In Bremen wurden am Montag die gleichlautenden Literaturpreise an Wolf Haas und Andreas Stichmann vergeben. Andreas Stichmann kenne ich vom letzten Bachmannpreislesen. Wolf Haas natürlich von seinen Brenner Krimis und den Bremer-Literaturpreis verfolge ich, soweit man das aus Wien mit seinem Laptop kann, sein 2009, wo Clemens J. Setz gewonnen hat und Cornelia Travnicek mitgenommen hat.
Das kann man jetzt, glaube ich, nicht mehr. Aber Österreicher sind meistens bei den Gewinnern, so war das 2010, die Frau Mayröcker, die glaube ich, nicht mehr hinfahren konnte und im letzten Jahr Marlene Streeruwitz mit ihrer „Schmerzmacherin“. Es ist ja, glaube ich, auch Daniela Strigl in der Jury und ich finde das sehr interessiert, obwohl ich diesen Preis ja höchstwahrscheinlich nie gewinne und jetzt wahrscheinlich auch von niemanden mehr zum Mitkommen aufgefordert werden könnte.
So habe ich gespannt geschaut, ob vielleicht Mara Giese von „Buzzaldrins Bücher“ darüber berichtet, die wohnt ja in Bremen, aber leider gab es zeitgleich eine andere Veranstaltung. Im Internet kann man sich die Laudatien ausdrucken und ein paar Fotos anschauen, sowie ein kurzes Video über die Veranstaltung, wo sich der Berichterstatter im nächsten Jahr keinen österreichischen Preisträger mehr wünscht.
Eine literarische Woche gibt es da immer auch und da hat Peter Rosei am Samstag über das Thema „Geld“ gelesen und ich tümple derweil in Wien so vor mich hin.
Das heißt, ich lese die Bücher von meiner Bücherliste, korrigiere mein Nanowrimo und drifte auch oft in die schöne Blogwelt ab, denn da gibt es ja immer wieder Neuigkeiten und Aufregungen. Im Augenblick sind es ja die sogenannten Indie-Autoren, die die Gemüter, bzw. mich erregen, von denen ich vor einem Jahr nicht einmal noch sehr gut wußte, daß es sie gibt. Aber dann kam ja Amazon daher und hat, aus welchen Gründen auch immer allen erlaubt, ihre Bücher einfach bei ihm hochzuladen und für 70% zu verkaufen und jetzt machen sehr viele das, was früher „Pfui!“, war und Wolfgang Tischer vom Literaturcafe mischt auch sehr eifrig mit. Hat er ja einen Ratgeber geschrieben, wie man das macht und bringt immer wieder und immer öfter News davon. Im Sommer hat er Martina Gercke vorgestellt, die mit dem Frauenroman „Holunderküßchen“ auf Platz eins des Rankings kam, von Amazon zu einer Weihnachtsparty und nach Frankfurt eingeladen und eifrig darüber bloggend und facebookend weiterschrieb. „Champagnerküßchen“ ist erschienen, das dritte Buch geplant, bevor, die, die schon im Sommer bei den Rezensionen schrieben, „Da ist aber sehr viel Kerstin Gier, Sophie Kinsella und Ildiko von Kürthy dabei!“, ernst genommen wurden und sich die Rechtsanwälte meldeten.
Wolfgang Tischer hat auch darüber berichtet, seither beobachte ich, weil mich so etwas ja sehr interessiert, die facebook Seite und Martina Gerckes Blog, der glaube ich, sehr entrümpelt wurde, jetzt gibts auf ihm eigentlich nur mehr zwei Videos, ein Gedicht und ein Bild mit den Bücherbergen und der strahlenden Autorin zu sehen. Als die ersten Rezensenten Stellenvergleiche veröffentlichten, hat sie sich entschuldigt und gesagt, „Ich garantiere, es kommt nichts mehr!“, dann fuhr der Rechtsanwalt darüber und gab eine Zusammenstellung aus dem Kinsella Buch „Sags nicht weiter, Liebling“.
Martina Gercke sagte eine Weile dazu nichts, veröffentlichte kurz auf Facebook ihre Frankfurt-Fots und gab vor Weihnachten ein Video auf ihre Seite, wo sie sich entschuldigte und etwas von „Platzhaltern“ schrieb. Das habe ich nicht ganz verstanden, wie man so ein Buch machen kann. Das Video ist dann auch verschwunden, die Bloggerszene reagierte eher unwirsch darauf undab Jänner gibt es nur mehr Meldungen von Spaziergängen, Torten, Kaffeehäferln und Flugerlebnisse, bzw. ein paar kurze Hinweise, das weitergeschrieben wird.
Wolfgang Tischer interviete Emily Bold, eine andere E-Book Autorin, die mit ihren Büchern sehr erfolgreich ist, bzw. stellte er ein Video aus Frankfurt auf seine Seite. Xander Morus erzählte von seinen Erfahrungen mit dem Selfpublishing und brachte jetzt in einem Artikel, die „Zehn Frechheiten“ zur Sprache, die Blogger nicht machen sollten, wobei er vom „Rezi-Nazi“ und vom „Trittbrett Marketing“ sprach, was mich zu einem Kommentar veranlaßte, weil mich diese zehn Gebote Manier etwas stört.
Das Selfpublishing, was bisher sehr verboten war, „Mach das ja nicht, denn sonst…!“, ist etwas relativ Neues. Viele scheinen es zu probieren und vielleicht auch noch ein paar Fehler dabei zu machen.
Wolfgang Tischer rät, in ein Lektorat zu investieren und das Cover machen zu lassen. Gute Ratschläge, die die Profis, Selbstpublisher, wie Bela Bolten, Martina Gercke, etc auch befolgen.
Ich habe aber schon von einer Lektorin gelesen, die sich weigert, das Selbstverlegte zu lektorieren, weil so viele Fehler und dann meckern die noch wenn man was übersieht!
Was ich auch nicht ganz verstehe, soll sie sich doch freuen, wenn sie Aufträge bekommt, wenn es mehr Fehler als üblich sind, muß sie halt eventuell ihr Honorar erhöhen und einen Grob- oder Feinschliff anbieten und natürlich denke ich, kann auch mein Mann das Lektorat machen oder ich selber, wenn ich es kann!
Das Resultat muß stimmen und das muß man auch vielleicht erst lernen, da hilft aber das E-Book vielleicht ohnehin, denn wenn ich Rückmeldungen bekomme, kann ich schnell etwas verändern und natürlich muß ich serios arbeiten. Also den Text selber schreiben und nicht copy and paste benützen, weil man, wie man sieht sehr schnell entdeckt wird, denn offenbar gibt es immer noch Leser, die die Kinsella und anderen Stellen entdecken und da geht auch die Martina Gercke Geschichte weiter, die offenbar mehr Fremdstellen hatte, als sie zugab.
Jetzt hat ein Twitterer sechs Kinsella Romane ausgemacht aus denen Textstellen im „Holunderküsschen“ verwendet wurden. Die „Schnäppchenjägerin“, das ich ja sehr gern gelesen habe und für ein großartiges Buch halte, war dabei, dann „Hochzeit zu verschenken“, hab ich auch gelesen , bzw. mir von dem Gutschein gekauft, den ich in der Szene-Margareten einmal gewonnen habe. Dann noch „Göttin in Gummistiefeln“, das Buch muß ich noch lesen und ich denke, während die Blogger toben, daß da halt einiges mehr oder weniger naiv übernommen und zusammenmontiert wurde. Im Nachhinein ist es sicher peinlich, das zuzugeben. Aber das weiß man jetzt doch schon und Martina Gercke hat sich mit den Rechtsanwälten geeinigt. Jetzt werden die halt noch ein paar Paragraphen dazufügen und die Einigung wird teurer und man braucht das Buch ja nicht lesen, es ist ohnehin nicht mehr oder eigentlich nicht mehr zu bekommen. Ich würde das zwar jetzt gern und vielleicht selber ein paar spannende Stellen finden.
Martina Gerckes drittes Buch, an dem sie schon schreibt, wird jetzt sicher sehr genau überprüft werden, ob wirklich alles von ihr ist, ansonsten denke ich mir, braucht es kein Erstaunen mehr. Es ist passiert und sollte es natürlich nicht. Obwohl ich mir manchmal denke, daß es auch viele Thomas-Bernhard Nachahmer gibt, die leicht erkennbar in seinem Ton schreiben und das entlockt höchstens nur ein Lächeln und da sind oft ganz anerkannte Autoren dabei und im Grunde geht es ja ums Schreiben. Das wollen offenbar viele. Amazon machts möglich, das man es veröffentlicht. Da kann man natürlich Fehler machen und ein paar Tips und Tricks sind vielleicht auch hilfreich.
Man sollte sich die Rezesionen nicht selber schreiben, kommt auch noch dazu und andere nicht hinunterschreiben, um selbst hinaufzukommen.
Was ich auch nicht so ganz verstehe ist, warum es so wichtig ist, viel Geld mit seinen Büchern zu verdienen. Ich denke da immer, wichtig ist, das die Bücher gelesen werden und ich freue mich über Gratisbücher und benütze sie auch regelmäßig aus den Bücherschränken. Im E-Buchbereich gibt es das auch. Da bietet Amazon zu Weihnachten immer einige gratis an und die Autoren können das ebenfalls ein paar Tage lang und machen das auch, weil sich dann ihre Bücher besser verkaufen lassen. Leider geht das nur, wenn man einen Kindle oder Windows hat, so daß ich da nicht mitmachen kann und mir vorige Woche Bela Boltens „Leahs Vermächtnis“ nicht herunterladen konnte.
Bei den E-Book Autoren regt sich aber auch schon der Unmut, daß man das nicht machen soll, weil man damit den Markt ruinieren würde. Jetzt glaube ich ja eigentlich auch, das sich niemand ein Buch kauft, wenn man es gratis bekommt und ich tue es ja auch so, aber ich freue mich darüber und lese die Bücher auch und kompensiere damit wahrscheinlich meinen eigenen Mißerfolg.
Der Jungstar Vea Kaiser hat sich da ja vor ein paar Wochen auch über das illegale Downloaden ihrer Bücher empört. Das darf man natürlich ebenfalls nicht, mit der Festnetzabgabe, die die IG Autoren anstrebt, ist das Problem aber ohnehin gelöst und Bibliotheken, wo man sich Bücher ausborgen kann, hat es immer gegeben.
Ich denke mir immer noch, das Wichtigste ist lesen. Ich tue das viel und ich schaue, daß ich meine Bücher möglichst billig bekomme, verkaufe die meinen auch zum Selbstkostenpreis und wenn sie einer von mir gratis haben will und sie dann bespricht, kann er sie auch haben, will ich ja die literarische Anerkennung, aber nicht unbedingt um jeden Preis daran verdienen.
So werde ich die Indie-Debatte interessiert weiterverfolgen, meine Bücher wahrscheinlich weiter drucken lassen und auf meinen Blog bewerben und sollte ich „Holunderküßchen“ einmal im Schrank finden, werde ich es interessiert lesen und die Stellen mit Sophie Konsella vergleichen vergleichen, vielleicht findet sich auch etwas aus „Prada, Pumps und Babypuder“, etc.
Und in den Tonspuren gab es ein Feature über Joachim Lottmann „Von der Wiege bis zur Bahre Streß und Alkohol“, das ich zuerst für eine Satire gehalten habe und dachte, daß es den Klamaukdichter, der säuft, die Wiener Bohemiene genießt, sie zu Tode lobt, immer über Dasselbe schreibt und meint in zwei drei Jahren auch die Preise „purzeln“ würden, nicht geben könnte. Es gibt ihn aber und das Feature war offenbar ernst gemeint, was nicht sehr lustig für das literarische Selbstverständnis ist.
2013-02-01
Literaturpreise und Indie-Probleme
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