Jetzt sind wir in das neue Jahr hineingerutscht, das ein sehr interessantes ist, gilt die Zahl dreizehn doch als Unglückszahl und in den amerikanischen Hotels soll es, wie man hört, kein solches Stockwerk geben. Auf die Zahl zwölf soll vierzehn folgen oder 12 b, 14 a, etc, denn dreizehn bringt Unglück und ein Teil der Menschheit ist ja abergläubisch. Wie macht man es aber bei einem ganzen Jahr? Von einer 2013-Phobie habe ich noch nichts mitbekommen, zwar die Nachrichten in meiner Harlander Winterfrische nicht so besonders verfolgt, daß sich die Menschen aber vor 2013 besonders fürchten, hätte ich noch nicht bemerkt.
Vor dem 21. 12. 2012, an dem die Welt laut Mayakalender untergehen hätte sollen, schon, aber 2013 scheint problemlos 2012 zu folgen. Die Böller knallen noch, während ich das schreibe und der Sekt ist eingekühlt. Hätte ich da ein Katastrophenszenario übersehen oder ist es eine voraussichtliche Krisenphropylaxe der Regierung, die Abergläubischen gar nicht erst auf die Idee zu bringen, sich vor dem neuen Jahr zu fürchten? Man kann ihm ohnehin nicht aus und es bleibt einem gar nichts anders über, als nun ein Jahr lang 2013 zu schreiben.
Zu 1913 gibt es ein Buch und das hat Florian Illies geschrieben, wie ich heute morgen ergoolget habe, bzw. Jan Drees mich aufmerksam machte, daß er das noch nicht gelesen hat, aber das ist lange her und die meisten, die dieses Jahr erlebten, sind inzwischen gestorben oder werde heuer ihren Hunderter feiern und sich an ihr Geburtsjahr nicht mehr gut erinnern können.
Es herrschte aber Krieg zu dieser Zeit, der World war I und seither hat sich viel verändert und ist das meiste anders geworden.
Einen Freitag, den dreizehnten gibt es aber öfter und der gilt, glaube ich, als Unglückszahl oder auch nicht, für mich jedenfalls nicht besonders, denn irgendwie habe ich irgendwann so vor etwa zehn Jahren, eine diesbezügliche Geschichte geschrieben, wahrscheinlich war es ein Aufruf für eine Zeitung oder einen Wettbewerb, den ich natürlich nicht gewonnen habe, der Text wurde für die Veröffentlichung nicht ausgewählt, wie meistens, wie fast immer, an die Geschichte kann ich mich jedenfalls noch gut erinnern, in der ich versuchte zu erklären, daß der Aberglauben Unsinn ist.
Da ist eine Karrierefrau, die sich vor dem Datum fürchtet, die Katze läuft ihr übern Weg und sie ist überzeugt, heute kann nur alles schiefgehen. So begleite ich sie durch den Tag, bei der Besprechung im Büro, beim Mittagessen mit der Freundin, die Tochter ruft an und erzählt von einer Schularbeit. Sie muß den Kunden irgendwas verkaufen, das Make up verrutscht und denkt die ganze Zeit, ich habe heute Pech und gewinnt dann bei einem Brieflos einen Tausender. Aber natürlich waren es nicht zehntausend Euro und schon wieder Pech!
Dann kam der Amadeus oder war es schon der Thalia und rief mit dem Hörbuchverlag zu einem Hörbuchwettbewerb auf. Man sollte eine Geschichte auf eine Kassette aufsprechen und einreichen, ich wählte den „Freitag den 13“ aus und suchte lange nach einem entsprechenden Aufnahmegerät. Alle die ich fragte, hatten keines. Die Anna vermittelte mich dann in ein Tonstudio eines ihrer Freunde. Der junge Mann nahm es sehr genau und ließ mich das Ganze wegen irgendeinen kleinen Fehler nochmals aufsprechen, danach verließ ihn aber die Geduld oder er hatte keine Zeit mehr, so mußten wir es schließlich hinunterhudeln. Die Disc, für die ich alle Rechte verkauft habe, ist trotzdem fertig geworden und weil es offensichtlich nicht soviele Bewerber gab, wurde ich auch zum Vorlesen in die Mariahilferstraße eingeladen. Es war einer dieser Wettbewerbe, wo der gewinnt, der die meisten Fans mitgenommen hat. Da hapert es bei mir meistens. Ich kann mich erinnern, daß meine Freundin Elfi ablehnte. Aber der Alfred kam und auch die Edith Brocza, die Bemühte, bei deren Auferstehungsfeier ich ja vor kurzem war. Ein Sportstar moderierte und fragte mich, ob ich abergläubisch bin? Ein Jungstar ist, glaube ich, aus Deutschland angereist gekommen. Dem Publikum wurde je ein zehn Euro Gutschein in die Hand gedrückt. Der Alfred schenkte mir seinen und so bin ich in den Besitz von Julie Zehs „Adler und Engel“ gekommen. Bei der Auslosung der Sieger gab es Schwiergikeiten, weil, ich glaube, zwei dritte Plätze, so daß mir die Urkunde, die ich schon hatte, wieder weggenommen wurde, mir, weil ich die Verlosung gewonnen habe, das Buch des Moderators und dann noch der Gutschein für den dritten Preis, Cassetten aus dem Hörbuchverlag in die Hand gedrückt wurde und ich glaube, es war ziemlich viel, ich habe jedenfalls eine Donna Leon, eine Bachmannoriginalaufnahme, einen Nick Hornby und dann noch den mehrteiligen Jeffrey Eugenides „Middlesex“ dafür eingetauscht.
Also Glück gehabt für den „Freitag den Dreizehnten“, aber an diesem Tag ist die Veranstaltung ohnehin nicht gewesen und wir wissen ja, daß ich nicht abergläubisch bin und die Zahl dreizehn, ganz ehrlich, ohnehin auch sehr mag.
Sie ist meine Glückszahl, denke ich, bin ich ja irgendwie eine Außenseiterin, eine Grenzgängerin, eine Borderlinerin zwischen U und E, zwischen Anpassung und Ausgrenzung und wenn ich jeweils zu weit einen Schritt in die eine oder auch andere Richtung gekommen bin, husche ich erschrocken zurück und so habe ich mich, als ich 2000 oder war es 2003 bzw. 2005? Nein, da war es nicht, denn da habe ich beim Luitpold Sternpreis den dritten Preis und ich glaube 450 Euro, wo mich der Martin auch gleich fragte, was ich damit machen will?, gewonnen. 2000 und 2003 war ich aber in der Trostpreis- bzw. Buchgutscheinkategorie und 2000 war es, glaube ich, der 13. Platz für mein „Dichterfrühstück am Himmelsgrund“ mit dem jungen Dichter und dem Herrn Professor und ich habe „Toll!“, gedacht.
Der Platz 13 ist für mich schon richtig und so geht es auch ins Jahr 2013 hinein, in dem ich sechzig werde, also als 1953 geborene, in mein Jubiläumsjahr, wo ich nicht nur vierzig Jahre schreibe, sondern auch das dreißigste selbstgemachte Indie-Buch herausbringen und vierzig Jahre Matura feiern werde.
Die Zahl dreizehn ist also schön, passt, ist willkommen und mir angenehm. Am Freitag den Dreizehnte kann man auch im Lotto gewinnen, wenn ich da nur spielen würde oder, wie das die Obdachlosenzeitschrift Augustin fordert, mit der Straßenbahn gratis fahren.
Aber schwarzfahren tut die Wiener Stadtflaneurin ohnehin nur selten und die Zahl dreizehn ist, wie festgestellt, ja schön!
Also aufs ins neue Jahr mit und ohne Kathatstrophenphantasien, wo, während ich das schreibe, schon die Böller knallen, der Sekt eingefroren ist, das Buffet wartet und sich die Damen vom Staatsopernballet und auch andere zum Donauwalzer drehen werden und an dem Tag, an dem dieser Text veröffentlich wird, das Begräbnis meines Schwiegervaters ist.
Aber sonst bin ich zuversichtlich, was das neue Jahr betrifft, nicht abergläubisch und habe auch vor der Zahl dreizehn keine Angst, die ja, als 1953 geborene irgendwie meine Glückzahl ist.
2013-01-03
Die Zahl dreizehn
1 Kommentar »
RSS feed for comments on this post. TrackBack URI
[…] Die Zahl dreizehn […]
Pingback von Eva Jancak: Best of Literaturgeflüster…. | summerau.96 — 2013-06-14 @ 19:29 |