Literaturgefluester

2013-01-07

Neues von der Indie-Front

Filed under: Uncategorized — jancak @ 14:33

Das Literaturcafe.de das ich ja gern und regelmäßig verfolge, versorgt mich und andere Literaturinteressierte mit Berichten aus verschiedenen Bereichen des Literaturbetriebs. So fährt Wolfgang Tischer im Sommer bewaffnet mit einer Badehose nach Klagenfurt und berichtet dort vom Bachmannlesen. Cornelia Travnicek hatte bei ihm eine Artikelserie „Bis Klagenfurt anruft“, es gibt eine Reihe zur „Textkritik“ und vor einigen Jahren Artikel über ein hoffnungslos schlecht erzeugtes Manuskript, das an die verschiedenen Zuschzßverlage geschickt wurde, die es prompt lobten und für ein paar tausend Euro drucken wollten.
Vor zwei Jahren gab es eine Reihe von einem Aufbau-Autor über die Autoren die mit Deutsch-Schulbildung ihr Manuskript veröffentlichen wollen und es nicht schaffen und dann immer wieder und immer öfter Artikel über die sogenannten Kindle-Direkt-Autoren, die ja derzeit das große Thema und auch die Wende im Literaturbetrieb zu sein scheinen.
Wenn ich in meiner Biografiekiste krame, da war ich einmal vor wahrscheinlich dreißig Jahren in der Alten Schmiede und da las ein Autor aus einem selbstgedruckten Heftchen, das ich mir, glaube ich, auch gekauft habe und ich hörte von Kurt Neumann zum ersten Mal, das man solches auf gar keinen Fall machen darf und, daß das die Todsünde unter den Autoren sei, weil einem dann nie mehr ein Verlag nehmen würde.
„Aha!“, habe ich gedacht, damals wahrscheinlich schon geschrieben, aber vom Gedanken an Veröffentlichung weit entfernt. Dann las ich ein paar Jahre später, wahrscheinlich in der NÖ-Zeitschrift „Literatur und Kritik“ von den sogenannten Eigenverlagen, die Geld von den Autoren wollen und, daß die die solches machen vollkommen lächerlich sind.
„Vanity Press“, ist glaube ich dort gestanden, heißt das.
„Aha!“, habe ich wahrscheinlich noch einmal gedacht. Als ich Anfang Neunzig einen Verlag für die „Hierarchien“ suchte, habe ich das Manu, damals hatte ich schon ein Elternratgeber im Fischer Taschenbuchverlag, an etwa vierzig große und auch kleine Verlage geschickt und dann im Bundesministerium um einen Druckkostenzuschuß angesucht, das Jack Unterweger geschrieben, der das Buch auch machte, das ein paar fürchterliche Kritiken bekam und immer noch meine einzige Verlagsbuchpublikation ist. Texte in Anthologien hatte ich und habe ich immer wieder in schöner Regelmäßigkeit.
Dann kam die Idee des „Vierfrauenbuchs“, ich schickte herum, Elfriede Haslehner wandte sich an einen ihr bekannten Kremser-Kleinverleger, der sowohl Subventionen, als auch von einer jeden von uns ein paar Tausender wollte. Ich wollte nicht, das war etwa Mitte der Neunzigerjahren. Zweitausend hörte man schon etwas vom Digitaldruck, das BoD gab es auch und ab damals lasse ich mir immer fünfzig Stüclk meiner Bücher in einer Druckerei drucken.
Mit dem Herumschicken habe ich ein paar Jahre später aufgehört und als mir die, denen ich meine schönen Bücher zeigten, auch etwas vom Eigenverlag murmelten und, daß sie den nicht wollten und ich deshalb keine Rezension oder keine Lesung bei ihnen haben könne, denn dann würden ja alle kommen, hat mich das sehr verunsichert, denn ich habe es, ganz ehrlich, nicht verstanden, sondern gedacht, es kommt bei einem Buch nicht darauf an, was für ein Verlagsname darauf, sondern was drin steht.
Schien aber nicht so zu sein, denn ich konnte im Internet vor einigen Jahren noch lesen, daß man niemals unter keinen Umständen zu BoD oder etwas Verlgleichbaren gehen dürfe, weil dann ist man gebrandtmarkt fürs Leben, kein Verlag nimmt jemals mehr etwas. Auf einer Seite war zu lesen, das man dann auch nicht Mitglied bei den IG-Autoren sein könne, stimmt sicher nicht, denn das bin ich seit wahrscheinlich zwanzig Jahren und Mitglied der GAV ebenfalls, daß ich aber plötzlich mit den „Mittleren II“ bzw. den „Prekären Arbeitsverhältnissen“ keinen Termin im Literaturhaus bei Silvia Bartl bekam, hängt möglicherweise damit zusammen.
2002 habe ich dort noch eine Veranstaltung mit Ruth Aspöck, Margot Koller und Uwe Bolius mit dem Titel „Selbstgemacht“ gemacht und konnte in der Dikussion auch hören, daß man unbedingt einen Verlag braucht, weil nur die Lektoren über die Qualität entscheiden.
Ich machte weiter, begann ab 2008 zu bloggen, las die entsprechenden Berichte im Literaturcafe und plötzlich kamen dort immer öfter solche, die sich mit den Erfolgen der sogenannten Selbstpublisher beschäftigten. Seit zwei Jahren gibt es, glaube ich, das Kindle self Publishing, zumindestens weiß ich seit dieser Zeit davon und jetzt überschlagen sich die Meldungen. Im Sommer berichtete Wolfgang Tischer von Martin Gercke und ihrem ohne Verlag Bestseller „Holunderküßchen“. Ende November kam der Plagiatsverdacht und ein inzwischen von der Autorin entferntes Video, wo sie etwas von Platzhalterstellen erzählte, was mir kein Begriff war, aber vielleicht so zu verstehen ist, daß man, wenn man noch unsicher ist oder das Schreiben in einer Schreibwerkstatt lernt, sich vielleicht an Vorbilder anlehnt, um mit der Handlung weiter oder zu einem Spannungsbogen zu kommen, etc.
Ich würde das nicht empfehlen, fremde Stelle in den Text zu lassen, denn wenn man dann nicht aufpasst und vergißt und vielleicht noch Erfolg mit dem Verlegten hat, stürzen sich die Anwälte und Neider mit Wonne auf einen.
Daß aber viele Leute schreiben wollen weiß ich und ich finde das auch gut und glaube nicht, daß ich einen Verlag brauche, um zu veröffentlichen. Ich brauche Leser oder auch nicht. Ich persönlich gar nicht soviele, denn ich muß durch meinen Brotberuf ncht unbedingt daran verdienen. Mir, schreibe und sage ich immer, genügt die Anerkennung. So bin ich bei dem, was sich da jetzt bei Amazon zu tun scheint, auch ein bißchen skeptisch. Denn da geht es ja auch nicht um Qualität, sondern um das Verkaufsranking und da scheinen sich die Indies selbst hinaufzupushen und man hört immer wieder von neuen Namen, die es geschafft haben, Emily Bolden, Nika Lubitsch, Xander Morus, Bela Bolten, Nica Hotel, etc.
Was ich aber schon toll an der ganzen Sache finde, ist die Kehrtwendung. Amazon hat es geschafft indem er plötzlich jeden bei sich verlegen läßt, 70% an Honorar verspricht und sich auch keine Rechte verkaufen läßt, daß es das schlechte Image plötzlich nicht mehr gibt. Zwar hört man auch, daß die Indies zuviele Rechtschreibfehler und eine schnell hingeschusterte Handlung haben würden, sie schreiben auch bevorzugt Chick Lits, Krimis, Romances, Horror, Fantasy, etc.
Wolfgang Tischer und die Autoren selbst raten zu einem Lektorat, wogegen nichts einzuwenden ist und, daß man plötzlich nicht mehr in Teufels Küche kommt, wenn man seine Bücher selber macht, finde ich natürlich auch sehr schön. Skeptisch bin und war ich bei der Frage, wieso die Indies sich plötzlich so gut bei Amazon verkaufen und angeblich in einigen Wochen ein paar tausend Euro damit verdienen, höre ich doch immer, daß die Leute nicht mehr lesen würden und die Verlage deshalb eingehen.
Eine mögliche Antwort könnte sein, daß die selbstgemachten E-books zwischen einen und fünf Euro kosten, also viel weniger als die gedruckten Hardcoverausgaben und die Indies hört man, sind bevorzugt offene Menschen, die das Social Media benützen, twittern, bloggen, facebooken, auf ihre Fans eingehen, Gewinnspiele machen, etc.
Man hört auch, daß sie die Blogger unter Druck setzen würden, wenn die ihnen schlechte Rezensionen schreiben und, daß sie sich bei Amazon gegenseitig fünf Sterne geben und die anderen Rezensionen mit „Nicht hilfreich“ bewerten.
Mag alles sein, aber trotzdem interessant, daß da auf einmal so alles anders ist. Wenn das so halbwegs stimmt, habe ich mir in den letzten Tagen gedacht, dann wird das KDP zumindestens für die Zuschußverlage eine positive Konkurrenz darstellen, weil es dann keiner mehr nötig hat, dort ein paar tausend Euro für im schlimmsten Fall eine Schachtel schlecht gebundener Bücher zu bezahlen.
Möglicherweise haben dann auch die Verlage Schwierigkeiten, weil wer kauft dann noch, um zwanzig bis fünfundzwanzig Euro, wenn man es bei Amazon, um viel weniger haben kann?
Gut, nicht alle Leser haben einen Kindle und, daß die vielen gekauften 0.99 Bücher nicht alle gelesen werden, kann ich mir auch vorstellen. Habe ich das von den Abverkaufskisten nach Haus Geschleppte auch noch nicht alles durch.
Mich hat die Diskussion gefreut und sie hat mich auch ein wenig selbstbewußter gemacht, obwohl auch vielleicht ein wenig ratlos bezüglich der Frage „Warum wird mein Manuskript nicht..?“, da ich mir ganz ehrlich nicht vorstellen kann, daß ich mit meinen Büchern da in die erst Rankingreihe komme. Wer würde mich nach oben pushen, wenn auf meinen Blog oft monatelang keine Antwort kommt?
Daß ich aber für die deutschen oder schweizer Leser meine Bücher als E-Books anbieten kann, habe ich schon gedacht und seit einiger Zeit weise ich auch immer auf meine neuen Bücher hin und zum „Dreißig-Buch“-Jubiläum wird es ein Gewinnspiel geben.
Also weiter meine Bücher, wie gewohnt selber machen, habe ich gedacht, nur ein bißchen selbstbewußter werden und ansonsten den Markt beobachten und schauen, wie sich der verändert und da scheint sich schon wieder was zu tun. Hat Wolfgang Tischer ja gestern geschrieben, daß die Selbstpublisher nicht mehr in der ersten Reihe stehen, weil Amazon da offenbar etwas geändert haben dürfte, nun ja spannend, die Buchwelt lebt und bewegt sich heftig.
Auf der einen Seite gibts immer noch das Argument, keinen Kindle zu wollen, weil man seine Bücher, riechen, tasten, etc, will, auf der anderen Seite, sind sie bei Amazon viel billiger und die Leser scheinen sich, wie wild auf sie zu stürzen und die Schreiber, die es wie die Schwammerl zu geben scheint, auch und das ist ja sehr interessant, hört man doch immer von den vielen Analphabeten, die die Schulen erzeugen würden, stimmt also auch nicht, die wollen nur vielleicht etwas anderes lesen, als ein Suhrkamp- Taschenbuch und da gibt es ja auch neue Meldungen, da, wie ich höre, das Suhrkamp-Verlagshaus gerade vor Gericht und dabei ist sich aufzulösen.
Also spannend, spannend, spannend und ich werde weiterlesen, bloggen, schreiben und meine Bücher wahrscheinlich weiter auf meinen Blog bewerben. Mal sehen, wen ich da auf mich aufmerksam machen kann und wenn ich nicht mehr so viel jammern muß, weil sie vielleicht Interesse und Beachtung finden, wäre das ja auch sehr schön!

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