Normalerweise gehe ich ja nicht zu Veranstaltungen und Präsentationen von Büchern, die ich schon gelesen habe, zumindestens habe ich das vorige Woche Gabriele Madeja bei der Krechel-Lesung so gesagt, aber zwei- bis dreimal gehe ich schon ganz gern in der Woche irgednwo hin und jetzt gibts nicht mehr soviele Alternativen und Martin Roda Becher kennenzulernen, der am Montag sein gemeinsam mit Dieter Häner und Marina Sommer herausgegebenen Briefband seines Vaters „Ich lebe in der Apokalypse“ vorstellte, war auch sehr interessant, vor allem weil ich meine ganz persönliche Ulrich Becher Literatur- und Kennenlerngeschichte habe und es da sehr interessant finde, wie man sich, als literarisch interessierte Person an einen Dichter annähern kann. Ich bin überzeugt, es sind die Zufälle, die es ausmachen, vor allem bei mir, da ich mich für ziemlich viel interessiere, ein Faible für Namen habe und oft ein Buch danach aussuche, ob ich den Verfasser kenne und manchmal irre ich mich auch dabei und verwechsle etwas.
Bei Ulrich Becher habe ich das, glaube ich, gar nicht so sehr gemacht, als ich Anfang der Neunzehnneunzigerjahre zwei Bücher in der zur freien Entnahme Kiste der städtischen Büchereifiliale Gumpendorferstraße fand, da habe ich den Namen Johannes R. Becher gekannt, weil wir einen seiner Gedichtbände doppelt zu Hause hatten und vielleicht auch sonst und dann etwas, was heute nicht mehr möglich wäre, ein Buch ohne biografische Kenntnisse angelesen und deshalb weggelegt, dabei hatte ich den Bockerer damals sowohl im Kino als auch im Volkstheater gesehen.
Inzwischen hat sich das unbekannte Dichterimage gewendet, die „Murmeljagd“ ist erschienen, ich habe „Kurz nach 4“ gelesen, das inzwischen wieder aufgelegt wurde und im Sommer, den noch nicht wiederaufgelegten „Nachtigallenzyklus“. Konstantin Kaiser hat mir den von der Kramer-Gesellschaft herausgegebenen Briefband geschickt. Christoph Haacker hatte in seiner Neuauflage „Kurz nach 4“ einen umfangreichen Biografieteil und die Alte Schmiede war, als ich sie nach sieben erreichte, auch sehr voll.
Heinz Lunzer, Nils Jensen und und und habe ich gesehen.
Konstantin Kaiser hat, obwohl er gar nicht im Programm stand, das Buch und Ulrich Becher vorgestellt.
Vorher gab es ein paar Einleitungsworte von Kurt Neumann und Martin Roda Becher, der 1944 in New York geborene Sohn hat, die Briefe vorgestellt und ein paar Worte dazu gesagt, die dann von Anja Becher, 1977 in Basel geboren, die wahrscheinlich die Tochter bzw. Enkeltochter ist, gelesen wurden.
Konstantin Kaiser zog in seiner Einleitung natürlich den Bogen von dem Brief des Kindes, das seinen Vater zur Kriegsanleihe riet, bis hin zu den letzten Briefen aus New York, wo Becher schon sehr links bzw. kommunistisch war.
Interessant immer wieder neue Details herauszuhören, obwohl ich die Briefe schon gelesen und besprochen habe, ein Argument doch zu Lesungen zu gehen, auch wenn man das Buch schon kennt, man erfährt immer wieder Neues und es wurde auch nur ein Streifzug geboten.
Der Brief aus der Schule, wo der Sohn dem Vater von seinen schwulen bzw. lesbischen Lehrern schreibt, sich keine Sorgen um sein Abitur macht, höchstens unsicher ist, ob seine Lehrerinnen mit seinem Literaturverständnis etwas anfangen können. Dann kam der satirische Geburtstagsbrief an den Vater, wo Uli kein Gedicht mehr schickte und dann der, wo die Hochzeit mit Dana Roda mit P.S. P.S angekündigt wurde.
Dann die wo das politische Geschehen in Graz geschildert und dem Vater von der Rückkehr nach Deutschland abgeraten wurde, da der Sohn seinen Vater nicht retten wollte, „denn du kennst ja mein aufbrausendes Temperament!“
Das wurde auch in der Einleitung erwähnt, daß Uli Becher sehr jähzornig war und einmal eine Hitler Büste aus einer Wohnung geschmissen hat.
Mit dem letzten Briefm der schon die Rückkehr in die Schweiz ankündigte, endete die Lesung. Ein paar Irrtümer hat Konstantin Kaiser auch erwähnt, so hielt Becher zuerst nicht viel von Picasso und irgendwo hat er, glaube ich, auch geschrieben, nicht mehr nach Europa bzw. Österreich und Deutschland zurückkehren zu wollen, was er dann tat, obwoh er in der Schweiz 1990 gestorben ist.
Konstantin Kaiser hatte in der Diskussion auch einige Bonmonts anzubieten, nämlich, daß Becher am 13. März 1938 Österreicher geworden wäre und als 1953 Stalin starb, traurig über den Tod des Väterchens war. Da waren die Bechers in einer Pension am Graben, in der sie sehr oft abgestiegen subd, erzählte Sohn Martin, der auch erwähnte, daß sich sein Vater sehr oft mit seinen Freunden über die Politik zerstritten hätte und er mit ihm als Kind oft herumreiste.
Christoph Haacker war da, wußte einiges zu erzählen und wurde von Martin Roda Becher als einer der Becher Experten gelobt, der mehr über ihn, als er selber wüßte. Er und Konstantin Kaiser und der Co Herausgeber Dieter Häner, neben dem ich gesessen bin.
Konstantin Kaiser erwähnte, dann noch eine Diskussion, die am Dienstag im Republikanischen Club mit Martin Roda Becker über den „Bockerer“ stattfinden wird und wies auf den Büchertisch hin, wo es das Buch verbilligt zu kaufen gab.
2013-02-12
Briefverkehr
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