mich Christa Nebenführ und Waltraud Haas nur anschließen kann und Peter Campas literarischer Karriere alles Gute wünsche, der auf Seite 133 schreibt, daß ihn „F-Chef Jörg Haider sicher nicht fördern wird.“
Da ich nicht alle der hundertausend Campa Themen, Beobachtungen und philosphische Betrachtungen über Macht und Moral etc anführen und das Buch auch nicht abschreiben kann, ist die Lektüre desselben, sofern es noch zu bekommen ist, sehr zu empfehlen.
Auf den Spendentisch in der Herrengasse liegt es, glaube ich, nicht mehr, aber vielleicht noch in der Anzengrubergasse, wo der Autor öfter zu lesen scheint und auch einmal eine Veranstaltung machen wollte.

2012-12-13

Ich lebe in der Apokalypse

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:45

Ulrich Bechers Briefe, die er an seine Eltern zwischen 1917 und 1945 geschrieben hst, sind von seinem Sohn Martin Roda Becher, der 1944 in New York geboren wurde, im Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft herausgegeben worden und ich habe mich gleich auf das Buch gestürzt und es trotz Überfüllung noch schnell auf die 2012 er Leseliste gesetzt, ist es mir mit dem 1010 in Berlin geborenen und 1990 in Basel gestorbenen Schriftsteller doch sehr seltsam gegangen, beziehungsweise habe ich keine Ahnung von ihm gehabt, als ich Anfang der Neunzigerjahre in einer zur freien Entnahme-Kiste zwei aus der städtischen Bücherei ausrangierte Becher Bücher gefunden habe.
Ulrich Becher wer ist das? Von einem Johannes R. Becher hatte ich gehört und auch die „Hungrige Stadt“ in doppelter Ausgabe von meinen Eltern „vererbt“ bekommen, von Ulrich Becher aber keine Ahnung und da es in den alten Büchern keine biographischen Hiweise gibt, war das Lesen des „Nachtgallenzyklus“ auch etwas schwierig und ich habe es vorerst abgebrochen. Dann war ich 2005, glaube ich, zu Utes Geburtstag in Leipzig und bin bei Hugendubel über die Abverkaufskiste und über einen Aufbau-Verlagsbriefband aus aus Fünfzigerjahren und da auf Briefe von Ulrich Becher, die sich auch auf „Kurz nach 4“ bezogen, gestoßen, so daß ich das Buch als ich es 2010 gelesen und besprochen habe, mich auch daran erinnerte, daß ich den „Bockerer“ ja nicht nur im Kino, sondern einmal mit meiner Mutter und unserer Gartennachbarin im Volkstheater gesehen habe.
Die Besprechung hat den Arco-Verleger wieder auf die Briefe aufmerksam gemacht, so daß er mir die „Kurz nach 4“ Neuausgabe auf der vorigen Buch-Wien überreichte, wo ich weitere biographische Angaben fand, so daß ich den „Nachtgallenzyklus“ im Sommer gelesen und jetzt noch ein bißchen mehr Hintergrundinformation über einen langsam wiederentdeckten Dichter habe.
Da ist das Vorwort des Sohnes, der schreibt, daß ihm sein Vater in seinen Briefen nie mehr als den Rat gegeben hat, doch einmal Matura zu machen, sehr interessant, hat Ulrich Becher oder Uli bzw. Uly wie er sich nannte, sehr viel und sehr oft an seine Eltern geschrieben und das in einer Zeit, wo es noch keine E-Mails gab.
Daß das möglich war und offensichtlich auch sehr viel praktiziert wurde, kann man in den Briefwechseln sehen und der erste in dem Buch enthaltenen Brief, stammt aus 1917, da war Uli gerade zehn und er schreibt dem Papa, daß er Kriegsanleihe zeichnen soll.
Wieder interessant, denkt man 2012 und beginnt vielleicht zu schmunzeln, dann wird Uli älter und kommt nach Wickersdorf, was eine Art Waldorf- oder freie Schule gewese sein dürfte. Dort hat er den späteren Verleger Peter Suhrkamp zum Lehrer, wird auf Upton Sinclairs „Sumpf“, ein Buch das ich in meinen Regalen habe, aufmerksam und schreibt den Eltern, daß sie ihm alle Bücher von ihm schicken sollen und meint, daß man nach solcher Lektüre ein Kommunist werden muß.
Uli Becher scheint aber soetwas, wie ein Weltmann, Flaneur oder Reiseschriftsteller geworden sein, obwohl es einen langen Brief mit seinen Studienplänen gibt. Sein Vater war Rechtsanwalt, einen jüngeren Bruder namens Rolf, der sein Studium abschloß und Chemiker wurde, gab es auch.
Uli Becher hat die Roda Roda Tochter Dana geheiratet und ist mit ihr durch Europa gezogen, hat viel in der Schweiz, aber auch in Graz und Wien gelebt und muß, da man als Schriftsteller nicht viel verdient, die Eltern um Geld bitten. So daß man immer wieder lesen kann, wie teuer die Zimmer waren und die Quartiere viel teuerer, als erwartet.
Uli Becher scheint auch viel krank gewesen zu sein, da ich mir keine Ferndiagnosen leisten will, schreibe ich nichts von Hypochonder, die Pollenallergie und der Schnupfen scheinen ihn aber sehr geplagt zu haben. So kann man in einem der Briefe lesen, daß er seine Mutter zu einem Arzt in Zürich schickt und ihm ausrichten läßt, daß die Salbe, die er diesmal verschrieben hat, nicht so heilsam, wie die letzte war. Hat in ihr vielleicht das Cocain gefehlt?
Uli Becher scheint auch sehr tierliebend gewesen zu sein und hat seinen Hund auf seine Odysseen mitgenommen. Der war sehr verzogen und folgte nicht, so gab es einen Klaps vom Herrli und einen Aufstand auf der Straße, wo Becher der Tierquälerei bezichtigt wurde und die Polizei holen mußte.
Später ist aus dem Herumflanieren dann das Flüchtlingsschicksal geworden. Becher kam aus dem besetzten Wien gerade noch heraus und hatte Schwierigkeiten mit einem Herrn, der sich als Baron ausgab. Laut Becher aber kein solcher war, so daß er ihn als galizischen Juden beschimpft haben soll. Becher rechtfertigt sich vor seinem Vater ausführlich darüber und gibt auch Prognosen ab, wie lange der Krieg dauern wird.
Da er ihn 1940 für beendet hält, hat er sich sehr geirrt und Wien, das ist auch sehr interessant, wird als fürchterliche Stadt beschrieben.
Dem würde ich nicht so zustimmen, aber von innen sieht man es anders und ich kann es auch erst ab 1953 beurteilen.
In den vierziger Jahren sind die Bechers zuerst nach Brasilien, dann nach New York ausgewandert.
Hier wurde ja auch der Nachtigallenzyklus geschrieben und sehr interessant sind auch die Stellen, wo Becher über die vielen Emigranten schreibt. In Wien hat er Torberg kennengelernt, mit Zuckmayer war er befreundet und in seinen New Yorker Briefen mokiert er sich darüber, daß Oskar Maria Graf seine Bücher in einem Selbstverlag herausgegeben haben soll, weil in New York der europäische Ruhm nichts zählt.
Ihm scheint dann fast dasselbe Schicksal gedroht zu haben. 1945 war der Spuk aber zu Ende. Vorher wurde noch sein Sohn geboren und obwohl Becher einmal geschrieben hat, nicht nach Europa zurückzukehren, hat er das doch getan und ist in der Schweiz gestorben.
Die Briefe enden 1945, denn da konnten die Eltern auch nach New York kommen und ich habe es sehr interessant gefunden, von den Alltagssorgen eines mir einmal völlig unbekannten Schriftstellers erfahren zu haben.
Man mag sich ja die Frage stellen, wie weit solche Briefe für die Öffentlichkeit bestimmt sind? Martin Roda Becher tut das in seinem Vorwort auch und meint, daß sie schon dafür geschrieben wurden, weil man ab einen bestimmten Bekanntheitsgrad mit der späteren Veröffentlichung rechnen muß. Eine Alternative wäre das Verbrennen. Aber heutzutage ist sowieso alles anders, da es durch das Internet kaum noch Originale gibt und die E-Mails druckt man sich wahrscheinlich nicht aus, so daß diese Briefwechseln vielleicht bald der Vergangenheit angehören werden, was die historisch Interessierte natürlich schade findet.

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