Literaturgefluester

2013-01-27

Wie Marilyn Monroe nach Kärnten kam

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:13

Von China geht es jetzt nach Kärnten bzw. nach Kolumbien und Edith Darnhofer-Demars „Ethno-Märchen in mehren Welten“ haben auch eine eigene Geschichte.
In dem Buch gibt es eine Widmung „Für Eva Jancak ein Blick in meine Heimaten.. Danke“ und die 1945 in Mauthen geborene Kultur und Wissenschaftsredakteurin, die auch Korrespondentin in und über Lateinamerika war, kenne ich von den GVs der IG Autoren und habe sie beim Dichter-Fasching der Gesellschaft für Literatur wiedergetroffen, diese Veranstaltung, die es einige Jahre in der Herrengasse gab, wo bei einem Buffet mit Krapfen, jeder lesen durfte, man sich auch verkleiden und vielleicht Faschingsscherze von sich geben sollte, aber so weit ich das beobachtete, haben dort die Autoren, mich inbegriffen, die sonst nicht lesen durften, ihre durchaus ernstgemeinten Texte vorgelesen und waren meistens auch nicht verkleidet.
Das heißt, Marianne Gruber hatte eine rote Zirkusjacke an und Heidi Pataki, die verstorbene GAV-Präsidentin, eine Armeemütze auf den Kopf.
Zweimal habe ich dort gelesen. Einmal einen Text aus „Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt“, weil da eine Szene am Opernball spielt, um den Faschingsbezug herzustellen und weil eine der handelnden Personen Marianne hieß, haben alle gelacht, wahrscheinlich weil sie dachten, es hätte was mit Marianne Gruber zu tun, was ein Irrtum war. Das zweite Mal ein Stück aus dem „Wiener Stadtroman“, da war, glaube ich, Heidi Pataki und Fabian Kulterer da, der inzwischen verstorben ist, Alfred hat fotografiert und Edith Darnhofer-Demar hat ihn um die Fotos gebeten, die ich ihr schickte.
20011 ist das ein Brief mit dem Buch gekommen, das ich offenbar zuerst in das Regal stellte und dann auf meine Leseliste. Jetzt habe ich die zwei Geschichten bzw., wie Edith Darnhofer-Demar schreibt, „die märchenhafte Abrechnung mit dem politischen Klima in Kärnten, verwoben mit einer von Marilyn Monroes Tod ausgelösten Erzählung aus meinem Lieblingskontinent Lateinamerika“ gelesen.
„Zwei Ethono Märchen in mehreren Welten“, steht unter dem Titel und dann geht es los mit „Es war einmal- Max im Glück“ und es geht nach Kolumbien. Da fährt ein Sekretär der österreichischen Botschaft in das kleine Dörfchen Lugar de Mary Lee, das am Fuß eines der Ausläufer der Anden liegt, um nach Maximillian Matschnig, einen Kärntner, wie man an der Schlußsilbe seines Namens erkennen kann, zu suchen.
Der hat sich nach seiner Matura auf eine dreiwöchige Amerikareise machen wollen und ist in dem kleinen Dorf hängen geblieben, bzw. verschwunden. Die Eltern wandten sich an die Botschaft, jetzt soll der Sekretär ihn suchen und fährt hin, quartiert sich in einem Hotel ein und liest zuerst Max Briefe an die Eltern. Da geht es um die Amerikanerin Mary Lee King, die mit einem Doktor in die Gegend kam, das Dorf und eine Art Sekte bildete, ein Spital und ein Gesundheitszentrum und am Sonntag pflegt sie auch zu predigten.
Max machte dort ein Tischlerlehre, hörte irgendwann auf zu schreiben und der Sekretär erfährt, daß er ausgerechnet am fünfzehnten August, dem Marienfeiertag verschwunden ist. Der Sekretär recherchiert und bekommt mehrere Geschichten zu hören, der Pfarrer ist von der Predigerin entsetzt und nennt sie eine Hexe, eine andere, die Max seiner Mutter schreibt, ist, das Mary die Reinkarnation von Marilyn Monroe sein soll und der Student sollte vielleicht am 15. August der Sekte geopfert werden, bzw. der sechzigjährigen Mary als Liebesopfer dienen. Der Sekretär erleidet einen Schwächeanfall, als er den heilenden Schrein der Maria Lionza besichtigt, beschließt dann den Eltern einen Abschlußbericht zu schreiben und tritt seinen Heimaturlaub nach Kärtnen an.
Das zweite Märchen „Es wird einmal-Die versäumte Wallfahrt“, ist viel mystischer und hat sich daher der Realistin nicht ganz erschlossen, geht es da ja in das Kärntner Bodental, handelt von der Göttin Bodh, Elfen, einem Rabenrat, Frau Perchta, den Bergmandln und noch allerlei anderen mythischen Gestalten, bevor plötzlich der pensionierte Botschaftsrat in Erscheinung tritt, in den Gestalten Marilyn Monroe und Max Matschnig erkennt und der verunfallte Landeshauptmann Haider tritt ebenfalls auf.
Edith Darnhofer-Demar Brief hat mir den politischen Bezug des Ganzen ein bißchen erschlossen, ansonsten kenne ich mich, wie ich fürchte, in der Kärntner mythischen Landschaft nicht so aus, die Geschichte von dem verschwundenen Studenten war aber höchst spannend, umsomehr da Edith Darnhofer-Demar auch noch einige Auslüge in das Matriarchat macht und im Anhang Literaturhinweise gibt und ich darf wieder ein Stückchen, der eher unbekannte österreichischen Gegenwartsliteratur, der interessierten Öffentlichkeit vorstellen. Das Buch ist 2010 in der Edition Meerauge, des Verlags Johannes Heyn erschienen.

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